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  • 5 Sterne

    5 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sigrid C., 10.05.2020

    Vor mir liegt ein wunderbares Buch vom Autor H.G.Scholz.
    In seinem Roman geht es um die 1884/5 in Berlin stattgefundene Afrikakonferenz, die zur Folge hatte, dass sich europäische Staaten danach Kolonialstaaten nennen durften. Allerdings nicht, weil es die Kolonien erlaubt hatten, sondern weil diese Staaten es sich selbst so gerichtet hatten.
    Die Handlung des Buches beginnt mit einer Gerichtsverhandlung gegen einen Kongolesen. Im Verlauf der Geschichte wird seine Familiengeschichte und sein Lebensweg bis zu dieser Gerichtsverhandlung, und im Anschluß der Grund dieser Verhandlung erzählt.
    Sehr bildhaft wird skizziert, was der junge Mann auf sich nimmt, um aus dem Kongo nach Berlin zu fliehen. Kein Honigschlecken, und doch hat er alles mit viel Glück besser geschafft als manche andere.
    Sehr gut hat mir ein Zitat des kenianischen Staatspräsidenten gefallen:
    Als die Weissen nach Afrika kamen, hatten wir das Land und sie die Bibel. Dann lehrten sie uns, mit geschlossenen Augen zu beten, und als wir die Augen wieder öffneten, hatten sie das Land und wir die Bibel.
    Das Cover ist toll, zwar eigentlich sehr traurig, weil Afrika darauf aufgeteilt wird wie eine Torte, aber es war ja wirklich so.

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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mabuerele, 26.05.2020

    „...Ein Kerl wie ein Baum. Kerzengerade und erhobenen Hauptes steht er da. Der dunkelgraue Anzug sitzt wie eine zweite Haut und lässt die muskulöse Figur erahnen...“

    Mit diesen Worten wird der dunkelhäutige Angeklagte Niam Mutomba beschrieben. Sein Prozess stößt auf großes Interesse von der Öffentlichkeit verfolgt. Was war passiert?
    Der Autor hat einen spannenden Roman geschrieben. Gekonnt werden Gegenwart und Vergangenheit mit einander verknüpft. Im Gerichtssaal darf ich als Leser erfahren, warum Niam seine Heimat, den Kongo, verlassen hat und welches Ziel ihn ausgerechnet nach Berlin führte.
    Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er lässt Raum für Emotionen.
    Niam erzählt von seiner Familie. Sein Großvater war katholisch und als Hausdiener bei den belgischen Kolonialbesitzern angestellt. Das Ende der Kolonialzeit charakterisiert Niam so:

    „...Belgien hatte nach hundert Jahren der Plünderung das Interesse an seiner Provinz verloren, zog sich übereilt zurück, entließ das Land in die Unabhängigkeit und hinterließ Chaos...“

    Dem Großvater wird ein Visum nach Belgien verweigert. Das war sein Todesurteil. Nach dem Tod seiner Eltern wächst Niam bei seinem Onkel auf. Der ist Lehrer und sorgt für die Ausbildung des Jungen. Gleichzeitig bereitet er dessen Flucht nach Deutschland vor. Er gibt ihn einen Auftrag mit. Er möge eine Möglichkeit finden, das Unrecht, dass mit der Afrika – Konferenz in Berlin 1885 begann, wieder gut zu machen. Afrika braucht eine neue Chance.
    Dazu muss man wissen, dass 1885 in Berlin Afrika unter den Kolonialmächten aufgeteilt wurde, ohne einen einzigen Afrikaner zu seiner Meinung zu fragen.
    Niam berichtet über seine Flucht. Dabei wird eines deutlich. Er überlässt nichts den Zufall und geht auch ungewöhnliche Wege. Er weiß, was er will und lässt sich nicht treiben. Wenn nötig, ist er sich für keine Arbeit zu schade.

    „..Als die eigentliche Weinernte anfing, wurde er gerufen, wenn an Stellen Muskelkraft gefragt war, wo keine Maschinen eingesetzt werden konnten...“

    Schon bei der Flucht und auch im Aufnahmelager in Deutschland wird sichtbar: Unter den Flüchtlingen gibt es nur selten Solidarität. Jeder redet so wenig wie möglich und ist sich selbst der Nächste. Auch hier hebt sich Niam wohltuend von der Masse ab. Er sucht Kontakte, weiß, wo er sich fern halten muss, und kümmert sich um Salou, der Schwierigkeiten mit der Eingewöhnung hat.
    Wie aber soll Niam den Auftrag seines Onkels erfüllen? Er geht einen ungewöhnlichen Weg. Zugute kommt ihm dabei, dass er an einem Grundstück den Namen Bruno von Blumenau liest. Dessen Großvater war bei der damaligen Afrika – Konferenz dabei.
    Bruno arbeitet als Lobbyist. Was dies bedeutet, wird mir anhand seines Tun veranschaulicht. Sehr informativ fand ich sein Gespräch mit einem Bundestagsabgeordneten, dem man ein Ministeramt angeboten hatte. Dessen Antwort ließ mich den Kopf schütteln, bevor ich dann die Zusammenhänge erklärt bekam.

    „...Richtig ist, dass mich meine Partei bereits als künftigen Minister vorgesehen hat. […] doch das kann ich mir finanziell nicht leisten. Als Minister stehst du zu sehr in der Öffentlichkeit. Da ist Schluss mit Nebenjobs...“

    Das Buch ist sehr vielschichtig. Nicht auf alle Facetten kann ich hier eingehen. Sicher gäbe es einiges zu sagen zu den Zuständen im Aufnahmelager, zu der immer wieder neuen Betroffenheit von Niam, wenn er Abwertungen und Fremdenhass erfährt, zu den psychischen Folgen des langen Wartens auf den Asylantrag und zu den Eindrücken von Niam und Salou bei ihren Besuchen in der Stadt..
    Zu den inhaltlichen und stilistischen Höhepunkten gehören die Dialoge zwischen Niam und Salou. Hier werden nicht nur die Flucht und ihre Folgen thematisiert, sondern von Salou auch die schwindende Hoffnung auf eine Zukunft.
    „...Du schaust in Kinderaugen, die auf der Flucht so viel gesehen haben wie Soldaten im Krieg. Viele Flüchtlinge haben Wunden, die du siehst, und solche, die du nur ahnst...“

    Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es arbeitet ein altes Unrecht auf und zeigt die Folgen, die bis heute nachwirken. Beeindruckt haben mich Niams Worte, die einen Weg in die Zukunft weisen und deshalb meine Rezension abschließen sollen:

    „...Europa liefert uns Waffen. Wir brauchen sie nicht. Was wir benötigen, ist Vertrauen in unsere Zukunft und Unterstützung bei der Bewältigung unserer Hausaufgaben...“

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    ech, 04.06.2020

    Bewegende Geschichte eines afrikanischen Flüchtlings auf besonderer Mission

    Mit diesem Buch gelingt dem Autoren H.G. Schulz ein bewegener Roman um einen afrikanischen Flüchtling, der nach seiner Ankunft in Deutschland eine besondere Mission erfüllen soll. Vom Untertitel "Tatort Berlin" sollte man sich hierbei nicht täuschen lassen. Obwohl die Geschichte mit einem Gerichtsprozeß startet, handelt es sich hier nicht um einen Kriminalroman. Die wahre Bedeutung dieses Untertitels erschließt sich dann auch erst im Laufe der Geschichte.

    Von November 1884 bis Februar 1885 fand in Berlin die sogenannte Afrikakonferenz statt, die oft auch als Kongokonferenz oder Berliner Konferenz bezeichnet wird. Hier haben die westlichen Industrienationen den afrikanischen Kontinent unter sich aufgeteilt und damit die nachfolgende Kolonialzeit eingeleitet, deren Folgen den Kontinent bis heute prägen und stark belasten. Und auch für Europa sind die Entwicklungen seit der Konferenz nicht folgenlos geblieben, dies wird besonders seit ein paar Jahren mehr als deutlich.

    Als sich der junge Niam aus dem Kongo im Jahr 2015 auf den beschwerlichen Weg nach Deutschland macht, treibt ihn nicht nur der Traum von einem besseren Leben an. Im Gepäck hat er auch den großen Wunsch seines Onkels, es möge eine neue Afrikakonferenz geben, die sich zu den alten Fehlern bekennt und die Weichen für einen Neuanfang im Verhältnis zwischen Europa und Afrika stellt. Kann Niam seinem Onkel diesen Wunsch erfüllen ?

    Mit einem packenden Schreibstil lässt uns der Autor am beschwerlichen Weg seiner Hauptfigur teilhaben. Hautnah erleben wir seine Belastungen während der gefährlichen Reise und die Versuche, in Deutschland Fuß zu fassen. Auch wenn man zwischendurch den Eindruck hat, das dabei Niams großes Ziel so ein wenig in den Hintergrund gerät, rückt es zum Ende hin wieder stärker in den Mittelpunkt und setzt so einen gekonnten Schlusspunkt unter die gut aufgebaute Geschichte Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen.

    Ein gelungener Roman, der zudem auf ein wichtiges Thema aufmerksam macht, das in unserer Zeit doch viel zu sehr in Vergessenheit geraten ist und es verdient hat, wieder stärker in den Fokus gerückt zu werden.

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