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    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    ikatzhorse2005, 18.04.2019

    Bürgerin aller Zeiten - Die Schönaus 1913-1933 von Heike Wolf
    1913 ist Lotte 4 Jahre alt. Sie wächst in einem gut behüteten, komfortablen Elternhaus im Musikerviertel in Leipzig auf. Eines weltwichtigen Tages ist sie zusammen mit ihrem Vater Wilhelm auf dem Weg zur Einweihung des Völkerschlachtdenkmals. Beide bummelten durch die festlich geschmückte Stadt, vorbei an der Kanzlei ihres Vaters und des jüdischen Geschäftspartners und Freudes Hr. Kron sowie der Goethe Statue hin zum Marktplatz zum Besuch des Kaisers. Als die Prozession vorbeizieht, winkt Lotte mit ihrer schwarz-weiß-roten Fahne in Richtung Kutsche und ist sich ganz sicher: "Ich habe den Kaiser gesehen!" Friedlich, voller Glück und Wohlstand ahnt die Familie Schönau nicht, was in den kommenden Jahren für Veränderungen auf das Land, die Leute und die Welt zukommen sollen. Im Sommer 2014 weilen die Schönaus in Ahlbeck und erhalten die erschütternde und alles verändernde Nachricht: "Krieg!"...
    Mir gefällt das realistische, lebensechte Cover mit diesem grandiosen Buchtitel, dessen Sinn sich erst in der Erzählung erschließt! Heike Wolf hat hier ein geschichtliches, von der eigenen Familie inspiriertes Meisterwerk in Romanform erschaffen. Anhand der fiktiven Familie Schönau geht die Autorin auf eine beeindruckende Zeitreise und lässt, dank ihres bildhaften Schreibstils längst vergilbte Bilder wieder aufflammen. Ab der ersten Zeile habe ich mich als Teil der Familie Schönau gefühlt und bin mit den Hauptprotagonisten durch Leipzig und Berlin spaziert. Die Charaktere sind lebensnah und stehen für einzelne Überzeugungen und Ideologien. Das liebenswerte Modschekiebchen Lotte; die kaisertreue Augusta; die dialektsichere, gute Seele des Hauses, Mathilde; Freigeister wie Dorchen und Johann sowie die jüdische Familie Kron und viele andere..., alle Protagonisten sind durchweg charakterstark und bei ihren Auftritten im Buch allseits präsent. Die Glaubwürdigkeit wird immer wieder duch die fesselnde Erzählweise unterstrichen. Heike Wolf gelingt ein Balanceakt zwischen Fakten und emotionler Aufgewühltheit. Die historischen Details sind fließend in das Gesagte eingebunden und wirken informativ, passend platziert. Dies zeugt von einer exzelenten Recherche und einem enormen Hintergrundwissen. Die Bürgerin aller Zeiten liest sich leicht und flüssig, trotz schwieriger Gegebenheiten. Die Autorin gibt hinreichende Lichtblicke in einer von Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten gezeichneten Zeit. Das positive Gefühl bleibt bestehen trotz zahlreicher Schicksalsschläge.
    Neben den fortlaufenden Ereignissen ab 1913 gibt es einen weiteren Erzählstrang aus dem Jahr 1989, in dem Lotte ihren achzigsten Geburtstag plant. Diese kurzen Episoden sind perfekt in die Geschichte eingeflochten und wecken durch die faszinierend erzählten Worte und Anrisse in die vergngenheit die Neugier des Lesers. So entsteht eine in sich runde, überzeugende Geschichte der Schönaus und ihren Lieben, die jedoch noch nicht zu Ende erzählt ist. In "Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf", dem 2. und abschließenden Band berichtet Heike Wolf von den dramatischen Ereignissen von 1935-1957.
    Fazit: "Bürgerin aller Zeiten", Teil 1 der Schönau-Saga hat mich in seinen Bann gezogen und durchweg begeistert. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu lesen und habe so gut wie alles um mich herum vergessen. Neben dem emotionalen Plot habe ich interessante Details erfahren. Band 2 liegt schon bereit, denn ich möchte unbedingt in den abschließenden Zeitabschnitt eintauchen, weil mir die Figuren sehr ans Herz gewachsen sind. Mit diesen beiden Romanen umspannt die Autorin die Kaiserzeit, die Weimarer Republik, einen Krieg, der Ende Juli 1914 begann und 1945 endete, die Umwälzungen der DDR bis hin zum Mauerfall. Verstaubt, altbacken, keineswegs! Nie war Geschichte so lebendig und wurde mit größerer Begeisterung erzählt!
    Ganz große Erwartungen werden hier erfüllt und somit kann ich diese bewegende Familiengeschichte uneingeschränkt empfehlen. Ein richtig guter historischer Roman und ein absolutes Lesehighlight!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Siglinde H., 21.04.2019

    Gelebte Geschichte
    Charlotte feiert am 09.011.1989 ihren achtzigsten Geburtstag. Während die Geburtstagsvorbereitungen laufen, die Republik auf ein historisches Datum zusteuert, erinnert sich Charlotte an damals, als alles begann.
    Die Geschichte beginnt 1913. Die vierjährige Charlotte, genannt Lotte, lebt mit ihren jüngeren Geschwistern Dorchen und Heinrich und den Eltern Luise und Wilhelm, einem Rechtsanwalt, in Leipzig. Der Familie geht es gut bis zum Jahr 1914. Wilhelm muss an die Front. Zuhause versucht die Familie mit den Folgen des Krieges , insbesondere der Lebensmittelknappheit, zu recht zu kommen. Dank dem guten Geist der Familie, der Hausangestellten Mathilde und Besuchen auf dem Gut der Großeltern überlebt die Familie Schönau die Hungerjahre. Wilhelms Schwester sorgt in dieser Zeit für einen Eklat. Amalie, Tochter aus großbürgerlichem Haus, hat gegen den Willen der Eltern einen Sozialdemokraten geheiratet. Überfordert von den Kriegsumständen und mit einer egoistischen Persönlichkeit ausgestattet lässt Amalie ihre Kinder Johann und Emmy zurück und flieht nach Berlin. Johann lebt fortan bei den Schönaus und wird liebevoll in die Familie aufgenommen. Die Schönaus überleben den 1. Weltkrieg und die Wirtschaftskrise. Die Kinder werden erwachsen. Johann sucht sein Glück als Fotograf in Berlin. Er hofft dort auch seine Mutter wieder zu finden. Dorchen entdeckt ihre Liebe und ihr Talent für`s Schreiben und macht sich ebenfalls auf nach Berlin. Dort findet sie ihre große Liebe Levin, einen jüdischen Reporter. Lotte lebt weiterhin bei den Eltern und studiert. Heinrich sympathisiert mit der erstarkenden NSDAP. Die Geschichte endet 1933. Das Leben der Schönaus ist gezeichnet von schweren Schicksalsschlägen. Doch die dunkelsten Jahre liegen noch vor ihnen.
    Ich habe das Buch mit wachsender Begeisterung gelesen. Die Verknüpfung der Familiengeschichte der Schönaus mit den geschichtlichen Ereignissen ist der Autorin aufs beste geglückt. Jedes Familienmitglied ist liebevoll geschildert und steht mit den ihm eigenen Charakterzügen für unterschiedliche Lebensplanungen. Die brave Lotte, ganz bürgerlich und gute Tochter, die bis zu ihrer Hochzeit zuhause lebt, ist immer darauf bedacht, die Regeln einzuhalten. Dagegen das selbstbewusste Dorchen, die sich nicht um die Konventionen schert, lebt unverheiratet mit einem Mann in Berlin zusammen. Und dann ist da das Nesthäkchen Heinrich, das immer im Schatten seiner Schwestern steht und sich vom Gedankengut der Nazis und deren Träume von Macht und Einfluss angezogen fühlt. Mittendrin die Eltern, aufgewachsen im Kaiserreich, versuchen sie mit der neuen Zeit Schritt zu halten. Ich habe mit der Familie gelacht, gehofft und gelitten. Und nebenbei habe ich durch die Familie Geschichte erlebt. Was kann man mehr von einem Buch erwarten ?

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  • 5 Sterne

    Annett H., 09.02.2020

    Das Buch:
    Nachdem ich von Heike Wolf bereits den ersten Teil ihrer großartigen Allender-Trilogie gelesen hatte, war ich absolut gespannt auf den ersten Teil der Schönau-Dilogie. Meine Erwartungen waren extrem hoch, da mich die Allenders so unglaublich beeindruckt hatten. Ich wurde nicht enttäuscht!
    Das Cover ziert ein authentisches Familienfoto der 3 Schönau Geschwister, womit es aus den heutigen Standard-Covers für historische Romane hervorsticht und belegt, dass die Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht. Ein Umstand, der die Geschichte in meinen Augen noch einmal emotionaler macht.
    Die Geschichte wird auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen erzählt – einerseits die recht knappen Passagen in 1989 und andererseits die Passagen, die dieses Buch ausmachen, in der Zeit von 1913 bis 1933. Die einzelnen Kapitel sind mit den entsprechenden Jahreszahlen – in 1989 sogar mit kompletten Daten – überschrieben, sodass der Leser stets den Überblick behält, in welcher Zeit er sich gerade befindet.

    Worum geht’s:
    Am 09.11.1989 wird Charlotte 80 Jahre alt werden. Am 30.09.1989 hört sie in den Nachrichten von den ersten DDR-Flüchtlingen, die offiziell in die BRD ausreisen dürfen und erinnert sich in diesem Zusammenhang an ihre eigene Kindheit in Leipzig.
    Charlotte wird 1909 als Älteste von 3 Geschwistern der Familie Schönau in eine ruhige Zeit in Deutschland und in ein liebevolles, gebildetes Elternhaus – der Vater Anwalt und Goethe-Verehrer, die Mutter eine zarte Frau – hineingeboren. Doch nur 5 Jahre später muss Vater Wilhelm in den ersten Weltkrieg ziehen. Die jüngere Schwester Dorothea ist gerade 3 Jahre alt, Bruder Heinrich eben erst geboren. Es bricht eine schlimme, eine überaus schwere Zeit für die Schönaus an, die sie u.a. mithilfe der tatkräftigen, robusten und überaus fürsorglichen Mathilde überstehen. Nach dem Krieg muss die Familie zunächst erst einmal wieder zusammen wachsen, sieht sich jedoch bereits den nächsten Schwierigkeiten gegenüber. Gerade als es aussieht, als würde Deutschland wieder auf die Beine kommen, sich wieder in der Welt etablieren, wird es von den Nazis überrollt.

    Charaktere:
    Ihre Charaktere schreibt Heike Wolf absolut gekonnt, vielschichtig und so authentisch, dass man als Leser nur allzu oft das Gefühl hat, genau neben einer Figur zu stehen, ihr wie ein Schatten zu folgen und in die beschriebene Situation einzutauchen.
    So konnte ich mich stets in die 3 Schönau Kinder – Lotte, Dorchen und Heinrich – hineinversetzen. Ich verstand ihre Sorgen und Nöte, ihre Verhaltensweisen. Es war für mich z.B. überaus nachvollziehbar, dass Lotte, die sehr an ihrem Vater Wilhelm hängt, diesem stürmisch in die Arme läuft, als er auf Fronturlaub nach Hause kommt, während Dorchen und Heinrich sich benehmen als stünden sie einem Fremden gegenüber. Tun sie ja auch! Eine solche Situation zu beschreiben, sodass ich als Leser zwar die Traurigkeit Wilhelms fühlen und absolut verstehen kann, aber mich gleichzeitig auch in die beiden Kinder hineindenken kann, ist großartig. Und so füllt Heike Wolf all ihre Figuren mit Leben, mit Charakter. Jede Figur – unabhängig davon, ob es eine Hauptfigur wie Charlotte ist oder ein Nebencharakter – ist ein Unikat, hat ihre ganz eigenen Züge und lebt vor dem inneren Auge des Lesers. So ist es möglich, sie zu lieben und sie zu verabscheuen, mit ihnen zu leiden, sich zu freuen oder zu weinen, so wie die Figuren im Buch es tun. Die Autorin schafft es immer wieder, dass man als Leser glaubt, es mit Freunden zu tun zu haben.

    Im Fall der Augusta – Charlottes Oma – ist es sogar passiert, dass ich sie zunächst überhaupt nicht ausstehen konnte, später sehr viel Sympathie für sie empfand und am Ende nicht mehr wusste, ob ich sie nun mag oder nicht. Ich fand ihre antisemitischen Äußerungen bereits weit vor dem ersten Weltkrieg abstoßend und ich konnte nicht verstehen, warum sie ihre Familie nicht mehr unterstützt. Sie erschien mir egoistisch und kalt. Im Krieg hat sie jedoch bewiesen, dass ihre Entscheidungen vielleicht kalt erscheinen mögen, aber auf jeden Fall sinnvoll und der Situation angepasst waren. Ich konnte sie so gut verstehen, als sie versuchte, ihre Tochter Amalie – Charlottes Tante – zum Arbeiten anzuhalten um den Unterhalt für ihre Familie zu verdienen, da auch deren Mann im Krieg war. Dann wieder traf sie Entscheidungen über die Köpfe vieler anderer hinweg, die ich nicht nachvollziehen konnte und die mich den Kopf schütteln ließen. Als sie starb, war ich traurig. Sie fehlte mir in der Familie.

    Ganz anders ist Mathilde, Haushälterin und Kindermädchen der Familie. Sie ist burschikos und rustikal, muss bisweilen auch schwere Entscheidungen treffen, aber sie ist klug und liebevoll. Bei ihr steht stets das Wohl der Familie im Vordergrund. Als die Schönaus kein Geld mehr haben, arbeitet sie sogar ohne Lohn. Sie hat mich überaus beeindruckt und mit ihrem schrägen Dialekt, den die Autorin so herrlich geschrieben hat, ist sie mir fast sofort ans Herz gewachsen – und dass, obwohl ich diesen Dialekt gar nicht mag. Ich hörte sie jedoch förmlich im Ohr, wann immer sie etwas sagte. Von Mathilde hatte ich ein sehr klares Bild vor Augen.

    Charlotte ist schon ein recht besonnenes Kind, das ihre jüngere Schwester Dorchen hin und wieder bremsen muss, denn Dorchen ist demgegenüber ein Wirbelwind, fast draufgängerisch. Das ändert sich auch nicht, als aus den Kindern junge Mädchen und später junge Frauen werden. Auch hier gibt es wieder eine Situation, die so nachvollziehbar und herzerweichend war, dass es mir die Tränen in die Augen trieb. Eines Nachts vergriffen sich Dorchen und Charlotte an den Wintervorräten um sich einmal satt zu essen. Ich konnte es so gut verstehen, hatten sie doch immer Hunger. Hier war Dorchen die treibende Kraft und Charlotte wollte sie davon abhalten, aber der Hunger war stärker. Am nächsten Morgen hatten sie ein schlechtes Gewissen, doch weder Mathilde noch Luise haben sie dafür bestraft. Es war so unglaublich emotional und hallt so tief nach, dass ich selbst am Gemüseregal beim örtlichen Kaufmann an sie denken musste, weil Steckrüben – die von allen gehasst wurden, weil es das Einzige war, was es zu essen gab – gerade im Angebot waren.

    Diese Charaktere können nur als Beispiele dienen. Man muss das Buch lesen um jeden von ihnen kennenzulernen. Und es ist ganz klar, den einen mag man, den anderen nicht. Dazu verändern sich die Charaktere im Laufe der Zeit zum Teil drastisch vor dem Hintergrund des persönlichen Schicksals und der politischen Lage. Manche Veränderung ist überaus angenehm, andere sind erschreckend. Und eben diese Veränderungen machen die Geschichte lebendig, lassen den Leser Verständnis, Widerwillen, vielleicht auch Zuneigung fühlen – ja fühlen! Die Charaktere berühren einen unweigerlich!

    Schreibstil:
    Heike Wolfs Schreibstil ist brillant! Sie schreibt bildgewaltig ohne sich in Details zu verlieren, sie lässt das Leipzig (und alle anderen Orte) Anfang des 20. Jahrhunderts glaubhaft vor dem inneren Auge auferstehen; sie zeigt es dem Leser und spricht nicht nur darüber. Den Ausspruch „Don’t say, show it!“ befüllt die Autorin mit Leben!

    Wenn ich einen Roman lese, in dem ich Dinge finde, die zu einem bestimmten Landstrich gehören, finde ich das überaus charmant. Auch Heike Wolf hat solche Schmankerl genutzt. So nennt Wilhelm Charlotte liebevoll „mein Modschekiebschn“ (mein Marienkäfer). Es drückt so viel mehr aus als herkömmliche Sätze.
    Wilhelms Liebe zu Goethe verpackt die Autorin geschickt in Dialogen, in denen er sich gern bestimmter Goethe-Zitate bedient und in liebevollen Neckereien in der Familie, wenn er es nicht tut. Und der Familienhund heißt sicherlich auch nicht umsonst Mephisto.

    Einen Zeitsprung von 1918 nach 1922 schreibt Heike Wolf sehr geschickt, indem sie die Trennung der Ereignisse durch eine Passage in 1989 herbeiführt, in der die fast 80jährige Charlotte ihrer Großnichte aus dieser Zeit berichtet. So bleibt nichts auf der Strecke und dennoch kann diese Geschichte gekonnt unterbrochen und an anderer Stelle weiter geführt werden.

    Der Leser des ersten Teils muss sich darauf gefasst machen, dass er den zweiten Teil unbedingt lesen will. Es bleiben nämlich Fragen offen, deren Antwort man nicht ohne weiteres selbst herleiten kann. Heike Wolf macht neugierig auf mehr und das auf eine sehr charmante Art und Weise – mit kleinen Andeutungen, die eben die Lust auf Teil 2 wecken.

    Historischer Hintergrund:
    Ich weiß, dass die Autorin stets gründlich recherchiert. Insofern ist der historische Hintergrund nachvollziehbar und belegt. Dennoch steht dieser nicht im Vordergrund, sondern ist stets die Kulisse für die Geschichte, die die Autorin erzählt. Fakten werden nicht oberlehrerhaft präsentiert sondern vielmehr in die Geschichte verwoben – ganz so, als sind sie ein Teil von ihr. Es macht auf diese Art und Weise viel Spaß nicht nur die Geschichte der Familie Schönau zu lesen sondern ganz nebenbei auch noch etwas zu lernen.

    Fazit:
    Ein großartiges Buch, das mich als Leser alle Emotionen, derer ein Mensch fähig ist, durchleben ließ. Es hat mich zu Tränen gerührt und mit einer Wärme für einige Charaktere erfüllt, die unglaublich ist. Der zweite Teil ist Pflichtlektüre, denn es bleiben einige Fragen für diesen zweiten Teil übrig – gekonnt offen gelassen! Must read – nicht nur für Fans von historischen Romanen! 5 von 5 Sternen

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    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gertie G., 07.08.2018

    Die (fiktive) Familie Schönau ist eine großbürgerliche Familie aus Leipzig, an Hand derer die Geschichte Deutschlands vom Kaiserreich bis zur Machtergreifung Hitlers erzählt wird. Die Familien-Saga ist in eine Rahmenhandlung, die im November 1989, just zu Charlottes 80. Geburtstag, spielt eingebettet.

    Hauptperson ist Charlotte „Lotte“ Schönau, die 1909 als ältestes von drei Kindern des Ehepaares Wilhelm und Luise Schönau geboren wird. Die erste Zäsur ihres jungen Lebens erlebt Lotte in der Zeit des Ersten Weltkriegs, in dem die Schönaus beinahe alles verlieren und nur durch eiserne Disziplin und den familiären Zusammenhalt überleben. Wir begleiten Lotte und ihre Familie durch die turbulenten und labilen Jahre der Weimarer Republik und gehen in den 1930er Jahren gemeinsam den düsteren Zeiten der Nazi-Diktatur entgegen.

    Meine Meinung:

    Heike Wolf gelingt es, ein authentisches Bild dieser zwanzig Jahre auferstehen zu lassen. Wir erleben die preußische Gesinnung von Großmama Schönau, die sich nach wie vor den Kaiser oder zumindest einen „starken Mann“ an der Spitze des Landes wünscht, und bei jeder Gelegenheit antisemitische Äußerungen tätigt. Wir hungern mit den Kindern im berüchtigten „Steckrübenwinter“ und bangen um das Vermögen der Familie während der Inflation. Wir erleben mit, wie die Geschwister langsam erwachsen werden und ihre eigenen Wege gehen. Wir lernen ihre Freunde kennen, die einen schätzen wir mehr, die anderen weniger. Gemeinsam mit Lotte leiden wir und stürzen uns mit Dorchen in das pulsierende Berliner Leben. Doch über all dem drohen die schwarzen (oder vielmehr braunen) Wolken der Zukunft.

    Gekonnt und unaufgeregt flicht Heike Wolf historische Details in ihre Familiengeschichte ein. Der Leser erhält sozusagen „Geschichte und Sozialkundeunterricht“ ohne es zu merken. So werden der Mord an Walter Rathenau und/oder der Kapp-Putsch an jeweils passender Stelle Teil der Story.
    Neben den historischen Einzelheiten widmet sich die Autorin einer peniblen Charakterstudie. Jede Person, die hier auftritt, ist bis ins kleinste Detail stimmig. Selbst die Menschen, die nicht mit sich im Reinen sind, und im Laufe der Zeit die Sympathien der Leser ein wenig verspielen, sind liebevoll gezeichnet. Man kann ihre Handlungen und Emotionen gut nachvollziehen, auch wenn man anderer Meinung ist.
    Nichts wird dem Zufall überlassen. Straßennamen, Geschäfte usw. sind (soweit ich das überblicke) authentisch.

    Die unterschiedlichen Meinungen in der Familie bzw. im Freundeskreis spiegeln die unterschiedlichen Gesellschaften und politischen Richtungen in Deutschland wieder.
    Der Titel „Bürgerin aller Zeiten“ ist einem Schiller-Zitat entlehnt und passt sehr gut für Charlotte, die in ihren achtzig Lebensjahren viel Glück und auch viel Leid erfahren hat.
    Im zweiten Teil der Familiensaga der den Titel „Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf“ trägt können wir die Protagonisten durch die Jahre 1935 – 1957 begleiten, die wie wir wissen an Dramatik und Tragödien nichts vermissen lässt.

    Fazit:

    Eine fesselnd erzählte Familiensaga, für die ich eine unbedingte Leseempfehlung ausspreche und 5 Sterne gebe.

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    Iris S., 05.04.2019

    Im Buch "Die Bürgerin aller Zeiten" begleiten wir die Leipziger Familie Schönau in ihrem Leben. Eingebettet in die im Jahr 1989 spielende Rahmenhandlung, erinnert sich Charlotte/Lotte an ihre Kindheit und Jugend. So richtig startet das Geschehen mit dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger in Sarajevo. In Deutschland herrscht dann die Meinung was geht uns dieses Attentat an, denn noch kann ja keiner wirklich ahnen, dass der 28.Juni 1914 ganz Europa für mehrere Jahre durch einen erbitterlichen Krieg lahm legen wird. Wir begleiten die Damen der Familie dabei, wie sie um ihre geliebten Männer fürchten, im Jahr 1917 hungern wir mit ihnen. Zu Beginn der 20ies erleben wir einen kleinen Aufschwung, ehe uns Inflation und die ersten Auswüchse der Antisemitischen Neigungen heimsuchen. Zum Ende des Buches befinden wir uns bereits in der Zeit, als sich am Himmel der 2. Weltkrieg abzuzeichnen beginnt.


    FAZIT: Die Autorin Heike Wolf verarbeitet in "Die Bürgerin aller Zeiten" Teile der eigenen Familiengeschichte. Das gibt dem ganzen einen touch von "so ist es allen ergangen...auch meinen Vorfahren" und ich finde das sollte man beim Lesen auch immer ein Stück weit im Hinterkopf behalten....dieser Gedankengang macht einen auch ein wenig demütig in der doch momentan guten Zeit zu leben. Es bleiben einige Fragen offen, auch das ist OK denn diese werden laut der Aussage der Autorin in ihrem 2. Teil der Schönau Saga "Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf" aufgeklärt.
    Das Buch ist ein Muss für jeden, der es historisch mag und vor allem für jene, die es nicht frei erfunden sondern realistisch und wahrheitsgetreu lieben.

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    Kerstin B., 07.04.2019

    Eine sehr bewegende, turbulente und lehrreiche Geschichte über die Entwicklung einer bürgerlichen, gut situierten und gebildeten Leipziger Familie. Sie beginnt kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges und endet kurz nach der Machtübernahme der Nazis.
    Ereignisreich ist das Leben, oft hart und ungerecht. Das bekommt auch jedes einzelne Familienmitglied früher oder später zu spüren.
    Zum engsten Freundeskreis gehören Juden, die es jetzt schon sehr schwer haben. Es wird in Deutschland zu gefährlich für sie, denn es besteht Lebensgefahr für Juden, Kommunisten und andere Andersdenkende. Nun ist wahre Freundschaft gefragt. Bald wird sich zeigen, auf wen noch Verlass ist. Die Spreu trennt sich vom Weizen.
    Ich bin begeistert vom Schreibstil und der Handlung. Mit Spannung erwarte ich den zweiten Teil.

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    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Claudia K., 12.08.2018

    Aus dem Klappentext: Während Charlotte ihren achtzigsten Geburtstag plant und gebannt die Demonstrationen und Umwälzungen in der DDR verfolgt, denkt sie zurück an ihre Kindheit und Jugendzeit in Leipzig. Als Tochter der großbürgerlichen Familie Schönau wurde sie dort 1909 geboren und wächst mit zwei Geschwistern auf. Die wohlbehütete Kindheit wird durch den Ersten Weltkrieg erschüttert und auch in den turbulenten Jahren der Weimarer Republik erleben die Schönaus, wie sehr sich das Leben gewandelt hat. Mitten in einer politisch instabilen Zeit machen die drei Schönau-Kinder ihre ersten Schritte ins Erwachsenenleben. Was hat mich bewogen, dass ich dieses Buch lesen wollte? Zum einen natürlich der Klappentext, ich liebe nämlich Familiengeschichten und zum anderen, das schöne Cover. Ich mag alte Fotos, schaue sie mir gerne an und überlege, welche Geschichten sie verbergen. Ich bin völlig unbedarft an das Buch heran gegangen. Innerlich, dem Klappentext geschuldet, habe ich aber auf eine interessante Familiengeschichte gehofft, bei der auch die geschichtlichen Aspekte nicht zu kurz kommen. Meine Hoffnungen wurden nicht enttäuscht. Ich wurde belohnt, mit spannendem Familienleben, gepaart mit viel deutscher Geschichte und als Schmankerl, gespickt mit einer wundervollen Orts-und Landschaftsbeschreibung. Ich konnte durch Leipzig wandeln, Landgüter bereisen und auch die Hauptstadt Berlin erleben. Der flüssige Schreibstil der Autorin lies mich durch die Seiten fliegen und ich hielt öfter den Atem an, als die geschichtlichen Ereignisse sich überschlugen. Ich lernte die Protagonisten kennen, denen jedem einzelnen, liebevoll eine Persönlichkeit eingehaucht wurde, so daß ich das Gefühl hatte, sie alle persönlich zu kennen. Es gibt Personen, die ich sofort in mein Herz geschlossen habe und andere, bei denen spürte ich direkt eine Ablehnung. Ganz wie im wahren Leben. Die Autorin hat eine Geschichte geschrieben, die mich von der ersten Seite in ihren Bann gezogen hat und bis zum Ende nicht mehr losgelassen hat. Ich habe mit der Familie gelebt, mit Ihnen geliebt, gezittert, gelitten und gehasst. Der zweite Teil, dieser Familiensaga ist Pflichtprogramm. Ich muss einfach wissen, wie das Leben der Familie Schönau und auch der Familie Kron, dem Geschäftspartner von Wilhelm Schönau, weitergeht. Besonders hervorzuheben möchte ich auch den geschichtliche Hintergrund. Hier hat die Autorin sehr gut recherchiert und mir das ein oder andere Ereignis, näher gebracht. So detailliert und überaus spannend habe ich die Weimarer Republik noch nicht erlebt. Ich möchte jedem, dieses wundervolle Buch ans Herz legen. Leider kann ich nicht mehr als 5 Sterne vergeben. Diese sind im Grunde viel zu wenig. Eine großes Dankeschön an Heike Wolf für diesen Lesegenuß.

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    Martina M., 07.04.2019

    "Während Charlotte ihren achtzigsten Geburtstag plant und gebannt die Demonstrationen und Umwälzungen in der DDR verfolgt, denkt sie zurück an ihre Kindheit und Jugendzeit in Leipzig. Als Tochter der großbürgerlichen Familie Schönau wurde sie dort 1909 geboren und wächst mit zwei Geschwistern auf. Die wohlbehütete Kindheit wird durch den Ersten Weltkrieg erschüttert und auch in den turbulenten Jahren der Weimarer Republik erleben die Schönaus, wie sehr sich das Leben gewandelt hat. Mitten in einer politisch instabilen Zeit machen die drei Schönau-Kinder ihre ersten Schritte ins Erwachsenenleben. Während Charlottes Schwester Dorchen die freie Kulturwelt in Berlin genießt, ihr Bruder Heinrich von den falschen Kreisen angezogen wird, erfährt Charlotte selbst die Vielseitigkeit des Studentendaseins und erleidet den ersten schmerzhaften Verlust ihres Lebens." - soweit der Klappentext.

    Heike Wolf, von Hause aus Juristin, ist vom Schreiben fasziniert, seit sie schreiben kann; die Leidenschaft für Geschichte kam ein paar Jahre später hinzu. Ihre Familiengeschichte erstreckt sich über viele Länder, und Heike Wolf hat auch selbst in mehreren Ländern gelebt. Jetzt widmet sie sich interkulturellen Themen und dem Schreiben, verfasst Sachbücher für Expatriates und historische Romane, bewegt von der Frage: Wie haben völlig normale Menschen die Geschichte erlebt? (Quelle: amazon)

    Das Cover zeigt ein Foto von drei Kindern zu Beginn des 20. Jahrhunderts und weist damit auf die Kinder der Familie Schönau hin.

    Der Autorin gelingt es in hervorragender Weise, ein authentisches Bild einer gut situierten Familie zu Beginn des letzten Jahrhunderts entstehen zu lassen. Die deutsche Geschichte fließt wie selbstverständlich in die Familiengeschichte ein. So begegnen wir vielen bekannten Persönlichkeiten, nicht nur dem Kaiser und den Politikern der Weimarer Republik, sondern auch aus Literatur, Kultur und Sport.

    Die Charaktere sind liebevoll und detailliert gezeichnet. Nicht alle sind sympathisch, aber alle sind ein Produkt ihrer Erziehung und ihrer Zeit und ihre Haltungen und Handlungen vor diesem Hintergrund verständlich. Die Autorin hat Teile ihrer eigenen Familiengeschichte einfließen lassen. Auch für den einen oder anderen Charakter gibt es Vorbilder.

    Die Familie und ihre Freunde diskutieren über das aktuelle Zeitgeschehen. Dies geschieht sehr authentisch und zeigt die unterschiedlichen Ansichten der Protagonisten und ihre politischen Richtungen.

    Die Orte, in denen die Handlung spielt, sind ebenfalls sehr gut beschrieben. Ich bin mit der Familie Schönau durch Leipzig gegangen und habe sie auf die Landgüter ihrer Verwandten und nach Berlin begleitet.

    Raffiniert eingebettet sind die Jahre 1913 bis 1933 in eine Rahmenhandlung, die im Oktober 1989 in Vorbereitung des 80. Geburtstag der Hauptfigur Lotte spielt.
    Schon allein deshalb ist das Lesen des zweiten Bandes ein absolutes Muss.

    Fazit: unbedingt lesen!!!

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