%
Merken
%
Merken
 
 
sofort als Download lieferbar

Bestellnummer: 101994615

Printausgabe 26.80 €
eBook (ePub) -44% 14.99
Download bestellen
Verschenken
Sortiert nach: relevanteste Bewertung zuerst
Filtern nach: alle
  • 5 Sterne

    17 von 27 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elisabeth U., 21.07.2018

    Als Buch bewertet

    Eine Biografie einer bemerkenswerten Frau ihrer Zeit, die aber viele nicht zu kennen scheinen. Franziska zu Reventlow lebte von 1871 bis 1918. Sie wuchs in Norddeutschland auf, kam in ein sehr strenges Mädchenpensionat, mußte dieses aber nach einem Jahr wegen ungebührlichen Verhaltens wieder verlassen. Da sie ihren Eltern zu störrisch, wir würden dies als freiheitsliebend bezeichnen - kam sie zu einer Pfarrersfamilie in Stellung. Von dort flüchtete sie dann nach München und führte das Leben einer Boheme. Ihre Familie verstieß sie, den Vater durfte sie nicht einmal am Sterbebett besuchen. Sie bestritt ihr Leben als Übersetzerin, Schauspielerin, Malerin, Prostituierte, Milchfrau, Schriftstellerin und war ihr Leben lang in finanziellen Schwierigkeiten, so dass sie ihre Miete des Öfteren nicht bezahlen konnte und hungerte. Sie hatte einen unheimlichen Freiheitsdrang, projektierte die freie Liebe, hatte mehrere Liebhaber nebeneinander. Schließlich heiratete sie einen Juristen, nachdem sie von einem anderen Mann schwanger war, hatte eine Fehlgeburt und führte ihr eigenes Leben weiter. Bis dahin wurde sie ihrem Mann finanziell unterstützt, danach stellte er alle Zahlungen ein. Sie reiste nach Italien, Griechenland, in das Voralpenland. Ihre Gesundheit war nicht die beste, viele Operationen fielen an, sie hatte etliche Fehl-oder Totgeburten. Sie flog wie ein Schmetterling von Mann zu Mann, feierte Fasching im großen Stil. Sie verkehrte mit Leuten wie Rilke, Huch, Klages und Wolfskehl. Dann bekam sie ihr Kind, Rolf, den sie abgöttisch liebte. Ein Leben, das wie im Rausch gelebt wurde. Dann gab es wieder Zeiten, wo sie zutiefst depressiv war, sogar an Selbstmord dachte. Nach einem Fahrradsturz verstarb sie im Alter von 47 Jahren. Die Autorin hat hier ein Bild einer außergeöhnlichen Frau gezeichnet, die ihrer Zeit um viele Jahrzehnte voraus war. Ihren Freiheitsdrang zuliebe verzichtete sie auf Sicherheit und Geld. Sie lebte praktisch von der Hand in den Mund. Sie solle eine außergewöhnlich schöne und aparte Frau gewesen sein. Der Text in dem Buch ist an manchen Stellen sehr philosophisch, die Autorin versteht es voller Sensibilität, dem Leser das Leben des emanzipierten Frau näherzubringen und man erfährt sehr vielen, was einem bisher unbekannt war. Das Umschlagbild und die erste Seite des Buches zeigen uns eine schöne Frau mit großen, ernst dreinblickenden Augen. Ein Buch, das auf alle Fälle den Horizont erweitert. Das Nachwort von Kerstin Decker geht einem tief zu Herzen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 2 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Isabel R., 26.07.2018

    Als Buch bewertet

    Der Klappentext hatte mich neugierig auf dieses Buch mit seinen Beschreibungen dieser jungen Gräfin gemacht, die mir bis dato ganz unbekannt war. Aber schon beim ersten Abschnitt, der in vier Abschnitte unterteilten Biografie, tat ich mich mit dem Lesen schwer. Während mir Fanny zu Anfang noch unheimlich leid tat, da ihre Familie sie wirklich grausam behandelte und sie auch in der Schule bis aufs Äußerste schlichtweg gemobbt wurde, schlug mein Mitleid im zweiten Abschnitt in vollkommenes Unverständnis und danach sogar in Antipathie um. „Die Vielliebende fand es verantwortungslos, an Männern, die ihr gefielen, vorüberzugehen. Sie streifte manchen intim …“ Wie bitte? Vielliebende? Das ist ja mal ein nettes Wort für eine Frau, die ihren Körper verkauft, oft nur um ihre eigene finanzielle Misere ausgleichen zu können und sich dann danach kopfüber in die nächste zu stürzen. Sie mag ein Freigeist, ein Rebell gewesen sein aber sehr oft zu Lasten Dritter und leider auch zu Lasten ihres Sohnes Rolf, der sich dieses Leben nicht ausgesucht hatte.
    Den Schreibstil der Autorin Kerstin Decker war für mich oft wirr und unrund, wenn ich sie auch für ihre intensive Recherche bewundere, die sie auf jeder Seite mit Quellenangaben belegt. Aber man kann nicht jeden Leser immer glücklich machen. Zu diesem Buch gibt es sehr geteilte Meinungen von buchstäblich „himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt“, genauso, wie eben auch das Leben der Gräfin verlief!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Wedma _., 19.07.2018

    Als Buch bewertet

    Diese Biographie beschreibt auf eine feine, charmante, etwas romanenhafte Art, mit einem deutlichen philosophischen Anschlag, den Lebensweg einer bemerkenswerten, künstlerisch begabten Frau, die ihrer Zeit in Sachen persönlicher Freiheit, Frauenrechte uvm. weit voraus war.
    Franziska zu Reventlow (1871-1918) wollte sich nicht in die gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit zwängen lassen, die einem heute, insb. bezüglich der Rolle der Frauen, grausam wie haarsträubend erscheinen. „Das unanständigste Wort, das ein junges Mädchen um 1900 sagen konnte, hatte drei Buchstaben: Ich.“ S. 356. Franziska zu Reventlow lebte, wie es ihr richtig erschien, tat Dinge, die sie tun wollte. Natürlich musste sie dafür teuer bezahlen. Sie ließ sich aber kaum bekehren. Dazu war sie zu anders als ihre angepassten Zeitgenossen, so voller Leben, so klar und so frei im Kopf. Sie wollte erst Malerin werden. Auf jeden Fall ihre eigene Herrin sein. Sie hat früh mit dem prüden Elternhaus gebrochen und vieles ausprobiert: Unternehmertum, Schauspielerei, u.a. auch Romane aus dem Französischen übersetzt. Am Ende ist sie Schriftstellerin geworden. Und Lebenskünstlerin bis zum Ende geblieben.

    Diese Lebensgeschichte ist vom Gesichtspunkt zwischenmenschlicher Beziehungen erzählt worden. Franziskas Männergeschichten bilden den Schwerpunkt, alles andere erscheint in dieser Darstellung eher nebensächlich, als eine Art schmückendes Beiwerk. Zwischendurch hatte ich meine Zweifel, ob diese Wahl eine optimale Lösung war. In der Mitte gab es viel von zwischenmenschlichen Verwicklungen: All die Männer mit ihren Geschichten und Präferenzen, all die z.T. chaotische Zustände, eine Art Karussell, bei dem einem schon beim bloßen Hinschauen leicht schwindelig wird.

    Über die Liebe wurde hier intensiv, von diversen Blickwinkeln betrachtet, nachgedacht, ob tief oder oberflächlich, ob sie sich in Singular- oder Pluralform vollzieht. Auch über das Leben, nicht nur Fannys, wurde hier philosophiert, sowie über das Sterben, den Tod, den Sex, die non-konventionelle Kindererziehung, über Selbstwerdung, den richtigen Platz im Leben suchen und finden, Geldverdienen müssen, die Arbeit, die Rolle der Frauen uvm.
    Die Biographie ließ sich recht angenehm lesen: manchmal poetisch, hier und da etwas abschweifend, nachdenklich und zum Nachdenken anregend. Eine Portion Feinhumorigkeit und Ironie, die auch Franziska zu Reventlow eigen waren, rundete das Lesevergnügen ab. „Humor ist eine Art Höflichkeit des Geistes angesichts der Unvollkommenheit der Welt. Franziska zu Reventlow besaß ihn in einem staunenswerten Maße, gepaart mit einer frappierenden Urteilskraft.“ S. 357.

    Oft wurde aus ihren Tagebüchern und Romanen zitiert, im Text hervorgehoben durch Kursiv, was Franziska den Lesern noch näherbringt und tiefere Einblicke in ihr Wesen ermöglicht. Viele kluge, poetische, schöne Sätze trifft man in diesem Buch, die ganze Zitatenhefte füllen können:
    „Das Glück schreibt nicht, es neigt nicht zur Mitteilsamkeit, es ist. Das ist ihm genug.“ S. 99.
    „Wahre Komik ist nicht das Gegenteil des Leidens, sie erwächst aus dem tiefsten Grund des Leidens, und da weilt sie nach wie vor öfter.“ S. 108.
    „Ich hab‘ dem Greuel zum Abschied einen Kuss gegeben, und er zerschmolz vollständig. Ob vielleicht doch etwas Wahres hinter all dieser verlogenen Fratzenhaftigkeit steckt?“ S. 282.

    Das Buch ist prima gemacht: Festeinband in einem bemerkenswerten Blau, Lesebänchen, Umschlagblatt passend dazu. Schön als Geschenk.

    Fazit: Es ist keine Biographie im klassischen Sinne. Als Sachbuch kommt sie unbedingt nicht rüber, eher wie ein Roman. Diese Erzählform wirkt sich aber durchaus vorteilhaft aus und passt zu Franziska von Reventlow. Eine bereichernde Leseerfahrung war diese Biographie auf jeden Fall. Paar erfüllte Lesestunden habe ich damit verbracht. Nach einer Pause lese ich sie bestimmt nochmals. Wohl verdiente 5 Sterne gibt es von mir und eine klare Leseempfehlung.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 3 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gertie G., 24.07.2018

    Als Buch bewertet

    Kerstin Decker, selbst Philosophin, hat mit ihrer Biografie über Franziska zu Reventlow das Bild einer Unangepassten geschaffen.

    Wer ist sie nun diese Frau, die mit vollem Namen Fanny Liane Wilhelmine Sophie Auguste Adrienne Gräfin zu Reventlow hieß?

    Geboren 1871 als fünftes von sechs Kindern in ein, nicht allzu vermögendes adelige Haus, entspricht sie von klein auf nicht den Gepflogenheiten und Erfordernissen der Zeit. Von den Eltern geringgeschätzt ja beinahe missachtet, versucht sie alles um Aufmerksamkeit zu erregen, erreicht leider das Gegenteil. Nach dem Hinauswurf aus dem strengen Mädcheninternat muss sie sich – unter Androhung der Einweisung in eine Irrenanstalt und Entmündigung – in einem Pfarrhaushalt verdingen. Die Flucht von dort, mittellos und ohne Ziel, ist der Beginn eines unsteten Lebens.

    Ihr Aufbegehren gegen die Konventionen und ihr (angeblich) selbstbestimmtes Leben haben sie zu einer Ikone der Frauenbewegung werden lassen. Doch bei genauerer Betrachtung lebt sie von der Hand in den Mund, ist von diversen reichen oder ebenso armen Männern abhängig, die sie allerdings selbst wählt. Doch wenn das alles an Selbstbestimmung ist, hat sich das Aufbegehren gelohnt? Sie erfüllt sich den Wunsch, Romane zu schreiben. Doch um die verfassen zu können, muss sie sich in die profanen Niederungen des Geldverdienens begeben. Sie übersetzt französische Autoren ins Deutsche.

    Zu Beginn hat mir ihre unkonventionelle Art zu leben noch halbwegs gefallen. Doch als sie, nach der Geburt ihres Sohnes Rolf, das unstete Leben weiterführt, weil sie sich nicht einengen lassen will, hat sie einige Sympathiepunkte bei mit verspielt. Ihr Standpunkt „Ein Kind zu haben ist vorsätzliche Freiheitsberaubung." (S. 139), zeigt deutlich, dass sie nicht gewillt ist, ihren Lebenswandel zugunsten des Kindes zu ändern. Trotzdem meint sie philosophisch "Mutter zu sein heißt, einem anderen Leben mehr verpflichtet zu sein als dem eigenen."

    Und überhaupt die Philosophie: Sie nimmt in diesem Buch einen großen Raum ein. So wird häufig aus Fannys Briefen, Schriften und Tagebüchern sowie auch aus anderen philosophischen Traktaten zitiert, so dass diese Biografie ein wenig detailverliebt in andere Sphären abgleitet. Sprachlich schön ausformuliert, doch ein wenig zu weitschweifig was die Gedankengänge von Zeitgenossen Franziskas angeht.

    Ich bin über Franziskas Charakter ziemlich zwiegespalten. Einerseits will sie unabhängig von gesellschaftlichen Konventionen leben, andererseits lässt sie sofort, wenn es ihr opportun erscheint, die Gräfin heraushängen. Sie ist hier leider inkonsequent.

    1918 stirbt sie nach einem Fahrradunfall mit knapp 47 Jahren. Was bleibt sind mehrere Romane, zahlreiche Übersetzungen und ein Sohn, dem sie während des Ersten Weltkrieges zur Desertion verholfen hat.

    Ein paar weiterführende Informationen zu Rolf, der ja einen großen Anteil an Franziskas Leben hatte, sowie einige Fotos wären wünschenswert gewesen. Dann wäre die Biografie in meinen Augen etwas „runder“ gewesen.

    Fazit:

    Mich hat diese ungewöhnliche Biografie einer Unangepassten ziemlich zwiegespalten zurückgelassen. Die weitschweifigen philosophischen Ergüsse haben mir ein wenig den Blick für’s Wesentliche verstellt, daher leider nur 3 Sterne.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Annette G., 06.08.2018

    Als Buch bewertet

    Eine wunderbare Biografie zu einer guten und angenehmen Person. Ich kann dieses Buch daher sehr weiterempfehlen. Für viele und angenehme Lesestunden sehr geeignet.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    5 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Martina M., 19.08.2018

    Als Buch bewertet

    "Sie war der Stern der Münchner Boheme, Virtuosin der freien Liebe, Avantgardistin der Alleinerziehenden, Vorläuferin des modernen intellektuellen Prekariats und nicht zuletzt eine bis heute unterschätzte Schriftstellerin. Man hat in ihr die Urgroßmutter der sexuellen Revolution identifiziert, aber den Preis übersehen, den sie zahlte. Sie starb vor hundert Jahren, doch vielleicht war sie die erste Frau von heute: Fanny Liane Wilhelmine Sophie Auguste Adrienne Comtesse zu Reventlow aus Husum an der Nordsee, das schwarze Schaf ihrer Familie." - soweit der Klappentext.

    Vom Schutzumschlag schaut dem Leser Franziska zu Reventlow entgegen, eine schöne Frau mit großen Augen. Der Titel nimmt den Farbton des festes Einbandes, ein schönes dunkles Türkis, auf. Ein Lesebändchen im passenden Farbton unterstreicht die Hochwertigkeit des Buches.

    Kerstin Decker, Jahrgang 1962, ist promovierte Philosophin und lebt in Berlin. Sie hat zahlreiche Bücher veröffentlicht. Im Berlin Verlag sind neben dem vorliegenden Buch "Meine Farm in Afrika. Das Leben der Frieda von Bülow" und "Die Schwester. Das Leben der Elisabeth Förster-Nietzsche" erschienen. (Quelle: Klappentext).

    Die Autorin hat sich intensiv mit dem Leben Franziska zu Reventlows auseinandergesetzt, wie sich unschwer anhand der genannten Quellen und Literatur sowie einer Vielzahl von Zitaten erkennen lässt. Vielfach kommt die Beschriebene selbst zu Wort, vor allem aus ihrem autobiografischen Roman "Ellen Olestjerne", der viel über sie verrät. In diesen Passagen nimmt die Autorin Franziskas Sprache auf und findet ähnliche Wendungen.

    Franziska zu Reventlow hatte ein bewegtes und spannendes Leben, insbesondere vor dem Hintergrund der Zeit. Ich hatte beim Lesen den Eindruck, dass die vielen Bezeichnungen im Klappentext nur bedingt zutreffen, denn in meinen Augen ging es ihr immer nur um sich selbst, nicht um die Lage der Frauen insgesamt. Ihre Freiheit wurde durch die nahezu ständigen Geldsorgen eingeschränkt.

    Kerstin Deckers Stil ist, zumindest in dieser Biografie, nicht immer leicht zu lesen. Viele philosophische Einschübe fordern den Leser, die sich auch mit dem Gedankengut der Männer in Franziska zu Reventlows Leben befassen. Und Männer gab es mehr als genug, darunter Rainer Maria Rilke, Ludwig Klages und Karl Wolfskehl. Mir war beim Lesen nicht immer klar, von welchem Jahr die Rede war.
    Für diese Biografie hätte ich mir einen Anhang gewünscht, der mehr liefert als die vorhandenen Anmerkungen und die Quellen und Literatur: einen Lebenslauf von Franziska zu Reventlow und eine Liste mit den Namen ihrer wichtigsten Wegbegleiter mit einigen kurzen Informationen. Ein paar Fotos wären eine schöne Ergänzung gewesen.

    Fazit: eine sehr ungewöhnliche Biografie über eine außergewöhnliche Frau

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein