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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    stina23, 15.01.2024

    Als Buch bewertet

    Frau Professor Anouk Perleman-Jacob, eine hundertjährige Dame, will ihre Lebensgeschichte verfasst wissen, bevor sie stirbt. Zu diesem Zweck lädt sie den Schriftsteller Michael Köhlmeier in ihre Villa in Wien ein und beginnt zu erzählen…von ihrer Kindheit in St. Petersburg, den politischen Umbrüchen, dem erst feudalen, dann von Armut geprägten Leben, ihren Eltern und ihren Bekannten, die politisch mehr oder weniger aktiv und bedeutend sind, vor allem aber von der Angst, die alle immerzu begleitet. Besonders als sie mit 14 Jahren mit ihren Eltern auf ein Luxusschiff verfrachtet wird und sich dort als eine von nur zwölf Auserwählten wiederfindet, die Russland verlassen müssen oder dürfen, ist die Angst ausspioniert und getötet zu werden dauerhaft präsent. „Philosophenschiffe“ werden diese Schiffe genannt, die größtenteils Intellektuelle ins Ausland transportieren. Nachdem das Schiff einige Tage auf hoher See stillsteht und etwas oder jemand von einem weiteren Schiff an Bord gebracht wird, macht sich das gelangweilte und neugierige Mädchen daran, ihre Umgebung zu erkunden. Dabei stößt sie auf einen alten, kranken Mann, der von sich behauptet, Lenin zu sein. Sie besucht ihn häufiger, unterhält sich mit ihm und es beginnt eine Freundschaft, wie sie es selbst nennt, zwischen den beiden zu keimen.
    Auf einer der ersten Seiten behauptet die fiktive Figur Anouk, dass sie Michael Köhlmeier deshalb als Autor für ihre Biographie ausgewählt hat, weil man ihm oft nicht glaubt, wenn er die Wahrheit schreibt, ihm aber Glauben schenkt, wenn er lügt. „Das Philosophenschiff“ treibt genau dort, zwischen Wahrheit und Erfindung und man weiß nie so genau, wo man sich gerade befindet. Das übte für mich eine besondere Faszination beim Lesen aus. Einiges habe ich auf den Wahrheitsgehalt überprüft, aber meistens ließ ich mich einfach von den Erzählungen der alten Dame mit auf ihre Lebensreise nehmen. Sie prägen den Großteil des Buches und somit den Schreibstil, der dadurch etwas gewöhnungsbedürftig sein kann, sich für mich aber gut und flüssig lesen ließ. Die Passagen, in denen der Autor zB Recherchen anstellt, unterscheiden sich im Schreibstil.
    Für mich ein außergewöhnliches Buch mit viel Information zu Russland, seinen Politikern und Bürgern Anfang des 20. Jahrhunderts und über eine Frau, die es so geben hätte können. Ich habe es gerne gelesen, zu meinen Lieblingsbüchern zählt es nicht.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Batyr, 14.02.2024

    Als Buch bewertet

    Vexierbild der Geschichte
    Wer mit dem Werk von Michael Köhlmeier vertraut ist, kennt seine Tendenz, Ereignisse und Figuren der Geschichte zu dekonstruieren, neu zu montieren - zur grenzenlosen Freude seines geneigten Lesepublikums.

    In seinem neuesten Roman richtet er seinen Blick auf ein Detail der Geschichte der Sowjetunion, der Deportation missliebiger Intellektueller, die womöglich den Erfolg der Revolution in Frage stellen könnten.

    Die Ereignisse im Sankt Petersburg des frühen 20. Jahrhunderts und auf dem Philosophenschiff vermittelt Köhlmeier aus dem Erlebenshorizont eines jungen Mädchens - doch verbalisiert aus der Erinnerung einer Hundertjährigen - eine Brechung, die die Bewertung durch den Leser in Frage stellt. In die gleiche Kerbe haut Köhlmeiers Kniff, einen durch seine Unglaubwürdigkeit, seine Unzuverlässigkeit charakterisierten Schriftsteller zum Sprachrohr zu machen.

    Schnell wird deutlich, dass die Situation auf dem Schiff als Laborbericht, als Versuchsanordnung, als Experiment zu lesen ist. Wie agieren Individuen, wenn es keine Aussicht auf eine Rückkehr in die vertrauten Verhältnisse gibt, die Zukunft jedoch eine umfassende Leerstelle darstellt?

    Köhlmeier dreht diese Schraube noch eine Windung weiter, wenn er es zu einer völlig unglaubwürdigen, fiktiven Begegnung zwischen der vierzehnjährigen Anouk und dem gänzlich verfallenen Vorreiter der Revolution, Lenin, auf diesem Schiff kommen lässt. Gleichfalls Passagier auf dem Weg in die Deportation, erscheint Lenin als obsolet, entbehrlich, als Relikt der Geschichte. Die vollkommene Relativierung aller Verhältnisse tritt ein, wenn das Opfer und der Verursacher der historischen Entwicklung sich als Freunde empfinden.

    Überdeutlich wird Köhlmeiers Perspektive auf die Geschichte in der skurrilen, überdrehten Szene am Schluss des Romans, wenn die endgültige Entsorgung des überlebten Revolutionärs dem Spiel des Zufalls überlassen wird. In perfider Weise werden die Bedingungen geschaffen, die sein Verschwinden ‚wie von selbst‘ ermöglichen.

    Selten war ein Roman von Michael Köhlmeier von so viel Pessimismus, Distanz, Relativierung geprägt.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    AnnaMagareta, 21.02.2024

    Als Buch bewertet

    Eine spannende Kombination aus Fakten und Fiktion

    „Das Philosophenschiff“ ist eine fiktive Geschichte, die auf historischen Ereignissen beruht, des in Österreich lebenden Autors Michael Köhlmeier.

    Über die bekannte europäische Architektin Professor Anouk Perleman-Jacob gibt es bereits zwei Biografien. Inzwischen ist sie 100 und möchte, dass eine Monografie - über das, was noch niemand weiß - geschrieben wird. Dafür hat sie sich den Autor Michael Köhlmeier ausgesucht, einen Autor, dem man oft nicht glaubt, wenn er die Wahrheit schreibt und dem man Glauben schenkt, wenn er schummelt. Sie beginnt 1922 in Russland als sie mit ihren Eltern auf eines der Philosphenschiffe gebracht wird. Die Philosphenschiffe gab es wirklich und mit ihnen wurden unliebsame Intellektuelle aus dem Land gebracht.

    Die Handlung findet auf zwei Ebenen statt. Da sind der Autor und Anouk, die ihm von ihrem Leben erzählt und die Erinnerungen der alten Dame. Durch diese erhält man Einblicke in die russische Geschichte, die Atmosphäre auf dem Philosophenschiff, dem Ende Lenins und den Anfängen von Stalin.
    Die historischen Begebenheiten wurden hier gelungen mit der Biografie von Anouk Perleman-Jacob verbunden. Vieles wird allerdings nur angerissen wodurch Fragen aufkommen, die nicht in Gänze beantwortet werden. Neben den historischen Ereignissen und den Einflüssen auf das heutige Europa gibt es auch Parallelen und Anspielungen auf die heutige Zeit.

    Mit Anouck Perleman-Jacob wurde hier eine interessante, leicht skurrile Protagonistin mit einem bewegenden und berührenden Leben erschaffen, an der ich beim Lesen meinen Spaß hatte. Ein durchaus gelungener Kontrast zu den historischen, teils sehr detaillierten, Fakten.

    Michael Köhlmeier hat hier gekonnt Fiktion und Realität miteinander verknüpft und das Buch bietet eine Menge Stoff zum Nachdenken. Auch wenn ich mir an einigen Stellen etwas mehr Informationen gewünscht hätte, habe ich das Buch gerne gelesen und kann es Lesern, die sich für die Geschichte Russlands interessieren, empfehlen.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    liesmal, 24.02.2024

    Als Buch bewertet

    Die hundertjährige Anouk Perleman-Jacob möchte ihre Lebensgeschichte so erzählen, wie sie noch keiner kennt. Sie will ihre eigene Wahrheit weitergeben an einen Schriftsteller, dem keiner wirklich glaubt, einem, bei dem sich die Lesenden nicht sicher sein können, ob er die Wahrheit schreibt oder nicht. Diesen Autor hat sie gefunden.

    Es hat eine Zeit gedauert, bis ich gemerkt habe, dass der Autor Michael Köhlmeier selbst zur Romanfigur geworden ist. Er hört der fiktiven Anouk Perleman-Jacob zu und schreibt ihre Geschichte als Roman. „Das Philosophenschiff“ ist eines von mehreren Passagierdampfern, mit denen russische Intellektuelle deportiert worden sind. Die damals 14-jährige Anouk Perleman-Jacob und ihre Eltern gehörten dazu.

    Niemand von ihnen wusste, was auf dem Schiff geschah. Doch die große Verunsicherung und die Ängste der Menschen, gerade im Hinblick auf die Frage, wem man vertrauen kann und vor wem man sich in Acht nehmen sollte, hat Köhlmeier sehr realistisch und spannend eingefangen. Die Verunsicherung der Menschen war stets hautnah spürbar.

    Mir hat sehr gefallen, dass historische Fakten – gründlich recherchiert – und Fiktion vermischt und miteinander verflochten wurden. Mir war oftmals nicht klar, ob die vielen historischen Erzählungen um reale Personen tatsächlich geschehen waren oder der Fantasie des Autors entsprungen sind. An dieser Stelle bin ich froh, dass es ein Leichtes ist, sich einer Suchmaschine zu bedienen, um sich näher zu informieren, wovon ich reichlich Gebrauch gemacht habe.

    Erschreckend war für mich, dass in den Erzählungen aus der Vergangenheit so viele Parallelen zur Gegenwart zu erkennen sind.

    „Das Philosophenschiff“ ist weit mehr als die Erinnerung einer alten Frau. Das Buch ist auch nicht eines, das man schnell weglesen kann. Mehrere Textpassagen habe ich mehrmals gelesen, um die ganze Tragweite erfassen zu können. Es ist ein Buch, das viel Anreize bietet zum Nachdenken.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    buchmachtkluch, 14.01.2024

    Als Buch bewertet

    Mann an Deck
    Sein Name: Wladimir Iljitsch, besser bekannt als Lenin. Revolutionär. Jetzt nur mehr ein Häufchen Elend, isoliert, krank, hilflos, im Rollstuhl – und das ausgerechnet auf dem „Philosophenschiff“, das der Fantasie seines eigenen Gehirns entsprungen ist. Dem Gehirn, das Wissenschaftler in Scheiben schneiden werden, um seiner vermeintlichen Genialität auf die Spur zu kommen. Nach seinem Tod natürlich. Und der ist nicht mehr weit.
    Michael Köhlmeier lässt die junge Anouk auf diesem Schiff mit ihrem „Freund“ Lenin zusammentreffen, der eigentlich ihr Feind ist. Sie gehört mit ihrer Familie zu der Handvoll Passagiere, die das Regime außer Landes schaffen will – gnädigerweise, denn mit anderen tatsächlichen oder vermeintlichen Widersachern macht der Diktator kurzen Prozess.
    Das Hauptaugenmerk ist aber auf die Gegenwart gerichtet, in der die nunmehr hundertjährige Architektin Anouk Perleman-Jacob ihre bewegte Lebensgeschichte erzählt. Hierbei verwebt der Autor geschickt historisch Belegtes mit fiktionalen Begebenheiten und Personen. Nur gelegentlich streut er eigene biografische Episoden ein, sofern sie in Bezug zur Thematik stehen. Was Köhlmeier als Urheber mit seinem persönlichen gekonnten Sprachstil wiedergibt, weiß er überzeugend als Originalton der überwiegend monologisierenden Protagonistin klingen zu lassen. So entsteht im Zusammentreffen von Realität und Fiktion, von Revolution und Tradition ein facettenreiches Bild von detailliert historischen Fakten und – weitaus mehr noch – sehr persönlichen Schicksalen, Dramen, Emotionen, Hoffnungen, Sehnsüchten und Enttäuschungen. Diese Mischung macht den Roman nicht nur zu einem Erkenntnisgewinn, sondern auch zur empfehlenswerten Lektüre, ganz in der Tradition seines Bestsellers „Zwei Herren am Strand“.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    MonaLena, 10.01.2024

    Als Buch bewertet

    Fiktion oder Wirklichkeit
    Der Roman Das Philosophenschiff hat mich aufgrund des Titels angesprochen, da ich in einem anderen Zusammenhang schon mal über das Thema gelesen habe.

    Der Autor Michael Köhlmeier war bislang nicht auf meiner Leseliste.

    Er schreibt aus der Sicht eines nicht so erfolgreichen Buchautors, der sich wundert zu der Ehrung der 100jährigen Architektin Anouk Perlemann-Jacob eingeladen zu werden. Er sitzt an diesem Abend mit am Tisch der Jubilarin und sie bittet ihn ihre 3. Biographie zu schreiben. Sie ist der Meinung da er ein Autor ist, dem man nicht alles glaubt, dass man ihm auch diese eine Geschichte nicht glauben wird. Ein wahrlich gelungener Schachzug.

    Sie lädt ihn für den nächsten Tag in ihr Haus ein, um ihm ihre Geschichte zu erzählen. Sie erzählt über ihre Jugend in St. Petersburg und die Ausweisung aus dem Land ihrer Geburt, wie sie und ihre Familie auf dem Philosophenschiff auf dem Weg ins Exil gelandet sind. Die genaue Ursache kennt auch sie nicht genau. Es hat mit der Bekanntschaft ihrer Mutter mit einem sogenannten Regimekritiker zu tun.

    Es ist eine Geschichte die sich in die historische Vergangenheit unter Stalin und Lenin und deren Umgang mit Künstlern und Personen die als Staatsfeinde betrachtet werden und das nur aufgrund ihres freien Denkens. Man ist als Leser hin und hergerissen was hier die Wahrheit und was Fiktion ist.

    Der Autor versteht es die Erzählungen und die Gespräche mit der alten Dame spannend wiederzugeben. Nur manchmal vermisst man eine gewisse Ausführlichkeit und noch mehr persönliche Hintergründe.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anna B., 05.01.2024

    Als Buch bewertet

    Lenin und die Hundertjährige

    Mich hat an diesem Buch zu allererst der Titel neugierig gemacht. Ich kannte den historischen Kontext dazu nicht. Der Klappentext hat dann erst Recht mein Interesse geweckt. Ich finde es immer sehr interessant wenn ich in Form eines Romans gleichzeitig etwas geschichtliches lernen kann. Im Gegensatz zum Geschichtsunterricht damals in der Schule finde ich das immer unglaublich spannend. Bei diesem Buch handelt es sich um eine Mischung aus Fiktion und geschichtlichen Fakten.

    Es geht um die 100-jährige Architektin Anouk Perlemann-Jacob. Sie lädt einen Schriftsteller zu sich ein um ihm von Ereignissen aus ihrem Leben zu berichten von denen sie noch nie jemanden erzählt hat. Über ihr Leben und Leiden unter der Herrschaft Lenins, von ihrer Ausweisung aus Russland und der Ausreise mit ihren Eltern auf einem der sogenannten Philosophenschiffe. Auf diesen Schiffen wurden unerwünschte Personen, meist Akademiker oder angesehene Personen, außer Landes gebracht, anstatt sie wie die anderen zu erschießen.

    Der Schreibstil ist erstmal etwas gewöhnungsbedürftig. Es ist wirklich wie wenn man etwas von einer sehr alten Dame erzählt bekommt, die sich manchmal wiederholt oder vom einen zum anderen Thema wechselt, wie das jeder sicherlich kennt. Mir hat es gefallen. Es wirkt authentisch und irgendwie sympathisch dieser alten Dame zu "lauschen". Inhaltlich fand ich es auch sehr interessant und unterhaltsam. Nicht zuletzt ist es natürlich auch erschütternd davon zu lesen wie die Menschen damals unter diesem Regime gelitten haben.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lilli-Marleen A., 25.01.2024

    Als Buch bewertet

    Wo liegt die Wahrheit?

    Frau Professor Anouk Perlemann - Jakob, Architektin, lädt zu ihrem 100. Geburtstag einen Schriftsteller ein. Diesen bittet sie, ihr Leben als Roman zu erzählen. Sie wächst in St. Petersburg auf. Mit 14 Jahren wird sie mit ihren Eltern und anderen Intellektuellen auf Lenins Befehl ins Exil geschickt. Dazu geht sie an Bord eines sogenannten "Philosophenschiffes". Doch das Schiff stoppt auf einmal mitten im Meer und ein unerwarteter Passagier geht an Bord. Lenin selbst.

    Das Buch hat sich sehr gut gelesen. Die betagte Dame füttert den Schriftsteller nämlich immer nur mit kleinen Häppchen aus ihrer Lebensgeschichte. So wartet man mit ihm, wie die Geschichte am nächsten Tag wohl weiter geht und dadurch wird ein konstanter Spannungsbogen erzeugt. Die Schrecken, die sie als Mädchen erlebt hat und nun zum ersten Mal jemanden anvertraut, lässt einen schon manchmal den Atem stocken.

    "Rückblickend war das große Grauen nur ein Anfang, ein zögerndes Tasten."

    Was mich an dem Buch etwas gestört hat war, dass ich irgendwann nicht mehr so ganz wusste, ob man der alten Dame alles wirklich so glauben kann. Aber das war wahrscheinlich auch so beabsichtigt.

    "Gesagt werden soll es. Und wenn es keiner glaubt, umso besser."

    Im Großen und Ganzen fand ich die Lektüre sehr spannend und teilweise auch erschüttern. Ein klein wenig mehr konnte ich auch mein Geschichtswissen wieder komplettieren.

    Eine Leseemfehlung für Freunde von Biografien und Romanen mit historischem Bezug.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    asc259, 14.01.2024

    Als Buch bewertet

    Der Autor wird von einer Hundertjährigen Stararchitektin aufgefordert ihre Biografie zu schreiben. Es gibt bereits zwei Biografien von ihr, doch hier erzählt sie ihm von ihrer Kindheit in Sankt Petersburg der frühen Sowjetunion.
    Sie schildert ihm diese Zeit aus dem Blickwinkel des Kindes, das sie damals war. Hunger, Elend und Tod waren etwas Alltägliches. Leichen von Verhungerten in den Straßen fanden keinerlei Beachtung. Ihre Eltern waren Intellektuelle, der Vater Architekt, die Mutter Forscherin. Vor der Revolution lebte sie in einem großen Haus, danach mussten sie sich eine kleine Wohnung mit Fremden teilen. Menschen aus ihrem Umfeld wurden ohne Weiters erschossen.
    Intellektuelle waren "unliebsame Personen", die auf sogenannten Philosophenschiffen ausgewiesen wurden. Die Familie der Erzählerin gehörte zu diesen Personen und sie erzählt von der Zeit auf dem Schiff, auf dem sie in der 3. Klasse untergebracht waren. Nachts macht das Mädchen heimlich Erkundungstouren. Auf dem Deck der 1. Klasse begegnet sie Lenin, der zu jener Zeit aufgrund von Schlaganfällen im Rollstuhl sitzt und liest. Sie kommt mit ihm ins Gespräch.
    Der Autor hat die historischen Ereignisse jener Zeit recht gut recherchiert. Es ist ein Stück Geschichte, die wir in der DDR vollkommen anders vermittelt bekommen haben.
    Am Ende bleibt offen, ob die Begegnung mit Lenin Wahrheit oder Fiktion ist.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Martha D., 08.01.2024

    Als Buch bewertet

    Die Geschichte beginnt mit Anouks Erzählung. Sie suchte einen Schriftsteller der noch nicht allzu bekannt war und ihre Geschichte (keine Biografie) aufnahm. Sie erzählt aus ihrer Jugend die recht gut verlief. Ihre Mutter war eine anerkannte Ornithologin, sicher eine Seltenheit zu dieser Zeit als Frau, die weite Reisen unternahm, wie z.B. nach Norwegen. Ihr Vater war ein bekannter Professor der Architektur. Sie verkehrten in den sogenannten höheren Kreisen und genossen ein hohes Ansehen. Anouk schildert ihren Vater mehr als Gebieter, die Herzlichkeit die sie vermisste und ihn mehr zu einem Familienmitglied machte. Als Vaterfigur nicht geeignet. Anouk fehlt es erstmal an nichts trotz der ärmlichen Verhältnisse im Land das von Hungersnöten geplagt wurde. Dann wurden sie von der Regierung aufgefordert das Land zu verlassen. Sicher eine weise Entscheidung zu der richtigen Zeit bevor alles den Bach runterging. Sie durften nicht viel mitnehmen und schon gar keine ausländische Währung. Anouks Theorie ist das sie und andere das Land verlassen weil ein Genosse Lenins Buch verrissen hatte. Eine gewagte These! Ich finde das Buch ganz zeitlos und habe mich gerne durchgelesen. Es bestimmt kein Buch das mit Spannung geladen ist, aber eines das zum Nachdenken animiert.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yellowdog, 29.01.2024

    Als Buch bewertet

    Der Bericht

    Der Österreichische Schriftsteller Michael Köhlmeier hat eigentlich immer einen originellen Schreibstil, so auch hier.
    Ein Schriftsteller (Köhlmeier selbst?) erklärt sich bereit aus dem Leben einer 100jährigen Frau ein Buch zu machen. Dabei ist insbesondere die Verschiffung unliebsamer Personen, vor allen Intellektuelle 1922 aus Russland zu schaffen. Diesen Vorgang gab es wirklich.
    Das Gespräch zwischen der Dame, die das damals als 14jährige mitmachte und dem Schriftsteller sind nicht ohne Witz.
    Es wechselt zwischen ihren Dialogen und den Berichten der Frau.
    Diese Berichte sind spekulativer Art. Es gibt viele gute Passagen, wie die Begegnung mit Lenin. Es gibt zahlreiche weitere Abschnitte, die außerordentlich gut verfasst sind.Michael Köhlmeier weiß wirklich zu schreiben, detailliert und gründlich, dennoch behält er eine Leichtigkeit.
    Ein gutes Buch, wenn auch nicht mein Lieblingsbuch des Autors, den ich sehr schätze. Aber geschickt erzählt ist auch dieser Roman.

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  • 4 Sterne

    Anonym, 03.04.2024

    Als Buch bewertet

    Vermischt Realität mit Fiktion


    Mit seinem neusten Werk knüpft Michael Köhlmeier an sein Werk „Zwei Herren am Strand an“. Diesmal geht es um die Philosophenschiffe, die sich Lenin ausgedacht hat, um unerwünschte Intellektuelle aus der Sowjetunion herauszuschaffen. Köhlmeier beleuchtet das Schicksal der auf den Philosophenschiff lebenden Menschen durch die Augen von Anouk Perleman-Jacob und ihren Eltern. Die fiktive Anouk war selber erst 14 als sie mit ihren Eltern auf eins der Philosophenschiffe kam, und berichtet jetzt im Alter von 100 Jahren einem Schriftsteller von ihren Erlebnissen auf dem Philosophenschiff. Dabei verfremdet Köhlmeier bewusst Realität und Fiktion und lässt Lenin 5 Tagen nach Abfahrt auf das Philosophenschiff bringen. Köhlmeier erzählt Geschichte mal aus einem anderen Blickwinkel, bei dem die gnadenlose Vorgehensweise der Bolschewisten aber auch ihre Schwäche deutlich wird.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    lindi s., 04.01.2024

    Als Buch bewertet

    Auf dem dezent gehaltenen Cover sieht man ein Dampfschiff. Es ist gut vorstellbar, dass es im Jahre 1922 unterwegs war.
    Spannend ist nicht nur die Geschichte selbst, sondern auch, wie geschickt Fiktion und die Realität jener Zeit miteinander verwoben werden.
    Zu ihrem 100. Geburtstag lädt die Architektin Anouk Perleman-Jacob einen Autoren zu sich ein. Sie bittet ihn, einen Roman über ihr ereignisreiches Leben zu schreiben.
    in diesem Zusammenhang auch etwas über den bereits kranken W.I. Lenin zu erfahren, belebt das Geschehen außerdem.
    Von dem Schriftsteller Michael Köhlmeier habe ich bisher kein Buch gelesen. Aber sein Schreibstil gefällt mir. Er ist ausdrucksstark, einfühlsam und gut verständlich .
    Wer mehr geschichtliche Fakten, aus der Zeit von vor 100 Jahren, erfahren möchte, sollte dieses Buch ruhig lesen. Mir hat es gefallen.

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  • 3 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    KatrinB, 29.02.2024

    Als Buch bewertet

    In dem Buch „Das Philosophenschiff“ befasst sich der Autor Michael Köhlmeier mit einem wichtigen und bedrückenden Kapitel der sowjetischen Geschichte. Ein Schriftsteller, hinter dem unschwer der Autor Köhlmeier zu entdecken ist, wird von der 100jährigen Star-Architektin Anouk Perleman-Jacob eingeladen, ihr Leben als Roman niederzuschreiben. Sie wurde in Sankt Petersburg geboren, war Zeitzeugin des bolschewistischen Terrors und wurde als junges Mädchen zusammen mit ihrer Familie und anderen Intellektuellen auf Befehl Lenins zwangsexiliert, indem sie auf den so genannten „Philosophenschiffen“ ins Ausland deportiert wurde. Auf einem dieser Schiffe trifft sie dann auf Lenin selbst.

    Da mich die Thematik sehr interessiert, bin ich voller Erwartungen an das Buch herangegangen, wurde aber enttäuscht. Das liegt auch am Stil und an der Form, die Köhlmeier - aus mir unverständlichen Gründen - gewählt hat. Innerhalb der Rahmenhandlung nimmt der Autor die Erinnerungen der Architektin mit seinem Handy auf und gibt sie in Originalton wieder. Das Ergebnis sind sprachlich sehr einfach strukturierte Monologe, die die mündliche Erzählweise heraufbeschwören, was für mich auf Dauer sehr ermüdend war. Perleman-Jacob erzählt seltsam unbeteiligt und distanziert und an keiner Stelle gelingt es Köhlmeier, dass ich „warm“ mit seiner Hauptfigur wurde. Dabei hat sie wirklich eine Menge zu berichten, die meisten auftretenden Personen sind – anders als die Protagonistin – historisch verbürgt und zeichnen sich durch ihre aufregenden Lebensgeschichten aus. Da diese mir zum größten Teil nicht bekannt waren, habe ich die Lektüre des Buchs immer wieder unterbrochen, um im Internet zu recherchieren, weil mir ansonsten die Zusammenhänge geworden wären. Es scheint, dass der Autor da eine Menge voraussetzt – oder sein Thema einfach nicht wirklich wichtig nimmt, um tiefer einzusteigen. Viel eher schien es ihm daran gelegen, Parallelen zu Putin und der aktuellen Situation in Russland zu ziehen.

    Auch ein stringenter Handlungsbogen ist für mich nicht zu erkennen, die Geschichte springt immer zwischen verschiedenen Zeitebenen, der Autor (Köhlmeier?) flicht Elemente aus seiner eigenen Biographie mit ein und am Ende zerfasert die Geschichte vollständig. Trotz alledem habe ich einiges Interessante durch die Lektüre erfahren, aber ich hatte und habe ganz stark den Eindruck, dass hier eine Menge Potenzial verschenkt wurde.

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  • 3 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    dj79, 09.03.2024

    Als Buch bewertet

    Es gibt nur eine Macht. Die Macht zu töten.
    Die Hundertjährige Architektin Anouk Perlemann-Jacob bittet einen wenig renommierten Schriftsteller ihr Leben in einem Roman zu verarbeiten. Die Geschichte beginnt, als Anouk auf Lenins Befehl hin mit einem Philosophenschiff ins Exil deportiert wird. Wenige Personen der sogenannten Intelligenzija sind mit ihr auf dem völlig überdimensionierten Schiff. Die Crew des Schiffes bleibt für die Passagiere verborgen. Sie haben nur einander, vermuten Spionage, die Stimmung ist von Misstrauen geprägt. Als das Schiff mehrere Tage auf offenem Meer hält, geht die Angst um.

    Vor diesem Hintergrund spinnt Michael Köhlmeier eine Story aus historischen Fakten und frei erfundenen Lügen zusammen, die die Erinnerungen der gealterten Anouk Perlemann-Jacob darstellen sollen. Natürlich verändern sich Erinnerungen im Laufe der Zeit, Details gehen verloren, Lücken werden aufgefüllt. Doch in solch extravaganter Ausprägung wie hier sind mir Erinnerungen noch nie begegnet. Ehrlich gesagt hat mich damit der Autor auch ein Stück weit abgehängt, da ich nicht so recht ausmachen kann, was er seiner Leserschaft mit diesem Roman sagen will. Will er alternative Fakten anprangern? Will er auf sich wiederholende Geschichte aufmerksam machen? Vieles ist mir ein Rätsel geblieben. Themen werden angerissen, später nicht weiterverfolgt. Personen, die der Geschichte wenig dienen, nehmen in meiner Wahrnehmung viel Raum ein. Soll unsere Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit widergespiegelt werden oder die ausufernde Phrasendrescherei von Leuten, die eigentlich nichts zu sagen haben? Vielleicht alles davon vielleicht Nichts.

    Dabei habe ich die Kapitel einzeln betrachtet, eigentlich ganz gern gelesen. Rein sprachlich hat mich der Roman schon abgeholt. Beeindruckt haben mich die Ausführungen, die Köhlmeier Lenin über Macht sprechen lässt, sowie Stalins Ausführungen über die leichtfertig aufgegebene Freiheit des Volkes, um selbst keine Verantwortung und kein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Das gibt mir schon zu denken.

    Insgesamt ist mir „Das Philosophenschiff“ allerdings zu zerfasert und über weite Strecken auch zu weit weg von historischer Glaubwürdigkeit. Zudem hätte ich mir ein Nachwort oder irgendeine Erklärung gewünscht, die mich nochmal aus anderer Richtung abholt. So bleibe ich nach der Lektüre etwas ratlos zurück.

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  • 3 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseleucht, 31.12.2023

    Als Buch bewertet

    Fremd
    Das Philosophenschiff ist per se ein spannendes Sujet: Auf ihm wurden die den russischen Revolutionären unliebsam gewordenen Inellektuellen, sofern sie nicht erschossen wurden, ins Ausland abgeschoben. So auch die 14jährige Anouk Perlemann-Jacob. An ihrem 100. Geburtstag beginnt, sie einem Schriftsteller von diesem Lebensabschnitt zu erzählen.
    Beeindruckend ist, wie es dem Autor gelingt, den beiden Protagonistin so unterschiedliche Erzählstile in den Mund zu legen, dass man sie jeweils daran erkennt, ohne dass erklärt werden müsste, wer spricht. Dabei liegt mir die Sprechweise und die Figur des Schriftstellers ein wenig näher, auch wenn er insgesamt sehr im Hintergrund bleibt. Er ist eher eine Projektionsfläche für die Erzählung Anouk Perlemann-Jacobs. Ihr Art zu erzählen wirkt auf mich irgendwie hektisch und immer noch im Duktus einer 14jährigen, die ein lange gehütetes Geheimnis offenbart. Sie schildert eine düstere Zeit im revolutionären Russland und auf dem großen Ozeandampfer, der sie in eine ungewisse Zukunft bringt. Ihre Erlebnisse haben etwas geradezu Surreales, das sich damit aber auch einem klaren historischen Blick auf die Ereignisse entzieht. Ohne ein Minimum an Vorkenntnissen wäre es mir schwer gefallen, mich in die Geschehnisse eindenken zu können. Hinzu kommt das Erzählen in Zeitsprüngen, das ab und an auch auf Nebengleise abzudriften scheint und manchmal in Erzählschleifen auf bereits Erzähltes zurückkommt, dass es schwer macht, sich in einem Erzählsog wiederzufinden.
    Für mich ist die Lektüre fremd und damit deutlich hinter meinen Erwartungen geblieben. Mir hat sich des öfteren die Frage aufgedrängt, was der Sinn dieser Erzählung sein könnte, die manchmal historisch, manchmal philosophisch, aber nichts davon eindeutig, daherkommt. Geht es einfach nur darum zu erzählen und das Spiel mit der Fiktion, wenn sie Anouk Perlemann-Jacob an einen Schriftsteller wendet, der niederschreiben soll, was sie ihm erzählt, in dem Wissen, dass alles Wahre sich hinter der Erfindung verstecken kann? Einige vermeintliche historische Ereignisse, auf die in diesem Büchlein rekurriert wird, kann man sich in der Wirklichkeit so vorgestellt haben, findet man aber nicht immer in ihrer Historizität verbürgt.

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  • 3 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Xana, 13.01.2024

    Als Buch bewertet

    Das Philosophenschiff hat in mir die Erwartung geweckt, eine interessante und ungewöhnliche Lebensgeschichte zu erfahren, die philosophische Fragen aufwirft und eine andere Sichtweise auf das Leben zeigt. Diese Erwartung wurde von dem Buch nicht erfüllt, weshalb ich es nicht wirklich weiterempfehle. Es ist okay zu lesen, ist stellenweise interessant, aber insgesamt einfach zu wenig aussagekräftig.
    Der Hauptcharakter ist Anouk, eine alte Frau und renommierte Architektin, die über ihre Flucht aus Russland in ihrer Kindheit berichtet. Man erhält ein paar wenige Einblicke in das Leben in Sankt Petersburg kurz nach dem Sturz des Zaren. Dabei liegt der Fokus auf der gebildeten und überprivilegierten Schicht. Die Familie wird auf einem Schiff ins Exil geschickt und muss Ängste vor Verrat und Tod durchstehen. Dabei lernt Anouk in der Vorstellung des Autors Lenin kennen. Diese Begegnung ist der Aufhänger des Buchs, hat diesen Stellenwert jedoch nicht verdient. Das einzige wirklich Lobenswerte an diesem Buch ist für mich der Schreibstil.
    Das Philosophenschiff hat in mir die Erwartung geweckt, eine interessante und ungewöhnliche Lebensgeschichte zu erfahren, die philosophische Fragen aufwirft und eine andere Sichtweise auf das Leben zeigt. Diese Erwartung wurde von dem Buch nicht erfüllt, weshalb ich es nicht wirklich weiterempfehle. Es ist okay zu lesen, ist stellenweise interessant, aber insgesamt einfach zu wenig aussagekräftig.
    Der Hauptcharakter ist Anouk, eine alte Frau und renommierte Architektin, die über ihre Flucht aus Russland in ihrer Kindheit berichtet. Man erhält ein paar wenige Einblicke in das Leben in Sankt Petersburg kurz nach dem Sturz des Zaren. Dabei liegt der Fokus auf der gebildeten und überprivilegierten Schicht. Die Familie wird auf einem Schiff ins Exil geschickt und muss Ängste vor Verrat und Tod durchstehen. Dabei lernt Anouk in der Vorstellung des Autors Lenin kennen. Diese Begegnung ist der Aufhänger des Buchs, hat diesen Stellenwert jedoch nicht verdient. Das einzige wirklich Lobenswerte an diesem Buch ist für mich der Schreibstil.

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  • 3 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ursula U., 09.02.2024

    Als Buch bewertet

    Die Hundertjährige, ehemalige Stararchitektin Anouk Perleman-Jacob möchte einem Schriftsteller Ausschnitte aus ihrem Leben erzählen. In kurzen, täglichen Treffen wird über die Gegenwart gesprochen, es wird eingekauft, Essen gekocht, getrunken und über die Abwesenheit des Autors von seiner Frau berichtet. Im Mittelpunkt über die Vergangenheit von Anouk steht ihre Deportation aus der Sowjetunion mit einem sogenannten Philosophenschiff. Im Jahr 1922, Anouk war 14 Jahre alt, beschloss Lenin, alle unliebsamen Intellektuellen aus dem Land zu entfernen. Wer Glück hatte landete auf so einem Schiff, andere wurden ermordet. Dass sich Lenin selbst auch auf diesem Schiff befunden haben soll ist reine Fiktion, viele andere Personen, von denen in der Geschichte erzählt wird, gab es jedoch. Anouk stammte aus einem gutbürgerlichen Milieu, sie wuchs in einem großen Haus mit Personal auf, sie genoss eine gute Bildung. Bis die Revolution ihr Leben veränderte. Im Gegensatz zu ihrem Vater, der sich nur ein Leben in der alten Heimat vorstellen konnte, lernte Anouk schnell die Vorzüge und Möglichkeiten im kapitalistischen Westen schätzen. Ihre Wege führten sie nach Berlin, in die USA und nun nach Österreich.
    Die russische Geschichte ist interessant, ohne eigene Vorkenntnisse kann man der Handlung des Romans jedoch nur schwer folgen. Die Episoden sind in immer wechselnden Zeitebenen und -orten erzählt, viele Personen werden vorgestellt, die man nicht immer richtig zuordnen kann. Der Schreibstil gefällt mir gut, die Handlung hingegen ist zu verworren.

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  • 3 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Brigitte S., 26.01.2024

    Als Buch bewertet

    Also, eigentlich hatte ich mich auf den Roman gefreut. Ich mag den Autor und
    habe schon einiges von ihm gelesen. Ich muss aber sagen, dass ich mich durch
    dieses Buch durchgequält habe.
    Dabei klang die Beschreibung so spannend. Ich interessiere mich für die russische
    Geschichte und erwartete einen packenden Roman, in dem man ganz nebenbei
    noch ein bisschen Geschichtsunterricht erhält unterhaltsam verpackt.

    Dabei geht die Geschichte sehr gut los. Der Schriftsteller wird von der hundertjährigen
    Anouk Perlemann-Jacob in ihr Haus in Wien eingeladen. Sie bittet ihn, ihre Geschichte
    aufzuschreiben. Frau Jacob war eine bedeutende Architektin und wurde 1908 in St.
    Petersburg geboren. Als Vierzehnjährige wird sie mit ihren Eltern und zehn anderen
    elitären Russen auf ein Schiff gebracht und aus Russland verbannt. Später kommt
    dann auch noch der schwerkranke Lenin auf das Schiff.

    Ja wie gesagt, der Stoff klingt gut. Aber wie der Roman erzählt wurde, hat mir nicht
    gefallen. Die alte Frau hat der Schriftsteller sehr sprunghaft erzählen lassen. Man
    hatte Mühe, den Faden nicht zu verlieren. Auch war mir diese Dame etwas
    unsympathisch.
    Das Buchcover find ich gelungen. Zum Roman muss ich sagen, dass ich froh
    war, als er zu Ende war.

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  • 3 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lesemone, 08.01.2024

    Als Buch bewertet

    Die Architektin Anouk Perleman-Jacob bittet zu ihrem 100. Geburtstag einen Schriftsteller darum, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Sie erzählt, wie sie mit ihren Eltern in Russland lebte und plötzlich des Landes verwiesen wurde. Sie müssen mit einem Schiff Richtung Westen fliehen und landen am Ende in Österreich.

    Gut gefallen haben mir die Schilderungen der Zustände im damaligen Russland. Viel verändert hat sich ja bis heute nichts. Für ein Kind, wie es Anouk damals war, muss es sehr befremdlich gewesen sein, plötzlich seine Sachen packen zu müssen und auf ein Schiff verfrachtet zu werden, mit einem ungewissen Ende. Mir waren jedoch die Schilderungen der Flucht zu gefühllos erzählt. Es gibt keine Höhen und Tiefen im Buch. Die Protagonistin rattert geschichtliche Fakten und ihre Eindrücke nüchtern herunter und der Schriftsteller hört zu und stellt ab und an mal eine Zwischenfrage. Gerade die Erzählung, was auf dem Schiff vor sich ging, verliert durch die sachliche Schilderung total an Wirkung. Für mich ist das Buch eine sehr nüchterne Biografie, bei der man viel Interesse an der russischen Geschichte mitbringen muss.

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