Alles wird gut / Bobbie Faye Bd.3
Roman. Deutsche Erstausgabe
Bobbie Faye ist endlich glücklich verlobt mit dem attraktiven FBI-Agenten Trevor Cormier. Doch dann wird Trevor zu einem geheimen Einsatz gerufen. Und kurz darauf entkommt ein gefährlicher Verbrecher aus dem Gefängnis, der sich an Bobbie rächen will. In...
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Produktinformationen zu „Alles wird gut / Bobbie Faye Bd.3 “
Klappentext zu „Alles wird gut / Bobbie Faye Bd.3 “
Bobbie Faye ist endlich glücklich verlobt mit dem attraktiven FBI-Agenten Trevor Cormier. Doch dann wird Trevor zu einem geheimen Einsatz gerufen. Und kurz darauf entkommt ein gefährlicher Verbrecher aus dem Gefängnis, der sich an Bobbie rächen will. In ihrer Verzweiflung wendet sich Bobbie an ihren Ex-Freund, den Polizisten Cam. Dieser ist bereit, ihr zu helfen, doch unter einer Bedingung: Sie soll sich von Trevor trennen.
Lese-Probe zu „Alles wird gut / Bobbie Faye Bd.3 “
Alles wird gut von Tony McGee Causey1
»Bobbie Faye - seit 2005 die Beschäftigungsgarantie für Rettungssanitäter.«
Autoaufkleber
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Bobbie Faye Sumrall lag auf dem Rücken auf der dicken blauen Sportmatte im Sparringring, und wäre sie gerade nicht völlig am Ende gewesen, sie hätte ihn umgebracht. Eigentlich müsste sie ihren verschwitzten Körper einfach nur herumrollen und sich aufrappeln, dann könnte sie auf ihren Stolz pfeifen, aus der Sport-halle kriechen und die Knarre holen. Allerdings würde es höchst-wahrscheinlich erst mal einige Tage dauern, um sie zu laden, weil sie wohl ihre Zähne benutzen müsste. Ihre Arme waren einfach zu schlapp. Zudem müsste sie das Ding dann auch noch irgendwo draufstellen und Trevor bitten, sich doch freundlicherweise vor die Mündung zu begeben, denn um ordentlich zu zielen, war sie viel zu fertig. Aber dann würde sie ihn mit Sicherheit erschießen - vorausgesetzt natürlich, dass sie es noch schaffte, ausreichend Kräfte zu mobilisieren, um den Abzug zu betätigen.
Wenn sie nur scharf genug nachdachte, würde ihr vielleicht ein gutes Argument dafür einfallen, weshalb »wie ein Häufchen Elend am Boden rumliegen« gleichbedeutend war mit »ausreichend auf die nächste Katastrophe vorbereitet sein«. Verdammt noch mal, irgendetwas Sinnvolles musste ihr einfallen. Trevor jedenfalls schien fest davon überzeugt, dass jene neue Katastrophe unmittelbar bevorstand und dass sie sich darauf vorzubereiten hatte und so weiter und bla, bla, bla.
Jetzt beugte er sich über sie, und das Licht, das von den Dachsparren der umgebauten alten Scheune herabfiel, umgab seinen Kopf wie ein Heiligenschein. Er grinste. Seine weißen Zähne leuchteten im Kontrast zu seiner gebräunten Haut. Dann verschränkte er die Arme vor seinem Oberkörper, der in einem engen schwarzen T-Shirt steckte, und sie konnte sehen, wie sein Bizeps dabei anschwoll und die Muskeln in seinen Unterarmen arbeiteten. Sein gewelltes, schulterlanges braunes Haar fiel ihm in die teuflisch blauen Augen. Warum konnte er nicht wenigstens so höflich sein und ordentlich schwitzen?
»Du wirst besser«, verkündete er. »Einmal hättest du es beinahe geschafft, einen Tritt zu landen.«
»Ich hasse dich.«
Sein selbstgefälliges Grinsen wurde fies. »Vor dem Frühstück hast du mich aber noch nicht gehasst. Da fällt mir ein, wir müssen Erdbeermarmelade auf die Einkaufsliste setzen.«
Die Welt verschwamm kurzfristig vor ihren Augen, als ihr Gehirn einen Gedankensprung vollzog, weg von der Tatsache, dass er eine Nervensäge war, weil er sie dazu zwang, jeden Tag stundenlang zu trainieren, und hin zu der Erinnerung daran, was er vorhin mit eben jener Erdbeermarmelade angestellt hatte. Ab sofort war das jedenfalls ihre absolute Lieblingsspeise. Sie hatte ja keine Ahnung gehabt, dass man mit einem Brotaufstrich so was machen konnte - und immerhin hatte sie eine Freundin, die ein SM-Magazin herausgab.
»Wir hätten den ganzen Tag im Bett bleiben können«, bemerkte sie. »Ich habe frei. Du bist beurlaubt. Die gaaanze Woche lang.«
»Und du zögerst immer noch«, erwiderte er ungerührt und hockte sich neben sie. »Du schlägst und reagierst nicht schnell genug, und du denkst verdammt noch mal immer noch viel zu viel nach.«
»Ich glaube nicht, dass mir schon jemals zuvor jemand vorgeworfen hat, verdammt noch mal zu viel nachzudenken.«
Dafür erntete sie einen bösen Blick.
Er hatte recht. Und noch schlimmer: Er wusste, dass sie wusste, dass er recht hatte, und das hasste sie nun wirklich.
Was sie brauchte, war ein Zaubertrank, der vorübergehende Amnesie bescherte.
Natürlich traute sie sich nicht, das ihrer Chefin Ce Ce gegenüber zu erwähnen, die neben ihrem Cajun-Geschäft und Feng-Shui-Warenhaus, wo Bobbie Faye hinter dem Waffen-tresen arbeitete, auch noch einen kleinen Nebenerwerb mit Voodoo-Zaubern laufen hatte. Ce Ces Tränke hatten allerdings oft überraschende Nebenwirkungen. Bei ihrem Glück würde ein Amnesietrank bestimmt nicht nur die Erinnerungen ausradieren, die sie auch tatsächlich loswerden wollte. Sie musterte den Mann, der abwartend neben ihr saß, und sah in seine blauen Augen, die über ihren Körper wanderten und in denen Flammen loderten, als hätte jemand einen Gasherd aufgedreht. Egal, wie ruhig sie durch eine Amnesie auch schlafen würde, gewisse Dinge würde sie dafür nicht opfern wollen.
»Los, du Faulpelz. Hoch mit dir. Jetzt wird noch mindestens eine halbe Stunde geboxt, und danach gehen wir joggen.«
»Sag mal, musstest du bei deinem Eintritt ins FBI eigentlich einen Kleinen-Finger-Schwur ablegen, dass du dich stets wie ein erbarmungsloser Kotzbrocken aufführen wirst?«
»Nein«, erwiderte er mit einem Lächeln und stand auf. Da-bei bildeten sich in seinen Augenwinkeln kleine Lachfältchen. »Damals, als ich noch beim Spezialkommando war, da waren Kleine-Finger-Schwüre der letzte Schrei. Beim FBI stehen wir heutzutage mehr auf Verlobungsringe.« Er streckte ihr eine Hand hin, um ihr aufzuhelfen. »Du schaffst das.«
»Bäh. Erschieß mich lieber gleich.« Sein Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig, als hätte sie ihm eine Ohrfeige ver-passt. Sie sah, wie sich sein Körper verspannte, und auch sie selbst verkrampfte sich. An seinem Kiefer trat ein winziger, eigentlich unauffälliger Muskel hervor. Ihr fiel er allerdings sehr deutlich auf, denn sie wusste ganz genau, dass dieser kleine Muskel immer dann zu zucken begann, wenn er rasend wütend wurde - wütend auf sie.
Vor vier Monaten. Drei Schüsse. Für ihn bestimmt. Bobbie Faye war in die Schusslinie gesprungen.
Sie sprachen nicht darüber. Niemals. Jeden Morgen küsste er ihre Narben, und jede Nacht hielt er Bobbie Faye fest und legte seine langen, schlanken Finger über jene vernarbte Stelle, als könnte er sie verschwinden lassen und die Erinnerungen an dieses Erlebnis fortjagen.
»Hey«, sagte sie besänftigend und nahm seine Hand, um die angespannte Stimmung zu lockern, »er ist Hunderte von Meilen weit weg.«
»MacGreggor ist entkommen.« Genau wie beim ersten Mal, als er diese Worte zu ihr gesagt hatte, spuckte er sie voller Ekel aus. In den ersten Wochen danach hatte er sich wie ein Wahn-sinniger aufgeführt, und sein Beschützerinstinkt war beinahe mit ihm durchgegangen. Es war nicht einfach gewesen, ihn im Zaum zu halten und daran zu hindern, sie komplett vom Rest der Welt abzuschotten. Hätte sie ihm freie Hand gelassen, er hätte ihr bewaffnete Bodyguards an die Seite gestellt und ihr verboten, dass sie zu seiner Familie reisten oder dass seine Familie sie besuchte. Du lieber Himmel, er hätte ihr sogar untersagt, einkaufen zu gehen oder Ce Ce zu treffen oder jemals wieder das Tageslicht zu erblicken - wenn sie denn auf ihn gehört hätte. Glücklicherweise war sie in »unnachgiebiger Sturheit« schon immer Klassenbeste gewesen.
»Er ist vor drei Monaten geflohen.« Sie würde die Stimmung retten, und wenn sie sich dafür auf den Kopf stellen musste. »Und er ist auf dem Weg Richtung Kanada. Das wissen wir von den Hinweisen und Augenzeugenberichten, die hereinkommen.« Sean war auf der ganzen Welt zur Fahndung ausgeschrieben. »Er versucht, nach Hause zu kommen.« Hoffentlich wollte er auch wirklich nach Irland. Na ja, hoffentlich würde er bald zur Hölle fahren, denn einen wie Sean MacGreggor hatten auch die armen Menschen in Irland nicht verdient.
Sie sah, dass Trevor sich bemühte, sich wieder zu beruhigen und die eiskalte Wut, die Sean MacGreggor bei ihm auslöste, unter Kontrolle zu bekommen. Dieser Mann, auf den Trevor geschossen hatte. Dieser Mann, der geschworen hatte, zurück-zukommen und Bobbie Faye für sich »einzufordern«.
Bobbie Faye ignorierte diese Tatsache geflissentlich und versuchte, ein normales Leben zu führen, was auch immer man darunter verstehen mochte. Sie hatte sogar eine ganze Nacht durchgeschlafen. Also, fast eine ganze Nacht. Okay, es waren vier Stunden gewesen, aber immerhin war sie nicht kampfbereit aufgewacht und hatte versehentlich Trevor vermöbelt.
Trotzdem gab sie wirklich ihr Bestes, um ihn davon zu überzeugen, dass es ihr gut ging. »Hey«, fuhr sie fort, weil er nicht antwortete, »alles ist wieder ganz normal ... sogar noch besser als normal! Die Blumen blühen, die Sonne scheint, und der Himmel ist voller fluffiger Wölkchen. Es hat schon rekordverdächtig lange niemand mehr versucht, mich umzubringen. Ich finde, dafür verdiene ich einen Pokal.«
»Los jetzt.« Er hielt ihr wieder die Hand hin. Er lächelte nicht, sondern hatte sein regungsloses Pokerface aufgesetzt. Er war ein wirklich heißer Mann ... Ihre Hormone machten einen kleinen Umweg über seine muskulösen Waden und brachten ihr armes Gehirn mit einem Lobgesang auf die Menschheit - oder eher die Männlichkeit - ganz aus dem Konzept. Aber er konnte auch eiskalt sein, eine Fassade, die er immer dann um sich herum aufbaute, wenn er undercover arbeitete. Bobbie Faye sah es als Herausforderung an, dass er diese gefühllose Maske in Zukunft häufiger vergaß einzusetzen. Insbesondere ihr gegenüber.
Er zog sie hoch. Seine Boxhandschuhe fühlten sich weich an ihren Armen an. Sie standen sich Auge in Auge gegenüber - ähm, also genau genommen Auge in Kinn, da er sie mit seinen eins achtzig um ungefähr zehn Zentimeter überragte. Sie schenkte ihm ein breites Grinsen, was ihn nur noch misstrauischer machte.
»Dir ist schon klar«, neckte sie ihn und stieß ihn spielerisch in die Rippen, »dass mich im selben Moment, in dem ich in der Kampfform meines Lebens bin, wahrscheinlich ein Bus über-fahren wird?«
Trevor setzte zu einer Antwort an - und wurde unvermittelt von Bobbie Fayes Fäusten getroffen. Sie nahm sich nicht die Zeit, seinen perplexen Gesichtsausdruck zu genießen. Leider schaffte er es, ihre nachfolgenden Schläge zu parieren. Verdammter Kerl. Dafür konnte sie einen Tritt an seiner Wade landen, und dann ging es erst richtig los. Der Schlagabtausch kam in Fahrt, und sie war ganz, ganz nah dran, noch mal einen Treffer zu landen. So nah, dass Trevor konzentriert die Augen zusammenkneifen und sich zur Abwechslung mal anstrengen musste, um sie abzuwehren, statt sie einfach nur lässig wegzuschubsen. Ha. Frauenpower.
Sie umtänzelte ihn so, wie er es ihr beigebracht hatte, und dann war es so weit: Die Englein sangen, das Universum war kurzfristig von seinem Vorhaben, sie in erbärmlichster Peinlichkeit untergehen zulassen, abgelenkt, und sie schaffte es, ihn auf die Matte zu befördern. Sie knallten gemeinsam auf die gepolsterte Unterlage, und hätte Trevor sich nicht sofort herum-geworfen und sie unter sich eingeklemmt, Bobbie Faye wäre im Ring herumgetanzt wie ein siegreicher Preisboxer.
Stattdessen küsste sie ihn. Worauf er sich entspannte, sodass sie herumwirbeln, sich auf ihn setzen und unter sich festnageln konnte.
Mann, für ein Foto von seinem Gesichtsausdruck - eine Mischung aus Erschütterung und Stolz - hätte sie einiges gegeben. Sie rutschte ein wenig nach vorne, beugte sich vor und küsste einen seiner Mundwinkel.
»Du musst dich konzentrieren«, sagte er an ihren Lippen.
»Ich bin konzentriert.« Strahlend küsste sie ihn noch ein-mal und musste daran denken, dass sie diesen Mann heiraten würde.
»Hast du vor, diese Technik bei jedem deiner Gegner anzuwenden? Das hieße nämlich für mich, dass ich eine ganze Menge Kerle kaltmachen müsste.«
»Soll ich mich jetzt aufregen, weil Sie, Mr FBI, sich schon wieder in etwas hineinsteigern, oder lieber freuen, weil du mir zutraust, dass ich eine ganze Menge Kerle ausschalten könnte? Ich habe einen Schlag und einen Tritt gelandet und dich flach-gelegt. Wir sollten feiern.« Sie grinste, strich durch sein Haar und rutschte noch etwas tiefer, damit er auch ganz sicher begriff, dass das Boxtraining jetzt zu Ende war.
»Bleiben wir doch beim Freuen.«
Er rollte sich auf sie und zog sich dabei das T-Shirt über den Kopf. Sein fester Körper drückte sich an ihren, und seine Haut fühlte sich in der kühlen Luft der Scheune wundervoll und warm an, ein Gefühl von Sicherheit, gepaart mit einem Hauch Gefahr. Ihr ganzer Körper bebte. Trevor stützte sich auf einem Arm ab und begann, sie mit der freien Hand zu streicheln, wobei seine Fingerknöchel ganz nah an ihrer Brust vorbeistrichen. Dann küsste er sie - besitzergreifend und dominant. Ihr gefiel es, dass er gleichzeitig herrisch und stark und raubeinig und zärtlich sein konnte, und so ganz begriff sie selbst nicht, wie er es schaffte, sie einerseits als gleichberechtigte Partnerin und andererseits als seine Frau zu behandeln.
Seine Küsse wanderten ihre Kehle hinab, worauf Bobbie Faye das Denken einfach komplett einstellte und lieber das Feuer genoss, das sie entfachten. Sie bekam gar nicht mit, wann er ihren Sport-BH öffnete, doch dann spürte sie seine kratzigen Bartstoppeln auf ihrer Haut. Seine Zähne, die über ihre Brust-warzen schabten, bissen kurz zu, dann fühlte sie wieder seine sanfte Zunge, und die Hitze und die Lust und das Verlangen, die ihren Körper durchfluteten.
»Hoch«, kommandierte er. Sie streckte ihren Po nach oben, und er zog ihre Shorts ohne lange zu fackeln herunter - militärische Effizienz ist doch was Schönes - und entblößte sie. Die Sportmatte unter ihren Händen fühlte sich schon wärmer an. Seine schwieligen Handflächen strichen ihre Hüfte entlang, vorbei an dem Verhütungspflaster, dessen korrekten Sitz sie stets mit geradezu religiösem Fanatismus zu kontrollieren pflegte. Seine Hand glitt an der Innenseite ihres Schenkels hinauf, bis sein Daumen sie berührte, seine Finger in ihr verschwanden und sein Mund gleichzeitig den ihren fand, schnell, rau. Seine Attacke auf ihren Körper brachte sie fast um den Verstand.
Dann ließ er sie einen kurzen Moment los, einen Herzschlag lang empfand sie Verlust und Kälte, und dann war er auch schon wieder da. Er hatte seine Shorts ausgezogen und legte sich nun neben sie. Seine blauen Augen blickten finster und ernst. Gedankenverloren musterte er die Kurven ihrer Hüften, den Winkel, in dem sie ihr Bein gebeugt hatte, und er betrachtete sie so ein-gängig, als könnte er die Antworten auf alle Fragen in der Beuge ihres Ellbogens oder an der Stelle unter ihrem Ohr finden, von der er wusste, dass sie dort kitzlig war. In seinem Mienenspiel spiegelten sich Selbstsicherheit und Finsternis. Sie kannte diesen Hunger, hatte ihn schon bei Falschspielern gesehen, diesen Blick, in dem Geduld, Zielstrebigkeit und Geheimnisse lagen. Seine Finger bewegten sich geschickt und zielstrebig. Als sie ihn ebenfalls berühren wollte, hielt er sie zurück.
»Lass mich das machen«, raunte er, und das tat er mit Muße, bis sie es kaum noch aushalten konnte. Alle Karten lagen auf dem Tisch. Spiel mich.
Ja, gut möglich, dass sie ein wenig winselte. Eventuell bettelte sie sogar ein bisschen.
Na gut, es wurde eine Menge gebettelt. Sie versuchte, ihn dazu zu bringen, schneller zu machen, aber er kannte kein Er-barmen und brachte sie mit einer Flut von Küssen, die sie die Welt um sich herum vergessen ließen, zum Schweigen, und seine Dominanz ließ sie erzittern, bis ...
... sein Handy klingelte. Ein Anruf vom FBI. Sie erkannte den verhassten, »nachdrücklichen« Klingelton, den er diesen An-rufen zugewiesen hatte, damit er den reinen Verwaltungskram, der nicht dringend war, von dem anderen, lebensbedrohenden Kram unterscheiden konnte, der eben nicht warten konnte. Sie war mehr als einmal versucht gewesen, sich dieses verdammte tyrannische Telefon zu schnappen und es »versehentlich« über dem Müllvernichter fallen zu lassen, aber dieses Mistding war so schlau, dass es Bobbie Faye nicht wundern würde, wenn es nicht nur aus eigener Kraft wiederauferstehen könnte, sondern ihre Missetat zudem auch noch auf Video aufzeichnen und sie damit hinterher verpetzen würde.
Er küsste sie, und sie vergaß für eine Sekunde das Telefon. Oder eher für zehn Sekunden, denn dann hörte es auf, zu läuten. Er stützte sich auf einen Ellbogen und beugte sich über sie, widmete sich ausgiebig ihrem Mundwinkel, während sich seine freie Hand in ihr dunkles Haar grub, dessen sattes Braun sich wie schwarzer Kaffee von ihrer elfenbeinfarbenen »Dieses Jahr ist nix mit Sonnebaden«-Haut absetzte.
Das Telefon klingelte erneut. Er schleppte dieses verfluchte Ding ständig mit sich herum. Sogar in dieser Scheune hatte er es dabei, die hinter dem kleinen Häuschen stand, welches er im Süden von Louisiana, mitten im Nirgendwo, aufgetan hatte. Dieses kleine, alte Häuschen - so mitgenommen wie ihr liebstes, ausgelatschtes Paar Stiefel - lag abgeschieden auf einem großen, baumbestandenen Grundstück, umgeben von einem weitläufigen Sumpf, der in einen großen See überging. Lauter Schutzmauern. Sie lebten hier quasi am Ende der Welt, so weit draußen, dass sie sich schon vorkam, als wäre sie in der Urzeit gelandet, im Mesozoikum, um genau zu sein, zumindest nach der Größe der Alligatoren zu urteilen, die sie auf einem gemeinsam en Bootsausflug zu den äußeren Grenzen ihres Besitzes entdeckt hatten.
Er versuchte, den Anruf weiterhin zu ignorieren. Er drehte sie sanft zu sich, holte sie sich zurück, versuchte, diesen Moment für sie beide festzuhalten, diesen gemeinsamen Augenblick, frei von Verpflichtungen - aber das Handy schrillte immer weiter, und das Klingen hallte von den Wänden der Scheune wider. Trevor legte seufzend seine Stirn an ihre. Bobbie Faye gab es auf und ließ sich resigniert auf die Matte zurückfallen.
»Verflucht noch mal«, knurrte Trevor. Er musste den Anruf annehmen.
Eigentlich hatte er noch weitere zwei Wochen Urlaub. Das verdammte FBI hatte ihn jeden Tag angerufen. Manchmal sogar mehrfach am Tag. Zwar wusste sie nicht, was er in seinem Job eigentlich ganz genau machte, aber er war für das todlangweilige Louisiana zuständig. Was passierte denn da schon Großartiges?
Er rutschte von ihr herunter und hob das Telefon auf, das außerhalb der Trainingsmatte lag. Bobbie Faye lauschte darauf, wie Trevor, kurz angebunden und verkrampft, seinen Teil der Unterhaltung mit seinem unsichtbaren Gegenüber bestritt.
»Was?«, fragte er. Dann: »Nein, das ... «
Er telefonierte im Stehen, hatte sich kerzengerade aufgerichtet, und seine Muskeln waren wie aus Stein. Unbeweglich. Diese Starre hatte etwas sehr, sehr Beunruhigendes, so, als wäre er ein Raubtier, bereit, jeden Augenblick loszuspringen. Bobbie Faye hielt den Atem an.
»Ich komme«, sagte er schließlich und ließ das Telefon zuschnappen.
...
© 2012 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
Bobbie Faye Sumrall lag auf dem Rücken auf der dicken blauen Sportmatte im Sparringring, und wäre sie gerade nicht völlig am Ende gewesen, sie hätte ihn umgebracht. Eigentlich müsste sie ihren verschwitzten Körper einfach nur herumrollen und sich aufrappeln, dann könnte sie auf ihren Stolz pfeifen, aus der Sport-halle kriechen und die Knarre holen. Allerdings würde es höchst-wahrscheinlich erst mal einige Tage dauern, um sie zu laden, weil sie wohl ihre Zähne benutzen müsste. Ihre Arme waren einfach zu schlapp. Zudem müsste sie das Ding dann auch noch irgendwo draufstellen und Trevor bitten, sich doch freundlicherweise vor die Mündung zu begeben, denn um ordentlich zu zielen, war sie viel zu fertig. Aber dann würde sie ihn mit Sicherheit erschießen - vorausgesetzt natürlich, dass sie es noch schaffte, ausreichend Kräfte zu mobilisieren, um den Abzug zu betätigen.
Wenn sie nur scharf genug nachdachte, würde ihr vielleicht ein gutes Argument dafür einfallen, weshalb »wie ein Häufchen Elend am Boden rumliegen« gleichbedeutend war mit »ausreichend auf die nächste Katastrophe vorbereitet sein«. Verdammt noch mal, irgendetwas Sinnvolles musste ihr einfallen. Trevor jedenfalls schien fest davon überzeugt, dass jene neue Katastrophe unmittelbar bevorstand und dass sie sich darauf vorzubereiten hatte und so weiter und bla, bla, bla.
Jetzt beugte er sich über sie, und das Licht, das von den Dachsparren der umgebauten alten Scheune herabfiel, umgab seinen Kopf wie ein Heiligenschein. Er grinste. Seine weißen Zähne leuchteten im Kontrast zu seiner gebräunten Haut. Dann verschränkte er die Arme vor seinem Oberkörper, der in einem engen schwarzen T-Shirt steckte, und sie konnte sehen, wie sein Bizeps dabei anschwoll und die Muskeln in seinen Unterarmen arbeiteten. Sein gewelltes, schulterlanges braunes Haar fiel ihm in die teuflisch blauen Augen. Warum konnte er nicht wenigstens so höflich sein und ordentlich schwitzen?
»Du wirst besser«, verkündete er. »Einmal hättest du es beinahe geschafft, einen Tritt zu landen.«
»Ich hasse dich.«
Sein selbstgefälliges Grinsen wurde fies. »Vor dem Frühstück hast du mich aber noch nicht gehasst. Da fällt mir ein, wir müssen Erdbeermarmelade auf die Einkaufsliste setzen.«
Die Welt verschwamm kurzfristig vor ihren Augen, als ihr Gehirn einen Gedankensprung vollzog, weg von der Tatsache, dass er eine Nervensäge war, weil er sie dazu zwang, jeden Tag stundenlang zu trainieren, und hin zu der Erinnerung daran, was er vorhin mit eben jener Erdbeermarmelade angestellt hatte. Ab sofort war das jedenfalls ihre absolute Lieblingsspeise. Sie hatte ja keine Ahnung gehabt, dass man mit einem Brotaufstrich so was machen konnte - und immerhin hatte sie eine Freundin, die ein SM-Magazin herausgab.
»Wir hätten den ganzen Tag im Bett bleiben können«, bemerkte sie. »Ich habe frei. Du bist beurlaubt. Die gaaanze Woche lang.«
»Und du zögerst immer noch«, erwiderte er ungerührt und hockte sich neben sie. »Du schlägst und reagierst nicht schnell genug, und du denkst verdammt noch mal immer noch viel zu viel nach.«
»Ich glaube nicht, dass mir schon jemals zuvor jemand vorgeworfen hat, verdammt noch mal zu viel nachzudenken.«
Dafür erntete sie einen bösen Blick.
Er hatte recht. Und noch schlimmer: Er wusste, dass sie wusste, dass er recht hatte, und das hasste sie nun wirklich.
Was sie brauchte, war ein Zaubertrank, der vorübergehende Amnesie bescherte.
Natürlich traute sie sich nicht, das ihrer Chefin Ce Ce gegenüber zu erwähnen, die neben ihrem Cajun-Geschäft und Feng-Shui-Warenhaus, wo Bobbie Faye hinter dem Waffen-tresen arbeitete, auch noch einen kleinen Nebenerwerb mit Voodoo-Zaubern laufen hatte. Ce Ces Tränke hatten allerdings oft überraschende Nebenwirkungen. Bei ihrem Glück würde ein Amnesietrank bestimmt nicht nur die Erinnerungen ausradieren, die sie auch tatsächlich loswerden wollte. Sie musterte den Mann, der abwartend neben ihr saß, und sah in seine blauen Augen, die über ihren Körper wanderten und in denen Flammen loderten, als hätte jemand einen Gasherd aufgedreht. Egal, wie ruhig sie durch eine Amnesie auch schlafen würde, gewisse Dinge würde sie dafür nicht opfern wollen.
»Los, du Faulpelz. Hoch mit dir. Jetzt wird noch mindestens eine halbe Stunde geboxt, und danach gehen wir joggen.«
»Sag mal, musstest du bei deinem Eintritt ins FBI eigentlich einen Kleinen-Finger-Schwur ablegen, dass du dich stets wie ein erbarmungsloser Kotzbrocken aufführen wirst?«
»Nein«, erwiderte er mit einem Lächeln und stand auf. Da-bei bildeten sich in seinen Augenwinkeln kleine Lachfältchen. »Damals, als ich noch beim Spezialkommando war, da waren Kleine-Finger-Schwüre der letzte Schrei. Beim FBI stehen wir heutzutage mehr auf Verlobungsringe.« Er streckte ihr eine Hand hin, um ihr aufzuhelfen. »Du schaffst das.«
»Bäh. Erschieß mich lieber gleich.« Sein Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig, als hätte sie ihm eine Ohrfeige ver-passt. Sie sah, wie sich sein Körper verspannte, und auch sie selbst verkrampfte sich. An seinem Kiefer trat ein winziger, eigentlich unauffälliger Muskel hervor. Ihr fiel er allerdings sehr deutlich auf, denn sie wusste ganz genau, dass dieser kleine Muskel immer dann zu zucken begann, wenn er rasend wütend wurde - wütend auf sie.
Vor vier Monaten. Drei Schüsse. Für ihn bestimmt. Bobbie Faye war in die Schusslinie gesprungen.
Sie sprachen nicht darüber. Niemals. Jeden Morgen küsste er ihre Narben, und jede Nacht hielt er Bobbie Faye fest und legte seine langen, schlanken Finger über jene vernarbte Stelle, als könnte er sie verschwinden lassen und die Erinnerungen an dieses Erlebnis fortjagen.
»Hey«, sagte sie besänftigend und nahm seine Hand, um die angespannte Stimmung zu lockern, »er ist Hunderte von Meilen weit weg.«
»MacGreggor ist entkommen.« Genau wie beim ersten Mal, als er diese Worte zu ihr gesagt hatte, spuckte er sie voller Ekel aus. In den ersten Wochen danach hatte er sich wie ein Wahn-sinniger aufgeführt, und sein Beschützerinstinkt war beinahe mit ihm durchgegangen. Es war nicht einfach gewesen, ihn im Zaum zu halten und daran zu hindern, sie komplett vom Rest der Welt abzuschotten. Hätte sie ihm freie Hand gelassen, er hätte ihr bewaffnete Bodyguards an die Seite gestellt und ihr verboten, dass sie zu seiner Familie reisten oder dass seine Familie sie besuchte. Du lieber Himmel, er hätte ihr sogar untersagt, einkaufen zu gehen oder Ce Ce zu treffen oder jemals wieder das Tageslicht zu erblicken - wenn sie denn auf ihn gehört hätte. Glücklicherweise war sie in »unnachgiebiger Sturheit« schon immer Klassenbeste gewesen.
»Er ist vor drei Monaten geflohen.« Sie würde die Stimmung retten, und wenn sie sich dafür auf den Kopf stellen musste. »Und er ist auf dem Weg Richtung Kanada. Das wissen wir von den Hinweisen und Augenzeugenberichten, die hereinkommen.« Sean war auf der ganzen Welt zur Fahndung ausgeschrieben. »Er versucht, nach Hause zu kommen.« Hoffentlich wollte er auch wirklich nach Irland. Na ja, hoffentlich würde er bald zur Hölle fahren, denn einen wie Sean MacGreggor hatten auch die armen Menschen in Irland nicht verdient.
Sie sah, dass Trevor sich bemühte, sich wieder zu beruhigen und die eiskalte Wut, die Sean MacGreggor bei ihm auslöste, unter Kontrolle zu bekommen. Dieser Mann, auf den Trevor geschossen hatte. Dieser Mann, der geschworen hatte, zurück-zukommen und Bobbie Faye für sich »einzufordern«.
Bobbie Faye ignorierte diese Tatsache geflissentlich und versuchte, ein normales Leben zu führen, was auch immer man darunter verstehen mochte. Sie hatte sogar eine ganze Nacht durchgeschlafen. Also, fast eine ganze Nacht. Okay, es waren vier Stunden gewesen, aber immerhin war sie nicht kampfbereit aufgewacht und hatte versehentlich Trevor vermöbelt.
Trotzdem gab sie wirklich ihr Bestes, um ihn davon zu überzeugen, dass es ihr gut ging. »Hey«, fuhr sie fort, weil er nicht antwortete, »alles ist wieder ganz normal ... sogar noch besser als normal! Die Blumen blühen, die Sonne scheint, und der Himmel ist voller fluffiger Wölkchen. Es hat schon rekordverdächtig lange niemand mehr versucht, mich umzubringen. Ich finde, dafür verdiene ich einen Pokal.«
»Los jetzt.« Er hielt ihr wieder die Hand hin. Er lächelte nicht, sondern hatte sein regungsloses Pokerface aufgesetzt. Er war ein wirklich heißer Mann ... Ihre Hormone machten einen kleinen Umweg über seine muskulösen Waden und brachten ihr armes Gehirn mit einem Lobgesang auf die Menschheit - oder eher die Männlichkeit - ganz aus dem Konzept. Aber er konnte auch eiskalt sein, eine Fassade, die er immer dann um sich herum aufbaute, wenn er undercover arbeitete. Bobbie Faye sah es als Herausforderung an, dass er diese gefühllose Maske in Zukunft häufiger vergaß einzusetzen. Insbesondere ihr gegenüber.
Er zog sie hoch. Seine Boxhandschuhe fühlten sich weich an ihren Armen an. Sie standen sich Auge in Auge gegenüber - ähm, also genau genommen Auge in Kinn, da er sie mit seinen eins achtzig um ungefähr zehn Zentimeter überragte. Sie schenkte ihm ein breites Grinsen, was ihn nur noch misstrauischer machte.
»Dir ist schon klar«, neckte sie ihn und stieß ihn spielerisch in die Rippen, »dass mich im selben Moment, in dem ich in der Kampfform meines Lebens bin, wahrscheinlich ein Bus über-fahren wird?«
Trevor setzte zu einer Antwort an - und wurde unvermittelt von Bobbie Fayes Fäusten getroffen. Sie nahm sich nicht die Zeit, seinen perplexen Gesichtsausdruck zu genießen. Leider schaffte er es, ihre nachfolgenden Schläge zu parieren. Verdammter Kerl. Dafür konnte sie einen Tritt an seiner Wade landen, und dann ging es erst richtig los. Der Schlagabtausch kam in Fahrt, und sie war ganz, ganz nah dran, noch mal einen Treffer zu landen. So nah, dass Trevor konzentriert die Augen zusammenkneifen und sich zur Abwechslung mal anstrengen musste, um sie abzuwehren, statt sie einfach nur lässig wegzuschubsen. Ha. Frauenpower.
Sie umtänzelte ihn so, wie er es ihr beigebracht hatte, und dann war es so weit: Die Englein sangen, das Universum war kurzfristig von seinem Vorhaben, sie in erbärmlichster Peinlichkeit untergehen zulassen, abgelenkt, und sie schaffte es, ihn auf die Matte zu befördern. Sie knallten gemeinsam auf die gepolsterte Unterlage, und hätte Trevor sich nicht sofort herum-geworfen und sie unter sich eingeklemmt, Bobbie Faye wäre im Ring herumgetanzt wie ein siegreicher Preisboxer.
Stattdessen küsste sie ihn. Worauf er sich entspannte, sodass sie herumwirbeln, sich auf ihn setzen und unter sich festnageln konnte.
Mann, für ein Foto von seinem Gesichtsausdruck - eine Mischung aus Erschütterung und Stolz - hätte sie einiges gegeben. Sie rutschte ein wenig nach vorne, beugte sich vor und küsste einen seiner Mundwinkel.
»Du musst dich konzentrieren«, sagte er an ihren Lippen.
»Ich bin konzentriert.« Strahlend küsste sie ihn noch ein-mal und musste daran denken, dass sie diesen Mann heiraten würde.
»Hast du vor, diese Technik bei jedem deiner Gegner anzuwenden? Das hieße nämlich für mich, dass ich eine ganze Menge Kerle kaltmachen müsste.«
»Soll ich mich jetzt aufregen, weil Sie, Mr FBI, sich schon wieder in etwas hineinsteigern, oder lieber freuen, weil du mir zutraust, dass ich eine ganze Menge Kerle ausschalten könnte? Ich habe einen Schlag und einen Tritt gelandet und dich flach-gelegt. Wir sollten feiern.« Sie grinste, strich durch sein Haar und rutschte noch etwas tiefer, damit er auch ganz sicher begriff, dass das Boxtraining jetzt zu Ende war.
»Bleiben wir doch beim Freuen.«
Er rollte sich auf sie und zog sich dabei das T-Shirt über den Kopf. Sein fester Körper drückte sich an ihren, und seine Haut fühlte sich in der kühlen Luft der Scheune wundervoll und warm an, ein Gefühl von Sicherheit, gepaart mit einem Hauch Gefahr. Ihr ganzer Körper bebte. Trevor stützte sich auf einem Arm ab und begann, sie mit der freien Hand zu streicheln, wobei seine Fingerknöchel ganz nah an ihrer Brust vorbeistrichen. Dann küsste er sie - besitzergreifend und dominant. Ihr gefiel es, dass er gleichzeitig herrisch und stark und raubeinig und zärtlich sein konnte, und so ganz begriff sie selbst nicht, wie er es schaffte, sie einerseits als gleichberechtigte Partnerin und andererseits als seine Frau zu behandeln.
Seine Küsse wanderten ihre Kehle hinab, worauf Bobbie Faye das Denken einfach komplett einstellte und lieber das Feuer genoss, das sie entfachten. Sie bekam gar nicht mit, wann er ihren Sport-BH öffnete, doch dann spürte sie seine kratzigen Bartstoppeln auf ihrer Haut. Seine Zähne, die über ihre Brust-warzen schabten, bissen kurz zu, dann fühlte sie wieder seine sanfte Zunge, und die Hitze und die Lust und das Verlangen, die ihren Körper durchfluteten.
»Hoch«, kommandierte er. Sie streckte ihren Po nach oben, und er zog ihre Shorts ohne lange zu fackeln herunter - militärische Effizienz ist doch was Schönes - und entblößte sie. Die Sportmatte unter ihren Händen fühlte sich schon wärmer an. Seine schwieligen Handflächen strichen ihre Hüfte entlang, vorbei an dem Verhütungspflaster, dessen korrekten Sitz sie stets mit geradezu religiösem Fanatismus zu kontrollieren pflegte. Seine Hand glitt an der Innenseite ihres Schenkels hinauf, bis sein Daumen sie berührte, seine Finger in ihr verschwanden und sein Mund gleichzeitig den ihren fand, schnell, rau. Seine Attacke auf ihren Körper brachte sie fast um den Verstand.
Dann ließ er sie einen kurzen Moment los, einen Herzschlag lang empfand sie Verlust und Kälte, und dann war er auch schon wieder da. Er hatte seine Shorts ausgezogen und legte sich nun neben sie. Seine blauen Augen blickten finster und ernst. Gedankenverloren musterte er die Kurven ihrer Hüften, den Winkel, in dem sie ihr Bein gebeugt hatte, und er betrachtete sie so ein-gängig, als könnte er die Antworten auf alle Fragen in der Beuge ihres Ellbogens oder an der Stelle unter ihrem Ohr finden, von der er wusste, dass sie dort kitzlig war. In seinem Mienenspiel spiegelten sich Selbstsicherheit und Finsternis. Sie kannte diesen Hunger, hatte ihn schon bei Falschspielern gesehen, diesen Blick, in dem Geduld, Zielstrebigkeit und Geheimnisse lagen. Seine Finger bewegten sich geschickt und zielstrebig. Als sie ihn ebenfalls berühren wollte, hielt er sie zurück.
»Lass mich das machen«, raunte er, und das tat er mit Muße, bis sie es kaum noch aushalten konnte. Alle Karten lagen auf dem Tisch. Spiel mich.
Ja, gut möglich, dass sie ein wenig winselte. Eventuell bettelte sie sogar ein bisschen.
Na gut, es wurde eine Menge gebettelt. Sie versuchte, ihn dazu zu bringen, schneller zu machen, aber er kannte kein Er-barmen und brachte sie mit einer Flut von Küssen, die sie die Welt um sich herum vergessen ließen, zum Schweigen, und seine Dominanz ließ sie erzittern, bis ...
... sein Handy klingelte. Ein Anruf vom FBI. Sie erkannte den verhassten, »nachdrücklichen« Klingelton, den er diesen An-rufen zugewiesen hatte, damit er den reinen Verwaltungskram, der nicht dringend war, von dem anderen, lebensbedrohenden Kram unterscheiden konnte, der eben nicht warten konnte. Sie war mehr als einmal versucht gewesen, sich dieses verdammte tyrannische Telefon zu schnappen und es »versehentlich« über dem Müllvernichter fallen zu lassen, aber dieses Mistding war so schlau, dass es Bobbie Faye nicht wundern würde, wenn es nicht nur aus eigener Kraft wiederauferstehen könnte, sondern ihre Missetat zudem auch noch auf Video aufzeichnen und sie damit hinterher verpetzen würde.
Er küsste sie, und sie vergaß für eine Sekunde das Telefon. Oder eher für zehn Sekunden, denn dann hörte es auf, zu läuten. Er stützte sich auf einen Ellbogen und beugte sich über sie, widmete sich ausgiebig ihrem Mundwinkel, während sich seine freie Hand in ihr dunkles Haar grub, dessen sattes Braun sich wie schwarzer Kaffee von ihrer elfenbeinfarbenen »Dieses Jahr ist nix mit Sonnebaden«-Haut absetzte.
Das Telefon klingelte erneut. Er schleppte dieses verfluchte Ding ständig mit sich herum. Sogar in dieser Scheune hatte er es dabei, die hinter dem kleinen Häuschen stand, welches er im Süden von Louisiana, mitten im Nirgendwo, aufgetan hatte. Dieses kleine, alte Häuschen - so mitgenommen wie ihr liebstes, ausgelatschtes Paar Stiefel - lag abgeschieden auf einem großen, baumbestandenen Grundstück, umgeben von einem weitläufigen Sumpf, der in einen großen See überging. Lauter Schutzmauern. Sie lebten hier quasi am Ende der Welt, so weit draußen, dass sie sich schon vorkam, als wäre sie in der Urzeit gelandet, im Mesozoikum, um genau zu sein, zumindest nach der Größe der Alligatoren zu urteilen, die sie auf einem gemeinsam en Bootsausflug zu den äußeren Grenzen ihres Besitzes entdeckt hatten.
Er versuchte, den Anruf weiterhin zu ignorieren. Er drehte sie sanft zu sich, holte sie sich zurück, versuchte, diesen Moment für sie beide festzuhalten, diesen gemeinsamen Augenblick, frei von Verpflichtungen - aber das Handy schrillte immer weiter, und das Klingen hallte von den Wänden der Scheune wider. Trevor legte seufzend seine Stirn an ihre. Bobbie Faye gab es auf und ließ sich resigniert auf die Matte zurückfallen.
»Verflucht noch mal«, knurrte Trevor. Er musste den Anruf annehmen.
Eigentlich hatte er noch weitere zwei Wochen Urlaub. Das verdammte FBI hatte ihn jeden Tag angerufen. Manchmal sogar mehrfach am Tag. Zwar wusste sie nicht, was er in seinem Job eigentlich ganz genau machte, aber er war für das todlangweilige Louisiana zuständig. Was passierte denn da schon Großartiges?
Er rutschte von ihr herunter und hob das Telefon auf, das außerhalb der Trainingsmatte lag. Bobbie Faye lauschte darauf, wie Trevor, kurz angebunden und verkrampft, seinen Teil der Unterhaltung mit seinem unsichtbaren Gegenüber bestritt.
»Was?«, fragte er. Dann: »Nein, das ... «
Er telefonierte im Stehen, hatte sich kerzengerade aufgerichtet, und seine Muskeln waren wie aus Stein. Unbeweglich. Diese Starre hatte etwas sehr, sehr Beunruhigendes, so, als wäre er ein Raubtier, bereit, jeden Augenblick loszuspringen. Bobbie Faye hielt den Atem an.
»Ich komme«, sagte er schließlich und ließ das Telefon zuschnappen.
...
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Autoren-Porträt von Toni McGee Causey
Toni McGee Causey lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in Baton Rouge. Neben ihrer Tätigkeit als Krimiautorin arbeitet sie auch als Journalistin und Redakteurin eines Regionalmagazins. Gemeinsam mit ihrem Mann leitet sie außerdem eine Baufirma.
Bibliographische Angaben
- Autor: Toni McGee Causey
- 2012, 1. Aufl. 2012, 480 Seiten, Maße: 12,6 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Katrin Reichardt
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802584805
- ISBN-13: 9783802584800
- Erscheinungsdatum: 10.07.2012
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