Echtes Suchtpotenzial: Seriengucken ohne Ende

Warum man bei einer guten Serie einfach nicht mehr aufhören kann

„Knight Rider" ist Kult: David Hasselhoff als Michael Knight und sein futuristisches Auto K.I.T.T. - bis zu neun Trans Ams wurden pro Staffel während der Dreharbeiten geschrottet.

Was macht Serien so erfolgreich?

Vor fast dreißig Jahren saßen wir jede Woche zur selben Uhrzeit vor dem Fernseher, gespannt auf die nächste Folge unserer Lieblingsserie: Wie würde es wohl weitergehen? Das lange Warten konnte schon nervtötend sein! Doch das ist Schnee von gestern. Heute „bingewatchen“ wir: Wir schauen uns mehrere Folgen an einem Abend an. Ach was, wenn wir richtig gefesselt sind, gleich die ganze Staffel!

Was macht das Endlosschauen von Serien, das sogenannte „Bingewatching" eigentlich so beliebt? Warum sind wir beispielsweise von den bekannten US-Action-Klassikern der 1980er Jahre immer noch begeistert?

Serienklassiker garantieren schlaflose Nächte

"Game of Thrones", "Big Bang Theory" oder auch "Lindenstraße" – diese drei Serien könnten unterschiedlicher nicht sein und haben trotzdem seit Jahren oder gar Jahrzehnten durchschlagenden Erfolg, locken Millionen Zuschauer regelmäßig vor den Bildschirm. Was ist das Geheimnis der Endlos-Serien, warum können die Fans nicht von ihnen lassen, sind regelrecht süchtig nach der Fortsetzung?

Serien vermitteln uns in dieser stressigen, rastlosen Welt Zugehörigkeit und Beständigkeit. Wir kennen die Protagonisten und Gegenspieler genau und immer besser, wir wissen, wie sie ticken und was sie erreichen wollen. Und obwohl sie nur erfunden sind, empfinden wir Empathie für die Serienfiguren, ihre Erfolge und Niederlagen, wir leiden, freuen und ärgern uns mit ihnen.

Ausschlaggebend am Erfolg einer Serie ist sicherlich, dass die Charaktere ein unverwechselbares Profil haben. Das kann nicht vorhersehbar sein, besonders realistisch, sympathisch oder eben gerade nicht sympathisch, witzig, mutig, verkopft, auf jeden Fall einfach einzigartig. Je mehr Macken, desto besser: Die Serienhelden präsentieren ohne Scheu ihre Fehler und Eigenheiten, in denen sich die Zuschauer ein Stück weit wiederfinden können. In ihrem Zusammenspiel steckt außerdem jede Menge Konfliktpotenzial, und da ist es egal, ob das zwischen den Mitbewohnern einer WG oder den Helden aus einer fernen Welt und ihren Gegnern ausgespielt wird. Darüber hinaus stehen die meisten Protagonisten immer wieder vor einem schier unlösbaren Problem, was Spannung und Erwartung in jede neue Folge bringt: Werden sie irgendwann ihr Ziel erreichen? Oder scheitern sie diesmal? Während im Spielfilm die Geschichte ein (meist gutes) Ende finden muss, hat die Serie viel mehr Möglichkeiten. Sie kann Charaktere verändern, wichtige Figuren auch mal eliminieren („Games of Thrones" ist das beste Beispiel hierfür), immer wieder neue Personen etablieren, kann aufs "Happy End" verzichten oder auch nicht. Es geht immer weiter. Meist mit einem sogenannten "Cliffhanger" am Ende jeder Folge. Der Ausblick auf die neue Folge wird mit einer fesselnden Szene angerissen und man will eigentlich sofort wissen, wie es weitergeht.

Vom Fortsetzungsroman zum „Bingewatching"

Eine der frühesten Formen der Serie ist übrigens der Fortsetzungsroman in Tageszeitungen. Er existiert bereits seit dem 19. Jahrhundert und verhalf schon großen Autoren wie dem Franzosen Gustave Flaubert oder dem Russen Leo Tolstoi zum Durchbruch. Mittlerweile ist dieses Genre so gut wie ausgestorben, denn heute wollen die meisten Menschen am besten sofort erfahren, wie es mit ihren lieb gewonnenen Figuren weitergeht. Deshalb gibt es auch Bucherfolge heute oft als mehrteilige Reihen. Beim Film heißt das Zauberwort: „Bingewatching“. Wir müssen nicht mehr abwarten, sondern können uns gleich die gesamte neue Staffel unserer Lieblingsserie anschauen. Und noch eine und noch eine. Die echten Serien-Klassiker schaut man am besten auch klassisch: auf DVD!

Roter Ferrari als Markenzeichen: Der ehemalige Marine-Offizier Thomas Magnum, genial verkörpert durch Tom Selleck, löst auf Hawaii spannende Kriminalfälle, aber nicht als Polizist, sondern als Privatdetektiv

Die großen Action-Klassiker der 80er

Erinnern Sie sich auch noch? Diese gut aussehenden Helden in schicken Klamotten, mit ihren schnellen Autos, witzigen Sprüchen und immer auf der Seite der Guten? „Knight Rider", „Miami Vice",„Das A-Team", „MacGyver" und „Magnum" – sie gehören zu den erfolgreichsten Actionserien der 1980er Jahre. Worum ging es da gleich noch mal?

Knight Rider

„Er kommt – Knight Rider – ein Auto, ein Computer, ein Mann.“ Hören Sie schon die Titelmusik in Ihrem Kopf erklingen? Der junge David Hasselhoff als Michael Knight und sein futuristisches Auto K.I.T.T. kämpfen im Auftrag der Foundation für Recht und Verfassung für Gerechtigkeit. Das sprechende Gefährt mit künstlicher Intelligenz und autonomer Fahrweise galt damals als atemberaubende Science-Fiction – heute sind diese Ideen Realität geworden. Wie die Zeit doch vergeht…

Magnum

Der ehemalige Marine-Offizier Thomas Magnum, genial verkörpert durch Tom Selleck, löst auf Hawaii spannende Kriminalfälle, aber nicht als Polizist, sondern als Privatdetektiv. Seine Gegenspieler bezeichnen ihn gern als „Schnüffler“, was er natürlich vehement bestreitet. Nicht nur der rote Ferrari gehört zum Markenzeichen der Serie, sondern auch die konfliktbeladenen Dialoge zwischen Magnum und Higgins (John Hillerman), dem Verwalter des Anwesens, auf dem Magnum als „Sicherheitschef“ kostenlos wohnt. Neben Wohnraum nimmt der Hüne mit dem legendären Schnauzbart auch die Dienste von alten Freunde ohne Zögern in Anspruch – natürlich gerne ohne Gegenleistung.

MacGyver

Wussten Sie, dass der Begriff "MacGyver" für „Erfinder“ sogar Eingang in mehrere Sprachen fand? Kein Wunder bei diesem Erfindergeist und Improvisationstalent! Angus MacGyver nutzt die einfachsten Gegenstände des Alltags, um Kriminelle lahm zu legen: Mit einer Kartoffel verstopft er den Auspuff eines Autos und mit Schokolade füllt er das Leck in einem Schwefelsäuretank auf. Warum auch nicht? In seiner Rolle ist Richard Dean Anderson meist auf humanitären Missionen unterwegs. Schusswaffen lehnt er in seinem Kampf für Gerechtigkeit allerdings ab. Lieber setzt der Mann mit der blonden Vokuhila-Frisur die Fäuste ein oder lockt seine Gegner in eine improvisierte Falle.

A-Team

Vier ehemalige Soldaten, die von der Militärpolizei gesucht werden: B. A. Baracus, H. M. Murdock, Templeton „Face“ Peck und John „Hannibal“ Smith. Sie leben im Untergrund von Los Angeles, stets bereit, einfachen Menschen in Notsituationen zu helfen. Das "A-Team" begeistert die Zuschauer vor allem aus zwei Gründen: Die Mitglieder verkörpern traditionelle Werte wie Freundschaft, Loyalität und Teamgeist und sie wissen, wie Action geht. Die Robin Hoods der 1980er liefern sich wilde Verfolgungsjagden und Schießereien oder fliegen bei Prügeleien hoch durch die Lüfte. Darüber hinaus haben die vier sehr unterschiedlichen Charaktere immer einen guten Spruch auf Lager, zum Beispiel „Benutz deine Fantasie, oder ich borg dir meine!“

Miami Vice

Drogenhändler, Waffenschmuggler und Geldwäscher in Miami – das sind die Gegenspieler der verdeckt arbeitenden Polizisten Sonny Crocket und Ricardo Tubbs. Die US-amerikanische Actionserie "Miami Vice" mit den damaligen Sunnyboys Don Johnson und Philip Michael Thomas galt in den 1980er Jahren als trend- und stilgebend. Die harten Schnitte, die schnellen Bildfolgen und die Sequenzen in Zeitlupe erinnerten an die Musikvideos der damaligen Zeit. Außerdem machten die Markenkleidung der Figuren, luxuriöse Ausstattungen sowie ein spezielles Farbschema in Pastell die Serie unverwechselbar und zu einem Riesen-Erfolg.

Gute Zeiten für Serien-Junkies: Diese beliebten Action-, aber auch bekannte Comedy- und Familienserien der 1970er, 80er und 90er Jahre gibt es auf DVD in großer Auswahl bei Weltbild.

Serienklassiker bei Weltbild entdecken

A propos Bingewatching…

… das kann mittlerweile gefährlich für die Gesundheit werden, vor allem bei guten Serien. Wie amerikanische Schlafforscher herausgefunden haben, schlafen manche Serienjunkies schlechter. Sie machen sich einfach zu viele Gedanken, wie es mit ihren Lieblingscharakteren weitergeht. Und das hält sie vom gesunden, ruhigen Schlafen ab. Ein probates Mittel? Zum Beispiel mit DVD schauen, da muss man nämlich schon mal aufstehen, um eine neue Folge einzulegen!