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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    buecherundgedanken, 20.12.2019

    Als Buch bewertet

    Der Autor Frank Thallis ist nicht nur Schriftsteller sondern auch Psychologe und siedelt seine Kriminalromane rund um Max Liebermann im Wien kurz nach 1900 an, als Wien die Metropole des Fin de sie'cle war.
    Liebermann ist nicht nur der Freund von Inspektor Rheinhardt sondern auch Psychologe und Schüler von Sigmund Freud. Es ist daher kein Wunder, dass Rheinhardt mit Hilfe von Liebermann seine Fälle schneller lösen kann.

    Diesmal geht es um eine anarchische Vereinigung, deren Anführer der geheimnisvolle „Mephistopheles“ ist und anscheinend mit seinen Gleichgesinnten eine Bombenanschlag in Wien plant, womöglich auf den Kaiser.

    Die erste Hälfte des Romanes hatte ich ein bisschen zu kämpfen, da es abwechselnd mehrere Geschehensstränge gibt und dadurch für mich zunächst ein Wirrwarr von Namen. Nach und nach ergibt alles ein schlüssiges Bild, angefangen von dem Toten, den man in einer aufgelassenen Klavierfabrik findet, sein Gesicht von Säure verstümmelt und offenbar vor einem Tribunal des Mephistopheles zu Tode verurteilt wurde, bis hin zu einem anderen Ermordeten im Hotel Beatrix und zur Auflösung, welche Personen welche Rollen in diesem Komplott spielen. Auch die wahre Identität von Mephistopheles wird aufgedeckt.

    Sehr gefallen haben mir die Gespräche zwischen Liebermann und Sigmund Freud, besonders ihr Diskurs über Le Bon, der als Begründer der Massenpsychologie gilt. Auch die Darstellung der Kriminologie dieser Zeit (es war der Beginn der Ermittlungen mittels Fingerabdrücke und des Kardiographens, einer Vorform des Lügendetektors) fand ich sehr interessant. Überhaupt lernt man sehr viel über Wien, Musik, Tarnung im Allgemeinen und im Speziellen und über die Rolle der Ochrana, der Geheimdienste zur Zeit des Zaren in Russland.

    Ob ich allerdings noch einen weiteren Roman von Frank Tallis lesen werde, weiss ich noch nicht, denn so ganz überzeugen konnte mich „Teuflischer Walzer“ nicht .

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  • 4 Sterne

    2 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Zauberberggast, 26.12.2019

    Als Buch bewertet

    Gehaltvoller historischer Krimi

    Die historischen Kriminalromane rund um den in Mordfällen ermittelnden Arzt und Psychoanalytiker Max Liebermann sind für mich Neuland gewesen. "Ein Teuflischer Walzer" von Frank Tallis, der selbst Klinischer Psychologe ist, ist nach sieben Jahren Pause der neueste Band der Reihe. Leider findet sich im Buch keine Auflistung der bisher erschienen Fälle, was ich etwas schade finde, zumal alle Übersetzungen ebenfalls im btb-Verlag erschienen sind.

    Wir befinden uns im Wien des gerade begonnenen Jahres 1904. Es ist das Wien der angeschlagenen K. u. k.-Doppelmonarchie. Die Kaiserin Elisabeth wurde wenige Jahre zuvor von einem Anarchisten ermordet, der Bevölkerung geht es schlecht, die vielschichtigen Stimmen des Sozialismus werden lauter. In der Kunst malt Gustav Klimt seine goldenen Gemälde. Sigmund Freud praktiziert in der Wiener Berggasse, wo er die menschliche Psyche erforscht. Vor diesem Hintergrund spielt sich die Krimihandlung ab: Ein entstellter Toter, der offensichtlich erschossen wurde, wird in einer ehemaligen Klavierfabrik gefunden. Kriminalinspektor Oskar Reinhardt holt sich einmal wieder Unterstützung beim Ermitteln in Person seines Freundes Max Liebermann. Dieser ist seines Zeichens Freud-Schüler und als Arzt und Psychiater mit den Abgründen der menschlichen Psyche bestens vertraut.

    Der Roman beschwört eine unheilvolle Fin-de-siècle-Kulisse herauf. Düster, winterlich und beklemmend ist diese Atmosphäre, die die Handlung wunderbar umrahmt. Es geht ja auch um die dunklen Aspekte der menschlichen Psyche und persönliche Verstrickungen aller Art. Die vielfältigen Themenbereiche, die im Roman angesprochen werden, wie z.B. Spielarten der Medizin, Psychologie und Politik - natürlich im Kontext der Zeit um 1900 - sind für den Leser, sofern er sich nicht gedanklich ohnehin schon in diesen Metiers bewegt bzw. sich mit ihnen beschäftigt, erstmal sehr kompliziert, die Dialoge teilweise sehr hochtrabend. Durchbrochen wird dieser, ich nenne ihn mal intellektuelle Duktus, durch actiongeladene Szenen und eine brisante Handlung, die viel Sprengstoff bietet - im wahrsten Sinne des Wortes!

    Der Roman hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich mich aufgrund der Themen stellenweise sehr konzentrieren musste. Die Figur des Max Liebermann und die Idee, einen Psychiater zum Co-Ermittler zu machen, fand ich sehr gut ausgearbeitet. Seine kluge Verlobte Amelia Lydgate frischt die Handlung, die eigentlich fast durchgehend ernst ist, sehr auf.
    Alles in allem wird die Gesellschaft der Wiener Jahrhundertwende wunderbar und lebensecht portraitiert. Die Krimihandlung mit Spionageelementen fand ich sehr "international", Tallis ist Engländer und schreibt für ein breites Publikum.

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  • 5 Sterne

    3 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gertie G., 31.12.2019

    Als Buch bewertet

    Nach endlosen acht Jahren ohne einen Krimi aus der Feder von Frank Tallis dürfen wir nun wieder in das Wien des Fin de Siècle eintauchen.

    Man schreibt das Jahr 1904 und in einer alten, aufgelassenen Klavierfabrik wird der entstellte Leichnam eines Mannes gefunden.
    Inspektor Oskar Reinhardt wird mit der Aufklärung des Mordes betraut. Es scheint, als wäre der Mann von einem Femegericht verurteilt und hingerichtet worden zu sein.
    Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Hausmann und seinem Freund, dem Psychoanalytiker Dr. Max Liebermann versucht Reinhardt das Verbrechen in mühevoller Kleinarbeit aufzuklären. Reinhardt bedient sich dabei den neuesten Erkenntnissen der Kriminalistik wie z.B. der Daktyloskopie und nimmt Liebermanns Erfahrung im Umgang mit Verdächtigen in Anspruch.

    Dass sie dabei einer Verschwörung, die bis in allerhöchste Kreise führt, auf die Spur kommen, können sie anfangs nicht wissen. Der oder die Täter scheinen immer einen Schritt voraus zu sein. Als sich dann noch der Geheimdienst einschaltet, ist neben Fingerspitzengefühl auch Raffinesse gefragt, denn der Fall beinhaltet sprichwörtlich jede Menge Sprengstoff.

    Meine Meinung:

    Wie wir es von Frank Tallis gewohnt sind, sind einfache whodunit-Krimis seine Sache nicht. Seine Kriminalfälle zeichnen sich durch einen komplexen Plot aus, der durchaus die eine oder andere überraschende Wendung bereit hält. Die historischen Details sind penibel recherchiert. So können wir neben medizinischen Größen wie Sigmund Freud auch Ferdinand Porsche begegnen, von dem sich Reinhardt und Liebermann in das (fiktive) Palais Khevenhüller bringen lassen.
    „Sind Sie zufällig Ferdinand Porsche, der Gewinner des Exelberg-Rennens?“ (S. 368).
    Ganz wohl ist dem Ermittler bei der Fahrt in der Kraftdroschke und dem Fahrstils nicht, aber sein Zweifel an der Sicherheit des Automobils räumt Porsche wie folgt aus: “ Es ist viel sicherer, als eine Kiste mit vier Rädern an vier Pferde zu hängen, die einander nicht mögen und Gehirne wie Walnüsse haben.“ (S. 370) Darüber musste ich doch sehr schmunzeln.

    Porsche hat eine Fahrtzeit von vier Minuten versprochen, die Fahrt aber in 3:50 geschafft.

    Neben so netten Zeitgenossen, treiben auch finstere Gestalten wie die Agenten der Ochrana, dem russischen Geheimdienst, und andere Verschwörer, die die Monarchie stürzen wollen, ihr Unwesen.

    Auch Freuds Bemerkung über die Schriften von Gustave Le Bon, dem Arzt und Universalgelehrten („Psychologie der Massen“), „Politiker vereinfachen stark, binden das Publikum mit emotionalen Aufrufen, die mehr dem Vorurteil als dem Verstand geschuldet sind. Sie erhalten Auftrieb von Leuten die hinter ihnen stehen, werden vorangetragen von Wellen des Gefühls. Ja, eine politische Partei ist eine andere Form der Masse.“ (S. 254/255). Wie recht doch Prof. Freud hatte! Dieses Zitat hat mir kalte Schauer über den Rücken laufen lassen.

    Neben der eigentlichen Krimihandlung und Jagd nach den Verschwörern können wir auch noch am familiären und kulturellen Leben der Familien Reinhardt und Liebermann teilnehmen. Die Freunde nehmen sich die Zeit für gemeinsame Liederabende, aus denen sie häufig neue Gedanken für ihre Arbeit schöpfen.

    Schön ist auch der Seitenblick auf die jüdische Familie Liebermann senior, die nun endlich Amelia Lydgate kennenlernen und von der jungen, intelligenten Frau überrascht sind. Zuvor haben sie ja immer wieder erfolglos versucht, Max mit einer jüdischen Tochter des einen oder anderen Geschäftsfreundes zu verheiraten.

    Fazit:

    Dieser atmosphärisch dicht gewebte Krimi hat sich durch die sprachliche Gewandtheit 5 Sterne verdient.

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