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  • 5 Sterne

    13 von 21 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tanja P., 02.05.2017

    Als Buch bewertet

    Delphine Gueron war bis zu ihrer Pensionierung bei der Pariser Polizei. Jetzt lebt sie wieder in ihrem Heimatort, in der Nähe von Biarritz. Als sie eines Tages den 15jährigen Karim beim Einbruch in ihren Schuppen überrascht, handelt sie Wiedergutmachung aus – als „Strafarbeit“ soll er ihr im Garten und Haushalt helfen. Karim hat es so schon schwer genug. Sein Vater, ein Algerier, hat sich vor Jahren abgesetzt. Wegen ihm wird Karim ständig von seinen Mitschülern drangsaliert.
    Durch Delphine lernt er auch die betagte Aurélie de Montvignon kennen. Delphine und Aurélie kennen sich schon ewig. Sie treffen sich jeden Dienstag im Hôtel Atlantique zum Tee.
    Die beiden Frauen wollen Karim neben der Gartenarbeit auch eine ordentliche Bildung angedeihen lassen. Sie führen ihn in Museen, lassen ihn Weltliteratur lesen, werden Freunde.
    Eines Diensttags erscheint Aurélie allerdings nicht pünktlich zum Tee. Sie ist vom Balkon gestürzt. Ein Unfall – vielleicht ein Schwächeanfall – meint die Polizei. Doch Delphine sieht es anders, denn ihre Freundin hat sie kurz zuvor gebeten, im Falle ihres Ablebens regelmäßig nach ihrem Anwesen zu sehen und sie war nicht krank ...
    Auch Richard Lebrun, eine Art jüngerer Zieh-Bruder von Aurélie, scheint nicht an einen natürlichen Tod zu glauben. Aber er ist ein sehr introvertierter Mensch und will sich nicht gegen die Einschätzung der Polizei wehren. Außerdem scheint er etwas zu wissen, was er unbedingt verheimlichen möchte – warum?!

    „Hôtel Atlantique“ hat mich sehr erschüttert. Was als beschaulicher Roman über die Freundschaft zweier älterer Damen mit viel französischem Flair beginnt, wird zu einem Krimi vor dem Hintergrund der deutsch-französischen Vergangenheit.
    Neben den Ermittlungen zu Aurélies Tod geht es um die Schicksale der Kinder, die französische Frauen im 2. WK von Nazis bekamen bzw. in der heutigen Zeit von algerischen Einwanderern. Obwohl so viele Jahre zwischen diesen Schicksalen liegen, verbindet sie das „Ausgestoßensein“, die Verachtung der Nachbarn, Mitschüler oder Einheimischen. Valerie Jakob setzt sich damit auseinander, wie die Kinder diese Erfahrungen (später) verarbeiten. Kommen sie überhaupt je darüber hinweg? Letztendlich können sie als Produkte der Liebe ja am wenigsten für ihre Situation. „Es ist echt eine Tragödie. Auf allen Seiten nur Opfer.“ (S. 473)

    Delphine ist eine sehr taffe Frau. Sie und Aurélie verband eine lebenslange Freundschaft, deshalb kann sie sich mit dem angeblichen Unfall nicht abfinden. Ihre gute Menschenkenntnis bringt sie dazu, Karim nach seinem Einbruchsversuch nicht anzuzeigen, sonst landet er nur endgültig auf der schiefen Bahn. Sie setzt es sich zur Aufgabe, wenigstens diesen einen Jugendlichen vor seinem scheinbar vorgezeichneten Leben als Kleinkriminellem zu retten.
    Karim lebt schon lange hier, aber er ist immer noch der Fremde. Er wird von seinen Mitschülern regelmäßig verhöhnt und verprügelt . Wenn er seine Ruhe haben will, flüchtet er sich an seinen geheimen Platz, eine Höhle in der Steilküste „Es war, wie auf einem anderen Planeten zu sein, weit weg von allen Problemen und Blödmännern ...“ (S. 89)

    Das Buch ist trotz der sich eher gemächlich entwickelnden Krimihandlung sehr spannend. Bei der Aufklärung des Mordes kommen viele weitere dramatische Geheimnisse und Verdächtige ans Licht.
    In tollen Bildern beschreibt die Autorin die örtlichen Gegebenheiten und setzt dabei auch die Personen anschaulich in Szene.

    Ein bewegendes Buch mit echtem Gänsehautfaktor! Wer kriminell-dramatische Geschichten mag, wird von „Hôtel Atlantique“ begeistert sein

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  • 4 Sterne

    5 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bücher in meiner Hand, 02.06.2017

    Als eBook bewertet

    Klappentext:
    Delphine Gueron ist nach ihrem Abschied von der Pariser Polizei zurückgekehrt in ihre alte Heimat, St. Julien de la mer in der Nähe von Biarritz. Hier trifft sie sich einmal die Woche mit ihrer betagten Freundin Aurélie im noblen Hôtel Atlantique zum Tee. Doch eines Tages erscheint Aurélie nicht. Sie ist umgekommen. Ein Unfall, sagt die Polizei. Aber Delphines sechster Sinn sagt etwas anderes, und sie beginnt zu ermitteln. An nervtötende Vorschriften muss sie sich dabei nicht mehr halten. Unterstützung bekommt sie von dem fünfzehnjährigen Karim, der so dumm war, bei der ehemaligen commissaire einzubrechen. Zur Strafe erledigt der Junge bei ihr lästige Haus- und Gartenarbeiten. Mit der Zeit werden die beiden so etwas wie Freunde. Die Nachforschungen schweißen sie weiter zusammen. Und führen sie bis weit in die deutsch-französische Vergangenheit.

    Im äussersten Südwesten Frankfreichs, an der Grenze zum spanischen Baskenland, im fiktiven St. Julien de la mer, liegt das Hôtel Atlantique. Hier hat die rüstige 73jährige Aurélie ein Dauer-Appartement gemietet und trifft sich regelmässig mit ihrer Freundin Delphine. Ihr vertraut sie vieles an, einiges davon erweist sich im Nachhinein sehr wichtig - als nämlich Aurélie tot aufgefunden wird und ihr Neffe Damien sich sofort sein Erbe aneignen will. Als auch auf Aurélies Anwesen "Les Balaines" Unbekannte im Garten herumstreifen, wird die frühpensionierte Kommissarin Delphine misstrauisch. Nun macht Aurélies Bitte, nach ihrem Ableben auf dem Anwesen nach dem Rechten zu sehen, Sinn. Zusammen mit dem Teenager Karim, der den zwei Frauen viel zu verdanken hat, kommen Delphine dem Unheil auf die Spur.

    Dieses Debut von Valerie Jakob gefällt mir sehr gut. Gekonnt mixt sie verschiedene Thematiken und schreibt daraus einen spannenden Ermittlungskrimi.

    Zum einen geht es um Freundschaften. Verschiedene Varianten davon sind im Buch zu finden.
    Freundschaft Nr. 1: die schlagfertige, toughe Delphine und die elegante, ältere Aurélie - wie die zwei Frauen sich genau kennen gelernt haben wird erst gegen Ende des Buches erzählt.
    Freundschaft Nr. 2: Delphine und Karim - er wird von ihr bei einem Einbruch überrascht und selbst für ihre Verhältnisse überraschend bietet sie ihm anstatt einer Anzeige einen vierwöchigen Hilfsdienst bei ihr an. In diesem Monat entsteht eine feine Freundschaft zwischen ihnen.
    Freundschaft Nr. 3: Karim und Aurélie - weil auch Aurélie in die Hilfsdienst-Aufträge eingebunden wird, fühlt sich Karim mit der Zeit auch mit ihr stark verbunden.
    Freundschaft Nr. 4: Aurélie und Richard - der ruhige, introvertierte Richard Lebrun, der seine eigenen Räume auf Les Balaines hat und die fast adlig daherkommende Aurélie scheinen so gar nicht zusammen zu passen. Lange scheint Richard dem Leser aus unbekannten Gründen geduldet und geachtet zu sein, aber das fast geschwisterhafte Verhältnis zwischen Aurélie und Richard ist viel tiefgründiger und tragischer, als auf den ersten Seiten noch angenommen.

    Weitere Freund- und Bekanntschaften - St. Julien ist nicht so gross, man kennt sich - ergeben sich durch Delphines Schulfreundin Cécile. Deren Neffe ist Kommissar Lucien Benazet, der schon bald mit seinem Vorbild Delphine zusammenarbeitet. Irène, eine weitere Freundin von Cécile, ist die Cousine von Bernard, den Delphine bei einem Tanzabend kennenlernt. Sie alle tragen ihren Teil zur Lösung des Falles bei.

    In "Hôtel Atlantique" geht es aber auch um ein weniger freundliches Thema, ein Stück Zeitgeschichte, über das kaum je geschrieben wurde: Frauen, die sich während dem Krieg in Gegner verliebten, wurden nach Kriegsende aufs Schlimmste beschimpft und ausgestossen. Solch eine tragische Geschichte hat die Autorin bedacht auf die Buchseiten gebracht und sorgfältig umgesetzt.

    So ist dieser Krimi auch für Nichtkrimifans interessant. Er lebt ausserdem von humorvollen, ironischen und sarkastischen Wortwechseln. Besonders Delphine, Karim und Bernard müssen diesbezüglich erwähnt werden. Es machte richtig Spass, ihre Dialoge zu verfolgen.

    Die Beschreibung der Charaktere und ihre Handlungen fand ich gelungen, wie beispielsweise die feinsinnige Schilderung von Richard beim Parfumkauf.

    Auch die Landschaft und die Eigenheiten der Region und ihrer Bevölkerung hat die Autorin anschaulich beschrieben und viele französische Redewendungen eingeflochten.
    Ich kann mir aber vorstellen, dass einige Leser ein Verständnisproblem damit haben. Für uns Schweizer ist das kein Problem; und zur Beruhigung kann ich sagen, dass die Redewendungen sowie die baskischen Zitate immer übersetzt werden. Aber für sprachlich nicht interessierte Leser könnte der Lesefluss durch die fremdsprachlichen Einschübe beeinträchtigt werden.

    Mich hat vielmehr gestört, dass alles Französische klein geschrieben wurde. "Quartier" zum Beispiel. Es las sich jedesmal wie ein Rechtschreibfehler, bis ich merkte, dass es System hat. Doch das Wort "Quartier" ist kein französisches Wort (Latein lässt grüssen), also hätte man es, ebenso wie all die französischen Wörter, normal schreiben können. Die Kleinschreibung lenkt ab und ist unnötig.

    Aber bis auf die Sache mit der Kleinschreibung ist "Hôtel Atlantique" ein gelungener und anschaulich erzählter Kriminalroman. Ein Buch mit Protagonisten, an die man auch nach Abschluss der Lektüre öfters denkt und wissen möchte, wie es ihnen wohl gerade geht.

    Fazit: Ein tragisches Kapitel der Kriegsgeschichte in einem Kriminalroman aufgearbeitet. Empfehlenswerte und spannende Lektüre mit interessanten Protagonisten.
    4.5 Punkte.

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