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    11 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Monika S., 23.12.2017

    Als Buch bewertet

    Als ihre Mutter plötzlich stirbt, muss Franziska erfahren, dass ihr Bruder nur ihr Halbbruder ist. Er wird zum Vater geschickt, währenddessen Franziska, die von allen nur Fanny genannt wird, bei den Großeltern aufwachsen wird. Fanny, die zudem erfahren muss, dass sie unehelich geboren wurde. Die Großeltern tun das Beste für sie, doch eine richtige Familie mit Wärme und Halt können sie ihr nicht bieten. Zu schwer sind auch die Zeiten. Der eine Große Krieg gerade beendet, braut sich das nächste Ungemach am Himmel zusammen. Ein Leben zwischen und mit den Kriegen. Fanny muss zum Familienunterhalt beitragen. Sie muss arbeiten gehen, wird wieder weggeschickt. Die Nahrungsmittel reichen vorne und hinten nicht. Ein Leben voller Entbehrungen. 

    Dann lernt Fanny Mattes kennen und wird schwanger. Obwohl sie ihn eigentlich nicht heiraten möchte, fügt sie sich den Wünschen und Vorstellungen der Familie. Glücklich wird sie jedoch nicht. In diesen Zeiten hat sie sich als Frau unterzuordnen. Eine Frau hat Zuhause zu sein und sich um Mann und Familie zu kümmern. Ein selbst bestimmtes Leben ist nur wenigen Frauen möglich. 

    Der Zweite Weltkrieg bricht aus. Und wieder werden die Männer der Familie zum Wehrdienst einberufen. Da so gut wie alle Männer im Krieg ihren Dienst tun müssen, kann Fanny als Postzustellerin arbeiten und bald gehört es zur Tagesordnung, dass sie Freunden, Familienmitgliedern und Nachbarn amtliche Briefe übergeben muss, die den Tod ihrer Liebsten mitteilen. 

    Von Ingolstadt aus kann Fanny beobachten, wie Nürnberg in Schutt und Asche gebombt wird. Der Himmel leuchtet rot vom Feuer. Noch mehr Entbehrungen, noch mehr Hunger. Und immer diese Angst, ein steter Begleiter. 

    Wir, die wir heute in einer Überfluss-Gesellschaft leben, können uns gar nicht mehr vorstellen, was diese Menschen damals durchgemacht haben. Hunger? Na, dann esse ich doch einfach etwas! Wie oft mussten die Menschen mit knurrendem Magen ins Bett gehen? Mal ganz abgesehen davon, welche Schäden ihre Seelen genommen haben bei den ständigen Bombardierungen, bei all den Toten. 

    Doch Fanny gibt nicht auf. Sie kämpft sich durch, sie steht ihre Frau. Und sie hört Zeit ihres Lebens nicht auf, auf das große Glück zu hoffen. 

    "Hoffnung auf das große Glück" - Voller Wärme erzählt Doris Strobl die Geschichte ihrer Oma. Es ist eine ergreifende Geschichte über eine Frau, die in meinen Augen ihrer Zeit voraus war. Eine Frau, die sich immer wieder unterzuordnen hatte, obwohl sie eigentlich nur arbeiten und für sich selbst sorgen wollte. Die Geschichte macht nachdenklich. Die Geschichte zeigt auf, wie gut wir es doch heute haben. Sie zeigt aber auch, dass man nie aufgeben sollte, seine Träume wahr werden zu lassen. Doris Strobl hat mit diesem Buch ihrer Oma ein wunderbares Denkmal gesetzt. Absolut lesenswert und zudem ein wichtiges Zeitzeugnis!

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  • 5 Sterne

    Kerstin B., 08.12.2018

    Als Buch bewertet

    Heute stelle ich euch den Roman "Hoffnung auf das große Glück" (Das Leben meiner Oma), von einer lieben Freundin, der Autorin Doris Strobl vor.
    Es ist ein Buch der besonderen Art für mich, weil ich mich Frage, wie du Doris, diese Geschichte, während des Schreibens erlebt hast, empfunden hast. Es ist die Geschichte deiner Oma, die so viel Leid erfahren hat. Wie hast du durch gehalten, diese so emotionale Geschichte auf das Papier zu bringen?
    Franziskas, genannt Fanny, erste Kindheitserinnerung geht zurück ins Jahr 1914. Ihr Vater, Albert, stand in Uniform vor ihr und sie meinte ehrfürchtig, dass er wie der König aussehe. Es ist Kriegszeit und der Vater war kurz vorm Kriegseinsatz, König Ludwig der III. hatte die Mobilmachung des bayerischen Heeres angeordnet, da der Habsburger den Tod seines Sohnes rächen wollte. Es erfolgte also die Mobilmachung und ganz Ingolstadt war auf den Beinen, als eine Woche später die Soldaten, am Centralbahnhof, verabschiedet wurden.
    Der Alltag ging einfach weiter, Fanny war in der Schule, als der Großvater sie vorzeitig aus der Schule, nach Hause holte, weil die Mutter, Elisabeth, einen Unfall hatte. Sie verstarb an den schweren Unfallfolgen. Die Kinder mussten mit zur Beerdigung, wurden aber nicht darauf vorbereitet. Zu der Zeit wurde nicht gefragt und gejammert und Fanny und Josef verstanden nicht so wirklich, was der Tod bedeutete, vor allem Fanny hatte arge Probleme. Fanny hatte Angst davor, dass der Sarg der Mutter verschlossen wurde, weil ihre Mutter es dann ganz dunkel hätte. Erschüttert hat mich, dass der tote Säugling, Berti war nämlich schwanger, mit zur Aufbewahrung in ihren Arm gelegt wurde. Wurde/wird das tatsächlich so gemacht? Fanny dachte, es wäre eine Puppe.
    Für Fanny riss das Unglück nicht ab. Albert musste wieder zurück an die Front und so kam Fanny in einem Gespräch mit, in dem es um die Unterbringung der Kinder ging, dass Albert ihr Stiefvater sei. Was hat Fanny alles erleiden müssen. Der Tod der Mutter, der Vater nicht der leibliche Vater, die ganze Familie zerstört, durch Krieg und Tod. Mit einem Mal hatte Fanny keinen Boden mehr unter den Füßen. Sie fühlte sich allein, einsam, verlassen und verraten. Halt bekam sie nur von dem Großeltern, die sie bei sich aufnshmen. Fragen und eine eigene Meinung waren nicht erwünscht, das galt aber nicht für Fanny, sie sah das anders, wollte alles wissen. Fanny, ein Kind, was ihren Stolz, ihre Wissbegier und ihren Mut behielt.
    Mit der Karre, Stoffen und der Nähmaschine zogen Fanny und Tante Lena tagtäglich von Hof zu Hof, um Arbeit und dafür etwas zu essen zu haben. Manchmal aßen die Bauern Bratkartoffeln, sie mussten zusehen und bekamen nichts oder mal einen Apfel. Was haben die Menschen auf sich genommen, um zu überleben?!
    Die Männer freuten sich, wenn sie in den Krieg ziehen mussten und für das Vaterland kämpfen sollten. Die Arbeit der Frauen, die diese dann hatten, die Sorgen, alles zu schaffen die Ängste, die sie aushalten mussten, ob ihre liebsten wieder nach Hause kamen, da mussten die Frauen alleine mit klar kommen.
    So war das, die Autorität war noch eine Andere. Die Frauen und Kinder hatten keinen hohen Stellenwert, sie hatten nichts zu sagen. Vor allem die Kinder hatten noch Respekt, für mich ist das eher mit Angst gleich zu stellen. In der Schule war der Rohrstock noch an der Tagesordnung. Obwohl ich denke, dass in dieser Zeit Respekt wiederum richtig war. Der Krieg hat es für alle sehr schwierig gemacht, es war ein einziger Überlebenskampf. Umso mehr hat es mich erschüttert, zu lesen, welche Strafen Kinder, vor allem Fanny, aus Unwissenheit auferlegt bekam, für Dinge die sie gar nicht verstanden hatte. Sie vermisste ihre Mutter, es war Krieg. Es gab einen Vorfall an Heilig Abend, den Fanny für den Rest ihres Lebens nicht mehr vergaß. Wieder Einsamkeit, entstanden aus Unrecht, die Wunde, die da gerissen wurde, hat sich für den Rest des Lebens eingebrannt. Mädchen hatten einfach brav zu sein, dass hieß zur damaligen Zeit: Sich ruhig verhalten, keine Fragen stellen, sehr früh hausfrauliche Qualitäten entwickeln, Handarbeiten anfertigen etc. Nichts für Fannny. Hoch interessant finde ich auch, dass den Kindern noch mit der Religion gedroht wurde. Die Geistlichen selbst haben noch viel Einfluss genommen Wurde ein Kind nicht getauft, glaubte man, es käme in die Hölle. Wahnsinn!
    Das größte Problem aber war, dass die Lebensmittel immer knapper wurden und wenn Möglich, noch getauscht wurden. In der Natur wurden Beeren, Brennesseln, Löwenzahn etc. gesucht, ansonsten wurde Wasser getrunken, um den Magen zu füllen. Dann immer wieder Nachrichten über Gefallene. Wie viel Leid mussten alle ertragen, wie verarbeitet man das als Elternteil, wenn der eigene Sohn oder der Partner gefallen ist? Wie haben die Soldaten selbst, die an der Front waren, den Krieg, das Geschehene, das Gesehene und erlebte verarbeitet? Haben wir soviel Empathie, um uns in ihre seelische Erschütterung tatsächlich hinein zu versetzen? War es Schutz, dass viele darüber nicht mehr reden wollten? Die Verletzungen, der Hunger, immer den Tod vor Augen, das Heimweh, die Sehnsucht nach der Familie, die grauenhaften Bilder von verletzen Kameraden. Ist es nicht verständlich, wenn die Schubladen zu bleiben?!
    Dazwischen Fanny, die nie das wahre Gefühl von Mutterliebe erfahren durfte, die immer wieder neue Stellen annehmen musste, weiter gereicht wurde. Mit 13 Jahren tlw. schon schrecklichste Erfahrungen machen musste. Es war üblich, für Kost und Logis wurden die Mädchen fort geschickt, in Haushalte, auf Bauernhöfe...
    Für Frauen gab es noch kein Wahlrecht. Wenn eine Frau und ein Mann den Hausstand teilen wollten, benötigten sie einen Heiratsschein. 1923 dann tauchte zum ersten Mal Adolf Hitler in Ingolstadt auf um eine Rede zu halten. 1923 wurde die KPD verboten. Ständig wurden neue Währungen eingeführt, das Geld hatte keinen Wert mehr. Nachdem Fanny sich vehement geweigert hatte, wieder irgend welche Kinder zu hüten nahm sie einen Stelle bei der DESPAG, die Spinnereimaschinen herstellen, und bekam ihren ersten eigenen Lohn. Fanny lernte durch die Firma Freiheit und Unabhängigkeit kennen und genoss sie. Bald lernte sie Mattes kennen den Bruder einer Kollegin. Da es überhaupt noch keine Aufklärung gab (unfassbar), dauerte es nicht lange und Fanny wurde schwanger. Da weder genug Geld, noch ein Hochzeitsschein vorlag, musste sie erst einmal bei ihren Großeltern wohnen bleiben. 1932 wurde sie zum 2. Mal ungewollt schwanger. Fanny beschloss bald wieder zu arbeiten und Großmutter passte auf Ursula auf. Harald gab sie vorerst zu fremden Leuten, die selbst keine Kinder hatten (auch unfassbar für mich).
    1933 baut die NSDAP ihre Macht aus. Frauen dürfen nicht mehr arbeiten gehen und sind wieder von ihren Männern abhängig. Die SPD wurde verboten und die Ingolstädter fragten sich, was noch alles auf sie zu kommen würde. Die Hatz auf die Juden begann. Es gab eine Art Wettbewerb unter den Parteigrößen, wer seinen Ort am schnellsten "judenfrei" melden konnte.
    Mit großer Neugierde habe ich dieses Buch gelesen und mit Erschütterung Frage ich mich nun, wieviel Leid ein Mensch denn nun tatsächlich aushällt, ertragen kann. Wo sind seine Grenzen? Wie konnten sie das aushalten und überstehen?
    Ein Buch, das mir hautnah das Leid, den Kummer, die Sorgen, die Ängste und Nöte hat spüren lassen. Auch die Ungerechtigkeiten, die Fanny widerfahren sind, konnte ich mit fühlen. Ich kann verstehen, dass so mancher Überlebender seine Schublade nie wieder geöffnet hat. Ein Roman, der mich auf eine Zeitreise mit genommen hat, die mich erschüttert hat und mir trotzdem vermittelt hat, dass es immer irgendwie weiter geht.
    Liebe Doris, vielen Dank, dass du die Geschichte deiner Familie, insbesondere deiner Oma, mit uns geteilt hast, alles noch einmal durch lebt hast, damit du sie so zu Papier bringen konntest. Sie ist einfach wundervoll authentisch. Ein ergreifender Roman, der noch lange bei mir nach wirkt und mich nachdenken lässt. Ein ganz, ganz großes Lob für deinen Mut, sich an diese Familiengeschichte heran zu wagen, die mit Sicherheit Wunden aufgerissen hat.

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