Adel verpflichtet / Alaskan Royals Bd.3
Roman. Deutsche Erstausgabe. Mit Bonus-Story
Jeffrey Rodinov stammt aus einer der ältesten Familien Alaskas. Seit Generationen beschützen die Rodinovs das Königshaus von Alaska, und Jeffrey ist entschlossen, diese Tradition fortzuführen. Doch Prinzessin Nicole ist der Meinung, dass...
Leider schon ausverkauft
Taschenbuch
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Adel verpflichtet / Alaskan Royals Bd.3 “
Jeffrey Rodinov stammt aus einer der ältesten Familien Alaskas. Seit Generationen beschützen die Rodinovs das Königshaus von Alaska, und Jeffrey ist entschlossen, diese Tradition fortzuführen. Doch Prinzessin Nicole ist der Meinung, dass sie keinen Bodyguard braucht. Mit ihrer vorlauten und dickköpfigen Art bringt sie Jeffrey an den Rand der Verzweiflung. Wenn sie dabei nur nicht so verflixt hinreißend wäre ...
Klappentext zu „Adel verpflichtet / Alaskan Royals Bd.3 “
Jeffrey Rodinov stammt aus einer der ältesten Familien Alaskas. Seit Generationen beschützen die Rodinovs das Königshaus von Alaska, und Jeffrey ist entschlossen, diese Tradition fortzuführen. Doch Prinzessin Nicole ist der Meinung, dass sie keinen Bodyguard braucht. Mit ihrer vorlauten und dickköpfigen Art bringt sie Jeffrey an den Rand der Verzweiflung. Wenn sie dabei nur nicht so verflixt hinreißend wäre ...
Lese-Probe zu „Adel verpflichtet / Alaskan Royals Bd.3 “
Adel verpflichtet von Mary Janice Davidson Prolog
26. April 2007
Sehr geehrter König Alexander,
mein Name ist Nicole Krenski, ich bin Ihre uneheliche Tochter.
Meine Mutter war Tanya Krenski. Sie war früher einmal
Barfrau im Suds Bucket, wo Sie einander kennengelernt
haben. Sie waren dann drei Wochen zusammen, bevor Sie
Königin Dara heirateten. (Sie - also Mom, nicht die Königin
- hat mit dem Geld, das Sie ihr gegeben haben, ihr Journalistikstudium
abgeschlossen. Dann ist sie nach Amerika
gezogen, und wir haben viele Jahre in Los Angeles gelebt,
wo sie - Mom, nicht die Königin - als Journalistin gearbeitet hat.)
Sicher bekommen Sie ständig Briefe dieser Art, deshalb
habe ich das Ergebnis meiner DNA-Analyse sowie die jüngsten
Bluttests einfach beigelegt. Wenn Sie jedoch wünschen,
dass Ihre eigenen Ärzte mich untersuchen, dann muss ich Sie
leider enttäuschen. Ich hasse Spritzen.
Mutter ist vor Kurzem gestorben. Sie hatte mir nie gesagt,
wer mein Vater ist. Als mir der Anwalt dann ihr Testament
vorgelesen hat, war ich einigermaßen entsetzt. Deshalb
musste ich Ihnen schreiben.
Ein paar Informationen über mich: Ich bin einen Meter
siebzig groß, habe blaue Augen und dunkelbraunes Haar.
Mein Geburtstag ist der 20. März 1972. Ich schwärme für
Tennis, Kochen und die gesammelten Werke von Pat McManus
und Carl Hiaasen. Ich arbeite als Jagd- und Angel-Guide
bei der Outer Banks Co. in der Region Juneau und tippe in
meiner Freizeit Drehbücher für Hollywood ab. Das Erste ist
zwar unendlich viel befriedigender, doch mit dem Zweiten
verdiene ich meinen Lebensunterhalt.
... mehr
Ich erwarte keine Antwort von Ihnen, seien Sie also unbesorgt.
Um es ganz klar zu sagen: Ich kann verstehen, wie
überaus unangenehm es für Sie und Ihre Familie sein muss,
wenn so plötzlich und wie aus dem Nichts eine illegitime
Tochter auftaucht. Ich wollte lediglich, dass Sie über meine
Existenz Bescheid wissen, finde jedoch sehr begreiflich, dass
Sie nicht reagieren, zumal Sie mit familiären und beruflichen
Pflichten gewiss überhäuft sind.
Ich habe diesem Brief meine Kontaktdaten beigefügt, falls
Sie dennoch einem Lakaien auftragen möchten, sich mit mir
in Verbindung zu setzen. Sollte ich jedoch nichts von Ihnen
hören, trage ich Ihnen das wie gesagt keineswegs nach.
Sir, dieser Brief trifft Sie, wie ich hoffe, bei guter Gesundheit an.
Mit freundlichen Grüßen
Nicole
Teil Eins
Königlicher Bastard
1
„Heilige Mutter Gottes!", jaulte König Alexander II.
Jeffrey Rodinov, der bequem an der geschlossenen Tür zu dem
Privatbüro des Königs gelehnt hatte, schrak hoch. Er hielt sich gar
nicht erst damit auf, die Tür auf herkömmliche Weise zu öffnen -
er ging einfach durch die Tür, seine entsicherte Neunmillimeter
in der rechten Hand. Sie war immer entsichert.
„Sir, ducken Sie sich!"
„Ich bin gerade dabei, einen Herzschlag zu bekommen, Rodinov,
also zielen Sie mit diesem Ding da nicht auf mich." In seiner
riesigen Faust schwenkte der König ein zerknülltes Stück Papier.
„Heiliger Jesus! Mein Gott!"
Jeffrey drückte die Ruftaste seines Funkgeräts und bellte:
„Code siebzehn, Büro des Chefs, gestern." Mit anderen Worten:
Dr. Hedman, schaffen Sie Ihren Arsch rauf und zwar pronto.
„Können Sie das glauben? Ich kann's verdammt noch mal
nämlich nicht glauben." Der schwarzhaarige, blauäugige König,
Haupt des Hauses Baranov, bot normalerweise ein Bild blühender
Gesundheit. Nun jedoch war er so weiß wie das Papier, das er
in seiner Hand zerknüllte.
Jeffrey hatte den Chef noch nie zuvor so aufgewühlt erlebt,
nicht einmal damals vor vier Jahren, als er angeschossen worden
war. (Der erste Urlaub, den Jeffrey genommen hatte - und zugleich
der letzte, den er jemals nehmen würde. Er brauchte bloß
für einen einzigen verdammten Monat außer Landes zu sein und
schon ging alles in die Binsen.)
„Sir", begann er, wurde jedoch von Edmund Dante, dem Majordomus
des Königs unterbrochen, der durch den zerstörten
Türrahmen hereingaloppierte und mit quietschenden Bremsen
vor dem großen Mahagoni-Schreibtisch zum Halten kam.
„Mein König!", keuchte Edmund. „Womit kann ich Euch dienlich sein?"
Wahrlich ein Tag voller Überraschungen: Jeffrey hatte Mr
Dante noch nie so außer Fassung erlebt. Edmund Dante, die
rechte Hand des Königs, war genauso groß wie dieser, dabei
jedoch so dürr wie ein Stock. Er diente dem Hause Baranov seit
unvordenklichen Zeiten und hatte daher vor keinem Mitglied der
königlichen Familie Angst.
Außerdem besaß Edmund zwei Masterabschlüsse, einen in der
Geschichte Alaskas, den anderen in der Literatur des Landes.
Die Prinzessinnen hatten ihm den Spitznamen Ichabod Brain
verpasst, aber niemand - nicht einmal der König - wagte es, ihn
auch so zu nennen.
Edmund Dante regierte die königliche Familie mit Liebe und
kompromissloser Rücksichtslosigkeit. Die Leibwächter des RST
(Royal Security Team) hegten ebenso viel Respekt für den königlichen
Haushofmeister wie für ihre Schützlinge. Sie pflegten auch
Wetten darüber abzuschließen, ob Mr Dante statt Blut Eiswasser
in seinen Adern habe. Oder überhaupt nichts.
„Könnte mir jemand sagen, was hier eigentlich vorgeht?", fragte
Mr Dante nun mit mildem Vorwurf.
Jeffrey schüttelte Holzsplitter aus seinem Haar. „Er hat geschrien.
Ich bin rein. Keiner drin, alles in Ordnung. Arzt ist bereits auf dem Weg."
„Ich brauche keinen verdammten Arzt!"
Kritisch musterte Edmund den Türrahmen. „Das vielleicht
nicht, aber sicherlich einen Schreiner. Auch auf die Gefahr hin,
Zeit zu verschwenden, indem ich mich wiederhole: Mein König,
womit kann ich Euch dienlich sein?"
Die Antwort des Königs bestand in einem Gurgeln und dann
auch darin, dass er das zerknüllte Blatt aus der Hand gab. Edmund
überflog das Schreiben in vier Sekunden, danach las er es
noch einmal, diesmal aber gründlicher.
„Hmmm."
„Das ist alles? Hmmm? Ein Hmmm auf Ihren dürren Arsch, Dante."
„Ich erzittere vor Eurem Zorn, mein König. Darf ich den
Umschlag sehen?"
„Ich hab immer geglaubt, dass Sie sowieso die gesamte Post
des Königs durchleuchten", warf Jeffrey ein. Er starb fast vor
Neugierde, was in dem geheimnisvollen Brief stehen mochte, war
aber zu stolz, um einfach danach zu fragen.
„Neunzig Prozent", erwiderte Edmund zerstreut, während er
den Umschlag betrachtete, der von einem der unzähligen königlichen
Sekretäre sauber aufgeschlitzt worden war.
„Ja, und ich sag Ihnen immer wieder, dass es fünfundneunzig
Prozent sein müssen", bemerkte der König mit einer Handbewegung
zu seinem Schreibtisch hin, auf dem sich die Papiere stapelten.
Mr Dante reagierte gar nicht erst auf den königlichen Vorwurf.
Vermutlich war er der einzige Mensch auf der Welt, der sich das
erlauben durfte. „Einige wenige Briefe schlüpfen tatsächlich immer
durch die Kontrolle. Vielleicht hat ihn ja einer der Verwalter
gelesen und als vertraulich eingestuft."
„Glauben Sie das etwa?" Der König fuhr sich mit den klobigen
Fingern durch sein dichtes Haar. Obwohl er bereits Anfang
sechzig war, sah er fünfzehn Jahre jünger aus. Sein dichter
schwarzer Schopf, den er fast allen seinen Kindern vererbt hatte,
wies kaum graue Haare auf. „Dass ich irgendwo noch ein Kind habe?"
„Oder auch nicht." Edmund begutachtete nun ein Blatt Papier,
das nach wie vor in dem Umschlag steckte. „DNA-Tests kann
man fälschen. Die ganze Geschichte könnte auch ein Bluff sein.
Sie haben doch wohl nicht vergessen, dass Sie der siebtreichste
Mann der Welt sind?"
„Tja, heiliger Strohsack, das muss mir wohl entfallen sein."
„Mr Rodinov, würden Sie bitte Ihre Waffe wegstecken? Es sind
noch einige Monate bis zur Gänsejagd."
„Ja, Sir." Jeffrey widerstand der Versuchung, darauf hinzuweisen,
dass eine Neunmillimeter wohl kaum die geeignete Waffe
für die Gänsejagd war. „Majestät, wenn Sie mich nicht brauchen,
begebe ich mich wieder auf meinen Posten."
„Danke, Jeff." Nur der König durfte sich erlauben, Jeffrey mit
seinem verhassten Kurznamen anzusprechen. „Und danke, dass
Sie so schnell reagiert haben. Tut mir leid, wenn ich Ihnen Angst
gemacht habe. Und sagen Sie dem Doc, er braucht sich nicht zu bemühen, okay?"
„Schon in Ordnung, Sir. Das werde ich tun." Jeffrey verneigte
sich und durfte - da das Hofprotokoll der Baranovs bedeutend
zwangloser war als das anderer Königshäuser - seinem Herrscher
den Rücken zuwenden und hinausgehen.
Er löschte den Code siebzehn und nahm seinen Posten wieder
ein. Da jedoch keine Tür mehr vorhanden war, konnte er alles mithören.
Das war auch gut so. Es war sogar mehr als gut. Es gefiel
ihm, unsichtbar zu sein. Machte seinen Job um einiges leichter.
Die Stimmen des Chefs und Mr Dantes drangen in den Korridor
hinaus. Jeffrey nahm es als Zeichen des Vertrauens, dass sich
keiner von ihnen die Mühe machte, seine Stimme zu senken.
„Mein König, mir kommt da vor allem eine Frage in den Sinn ..."
„Ja, denn Sie wissen, dass ich meine Zweifel hatte, Dara zu heiraten."
„Ich habe im Grunde nie verstanden, warum Sie sich mit einer
arrangierten Ehe einverstanden erklärten."
„Hey, Dad war krank, und er wollte es unbedingt. Und Sie
wissen ja, wie das ist - ein Kronprinz ohne Thronerben macht
die Leute nervös. Trotzdem war es ein Gefühl, als würden sie
mir diese Wildkatze in den Hals stopfen. Also gönnte ich mir
vor der Hochzeit noch einen kleinen Flirt. Nettes Mädchen.
Wirklich nettes Mädchen. Sie war Barfrau, wie es ja auch in dem
Brief steht. Die Frau konnte einen spitzenmäßigen Rusty Nail mixen!"
„Faszinierend."
„Wir hatten eine schöne Zeit miteinander. Sie wusste, wer ich
war, und es machte ihr überhaupt nichts aus. Mir gefiel das, ach
was, zum Teufel, ich fand es einfach toll!"
„Und dann ...?"
„Und dann habe ich geheiratet. Sie wusste ja Bescheid, wir
haben uns lieb voneinander verabschiedet, und das war's. Von
einem Baby hat sie mir nie was gesagt. Warum hat sie mir bloß
nie etwas davon gesagt?"
„Ich versuche immer noch zu ergründen, warum sie überhaupt
mit Ihnen geschlafen hat", gestand Edmund.
„Halten Sie Ihre vorlaute Klappe! Nichts hat sie gesagt, nicht
einen Mucks von sich gegeben. Hat mich nie um etwas gebeten,
mir nicht einmal geschrieben, mich auch nie angerufen. Ich hab
einfach geglaubt ... na ja. 'ne schöne Erinnerung eben. Und dann
wurde Dara sofort mit David schwanger, und wir legten richtig los."
„Sie wollen also damit sagen, dass es biologisch möglich wäre?"
„Machen Sie Witze? Ich war fast noch ein Teenager. Damals
konnte ich noch die ganze Nacht ... Und das haben wir weidlich
ausgenutzt, das können Sie mir glauben."
„Majestät, könnten Sie mir bitte den Abfalleimer reichen? Ich
verspüre den unwiderstehlichen Drang, mich zu erbrechen."
„Lassen Sie das, Sie Hundsfott! Zuerst einmal müssen wir
rausfinden, ob diese, äh -"
„Nicole, Euer Majestät."
„Ja, ob diese Nicole auch echt ist. Und dann -"
„Vielleicht ist es am besten, eines nach dem anderen zu tun,
mein König."
„Ja, vielleicht."
„Ich werde mich an das Labor wenden, das diese Tests gemacht
hat. Wenn sie die Bluttests bestätigen, werde ich unsere eigene
Testreihe vorbereiten."
„Ja, aber sie schreibt doch, dass sie keine Spritzen mehr sehen will."
Jeffrey hörte eine Weile gar nichts, dann jedoch einen umso
deutlicheren Laut: Edmund schnaubte verächtlich. „Sie sind ihr
König, Sir, und Ihr Wille ist der Wille Alaskas. Miss Krenskis
Wünsche spielen in dieser Angelegenheit keine Rolle."
„Großartig, Edmund. Gesprochen wie ein wahrer ... Bösewicht."
„Stets Euer ergebener Diener, Majestät."
© 2011 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.
Ich erwarte keine Antwort von Ihnen, seien Sie also unbesorgt.
Um es ganz klar zu sagen: Ich kann verstehen, wie
überaus unangenehm es für Sie und Ihre Familie sein muss,
wenn so plötzlich und wie aus dem Nichts eine illegitime
Tochter auftaucht. Ich wollte lediglich, dass Sie über meine
Existenz Bescheid wissen, finde jedoch sehr begreiflich, dass
Sie nicht reagieren, zumal Sie mit familiären und beruflichen
Pflichten gewiss überhäuft sind.
Ich habe diesem Brief meine Kontaktdaten beigefügt, falls
Sie dennoch einem Lakaien auftragen möchten, sich mit mir
in Verbindung zu setzen. Sollte ich jedoch nichts von Ihnen
hören, trage ich Ihnen das wie gesagt keineswegs nach.
Sir, dieser Brief trifft Sie, wie ich hoffe, bei guter Gesundheit an.
Mit freundlichen Grüßen
Nicole
Teil Eins
Königlicher Bastard
1
„Heilige Mutter Gottes!", jaulte König Alexander II.
Jeffrey Rodinov, der bequem an der geschlossenen Tür zu dem
Privatbüro des Königs gelehnt hatte, schrak hoch. Er hielt sich gar
nicht erst damit auf, die Tür auf herkömmliche Weise zu öffnen -
er ging einfach durch die Tür, seine entsicherte Neunmillimeter
in der rechten Hand. Sie war immer entsichert.
„Sir, ducken Sie sich!"
„Ich bin gerade dabei, einen Herzschlag zu bekommen, Rodinov,
also zielen Sie mit diesem Ding da nicht auf mich." In seiner
riesigen Faust schwenkte der König ein zerknülltes Stück Papier.
„Heiliger Jesus! Mein Gott!"
Jeffrey drückte die Ruftaste seines Funkgeräts und bellte:
„Code siebzehn, Büro des Chefs, gestern." Mit anderen Worten:
Dr. Hedman, schaffen Sie Ihren Arsch rauf und zwar pronto.
„Können Sie das glauben? Ich kann's verdammt noch mal
nämlich nicht glauben." Der schwarzhaarige, blauäugige König,
Haupt des Hauses Baranov, bot normalerweise ein Bild blühender
Gesundheit. Nun jedoch war er so weiß wie das Papier, das er
in seiner Hand zerknüllte.
Jeffrey hatte den Chef noch nie zuvor so aufgewühlt erlebt,
nicht einmal damals vor vier Jahren, als er angeschossen worden
war. (Der erste Urlaub, den Jeffrey genommen hatte - und zugleich
der letzte, den er jemals nehmen würde. Er brauchte bloß
für einen einzigen verdammten Monat außer Landes zu sein und
schon ging alles in die Binsen.)
„Sir", begann er, wurde jedoch von Edmund Dante, dem Majordomus
des Königs unterbrochen, der durch den zerstörten
Türrahmen hereingaloppierte und mit quietschenden Bremsen
vor dem großen Mahagoni-Schreibtisch zum Halten kam.
„Mein König!", keuchte Edmund. „Womit kann ich Euch dienlich sein?"
Wahrlich ein Tag voller Überraschungen: Jeffrey hatte Mr
Dante noch nie so außer Fassung erlebt. Edmund Dante, die
rechte Hand des Königs, war genauso groß wie dieser, dabei
jedoch so dürr wie ein Stock. Er diente dem Hause Baranov seit
unvordenklichen Zeiten und hatte daher vor keinem Mitglied der
königlichen Familie Angst.
Außerdem besaß Edmund zwei Masterabschlüsse, einen in der
Geschichte Alaskas, den anderen in der Literatur des Landes.
Die Prinzessinnen hatten ihm den Spitznamen Ichabod Brain
verpasst, aber niemand - nicht einmal der König - wagte es, ihn
auch so zu nennen.
Edmund Dante regierte die königliche Familie mit Liebe und
kompromissloser Rücksichtslosigkeit. Die Leibwächter des RST
(Royal Security Team) hegten ebenso viel Respekt für den königlichen
Haushofmeister wie für ihre Schützlinge. Sie pflegten auch
Wetten darüber abzuschließen, ob Mr Dante statt Blut Eiswasser
in seinen Adern habe. Oder überhaupt nichts.
„Könnte mir jemand sagen, was hier eigentlich vorgeht?", fragte
Mr Dante nun mit mildem Vorwurf.
Jeffrey schüttelte Holzsplitter aus seinem Haar. „Er hat geschrien.
Ich bin rein. Keiner drin, alles in Ordnung. Arzt ist bereits auf dem Weg."
„Ich brauche keinen verdammten Arzt!"
Kritisch musterte Edmund den Türrahmen. „Das vielleicht
nicht, aber sicherlich einen Schreiner. Auch auf die Gefahr hin,
Zeit zu verschwenden, indem ich mich wiederhole: Mein König,
womit kann ich Euch dienlich sein?"
Die Antwort des Königs bestand in einem Gurgeln und dann
auch darin, dass er das zerknüllte Blatt aus der Hand gab. Edmund
überflog das Schreiben in vier Sekunden, danach las er es
noch einmal, diesmal aber gründlicher.
„Hmmm."
„Das ist alles? Hmmm? Ein Hmmm auf Ihren dürren Arsch, Dante."
„Ich erzittere vor Eurem Zorn, mein König. Darf ich den
Umschlag sehen?"
„Ich hab immer geglaubt, dass Sie sowieso die gesamte Post
des Königs durchleuchten", warf Jeffrey ein. Er starb fast vor
Neugierde, was in dem geheimnisvollen Brief stehen mochte, war
aber zu stolz, um einfach danach zu fragen.
„Neunzig Prozent", erwiderte Edmund zerstreut, während er
den Umschlag betrachtete, der von einem der unzähligen königlichen
Sekretäre sauber aufgeschlitzt worden war.
„Ja, und ich sag Ihnen immer wieder, dass es fünfundneunzig
Prozent sein müssen", bemerkte der König mit einer Handbewegung
zu seinem Schreibtisch hin, auf dem sich die Papiere stapelten.
Mr Dante reagierte gar nicht erst auf den königlichen Vorwurf.
Vermutlich war er der einzige Mensch auf der Welt, der sich das
erlauben durfte. „Einige wenige Briefe schlüpfen tatsächlich immer
durch die Kontrolle. Vielleicht hat ihn ja einer der Verwalter
gelesen und als vertraulich eingestuft."
„Glauben Sie das etwa?" Der König fuhr sich mit den klobigen
Fingern durch sein dichtes Haar. Obwohl er bereits Anfang
sechzig war, sah er fünfzehn Jahre jünger aus. Sein dichter
schwarzer Schopf, den er fast allen seinen Kindern vererbt hatte,
wies kaum graue Haare auf. „Dass ich irgendwo noch ein Kind habe?"
„Oder auch nicht." Edmund begutachtete nun ein Blatt Papier,
das nach wie vor in dem Umschlag steckte. „DNA-Tests kann
man fälschen. Die ganze Geschichte könnte auch ein Bluff sein.
Sie haben doch wohl nicht vergessen, dass Sie der siebtreichste
Mann der Welt sind?"
„Tja, heiliger Strohsack, das muss mir wohl entfallen sein."
„Mr Rodinov, würden Sie bitte Ihre Waffe wegstecken? Es sind
noch einige Monate bis zur Gänsejagd."
„Ja, Sir." Jeffrey widerstand der Versuchung, darauf hinzuweisen,
dass eine Neunmillimeter wohl kaum die geeignete Waffe
für die Gänsejagd war. „Majestät, wenn Sie mich nicht brauchen,
begebe ich mich wieder auf meinen Posten."
„Danke, Jeff." Nur der König durfte sich erlauben, Jeffrey mit
seinem verhassten Kurznamen anzusprechen. „Und danke, dass
Sie so schnell reagiert haben. Tut mir leid, wenn ich Ihnen Angst
gemacht habe. Und sagen Sie dem Doc, er braucht sich nicht zu bemühen, okay?"
„Schon in Ordnung, Sir. Das werde ich tun." Jeffrey verneigte
sich und durfte - da das Hofprotokoll der Baranovs bedeutend
zwangloser war als das anderer Königshäuser - seinem Herrscher
den Rücken zuwenden und hinausgehen.
Er löschte den Code siebzehn und nahm seinen Posten wieder
ein. Da jedoch keine Tür mehr vorhanden war, konnte er alles mithören.
Das war auch gut so. Es war sogar mehr als gut. Es gefiel
ihm, unsichtbar zu sein. Machte seinen Job um einiges leichter.
Die Stimmen des Chefs und Mr Dantes drangen in den Korridor
hinaus. Jeffrey nahm es als Zeichen des Vertrauens, dass sich
keiner von ihnen die Mühe machte, seine Stimme zu senken.
„Mein König, mir kommt da vor allem eine Frage in den Sinn ..."
„Ja, denn Sie wissen, dass ich meine Zweifel hatte, Dara zu heiraten."
„Ich habe im Grunde nie verstanden, warum Sie sich mit einer
arrangierten Ehe einverstanden erklärten."
„Hey, Dad war krank, und er wollte es unbedingt. Und Sie
wissen ja, wie das ist - ein Kronprinz ohne Thronerben macht
die Leute nervös. Trotzdem war es ein Gefühl, als würden sie
mir diese Wildkatze in den Hals stopfen. Also gönnte ich mir
vor der Hochzeit noch einen kleinen Flirt. Nettes Mädchen.
Wirklich nettes Mädchen. Sie war Barfrau, wie es ja auch in dem
Brief steht. Die Frau konnte einen spitzenmäßigen Rusty Nail mixen!"
„Faszinierend."
„Wir hatten eine schöne Zeit miteinander. Sie wusste, wer ich
war, und es machte ihr überhaupt nichts aus. Mir gefiel das, ach
was, zum Teufel, ich fand es einfach toll!"
„Und dann ...?"
„Und dann habe ich geheiratet. Sie wusste ja Bescheid, wir
haben uns lieb voneinander verabschiedet, und das war's. Von
einem Baby hat sie mir nie was gesagt. Warum hat sie mir bloß
nie etwas davon gesagt?"
„Ich versuche immer noch zu ergründen, warum sie überhaupt
mit Ihnen geschlafen hat", gestand Edmund.
„Halten Sie Ihre vorlaute Klappe! Nichts hat sie gesagt, nicht
einen Mucks von sich gegeben. Hat mich nie um etwas gebeten,
mir nicht einmal geschrieben, mich auch nie angerufen. Ich hab
einfach geglaubt ... na ja. 'ne schöne Erinnerung eben. Und dann
wurde Dara sofort mit David schwanger, und wir legten richtig los."
„Sie wollen also damit sagen, dass es biologisch möglich wäre?"
„Machen Sie Witze? Ich war fast noch ein Teenager. Damals
konnte ich noch die ganze Nacht ... Und das haben wir weidlich
ausgenutzt, das können Sie mir glauben."
„Majestät, könnten Sie mir bitte den Abfalleimer reichen? Ich
verspüre den unwiderstehlichen Drang, mich zu erbrechen."
„Lassen Sie das, Sie Hundsfott! Zuerst einmal müssen wir
rausfinden, ob diese, äh -"
„Nicole, Euer Majestät."
„Ja, ob diese Nicole auch echt ist. Und dann -"
„Vielleicht ist es am besten, eines nach dem anderen zu tun,
mein König."
„Ja, vielleicht."
„Ich werde mich an das Labor wenden, das diese Tests gemacht
hat. Wenn sie die Bluttests bestätigen, werde ich unsere eigene
Testreihe vorbereiten."
„Ja, aber sie schreibt doch, dass sie keine Spritzen mehr sehen will."
Jeffrey hörte eine Weile gar nichts, dann jedoch einen umso
deutlicheren Laut: Edmund schnaubte verächtlich. „Sie sind ihr
König, Sir, und Ihr Wille ist der Wille Alaskas. Miss Krenskis
Wünsche spielen in dieser Angelegenheit keine Rolle."
„Großartig, Edmund. Gesprochen wie ein wahrer ... Bösewicht."
„Stets Euer ergebener Diener, Majestät."
© 2011 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.
... weniger
Autoren-Porträt von Mary Janice Davidson
Mary Janice Davidson gelang mit Weiblich, ledig, untot der Sprung auf die Bestsellerlisten. Seither hat sie mit ihrer Vampirin Betsy eine riesige Fangemeinde gewonnen. Davidson lebt in Minnesota.
Bibliographische Angaben
- Autor: Mary Janice Davidson
- 2011, 301 Seiten, Maße: 12,6 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Först, Barbara
- Übersetzer: Barbara Först
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802583159
- ISBN-13: 9783802583155
Kommentar zu "Adel verpflichtet / Alaskan Royals Bd.3"
5 von 5 Sternen
5 Sterne 1Schreiben Sie einen Kommentar zu "Adel verpflichtet / Alaskan Royals Bd.3".
Kommentar verfassen