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  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Patricia W., 07.04.2020

    Als Buch bewertet

    Kemal ist ein gefeierter Fussballstar bis er nach einem Autounfall nicht mehr Fußball spielen kann. Er kehrt zurück nach Deutschland, nach Heilbronn, wo er inmitten seiner Familie und Freunde zu sich finden muss.

    Ist er Kemal der Türke, der Deutsche oder vielleicht doch der Türke, aber kein Richtiger? Zerrissenheit, Dynamik, Wut, Selbstfindung, Illusion - das sind die zentralen Schwerpunkte dieser Geschichte. Er trifft auf viele klischeebehaftete Typen - er selbst ist distanziert, beobachtet, agiert weniger als seine Mitmenschen. Einige Figuren brachten mich zum Schmunzeln, weil sie so realitätsnah beschrieben wurden als würden sie vor mir stehen. Andere Figuren machten mich regelrecht wütend. Man sieht, welch Talent der Autor hat, wenn man derartige Gefühle spürt.

    Ein Wochenende begleiten wir ihn, werden Teil von Hawaii. Dem Viertel in Heilbronn, das so gar nichts mit Hawaii zu tun hat. Wir treffen auf Hakan und Emre, Rainer, Sina und Paul, Marco, Rob und Tom und leider auch auf eine rechte Gruppierung (HWA = Heilbronn wach auf). Anfangs liest es sich wie ein normaler Roman über einen jungen Mann, der in der Selbstfindungsphase steckt, später hat es einen Hauch von Jugendbuch und dann schwenkt es um und es wird ernst - todernst. Das Buch erlangt eine Dynamik, einen Rausch. Hawaii mit seinen Ecken und Kanten. Cihan Acar zeigt uns auf, wo die realen Gefahren lauern. Ihm ist ein unfassbar tolles Debüt gelungen! Am Ende siegt der Wille, die Welt zu verbessern und Neues zu erkunden, um seinen persönlichen Weg zu finden. Mir hat das Buch sehr gefallen! So sehr, dass ich insgeheim hoffe, dass die Geschichte von Kemal und Hawaii einmal verfilmt wird.

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  • 5 Sterne

    5 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 21.03.2020

    Als Buch bewertet

    Eine brütende Hitze, die die Menschen langsam zermürbt, liegt über Heilbronn. Auch Kemal Arslan leidet unter den unerträglichen Temperaturen, doch nicht nur diese machen ihm zu schaffen. Einst stand ihm die große weite Welt offen, das junge Fußball-Talent, dass es zu den renommierten Vereinen schaffen würde, doch ein Unfall hat all diese Hoffnungen zunichtegemacht und nun streift er durch seine Heimatstadt ohne zu wissen, was er sucht oder wohin er will. Er trifft ehemalige Freunde, verabschiedet sich von seinen Eltern, die auf dem Weg in die Türkei sind, landet in einem Striplokal und einem Spielcasino. Er sucht seine Ex-Freundin Sina auf, doch die will auch nichts mehr von ihm wissen. Während Kemal den Sinn im eigenen Dasein sucht, bricht derweil in dem Problemstadtteil Hawaii der Krieg aus. Neonazi wollen ihren Lebensraum zurück und Kemal sieht sich zwischen allen Fronten.

    Cihan Acars reflektiert die Frage nach dem Dazugehören gleich auf mehreren Ebenen. Er lässt seinen Protagonisten drei Tage und einen Morgen durch die schwäbische Stadt streifen und in unterschiedlichsten Begegnungen wird diesem immer klarer, dass er weder weiß, wer er ist, noch wohin er gehört. Je mehr Menschen ihn vereinnahmen wollen, desto stärker wehrt er sich gegen eine Zuordnung und muss letztlich feststellen, dass er nirgendwo so richtig hineinpasst. Er muss seine Heimat vermutlich ganz woanders suchen. Die Grenzen verlaufen auf ganz unterschiedlichen Ebenen, es gibt Türken, Deutsche und Deutschtürken, es gibt Reiche, Arme und die Dazwischen, man spricht Deutsch und Schwäbisch und Türkisch und irgendwas aus allem. Jedes kleine Merkmal kann die Gemeinschaft definieren oder zur Abgrenzung dienen, ein andauernder Tanz auf dem Vulkan, der jederzeit auszubrechen droht.

    "Manche meinen, die Amis hätten den Namen eingeführt, also die Soldaten, die hier früher stationiert waren. Andere sagen, dass es ironisch gemeint ist, nach dem Motto: Was für eine miese Gegend, sind wir doch mal witzig und benennen sie nach einem Paradies.“

    Hawaii, Heilbronn. Nicht die Inseln mit den Traumstränden, sondern das Problemviertel, das der Autor selbst gut kennt, stammt er doch aus Heilbronn. Eine Zukunft ist dort nicht zu erwarten, dies teilt der noch junge Protagonist mit der Stadt. Wo sich einst große Träume hinter den Augen abspielten – die zugewanderten Arbeiter, die in Deutschland gutes Geld für ein besseres Leben verdienen wollten, und Kemal Arslan, der davon träumte Fußballstar zu werden – ist nun nur noch Verfall. Am Ende ist die Hälfte niedergebrannt und lediglich Ruinen lassen erahnen, dass es einmal hoffnungsvolle Zeiten gab. Der Trümmerhaufen der Stadt spiegelt den Trümmerhaufen wieder, den Kemal empfindet. Doch um sich selbst wieder aufzubauen, müsste er wissen, nach welchem Plan er vorgehen muss.

    Die Identitätsfrage wird das leitende Motiv in der Suche. Er ist nicht mehr der Fußballstar, der bei einem türkischen Club spielt und echte Fans hat. Doch er kann auch nicht mehr nur der Sohn eines türkischen Gastarbeiters sein, der in einer Reinigungsfirma sein bescheidenes Geld verdient. Um von der türkischen Community anerkannt zu werden, muss er deren Codes und Sichtweisen übernehmen, doch diese sind ihm fremd geworden. Von der Exfreundin und deren Familie und Freunden wird er als Sportler und damit Leistungsträger akzeptiert, sobald jedoch aus dem Star nur noch der verletzte Türke wird, sieht es mit der Akzeptanz dünn aus. In der ultimativen Konfrontation mit den Nazis und der Frage, zu welcher Seite er mit seinem untypischen, nicht unmittelbar zu identifizierenden Aussehen gehört, erkennt er, dass genau da der Knackpunkt liegt: er gehört nirgendwohin.

    Bisweilen komisch, manchmal bizarr schildert Acar die Rastlosigkeit Kemals und erlaubt in seinen Konfrontationen einen Einblick in das komplexe Innenleben des Protagonisten, das man zu Beginn nicht erwartet hätte.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    fantafee, 31.03.2020

    Als Buch bewertet

    Es ist ein heißer Sommer in Heilbronn, das ja nicht für seine Schönheit bekannt ist, aber Kemal, 21 Jahre ist Deutschtürke und liebt auch die häßlichen Seiten seiner Stadt. Es brodelt in diesen Tagen. Mit dem Ruf "Heilbronn, wach auf!“ scharen sich Rechtsradikale zusammen und zeigen ihren Hass auf Ausländer unverhohlen. Dass da ein Echo nicht ausbleibt ist klar.

    Wir begleiten Kemal an zwei Tagen und drei Nächten, sehen was er sieht und hören seine Gedanken dazu. Wir erfahren dabei auch viel von seinem Leben. Wie er als Gastarbeiterkind in Heilbronn aufwächst, seine große Liebe Sina trifft und wieder verliert, lernen seine Familie und Freunde kennen, erfahren wie sein Fußballtalent entdeckt wird und er eine vielversprechende Fußballkarriere in der Türkei beginnt. Ein schlimmer Unfall beendet das alles abrupt. Er ist komplett aus der Bahn geworfen, sein Leben ist ein Trümmerfeld. So läuft er einsam und desillusioniert durch die Straßen Heilbronns und wir sehen und fühlen mit ihm. Auch wenn er antriebslos scheint, möchte er sich nicht von anderen vereinnahmen lassen. Er will ein neues (wahres) Leben beginnen, am liebsten mit seiner Liebe Sina. Er weiss noch nicht wo und wie, aber das ist sein Fixstern.

    Die Sprache ist jung, die Sätze sind kurz und schnörkellos. Immer wieder bringt einen der Humor zwischen den Zeilen zum Schmunzeln. Ganz so, als säße Kemal direkt vor einem. Ich mochte den Kerl, auch wenn er gerade einen Durchhängen hat. Mit der türkischen Hochzeit zu Beginn und dem anschließenden Gang durch die Straßen Heilbronns, hatte mich die Story sofort an der Angel. Ohne Zweifel, der Autor Chian Acar ist ein guter Erzähler. Ich habe das Buch mit viel Freude gelesen. Nur der Showdown auf der Theresienwiese /Allee hat mich irgendwie verwirrt? aus der Bahn geworfen? Hier fand ich Kemal nicht immer authentisch. Der Schluß, die letzten 10 Seiten, haben mich aber wieder versöhnt.
    Sowieso, alle Szenen/Dialoge mit dem Auto und die mit Sina, ja die habe ich geliebt.



    Fazit: Ein Buch über das Nicht-dazu-gehören-(wollen), für die Dazwischen-Menschen oder die Romantiker, die auf dem Wartegleis auf ihren Zug warten. Ein Buch auch über Heimat und die Frage „Wer bestimmt darüber was ich als Heimat empfinde"

    Es war für mich sehr interessant eine deutsche Geschichte aus dieser Perspektive zu sehen. Auch wenn das Thema nicht lustig ist, die Sprache hatte echt Humor.

    Und für alle, die Spotify haben gibt es noch eine Playlist von Cihan Acar zum Buch: https://open.spotify.com/playlist/0y0k7rbP0a3gLUegNhMm2O

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  • 5 Sterne

    4 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Patricia W., 07.04.2020

    Als Buch bewertet

    Kemal ist ein gefeierter Fussballstar bis er nach einem Autounfall nicht mehr Fußball spielen kann. Er kehrt zurück nach Deutschland, nach Heilbronn, wo er inmitten seiner Familie und Freunde zu sich finden muss.

    Ist er Kemal der Türke, der Deutsche oder vielleicht doch der Türke, aber kein Richtiger? Zerrissenheit, Dynamik, Wut, Selbstfindung, Illusion - das sind die zentralen Schwerpunkte dieser Geschichte. Er trifft auf viele klischeebehaftete Typen - er selbst ist distanziert, beobachtet, agiert weniger als seine Mitmenschen. Einige Figuren brachten mich zum Schmunzeln, weil sie so realitätsnah beschrieben wurden als würden sie vor mir stehen. Andere Figuren machten mich regelrecht wütend. Man sieht, welch Talent der Autor hat, wenn man derartige Gefühle spürt.

    Ein Wochenende begleiten wir ihn, werden Teil von Hawaii. Dem Viertel in Heilbronn, das so gar nichts mit Hawaii zu tun hat. Wir treffen auf Hakan und Emre, Rainer, Sina und Paul, Marco, Rob und Tom und leider auch auf eine rechte Gruppierung (HWA = Heilbronn wach auf). Anfangs liest es sich wie ein normaler Roman über einen jungen Mann, der in der Selbstfindungsphase steckt, später hat es einen Hauch von Jugendbuch und dann schwenkt es um und es wird ernst - todernst. Das Buch erlangt eine Dynamik, einen Rausch. Hawaii mit seinen Ecken und Kanten. Cihan Acar zeigt uns auf, wo die realen Gefahren lauern. Ihm ist ein unfassbar tolles Debüt gelungen! Am Ende siegt der Wille, die Welt zu verbessern und Neues zu erkunden, um seinen persönlichen Weg zu finden. Mir hat das Buch sehr gefallen! So sehr, dass ich insgeheim hoffe, dass die Geschichte von Kemal und Hawaii einmal verfilmt wird.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elisabeth U., 13.04.2020

    Als eBook bewertet

    Ich muß sagen, dass ich von dem Buch mehr als begeistert war und am Ende der Lektüre sehr nachdenklich geworden ist. Wir begleiten Kemal ein Wochenende durch Heilbronn und ich muß sagen, dass der Autor das Leben der türkischen Mitbürger so darstellt, wie wir es uns vorstellen. Kemalist 21 Jahre alt und war der umjubelte Fußballstar in der Türkei. Doch bei einem schweren Unfall mit seinem Jaguar und etlichen Operationen ist klar, dass er nie wie Fußballspielen kann. Er kehrt zu seinen Eltern nach Heilbronn zurück, die in dem Stadtteil Hawaii leben, ein Stadtteil mit Migranten und Harzern. Kemal ist arbeitslos, sein Geld geht schnell aus, arbeiten kann er sich irgendwie nicht vorstellen und er lebt so in den Tag hinein. Der junge Mann wird auch von Depressionen geplagt. Ziellos treibt er durch Heilbronn, geht auf eine echte türkische Hochzeit, verwettet Geld, das er nicht hat und kommt in eine Massenschlägerei mit den Nazis. Zugleich versucht er wieder mit seiner verflossenen Liebe in Kontakt zu kommen, mit der er auf dem Höhepunkt seiner Fußballerkarriere Schluß gemacht hat. Gut gefällt mir auch der Hinweis, dass es in dieser Stadt immer nach Suppe riecht, da hier ein bekannter Suppenhersteller sein Werk betreibt. Wir kommen hier in die typische Welt der in Deutschland aufgewachsenen und lebenden jungen Migranten. Hier Fremde und in ihrem Land Deutsche. Der Autor hat in seinem Debütroman die Schicksale und Probleme derart wirklichkeitsnah beschrieben, so dass man wirklich Mitleid mit diesen Menschen hat. Ein Buch, das man unbedingt lesen sollte, um die Mentalität dieser Menschen besser verstehen zu können.

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  • 4 Sterne

    Lia48, 25.12.2020

    Als eBook bewertet

    INHALT:
    „Hawaii“ - Statt um Sonne, Strand und Meer, handelt es sich bei diesem Buchtitel um ein Problemviertel in Heilbronn. Warum das Viertel namentlich einem Urlaubsparadies gleicht, weiß niemand. Vielleicht Ironie? Arbeitslose und Menschen mit Migrationshintergrund wohnen hier. Armut und Kriminalität stehen an der Tagesordnung, man muss aufpassen, um nicht an die falschen Leute zu geraten. „Eine kleine, abgeschlossene Welt im Quadrat, mitten im Industriegebiet“, umgeben von zahlreichen Fabriken. „In Heilbronn riecht es jeden Tag nach Suppe. Das war schon immer so. Die von Knorr haben hier ihr Hauptwerk. Dort entsteht dieser Geruch, der sich jeden Tag über die ganze Stadt legt.“
    Hier zieht Kemal Arslan ziellos durch die Straßen. Er war einmal Profifußballer in der Türkei, spielte dort in der ersten Liga gemeinsam mit Einheimischen, Ausländern und mit Leuten wie ihm, die sich irgendwo „dazwischen“ befanden. Das Abitur hat er für seine Karriere damals aufgegeben.
    Doch ein Unfall beendete diese schlagartig. Daher ist er nun wieder zurück nach Deutschland gegangen. Hier leben auch seine türkischen Eltern.
    Mit seinen 21 Jahren weiß Kemal nicht, was er nun mit seinem Leben anfangen soll. In welche Richtung soll es beruflich gehen? Ob er bei seiner Ex-Freundin Sina noch eine Chance hat?
    Kemal begibt sich zu einer Hochzeit, auf der er nicht bleiben mag, in den Stripclub, zu seinen Bekannten, zu Sina und zu dubiosen Wetten.
    Gleichzeitig regt sich in der Stadt eine immer stärker werdende rechtsradikale Gruppierung. Ein Türke wird schließlich „abgestochen“. Doch die Gegenseite schläft nicht. Und Kemal muss sich die Frage stellen, wo er eigentlich hingehört…

    MEINUNG:
    Anfangs hatte ich kurz Bedenken, ob ein Buch über einen ehemaligen Fußballspieler thematisch etwas für mich sein würde. Doch der Autor hat es geschafft, dass mein Interesse am Geschehen gewachsen ist und ich nach einiger Zeit mittendrin angekommen bin. Vielleicht haben auch die ein oder anderen schwäbischen Dialoge dafür gesorgt, dass ich mich direkt ein bisschen heimisch fühlen konnte. 😉

    Sehr atmosphärisch schildert Cihan Acar vom Problemviertel Hawaii, wo der Putz von den Wänden bröckelt und ein Graffiti mit Hyänen die Fassaden ziert. Als Leser entstanden bei mir direkt Bilder von den Örtlichkeiten vor den Augen, sodass ich Kemal wie in einem Film durch die Straßen begleitet habe.
    Immer wieder wird er als ehemaliger Fußballstar in der Stadt erkannt und blickt zurück auf frühere Zeiten. Auf mich wirkten sehr viele Szenen wunderbar authentisch, wie aus dem Leben gegriffen.
    Dass Kemal so ziellos durch die Stadt streift, nicht weiß, was er machen möchte oder wo er hingehört, zeigt, wie sehr er auf der Suche nach sich selbst ist.
    Dies und auch seine einfache und manchmal etwas flapsige Ausdrucksweise (z. B. „Nur Freaks in dieser Stadt, ohne Witz.“), ließen das Buch auf mich oftmals mehr wie ein Jugendbuch oder eine Coming-of-Age-Geschichte wirken. Das in seinen Gedanken ihm antwortende Auto, empfand ich als etwas zu kindisch und zu künstlich, diese Stellen hätte ich nicht benötigt.
    Dafür gab es aber auch eindrückliche und sehr ehrlich wirkende Szenen. Zum Beispiel fand ich Kemals Moscheebesuch sehr schön geschildert.

    Neben Kemals Selbstfindung spielt Rassismus (vor allem gegenüber Migranten) im Buch eine große Rolle, wodurch der Autor Bezug auf das aktuelle politische Geschehen bei uns nimmt und dem Leser nochmals vor Augen führt, wie schnell das alles manchmal eskalieren kann. Zudem stellt er unterschiedliche gesellschaftliche Schichten einander eindrucksvoll gegenüber.

    FAZIT: Bei der Thematik hätte ich mir gewünscht, dass mich das Buch emotional noch mehr beeindruckt hätte. Der Schreibstil war mir teilweise etwas zu einfach gehalten. Ansonsten war es ein interessanter und dynamischer Lauf durch die Stadt an der Seite von Kemal, sehr atmosphärisch beschrieben.
    Wer eine Coming-of-Age-Geschichte lesen möchte, könnte sich das Buch durchaus mal genauer anschauen. 4/5 Sterne!

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  • 3 Sterne

    Peggy S., 14.04.2020

    Als Buch bewertet

    Das Problemviertel Hawaii in Heilbronn
    Kemal ist ein junger Deutschtürke in den besten Jahren. Er lebt in einem Viertel in Heilbronn, das von den Einheimischen Hawaii genannt wird. Er hat einen mächtigen Nackenschlag kassiert, denn er war auf den besten Weg ein Fussballprofi zu werden, ja währe da nicht dieser Unfall gewesen, der nicht nur seine Kariere und damit seine Träume sondern auch seinen Fuß kaputt gemacht hat. Nun sitzt er in eben jenen heruntergekommenen, tristen Viertel fest. Das Geld ist ihm gerade ausgegangen, ohne Job und seine alten Freunde aus besseren Zeiten in besseren Wohngegenden haben ihn schon fast vergessen. Sein Vater besorgt ihm einen Job bei einem zwielichtigen Geschäftsmann. Der Hacken daran, sein Vater zahlt eben jenen zwielichtigen Geschäftsmann eine nicht unerhebliche Summe, das der Sohnemann überhaupt dort arbeiten kann. Zu allem Überfluss brechen die Temperaturen mal wieder sämtliche Rekorde und promt gehen sich eine Bürgerwehr und eine rechtsradikale Vereinigung auf einander los. Stürzen Heilbronn ins Chaos und Kemal mitten drin. Dabei will er weder mit den einen noch mit den anderen was zu tun haben. Fast orientierungslos irrt er durch die Straßen und trifft eine Entscheidung.

    Der Autor schafft es zwar den Leser mit flüssigen Schreibstil und den einen oder andern Witz bzw. komische Einlage zu fesseln. Jedoch reicht ein Witz eben nicht aus, um den Leser dauerhaft an ein Buch zu binden.

    Die Handlung ist auf wenige Tage beschränkt, in der der Leser Kemal durch sein Leben und seine Stadt begleitet. Man lernt ihn durch etliche Rückblenden und auch durch aktuellen Geschehen und Verhalten kennen. Der Autor bedient wirklich jedes Klischee von trister krimineller Wohngegend, über kriminelle Geschäftsmänner, Bürgerwehren, Rechtsradikale und der Zwickmühle in der sich so manche Deutschtürken befinden. Beschreiten sie einen ehrlichen Weg oder begeben sie sich in das kriminelle Milieu.

    Die Figuren sind zwar gut beschrieben, jedoch wachsen sie einen nicht wirklich ans Herz. Zumal man nur sieht wie sich die Hauptfigur treiben lässt ja regelrecht rumeiern und nicht wirklich ein Ziel vor Augen hat. Selbst die Chance einen Schulabschlusses auf das Abi hat er einfach sausen lassen, weil er älter war als alle anderen in der Gruppe. Und dann am Ende zieht der Autor sich ganz einfach raus indem er die Figur auf eine Reise schickt. Und was ist danach? Er kehrt womöglich in dieses Viertel zurück und steht wie auch am Beginn des Buches vor den gleichen Problemen. Mir fehlt hier einfach eine dauerhafte Entwickelung. Er will sich offensichtlich aus dem kriminellen Milieu heraushalten, aber hat damit seine liebe Not. Dabei gibt es garantiert auch in dieser Stadt einen Weg einen rechtstreuen Weg zu gehen.

    Fazit: Eine Milieustudie über ein Problemviertel mit allen ihren Schattenseiten. Zeitweise ist es wirklich unterhaltsam. Nur dreht sich irgendwie alles im Kreis und eine wirkliche Entwicklung des Protagonisten, der dann das Weite sucht findet kaum statt. Eigentlich schade man hätte mehr aus diesem Buch machen können. Denn auch in Problemvierteln gibt es auch immer positive Geschichten. Insgesamt also recht einseitig und klischeehaft erzählt. Ein Witz kann nun mal nicht eine ganze Geschichte tragen.

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