Bekenntnisse eines Nachtsportlers
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Bekenntnisse eines Nachtsportlers von Wigald Boning
LESEPROBE
Vorwort
Ich führe ein Doppelleben. Viele Menschen kennen mich als Fernsehunterhaltungs-Fachkraft «clever!», «WIB-Schaukel», «RTL Samstag Nacht», so heißen einige der Sendungen, an denen ich maßgeblich mitgewirkt habe. Auch mit Musik («Die Doofen»), Kinofilmen, Büchern sowie allen sonstigen Kern- und Randbereichen der Zerstreuungsindustrie habe ich mich umfänglich und mitunter höchst erfolgreich beschäftigt. Auf einem Macadamianussholzregal in meinem Arbeitszimmer steht eine Armada glitzernder Fernsehpreise, vom «Bambi» bis zum «Goldenen Hammerschlumpf», und neulich wurde ich sogar vom «Kuratorium Gutes Sehen» zum «Brillenträger des Jahres» ernannt. Toll.
Dass ich zu jeder einigermaßen erstklassigen Promiparty eingeladen werde und zudem ein Landhaus in den Bergen, eine wunderschöne Frau und zwei aufgeweckte, gut erzogene Söhne habe, versteht sich vor diesem Hintergrund fast von selbst. So weit, so gut. In diesem Buch möchte ich Ihnen allerdings von einer Facette meines Daseins berichten, die ich bisher nicht mit meinem sonstigen Erscheinungsbild als schillerndem Fernsehstar in Einklang zu bringen vermochte. Wie soll ich diese Facette nennen? Ein Steckenpferd? Eine Marotte? Eine Obsession? «Das ist ja total verrückt», lautet der gängige Kommentar, wenn ich mir, was nicht gerade häufig ist, doch einmal erlaube, von meinem liebsten Zeitvertreib, dem exzessiven Nachtsporteln, zu berichten - wenn überhaupt etwas gesagt wird; oft blicke ich auch lediglich in mitleidige Gesichter. Manchmal habe ich dann ein schlechtes Gewissen und wünschte mir ein gewöhnliches Durchschnittshobby wie die Briefmarkensammelei oder die Chinchillazucht. Vorab bitte ich den geneigten Leser daher um Toleranz. Manche der in diesem Buch geschilderten Unternehmungen führen in Randbereiche dessen, was in unserer Zivilisation gemeinhin für «vernünftig»
gehalten wird. Wer mir nacheifern möchte, sollte bedenken: Sozialer Status, alte Freundschaften und Familienbande können ernsthaft Schaden nehmen. Auch die Gesundheit wird eventuell einer harten Prüfung unterzogen.
Andererseits geben meine Erfahrungen als Nachtsportler Hinweise darauf, wie man faszinierende Abenteuer erleben kann, ohne hierfür extra in die Wüste Gobi oder in die Slums von Rio reisen zu müssen; minimalem Finanzeinsatz steht ein maximaler Erlebniswert gegenüber. Außerdem: Wer sich auf den in diesem Buch geschilderten Weg begibt, wird mit einer elefantösen Vergrößerung des Selbstbewusstseins rechnen können. Auf dass niemand, der sich durch dieses Buch inspiriert fühlt, vor Stolz platze! Ich jedenfalls lehne jede Verantwortung ab.
© Rowohlt Verlag
Interview mit Wigald Boning
Startschuss für Ihre ausgedehnte „Fernreisetätigkeit“ war ein Sportwettbewerb in Kanada. Welches war Ihr Part dabei – eher der athletische oder der des Reporters?
Bei der „Fulda-Challenge“ starten Zweierteams in den verschiedenen Sportdisziplinen wie Berglauf, Radrennen, Luftkissenbootfahren. Beide Teammitglieder müssen die Wettbewerbe absolvieren. Abends habe ich Tagesberichte an meine Freunde daheim gemailt. Meine Teampartnerin Birgit Fischer hat hingegen eifrig fotografiert.
Während Ihrer Afghanistanreise waren Sie im deutschen Feldlager in Mazar unterbracht. Hatte das auch etwas von einem Truppenbesuch à la Ralf Möller?
Ich war Gast der Privatinitiative „Lachen Helfen e.V.“. Das Wort „Truppenbesuch“ löst in mir eher zwielichtige Assoziationen aus.
Ihre Reisen galten ja nicht nur der Charakterbildung, in Sabsi Bahar, Afghanistan, haben Sie z. B. eine Schule eingeweiht. Wie ernst nehmen Sie die Rolle des Botschafters Ihres Landes?
Sehr ernst. Gerade in Afghanistan habe ich mir große Mühe gegeben, als Deutscher einen sympathischen Eindruck zu hinterlassen. Dafür habe ich sogar eine Rede auf Dari gehalten, der dortigen Landessprache.
Das besagte Schulprojekt wurde von der Organisation „Lachen Helfen“ initiiert. Schon bei der Einweihung hagelte es Stockhiebe auf renitente Schüler. Nimmt man das mit Humor, Fatalismus …?
In Ihrem Buch erzählen Sie auch von einem buchstäblichen Blind Date in Paris. Eine Chat-Bekanntschaft hat Sie – mit einer blickdichten Brille auf der Nase – durch Paris geführt. Ihre Mutter machte sich schon im Vorfeld Sorgen, dass Sie sich einer fremden Frau so ausliefern. Sollte sie Recht behalten?
Linda ist Musikstudentin in Paris und hat mich sehr umsichtig durch den Tag geleitet. Ich hatte großes Glück mit meiner Blindenführerin; die Sorgen meiner Mutter waren umsonst.
Sind Sie eigentlich auf einer der Reisen über Kollege Dieter Nuhr gestolpert – oder bereisen Sie aus Prinzip nie den gleichen Kontinent?
Ich bin völlig prinzipienlos, wenn’s ums Reisen geht. Dieter Nuhr bin ich nicht begegnet.
Die Fragen stellte Carsten Hansen, Literaturtest.
- Autor: Wigald Boning
- 2007, 7. Aufl., 300 Seiten, 13 Schwarz-Weiß-Abbildungen, 13 Abbildungen, Maße: 0,1 x 0,1 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499621924
- ISBN-13: 9783499621925
- Erscheinungsdatum: 02.04.2007
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