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Mord aus Eifersucht

Andreas Föhr im Interview über seinen neuen Justiz-Krimi-Bestseller

Foto: © Torsten Silz

Tatort München. Genauer gesagt die Münchner Film- und Fernsehindustrie nimmt Bestsellerautor Andreas Föhr in seinem neuen Krimi „Eifersucht“ ins Visier. Große Erfolge feierte der promovierte Jurist und auch Drehbuchautor bis jetzt mit seiner Roman-Serie um die kauzigen Ermittler Wallner und Kreuthner („Schwarzwasser“, „Wolfsschlucht“), die in der bayrischen Provinz am Tegernsee für Recht und Ordnung sorgen. In seiner neuen Reihe um die Anwältin Rachel Eisenberg greift Föhr nun auf seinen Erfahrungsschatz als Jurist zurück. Und kombiniert ihn raffiniert mit seinem Wissen um die Medienbranche. „Eifersucht“, Rachel Eisenbergs 2. Fall, ist ein anspruchsvoller und komplexer Justiz-Krimi, die Tatverdächtigen Teil der Münchner „Schickeria“ – und: ab sofort ist der Bestseller als günstige Weltbild Ausgabe erhältlich.

Worum geht’s? Im Biergarten wird die Anwältin Rachel Eisenberg Zeugin, wie ihre nicht unbedingt gute Bekannte Judith Kellermann festgenommen wird. Der Vorwurf: Die Filmproduzentin soll ihren Lebensgefährten mit Sprengstoff in die Luft gejagt haben. Klingt absurd, doch die Beweise sind erdrückend. Zunächst widerwillig nimmt sich Rachel des Mandats an und engagiert einen privaten Detektiv, um den festgefahrenen Ermittlungen der Münchner Kripo eine neue Richtung zu geben. Geschickt flicht Föhr eine zweite Zeitebene ein, das Jahr 2012, und lässt eine Episode aus Kellermanns Vergangenheit parallel laufen: In einer Bar begegnet die unsichere Judith einem charmanten Fremden, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Gleichzeitig wird die Leiche einer jungen Schauspielerin in einem Waldstück aufgefunden. Wie hängen die Ereignisse zusammen und sagt Kellermann die Wahrheit? Unerwartete Wendungen und private Verwicklungen treiben den temporeichen Spannungsbogen in die Höhe, bei dem es am Ende um Leben und Tod geht.

Andreas Föhr im Interview über Mordmotive, welche Schauspielerin Rachel Eisenberg spielen könnte und teure Ermittlungsmethoden

Herr Föhr, Sie sind gelernter Jurist – schreibt das Leben, so wie es immer heißt, tatsächlich die besten bzw. erstaunlichsten (Kriminal-)Geschichten?

Andreas Föhr: Das Leben schreibt sehr interessante Kriminalfälle, die ihre Faszination aber daraus ziehen, dass sie wirklich geschehen sind. Und manchmal passieren in wahren Fällen auch Dinge, die erstaunlich, aber eben auch so unwahrscheinlich sind, dass der Leser sie im Roman als Räuberpistole empfinden würde. Andererseits sind die Fälle im echten Leben nie so, dass sie die zwei oder drei überraschenden Wendungen bieten, die man im Roman haben möchte. Das echte Leben ist also nur bedingt als Romanvorlage zu gebrauchen. Und wenn, dann liefert es Bausteine für einen Fall, wie eine skurrile Art einen Mord zu begehen, ein seltenes Motiv etc.

Ist Eifersucht eigentlich ein häufiges Tatmotiv?

Andreas Föhr: Eifersucht ist tatsächlich eines der klassischen Mordmotive - Habgier, Hass, Befriedigung des Geschlechtstriebs, Verdeckung einer anderen Straftat - und eben Eifersucht. Im wahren Leben kommt noch ein anderes Motiv relativ häufig vor und das ist quasi das Gegenteil von Eifersucht: Man will den Partner loswerden, schafft es aber nicht, sich von ihm zu trennen oder hat Angst davor (Partner ist gewalttätig) oder will es nicht, weil die Trennung finanzielle Nachteile bringt.

Sie haben viel Erfahrung mit Drehbüchern fürs TV, aus Ihrer Feder stammen unter anderem Stories für „SOKO 5113“, „Ein Fall für zwei“ oder „Der Bulle von Tölz“. Inwiefern unterscheidet sich die Arbeit an einem Roman?

Andreas Föhr: Ein Roman ist zunächst mal länger als ein Filmdrehbuch. Das hat Konsequenzen für die Geschichte. Sie kann im Roman komplexer sein. Und man ist auch nicht in ein starres zeitliches Korsett von 90 Spielminuten eingezwängt. Vieles kommt gar nicht erst ins Drehbuch hinein, weil man nicht die Zeit hat es ordentlich zu erzählen (und halb erzählen ist schlechter als gar nicht). Im Roman hingegen schreibe ich einfach ein paar Seiten mehr. Der zweite wichtige Unterschied: Im Drehbuch kann ich mich bei der Beschreibung von Orten und Figuren auf das Notwendige beschränken. Das fällt im Drehbuch also sehr dünn aus, denn im Film habe ich ja die Kamera und lebendige Schauspieler. Im Roman muss ich gewissermaßen dem Leser die Kamera ersetzen und beschreiben, was er nicht sehen kann.

Welche deutsche Schauspielerin könnte Ihre Romanheldin, die Münchner Rechtsanwältin Rachel Eisenberg, verkörpern?

Andreas Föhr: Ich habe mit Produzenten schon über mögliche Darstellerinnen für Rachel Eisenberg gesprochen. Aber das ist noch intern und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Wichtig wird beim Casting folgender Gedanken sein: Rachel ist straight und tough. Wenn man sie eins zu eins mit einer Schauspielerin besetzt, deren Ausstrahlung auch straight und tough ist, besteht die Gefahr, dass die Figur unsympathisch wirkt. Die Schauspielerin sollte daher in der Lage sein, Rachels raue Schale mit Charme und Humor zu kompensieren.

Mit Rachel Eisenberg schicken Sie eine weibliche Protagonistin ins Rennen: Sie lebt getrennt von ihrem Mann, hat eine fast erwachsene Tochter, ist ein echtes Arbeitstier, erfolgreich und sehr clever. Können Sie sich gut in die Denke und Motive einer Frau hineinversetzen? Ist Rachel ihr weibliches Alter Ego?

Andreas Föhr: Rachel ist in ziemlich jeder Hinsicht das Gegenteil von mir. Aber das ist ja das Reizvolle, wenn man eine Figur kreiert, dass man sie Dinge tun lässt, die man selbst nie tun würde. Ob ich mich in eine Frau hineinversetzen kann? Das sollte man die Leser fragen, wie es sich beim Lesen anfühlt. Ich finde, als Autor sollte man sich in jede seiner Figuren hineinversetzen können.

Judith Kellermann, Rachels neue Mandantin, ist eine Münchner Filmproduzentin. Bei den Ermittlungen nimmt die Juristin auch Kellermanns Branchenkollegen ins Visier, das Mordopfer selbst war Lebemann und Blender. Wie kamen Sie darauf, den Fall in der Filmindustrie anzusiedeln? Ist das die berühmte Münchner Schickeria?

Andreas Föhr: Das ist sicher ein wesentlicher Teil der Münchner Schickeria. Außerdem habe ich selbst als Drehbuchautor fast drei Jahrzehnte in der Branche gearbeitet, war auf vielen Filmpremieren und habe mit hunderten Film- und Fernsehschaffenden zu tun gehabt. Ich schreibe einfach gern über Dinge, von denen ich ein bisschen Ahnung habe.

Für Staatsanwaltschaft und Polizei steht Rachels Mandantin Kellermann schnell als Schuldige fest. Also holt sich Rachel Axel Baum an Bord, einen erfahrenen Privatermittler, der sie bei ihren eigenen Nachforschungen unterstützt. Aus amerikanischen TV-Serien kennt man solche Methoden, aber ist das hierzulande auch gang und gäbe?

Andreas Föhr: Nein. So etwas ist hierzulande noch sehr unüblich - auch wenn in der ZDF-Serie „Ein Fall für zwei“ etwas anderes suggeriert wird. Aber es würde in vielen Fällen Sinn machen. Letztlich ist das natürlich eine finanzielle Frage. Private Ermittlungen gehen ins Geld. Das können sich also nur wohlhabende Mandanten leisten.

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