Faust
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Goethes wichtigstes Werk als spannende Nacherzählung nicht nur für Kinder: ein Buch voller Magie und Hexenzauber ...
Faust neu erzählt von Barbara Kindermann
LESEPROBE
Der Widerstreit zwischen Gott und dem Teufel, dem Guten unddem Bösen, ist uralt, und auch diese Geschichte handelt davon. Doch fangen wirvorne an.
Es war ein Tag wie jeder andere. Der liebe Gott saß imHimmel und blickte zufrieden auf die Erde hinab, die er geschaffen hatte. DreiErzengel umringten ihn respektvoll und lobten sein Werk: die Welt und ihreBewohner.
Da kam Mephisto daher. Der schalkhafte Teufel war mit demLob der Engel gar nicht einverstanden. Auch jetzt sprach er höchst abschätzigvon Gottes misslungener Erde und ihren fehlerhaften Menschen.
Unwillig fragte der Herr:
Hast du mir weiter nichts zu sagen?
Kommst du nur immer anzuklagen?
Ist auf der Erde ewig dir nichts recht?"
Nein, Herr! Ich find es dort, wie immer, herzlichschlecht!"
gab Mephisto zurück.
Da fragte Gott: Kennst du den Faust?"
Den Doktor?"
Ja", sprach der Herr, er ist fleißig und bemüht sich sehr,möglichst viel zu können und zu wissen. Ist er mir etwa schlecht gelungen? Istdieser Mann kein guter Mensch?"
Jetzt lachte Mephisto höhnisch: Ein guter Mensch? Waswetten wir, dass ich ihn für mich gewinnen und auf des Teufels Seite lockenkann?"
Gott wollte mit dem Teufel keine Wette eingehen, aber er gabMephisto dennoch die Erlaubnis, Faust aufzusuchen und seine Macht an ihmauszuprobieren: "Versuch es, wir werden sehen, ob es dir gelingt."
Mit diesen Worten wandte er sich ab, die Erzengel wichenzurück und der Himmel schloss sich. Mephisto jedoch stieg hinunter auf dieErde, um Faust zu treffen und sich bei ihm einzuschmeicheln.
Doktor Heinrich Faust saß in seinem hochgewölbtenStudierzimmer unruhig am Schreibtisch. Es war tiefe Nacht und alle andernMenschen schliefen längst. Doch Faust konnte nicht schlafen. Er war unzufriedenund klagte missmutig vor sich hin: Die ganze Nacht habe ich gelernt,stundenlang in meinen Büchern gelesen, und was ist?
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor."
Seufzend öffnete er ein dickes Buch und erblickte darin dasgeheimnisvolle Zeichen des unendlichen Himmels. Gebannt betrachtete er dieAbbildung und rief aus: Wie mir dies Zeichen gefällt! Wie es sich verdreht vormeinen Augen, wie es wirbelt und tanzt: Welch Schauspiel! Aber ach! EinSchauspiel nur! Ich sehe zwar das Zeichen, doch ich verstehe es nicht."
Unwillig schlug er das Buch wieder zu und öffnete einenanderen schweren Band: Hier war das Zeichen der Erde dargestellt. Die Erde istmir näher als der Himmel! Vielleicht gelingt es mir, den Erdgeist mit Magieherbeizubeschwören." Er murmelte ein paar Zauberworte und befahl: Los,Erdgeist, komm und zeig dich mir!"
Sogleich zuckte eine Flamme auf, der Geist erschien darinund fragte mit dumpfer Stimme: "Wer ruft mich?"
Faust wandte sich erschrocken ab: "Welch schrecklichesGesicht! Weh! Ich ertrag Dich nicht!" Dann aber besann er sich und riefmutig:
Soll ich dir, Flammenbildung, weichen?
Ich bins, bin Faust, bin deinesgleichen."
Jetzt lachte ihn der Erdgeist höhnisch aus: Du, kleinerWurm, willst meinesgleichen sein? Das bist du nicht! Nur ein unbedeutenderMenschengeist bist du, unendlich viel kleiner als ich, der große Geist dieserganzen Erde!" Mit diesen Worten erlosch die Flamme zischend und der Geistverschwand. Faust sank enttäuscht in sich zusammen: Nicht deinesgleichen?Nein? Nur ein kleiner Menschengeist?"
Im selben Moment klopfte es an der Türe. Faust wandte sichärgerlich ab.
Wagner", dachte er sofort, ausgerechnet jetzt, nachdem icheben noch vor dem hohen Erdgeist gestanden habe!" Wagner war sein Hausdienerund ein großer Bewunderer des gelehrten Doktor Faust, der so viel klüger warals er selbst.
Widerwillig öffnete der Doktor die Türe. Da standtatsächlich Wagner, im Schlafrock und mit Nachtmütze, eine Kerze in der Hand.
Verzeiht die späte Störung", sagte er sogleich. Ich hörteseltsame Geräusche und machte mir Sorgen." Dann fragte er ehrfürchtig: Ihrstudiert wohl noch?"
Faust wollte sich nicht auf ein Gespräch einlassen undschickte Wagner wieder zu Bett. Müde ließ er sich in einen Sessel fallen undseufzte trübsinnig: Wie gern würde ich die Welt ebenso gut kennen wie dergroße Erdgeist! Aber es ist unmöglich, ich bin und bleibe nur ein Mensch. Ach,könnte ich für immer einschlafen und nie wieder aufwachen, dann hätte ichendlich Ruhe und müsste mich mit dem Leben nicht mehr so schrecklich plagen..."
In diesem Augenblick drang von draußen Glockenklang insZimmer: Die Kirchen läuteten feierlich zum Osterfest. Faust hatte gar nichtbemerkt, dass bereits ein neuer Tag angebrochen war. Er blickte zum Fensterhinaus und sah die festlich gekleideten Bürger vor das Stadttor ziehen, um denFrühling zu begrüßen.
Wenig später mischten sich auch Faust und Wagnerunter die Oster-Spaziergänger. Ringsum war der beginnende Frühling zu spüren.Die Mädchen trugen luftige Kleider, unter einer Linde tanzten die Bauern, einBettler sang und alle Bürger stimmten fröhlich mit ein. Selbst Faust wurde esjetzt ganz leicht ums Herz und er dachte verwundert:
Wie mutlos und traurig ich eben noch war, und jetzt bin ichfroh." Kopfschüttelnd murmelte er:
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust!"
Doch plötzlich blieb er wie erstarrt stehen. Wagner fragteverwundert:
Was ist, was blickst du so erstaunt?"
Siehst du den schwarzen Hundda?", entgegnete Faust.
Ich sah ihn lange schon, nicht wichtig schien er mir."
Betracht ihn recht! Für was hältst du das Tier?" fragte Faust.
Für einen Pudel, Herr", antwortete Wagner treuselig.
Faust jedoch schien mehr zu sehen: Siehst du nicht denFeuerstrudel um ihn herum? Und dass er sich uns ständig näher schleicht?"
Wagner schüttelte den Kopf:
Ich sehe nichts als einen schwarzen Pudel.
Er knurrt und zweifelt, legt sich auf denBauch,
er wedelt. Alles Hundebrauch."
Du hast wohl recht", gab Faust endlich zu, es ist einHund, kein Gespenst."
Der Pudel aber folgte ihnenweiter auf Schritt und Tritt. Zu guter Letzt lief er Faust sogar bis insStudierzimmer nach, wo er wild umhersprang und knurrte.
© Kindermann Verlag
- Autor: Barbara Kindermann
- Altersempfehlung: Ab 7 Jahre
- 2002, Überarb. N.-A., 36 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen, Maße: 22,1 x 29,8 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Kindermann
- ISBN-10: 3934029108
- ISBN-13: 9783934029101
4.5 von 5 Sternen
5 Sterne 1Schreiben Sie einen Kommentar zu "Faust".
Kommentar verfassen