Diagnose Blutkrebs

Leukämie mit fremden Stammzellen besiegen. Prof. Dr. med. Baumgart spricht über seine Erfahrungen

Die Diagnose Leukämie ist oft ein Schock für die Betroffenen. Das neue Buch „Blutkrebs besiegen“ ist ein eindrucksvoller Erfahrungsbericht über eine erfolgreiche Stammzelltransplantation

Neuer Ratgeber zu Leukämie: Therapie und Heilungschancen

14.000 Menschen erkranken jährlich neu an Blutkrebs und jedes Jahr werden in Deutschland rund 3000 Stammzellentransplantationen durchgeführt.

Was die Diagnose für die Betroffenen bedeutet und wie man mit der Erkrankung umgehen kann, schildert der Arzt Prof. Dr. med. Dietrich Baumgart in seinem druckfrischen Ratgeberbuch Blutkrebs besiegen. Es ist nicht einfach ein Sachbuch, sondern ein eindrucksvoller Erfahrungsbericht über eine erfolgreiche Stammzelltransplantation, das Betroffenen und Angehörigen Mut und Hoffnung gibt.

Weltbild sprach mit dem Autor Prof. Dr. med. Dietrich Baumgart über Leukämie. Der Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkt Kardiologie, war viele Jahre am Uniklinikum Essen als Oberarzt tätig, später als Leiter des dortigen Herzkatheterlabors. In den frühen 2000-er Jahren gründete Prof. Dr. med. Baumgart zusammen mit anderen Professoren und Wirtschaftsfachleuten ein multidisziplinäres Diagnostik- und Therapiezentrum, das er zunächst leitete und dessen Eigentümer er seit 2011 ist.

"Blutkrebs besiegen": Neues Buch als Leitfaden für die schwere Zeit

„Die Erfahrung einer schweren, lebensbedrohlichen Bluterkrankung und eine damit verbundene Stammzelltransplantation ist für die meisten Menschen in der Regel ein einmaliges, jedoch sehr einschneidendes Erlebnis“, so der renommierte Mediziner. Auch Prof. Baumgart selbst war – während der Corona-Pandemie - von dieser schweren Erkrankung betroffen. Mit seiner Krankheit erlebte er das Arzt-Patienten-Verhältnis von der anderen Seite – als Hilfesuchender und Abhängiger.

Ausschlaggebend für das Blutkrebs-Buch war die eigene Erfahrung

In erster Linie sei auch die eigene Erfahrung mit dieser Erkrankung der Auslöser gewesen, einen Ratgeber zu verfassen.
„Die Erkrankung hat mich ohne erkennbare Ursache getroffen. Die Erlebnisse waren doch mental sehr belastend und in dieser Form auch nicht nachlesbar“, erzählt Baumgart, der inzwischen seine Erkrankung überstanden hat. „Ich will anderen Betroffenen und Angehörigen einen Leitfaden für diese schwere Zeit und gleichzeitig Mut und Hoffnung geben, dass man diese Erkrankung mit Erfolg und geheilt überstehen kann."

Deswegen verbindet der Kardiologe mit seinem Erfahrungsbericht die Intention: „Vielleicht kann dadurch die eine oder andere Unsicherheit von Blutkrebspatienten im Vorfeld und im Verlauf der Therapie beseitigt oder gemildert werden.“
Sein druckfrisches Werk „Blutkrebs besiegen“, erschienen bei Orbisana, ist vor allem eine persönliche Schilderung seiner Erfahrungen, angereichert um Wissenswertes und Hintergrundinformationen rund um Blutkrebs und die Stammzellentherapie.

Hinzu kommen persönliche Einsichten und Empfehlungen für die Phase der Therapie. Zusätzlich gibt es einen zweiten Teil mit Rezepten für eine gesunde Ernährung nach der Therapie und die Zeit Hause nach der akuten Immunsuppression.

Der Autor Prof. Dr. med. Dietrich Baumgart wurde selbst mit der Diagnose Leukämie konfrontiert. In seinem Buch berichtet er persönlich, aber auch sachlich über die schwierige Zeit und will wichtige Informationen an Betroffene weitergeben

"Jährlich erkranken 14.000 Menschen an Leukämie"

Interview mit Prof. Dr. med. Dietrich Baumgart

Blutkrebs ist nicht gleich Blutkrebs. Welche Arten von Blutkrebs bzw. Leukämie gibt es?

Prof. Baumgart: Es gibt verschiedene Leukämie-Arten. Die chronischen Formen, i.e. chronische lymphatische Leukämie (CLL) und chronische myeloische Leukämie (CML) sind meistens nicht so dramatisch und haben insgesamt eine relativ gute Prognose. Die akuten Formen, i.e. akute myeloische Leukämie (AML) und akute lymphatische Leukämie (ALL) sind dagegen sehr gefährlich und erfordern ein rasches Handeln. Eine Vorstufe kann das myelodysplastische Syndrom sein, dass in eine AML umschlagen kann.

Darüber hinaus gibt eine Vielzahl von anderen Blutkrebserkrankungen wie z.B. das Multiple Myelom oder die Hodgkin und Non-Hogkin Lymphome. Alle diese Erkrankungen können heute recht erfolgreich therapiert werden.

Wie viele Menschen in Deutschland erkranken jährlich an Leukämie? Gibt es Altersgruppen, die besonders davon betroffen sind?

Prof. Baumgart: Pro Jahr erkranken in Deutschland knapp 14.000 Menschen an Leukämien, davon etwa 10 Prozent an einer CML, etwa 50 Prozent an einer CLL und ungefähr 40 Prozent an den akuten Formen ALL und AML.

Männer erkranken etwas häufiger als Frauen. Die häufigsten Formen der Leukämie sind die chronische lymphatische Leukämie und die myelodysplastischen Syndrome. Mehr als 50 % aller Leukämien treten in der Altersgruppe der über 65jährigen auf.

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"Schmerzen sind in der Regel nicht Teil der Blutkrebs-Symptome, eher Schwäche und Luftnot", so Prof. Baumgart

Haben Betroffene Schmerzen oder wie macht sich Leukämie bemerkbar? Was sind erste Anzeichen?

Prof. Baumgart: In der ersten Phase kann die Leukämie völlig symptomfrei verlaufen. Im Verlauf sinken die roten und weißen Blutkörperchen und führen zu Luftnot, Schwäche und Infektionen. Schmerzen sind dagegen in der Regel nicht Teil der Symptome. Die Symptome bestehen mehr in Form von Schwäche.

Wie stellt man eine Leukämie fest?

Prof. Baumgart: In erster Linie durch die Bestimmung eines Blutbildes und ggf. eine Knochenmarkbiopsie.

"Die Stammzellen-Transplantation hat mein Leben gerettet"

Sie mussten selbst erfahren, dass Sie an Blutkrebs leiden. Welche Behandlungsschritte haben Sie als besonders hilfreich empfunden?

Prof. Baumgart: Die Stammzelltransplantation war die einzige und richtige Entscheidung. Sie war risikoreich, aber konsequent und hat mir mein Leben gerettet. Die Transplantation läuft sehr standardisiert ab und entwickelt sich durch die Forschung mit der Zeit immer weiter. Die Ergebnisse und damit die Überlebensraten werden immer besser.

Leukämie: "Gespräche und Zuwendung können die mentale Belastung mindern"

Gibt es Tipps bzw. Erfahrungswerte rund um die Behandlung, die Sie anderen gerne mit auf den Weg geben möchten?

Prof. Baumgart: Die mentale Belastung war die große Herausforderung in dieser Zeit. Hier haben die Gespräche mit Ärzten, Schwestern auf der professionellen Ebene sowie die Zuwendung durch meine Familie und Freunde sehr geholfen. Die Tatsache, dass ich vorher in einem guten körperlichen Zustand durch viel Sport und maßvollen Lebensstil, ohne Rauchen und wenig Alkohol, gelebt habe, hat sicherlich den Verlauf günstig beeinflusst.

Auch nach dem Krankenhausaufenthalt hat sich die Aufnahme von Sport positiv ausgezahlt. So habe ich schnell wieder zu einer körperlichen Fitness gefunden.

"Neue Prioritäten und mehr Ruhephasen - bewusster leben"

Dürfen wir zum Abschluss noch eine persönliche Frage an Sie richten? Gibt es Dinge in Ihrem Leben, die Sie zukünftig anders gestalten werden?

Prof. Baumgart: Ich würde und werde mein Leben bewusster gestalten. Dazu gehört, dass ich mehr Ruhephasen und Zeit für meine Erholung einplanen werden. Aktivitäten werde ich gezielter auswählen und mehr als bisher Termine absagen, die ich nicht mehr so wichtig finde. Die Prioritätenliste werde ich neu sortieren.

Herr Prof. Baumgart, wir bedanken uns für das offene Gespräch und wünschen Ihnen alles Gute!