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  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Webervogel, 30.10.2018

    Leben oder Überleben

    Chloe Benjamins „Die Unsterblichen“ beginnt 1969 in der Lower East Side in New York. Die vier Kinder der Familie Gold langweilen sich in ihren Ferien und als sie von einer Wahrsagerin hören, die ihren Besuchern deren Todesdaten vorhersagt, verspricht das endlich etwas Abwechslung in die Ödnis dieses Sommers zu bringen. Sie spüren die Frau gemeinsam auf – nichtahnend, dass der Besuch jedes ihrer Leben nachhaltig beeinflussen wird: Das der vorsichtigen und vernünftigen dreizehnjährigen Varya, des selbstsicheren elfjährigen Daniel, der lebenshungrigen neunjährigen Klara und des Nesthäkchens, dem siebenjährigen Simon. Denn was bedeutet es, wenn man seinen eigenen Todestag zu kennen glaubt? Lebt man bewusster? Versucht man, dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen? Konzentriert man sich aufs Leben oder aufs Überleben? Wird das Ganze zur self-fulfilling prophecy oder schafft man es dauerhaft, eine solche Prophezeiung als Humbug abzutun?

    Benjamin erzählt die Lebensgeschichten der Geschwister hintereinander weg. Alle vier schlagen sehr unterschiedliche Wege ein, doch die Autorin schafft es, jedes Leben gleichermaßen nachvollziehbar zu schildern. Und so lässt sie ihre Leser in die Schwulenszene San Franciscos Ende der 1970er Jahre eintauchen, eine der Figuren von ihren ersten Bühnenerfahrungen bis nach Las Vegas begleiten, eine berufliche Sinnkrise miterleben und sich schließlich mit Primatenforschung beschäftigen. Dass diese Entwicklungen alle schlüssig scheinen und jeder dieser höchst unterschiedlichen Charaktere auf seine Weise überzeugt, fand ich beachtlich. Trotz der – nicht nur örtlichen – Entfernungen zwischen den Protagonisten, ist „Die Unsterblichen“ eine Liebeserklärung an Verbundenheit durch familiäre Bande, die bleibt, auch wenn letztere zeitweise recht locker sitzen mögen. Als sich die Autorin jedoch im letzten Teil des Buches der auf den ersten Blick unscheinbarsten Figur widmet, bekam es für mich nochmal eine andere Tiefe. Der vermeintlich übersinnliche Aspekt des Ganzen, die Prophezeiung der Wahrsagerin, verliert dabei zunehmend an Bedeutung. Vielmehr geht es um den Umgang mit Angst, mit Vergänglichkeit und die verschiedenen Konsequenzen, die sich daraus ziehen lassen. Und so besitzt „Die Unsterblichen“ auch noch eine tiefergehende Ebene und ist nicht nur eine mystisch angehauchte, intensiv erzählte Familiengeschichte, wobei es auch als solche eine berührende und lesenswerte Lektüre gewesen wäre.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Igela, 03.11.2018

    Es ist ein heisser Sommer im Jahre 1969 als die vier Geschwister Varya, Daniel, Klara und Simon in die Hester Street gehen um einer Wahrsagerin einen Besuch abzustatten. Schon Tage zuvor war sie Gesprächsthema Nummer eins, da sie das genaue Todesdatum voraussagen kann. Die vier Geschwister lassen, getrennt voneinander, sich das eigene Sterbedatum voraussagen...und ahnen da, als Kinder, noch nicht, wie das ihr ganzes Leben beeinflussen wird.


    Wie sehr beeinflusst das Wissen des genauen Sterbedatums das eigene Leben? Diese Frage wurde in "Die Unsterblichen " hervorragend ausgearbeitet. Die ersten Kapitel handeln von der Kindheit der Geschwister der Familie Gold. Darauf folgen die Perspektiven, Jahre später, aus der Sicht jedes einzelnen der mittlerweile flügge und erwachsen gewordenen Geschwister. Diese Perspektiven wurden strikte getrennt und teilen das Buch in vier Teile. Was mir unheimlich gut gefallen hat. Denn so taucht man tief ein, in die Lebenssituationen von Simon, Klara, Daniel und Varya. Diese Perspektiven sind unheimlich dicht beschrieben und haben mich sehr gefesselt. Jede einzelne der Geschichten ist mir nahe gegangen und hat mich berührt. Egal ob Simon, der Jüngste, der sein Glück in einer fremden Stadt sucht, und endlich so lebt, wie er es schon immer tun wollte. Oder Klara, die ihren Traum als grosse Zauberin die Menschen zu begeistern, nicht nur träumt, sondern auch lebt. Und dabei merkt, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Und mit dem Wissen bald Sterben zu müssen, das Gefühl hat, zu wenig erreicht zu haben. Daniel, der Zweitälteste ist Arzt und versucht das Erlebnis in der Kindheit, als die Wahrsagerin seinen Tod voraussagt, rationell anzugehen. Dann noch Varya, die ihr Leben komplett der Forschung gewidmet hat. Sie versucht Leben zu verlängern, dies vor allem um etwas von der Schuld abzuarbeiten, die sie gegenüber ihren Geschwistern empfindet.
    Diese Teile sind chronologisch geordnet und erzählen nahtlos die Handlung weiter.
    Sehr gut gefallen hat mir, wie die Autorin geschichtliche Details, wie die erste Mondbegehung 1969 oder die Verurteilung des Mörders von Martin Luther King, dezent eingeflochten hat. Gerade die Zaubertricks von Klara sind sehr bildlich und anschaulich beschrieben. Sehr interessant auch die Regeln und Gebräuche rund um den jüdischen Glauben, dem die Familie Gold angehört. Zum Schluss und im letzten, dem "Varja-Strang", geht es um Forschung. Und die wird keinesfalls trocken, sondern sehr flüssig zu lesen, erzählt.
    Mich hat nicht nur die Geschichte der vier Geschwister, sondern auch der Gedanke " was wäre wenn man wüsste, wann genau man stirbt" , fasziniert. Ich empfand die Umsetzung rund um diesen Gedanken als fesselnd und spannend! Ab Teil 3, der Daniel gewidmet ist, wird es mysteriöser und eine neue Komponente der fast Krimigefühle aufkommen last, wird eingeflochten. In allen vier Teilen findet man die gemeinsame Verbindung: Den Tag des Todes, den man kennt und der unweigerlich das Leben beeinflusst. In der Summe ergibt dies eine tragische Familiengeschichte und der letzte Teil um Varja rundet diese wunderbar ab.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Martina W., 07.07.2020

    „Ist etwas, das man glaubt, eingebildet?“
    Worte haben Kraft – und Worte können etwas bewirken – im Guten wie im Schlechten.
    Eigentlich ist dieses Buch eine tolle Familiengeschichte, aber das Wissen der Geschwister, wann sie sterben werden (wenn die Prophezeiung denn stimmt?), bekommt alles eine andere Qualität.
    Es zeigt außerdem, wie unterschiedlich Menschen mit dem Leben, dem Tod und dem Sterben umgehen. Das fand ich hochinteressant – und wann immer ich über dieses Buch gesprochen habe, gibt es eine lebhafte Diskussion: möchte ich wissen, wann mein Todestag ist? Für mich gilt: definitiv nicht. Noch schlimmer aber fände ich es, zu wissen, wann die Menschen sterben, die mir am nächsten stehen….
    Der Stil hat mir auch sehr gut gefallen; tatsächlich hat mich hier nicht einmal gestört, dass einige Teile des Buches im Präsens geschrieben sind. Das ist für mich in den allermeisten ein No Go.
    Das war ein ganz besonderes Lesevergnügen und ich kann es nur empfehlen, wenn man beim Lesen auch ein wenig nachdenken möchte!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Benne, 08.11.2018

    Absolute Leseempfehlung!


    Chloe Benjamin hat mit „Die Unsterblichen“ einen Roman geschaffen, der prall gefüllt ist mit Selbstzweifel, Lebensphilosophie und viel Schmerz. „Wieso fällt mir so eine geniale Idee nicht ein?“ fragt man sich nach dem Lesen. Ich habe mich aber auch gefragt: „Lebe ich mein Leben richtig? Erfüllt das, was ich momentan mache, mein Leben mit Glück und Freude? Sollte ein Leben Höhen und Tiefen haben? Würde ich bis zum jetzigen Zeitpunkt irgendetwas vergangenes ändern, was ich bereue?“

    Ohne das Buch gelesen zu haben, fragt man sich als unwissender Leser: „Wovon handelt ‚Die Unsterblichen‘?“
    Die Geschichte beginnt mit den vier Geschwistern Gold, denen zu Ohren gekommen ist, dass sich eine Wahrsagerin in der Stadt herumtreibt, die jeder Person ihr Todesdatum verraten kann. Voller Neugier und ihrem gesamten Ersparten machen sie sich auf dem Weg in die Hester Street, zu der alten Frau. Bereits am Anfang bekommt man einen Einblick in die Persönlichkeiten der Kinder, nicht jedoch in die Aussagen der Wahrsagerin. Anschließend trennen sich die Wege der Geschwister, im Leben und auch im Buch. Als Leser begleitet man jeden Charakter auf der Reise zum Erfolg, zur Selbstfindung, erlebt die schrecklichsten Momente mit und fühlt den Schmerz von Varya, Daniel, Klara und Simon.

    „Was ist das Besondere an den Charakteren?“, habe ich mich während des Lesens gefragt.
    Chloe Benjamin hat vier Protagonisten geschaffen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, ohne ihnen ein Klischee oder einen Stempel aufzudrücken. Keiner der vier handelt nur selbstsüchtig oder nur gutmütig. Als Leser baut man eine derart starke Bindung zu jedem Einzelnen auf, dass man einen tiefen, ungewohnten Schmerz spürt, wenn diese Verbundenheit reißt. Um die Hauptpersonen wird dann noch ein Netz gesponnen, welches Nebencharaktere präzise miteinander verbindet und diesen einen nicht zu verachtenden Anteil an der Geschichte gibt.

    Ich war häufig an das Buch gefesselt, sodass die Frage aufkam: „Was trägt der Schreibstil zur Geschichte bei?“
    Tatsächlich trägt der Schreibstil nicht allzu viel zum Leseerlebnis bei. Ich würde ihn auf einem einfachen Level einordnen, der den Lesefluss nicht unnötig stocken lässt. Es wird genug ausgeschmückt, um ein lebhaftes Bild im Kopf entstehen zu lassen. Dennoch ist es insoweit reduziert, dass man sich nicht mit unnötig zähen und langwierigen Beschreibungen aufhalten muss. Benjamin besitzt die Fähigkeit, mich mit ihrem Schreibstil zu fesseln und mir die Geschichte näher zu bringen.

    „Wer hat dieses wunderschöne Cover erschaffen?“
    Eine berechtigte Frage, die ich mir des Öfteren gestellt habe. Die Farben wirken harmonisch und als ein Ganzes stellt es ein kleines Kunstwerk dar. Den Baum habe ich als Symbol („Baum des Lebens“) gedeutet. Das Buch handelt zwar vom Leben, unmittelbar damit verbunden ist aber auch das unausweichliche Sterben der Menschen. Hin und wieder fällt ein Blatt vom Baum, es werden aber neue nachwachsen. Der Kreislauf des Lebens. Ich könnte stundenlang auf dieses Cover schauen und würde mich nicht satt sehen, obwohl ich das Buch bis jetzt nicht ein einziges Mal in der Hand gehalten habe, sondern das eBook zum Lesen nutzte.

    „Die Unsterblichen“ von Chloe Benjamin ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine meiner absoluten Leseempfehlungen am Ende des Jahres 2018. Die Autorin weiß, wie man einen Roman schreibt, der unter die Haut geht, Gefühle weckt und Schmerzen verursacht, sich aber auch auf die Gedanken des Lesers auswirken, der danach mit Fragen überfordert ist. Mit Fragen über das eigene Leben, über das der anderen und die Menschheit an sich.

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