Alle, alle lieben dich
Roman
Es ist ihr letzter Sommer vor dem College, der beste Sommer seit der achten Klasse. Kim badet im Fluss, steigt in ihren alten Chevy und macht sich auf den Weg zum Schnellrestaurant, wo sie arbeitet. Dann verliert sich ihre Spur. Familie, Freunde, Polizei -...
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Produktinformationen zu „Alle, alle lieben dich “
Es ist ihr letzter Sommer vor dem College, der beste Sommer seit der achten Klasse. Kim badet im Fluss, steigt in ihren alten Chevy und macht sich auf den Weg zum Schnellrestaurant, wo sie arbeitet. Dann verliert sich ihre Spur. Familie, Freunde, Polizei - alle sind betroffen. Kims Verschwinden rührt an den Grundfesten der mittelständischen Ordnung. Aus Menschen, die sie kannten, werden solche, die sie nur zu kennen glaubten. Sie werden sich selbst und einander verdächtig. Und halten nach Kräften an dem fest, was ihnen zu entgleiten droht: Kim oder die Erinnerung an sie, die kleinstädtische Ruhe - und die eigenen Geheimnisse... Mit feinem Gespür für die abgründigen Schattierungen des Alltäglichen zeichnet Stewart O'Nan das Psychogramm einer Kleinstadt im Ausnahmezustand. Ein hochliterarischer Thriller: unaufdringlich und von beklemmender Präzision.
Klappentext zu „Alle, alle lieben dich “
Es ist ihr letzter Sommer vor dem College, der beste Sommer seit der achten Klasse. Kim badet im Fluss, steigt in ihren alten Chevy und macht sich auf den Weg zum Schnellrestaurant, wo sie arbeitet. Dann verliert sich ihre Spur.Familie, Freunde, Polizei - plötzlich sind alle betroffen. Kims Verschwinden rührt an den Grundfesten der mittelständischen Ordnung. Aus Menschen, die sie kannten, werden solche, die sie bloß zu kennen glaubten. Sie werden sich selbst und einander verdächtig. Und halten nach Kräften an dem fest, was ihnen zu entgleiten droht: Kim oder die Erinnerung an sie, die kleinstädtische Ruhe - und die eigenen Geheimnisse.
Mit feinem Gespür für die abgründigen Schattierungen des Alltäglichen zeichnet Stewart O'Nan das Psychogramm einer Kleinstadt im Ausnahmezustand. Ein hochliterarischer Thriller - unaufdringlich anrührend und von nachgerade beklemmender Präzision.
Lese-Probe zu „Alle, alle lieben dich “
Alle, alle lieben Dich von Stewart O'Nann Beschreibung der vermissten
Juli 2005. Es war der Sommer, als Kim die Chevette fuhr, mit J. P. zusammen war und sich das Haar wachsen ließ. Der letzte Sommer, der beste Sommer, der Sommer, von dem sie seit der achten Klasse geträumt hatten, der anhaltende Stolz und die Freude, die ältes ten Schüler zu sein, die Verlängerung ihres besten Jahres. Sie, Nina und Elise, die drei Amigos. Im Herbst würden sie aufs College gehen, wo sich Kim, wenn sie sich genug Mühe gab, hoffentlich in einen anderen Menschen verwandeln würde, der geheimnisvoll und unabhängig war und nichts mehr mit Kingsville zu tun hatte.
Die Sünden des Mittelwestens: die flache, menschenleere Landschaft, die notwendige Hinnahme des Vertrauten. Was ist daran romantisch, lebendig begraben zu sein? Langsam alt zu werden ?
Sie hasste das Städtchen nicht, wie ihre Schwester es Jahre später von sich behauptete. Nicht Kim, nicht die gute Tochter. Sie mochte den See und dass man an einem klaren Tag von der Steilküste bis nach Kanada schauen konnte. Sie mochte den Fluss, der sich, verborgen in der moosbewachsenen Schieferschlucht, zum Hafen schlängelte. Sie mochte sogar die verfallenden viktorianischen Herrenhäuser in der Grandview Avenue, die ihr Vater zu verkaufen versuchte, die Sandsteinkirchen in der Innenstadt und das Edelstahlrestaurant gegen über vom Postamt. Sie war erst achtzehn.
... mehr
An der Conoco-Tankstelle überquerte sie in der Pause gern den Parkplatz und die Auffahrt, stellte sich ans niedrige Gelän der der Überführung und rauchte im Dunkeln Mentholzigaretten, während unten der Verkehr vorbeibrauste und die Rücklichter westwärts in die Zukunft preschten. Toledo lag drei Stunden entfernt, auf der anderen Seite von Cleveland, beinahe in einem anderen Land. Lastwagen, die beleuchtet waren wie Raumschiffe, fuhren bebend unter Kims Füßen entlang und zogen heißen Wind und Abgase hinter sich her, die Anhänger beladen mit unbekannter Fracht. Langsam, mit jedem Abend, rückte die Erfüllung ihres Traums vom Weggehen näher – mit dem Segen ihrer Eltern, ihren aller größten Hoffnungen. Da gab es nichts zu bedauern. Sie konnte nur dankbar sein.
Im Laden der Tankstelle war die Klimaanlage so hoch eingestellt, dass Kim ein T-Shirt unter der Uniform trug. Nina und sie steckten sich alte Namensschilder an, die sie in der Ramschschublade unter der Kasse gefunden hatten. Kim war Angie, und Nina war Sam. Sie drehten sich auf ihren Hockern und beobachteten die Monitore, drückten die Nummern der Zapfsäulen und gaben Wechselgeld heraus. Sie lasen dicke, verrückte Modezeitschriften, riefen bei den anderen an, um zu erfahren, was später noch los war – obwohl auch sie von der Überwachungskamera gefilmt wurden –, und stritten sich darum, wer den Nacho-Topf nachfüllen musste. Ihre Stechkarte steckte im Schlitz, und die Uhr daneben klonkte jede Minute, ein Zeugnis ihrer Beständigkeit. Seit der Abschlussfeier arbeitete sie sieben Tage die Woche und hatte noch keine einzige Schicht versäumt. Die Polizei bezeichnete diese Beständigkeit später als wichtigen Faktor. Insgeheim war sie stolz darauf. Sie war noch nie so zielstrebig gewesen. Dazu hatte sie noch nie einen Grund gehabt.
Die Conoco war eine Oase aus Licht: Sie lockte die Autos vom Highway wie die Mücken an, die gegen die Fensterscheiben prallten. Wenn die Fahrer ein raten, kniffen sie die Augen zusammen, rieben sich den Hals und blieben auf der Matte hinter der Tür stehen, als wäre das Ganze völlig neu und zu viel für sie, als würden die hellen Gänge voller Süßigkeiten und Chips ihr Gehirn so überlasten, dass sie die Schilder direkt vor ihnen nicht lesen konnten.
Dann blinzelten sie Kim entschuldigend an. « Wo sind die . . . ? »«Dahinten.»
Fünfzig- bis hundertmal pro Abend. Sie zeigte mit dem ganzen Arm dar auf, wie ein Gespenst.
«Stimmt echt», sagte Nina. «Je mehr man fährt, des to dümmer wird man.»
«Danke, danke, Sam I Am.»
Die lebenden Toten hatten Mundgeruch. Sie kauften Kaffee, Limonade und Wasser, Zigaretten und Kaugummi, Tootsie Pops und Trockenfleisch, alles, was sie bis zur nächsten Rast benötig ten. Dann standen sie, den Kopf wiegend, in der Schlange und bewegten die Lippen zum Text des Uraltpops, der drinnen und draußen ununterbrochen lief, einer höllischen werbefreien Satelliteneinspielung, die anscheinend aus Stücken von Uz und den Doobie Brothers bestand. Sie bezahlten doppelt so viel wie im Giant Eagle und waren dankbar, wenn Kim ihnen mit einem Penny aus der kleinen Schüssel aushalf.
«Vielen Dank, Angie.»
«Vielen Dank, Angie», äffte Nina die Leute nach, drückte sich an Kim wie eine geistig Zurückgebliebene und ließ ihr die Zunge fast bis zum Ohr schnellen.«Uäh. Hast du gemerkt, wie der gerochen hat?»
«Er wollte dich streicheln und umarmen und es mit dir treiben.»
«Nein, mit dir.»
«Erzähl bloß Hinch nichts davon.»«Zu spät.»
Am gruseligsten waren die alten Typen, die Kondome kauften und darüber Witze reißen wollten, als wären sie mit ihnen im selben Team. Einer ihrer Stammkunden, den Nina Fat Joe-Bob getauft hatte, wog bestimmt hundertdreißig Kilo und trug das ganze Jahr über eine klotzige Goldkette und dieselbe schwarze Steelers-Jogginghose.
«Ich glaub eigentlich nicht, dass er die Dinger benutzt», sagte Nina. «Wenigstens nicht auf die normale Art.»
«Viel leicht ist er ja verheiratet.»
«Au, meine Augen!», kreischte Nina und hielt sich die Hände vors Gesicht. « Da darf kein Fettfick reinkommen.»
Acht Stunden in einem eiskalten Glaskasten. Nicht mal mit Nina verstrich die Zeit schnell genug.
Ihre Kunden waren nicht alle Fremde. Freunde und Klassenkameraden kamen vorbei und schoben ihnen ihre gefälschten Ausweise über den Tresen. Nina fand es komisch, dass Kim ein schlechtes Gewissen hatte, denn sie besaßen ja selbst welche. Kim befürchtete nicht, dabei erwischt zu werden, sondern fühlte sich ausgenutzt, aber wenn sie sich ein paar Stunden später mit ihren Freunden trafen, trank sie gerne von dem Bier mit und war froh, nichts dafür bezahlen zu müssen.
Jeden Abend führten sie einen Krieg gegen die Langeweile, den sie immer verloren. Kim fand, nach einem ganzen Monat hätten sich ihre Körper eigentlich an die Spät schicht gewöhnen müssen. Nina glaubte, dass es etwas mit den Neonröhren zu tun hatte, mit dem matten, schattenlosen Licht, das die Adern an ihren Händen zum Vorschein brachte, die Handflächen fleckig wie rohe Hamburger. Es war, als lebten sie unter Wasser, zwei gefangene Seejungfrauen, die in einem Aquarium zur Schau gestellt wurden.
Doch eine halbe Stunde vor Feierabend rissen sie sich zusammen, als würden sie jetzt, wo der Tag fast vor bei war, gerade erst aufwachen. Sie wischten bei der Slush-Maschine und der Mikrowelle den Tresen ab, füllten die Kaffeemaschine wie der auf und bereiteten alles für die Übergabe an Doug-o und Kevin vor. Wer war an der Reihe, die Herrentoilette zu putzen ?
Danach glich es einem Countdown. Eine brachte vor dem trüben Stahlspiegel auf der Damentoilette ihr Make-up in Ordnung und bürstete sich das Haar, während die andere vorn bediente. Wenn die Nachtschicht kam, häng ten sie ihre Tops auf – « Nacht, Angie », « Nacht, Sam » – und gingen zu ihren Seite an Seite geparkten Fluchtwagen.
Alle hatten verschiedene Arbeitszeiten. Bei Pape’s in der Stadt hatte Elise schon Feierabend, während J. P. noch half, das Giant Eagle zu schließen. Hinch und Marnie mussten beim Dairy Queen noch eine Stunde lang arbeiten, also trafen sich alle dort. Das war praktisch. Sie konnten ihre Autos auf dem Parkplatz stehen lassen, direkt am Fried hof. Der Sheriff wohnte genau auf der anderen Straßenseite, also würde sie niemand stören.
Neuerdings musste Kim um zwei Uhr zu Hause sein, ein für alle unbefriedigender Kompromiss. Ihre Mutter arbeitete in der Notaufnahme und hatte ständig Angst, sie könnten bei einem Autounfall ums Leben kommen. Ihr Vater war gelassener und argumentierte mit Versicherungsprämien. Kim dürfe nicht verges sen (als könnte ihr das je entfallen), dass sie noch unter ihrem Dach lebte.
Zum Teil lag es an ihrem neuen Freund J. P., einem lockeren Typ, der auf Frisbee und Rumhängen stand und kein so selbstsicherer Sportler war wie seine Vorgänger. Seine Mutter hatte ihn allein großgezogen, das sprach ebenfalls gegen ihn. Und es machte die Sache auch nicht besser, dass er hinterm Hafen wohnte, in dem Viertel, aus dem ihre Eltern vor vielen Jahren geflohen waren, dass er einen klapprigen Cavalier fuhr und schulter langes Haar hatte.
© Rowohlt Verlag Übersetzung: Thomas Gunkel
Im Laden der Tankstelle war die Klimaanlage so hoch eingestellt, dass Kim ein T-Shirt unter der Uniform trug. Nina und sie steckten sich alte Namensschilder an, die sie in der Ramschschublade unter der Kasse gefunden hatten. Kim war Angie, und Nina war Sam. Sie drehten sich auf ihren Hockern und beobachteten die Monitore, drückten die Nummern der Zapfsäulen und gaben Wechselgeld heraus. Sie lasen dicke, verrückte Modezeitschriften, riefen bei den anderen an, um zu erfahren, was später noch los war – obwohl auch sie von der Überwachungskamera gefilmt wurden –, und stritten sich darum, wer den Nacho-Topf nachfüllen musste. Ihre Stechkarte steckte im Schlitz, und die Uhr daneben klonkte jede Minute, ein Zeugnis ihrer Beständigkeit. Seit der Abschlussfeier arbeitete sie sieben Tage die Woche und hatte noch keine einzige Schicht versäumt. Die Polizei bezeichnete diese Beständigkeit später als wichtigen Faktor. Insgeheim war sie stolz darauf. Sie war noch nie so zielstrebig gewesen. Dazu hatte sie noch nie einen Grund gehabt.
Die Conoco war eine Oase aus Licht: Sie lockte die Autos vom Highway wie die Mücken an, die gegen die Fensterscheiben prallten. Wenn die Fahrer ein raten, kniffen sie die Augen zusammen, rieben sich den Hals und blieben auf der Matte hinter der Tür stehen, als wäre das Ganze völlig neu und zu viel für sie, als würden die hellen Gänge voller Süßigkeiten und Chips ihr Gehirn so überlasten, dass sie die Schilder direkt vor ihnen nicht lesen konnten.
Dann blinzelten sie Kim entschuldigend an. « Wo sind die . . . ? »«Dahinten.»
Fünfzig- bis hundertmal pro Abend. Sie zeigte mit dem ganzen Arm dar auf, wie ein Gespenst.
«Stimmt echt», sagte Nina. «Je mehr man fährt, des to dümmer wird man.»
«Danke, danke, Sam I Am.»
Die lebenden Toten hatten Mundgeruch. Sie kauften Kaffee, Limonade und Wasser, Zigaretten und Kaugummi, Tootsie Pops und Trockenfleisch, alles, was sie bis zur nächsten Rast benötig ten. Dann standen sie, den Kopf wiegend, in der Schlange und bewegten die Lippen zum Text des Uraltpops, der drinnen und draußen ununterbrochen lief, einer höllischen werbefreien Satelliteneinspielung, die anscheinend aus Stücken von Uz und den Doobie Brothers bestand. Sie bezahlten doppelt so viel wie im Giant Eagle und waren dankbar, wenn Kim ihnen mit einem Penny aus der kleinen Schüssel aushalf.
«Vielen Dank, Angie.»
«Vielen Dank, Angie», äffte Nina die Leute nach, drückte sich an Kim wie eine geistig Zurückgebliebene und ließ ihr die Zunge fast bis zum Ohr schnellen.«Uäh. Hast du gemerkt, wie der gerochen hat?»
«Er wollte dich streicheln und umarmen und es mit dir treiben.»
«Nein, mit dir.»
«Erzähl bloß Hinch nichts davon.»«Zu spät.»
Am gruseligsten waren die alten Typen, die Kondome kauften und darüber Witze reißen wollten, als wären sie mit ihnen im selben Team. Einer ihrer Stammkunden, den Nina Fat Joe-Bob getauft hatte, wog bestimmt hundertdreißig Kilo und trug das ganze Jahr über eine klotzige Goldkette und dieselbe schwarze Steelers-Jogginghose.
«Ich glaub eigentlich nicht, dass er die Dinger benutzt», sagte Nina. «Wenigstens nicht auf die normale Art.»
«Viel leicht ist er ja verheiratet.»
«Au, meine Augen!», kreischte Nina und hielt sich die Hände vors Gesicht. « Da darf kein Fettfick reinkommen.»
Acht Stunden in einem eiskalten Glaskasten. Nicht mal mit Nina verstrich die Zeit schnell genug.
Ihre Kunden waren nicht alle Fremde. Freunde und Klassenkameraden kamen vorbei und schoben ihnen ihre gefälschten Ausweise über den Tresen. Nina fand es komisch, dass Kim ein schlechtes Gewissen hatte, denn sie besaßen ja selbst welche. Kim befürchtete nicht, dabei erwischt zu werden, sondern fühlte sich ausgenutzt, aber wenn sie sich ein paar Stunden später mit ihren Freunden trafen, trank sie gerne von dem Bier mit und war froh, nichts dafür bezahlen zu müssen.
Jeden Abend führten sie einen Krieg gegen die Langeweile, den sie immer verloren. Kim fand, nach einem ganzen Monat hätten sich ihre Körper eigentlich an die Spät schicht gewöhnen müssen. Nina glaubte, dass es etwas mit den Neonröhren zu tun hatte, mit dem matten, schattenlosen Licht, das die Adern an ihren Händen zum Vorschein brachte, die Handflächen fleckig wie rohe Hamburger. Es war, als lebten sie unter Wasser, zwei gefangene Seejungfrauen, die in einem Aquarium zur Schau gestellt wurden.
Doch eine halbe Stunde vor Feierabend rissen sie sich zusammen, als würden sie jetzt, wo der Tag fast vor bei war, gerade erst aufwachen. Sie wischten bei der Slush-Maschine und der Mikrowelle den Tresen ab, füllten die Kaffeemaschine wie der auf und bereiteten alles für die Übergabe an Doug-o und Kevin vor. Wer war an der Reihe, die Herrentoilette zu putzen ?
Danach glich es einem Countdown. Eine brachte vor dem trüben Stahlspiegel auf der Damentoilette ihr Make-up in Ordnung und bürstete sich das Haar, während die andere vorn bediente. Wenn die Nachtschicht kam, häng ten sie ihre Tops auf – « Nacht, Angie », « Nacht, Sam » – und gingen zu ihren Seite an Seite geparkten Fluchtwagen.
Alle hatten verschiedene Arbeitszeiten. Bei Pape’s in der Stadt hatte Elise schon Feierabend, während J. P. noch half, das Giant Eagle zu schließen. Hinch und Marnie mussten beim Dairy Queen noch eine Stunde lang arbeiten, also trafen sich alle dort. Das war praktisch. Sie konnten ihre Autos auf dem Parkplatz stehen lassen, direkt am Fried hof. Der Sheriff wohnte genau auf der anderen Straßenseite, also würde sie niemand stören.
Neuerdings musste Kim um zwei Uhr zu Hause sein, ein für alle unbefriedigender Kompromiss. Ihre Mutter arbeitete in der Notaufnahme und hatte ständig Angst, sie könnten bei einem Autounfall ums Leben kommen. Ihr Vater war gelassener und argumentierte mit Versicherungsprämien. Kim dürfe nicht verges sen (als könnte ihr das je entfallen), dass sie noch unter ihrem Dach lebte.
Zum Teil lag es an ihrem neuen Freund J. P., einem lockeren Typ, der auf Frisbee und Rumhängen stand und kein so selbstsicherer Sportler war wie seine Vorgänger. Seine Mutter hatte ihn allein großgezogen, das sprach ebenfalls gegen ihn. Und es machte die Sache auch nicht besser, dass er hinterm Hafen wohnte, in dem Viertel, aus dem ihre Eltern vor vielen Jahren geflohen waren, dass er einen klapprigen Cavalier fuhr und schulter langes Haar hatte.
© Rowohlt Verlag Übersetzung: Thomas Gunkel
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Autoren-Porträt von Stewart O'Nan
Stewart O'Nan wurde 1961 in Pittsburgh/Pennsylvania geboren und wuchs in Boston auf. Bevor er Schriftsteller wurde, arbeitete er als Flugzeugingenieur und studierte an der Cornell University Literaturwissenschaft. Für seinen Erstlingsroman «Engel im Schnee» erhielt er 1993 den William-Faulkner-Preis. Er veröffentlichte zahlreiche von der Kritik gefeierte Romane, darunter «Emily, allein» und «Die Chance», und eroberte sich eine große Leserschaft. Stewart O'Nan lebt in Pittsburgh.Gunkel, ThomasThomas Gunkel, 1956 in Treysa geboren, arbeitete mehrere Jahre als Erzieher. Nach seinem Studium der Germanistik und Geografie in Marburg begann er, englischsprachige literarische Werke ins Deutsche zu übertragen. Zu den von ihm übersetzten Autoren gehören u.a. Larry Brown, John Cheever, Stewart O'Nan, William Trevor und Richard Yates. Thomas Gunkel lebt und arbeitet in Schwalmstadt (Hessen).
Bibliographische Angaben
- Autor: Stewart O'Nan
- 2009, 2. Aufl., 416 Seiten, Maße: 13,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung:Gunkel, Thomas
- Übersetzer: Thomas Gunkel
- Verlag: Rowohlt
- ISBN-10: 3498050389
- ISBN-13: 9783498050382
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