Achtung, fertig, Baustelle!

Heike Ossenkop, geb. 1962 in Wilhelmshaven, Designstudium in Trier und Düsseldorf. Nach langjähriger Tätigkeit in verschiedenen Verlagen und Agenturen Gründung von h.o.pinxit editorial design in 2003. Sie lebt mit ihren zwei Kindern in Basel.www.hopinxit.ch Regös, Ferenc B.Ferenc B. Regös hat sich durch seine detailgetreuen Illustrationen einen Namen gemacht. Der ausgebildete Grafikdesigner und Feinmechaniker ist für viele namhafte Verlage als Illustrator tätig.

Früher, ach früher - da hätten die Kinder einer Familie natürlich das eigene Haus mitgebaut ... Heute ist das viel zu gefährlich! So steht es jedenfalls im Vorwort dieses Buchs - aber warum denn eigentlich? Wir wollen mal schauen, ob das wirklich so stimmt, denn wir können hier jedes Baustadium genau nachvollziehen, weil die Bilder fast fotorealistisch gezeichnet sind - übrigens wirklich ganz toll! Zunächst muss der alte Baubestand abgerissen werden, und das geht ruckzuck! Ich weiß das so genau, weil ich in einem entsprechenden Nachbarhaus wohne und alles gerade miterlebt habe. Der Bagger ist für kleine Kinder natürlich wahnsinnig aufregend, und der Baustellenkipper, der den Schutt abtransportiert, fasziniert ebenfalls. Als charmante Mutter sollte man es unbedingt schaffen, dass der Filius zumindest einmal in der Fahrerkabine sitzen darf. Ich kann verraten, dass viele Bauarbeiter sehr kinderfreundlich sind - jedenfalls "unsere" waren das. Erst wenn der Bauzaun errichtet ist, muss man schauen, wen man um den Finger wickeln kann, um mal dahinter spionieren zu dürfen. Im Buch findet man jedenfalls eine Menge Informationen, wonach man fragen könnte und wann es sinnvoll ist, die Arbeiter um eine Besichtigung zu bitten. Aufs Dach sollten Kinder vielleicht wirklich nicht hinaufsteigen, bevor nicht alles abgesichert ist, aber im Innenausbau kann die eine oder andere helfende Hand sicher gebraucht werden: Wenn der Elektriker die Stromleitungen verlegt, kann man Kabel halten; wenn die Tapezierer kommen, kann man den Leim anrühren; der Fußboden ist eine fisselige Angelegenheit, und jedes Stück Parkett, das angereicht wird, ist ein bequemes Stück - kurz, man sollte Kindern solche Erfahrungen nicht vorenthalten! Das Buch ist lobenswert, jedoch nicht als Ersatz, sondern als Anregung gedacht. Wenn wir den Jungs jede sinnliche Erfahrung von Lebenskontexten, die sie interessieren, vorenthalten, dann müssen wir uns nicht wundern, wenn sie sich am Ende ins Koma langweilen. (Rezension