Franzika Kurz
Franzika Kurz

Gretchens Geschichte geht weiter

Bestsellerautorin Susanne Abel im Video-Talk über die Fortsetzung ihres Erfolgsromans

Foto: © Anja Schlamann

Bestsellerautorin Susanne Abel im Video-Talk über die Fortsetzung ihres Erfolgsromans

Ein Beitrag von Kulturjournalistin/Moderatorin Franziska Kurz

Der Roman "Stay away from Gretchen" von Susanne Abel war monatelang Dauergast auf der Spiegel Bestsellerliste. Ein Überraschungserfolg und eine unglaubliche, einfühlsame Geschichte, die viele Leserinnen und Leser gefesselt hat. Aber vielleicht kennen viele die Thematik des Romans auch selbst? Dieses Schweigen in Familien, Vergangenes, über das nicht gesprochen wird. Vor allem, wenn es um die Zeit des Nationalsozialismus geht. Haben Sie mit Ihren Eltern oder Großeltern schon einmal über deren Erlebnisse während des Dritten Reichs gesprochen? Oder sogar selbst nachgeforscht?

Susanne Abel hat mit "Stay away from Gretchen" genau so ein Szenario entworfen: Was wäre, wenn deine Mutter dement wird und sich besser an die Vergangenheit erinnert als an die Gegenwart? Was würde sie erzählen? Vielleicht sogar Geheimnisse lüften? Im neuen zweiten Band "Was ich dir nie gesagt habe, Gretchens Schicksalsfamilie" steht nun nicht mehr die demente Mutter Greta (alias Gretchen) im Fokus der Familiengeheimnisse, sondern Vater Konrad. Mit dabei sind natürlich auch die Figuren, die wir schon aus Band 1 ins Herz geschlossen haben: Tom, der bekannte Fernsehmoderator, der sich gerade nach einer Panikattacke vor laufender Kamera eine Auszeit nimmt und seine Freundin Jenny mit Sohn. Neu dabei – und ein echter Schock für Tom – ist sein Halbbruder Henk. Henk hat jede Menge Fragen zu seinem leiblichen Vater, doch Konrad ist seit vielen Jahren tot. Die Spurensuche beginnt...

Am 7.7.22 war Bestsellerautorin Susanne Abel mein Gast beim Video-Talk-Format #weltbildliest. Hier können Sie unser Gespräch noch einmal in ganzer Länge ansehen:

Was ihr der Erfolg bedeutet, wie sie für ihre Romane recherchiert und mehr, wollte ich im Gespräch von Susanne Abel wissen

Auch dein neues Buch rankt auf der Spiegel Bestsellerliste, aktuell auf Platz 3 – und bewegt sich weiter nach oben. Dass du das mit deinem ersten und zweiten Buch geschafft hast, ist weit weg von normal – wie fühlt sich der Erfolg an?

Susanne Abel: "Ich genieße es sehr und es ist großartig, dass der Erfolg mich so frei gemacht hat, dass Menschen mein Schreiben wertschätzen und meine Bücher kaufen. Das gibt mir die Freiheit, auch in dieser Richtung weiterarbeiten zu können. Mir geht es damit wunderbar. Mit dem Erfolg habe ich so nicht gerechnet, Erfolg ist nicht planbar."

Wie sah deine Recherche zu deinen Büchern aus, wie bist du auf Quellen und Zeitzeugen gestoßen? Hast du Aufrufe gestartet oder haben sie sich bei dir gemeldet?

Susanne Abel: "„Aufrufe habe ich nicht gestartet, ich bin auch nicht in Archive gegangen. Auch wenn das Internet immer verteufelt wird, habe ich fast alles dort gefunden. Lebensberichte aus der Generation, das NS-Dokumentationszentrum in Köln hat vieles digitalisiert und Zeitzeugenberichte auf Youtube, das habe ich alles genutzt. Dazu habe ich viele Menschen aus meinem Bekanntenkreis im passenden Alter befragt zu ihren Erlebnissen. Wenn man weiß, wie man recherchiert, findet man enorm viel.

Ein Sachbuch hat allerdings Eingang in "Was ich nie gesagt habe" gefunden von einem Banker aus Mönchengladbach. Der fuhr zu einem neuen Job jeden Morgen an einem verlassenen Gebäude vorbei und hat lange recherchiert, was es mit diesem Haus auf sich hatte. Es war ein Heim für Kinder mit geistigen Behinderungen, in dem man diese Kinder im Dritten Reich gezielt getötet hat, weil sie „nicht abrichtfähig“ waren und ähnliches, wie der Autor anhand von vergessenen Dokumenten aus dem Haus erzählt. Das hat mich sehr mitgenommen, daraus entstand dann die Figur der Lissie, Konrads Schwester, die in so ein Heim kommt im Buch."

Hast du festgelegte Schreibroutinen, Dinge, die du unbedingt zum Schreiben brauchst?

Susanne Abel: "Ja, die habe ich. Ich fange immer um 10 Uhr an, dann schreibe ich 50 Minuten, anschließend mache ich 10 Minuten lang anders in der Wohnung. Dann geht es wieder los, bis ich um 13 Uhr Mittagspause mache für 1,5h, dann schreibe ich weiter bis 17 Uhr. Währenddessen gehe ich nicht ans Telefon, auch das Internet ist aus – und das wissen auch alle, die mich kennen. Dafür kann ich überall schreiben."

Wie lange schreibst du an einem Buch?

Susanne Abel: "An "Stay away from Gretchen" habe ich drei Jahre lang geschrieben, am Nachfolger 1,5 Jahre – aber nur, weil die ganze Recherche dafür schon für das erste Buch erledigt war.“

Lebendige Geschichte bei Weltbild entdecken

Am 4.8.2022 live im Video-Talk: Bestsellerautor Carsten Henn. Foto: © Amanda Dahms

Demnächst live bei #weltbildliest: Bestsellerautor Carsten Henn

Mal eine ganz andere Frage: Was verbinden Sie mit dem Backen von Brot? Damit, die Hände im Teig zu versenken und aus Hefe, Wasser, Mehl und Salz etwas zu produzieren, das später duftend und lecker Freude macht? Können Sie es genießen, dieses kleine Glück, in frisches warmes Gebäck zu beißen?

Ob es mit dem Schreiben von Geschichten so ähnlich ist? Sich in Gedanken zu versenken, Neues zu erschaffen und Menschen glücklich zu machen? Darüber spreche ich mit Carsten Henn (Autor von "Der Buchspazierer"), dessen neuer Roman "Der Geschichtenbäcker" heißt. Und zwar am 4.8.2022 um 17 Uhr bei #Weltbildliest auf dem Youtube Kanal von Weltbild. Schauen Sie live vorbei und stellen Sie Carsten Henn eine Frage. Damit hüpfen Sie automatisch in einen Lostopf und haben die Chance auf ein signiertes Buch.

Franziska Kurz ist seit Juli 2020 Moderatorin bei #Weltbildliest. Seit 2015 bereichert sie mit ihrem Blog "franzi liest" die wunderbare Welt der Bücher und Buchfans. Als Literatur- und Kulturjournalistin ist sie regelmäßig zu Gast bei Radio und TV und schreibt für zahlreiche Frauen- und Lifestyle-Magazine. Das "Münchner Kindl" bezeichnet sich selbst als buch- und wortverliebt, als Taschensammlerin und Spasüchtige. Mehr von ihr auf www.franzi-liest.de.

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