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  • 5 Sterne

    4 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 26.09.2021

    Als Buch bewertet

    Zwei Kisten sind es, die Katharina von ihrer Zeit mit Hans geblieben sind. Hans, den sie als Neunzehnjährige zufällig an einem regnerischen Nachmittag im Bus traf und der sofort ihr Herz eroberte, obwohl er 34 Jahre älter war als sie. Jetzt ist Hans tot und Katharina erinnert sich beim Durchsehen der Kisten an die Zeit, die sie miteinander hatten. Es begann 1986 als heimliche Liebe des verheirateten Autors und der jungen Frau, deren Zukunft noch ungewiss war. Er, der erfahrene Liebhaber, hat eindeutig die Oberhand und kann die Grenzen ihrer Beziehung Bestimmung, sie folgt ihm blind. Doch Katharina wird älter, erfahrener und mit ihrer Entdeckung der Welt wird sie unabhängiger, was zur Herausforderung für beide wird. Aus der unbeschwerten Liebe wird Obsession mit Gewalt und Hass.

    Jenny Erpenbeck wählt einen vielsagenden Titel für ihren aktuellen Roman. „Kairos“, die griechische mythologische Gottheit des günstigen Zeitpunkts, in der Theologie die „Gelegenheit zur Sünde“ ist bezeichnend für die Handlung. Hans trifft Katharina im richtigen Moment, er muss sie an jenem ersten Nachmittag für sich gewinnen, sonst entschwindet ihm die junge Frau wieder. Sein Vorhaben gelingt. Danach jedoch verpassen sie die Momente, Momente, die ihre Beziehung in die eine oder die andere Richtung hätten lenken können. Stattdessen halten sie fest an etwas, das destruktiv wird, sie leiden lässt und bald schon nicht mehr die verliebte Leichtigkeit des Anfangs hat.

    Die ersten Kapitel sind geprägt von der jugendlichen Liebe, der große Altersunterschied lässt Hans verjüngen, leidenschaftlich genießen sie ihr heimliches Beisammensein, was einen besonderen Reiz ausmacht. Für Hans scheint es kein Problem zu sein, dass er noch eine Ehefrau hat und mit dieser ganz selbstverständlich zusammenlebt und auch Zeit verbringt. Katharina hingegen will er exklusiv für sich. Unsterblich verliebt nimmt sie dieses Arrangement hin, doch als sie Berlin für ein Praktikum verlässt und die Trennung mehr als nur wenige Tage beträgt, beginnt ihr Lösungsprozess. Sie ist sich dessen noch nicht bewusst, glaubt immer noch Hans in derselben Weise zu lieben wie zu Beginn. Doch der Liebhaber wie auch der Leser bemerkt die feinen Risse.

    „Sie sind im Einverständnis miteinander, sie haben ihre ersten Geheimnisse vor der Welt, sie wissen, woran nur sie sich erinnern, wenn sie sich ansehen. Gerade deshalb muss er die Bedingungen klarstellen, bevor es dazu zu spät ist.“

    Die Handlung spiegelt das Große im Kleinen. Es ist Ende der 1980er Jahre. Hans und Katharina sind in Ostberlin eingesperrt, der Himmel ist nicht unendlich, aber weit genug für sie beide. Doch wie auch das Land langsam zerfällt, wird für Katharina die Beziehung zu eng. Wie das alte Regime will Hans die Oberhand behalten, den Weg diktieren, straft, wenn ihr Verhalten nicht seinen Erwartungen entspricht. Er verfolgt und bespitzelt sie und macht ihr bitterböse Vorwürfe. Doch das Ende der Diktatur ist am Horizont bereits zu sehen.

    Es ist eine toxische Beziehung in einer zerfallenden Welt. Ein historischer Moment, der sich langsam ankündigt und dann mit einem Male da und überwältigen ist, überzeugend mit pointierten Sprachbildern und einem fast nüchternen Ton eingefangen, der jedoch perfekt zum Setting passt.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Karola D., 29.08.2021

    Als Buch bewertet

    Erinnerungen an eine Liebesbeziehung vor und nach dem Mauerfall in Berlin

    Aus dem Inhalt von zwei verstaubten Kartons entwickelt sich nach Sichtung der Erinnerungsstücke eine tiefschürfende , langjährige Liebesbeziehung zweier Ostberlinern zwischen 1986 und 1992: Katharina, 19 Jahre, in einer Schriftsetzerlehre und Hans, verheiratet, Anfang 50, Schriftsteller.
    Angesiedelt ist der Beziehungsroman in einem Kulturmilieu zu DDR – Zeiten bis wenige Jahre nach der Wiedervereinigung, mit den zu großen existentiellen, zu raschen Veränderungen nach dem Mauerfall im politischen, künstlerischen und kirchlichen Bereich. In einem untergegangenen Land waren viele Ostdeutsche verloren im neuen, ihnen übergestülpten System.
    Der Titel ‚KAIROS‘ geht auf einen altgriechischen Gott zurück für den günstigen Augenblick einer Entscheidung, dessen ungenutztes Verstreichen nachteilig sein könnte. Und ob die Begegnung mit Hans tatsächlich ein guter Moment war, weiß Katharina zum Schluss nicht.
    Sehr genau, sehr menschlich sind Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland herausgestellt, die Welt der Ostberliner Intellektuellen-Szene ist vielschichtig beleuchtet. Die Charakteren von Katharina und Hans werden in ihrem Auf und Ab spannend dargeboten.

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  • 5 Sterne

    Angelika W., 02.09.2021

    Als Buch bewertet

    Der Roman "Kairos" erzählt die Geschichte zweier Liebenden im damals noch geteilten Deutschland bis nach der Wende. Sie, 19 Jahre alt und er Mitte 50, ein Mann mit Familie und wie so oft, hält er an seiner Familie fest und will sich nicht von dieser trennen.
    Man erlebt die Beiden in einer Zeit, wo die DDR mit dem Rücken zur der Wand steht und die Wiedervereinigung folgt.
    Der Leser, der vielleicht selber noch diese Zeit des Umbruchs miterlebt hat, wird an diese, teils schlimme und auch hoffnungsvolle Zeit erinnert.

    Als ich das erste Mal das Cover dieses Buches gesehen habe, bin ich neugierig geworden. Was mag dieser alte Karton wohl bedeuten und was spielt er für eine Rolle?
    Die Autorin findet eine Sprache, die nicht unbedingt jeder versteht, der Jahre nach dem Umbruch geboren ist und die Geschichte von Ost und West nicht miterlebt hat. Man braucht ein wenig Hintergrund Wissen, um sich ganz auf die Geschichte einlassen zu können.

    Mir hat dieses Buch gut gefallen, weil auch ich diese Zeit miterleben durfte und selber Verwandte im Osten hatte, die ähnliche Geschichten erlebt haben und heute noch davon berichten.
    Im Großen und Ganzen kann ich abschließend zu diesem Werk sagen, dass es keine leichte Kost ist und man sich die Zeit nehmen muss, um auch die Hintergründe der Geschichte zu verstehen. Es ist kein Buch für nebenher und trotzdem gebe ich der Autorin Jenny Erpenbeck und Ihrem Roman "Kairos" 5 Sterne für ein sehr gutes Werk mit Tiefgang.

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  • 5 Sterne

    Minni28, 30.08.2021

    Als Buch bewertet

    1986 lernt die 19jährige Katharina den 53jährigen Hans kennen. Er ist Schriftsteller und sein Alter und seine Lebenserfahrung machen ihn, für sie, sehr interessant, Beide gehen eine geheime Beziehung miteinander ein, denn Hans ist verheiratet und Vater eines Sohnes. Eine Trennung von seiner Familie kommt für ihn nicht in Frage und Katharina wird somit die heimliche Geliebte.

    Das Buch gefällt mir sehr gut, obwohl ich mit beiden Protagonisten so meine Probleme habe. Katharina ist mir sehr sympathisch, aber auch etwas naiv. Sie lässt sich sehr viele Dinge gefallen. Dies ist aber bestimmt ihrem Alter geschuldet. Hans ist mir im Verlauf der Geschichte immer unsympathischer geworden. Er neigt zu Eifersucht, Gewalt und Manipulation. Er steht über Katharina und sie ist die Kleine, der man noch so viel beibringen kann oder muss. Es ist keine gesunde Beziehung und doch halten beide daran fest. Der Schreibstil ist einfach großartig und gefällt mir sehr gut. Der Einblick in Politik, Kunst und Geschichte ist sehr interessant. Die Autorin schafft es Ostberlin bildhaft und faszinierend dazustellen. Das Buch ist sehr anspruchsvoll und auf hohem Niveau. Es lädt zum Nachdenken ein und bietet eine tolle Unterhaltung, bei der keinerlei Langeweile aufkommt.

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  • 5 Sterne

    Quincyliest, 28.08.2021

    Als Buch bewertet

    Jenny Erpenbeck ist eine der bedeutendsten Autorinnen unserer Zeit. In ihrem neuesten Roman "Kairos" stellt sie ihr großartiges erzählerisches Können und ihre präzise Beobachtungsgabe unter Beweis.
    Im Mittelpunkt der Handlung steht die Beziehung der jungen Katharina und des über 30 Jahre älteren Hans. Kann so eine ungleiche Beziehung eine Chance haben? Am Anfang sieht es fast danach aus. Aber Hans trennt sich nicht von seiner Ehefrau und auch Katharina sucht und findet ihr Glück woanders. Zusätzlich wird die Liebe der beiden von Eifersucht und anderen negativen Gefühlen überschattet. Wirklich zueinander finden sie nicht.
    Interessant ist der historische Hintergrund des Romans. Die Beziehung der beiden beginnt Ende der achtziger Jahre in Ostberlin und setzt sich in der Wendezeit und den Jahren danach fort. Das Ende ist überraschend, aber auch realistisch.
    Erpenbeck hat einen spannenden und lebendigen Roamn geschrieben, der mich von Anfang an gefesselt hat. Ich empfehle ihn gern weiter.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elisabeth U., 20.08.2021

    Als Buch bewertet

    Das Buch hat mich derartig fasziniert und interessiert, dass ich es innerhalb von zwei Tagen ausgelesen habe und ich mach mir noch so manche Gedanken darüber. Schon allein der Titel hat es in sich: KAIROS = Der Gott des glücklichen Augenblicks. Die späten 80iger Jahre, die DDR, die gerade aus den Fugen läuft. Die 19jährige Katharina und Hans, ein Schriftsteller, Mitte 50 und verheiratet, lernen sich auf der Straße kennen. Beide sind voneinander in den Bann gezogen. Er von ihrer Unschuld und Unerfahrenheit, sie von der Reife und dem Wissen des älteren Mannes. Sie lieben sich, können ohne einander nicht sein, schreiben sich Liebesbriefe, erotische Briefe und erleben eine Zeit des Glücks und der Glückseligkeit. Doch langsam kommen Risse in diesen Glückstaumel, er ist eifersüchtig auf die jungen Männer, sie ist unglücklich darüber, dass er Frau und Sohn nicht verläßt. Doch sie zelebrieren ihr Glück, feiern monatliche Tage ihres Kennenlernens, genießen in den Lokalen ihre Zweisamkeit und frönen ihrer Zweisamkeit. Doch die Liebe wird immer brüchiger, sie können nicht zusammen sein, können aber voneinander nicht lassen und sind tottraurig darüber. Hier wird uns die ganze Palette menschlicher Gefühle dargestellt, man freut sich und leidet mit den Protagonisten. Die Autorin erzählt und stimmgewaltig und in sehr guter literarischer Sprache das Leben von Hans und Katharina und wir bekommen auch Einblick in deren tägliches Leben. Die politische Situation wird aufgezeigt und man spürt, dass der gesamte Arbeiter- und Bauernstaat aus den letzten Löchern pfeift und man merkt bei den Bürgern, wie unsicher sie sich beim Fall der Mauer erstmals verhalten. Bei dem Schriftsteller Hans schwebt mir immer das Bild von Thomas Mann vor Augen. Ich sehe den schlanken Hans, mit Zigarette und gelben Fingern vor mir, hager, stets ein Glas Wein oder einen Korn vor sich. Katharina verbiegt sich für ihn, passt sich an, möchte ihm mehr als gefallen. Das Ende hat mir zu denken gegeben und in zwei Kartons ist die ganze Liebesgeschichte dieser eindrucksvollen Personen gesammelt und nachzuvollziehen. Das minimalistische Cover mit dem braunen Karton ist der Geschichte total angepaßt. Ein Buch, das sentmental macht, Tristesse nach sich zieht und über das Leben nachdenken läßt. Ein großes Lob an die Autorin, die mit beeindruckender Literatur den Lebenslauf dieser beiden Liebenden zu Papier bringt.

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  • 5 Sterne

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    Barbara T., 18.09.2021

    Als Buch bewertet

    Ein großartiger Roman!

    Am 11. Juli 1986 treffen sich zufällig mitten in Ost-Berlin die damals 19-jährige Katharina und der 53-jährige Hans. Und wie es Kairos, der Gott des glücklichen Augenblicks, in dem Moment bestimmt, nutzen die beiden „die Gunst der Stunde“ und entscheiden, den Abend zusammen zu verbringen. Und auch später halten sie an der Stirnlocke des Gottes fest und setzen ihre aufregende Bekanntschaft fort.

    Was zuerst als eine kleine Liebesaffäre beginnt, wächst mit der Zeit zu einer großen Liebe, die eigentlich keine sein darf. Denn Hans, ein freier Rundfunkmitarbeiter und Schriftsteller ist verheiratet und hat einen Sohn. Er hat überhaupt nicht vor seine Familie zu verlassen, dafür aber will er -eifersüchtig und besitzergreifend, wie er ist - die junge Katharina, angehende Bühnenbildstudentin, nach seinen Vorstellungen zu formen. Katharinas Liebe scheint keine Grenzen zu haben, sie unterwirft sich ihm vollkommen und man kann nur fassungslos beobachten, wie sie langsam in ihr Unglück rennt.

    Diese dramatische Liebesgeschichte verbindet Jenny Erpenbeck meisterhaft mir der deutschen Geschichte der späten achtziger Jahre, mit dem Untergang der DDR und der unmittelbaren Zeit danach. Sie lädt ihre Leser und Leserinnen nach Berlin und beschreibt genau, wie die Stadt damals ausgesehen hat. Sie führt ihre Leserschaft durch die bekannten Straßen und an die meistbesuchten Orte, erzählt, wie man damals gelebt und geliebt hat, worüber man sprach. Die Leser und Leserinnen tauchen in die Welt des Theaters, Musik, Dichter und Denker ein, folgen Erzählungen über Kämpfer für die bessere Welt. Die Autorin bedient sich einer anspruchsvollen aber fesselnden Sprache, ist mal nachdenklich, mal allegorisch, mal poetisch.

    Zu bedeutenden Themen dieses Romans gehören sowohl die Utopie des Kommunismus sowie die vernichtenden, grausamen Bilder des Nationalsozialismus, brutale Methoden der Faschisten und später der Stasi.

    „Kairos“ ist ein großartiger Roman, den ich mit großem Interesse gelesen habe und der noch lange in meiner Erinnerung bleibt. Das Buch bekommt meine wärmste Leseempfehlung!

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