Alice
"Richard hat gesagt, ich bräuchte drei Jahre. Das hat er einfach so gesagt, stell dir vor. Du brauchst drei Jahre, dann wird es bessergehen.
Und stimmt das, sagte Alice.
Keine Ahnung, sagte Margaret. Jetzt ist ein Jahr um, erst ein Jahr, ich...
Und stimmt das, sagte Alice.
Keine Ahnung, sagte Margaret. Jetzt ist ein Jahr um, erst ein Jahr, ich...
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Produktinformationen zu „Alice “
"Richard hat gesagt, ich bräuchte drei Jahre. Das hat er einfach so gesagt, stell dir vor. Du brauchst drei Jahre, dann wird es bessergehen.
Und stimmt das, sagte Alice.
Keine Ahnung, sagte Margaret. Jetzt ist ein Jahr um, erst ein Jahr, ich bin weit entfernt davon zu verstehen, wie er das gemeint hat. Drei Jahre."
Wenn jemand fort ist, kann man nicht mehr sagen, wie er ausgesehen hat, wie er gesprochen, geflucht, gelächelt hat, wie er durchs Leben gegangen ist. Auch wenn man ihn plötzlich zu sehen glaubt, auf der Rolltreppe, im letzten Wagen einer abfahrenden Strassenbahn, an der Ampel auf der anderen Strassenseite.
Judith Hermann erzählt von den Zeiten des Übergangs, des Wartens, des Festhaltens und Loslassens - und davon, wie klar und leuchtend diese Tage sein können.
Und stimmt das, sagte Alice.
Keine Ahnung, sagte Margaret. Jetzt ist ein Jahr um, erst ein Jahr, ich bin weit entfernt davon zu verstehen, wie er das gemeint hat. Drei Jahre."
Wenn jemand fort ist, kann man nicht mehr sagen, wie er ausgesehen hat, wie er gesprochen, geflucht, gelächelt hat, wie er durchs Leben gegangen ist. Auch wenn man ihn plötzlich zu sehen glaubt, auf der Rolltreppe, im letzten Wagen einer abfahrenden Strassenbahn, an der Ampel auf der anderen Strassenseite.
Judith Hermann erzählt von den Zeiten des Übergangs, des Wartens, des Festhaltens und Loslassens - und davon, wie klar und leuchtend diese Tage sein können.
Klappentext zu „Alice “
»Richard hat gesagt, ich bräuchte drei Jahre. Das hat er einfach so gesagt, stell dir vor. Du brauchst drei Jahre, dann wird es bessergehen. Und stimmt das, sagte Alice.
Keine Ahnung, sagte Margaret. Jetzt ist ein Jahr um, erst ein Jahr, ich bin weit entfernt davon zu verstehen, wie er das gemeint hat. Drei Jahre.«
Wenn jemand fort ist, kann man nicht mehr sagen, wie er ausgesehen hat, wie er gesprochen, geflucht, gelächelt hat, wie er durchs Leben gegangen ist. Auch wenn man ihn plötzlich zu sehen glaubt, auf der Rolltreppe, im letzten Wagen einer abfahrenden Straßenbahn, an der Ampel auf der anderen Straßenseite.
Judith Hermann erzählt von den Zeiten des Übergangs, des Wartens, des Festhaltens und Loslassens – und davon, wie klar und leuchtend diese Tage sein können.
Lese-Probe zu „Alice “
Alice von Judith HermannNach fünfzig Metern, hatte Conrad geschrieben, treffen sich fünf Wege. Ihr nehmt den Weg durch das schmiedeeiserne Tor hindurch, den »Fünften«. Auf das gelbe Haus zu. Der fünfte Weg war ein Sandweg. Links ein kleiner Wasserlauf, ein Olivenhain, zwischen den Bäumen Ziegen, die gelangweilt die Köpfe hoben. Das Auto schaukelte. In der Kurve oben am Hang ein alter großer Stall, ausgebaut, hohe Fenster zum See hin, die Läden zugezogen. Vor ihnen, am Ende des Weges, das gelbe Haus. Italienischer Palazzo. Geschlossene Läden. Efeu. Zwei Balkone, einer zum Berg hin, der andere zum See. Eine Terrasse, Feigenbäume, Agaven, Bougainvillea. Man kann ja Tatsache die Zikaden hören, sagte Anna von der Rückbank aus, andächtiges Staunen in der Stimme. Sie stiegen aus dem Auto, ließen die Türen offen stehen, gingen sofort auseinander. Alice lief den Sandweg zurück und rauf zu Conrads und Lottes Haus. Steinchen in den Sandalen. Sie sah zu dem schwarzen Berg hinter dem Haus hoch und duckte sich. Stieg über breite Stufen zwischen riesigen, tropischen Lavendelbüschen hindurch. Feuerkäfer, leuchtend rot, die Leibchen aneinandergekettet. Hatten es eilig. Und Rauschen in den Bäumen, leichter Wind. Auf der Terrasse saß Lotte. Die Terrasse war, bis auf eine Kugel aus grauem Stein und dem Stuhl, auf dem sie saß, leer. Im unteren Teil des Hauses drei Türen, zwei geschlossen, die mittlere einen Spalt offen. Lotte stand auf, als Alice die Terrasse betrat, kam ihr entgegen, und sie begrüßten sich mit einer tastenden Umarmung, so vorsichtig, als könnte die andere sich bei einer Berührung in Luft auflösen. Da bist du, sagte Lotte. Sie lächelte und hörte wieder auf zu lächeln, wenn sie nicht lächelte, waren die Falten um ihre Augen herum weiß. Lotte war
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siebzig Jahre alt. Conrad auch. Über ein Vierteljahrhundert älter als Alice. Ist alles gutgegangen, sagte Lotte. Hattet ihr eine gute Reise. Sie stellte Fragen im Ton von Feststellungen, erwartete aber trotzdem eine Antwort. Ja, sagte Alice. Es ist alles gutgegangen. Es war anstrengend. Aber jetzt sind wir da, und wir freuen uns, Lotte, ich freue mich sehr. Lotte sagte, Conrad ist krank. Er ist leider krank, nichts Schlimmes, nur ein wenig Fieber, aber er liegt im Bett. Sie deutete auf die mittlere Tür, hinter der Tür war es dunkel, es drang kein Laut heraus. Er will nicht, daß du ihn so begrüßt, im Bett liegend, er möchte das nicht. Er kommt später zu euch, Lotte lächelte wieder, es sah nach etwas zwischen Ironie und Traurigkeit aus. Sie war braun von der italienischen Sonne, trug ein Kleid aus Leinen, nicht zerknittert, blaßviolett und leicht, akkurater Faltenwurf, und eine Kette aus silbrigen, glatten Steinen dazu. Sie sah so ausgeruht aus, so ordentlich, Alice dachte an alle Autobahn-Raststätten der vergangenen zehn Stunden, an die Radiomusik in den Waschräumen, den Geruch von Urin und Desinfektionsmittel, die kaputten Seifenspender, an ihr eigenes, mitgenommenes Gesicht in einem Spiegel aus zerkratztem Blech. Sie war froh darüber, daß sie Conrad jetzt nicht begrüßen mußten; er konnte sich seine Vorstellung von ihrer Ankunft erhalten: ein Bild von einer Ankunft. Komm, sagte Lotte weich. Ich schließe euch das gelbe Haus auf. Sie hielt ein kleines Paar Schlüssel hoch, das sie die ganze Zeit über wohl schon in der Hand gehabt hatte, sie hatte mit den Schlüsseln in der Hand auf der Terrasse gesessen und auf sie gewartet, und Alice dachte, daß es Conrad gewesen war, der sie eingeladen hatte. Es war seine Einladung gewesen, er hatte diese Einladung mit Lotte sicher abgesprochen, aber es war seine Idee gewesen. Komm uns besuchen und bring mit, wen du willst. Alice hatte sich für Anna entschieden, ohne Anna wollte sie nirgendwo hin. Und für den Rumänen, weil er immer höflich war und sich benehmen konnte. Vielleicht auch, weil sie nicht in ihn verliebt war. Soweit sie wußte, war auch Anna nicht in den Rumänen verliebt. Sie hatte das Conrad so vorgeschlagen, er war einverstanden gewesen. Und jetzt war er krank. Fieber. Er hätte ihnen das gelbe Haus aufgeschlossen und gezeigt. Es wäre ihm, das wußte Alice, eine große Freude gewesen. Sie folgte Lotte die Treppen hinunter, Lottes langsamen, gemessenen Schritten. Drehte sich nicht noch einmal nach der mittleren Tür um. Die Feuerkäfer flitzten davon, verschwanden in den Fugen der Steine. Das gelbe Haus hatte drei Stockwerke und sechs Zimmer. Alice nahm das Zimmer unter dem Dach, das Zimmer, in dem früher Conrad gewohnt hatte, bevor er mit Lotte die Stalla ausgebaut hatte. Das Zimmer war quadratisch, zwei Fenster zu zwei Seiten, ein schmales Bett darin, ein Schrank, ein roter Teppich mit schwarzem Webmuster und genau in der Mitte ein Tisch, von dem aus Alice die Gipfel der Berge sehen konnte auf der anderen Seite des Sees. Anna nahm das Zimmer daneben. Feigenblätter auf der Decke über dem breiten Bett und eine Tür zum zweiten Balkon und eine andere zu einem Bad mit Badewanne, glanzvollen Armaturen, blauen Kacheln und zwei Waschbecken vor zwei Spiegeln. Eine Treppe nach unten in den zweiten Stock, ohne Geländer, eine goldene Kordel an der Wand, die weich durch Alices Hand glitt. Bettwäsche, gestärkt und gebügelt in der Truhe unter der Treppe. Der Rumäne hatte sich das kleinste Zimmer ausgesucht. Das Fenster beschattet von Efeu, ein Metallbett und ein Tischchen daneben, poliertes Holz, feine Intarsien. Im Erdgeschoß die Küche, ein Eßzimmer, ein Wohnzimmer, tiefe Sofas vor dem Kamin und im Bücherregal Spiele für Regenzeiten, Monopoly, Mensch ärgere dich nicht, Schach. An den Wänden die gerahmten Zeichnungen der Kinder. Lottes und Conrads Kinder, drei. Und die Zeichnungen der Enkelkinder, fünf. Ein Gästebuch neben dem Telefon. In der großen Speisekammer hinter der Küche ein Kühlschrank, in den Conrad am Tag zuvor eine Wassermelone gelegt hatte. Alice ging von Zimmer zu Zimmer und stieß alle Fensterläden auf, dann die Türen zu den Balkonen, die Ringe an den Vorhängen klapperten leise gegeneinander. Licht auf dem Tisch in Conrads Zimmer. Und feiner Staub. Anna schnürte ihren Rucksack auf, warf alles aufs Bett, weiße Röcke, Kleider und Blusen mit roten Rosen darauf. Sonnencreme. Bücher. Drei Sonnenbrillen. Campari, rief der Rumäne von unten zu ihnen herauf, es war eigentlich gar nicht auszuhalten. Was meinst du, sagte Alice, an den Türrahmen von Annas Zimmer gelehnt, die nackten Füße gekreuzt und die Arme vor der Brust verschränkt, ob wir heute noch schwimmen gehen? Na naturalmente, sagte Anna, was glaubst denn du. Von der Küche führte eine Tür vors Haus und eine andere ins Eßzimmer. Siebzehn Schritte von der Küche durch Eßzimmer, Wohnzimmer und eine weiße Flügeltür bis auf die Terrasse hinaus. Die Terrasse war das siebente Zimmer, steinerne Brüstung, Kissen darauf. Alice saß auf der Bank neben der Küchentür vor dem Haus. Eidechsen an der Hausmauer, ihr heimliches Rascheln im Efeu. Kein Windzug mehr. Nichts. Sie saß eine Weile so. Dann stand sie auf und ging in die Küche, ging wortlos an dem Rumänen vorbei und die siebzehn Schritte wieder raus auf die Terrasse, wo Anna auf der steinernen Brüstung saß, an eine Säule gelehnt, auf den roten Kissen, ein Glas in der linken Hand, angewinkelte Knie, zur Seite geneigter Kopf und die verfilzten Haare zu einem Kinderzopf zusammengebunden. Sie lächelte Alice an, zeigte ihren abgebrochenen, linken Vorderzahn. Was für eine Erleichterung, sie zu sehen. Was für eine Erleichterung, dich zu sehen, sagte Alice. Das glaubst du gar nicht, du glaubst es nicht. Und wenn doch, sagte Anna. Ändert es auch nichts, sagte Alice. Als die Sonne weg war, gingen sie den Sandweg runter, an den Ziegen vorbei durch das große, schmiedeeiserne Tor hindurch bis zum Ristorante unten an der Uferstraße. Nuovo Ponte. Lotte hatte gesagt, sie sollten dort zu Abend essen, ein Glas Wein trinken, morgen erst einkaufen fahren. Sie hatte sich Anna und den Rumänen von Alice vorstellen lassen, abwesend und eher gleichgültig, mit einem geschulten und raschen Blick. Sie hatte sich für Conrads Unpäßlichkeit entschuldigt und ein gemeinsames Essen zur Feier des Tages auf morgen verschoben. Der Rumäne war ausgesucht zuvorkommend und liebenswürdig gewesen, Anna auch, sie war nur grundsätzlich nicht in der Lage, ihre Neigung zum Desertieren, zur Autonomie zu verbergen. Lotte hatte das beiläufig, aber genau vermerkt. Der Kinderzopf. Der Zahn. Der Ausschnitt von Annas Kleid. Und was all das über Alice sagte, hatte sie auch vermerkt. Sie hatten sich alle drei gezeigt. Sie gingen einträchtig nebeneinander, der Rumäne in der Mitte, Anna links, Alice rechts. Und du bestellst dann für uns, sagte Alice. Du machst das alles. Wein und Oliven und Sardinen und Brot. Und morgen gehst du auch zum Frisör. Und läßt dir mal deine Haare schneiden. Bei einem Barbier,Alice hatte das Gefühl, ihr würde der Kopf zerspringen, wenn sie nicht sofort ein Glas Wein zu trinken bekäme. Der Rumäne machte das alles. Leichthin. Spielerisch. Schön ironisch. Suchte den Tisch aus, runder Tisch mit weißem Tischtuch unter Zitronenbaum auf Kiesstrand in kleinem Garten vor dem Ristorante und neben der Straße, er begrüßte die Kellner und er - widerte ihre Floskeln, buongiorno, come va, bene, grazie, bene, grazie, benissimo, er blätterte Karten auf und wieder zu, rekapitulierte Weinanbaugebiete, Jahrgänge, Rebsorten. Alice schloß die Augen. Trank dann Rotwein. Sie aßen Sardinen und Paprikaschoten und kleine weiße Brote mit Olivenöl getränkt. Der Rumäne erzählte von den Sommerferien seiner Kindheit. Wochen am Ostufer des Sees, auf der anderen Seite, auf einem Campingplatz in einem Wohnwagen mit Vorzelt und Plastikstühlen, und jeden Morgen wach werden, aufstehen, sofort in den See gehen, weit hinausschwimmen. Gewitter, das Kommen und Gehen der Gewitter. Schwarzschimmel an den Wänden des Wohnwagens, filigrane Blüten. Gummistiefel, Regenjacken. Statt Süßigkeiten das körnige Pulver von Instant-Tee gelutscht, bis die Zunge geschwollen war und dick. Sonnenöl. Algen auf dem Wasser. Nebel. Mit der Seilbahn einmal den Berg rauf, oben tatsächlich Schnee, eine Mondlandschaft, graues Geröll und die Luft ganz dünn; mit der Seilbahn wieder runter in die verrückte Gewißheit der Wärme. Am Abend Canasta mit von der Feuchtigkeit aufgequollenen Spielkarten. Rommé. Bridge. Klamme Schlafsäcke. Mücken um die Campinglampe herum und der Geruch von Petroleum, das Blaken des Dochts. Und ich weiß noch, wie das gewesen ist, sagte der Rumäne. Es ist vorbei, aber ich weiß noch ganz genau, wie das gewesen ist. Der Rumäne war, dachte Alice, in Italien ein glücklicher Mensch. Sie verstand nicht, warum das so war, aber es war jedenfalls deutlich zu sehen. Er schwärmte. Seine Ohren standen weit vom Kopf ab. Sein Gesicht leuchtete. Ist eben Lebensart, sagte Anna, zuckte mit den Achseln, hob ihr Weinglas und sagte, salute, und, sieh mal, da ist Lotte, sie deutete zur Straße hin, wo im orangen Licht der Straßenlaternen Lotte aus ihrem Auto stieg. Alice schob den Stuhl zurück und stand auf. Blieb aber am Tisch stehen, bis Lotte bei ihnen war. In dem Knirschen vom Kies und dem Gewirr der Stimmen der anderen Gäste eine Schneise der Lautlosigkeit, durch die hindurch Lotte auf ihren Tisch zukam. Lotte machte eine zurückweisende Geste mit der linken Hand. Bleibt sitzen bitte. Es ist nichts. Sie sagte, aber es geht Conrad jetzt doch etwas schlechter, wir fahren ins Krankenhaus, sie werden uns sicher wieder nach Hause schicken, trotzdem, es ist mir doch wohler so. Das Fieber ist sehr hoch, was habt ihr gegessen, aha, Sardinen, die Sardinen sind gut im Nuovo Ponte, aber das nächste Mal müßt ihr Tinten fisch nehmen, vom Grill. Kann ich Conrad kurz sprechen, sagte Alice. Natürlich, sagte Lotte. Conrad saß auf dem Beifahrersitz, die Rückenlehne war ein ganzes Stück nach hinten gestellt, er lag mehr als daß er saß, aber er trug ein feines, gebügeltes, helles Hemd und lächelte spöttisch über Alices besorgtes Gesicht. Sie machte die Autotür auf, und sie gaben sich die Hand, er nahm ihre Hand in seine beiden Hände, seine Hände waren trocken und heiß. Alieschen. Er sagte, so haben wir uns das nicht vor - gestellt, nicht wahr, unser Wiedersehen. Aber nun ist es so, und morgen wird es besser sein, es ist ein komischer Zufall. Vielleicht bin ich zu aufgeregt gewesen über eure Ankunft. Alice sagte nichts. Sie ließ ihre Hand in seinen Händen. Er sah an ihr vorbei zu dem Tisch hin, an dem der Rumäne und Anna saßen, und sagte, da sind sie also, deine unbekannten Freunde. Er kniff ein wenig die Augen zusammen. Die dunkle Anna und der Rumäne. Wir begrüßen uns morgen. Geht es euch denn gut? Ja, sagte Alice ernst. Alle Trunkenheit, erschöpfte Nervosität, Gereiztheit war plötzlich weg. Es geht uns gut, Conrad. Ich wünschte nur, dir ginge es besser. Mir geht es besser, sagte Conrad. Sie werden mich in diesem Krankenhaus schon an der Aufnahmestelle wieder nach Hause schicken. Lotte macht sich Sorgen, das ist alles. Lotte stieg ins Auto, schloß die Tür, zog sich den Gurt über die Schulter und drehte den Schlüssel im Zündschloß. Am Schlüssel hing ein Stein, durch - sichtig, ein großer Wassertropfen. Conrad ließ Alices Hand los. Also, bis gleich. Ja. Bis gleich, sagte Alice. Sie richtete sich auf, schlug die Beifahrertür so sanft wie möglich zu und sah dem Auto nach, wie es die Straße hinunterrollte, auf die Uferstraße bog und verschwunden war.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2009
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Autoren-Porträt von Judith Hermann
Hermann, JudithJudith Hermann wurde 1970 in Berlin geboren. Ihrem Debüt »Sommerhaus, später« (1998) wurde eine außerordentliche Resonanz zuteil. 2003 folgte der Erzählungsband »Nichts als Gespenster«. Einzelne dieser Geschichten wurden 2007 für das Kino verfilmt. 2009 erschien »Alice«, fünf Erzählungen, die international gefeiert wurden. 2014 veröffentlichte Judith Hermann ihren ersten Roman, »Aller Liebe Anfang«. 2016 folgten die Erzählungen »Lettipark«, die mit dem dänischen Blixen-Preis für Kurzgeschichten ausgezeichnet wurden. Für ihr Werk wurde Judith Hermann mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter dem Kleist-Preis und dem Friedrich-Hölderlin-Preis. Im Frühjahr 2021 erschien der Roman »Daheim«, der für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert wurde, und für den Judith Hermann mit dem Bremer Literaturpreis 2022 ausgezeichnet wurde. Die Autorin lebt und schreibt in Berlin. Literaturpreise:Bremer Literaturpreis 2022Rheingau Literatur Preis 2021Blixenprisen 2018 für »Lettipark«Erich-Fried-Preis 2014Friedrich-Hölderlin-Preis 2009Kleist-Preis 2001Hugo-Ball-Förderpreis 1999Förderpreis zum Bremer Literaturpreis 1999
Bibliographische Angaben
- Autor: Judith Hermann
- 2009, 2. Aufl., 192 Seiten, Maße: 13 x 21 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: S. Fischer Verlag GmbH
- ISBN-10: 3100331826
- ISBN-13: 9783100331823
Kommentar zu "Alice"
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