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  • 5 Sterne

    26 von 28 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mimitatis_buecherkiste, 11.01.2022

    Als Buch bewertet

    Mein erstes Buch der Autorin war „Ein wenig Leben“ und dieses gehört für mich zu den besten Büchern, die ich in den letzten Jahren, sogar Jahrzehnten gelesen habe. Das Folgebuch, das zeitlich gesehen davor erschienen, hier aber erst später veröffentlicht wurde, war nach Anfangsschwierigkeiten ebenfalls ein Highlight, wenn es mich auch nicht so lange beschäftigt hat wie „Ein wenig Leben“, über das ich noch viele Monate später nachgedacht habe. Entsprechend groß war meine Freude, als ein neues Buch angekündigt wurde, aber noch größer natürlich die Erwartung.

    Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt, die ersten beiden Teile machen etwa die Hälfte des Werks aus, die dritte Erzählung ist die längste. Im ersten Teil, das im Jahr 1893 spielt, hat die Autorin ein Szenario erschaffen, das unglaublich, phantastisch und ungewöhnlich ist. Sie hat die Welt aufgeteilt und eine Fiktion erschaffen, die sie zwar nie vollständig erklärt, von der sie aber ausreichend erzählt hat, damit ich mir ein Bild davon machen konnte. Viel zu früh war dieser Abschnitt zu Ende.

    Der zweite Teil ist im Jahr 1993 angesiedelt und fängt vielversprechend an, um dann kontinuierlich nachzulassen. Ich empfand diesen Teil als langatmig und uninteressant, die Seiten zogen sich und so richtig Freude hatte ich an dieser Erzählung nicht. Als in der zweiten Hälfte ein Brief vom Vater des Protagonisten abgedruckt wird, verlor sich die Autorin dermaßen in Belanglosigkeiten, dass ich nicht glauben konnte, dass diese Seiten von der gleichen Person verfasst wurden, von der der erste Teil stammt. Ich war erleichtert, als diese Erzählung abgeschlossen war.

    Enttäuscht, aber mit großer Hoffnung machte ich mich an die zweite Hälfte des Buches, freute mich auf die dritte Story, die im Jahre 2093 spielt. Wieder war ich anfangs voller Neugier und Freude, war gefesselt von der Phantasie der Autorin. Die Hauptstory gefiel mir sehr gut, aber auch hier war es ein Briefverkehr, der die Erzählung immer wieder unterbrach, und der dazu führte, dass ich kurz davor war, das Buch abzubrechen und endgültig wegzulegen. Und da geschah es; das Buch nahm mich gefangen, die Worte, die Sätze, ganze Abschnitte lang war ich gefesselt und in die Geschichte vertieft.

    Die Autorin ist eine begnadete Geschichtenerzählerin. Ausschweifend, aber niemals langweilig oder langatmig sind ihre Ausführungen. Der Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt und ich verlor mich so oft in ihren Sätzen, habe ganze Absätze wiederholt, einfach weil es mir so viel Spaß gemacht hat, diese zu lesen. Der dritte Teil ist eine Dystopie, die erschreckend nah an unserer jetzigen Realität angesiedelt ist. Die Erzählung war bedrückend, erschreckend und beängstigend, dieses Szenario muss man schon aushalten können. Es war keine fröhliche Story, eher traurig und oft fast deprimierend, aber über allem schwebt die Aussage, dass Menschlichkeit, Liebe und Hoffnung das sind, was uns ausmacht.

    Wieder einmal hat die Autorin mich überrascht und überwältigt, der dritte Teil des Buches gehört zum besten, das ich dieses Jahr gelesen habe. Grandios! Ein Meisterwerk! Ich komme aus dem Schwärmen nicht mehr raus und vergebe eine Leseempfehlung, empfehle aber unbedingt, ins Buch reinzulesen. Von mir gibt es zehn von fünf Sternen. Ein Highlight.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bücherfreundin, 11.01.2022

    Als Buch bewertet

    Beeindruckendes und außergewöhnliches Buch
    Mit ihrem neuen, fast 900 Seiten umfassenden Werk hat Hanya Yanagihara einen Roman geschrieben, der sicherlich für viele Diskussionen sorgen wird.
    Das Buch besteht aus drei unterschiedlichen Büchern, die sich auf eine Zeitspanne zwischen 1893 und 2093 erstrecken.
     
    "Washington Square"
    Im ersten Buch wird die 220 Seiten umfassende, im Jahre 1893 in den Freien Staaten spielende Geschichte von David Bingham erzählt, der bei seinem Großvater Nathaniel in New York lebt. Dieser hatte nach dem Tod der Eltern die Kinder David, John und Eden aufgenommen. Mittlerweile ist John mit Peter verheiratet, Eden mit Eliza, beide haben ihre eigenen Haushalte und Kinder.
     
    Auf Veranlassung des Großvaters soll der 28jährige David mit Charles Griffith, einem 41jährigen wohlhabenden Geschäftsmann, verheiratet werden. Charles ist Witwer eines Lehrers, der 9 Jahre zuvor an Krebs starb.
     
    David ist Vorsitzender der wohltätigen Stiftung des Finanzinstitutes seines Großvaters und unterrichtet ehrenamtlich Kunst in einem Waisenhaus. Dort lernt er den neuen Musiklehrer Edward Bishop, der in sehr ärmlichen Verhältnissen lebt, kennen und verliebt sich in ihn. Während einer längeren Abwesenheit von Edward - dieser lässt trotz seiner Ankündigung nichts von sich hören - trifft David sich häufiger mit Charles, der aus seinem Interesse für ihn keinen Hehl macht.
     
    Nach Edwards Rückkehr berichtet dieser David von einem lukrativen Angebot in Kalifornien und bittet David, ihn dorthin zu begleiten. Davids Großvater hat in der Zwischenzeit Erkundigungen über Edward eingezogen und konfrontiert seinen Enkel mit dessen Vergangenheit. 
     
     
    "Lipo-wao-nahele"
    Dieses Buch umfasst 228 Seiten und ist in zwei Teile gegliedert.
     
    Im ersten Teil erzählt die Autorin die Geschichte des 25jährigen Rechtsanwaltsgehilfen David Bingham, der heimlich mit dem 30 Jahre älteren Charles Griffith liiert ist, einem New Yorker Anwalt. Wir schreiben das Jahr 1993, und Charles ist damit beschäftigt, für seinen krebskranken Freund Peter ein Abschiedsessen zu organisieren. David unterstützt ihn bei den Vorbereitungen und erinnert sich dabei an die Zeit, als er Charles kennenlernte und an ihr bisheriges gemeinsames Leben. Ihr Leben ist geprägt von Aids, sie müssen viele Freunde beerdigen, und auch Charles hatte ihm kurz nach der ersten Begegnung eröffnet, dass er HIV-positiv ist.
     
    Im zweiten Teil des Buches steht Davids Vater Wika im Mittelpunkt. Er ist sehr krank, lebt in einem Pflegeheim und erzählt in der Ich-Form von seiner Kindheit auf Hawaii, den dortigen politischen Verhältnissen, der komplizierten Familiengeschichte und seinem Freund Edward, der sein Leben immer wieder kreuzte. 
     
     
    "Zone Acht"
    Dieses Buch, das fast 450 Seiten umfasst, schildert die Erlebnisse der jungen Charlie im Jahr 2093. Sie lebt in einer durch ihren Großvater arrangierten Scheinehe mit einem Homosexuellen. Charlie lernt anlässlich ihrer wöchentlichen Besuche bei einem Geschichtenerzähler den geheimnisvollen David kennen, der ihr eines Tages erzählt, weshalb er den Kontakt zu ihr suchte.
    Die Schilderungen über Charlies Leben werden unterbrochen durch Emails, die ihr Großvater Charles an seinen Freund Peter schrieb, der in Neubritannien lebt. In diesen Emails schilderte er ausführlich sein Leben mit seinem Ehemann Nathaniel, seinem Sohn David und der Enkelin Charlie während einer Zeitspanne von 2043 bis zu seinem Tod.
     
    In diesem dritten Buch leben die Menschen in einem Überwachungsstaat. Ziel ist es, die Pandemien zu bekämpfen, die alle paar Jahre neu auftreten. Es gibt kaum Bücher, kein Fernsehen, kein Internet, niemand darf das Land verlassen, ständige Kontrollen erschweren den Alltag. Die Lebensmittel sind rationiert, ebenso das Wasser, es gibt Coupons, mit denen Lebensmittel gekauft werden können. Gegen die Hitzeperioden schützen die Menschen sich mit speziellen Kälteanzügen.
     
    Das anspruchsvolle Buch ist außergewöhnlich und hat mich sehr beeindruckt. Es ist in wunderbarem Sprachstil geschrieben und hat mich bis zum Ende gefesselt. 
    Die Autorin zeichnet im dritten Teil des Romans ein sehr deprimierendes Horrorszenario auf, das vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie noch lange auf mich nachwirken wird.

    Unbedingte Leseempfehlung!

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Cynthia M., 11.01.2022

    Als Buch bewertet

    Ich bin großer Fan von „Ein wenig Leben“, was zu den besten Büchern gehört, die ich jemals gelesen habe. Auch „Zum Paradies“ klang für mich sehr vielversprechend und so habe ich auf dieses wortgewaltige Werk von knapp 900 Seiten voller Spannung hingefiebert. „Zum Paradies“ ist keine leichte Kost, auch wenn es sich wieder hervorragend lesen lässt. Mir hat allerdings der rote Faden und die zugrundeliegende Botschaft gefehlt.

    Zum Inhalt: das Buch erzählt in drei Epochen vom Leben, von der Liebe, von Familie und der Suche nach Glück. Geboten werden dabei eine alternative Vergangenheit im Jahre in einem New York, das den Freistaaten angehört und homosexuelle Ehen normalisiert, eine aidsgeprägte Gegenwart der 90er und dystopische, seuchengeplagte Zukunft. Und wieder David. David, der seinen betuchten Verhältnissen entfliehen und mit einem veramten Musiker durchbrennen will. David, der mit einem viel älteren Mann zusammenlebt und von seinem Vater im Stich gelassen wurde und David, der eine junge Frau aus einem System erretten will, dass im Kollaps inbegriffen ist.

    Die drei Teile des Buches stehen über die gleichbleibenden Handlungsorte und Namen der Protagonisten miteinander in Verbindung. Trotzdem sind sie alle recht unterschiedlich und ich bekomme einfach nicht so recht zu fassen, was sie verbindet.

    Der erste Teil hat mir glaube ich am besten gefallen, da er schlüssig erzählt ist und eine Zeit malt, die sowohl bekannt, als auch auf neue Weise interpretiert dargestellt wird. Zu gerne hätte ich erfahren, ob David wohl sein Glück findet, aber leider wir der Leser vorher ausgesperrt. Den zweiten Teil habe ich als sehr verwirrend empfunden, da er den Fokus von David sehr plötzlich auf dessen Vater verschiebt und sich mir nicht so recht der Sinn hinter diesem Handlungsstrang erschlossen hat. Der dritte Teil besticht durch die ungewöhnliche Struktur, teils in einseitigem Briefwechsel aus der Vergangenheit (geschickt ist hier ein weiterer David versteckt) und teils in chronologischer Erzählung über die Hauptfigur, wenngleich distanzierter als in den vorangegangen Kapiteln .

    Dieses Buch zu lesen war für mich teils Freude, teils Kampf. Denn Hanya Yanagihara schreibt unglaubliche Bücher mit gewaltigen Ausmaßen, die zum philosophieren, grübeln und diskutieren einladen. Und obwohl die angesprochenen Themen sowohl vielfältig, als auch interessant und absolut relevant sind, habe ich in ihnen einfach nicht mein Paradies gefunden. Und manchmal hätte ich gerne eine Anleitung zum Lesen dieses Werkes zur Hand gehabt, was für mich die Bewertung auch so schwer macht. Denn ich glaube das volle Ausmaß der Botschaften und Bedeutungen in diesem Buch habe ich gar nicht erfassen können und muss es sicherlich noch mindestens ein weiteres Mal lesen, um alles zu entdecken.

    Dieses Buch fordert den Leser, es nimmt in mit auf eine kulturelle Reise. Mir hat es sich jedoch nicht völlig offenbart.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    brauneye29, 11.01.2022

    Als Buch bewertet

    Zum Inhalt:
    Wir durchleben in drei Teilen ein Amerika, dass völlig anders ist, als wir es kennen. 1893 ist es möglich jeden zu lieben, zumindest erscheint es so. 1993 steht sehr im Schatten einer Aids-Epidemie. 2093 herrscht ein autoritäres System und die Welt ist von Seuchen und Krisen gezeichnet. Auch wenn alle Teile völlig anders erscheinen, haben sie doch Bezug zueinander.
    Meine Meinung:
    Erstmal muss man mal sagen, dass man hier eine Mende Stoff zu lesen hat. Da muss man sich erstmal durchkämpfen. Und ein wenig Kampf habe ich besonders im zweiten Teil auch gehabt. Den fand ich tatsächlich ein wenig zäh. Sehr gut gefallen hat mir besonders der dritte Teil, der durch die ganzen Umstände sehr bedrückend wirkte, vorallem natürlich auch, weil einem einiges arg vertraut vorkam. Der Schreibstil ist schon recht anspruchsvoll aber dennoch gut lesbar. Insgesamt von einigen Längen abgesehen ein beeindruckendes Werk.
    Fazit:
    Beeindruckend

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Barbara N., 13.01.2022

    Als Buch bewertet

    Zum Paradies von Hanya Yanagihara ist ein grandioser Romane über die großen Gefühle unseres Menschseins: Liebe, Angst, Scham und unseren Bedürfnissen.
    Die Idee am gleichen Ort zu bleiben, aber in den Jahrhunderten zu springen finde ich großartig. So wandert der Leser von 1893 zu 1993 bis er ins Jahr 2093 springt.
    Auch wenn sich die Protagonisten, das Zeitgeschehen ändert, so bleiben doch die Menschen in ihren prägenden Gefühlen gleich.
    Was macht uns Menschen aus? Diese Frage bewegt und begleitet den Leser auf fast 900 Seiten.
    Wir durchleben mit den Protagonisten große Gefühle, leiden und lieben mit ihnen.
    Jeder Einzelne ist mir im Laufe des Buches ans Herz gewachsen.
    Am Ende des Buches weiß man: ja, wir sind alles Menschen mit unseren Stärken und Schwächen, unseren Sehnsüchten und Träumen. Wir sind Mensch.
    Eine wunderbare berührende Reise.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    LindaRabbit, 09.01.2022

    Als Buch bewertet

    Madison Square, New York
    Das Bild einer Neuen Zeit - irgendwo auf der Welt und zwar immer am Madison Square:

    "Es ist mir ein Anliegen gewesen, bei Eurer Erziehung Ehrlichkeit walten zu lassen", sagt Großvater Bingham bei der allsonntäglichen Abendessenrunde. Es folgt das Gespräch, auf das die drei Enkel seit Monaten warteten. Eine 'nicht alltägliche' Runde von Menschen in einer Welt, in der viel in Bewegung ist. Der Großvater der Firma 'Bingham Brothers' spricht über das Erbe, was er hinterlassen wird. Der eine Enkel ist mit seinem Gatten da, die Enkelin mit ihrer Ehefrau, nur der Älteste, David, ist noch nicht verheiratet. Doch für ihn ist eine Bewerbung gekommen, da möchte einer sein Gatte werden, doch dieser ist ziemlich alt. Es geht um arrangierte Ehen, es geht um die Liebe. Es geht um das Bild einer Neuen Zeit. David verliebt sich. Jedoch nicht standesgemäß...

    Das Buch ist unterteilt in drei Abschnitte. 1893 – 1993 – 2093, drei Jahrhunderte, drei Leben. 1893 – Washington Square. 1993 – Lipo – wao – nahele. 2093 – Zone Acht.

    Während also der erste Teil, 1893, in der Vergangenheit spielt, kann sich die Leserschaft vorgaukeln, dies ist vergangen. Das Bild einer Zeit, die zerfloss und so nicht (mehr) existierte. Doch dann kommt 1993, das war ja eben… und 2093 – die Zukunft – ist ziemlich trübe. Ist das jetzt unter dem Einfluss von ‚fridays for future‘ oder unter Corona entstanden? Beidem?

    Teil 1 - im 19. Jahrhundert, im „freien New York“, jede:r kann lieben und heiraten, wen er oder sie will. Dass dies doch nicht so einfach geht, zeigt das Beispiel des jungen Mannes aus einer wichtigen Familie. Er verliebt sich nicht standesgemäß in einen unvermögenden Musiklehrer.
    Eine sehr sanfte Liebesgeschichte.

    Teil 2 - im 20. Jahrhundert, ein Paar, Mann – Mann, die Zeit geprägt von HIV - AIDS. Die zwei Männer, einer jung, der andere 30 Jahre älter, der Ältere vermögend, der Jüngere abhängig von ihm. Es herrscht nur eine oberflächliche Offenheit zwischen den beiden.

    Teil 3 - im 21. Jahrhundert, ein Zeitalter, eingeengt durch Pandemien, Rationierungen von Grundgütern und geprägt durch extreme Umwelteinflüsse. Die junge Frau, verheiratet in einer arrangierten Ehe, leidet in der Ehe, kämpft sich durch Krankheit und vermisst ihren Großvater.

    Der Schreibstil ist bedächtig, mit vielen Schachtelsätzen. Aber mit Farbe und Gerüche, dass man glaubt, das Essen, was serviert wird, selbst zu kosten… Seite 58/59, David Bingham trifft vorsätzlich auf Edward Bishop, den Musiklehrer. Suche nach einem Zeichenblock. Es liest sich so locker, als stünde man daneben und beobachtet wie Edward sucht. Und David, der eher Edward beim Suchen zuschaut, so wie wir – die Leserschaft – es auch tut. Das Geschriebene wirkt zu keiner Zeit gekünstelt, sondern tatsächlich, wie eine ablaufende Aktion, die David wie die Leserschaft beobachtet. Dabei geht es um eine erotische Situation, David, der in Edward verliebt ist und Kontakt zu ihm sucht...

    ‚Zum Paradies‘ (im englischen Original ‚To paradise‘) der hoch anerkannten jungen Autorin Hanya Yanagihara ist keine leichte Lektüre. Es ist ein schwer gewichtiges Buch (nicht nur 895 Seiten aus sehr dünnem Papier – Vorsicht beim Umblättern, es könnte leicht reißen), es ist vor allem inhaltlich ein sehr gewichtiges Buch. Schon das auf dem Umschlagbild abgedruckte Bild des Gesichtes eines jungen Mannes, nachdenklich, mit dunkler Hautfarbe und Gesichtszügen, die auf den Einfluss vieler Kulturen hinweisen, lockt in erster Linie eine Leserschaft an, die weiß sich mit Schwergewichten zu beschäftigen. Man muss sich darauf einlassen. Es ist kein sogenannter ‚page turner‘, es fesselt nicht und lässt einem oft ratlos zurück, nachdenklich.
    Hanya Yanagihara wuchs in Hawaii auf (Vater – Hawaiianer mit japanischen Wurzeln, die Mutter – Südkoreanerin, die ebenfalls auf Hawaii aufwuchs). Schon allein der Kontext im Pazifik auf einer Inselgruppe aufzuwachsen, die geprägt ist von vielen Kulturen und einer intensiven Geschichte, ein Bundesstaat der Vereinten Staaten von Amerika, das nicht allen Bewohnern der USA bekannt sein dürfte, fließt bestimmt in ihr Schreiben ein. Die Familie lebte auch in Texas und Maryland (wiederum zwei völlig unterschiedliche Bundesstaaten). Yanagihara hat sich mit zwei Büchern (The People in the trees, A little life – in beiden Büchern geht es um Missbrauch) in den Olymp der anerkannten Schriftsteller:innen katapultiert.

    'Zum Paradies', Hanya Yanagihara, Claasen und Ulstein Verlage, übersetzt von Stephan Kleiner (ein sehr erfahrener Übersetzer)

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  • 4 Sterne

    April1985, 10.04.2022

    Als Buch bewertet

    Das Paradies als Trugbild

    "Und dann gehe ich los...an denselben Ort, an den Du hoffentlich gegangen bist, und ich werde nicht stehen bleiben, ich werde nicht rasten müssen, nicht ehe ich nicht den ganzen Weg gegangen bin...den ganzen Weg zum Paradies."

    (Zitat aus Zum Paradies,  Pos. 6298)

    Zum Paradies war mein erstes Buch von Hanya Yanagihara, eine Autorin, die ich mir auf jeden Fall merken werde. Hanya Yanagihara erzählt in 3 Episoden über Liebe, Familie, Krankheit, Verlust, Hoffnung und der Suche nach dem irdischen Paradies. Diese Themen ziehen sich wie ein roter Faden durch das gesamte epochale Werk und doch sind die 3 Geschichten nur sehr vage miteinander verknüpft. Mehrfach habe ich während des Lesens versucht die Zusammenhänge zu erfassen, habe auf den großen Aha-Effekt gehofft und dass mich die Erkenntnis einholt. Das war aber leider nicht der Fall, was auch mein größter Kritikpunkt ist. Und dennoch konnte ich das Buch nur schwer zur Seite legen.

    Hanya Yanagihara hat mich mit ihrem unglaublich intensiven, sehr einnehmenden Schreibstil gefesselt.  Sie schreibt sehr ausschweifend und detailliert und sie lässt sich viel Zeit. Ihre Kunst ist es selbst belanglose Dinge und Ereignisse so zu beschreiben,  dass sie beim Lesen wichtig und spannend erscheinen.

    Die Autorin nimmt uns auf eine Reise mit, die 3 Jahrhunderte umfasst; in die Jahre 1893, 1993 und 2043 bzw. 2093. Auf dieser Reise lernen wir David, Charles, Peter und Edward kennen, deren Leben in einem Haus aus Washington Square zusammenlaufen. Die Namen wiederholen sich in jedem Jahrhundert, es sind allerdings immer andere Persönlichkeiten bzw. Schicksale die dahinter stehen. Hier hätte ich mir eine eindeutiger erkennbare Verbindung gewünscht und nicht nur Namen, die sich überschneiden.

    Mich hat besonders der erste Abschnitt beeindruckt. Es ist das Jahr 1893 und man hat natürlich eine gewisse Vorstellung davon. Doch schnell wird klar, dass Hanya Yanagiharas 1893 anders ist. Ein unabhängiger Teil der USA hat sich zum Freistaat ernannt. Ein scheinbares Paradies, in dem gleichgeschlechtliche Ehen vollkommen natürlich sind. Dieses Bild der alternativen Realität hat mich fasziniert. Es hat aber auch zum Nachdenken angeregt.

    Leider konnte die zweite Geschichte hier nicht mithalten, da sie für meinen Geschmack dann doch zu viele Längen aufgewiesen hat.

    Die dritte Geschichte hat mich wieder richtig begeistert, angesichts ihrer erschreckenden Aktualität. Es ist hier ein dystopisches Szenario, das Hanya Yanagihara zeichnet. Amerika ist unter staatlicher Kontrolle und schlittert von einer Pandemie in die nächste. Von dem scheinbaren Paradies zu Beginn ist nichts mehr übrig. Eine Erkenntnis macht sich breit: Die Suche nach dem irdischen Paradies ist vergeblich.

    Fazit

    Liebe, Familie, Sehnsucht, Hoffnung, Krankheit, Verlust und Trugbilder!

    Zum Paradies hat mich beeindruckt, auch wenn mir nicht alles gefallen hat. Ich hätte mir insbesondere eine stärkere Verbindung zwischen den drei großen Abschnitten gewünscht. Die Motive und Themen kehren zwar in allen drei Geschichten wieder, der große Aha-Effekt ist aber ausgeblieben.

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  • 4 Sterne

    Heike R., 16.12.2023

    Als eBook bewertet

    "Zum Paradies" ist mein erstes Buch der Autorin Hanya Yanagihara. Das Buch ist in 3 Abschnitte unterteilt.

    Abschnitt 1: Die Geschichte spielt in den Vereinigten Staaten im Jahre 1893. Es handelt sich hier jedoch um eine parallele Welt, die nicht mit unsere Geschichte übereinstimmt. Der wohlhabenden David Bingham verliebt sich und flieht vor einer arrangierten Ehe in die Fremde. 

Abschnitte 2: Manhattan im Jahr 1993 zur Zeit der AIDS-Epidemie. Der junge Hawaiianer David Bingham verschweigt seinem deutlich älterem Mann seine Geschichte. 

Abschnitt 3: Diese Geschichte spielt im Jahr 2093. In dieser Zeit folgt eine Pandemie der nächsten. Die Rechte der Menschen sind hier sehr eingeschränkt. Charlie Bingham, die in einer arrangierten Ehe mit Edward lebt, möchte herausfinden, was ihr Mann an ihrem freien Abend macht. Anhand von Briefen ihres Großvaters erfahren wir einiges über die Geschehnisse dieser Zeit und von Charlies Vergangenheit.

    Die drei Geschichten unterscheiden sich in der Handlung, haben jedoch gemeinsam, dass die Familie und die Beziehung zueinander im Mittelpunkt steht. Vor allem die beschützende Großvaterfigur spielt hier eine zentrale Rolle. Figuren und Familiennamen tauchen immer wieder in der Geschichte auf. So ganz habe ich nicht verstanden wie diese im Zusammenhang stehen, außer dass immer 100 Jahre zwischen den Geschichten liegen. Die erste Geschichte hatte mich nicht so gefesselt. Jedoch fand ich die zweite und besonders die dritte Geschichte so interessant, dass ich zum Schluss das Buch zügig durchgelesen habe. Alle Geschichten enden offen. Dies ist sicherlich für einige unbefriedigend.

    Die Schreibweise der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Obwohl die Geschichten nicht sehr spannungsgeladen sind, habe ich das Buch sehr gerne lesen. Den hier steht das Zwischenmenschliche und die Gefühlswelt der Protagonisten im Mittelpunkt. Zusätzlich spielt Homosexualität in diesen Welten eine entscheidende Rolle. Einerseits wird in den Welten ein Bild gezeichnet, in der sexuelles Begehren keine Rolle spielt. Jedoch gibt es immer wieder Momente oder Orte in denen dies nicht frei gelebt werden kann und man die eigene Sexualität verstecken muss.

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  • 5 Sterne

    büchernarr, 21.01.2022

    Als Buch bewertet

    Dieses Buch ist nicht wie der Vorgänger ein wenig Leben aber es ist ebenso ein Meisterwerk. Es gibt fesselnde Charaktere, lebendige Beschreibungen, entwickelte Beziehungen und relevante Themen. Es ist ein ehrgeiziges Buch, das sich über drei Zeitspannen erstreckt.
    Die drei Teile scheinen mehr wie separate Novellen zu sein, aber es gibt viele Momente, in denen die Ähnlichkeiten zwischen den drei Zeitperioden offensichtlich werden. Die unterschiedlichen Zeitlinien liefern Realitäten, die die Ambiguität des Lebens der Charaktere ausfüllen. Etwa wie was wäre wenn sie eine andere Wahl getroffen hätten. Die drei Teile sind auch recht kohärent, da sie sich ähnlichen Themen auf unterschiedliche Weise durchsetzen. Der erste Teil spielt in einer alternativen Version von Amerika. Es ist ein Abschnitt, der den Rest des Buches zusammenstellt (aber natürlich hat er seinen eigenen fesselnden Plot). Die Geschichte handelt von David Bingham, der mit seinem Grossvater am Washington Square lebt. Die Binghams sind eine angesehene und wohlhabende Familie und David ist an ein Leben der Privilegien gewöhnt. Während seine Geschwister geheiratet haben und eine eigene Familie und/oder eine erfolgreiche Karriere haben, führt David ein ruhiges und sitzendes Leben, bleibt für sich selbst und interagiert hauptsächlich mit seinem Grossvater. An einem Tag in der Woche unterrichtet David Kunst in einem Waisenhaus/Schule und trifft hier auf den neuen Musiklehrer Edward Bishop. Sofort verliebt er sich in ihn. David weiss, dass seine Familie den mittellosen Edward nie gutheissen würde, der wenig bis gar kein gesellschaftliches Ansehen hat. Die beiden verstricken sich dennoch in eine romantische Beziehung und David kämpft darum, seine Affäre geheim zu halten. Obwohl er sich der Grenzen, die viele Bürger der sogenannten Freistaaten erleben, bewusster wird, bleibt sein naives Wesen relativ unverändert. Den Lesern wird bewusst gemacht, dass das alternative New York alles andere als idyllisch ist, denn Klasse und Rasse spielen eine grosse Rolle für die Lebensqualität. David selbst, ein Weisser, äussert voreingenommene Meinungen und bis Edward wusste er nicht, dass man für seinen Lebensunterhalt arbeiten muss. Im Laufe dieses Abschnitts werden die Charaktere oder die Erzählung selbst auf Davids Krankheit anspielen, aber Yanagihara verzichtet darauf, ins Detail zu gehen. Wir sehen, was andere über Davids Zerbrechlichkeit und Einsamkeit denken, und die Scham, die David selbst wegen seiner Krankheit empfindet. Die Geschichte, wie die folgenden, hat ein sehr langsames Tempo. Hier funktioniert es irgendwie, weil wir uns an dieses alternative Amerika und an die verschiedenen Charaktere, insbesondere David, gewöhnen können. Die Spannung dieser Geschichte wird vor allem durch Davids verborgene Beziehung zu Edward erzeugt.Das ist meiner Meinung nach der aufregendste Teil des Buches.
    Der zweite Teil überspringt 100 Jahre in eine Welt, die sich auf die AIDS-Epidemie konzentriert. Dieser Teil setzte das Thema des sozialen Kommentars fort, das im ersten Teil präsent war.
    Der dritte Teil liegt in der Zukunft und wird weitere 100 Jahre bis 2093 vorverlegt. Dieser Abschnitt nimmt die Hälfte des Buches ein. Die futuristische, dystopische Welt ist so beängstigend, da die Entwicklungen in diese Dystopie plausibel erscheinen. (Buchstäblich gab es viele Elemente, die unserer heutigen Welt ähnlich waren). Der anhaltende Zustrom von Pandemien in der Zukunft macht die aktuelle Pandemie noch beängstigender. Nachdem ich von der Fülle unterentwickelter dystopischer Romane gezeichnet war, die ich vor ein paar Jahren las, gab mir dieses Buch die Hoffnung wieder, dass nicht alle dystopischen Romane der gleichen Handlung folgen werden. Ich denke, dass dieser Abschnitt ein wenig zu lang ist, und fand, dass ich mich mehr um die Rückblenden als um die Gegenwart kümmerte. Die Charaktere fühlten sich jedoch sehr real an, genau wie ihre individuellen Geschichten. In das Paradies stattdessen hat mich somit voll und ganz überzeugt.

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  • 5 Sterne

    iGirl, 11.01.2022

    Als Buch bewertet

    Anspruchsvolles nahegehendes Leseerlebnis

    Hanya Yanagihara schickt uns in ihrem literarischen Werk 'Zum Paradies' durch 3 Epochen der Zeitgeschichte, beginnend im Jahr 1893 mit etwas anderer Vergangenheit, gefolgt von jeweils 100 Jahre auseinander liegenden Geschichten der Jahre 1993 und 2093. Dabei werden wir Lesende anhand von drei Lebensgeschichten durch die Zeit geführt, die doch miteinander verknüpft sind. Wir lernen besondere Protagonisten kennen, deren Leben geprägt sind von Einsamkeit und Ängsten, Höhen und Tiefen. Es geht um die (gleichgeschlechtige) Liebe, um familiäre Bande, um Gesundheit und Krankheit, um Hilflosigkeit und Stärke, um Haben und Verlieren, um düstere Zukunftsszenarien und um Imperialismus, Macht und Beherrschung. Schön wäre es das Paradies zu finden, aber es ist eben ein mühevoller Weg dorthin.
    Kurz zu den drei Teilen der Geschichte, die in New York spielen:
    1893: Gleichgeschlechtige Liebe ist akzeptiert. David, Sprößling einer reichen Familie, verliebt sich in einen dubiosen Musiklehrer und fordert die Erwartungen des beherrschenden Großvaters heraus.
    1993: AIDS-Epidemie. Ein junger Hawaianer, David, liebt einen älteren dominanten Mann und verschweigt diesem seine Vergangenheit und sein besonderes Verhältnis zu seinem Vater.
    2093: Zeit der Seuchen und Pandemien. Die Menschen werden von einem totalitären Staat bevormundet. Eine junge Frau führt eine Scheinehe mit einem homosexuellen Mann und versucht ihr eigenes Leben zu finden. Meiner Meinung nach der Beste der drei Teile des Buches, obwohl durch die Vergangenheitszeitsprünge innerhalb der Geschichte eine weitere Geschichte erzählt wird in Form eines unerklärten E-Mail-Schriftverkehrs mit einem Freund.

    Das Buch ist hervorragend geschrieben, die Protagonisten sind facettenreich, die Geschichte spannungsreich, jedoch aufgrund einiger erzählerischer Längen auch fordernd für den Lesenden. Haarfeine Erzählfäden spinnen sich zwischen den drei Buchteilen und man meint, dass man aufgrund der Namensgleichheiten Verwandtschaften ableiten könnte und man spezielle ähnliche physisch-psychische Verhalten bei den verschiedenen Personen erkennen könnte: Nathaniel ist immer der Starke sich sorgende, David ist immer der Labile, Charles ist immer der Erfolgreiche, Eden ist immer die Undurchsichtige usw. Die starken Gefühle der Charaktere sind so gut dargestellt, dass sie mir teils fast zu nahe kamen. Die Handlung ist anspruchsvoll und nicht immer wird alles klar, zumal die gleichen Namen der Figuren von mir hohe Konzentration forderten. Aber gerade da einiges offen bleibt, öffnete es auch Türen für meine eigene Phantasie. Und es ist wahrlich genug zum Grübeln enthalten, gerade der 3. Teil, mit einer alles anderen als lebenswerten Zukunft, hat es aufgrund seines pandemischen Realbezugs in sich.

    Mein Fazit: 'Zum Paradies' ist etwas anders als die bisherigen Romane Hanya Yanagiharas. Man muss sich auf die Geschichte einlassen und sie über fast 900 Seiten auf sich wirken lassen. Es lohnt sich es ein zweites Mal zu lesen und noch weiteres zwischen den Zeilen zu entdecken. Dieses Buch ist ein ideales Geschenk für sich selbst und Freunde der außergewöhnlichen Literatur.

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  • 5 Sterne

    Sina B., 08.02.2022

    Als Buch bewertet

    Zum Paradies ist der neue Roman der Autorin Hanya Yanagihara, die vor allem schon mit ihrem vorangegangenen Roman „Ein wenig Leben“ einen bleibenden Eindruck bei den Leser:innen hinterließ. Fabelhaft aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt hat Stephan Kleiner.

    Die Autorin erzählt in „Zum Paradies“ drei Geschichten, alle spielen sie auf verschiedenen Zeitebenen, sind absolut eigenständig und weisen doch eine tiefe Verbindung auf.

    Inhaltlich finden wir uns im ersten Teil im Jahr 1893 wieder, im mittleren Teil beginnen wir 1993 und im dritten Teil 2093. Auf eine inhaltliche Zusammenfassung der einzelnen Teile möchte ich verzichten, um nicht zu viel zu verraten. Freut Euch auf die Begegnungen mit David und Charles und noch vielen mehr.

    Aber was gewiss ist und nicht zu viel verrät: In jeder Geschichte erleben wir Menschen im Umgang mit Freundschaft, Liebe, Fürsorge und Enttäuschungen. Uns werden die jeweiligen gesellschaftlichen Strukturen (die unseren zum Teil gleichen, aber auch wiederum völlig abweichen) aufgezeigt, die gewisse Handlungen erwarten und unsere Protagonisten im System halten, oder ausbrechen lassen.

    Das Buch wirft beim Lesen viele Fragen auf: Wo fängt Liebe an, wo hört sie auf? Beschützen wir die, die wir liebem oder sind unsere eigenen Bedürfnisse vordergründig? Passen wir uns dem System und den Erwartungen an, oder brechen wir aus? Welchen Einfluss haben unsere Entscheidungen auf andere, auf die Umwelt? Und auch, wenn alle diese Fragen unterschiedlich fühlen und beantworten mögen, sucht doch jeder nur das Gleiche – einen Weg in Glück und Frieden zu leben, glücklich zu sein.

    Auch wenn bei Hanya Yanagihara vermutlich niemand ein einfach zu lesendes Werk erwartet, war der Roman stellenweise wirklich fordernd. Themen rund um Krankheiten und Pandemie stehen sehr im Vordergrund und sind wirklich sehr realistisch und beängstigend fühlbar beim Lesen.

    Die Autorin wagt mit diesem Buch ein spannendes Experiment, auf das man sich als Leser:in versuchen sollte einzulassen – zugegeben, manchmal saß ich selber ratlos davor – bin aber wahnsinnig froh, an diesen Stellen nicht aufgegeben zu haben.

    Trotz der fordernden Thematiken und belastenden Geschichten sind die geschriebenen Worte wunderschön und emotional und die Autorin hat es wieder einmal geschafft, mir ein besonderes und lange nachhallendes Leseerlebnis zu bereiten.

    Erschreckend nah, erschreckend greifbar – lest das Buch und schaut, was es mit Euch machen wird.

    Das Buch erschien am 11.01.2022 im HC bei claassen, umfasst ungeheure 894 Seiten und wird 30,00 Euro kosten.

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  • 5 Sterne

    Maria B., 23.01.2022

    Als Buch bewertet

    Wieder ein Geniestreich

    Das Monumentalwerk „Zum Paradies“ besteht aus drei Büchern, übertitelt mit Washington Square, Lipo-wao-nahele und Zone Acht. Das Geschehen ist jeweils um ein Jahrhundert versetzt. Es sind drei Welten, die sich um gemeinsame Themen drehen: ungewöhnliche Liebesbeziehungen, die Erwartungen der eigenen Familie, Rassismus und nicht zuletzt die Hoffnung auf eine bessere Welt und den Weg dorthin. Drum lautet der Titel auch ZUM und nicht IM Paradies. Es geht auch um Homosexualität, die bereits im 19. Jahrhundert in wenigen Kreisen zur Normalität gehört und die doch nicht so frei gelebt werden kann, wie es scheint.
    Wie schon in „Ein wenig Leben“ spielen auch in diesem Roman wieder schwere Verletzungen in der Kindheit die Hauptrolle, natürlich, denn die wirken sich immer aus, in jedem Leben.
    Der dritte Teil ist naturgemäß besonders erschreckend für den Leser. Denn was sich durch Covid allmählich abzeichnet, nämlich weitere Pandemien und durch ihre Bekämpfung womöglich notwendig werdende strenge, ja autoritäre Regierungen, wird in Situationen dargestellt, vor denen wir derzeit lieber noch die Augen verschließen.
    Hanya Yanagihara hat mit scharfem Pinselstrich drei miteinander verbundene Schicksalsgruppen gezeichnet, wie sie in unser aller Umfeld zweifellos vorkommen. Die gesellschaftlichen Gegensätze sind groß, auch die Hoffnungen und Enttäuschungen, das Herrschafts- und Klassendenken. Jeder Protagonist kämpft um die Erfüllung seiner Bedürfnisse, für seine Liebe, die persönliche Freiheit, für seine Stellung in der Gesellschaft.
    Hanya Yanagihara ist wieder ein Geniestreich gelungen. Schon „Ein wenig Leben“ hat mich überwältigt. Auch in ihrem neuen Werk besticht sie durch eine Fülle von Einzelheiten, immer wieder überraschende Wendungen, das fulminante Geschehen, ihre bilderreiche Sprache, nicht zuletzt durch die kunstvolle Verknüpfung der drei Teile miteinander. Das sehr umfangreiche Werk verlangt ein reiches Maß an Durchhaltevermögen, doch Yanagihara schreibt so mitreißend, dass ich den Roman jeden Abend erst dann beiseitelegen konnte, wenn mir schon fast die Augen zufielen.
    Man muss die Konfrontationen mit den geschilderten Schicksalen aushalten, wie schon im letzten Roman, dessen Handlung ich teilweise kaum ertragen konnte. „Zum Paradies“ ist also nichts für Leser, welche seichte Liebesromane mit vorprogrammiertem Happy End oder eine heile Welt bevorzugen. Zum Paradies führt ein steiniger Pfad, der im Nirgendwo endet.

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  • 5 Sterne

    Nil_liest, 04.02.2022

    Als Buch bewertet

    Dein Paradies ist meine Hölle

    Stellt euch vor die Vergangenheit wäre anders gelaufen. Wie würde die Welt heute ticken? Stellt euch vor, dass das Leben in 1893 schon komplette Gleichberechtigung der Geschlechter hervorgebracht hätte. Was für eine Vorstellung! Genauso startet Hanya Yanagihara neuster Roman „Zum Paradies“. Wir tauchen ins Jahr 1893 ein, sind in New York am Washington Square. Technologisch ist die Zeit entsprechend unseres eigenen Wissensstands, aber die gesellschaftliche Akzeptanz ist einen andere in Bezug auf gleichgeschlechtliche Ehen und Gleichberechtigung. Großartig wie die Autorin diesen einen Aspekt der gesellschaftlichen Ordnung dreht und das Leben wäre ein anderes gewesen. Dies ist nur EIN Aspekt dieser Lektüre.
    Strukturell tauschen wir in diesem Buch in drei verschiedene Zeiten ab. Erst zieht es uns ins Jahr 1893, in dem der obige Aspekt verändert wird. Im zweiten Abschnitt sind wir im Jahr 1993 und mitten in der Aids-Krise in New York, dort wohnen wir einer Party bei, eher ein Abschied der und mit voller Wucht trifft. Der zweite Teil des zweiten Teils (keine Sorge es klingt alles wirrer als Hanya Yanagihara es inszeniert hat!) spielt auf Hawaii mit einer tiefen Vater-Sohn Auseinandersetzung und zugleich mit der Auseinandersetzung der hawaiianischen Geschichte. Der abschließende dritte Teil beschäftigt sich mit dem Jahr 2093. Hier erleben wir was wiederkehrende Pandemien und Naturkatastrophen aus der Welt gemacht haben. Ein erschütterndes Bild einer totalitären Welt zeigt sich hier.
    Was die drei Teile verknüpft ist der Ort des Geschehens, immer wieder Washington Square in New York City, auch wenn es 2093 nur noch Zone 8 heißt. Die zweite lose Klammer sind Namen der Charaktere (David und Charles) und auch ein paar wenige Überschneidungen und Bezüge auf die Vergangenheit.
    Ein wirklich beeindruckender Roman, der lange nachklingt. Hanya Yanagihara schreibt so unfassbar greifbar. Ich habe so manches körperlich gespürt, was bei weitem nicht immer die besten Gefühle waren. Als Leser:in leidet man mit und begreift was es heißt in dieser Situation zu sein. Ich muss auch noch oft an das Buch denken.
    Fazit: Jede Zeit hat seine Herausforderungen und das Paradies ist und bleibt eine Utopie.

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  • 5 Sterne

    Desiree R., 05.02.2022

    Als Buch bewertet

    Nachdem ich "Zum Paradies" fertig gelesen habe, habe ich nun das Gefühl, dass ich eigentlich fast alle anderen 5-Sterne-Rezensionen herabstufen müsste, weil dieses Buch für mich so sehr aus der Reihe "sonstiger, sehr guter Bücher" heraussticht.

    Zuerst hat mich der Klappentext angesprochen und zugegeben musste ich mich ein paar, wenige Seiten lang in den Stil der Autorin einfinden. Dieser ist nicht ganz einfach, aber großartig. Ich kann nicht richtig erfassen, was es ist, aber die Geschichte, die Charaktere aus dieser anderen Welt hat mich von Beginn an gepackt. Hanya Yanagihara hat eine ganz besondere, hypontisierende Art zu schreiben, die mich so absolut begeistert und mitgerissen hat.

    Mit 912 Seiten ist dies sowieso kein Werk, durch das man schnell durch ist, jedoch hat mich alles, was dort passiert zudem beschäftigt, sodass ich etwas gebraucht habe, bis ich zum Ende gelangte. Ich fragte mich: was ist passiert, wie sind die Hintergründe? Und gespannt habe ich weiter und weiter gelesen, um zu sehen, welche dieser Antworten aufgedeckt wird und wie dies passiert. Natürlich fragte ich mich von Beginn an, wie die Geschichten zusammen hängen werden und besonders ab dem Beginn des zweiten Teils war dies ein großes Fragezeichen für mich. Hier möchte ich keinesfalls zu viel verraten.
    Trotz der Länge fand ich dieses Buch zu keinem Zeitpunkt zu lang, sondern einfach nur faszinierend.

    Diese Welt, in der die Handlung stattfindet, ist manchmal unangenehm nah und doch fern (schwere Krankheiten, die Familien und die Welt auseinanderreißen) und man fragt sich: Was wäre wenn? Wie hätte sich die Geschichte entwickelt, wenn die Situation damals so gewesen wäre?
    Trotzdem sind die Charaktere und ihr Verhalten für mich so nachvollziehbar, so menschlich, sodass ich stets mitfühlen konnte.

    Ich selbst bin zwar absolut begeistert, würde aber empfehlen, ein paar Seiten zu lesen, um zu sehen, ob man mit diesem Schreibstil zurecht kommt. Wenn ja, ist dies eine absolute Empfehlung, ein Buch, das man gelesen haben muss!

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  • 5 Sterne

    Elke H., 12.01.2022

    Als Buch bewertet

    Drei Jahrhunderte, drei Geschichten, ein Roman. Alles miteinander verbunden durch ein Haus am Washington Square, aber auch durch die immer gleichen Namen, die für die Personen verwendet werden, die im Zentrum des jeweiligen Abschnitts stehen. Das lässt zwar auf den ersten Blick eine Kontinuität vermuten, aber weder ähneln sich ihre Lebensumstände noch die Art und Weise, wie sie die Schwierigkeiten und Herausforderungen des Lebens anpacken. Dreimal „Was wäre, wenn“, dreimal die Vereinigten Staaten als Rahmen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einer Gesellschaft.

    Der Roman hat mich gefordert, und das lag weniger an dem Umfang als vielmehr an der Vielfalt der Themen, die die Autorin verarbeitet. Über allem steht das Sehnen nach Liebe, nach dem persönlichen Paradies. Der Weg dahin, oftmals beschwerlich und mit Hindernissen gespickt.

    Hoffnung, Realität, Vision. Scheint im ersten Teil noch alles möglich, werden die Freiheiten in Teil 2 durch das Auftreten und die Verbreitung der stigmatisierenden „Krankheit“ schon merklich eingeschränkt, zumindest für Teile der Bevölkerung. Im dritten Teil, angesiedelt in einer Zukunft, die keine/r von uns so je erleben möchte, hat ein totalitaristisches System die Kontrolle übernommen. Überwachung und engmaschige Vorschriften bestimmen den Alltag, der freie Wille gehört der Vergangenheit an, die Menschen scheinen die Fähigkeit zu lieben verloren zu haben.

    „Zum Paradies“ konfrontiert uns nicht nur mit utopischen Aussagen, sondern greift gesellschaftliche Strömungen und Veränderungen auf, die wir in ihren Ansätzen bereits jetzt beobachten können. Yanagihara gibt uns jede Menge Denkanstöße mit auf den Weg. Sie appelliert an uns, die Verhältnisse zu hinterfragen, Privilegien und Ausgrenzung nicht zu akzeptieren, und schlussendlich dafür Sorge zu tragen, dass jedem Menschen der Zutritt zum Paradies gewährt wird.

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  • 5 Sterne

    bibliofreund, 23.01.2022

    Als Buch bewertet

    Aufgeteilt in 3 Sektionen, die 1893, 1993 und 2093 spielen, ergeben sich 3 verschiedene Geschichten, die sich jedoch teilweise überschneiden: das gleiche Manhattan-Brownstone am Washington Square Park wird von Charakteren aus allen drei Sektionen besetzt, ebenso wie die Charaktere, die die gleichen Namen wie die der vorherigen Sektionen haben. Für mich waren die gleichen Namen, die in jedem Abschnitt verwendet wurden, sowohl verwirrend als auch irgendwie vereinigend, um die Geschichte voranzubringen. 1893 wird Amerika in die freien Staaten, die Kolonien und den Norden geteilt. 1993 wird während der AIDS-Epidemie dargestellt und 2093 ist eine Zukunft, in der aufeinanderfolgende Pandemien und der Klimawandel zu totalitärer Herrschaft geführt haben.
    Die Suche nach Liebe zu sich selbst und zu den geliebten Menschen ist durch die drei Jahrhunderte hindurch ein ständiges Thema geblieben. Yanagiharas wunderschöne künstlerische Prosa erforscht und erklärt menschliche Emotionen in Abwechslung von Sätzen und Formulierungen, die mich immer wieder dazu brachten, Sätze zu wiederholen, nur um immer wieder die tiefen Empfindungen zu erfahren, die ich empfand, als ich ihre Beschreibungen von Angst, Einsamkeit, Opfer und Liebe las.
    Auf 704 Seiten schildert Yanagihara die sich wandelnde soziale, politische, ökonomische und ökologische Welt mit ihren vielfältigen Aspekten von Hoffnung, Toleranz, Heuchelei und Scheitern. Der letzte Teil war nicht leicht zu lesen, solange die aktuelle Pandemie andauert; das Szenario erschien mir viel zu real. Doch ich konnte das Buch nicht weglegen, weil die Brutalität der Situation von 2093 auch so schön menschlich gemacht wurde. Mit den letzten Absätzen des Romans schloss ich das Buch mit einem inneren Gefühl, das ich noch nie erlebt hatte, als ich ein Romanwerk beendet hatte.
    Eine Geschichte, die man nicht vergessen kann.

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  • 5 Sterne

    eleisou, 28.01.2022

    Als Buch bewertet

    Zum Paradies ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt, besonders während des Buches III über eine Pandemie, die seit über 50 Jahren andauert und dieser Teil des Buches war für mich wirklich aussergewöhnlich, dass ich nicht aufhören konnte zu lesen.
    Zum Paradies ist auch ein Buch über Einsamkeit, Was es bedeutet, allein zu sein und wie wichtig die Idee von einem Zuhause und Familie und Sehnsucht nach Freiheit und Glück ist. Es vereint das Beste aus Yanagihara’s ersten beiden Romanen – Unzufriedenheit mit der Wissenschaft, vielschichtige Beziehungen zwischen Männern, Ausbeutung der Ureinwohner gepaart mit einer poetischen und melancholischen Sprache.
    Die ersten beiden Bücher sind sehr dicht, das letzte ist grosszügiger und ausdehnender. Es fühlt sich auch wie Yanagiharas bisher persönlichster Roman an, es gibt hier eine Menge hawaiianischer Geschichte zu finden. Es fühlte sich auch aktueller als alles an, was sie vorher geschrieben hatte, es ist offensichtlich ein Roman über Pandemien, aber es fühlte sich frisch an, durchdacht.
    Bemerkenswerterweise hat Zum Paradies mehr Frauen als ihre früheren Romane, obwohl sie immer noch keine Handlungsmacht haben, obwohl sie im Zentrum der Erzählung stehen. Ich mag es aber, dass sie es nicht erzwingt und sich an das hält, was sie am besten kann, und trotzdem in der Lage ist, ihr Schreiben neu zu erfinden.
    Ich habe auch das Gefühl gehabt, dass es ihr erster Roman ist, in dem sie sich eindeutig mit homosexuellen Beziehungen auseinandersetzt. Alles in allem eine herzzerreissende Ode an die Macht der Liebe und ein passender Abschluss dieses majestätischen Werkes.

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  • 5 Sterne

    Simone H., 19.01.2022

    Als Buch bewertet

    In diesem Roman schafft es die Autorin Hanya Yanagihara wieder einmal mich vollkommen zu verblüffen! Sie erzählt in drei verschiedenen Teilen in unterschiedlichen Zeit von teilweie fiktiven, teilweise realen Welten. Es werden die Geschichten von zwei Männern und einer Frau erzählt, die trotz der ungleichen Widrigkeiten, Erfahrungen und Erlebnisse eine gemeinsame Konstante haben: Sie suchen alle nach ihrem ganz persönlichen Paradies.

    Das grandiose an diesem Buch ist, dass es immer wieder Parallele und Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Erzählungen gibt und man als Leser viel Spielraum für Interpretationen hat. Allgemein regt das Buch sehr zum Nachdenken an und werden viele wichtige und komplexe Themen angeschnitten. Eine weitere Stärke der Autorin zeigt sich auch in diesem Buch eindeutig darin, wie sie es schafft Emotionen zu vermitteln. Obwohl das Buch mit seinen fast 900 Seiten doch sehr umfangreich ist, hat es mir auf keiner Seite an Spannung gefehlt und ich habe immer dem weiteren Fortgang entgegen gefiebert. Ich finde die Sprache wirklich angenehm und gut zu lesen, auch wenn es vielleicht keine ganz einfache Lektüre ist.

    Für mich handelt es sich um einen ganz großen Roman und definitiv um hohe Erzählkunst!

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  • 5 Sterne

    Leser100, 31.03.2022

    Als Buch bewertet

    Der Roman besteht aus drei Teilen die in keinem direkten inhaltlich Zusammenhang stehen. Jedoch erscheinen zentrale Motive immer wieder. Im Mittelpunkt stehen stets homosexuelle Männer. Weitere zentrale Motive sind Standesunterschiede, Glück und Leid. Handlungsspielort ist in allen Fällen ein und das gleiche Haus. In allen Teilen folgen wir der Geschichte der Menschen die mit diesem Haus in Verbindung stehen, mit all den Abgründen und kleinen Glücksmomenten die sich dahinter verbergen. Geduldig, detailreich, eindinglich erzähl Yanagihara eine Geschichte deren vollen Ausmaß sich dem Leser immer mehr erschließt.
    Was allerdings sehr verwirrend ist sind in allen drei Teilen die immer wiederkehrenden gleichen Namen für verschiedene Personen.
    Die Autorin bleibt auch in diesem Werk wie in ihren beiden vorherigen ihrem Lieblingsthema treu: Homosexualität von Männern. Ein für mich ungewöhnlich stets wiederkehrendes Thema für eine Frau. Erzählerisch ist Yanagihara einfach genial und für mich eine der besten Schriftstellerinnen. Wie in einem Sog wird man immer weiter in die Handlung hineingezogen.
    Das Cover ist wie immer schlicht, aber passend und einprägsam.

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  • 4 Sterne

    Laura W., 15.02.2022

    Als Buch bewertet

    3.5 Sterne

    Den Inhalt dieses Buches zu beschreiben ist schon gar nicht einfach, denn eigentlich ist das Buch in drei verschiedene Geschichten aufgeteilt. Man begleitet verschiedene Personen durch drei Jahrhunderte. 1893 begleitet der Leser den jungen Mann David, dessen Großvater eine Ehe mit dem deutlich älteren Charles vermittelt. Doch dann lernt David einen Klavierlehrer kennen und verliebt sich. Kann er sein Glück finden?
    1993 begleitet man einen anderen David, der bei einem reichen Gönner lebt. Er verschweigt aber allen seine Vergangenheit, die auf der Insel Hawaii begann und das traurige Schicksal seines Vaters. Und schließlich 2093 geht es um Charlie die in New York lebt, in einer arangierten Ehe mit einem ruhigen Mann. Charlie möchte einerseits herausfinden was ihr Mann jeden Donnerstagabend macht und wer der nette Mann ist, dem sie beim Geschichtenerzähler begegnet...

    Ich bin bei diesem Buch leider etwas zwiegespalten gewesen, hatte ich immer so viele positive Stimmen über die Autorin gehört und hatte mich aufs Buch gefreut, so enttäuschend war die erste Hälfte des Buches dann tatsächlich für mich. Die erste Geschichte die 1893 handelt, war von der Grundgeschichte wirklich gut und ich konnte die verschiedenen Gefühle der Protagonisten richtig miterleben. Aber einerseits gab es mir zu viele langatmige Passagen zwischen der interessanten Handlung, der Protagonist David wurde mir irgendwann komplett unsympathisch und leider empfand ich auch das Ende als alles andere als schlüssig. Meiner Meinung nach endet es mitten in der Geschichte und der Schluss bleibt mehr als nur offen...

    Die zweite Geschichte war dann eine einzige Enttäuschung für mich und ich war schon drauf und dran das Buch bei Seite zu legen, langweilig, langatmig und in meinen Augen auch komplett überflüssig! Diese Geschichte hätte man komplett streichen und weglassen dürfen meiner Meinung nach, sie hat mir nichts gegeben und nur für diese Geschichte hätte ich dem Buch einen Stern gegeben und nicht mehr.

    Die dritte Geschichte die 2093 handelt und die ungefähr die Hälfte des Buches ausmacht konnte mich dafür dann komplett begeistern und endlich habe ich die vielen positiven Stimmen über die Autorin komplett nachvollziehen und verstehen können! In einzigartigem Schreibstil beschreibt sie hier intensiv eine äußerst beängstigende und realistische Welt der Zukunft! Dies zu lesen hat mich einfach umgehauen und ich fühlte mich tatsächlich in die Handlung hineingezogen! Auch die Personen sind mir hier alle sehr ans Herz gewachsen und ich habe extrem mitfiebern und mitbangen können, es war einfach nur ein tolles, intensives und sehr spannendes Leseerlebnis! Die anderen beiden Geschichten hätte es für mich gar nicht gebraucht und nur dieser dritten Geschichte hätte ich auch 4,5-5 Sterne gegeben weil sie mich absolut begeistert und überrascht hat!

    Fazit: Insgeamt bleibe ich leider etwas zwiegspalten zurück, die erste Geschichte war okay, die zweite eine einzige Enttäuschung, dafür hat mich die dritte Geschichte komplett abholen können! So kann ich das Buch eingeschränkt weiterempfehlen, ich würde die zweite Geschichte einfach weglassen und mich vorallem auf die zweite Hälfte des Buches konzentrieren, denn diese ist durchaus sehr lesenswert, gerade was Viren und Pandemien in der Zukunft anbelangt!

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