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Fit bleiben mit Kunstturnerin Janine Berger

Homeworkout-Tipps von der Profisportlerin, die 2012 die jüngste deutsche Olympionikin war I Mit Interview

Sie zeigt, wie man auch zu Hause effektiv trainieren kann: Janine Berger. Die deutsche Olympiaanwärterin muss jetzt im Corona-Wartestand verharren und motiviert ihre Fans zu Home-Training. Foto: © Flowvision Media

Fitnesstipps von Kunstturnerin Janine Berger

Blauer Himmel und Sonnenschein - der Frühling ist eigentlich die schönste Zeit, um sich viel an der frischen Luft zu bewegen. Auch in den Fitness-Studios werden jetzt gerne die letzten Winterpölsterchen abtrainiert. Dass das alles aktuell nicht oder nur eingeschränkt möglich ist, betrifft nicht nur Sportler und Fitnessfreaks, sondern alle, die sich gerne auspowern und kein Fett ansetzen möchten. Auch Kunstturnerin Janine Berger vom SSV Ulm 1846 kann im Moment nicht in vollem Umfang trainieren. Für die erfolgreiche Sportlerin und Olympia-Teilnehmerin kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen - auf Instagram zeigt die 24-jährige Sportmarketing-Studentin regelmäßig Übungen, mit denen man sich auch zu Hause fit und beweglich halten kann.

Jeder profitiert von einer starken Muskulatur - sie schützt vor Verletzungen und verbessert die Haltung

Janine Berger zeigt in ihren kurzen Home-Workouts gezielte Trainingseinheiten, die man unkompliziert zu Hause nachmachen kann: Stabilitäts-Übungen für Kraft, Beweglichkeit, Koordination und Balance sowie zur Dehnung und Lockerung der Muskulatur. Dazu braucht es keine Geräte oder schwere Hanteln, es reicht schon das eigene Gewicht und eine Grundausstattung wie eine Gymnastikmatte, eine Faszienrolle, bwz. ein Faszienball und ein paar Kissen. Außerdem bringt die sympathische Kunstturnerin Alltags-Utensilien zum Einsatz, die sich in jedem Haushalt finden - wer hätte gedacht, dass man selbst mit Klopapierrollen wirkungsvoll trainieren kann.

Kunstturnen ist Hochleistungssport - Janine Berger gehört zu den Erfolgreichsten.

Janine Berger: „Die Gesundheit der Menschen steht an erster Stelle"

Welche Folgen hat es für Sie und andere Athleten, dass Olympia aufgrund der Corona-Krise verschoben wird?

Janine Berger: Aus meiner Sicht war es die beste Entscheidung, Olympia zu verschieben. Es ist zwar sehr schade, da sich alle Athleten vorbereitet haben und nun ein Jahr weiter trainieren müssen. Das wirft natürlich einiges durcheinander, aber die Gesundheit der Menschen steht an erster Stelle. Hier muss der Sport auch als Vorbild agieren und Verantwortung tragen. Zudem würde der eigentliche Gedanke, den die Olympischen Spiele verkörpern, verloren gehen. Einige Athleten können nicht trainieren, andere aber schon. Da ist die Fairness nicht mehr gegeben.

Wie trainieren Sie in der aktuellen Situation?

Janine Berger: Aktuell ist unsere Halle, wie alle Hallen in Deutschland zu! Ich trainiere sehr viel daheim. Morgens gehe ich joggen und am Nachmittag steht Krafttraining auf dem Plan. Auch daheim kann man sich sehr gut fit halten. Natürlich wird der Einstieg in das Turntraining wieder schwer, da vor allem Turnen eine sehr trainingsintensive Sportart ist und eine lange Pause sehr schwer einzuholen ist. Normalerweise haben wir im ganzen Jahr ca. zwei Wochen Urlaub, da der Rückstand ansonsten zu lange braucht, um ihn einzuholen.

Fit bleiben mit Weltbild

Worauf achten Sie als Leistungssportlerin bei Ihrer Ernährung?

Janine Berger: Im Prinzip ernähre ich mich gesund und ausgewogen. Wir kochen jeden Abend selbst und ich esse fast keine Fertigprodukte. Ich setze meinen Körper jeden Tag sehr hohen Belastungen aus und diesen kann ich nur mit einer gesunden Ernährung standhalten. Ein guter Vergleich ist hier ein Porsche. Dieser muss auch qualitativ getankt werden, um seine Leistung zu erbringen. Genauso ist das im Leistungssport. Zusätzlich bin ich kein Fan von Verzicht. Mein Motto ist: „In Maßen statt Massen!“ Damit will ich sagen, dass ich auch gerne Kuchen, Schokolade oder Eis esse. Allerdings versuche ich alles in Maßen zu essen und nicht zu verzichten. Das hilft mir sehr und ich habe keinen Heißhunger.

Janine Berger: „Das Dehnen ist wichtig, da wir momentan sehr wenig Bewegung haben und die Muskulatur sonst verkürzen kann."

Was für Bewegungs-Tipps haben Sie fürs heimische Wohnzimmer?

Janine Berger: Ich gebe sehr viele Tipps via Instagram. Wichtig ist, dass man immer wieder neue Trainingsübungen macht. Zum einen sollte das Dehnen nicht kurz kommen, da wir momentan sehr wenig Bewegung haben und die Muskulatur sonst verkürzen kann und zum anderen kann man ganz gut mit dem eigenen Körpergewicht Krafttraining machen, um so die Muskulatur zu stärken.

Janine Berger: „Neben dem Talent braucht man auch einen enormen Willen und viel Disziplin"

Viele kleine Mädchen gehen gerne zum Turnen – wann und wie entstand Ihre Leidenschaft dafür?

Janine Berger: Ich war schon immer ein sehr aktives Mädchen und konnte nie still sitzen. Mit 4 Jahren haben mich meine Eltern zur Faschingsgarde gebracht. Dort hatte ich viel Spaß, allerdings wollte ich Tanzmariechen werden und mehr als nur „tanzen“. Ich wollte Saltos und Flick Flacks können, da ich immer nach Adrenalin und Action gesucht habe. Somit bin ich dann zum Turnverein Günzburg gekommen. Dort hatte ich direkt sehr viel Spaß beim Turnen und meine Eltern haben mich sofort angemeldet. Ich hatte 4 x die Woche je 3 Stunden Training. Meine Trainer haben schnell erkannt, dass ich sehr talentiert war und eventuell mehr erreichen kann. Mit 6 Jahren habe ich meinen ersten Wettkampf geturnt und direkt gewonnen. Das hat mich wirklich stolz gemacht und ich wollte immer besser werden.

Ich habe schon als kleines Kind den Wettkampf und das Messen meiner Leistung mit anderen geliebt. Vor allem hatte ich nie Angst vor Elementen und genau das ist wichtig im Turnen. Man muss schon ein kleiner Draufgänger sein, wenn man auf 10cm einen Salto macht oder sich in der Luft mehrfach dreht. Neben dem Talent braucht man auch einen enormen Willen und viel Disziplin.

Und wie wurde aus der Freude am Sport ein Beruf als Spitzensportlerin?

Janine Berger: Bis ich 10 Jahre alt war, trainierte ich in meinem Heimatverein in Günzburg. Als dann der Übertritt auf das Gymnasium anstand, musste ich mich entscheiden, wie es weitergehen sollte. Der Landestrainer aus Bayern hatte mich dann angefragt, ob ich nicht nach München an das Leistungszentrum kommen will, um noch bessere Voraussetzungen zu haben. Da war ich natürlich sehr stolz und wollte unbedingt nach München.

Ich muss dazu sagen, dass meine Eltern immer hinter mir standen bzw. stehen, allerdings hatten sie natürlich Angst, wenn ein 10jähriges Mädchen alleine nach München will. Leider nahm das Internat in München Kinder erst ab 14 Jahren, somit kam diese Option nicht infrage. Ich hatte dann die Idee, dass ich von Günzburg nach München pendeln kann und jeden zweiten Tag bei einer Freundin schlafen konnte. Ich muss hier wirklich sagen, dass es viele Menschen in meinem Umfeld gab, die meinen Eltern unterstellten, dass ich das wirklich wollte und der Druck nach Leistung von meinen Eltern gekommen wäre. Hierzu kann ich nur sagen, wer mich kennt weiß, dass ich auch schon als Kind einen sehr starken Charakter und Kopf hatte und wusste, was ich wollte.

Natürlich hatte ich auch Tage, an denen ich lieber auf einen Kindergeburtstag gegangen wäre anstatt ins Training oder im Sommer ins Freibad, aber dafür konnte ich in jungen Jahren die Welt bereisen und Dinge erleben, die viele Menschen nicht mal als Erwachsener erleben dürfen. Mit 13 Jahren durfte ich aufgrund meines Sports nach Amerika fliegen und auch sonst war es meinen Eltern sehr wichtig, dass meine Kindheit nie zu kurz kam.

Nach einem halben Jahr in München merkte ich aber, dass die Rahmenbedingungen nicht optimal waren und das Training auf der Strecke blieb. Ich entschied mich dann an das Leistungszentrum Ulm zu wechseln. Der Sport stand für mich immer an erster Stelle, da mein großes Ziel die Olympischen Spiele waren. Die Schule war für mich natürlich auch wichtig, allerdings konnte ich diese immer nebenher machen und hatte keine großen Probleme den verpassten Stoff aufgrund von Training und Wettkämpfen nachzuholen. In Ulm war ich mit den Trainern und Rahmenbedingungen super zufrieden und konnte mich Jahr für Jahr weiterentwickeln.

2012 konnte ich dann meinen Traum verwirklichen und nahm als jüngstes deutsches Mitglied bei den Olympischen Spielen teil. Dort belegte ich als erfolgreichste deutsche Turnerin den vierten Platz am Sprung. Das war einfach die schönste aber auch härteste Zeit in meinem Leben. Die Vorbereitung war wirklich sehr anstrengend. Man geht täglich über seine Grenzen und der Druck stieg enorm an, je näher die Spiele kamen. Alle Sportler haben im olympischen Dorf zusammen gelebt und ich konnte Athleten sehen, die ich sonst nur aus dem TV kannte. Usain Bolt, Jordyn Wieber, Matthias Steiner und viele mehr standen plötzlich neben mir und bildeten zusammen mit mir die deutsche Olympiamannschaft. Ein wirklich krasses Gefühl für ein 16jähriges Mädchen aus Bubesheim. Ich werde den Moment nie vergessen, als ich in die Arena mit über 30.000 Menschen einlaufen durfte mit dem Bundesadler auf der Brust und meine Übungen der ganzen Welt zeigen konnte.