Blutmagie
Deutsche Erstausgabe
Knisternde Lesemomente für zwischendurch
Ivy Tamwood, ihres Zeichens sexy Vampir und ehrgeiziger Cop der Inlander Security, muss sich mit manipulierten Beweisen in einem Mordfall herumärgern. Doch damit nicht genug: Sie steht zwischen zwei...
Ivy Tamwood, ihres Zeichens sexy Vampir und ehrgeiziger Cop der Inlander Security, muss sich mit manipulierten Beweisen in einem Mordfall herumärgern. Doch damit nicht genug: Sie steht zwischen zwei...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Blutmagie “
Knisternde Lesemomente für zwischendurch
Ivy Tamwood, ihres Zeichens sexy Vampir und ehrgeiziger Cop der Inlander Security, muss sich mit manipulierten Beweisen in einem Mordfall herumärgern. Doch damit nicht genug: Sie steht zwischen zwei Männern, die unterschiedlicher nicht sein könnten...
Ivy Tamwood, ihres Zeichens sexy Vampir und ehrgeiziger Cop der Inlander Security, muss sich mit manipulierten Beweisen in einem Mordfall herumärgern. Doch damit nicht genug: Sie steht zwischen zwei Männern, die unterschiedlicher nicht sein könnten...
Lese-Probe zu „Blutmagie “
Blutmagie von Kim HarrisonI
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Ivy Tamwood schaufelte sich noch ein wenig Chili auf ihre Pommes und lehnte sich über das Wachspapier, damit nichts auf ihren Schreibtisch tropfte. Das Telefon hatte sie zwischen Schulter und Ohr geklemmt. Kisten ließ sich über irgendwas oder irgendwen aus. Sie hörte ihm nicht zu, weil sie genau wusste, dass er ihre halbe Mittagspause lang reden würde, bevor er endlich zum Ende kam. Es war wirklich schön, am Nachmittag neben dem Kerl aufzuwachen, und es war wunderbar, sich vor Sonnenaufgang mit ihm zu amüsieren, aber er redete einfach zu viel.
Was der Hauptgrund ist, ihn zu ertragen, sinnierte sie und ließ die Zunge über ihre Zähne gleiten, bevor sie schluckte. Ihre Welt war seit dem Flug von Kalifornien nach Hause zu schnell von lebhaft zu still übergegangen. Mein Gott, sind es schon sieben Jahre? Ein Kind aus einer hochkastigen Familie in eine wohlwollende Camarilla zu überführen und sie für die letzten zwei Jahre der High School aus ihrer Familie und ihrem Zuhause zu reißen, war ein ungewöhnlicher Schritt gewesen. Aber Piscary, der Meistervampir, zu dem ihre Familie aufsah, hatte ein zu intensives Interesse an ihr gezeigt, bevor sie die mentalen Werkzeuge entwickeln konnte, um damit umzugehen.
Ihre Eltern hatten trotz hoher Kosten für sich selbst interveniert und damit wahrscheinlich ihre geistige Gesundheit gerettet. Meine Probleme allein würden Freud lebenslang mit Havannas versorgen, dachte Ivy und nahm sich noch einen Bissen Kohlenhydrate mit Proteinen. Mit dreiundzwanzig sollte sie eigentlich weit genug entfernt sein von der Sechzehnjährigen, die verängstigt auf dem Rollfeld gestanden hatte. Aber selbst jetzt noch, nach vielen verschiedenen Blut- und Bettpartnern, einem sechsjährigen Studium der Sozialwissenschaften und mit einem herausragenden Job, in dem sie ihre Ausbildung auch einsetzen konnte, musste sie feststellen, dass ihr Selbstbewusstsein immer noch an genau die Dinge geknüpft war, die sie fertigmachten.
Sie vermisste Skimmer. Sie hatte sie ständig daran erinnert, dass das Leben mehr bot, als nur auf sein Ende zu warten, um dann wirklich anzufangen zu leben. Und auch wenn Kisten ihrer Zimmergenossin auf der High School nicht im Geringsten ähnelte, hatte er in diesen letzten paar Jahren diese Lücke angenehm ausgefüllt.
Ivy schaute mit einem bösartigen Lächeln durch die Glaswand, die den Blick auf ein ganzes Stockwerk voller Schreibtische freigab. Sie überschlug die Beine und lehnte sich weiter über den Tisch, während sie darüber nachdachte, welche ganz besondere Lücke Kisten als Nächstes füllen sollte.
»Verdammte Vampirpheromone«, hauchte sie und richtete sich wieder auf. Es passte ihr nicht, wohin ihre Gedanken wanderten, wenn sie zu viel Zeit in den unteren Stockwerken des Inderland-Security-Hochhauses verbrachte. Seit sie beim Morddezernat der I. S. arbeitete, hatte sie ein echtes Büro bekommen statt einem Schreibtisch neben allen anderen Lakaien, aber es gab zu viele Vamps - sowohl lebende als auch untote - hier unten, sodass die Klimaanlage nicht damit fertig wurde.
Kistens Tirade über dämliche Scherzanrufe endete plötzlich. »Was haben Vamppheromone damit zu tun, dass meine Pizza-Lieferanten von Menschen angegriffen wurden?«, fragte er in einem lausig schlechten britischen Akzent. Das war sein neuester Tick, und sie hoffte inständig, dass er bald den Spaß daran verlieren würde.
Sie rollte ihren Stuhl näher an den Tisch und nahm einen Schluck von ihrem Mineralwasser, während sie ihre Augen auf die geschlossene Bürotür der Chefin auf der anderen Seite des Raums gerichtet hielt. »Nichts. Soll ich auf dem Weg nach Hause irgendwas holen? Ich komme hier vielleicht früher raus. Art ist im Büro, was heißt, dass jemand gestorben ist und ich arbeiten muss. Ich wette um den ersten Biss, dass er mir die Mittagspause kürzen will« - sie nahm noch einen Schluck - »und das hole ich mir dann am Ende des Tages zurück.«
»Nein«, sagte Kisten. »Danny geht heute einkaufen.«
Einer der Vorteile, wenn man über einem Restaurant wohnt, dachte sie, während Kisten eine Einkaufsliste herunterleierte, die sie nicht im Geringsten interessierte. Sie zog den Teller mit den Pommes vom Tisch und stellte ihn sich auf den Schoß, achtete aber sorgfältig darauf, dass nichts auf ihre Lederhose fiel. Die Tür der Chefin öffnete sich und erregte ihre Aufmerksamkeit. Art kam heraus und schüttelte Mrs. Pendleton die Hand. Er war fast eine halbe Stunde dort drin gewesen. Er hielt einen Stapel Papiere in der Hand, und Ivys Pulsschlag beschleunigte sich. Sie saß schon viel zu lange hier rum und zermarterte sich den Kopf über Arts ungelöste Mordfälle. Der Mann hatte keinerlei Berechtigung, im Morddezernat zu arbeiten. Tot hieß nicht automatisch klug.
Außer die Klugheit liegt darin, uns so zu manipulieren, dass wir den Untoten unser Blut geben. Ivy zwang sich, weiterzuessen, und dachte darüber nach, dass die Untoten ihre lebenden Vampirverwandten eher aus Eifersucht ins Visier nahmen, und weniger, um das gute Verhältnis zu den Menschen zu bewahren, wie sie immer behaupteten. Da sie mit dem Vampirvirus in ihrem Genom geboren worden war, genoss Ivy einen Teil der Stärken der Untoten, ohne die Nachteile wie Lichtempfindlichkeit oder Schmerzen durch religiöse Symbole hinnehmen zu müssen. Auch wenn ihre Fähigkeiten nicht an die von Art herankamen, war sie doch stärker und konnte besser hören als jeder Mensch und ihr Geruchssinn war für die sanfteren Gerüche von Schweiß und Pheromonen sensibilisiert. Der Blutdurst der Untoten war bei ihr keine biologische Notwendigkeit, sondern mehr eine Blutlust, die ein unvergleichliches Hochgefühl auslöste, wenn sie gestillt wurde ... und wenn sie mit Sex gemischt wurde, machte sie schnell abhängig.
Ivys Blick wanderte unfreiwillig zu Art, und er lächelte sie an, als würde er ihre Gedanken lesen. Er kam direkt auf sie zu und der Papierstapel in seiner Hand wirkte wie eine Absichtserklärung. Sie verlor den Appetit und wirbelte ihren Stuhl so herum, dass sie dem Raum den Rücken zuwandte. »Hey, Kist«, sagte sie und unterbrach damit seine Ausführungen über die schlechten Pilze, die Danny neulich gekauft hatte, »Planänderung. Wenn ich mir den Papierstapel so anschaue, ist das einer von den Aufträgen, wo ich hinter Art herräume. Ich werde wohl nicht vor Sonnenaufgang nach Hause kommen.«
»Schon wieder?«
»Schon wieder?«, äffte sie ihn nach und spielte mit einem Stift herum, bis ihr aufging, dass das ihre Laune verriet. Sie legte ihn mit einem scharfen Knall auf den Tisch zurück. »Gott, Kisten. Bei dir klingt das so, als wäre es jede Nacht.«
Kisten seufzte. »Lass den Papierkram bis morgen liegen, Liebes. Ich weiß nicht, warum du dich so reinhängst. Du wirst nicht befördert werden, bevor Artie Smartie nicht von dir kosten durfte.«
»Meinst du?«, fragte sie. Ihr Gesicht wurde heiß und ihr verging endgültig der Appetit. Sie knallte den Teller auf ihren Schreibtisch und zwang sich, ruhig sitzen zu bleiben, obwohl sie am liebsten jemanden geschlagen hätte. Kampfsport-Meditation hatte sie bis jetzt vor Gerichtsterminen bewahrt; sie definierte sich hauptsächlich über ihre Selbstkontrolle.
»Du kanntest das System, als du den Job angenommen hast«, redete er ihr gut zu, und Ivy zog die Ärmel ihres engen schwarzen Pullovers von den Ellbogen zu den Handgelenken runter, um die Narben dort zu verbergen. Sie konnte fühlen, wie Art den Raum durchquerte, und Adrenalin sorgte dafür, dass ihr Magen sich zusammenzog. Es ist ein Auftrag, rechtfertigte sie sich, aber sie wusste, dass Art der Grund für das Kribbeln war, nicht die Chance, mal aus dem Büro rauszukommen.
»Warum, glaubst du, arbeite ich lieber mit Piscary als für die I. S.?«, sagte Kisten gerade, Worte, die sie schon viel zu oft gehört hatte. »Gib ihm, was er haben will. Mir ist es egal.« Er lachte. »Zur Hölle, es wäre vielleicht sogar ganz nett, wenn du mal nach Hause kommst und einen Film schauen willst, statt mich auszusaugen.«
Sie griff nach ihrer Wasserflasche und leerte sie bis auf den letzten Tropfen, bevor sie sich den Mund abwischte. Sie hatte das System gekannt - zur Hölle, sie war darin aufgewachsen -, aber das hieß nicht, dass sie die Gesellschaft mochte, nach deren Regeln sie spielen musste. Sie hatte beobachtet, wie diese Regeln das Leben ihrer Mutter beendet hatten, beobachtete jetzt, wie sie ihren Vater aussaugten und ihn Stück für Stück umbrachten. Aber es war der einzige Weg, der ihr offenstand. Und sie war gut darin. Sehr gut. Und das machte ihr am meisten Sorgen.
Sie versteifte sich, als Art seine braunen Augen auf ihren Nacken richtete. Untote Vamps schauten sie so an, seit sie vierzehn geworden war; sie kannte das Gefühl. »Ich dachte, du wärst wegen der Dentalvorsorge bei Piscary geblieben«, sagte sie sarkastisch. »Seine Zähne in deinem Hals.«
»Ha, ha. Sehr witzig!« Kistens gute Laune beruhigte sie kein bisschen.
»Ich mag, was ich tue«, sagte sie und hob eine Hand, als es an der Tür klopfte. Sie drehte sich nicht um, aber sie registrierte den stimulierenden, erotischen Geruch des untoten Vampirs, der in ihrer Tür stand. »Ich bin verdammt gut darin«, fügte sie hinzu, um Art daran zu erinnern, dass sie dafür verantwortlich war, dass seine Aufklärungsquote in den letzten sechs Monaten drastisch gestiegen war. »Zumindest bin ich kein Pizzalieferant.«
»Ivy, das ist nicht fair.«
Es war ein Tiefschlag, aber Art beobachtete sie, und das würde jedem auf die Nerven gehen. Nach sechs Monaten gemeinsamer Arbeit hatte er all ihre Eigenarten kennengelernt, konnte ihren Pulsschlag und ihre Atmung lesen und wusste genau, was sie anmachte. In letzter Zeit hatte er dieses Wissen zu seinem Vorteil eingesetzt und ihr das Leben zur Hölle gemacht. Es war nicht so, als wäre er nicht attraktiv - Gott, das waren sie alle -, aber er arbeitete schon seit dreißig Jahren auf demselben Posten. Sein Mangel an Ehrgeiz sorgte nicht gerade dafür, dass sie ihm an die Kehle springen wollte. Und über ihre Instinkte zu etwas verführt zu werden, das ihr Wille eigentlich ablehnte, hinterließ einen schlechten Geschmack in ihrem Mund.
Und was noch schlimmer war: Nachdem sie das erste Mal voller Blutlust nach Hause gekommen war und festgestellt hatte, dass Piscary auf sie wartete, war ihr klargeworden, dass der Meistervampir die Partnerschaft wahrscheinlich eingefädelt hatte, weil er wusste, dass sie sich widersetzen würde - und Art darauf bestehen würde. Das wiederum sorgte dafür, dass sie nach Hause kam und bereit war, ein wenig Druck abzulassen. Traurig war nur, dass sie sich selbst nicht sicher war, ob sie sich Art widersetzte, weil sie ihn nicht mochte, oder ob sie auf die Ungewissheit abfuhr, nicht zu wissen, ob es Piscary, Kisten oder beide zusammen sein würden, mit denen sie sich wieder beruhigte.
Aber ihre Schwäche war kein Grund, Kisten anzublaffen. »Entschuldige«, sagte sie in das verletzte Schweigen hinein.
Kisten antwortete sanft, verzeihend, da er genau wusste, wie hart das Spiel war, das Art mit ihr trieb. »Musst du gehen, Liebes?«, fragte er mit diesem dämlichen Akzent. Wer versuchte er überhaupt zu sein? »Yeah.« Kisten schwieg, und sie fügte hinzu: »Bis heute Abend.« Sie spürte die seltsame Verengung ihrer Kehle und das zunehmende Bedürfnis, jemanden zu berühren. Es war die erste Phase einer ausgewachsenen Blutlust, und ob sie von Kisten ausgelöst worden war oder von Art spielte keine Rolle. Art wäre derjenige, der versuchte, daraus Gewinn zu schlagen.
»Tschüss«, antwortete Kisten angespannt und legte auf. Er sagte, es würde ihm nichts ausmachen, aber er war genauso lebendig wie sie und spürte Eifersucht wie jeder andere auch. Dass er den Entscheidungen, die sie treffen musste, so verständnisvoll gegenüberstand, machte es noch schlimmer. Sie fühlte sich oft, als wären sie wie Kinder in einer kaputten Familie, in der Liebe von Sex pervertiert worden war und der einfachste Weg zum Überleben darin bestand, sich zu unterwerfen. Ihre unsichtbaren Handschellen waren von ihren eigenen Körperzellen erschaffen und durch Manipulation noch verstärkt worden. Und sie wusste nicht, ob sie sie ablegen würde, selbst, wenn sie es gekonnt hätte.
Ivy musterte ihre blassen Finger, als sie den Hörer auflegte. Nicht der Ansatz eines Zitterns. Kein Hinweis auf ihre zunehmende Anspannung. So hielt sie sie auf Abstand - ruhig, still, ohne Gefühl -, eine Fertigkeit, die sie gelernt hatte, als sie im Sommer immer bei Piscarys gearbeitet hatte. Sie hatte ihre Lektion so gut gelernt, dass nur Skimmer wusste, wer sie wirklich sein wollte, obwohl sie Kisten auch genug liebte, um ihm kurze Einblicke zu gewähren.
Sorgfältig löschte sie jedes Gefühl aus ihrer Miene, dann drehte sie ihren Stuhl herum. Art stand im Türrahmen, mit dem Papierstapel in seinen langen Fingern. Offensichtlich hatten sie einen Auftrag. Der Menge der Dokumente nach zu schließen konnte es nicht allzu eilig sein. Wahrscheinlich eine Aufräumaktion aus den Zeiten, bevor sie seine Partnerin geworden war und angefangen hatte, mit Schaufel und Besen hinter ihm herzuräumen.
»Ich esse gerade«, sagte sie, als wäre das nicht offensichtlich. »Kann es nicht noch verdammte zehn Minuten warten?«
Der tote Vampir - auf dem Papier mindestens fünfzig Jahre älter als sie, dem Aussehen nach in ihrem Alter - nickte mit einer einstudierten Bewegung, die sowohl Routine als auch eine gesunde Dosis Sexappeal enthielt. Schwarze Locken umrahmten seine braunen Augen, die sie unverwandt ansahen. Sein kleines, jungenhaftes Gesicht und sein knackiger Arsch ließen ihn wirken wie das Mitglied einer Boy-Band. Er hatte auch ungefähr so viel Persönlichkeit, außer, er strengte sich wirklich an. Aber, Gott, er roch gut. Sein Aroma vermischte sich mit ihrem und löste eine chemische Reaktion aus, die ihre Libido in ungeahnte Höhen trieb. »Ich werde warten«, sagte er mit einem Lächeln.
Oh, Freude. Er wird warten. Arts wohlmodulierte Stimme jagte einen erwartungsvollen Schauer über ihre Wirbelsäule. Verdammt in die Hölle, er war hungrig. Oder vielleicht war er auch gelangweilt. Er würde warten. Er wartete seit sechs Monaten und hatte währenddessen gelernt, wie man sie am besten manipulieren konnte. Und sie wusste, dass sie mehr als nur Spaß haben würde, wenn sie es zuließ.
Die Blutlust der lebenden Vampire war an ihre Sexualität geknüpft, eine evolutionäre Anpassung, die sicherstellte, dass untote Vampire immer eine willige Blutquelle hatten, um sich vor dem Wahnsinn zu bewahren. Um »Blut gebeten zu werden« führte zum sexuellen Höhepunkt; je älter und erfahrener der Vampir war, desto besser war der Orgasmus, und das höchste der Gefühle war natürlich, von einem mächtigen untoten Vampir gebissen zu werden.
Art war seit vier Jahrzehnten tot und hatte die schwierige Dreißig-Jahr-Marke bereits hinter sich gelassen. An dieser Schwelle gelang es den meisten Untoten nicht mehr, ihre geistige Gesundheit zu erhalten, so dass sie letztendlich in die Sonne gingen. Warum Art immer noch arbeitete, war ihr ein Rätsel. Er musste das Geld brauchen, denn er war definitiv nicht gut in seinem Job.
Der Vampir atmete tief ein und sog ihre Laune in sich auf wie sie ein feines Parfüm. Weil er ihre ansteigende Anspannung fühlte, ging Art um ihren Schreibtisch herum und setzte sich in den Ledersessel in der Ecke. Ihr Gesicht wurde ausdruckslos, während ihr Puls sich beschleunigte. Art war der Einzige, der jemals dort saß. Die meisten Leute respektierten ihre Versuche, Bürofreundschaften zu vermeiden - wenn ihr scharfer Sarkasmus und die Tatsache, dass sie die meisten einfach ignorierte, nicht schon ausreichten. Aber Art mochte sie ja nicht wegen ihrer Persönlichkeit, sondern wegen ihres Rufs, den er erst noch kosten musste.
Ivy starrte auf ihren penibel aufgeräumten Schreibtisch und atmete einmal tief durch. Er war tot, und sie war am Leben. Sie waren beide Vampire, die von Blut angetrieben wurden: sie sexuell, er um zu überleben. Eine Verbindung, die im Himmel geschlossen wurde - oder in der Hölle.
Copyright © 2011 der deutschsprachigen Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Ivy Tamwood schaufelte sich noch ein wenig Chili auf ihre Pommes und lehnte sich über das Wachspapier, damit nichts auf ihren Schreibtisch tropfte. Das Telefon hatte sie zwischen Schulter und Ohr geklemmt. Kisten ließ sich über irgendwas oder irgendwen aus. Sie hörte ihm nicht zu, weil sie genau wusste, dass er ihre halbe Mittagspause lang reden würde, bevor er endlich zum Ende kam. Es war wirklich schön, am Nachmittag neben dem Kerl aufzuwachen, und es war wunderbar, sich vor Sonnenaufgang mit ihm zu amüsieren, aber er redete einfach zu viel.
Was der Hauptgrund ist, ihn zu ertragen, sinnierte sie und ließ die Zunge über ihre Zähne gleiten, bevor sie schluckte. Ihre Welt war seit dem Flug von Kalifornien nach Hause zu schnell von lebhaft zu still übergegangen. Mein Gott, sind es schon sieben Jahre? Ein Kind aus einer hochkastigen Familie in eine wohlwollende Camarilla zu überführen und sie für die letzten zwei Jahre der High School aus ihrer Familie und ihrem Zuhause zu reißen, war ein ungewöhnlicher Schritt gewesen. Aber Piscary, der Meistervampir, zu dem ihre Familie aufsah, hatte ein zu intensives Interesse an ihr gezeigt, bevor sie die mentalen Werkzeuge entwickeln konnte, um damit umzugehen.
Ihre Eltern hatten trotz hoher Kosten für sich selbst interveniert und damit wahrscheinlich ihre geistige Gesundheit gerettet. Meine Probleme allein würden Freud lebenslang mit Havannas versorgen, dachte Ivy und nahm sich noch einen Bissen Kohlenhydrate mit Proteinen. Mit dreiundzwanzig sollte sie eigentlich weit genug entfernt sein von der Sechzehnjährigen, die verängstigt auf dem Rollfeld gestanden hatte. Aber selbst jetzt noch, nach vielen verschiedenen Blut- und Bettpartnern, einem sechsjährigen Studium der Sozialwissenschaften und mit einem herausragenden Job, in dem sie ihre Ausbildung auch einsetzen konnte, musste sie feststellen, dass ihr Selbstbewusstsein immer noch an genau die Dinge geknüpft war, die sie fertigmachten.
Sie vermisste Skimmer. Sie hatte sie ständig daran erinnert, dass das Leben mehr bot, als nur auf sein Ende zu warten, um dann wirklich anzufangen zu leben. Und auch wenn Kisten ihrer Zimmergenossin auf der High School nicht im Geringsten ähnelte, hatte er in diesen letzten paar Jahren diese Lücke angenehm ausgefüllt.
Ivy schaute mit einem bösartigen Lächeln durch die Glaswand, die den Blick auf ein ganzes Stockwerk voller Schreibtische freigab. Sie überschlug die Beine und lehnte sich weiter über den Tisch, während sie darüber nachdachte, welche ganz besondere Lücke Kisten als Nächstes füllen sollte.
»Verdammte Vampirpheromone«, hauchte sie und richtete sich wieder auf. Es passte ihr nicht, wohin ihre Gedanken wanderten, wenn sie zu viel Zeit in den unteren Stockwerken des Inderland-Security-Hochhauses verbrachte. Seit sie beim Morddezernat der I. S. arbeitete, hatte sie ein echtes Büro bekommen statt einem Schreibtisch neben allen anderen Lakaien, aber es gab zu viele Vamps - sowohl lebende als auch untote - hier unten, sodass die Klimaanlage nicht damit fertig wurde.
Kistens Tirade über dämliche Scherzanrufe endete plötzlich. »Was haben Vamppheromone damit zu tun, dass meine Pizza-Lieferanten von Menschen angegriffen wurden?«, fragte er in einem lausig schlechten britischen Akzent. Das war sein neuester Tick, und sie hoffte inständig, dass er bald den Spaß daran verlieren würde.
Sie rollte ihren Stuhl näher an den Tisch und nahm einen Schluck von ihrem Mineralwasser, während sie ihre Augen auf die geschlossene Bürotür der Chefin auf der anderen Seite des Raums gerichtet hielt. »Nichts. Soll ich auf dem Weg nach Hause irgendwas holen? Ich komme hier vielleicht früher raus. Art ist im Büro, was heißt, dass jemand gestorben ist und ich arbeiten muss. Ich wette um den ersten Biss, dass er mir die Mittagspause kürzen will« - sie nahm noch einen Schluck - »und das hole ich mir dann am Ende des Tages zurück.«
»Nein«, sagte Kisten. »Danny geht heute einkaufen.«
Einer der Vorteile, wenn man über einem Restaurant wohnt, dachte sie, während Kisten eine Einkaufsliste herunterleierte, die sie nicht im Geringsten interessierte. Sie zog den Teller mit den Pommes vom Tisch und stellte ihn sich auf den Schoß, achtete aber sorgfältig darauf, dass nichts auf ihre Lederhose fiel. Die Tür der Chefin öffnete sich und erregte ihre Aufmerksamkeit. Art kam heraus und schüttelte Mrs. Pendleton die Hand. Er war fast eine halbe Stunde dort drin gewesen. Er hielt einen Stapel Papiere in der Hand, und Ivys Pulsschlag beschleunigte sich. Sie saß schon viel zu lange hier rum und zermarterte sich den Kopf über Arts ungelöste Mordfälle. Der Mann hatte keinerlei Berechtigung, im Morddezernat zu arbeiten. Tot hieß nicht automatisch klug.
Außer die Klugheit liegt darin, uns so zu manipulieren, dass wir den Untoten unser Blut geben. Ivy zwang sich, weiterzuessen, und dachte darüber nach, dass die Untoten ihre lebenden Vampirverwandten eher aus Eifersucht ins Visier nahmen, und weniger, um das gute Verhältnis zu den Menschen zu bewahren, wie sie immer behaupteten. Da sie mit dem Vampirvirus in ihrem Genom geboren worden war, genoss Ivy einen Teil der Stärken der Untoten, ohne die Nachteile wie Lichtempfindlichkeit oder Schmerzen durch religiöse Symbole hinnehmen zu müssen. Auch wenn ihre Fähigkeiten nicht an die von Art herankamen, war sie doch stärker und konnte besser hören als jeder Mensch und ihr Geruchssinn war für die sanfteren Gerüche von Schweiß und Pheromonen sensibilisiert. Der Blutdurst der Untoten war bei ihr keine biologische Notwendigkeit, sondern mehr eine Blutlust, die ein unvergleichliches Hochgefühl auslöste, wenn sie gestillt wurde ... und wenn sie mit Sex gemischt wurde, machte sie schnell abhängig.
Ivys Blick wanderte unfreiwillig zu Art, und er lächelte sie an, als würde er ihre Gedanken lesen. Er kam direkt auf sie zu und der Papierstapel in seiner Hand wirkte wie eine Absichtserklärung. Sie verlor den Appetit und wirbelte ihren Stuhl so herum, dass sie dem Raum den Rücken zuwandte. »Hey, Kist«, sagte sie und unterbrach damit seine Ausführungen über die schlechten Pilze, die Danny neulich gekauft hatte, »Planänderung. Wenn ich mir den Papierstapel so anschaue, ist das einer von den Aufträgen, wo ich hinter Art herräume. Ich werde wohl nicht vor Sonnenaufgang nach Hause kommen.«
»Schon wieder?«
»Schon wieder?«, äffte sie ihn nach und spielte mit einem Stift herum, bis ihr aufging, dass das ihre Laune verriet. Sie legte ihn mit einem scharfen Knall auf den Tisch zurück. »Gott, Kisten. Bei dir klingt das so, als wäre es jede Nacht.«
Kisten seufzte. »Lass den Papierkram bis morgen liegen, Liebes. Ich weiß nicht, warum du dich so reinhängst. Du wirst nicht befördert werden, bevor Artie Smartie nicht von dir kosten durfte.«
»Meinst du?«, fragte sie. Ihr Gesicht wurde heiß und ihr verging endgültig der Appetit. Sie knallte den Teller auf ihren Schreibtisch und zwang sich, ruhig sitzen zu bleiben, obwohl sie am liebsten jemanden geschlagen hätte. Kampfsport-Meditation hatte sie bis jetzt vor Gerichtsterminen bewahrt; sie definierte sich hauptsächlich über ihre Selbstkontrolle.
»Du kanntest das System, als du den Job angenommen hast«, redete er ihr gut zu, und Ivy zog die Ärmel ihres engen schwarzen Pullovers von den Ellbogen zu den Handgelenken runter, um die Narben dort zu verbergen. Sie konnte fühlen, wie Art den Raum durchquerte, und Adrenalin sorgte dafür, dass ihr Magen sich zusammenzog. Es ist ein Auftrag, rechtfertigte sie sich, aber sie wusste, dass Art der Grund für das Kribbeln war, nicht die Chance, mal aus dem Büro rauszukommen.
»Warum, glaubst du, arbeite ich lieber mit Piscary als für die I. S.?«, sagte Kisten gerade, Worte, die sie schon viel zu oft gehört hatte. »Gib ihm, was er haben will. Mir ist es egal.« Er lachte. »Zur Hölle, es wäre vielleicht sogar ganz nett, wenn du mal nach Hause kommst und einen Film schauen willst, statt mich auszusaugen.«
Sie griff nach ihrer Wasserflasche und leerte sie bis auf den letzten Tropfen, bevor sie sich den Mund abwischte. Sie hatte das System gekannt - zur Hölle, sie war darin aufgewachsen -, aber das hieß nicht, dass sie die Gesellschaft mochte, nach deren Regeln sie spielen musste. Sie hatte beobachtet, wie diese Regeln das Leben ihrer Mutter beendet hatten, beobachtete jetzt, wie sie ihren Vater aussaugten und ihn Stück für Stück umbrachten. Aber es war der einzige Weg, der ihr offenstand. Und sie war gut darin. Sehr gut. Und das machte ihr am meisten Sorgen.
Sie versteifte sich, als Art seine braunen Augen auf ihren Nacken richtete. Untote Vamps schauten sie so an, seit sie vierzehn geworden war; sie kannte das Gefühl. »Ich dachte, du wärst wegen der Dentalvorsorge bei Piscary geblieben«, sagte sie sarkastisch. »Seine Zähne in deinem Hals.«
»Ha, ha. Sehr witzig!« Kistens gute Laune beruhigte sie kein bisschen.
»Ich mag, was ich tue«, sagte sie und hob eine Hand, als es an der Tür klopfte. Sie drehte sich nicht um, aber sie registrierte den stimulierenden, erotischen Geruch des untoten Vampirs, der in ihrer Tür stand. »Ich bin verdammt gut darin«, fügte sie hinzu, um Art daran zu erinnern, dass sie dafür verantwortlich war, dass seine Aufklärungsquote in den letzten sechs Monaten drastisch gestiegen war. »Zumindest bin ich kein Pizzalieferant.«
»Ivy, das ist nicht fair.«
Es war ein Tiefschlag, aber Art beobachtete sie, und das würde jedem auf die Nerven gehen. Nach sechs Monaten gemeinsamer Arbeit hatte er all ihre Eigenarten kennengelernt, konnte ihren Pulsschlag und ihre Atmung lesen und wusste genau, was sie anmachte. In letzter Zeit hatte er dieses Wissen zu seinem Vorteil eingesetzt und ihr das Leben zur Hölle gemacht. Es war nicht so, als wäre er nicht attraktiv - Gott, das waren sie alle -, aber er arbeitete schon seit dreißig Jahren auf demselben Posten. Sein Mangel an Ehrgeiz sorgte nicht gerade dafür, dass sie ihm an die Kehle springen wollte. Und über ihre Instinkte zu etwas verführt zu werden, das ihr Wille eigentlich ablehnte, hinterließ einen schlechten Geschmack in ihrem Mund.
Und was noch schlimmer war: Nachdem sie das erste Mal voller Blutlust nach Hause gekommen war und festgestellt hatte, dass Piscary auf sie wartete, war ihr klargeworden, dass der Meistervampir die Partnerschaft wahrscheinlich eingefädelt hatte, weil er wusste, dass sie sich widersetzen würde - und Art darauf bestehen würde. Das wiederum sorgte dafür, dass sie nach Hause kam und bereit war, ein wenig Druck abzulassen. Traurig war nur, dass sie sich selbst nicht sicher war, ob sie sich Art widersetzte, weil sie ihn nicht mochte, oder ob sie auf die Ungewissheit abfuhr, nicht zu wissen, ob es Piscary, Kisten oder beide zusammen sein würden, mit denen sie sich wieder beruhigte.
Aber ihre Schwäche war kein Grund, Kisten anzublaffen. »Entschuldige«, sagte sie in das verletzte Schweigen hinein.
Kisten antwortete sanft, verzeihend, da er genau wusste, wie hart das Spiel war, das Art mit ihr trieb. »Musst du gehen, Liebes?«, fragte er mit diesem dämlichen Akzent. Wer versuchte er überhaupt zu sein? »Yeah.« Kisten schwieg, und sie fügte hinzu: »Bis heute Abend.« Sie spürte die seltsame Verengung ihrer Kehle und das zunehmende Bedürfnis, jemanden zu berühren. Es war die erste Phase einer ausgewachsenen Blutlust, und ob sie von Kisten ausgelöst worden war oder von Art spielte keine Rolle. Art wäre derjenige, der versuchte, daraus Gewinn zu schlagen.
»Tschüss«, antwortete Kisten angespannt und legte auf. Er sagte, es würde ihm nichts ausmachen, aber er war genauso lebendig wie sie und spürte Eifersucht wie jeder andere auch. Dass er den Entscheidungen, die sie treffen musste, so verständnisvoll gegenüberstand, machte es noch schlimmer. Sie fühlte sich oft, als wären sie wie Kinder in einer kaputten Familie, in der Liebe von Sex pervertiert worden war und der einfachste Weg zum Überleben darin bestand, sich zu unterwerfen. Ihre unsichtbaren Handschellen waren von ihren eigenen Körperzellen erschaffen und durch Manipulation noch verstärkt worden. Und sie wusste nicht, ob sie sie ablegen würde, selbst, wenn sie es gekonnt hätte.
Ivy musterte ihre blassen Finger, als sie den Hörer auflegte. Nicht der Ansatz eines Zitterns. Kein Hinweis auf ihre zunehmende Anspannung. So hielt sie sie auf Abstand - ruhig, still, ohne Gefühl -, eine Fertigkeit, die sie gelernt hatte, als sie im Sommer immer bei Piscarys gearbeitet hatte. Sie hatte ihre Lektion so gut gelernt, dass nur Skimmer wusste, wer sie wirklich sein wollte, obwohl sie Kisten auch genug liebte, um ihm kurze Einblicke zu gewähren.
Sorgfältig löschte sie jedes Gefühl aus ihrer Miene, dann drehte sie ihren Stuhl herum. Art stand im Türrahmen, mit dem Papierstapel in seinen langen Fingern. Offensichtlich hatten sie einen Auftrag. Der Menge der Dokumente nach zu schließen konnte es nicht allzu eilig sein. Wahrscheinlich eine Aufräumaktion aus den Zeiten, bevor sie seine Partnerin geworden war und angefangen hatte, mit Schaufel und Besen hinter ihm herzuräumen.
»Ich esse gerade«, sagte sie, als wäre das nicht offensichtlich. »Kann es nicht noch verdammte zehn Minuten warten?«
Der tote Vampir - auf dem Papier mindestens fünfzig Jahre älter als sie, dem Aussehen nach in ihrem Alter - nickte mit einer einstudierten Bewegung, die sowohl Routine als auch eine gesunde Dosis Sexappeal enthielt. Schwarze Locken umrahmten seine braunen Augen, die sie unverwandt ansahen. Sein kleines, jungenhaftes Gesicht und sein knackiger Arsch ließen ihn wirken wie das Mitglied einer Boy-Band. Er hatte auch ungefähr so viel Persönlichkeit, außer, er strengte sich wirklich an. Aber, Gott, er roch gut. Sein Aroma vermischte sich mit ihrem und löste eine chemische Reaktion aus, die ihre Libido in ungeahnte Höhen trieb. »Ich werde warten«, sagte er mit einem Lächeln.
Oh, Freude. Er wird warten. Arts wohlmodulierte Stimme jagte einen erwartungsvollen Schauer über ihre Wirbelsäule. Verdammt in die Hölle, er war hungrig. Oder vielleicht war er auch gelangweilt. Er würde warten. Er wartete seit sechs Monaten und hatte währenddessen gelernt, wie man sie am besten manipulieren konnte. Und sie wusste, dass sie mehr als nur Spaß haben würde, wenn sie es zuließ.
Die Blutlust der lebenden Vampire war an ihre Sexualität geknüpft, eine evolutionäre Anpassung, die sicherstellte, dass untote Vampire immer eine willige Blutquelle hatten, um sich vor dem Wahnsinn zu bewahren. Um »Blut gebeten zu werden« führte zum sexuellen Höhepunkt; je älter und erfahrener der Vampir war, desto besser war der Orgasmus, und das höchste der Gefühle war natürlich, von einem mächtigen untoten Vampir gebissen zu werden.
Art war seit vier Jahrzehnten tot und hatte die schwierige Dreißig-Jahr-Marke bereits hinter sich gelassen. An dieser Schwelle gelang es den meisten Untoten nicht mehr, ihre geistige Gesundheit zu erhalten, so dass sie letztendlich in die Sonne gingen. Warum Art immer noch arbeitete, war ihr ein Rätsel. Er musste das Geld brauchen, denn er war definitiv nicht gut in seinem Job.
Der Vampir atmete tief ein und sog ihre Laune in sich auf wie sie ein feines Parfüm. Weil er ihre ansteigende Anspannung fühlte, ging Art um ihren Schreibtisch herum und setzte sich in den Ledersessel in der Ecke. Ihr Gesicht wurde ausdruckslos, während ihr Puls sich beschleunigte. Art war der Einzige, der jemals dort saß. Die meisten Leute respektierten ihre Versuche, Bürofreundschaften zu vermeiden - wenn ihr scharfer Sarkasmus und die Tatsache, dass sie die meisten einfach ignorierte, nicht schon ausreichten. Aber Art mochte sie ja nicht wegen ihrer Persönlichkeit, sondern wegen ihres Rufs, den er erst noch kosten musste.
Ivy starrte auf ihren penibel aufgeräumten Schreibtisch und atmete einmal tief durch. Er war tot, und sie war am Leben. Sie waren beide Vampire, die von Blut angetrieben wurden: sie sexuell, er um zu überleben. Eine Verbindung, die im Himmel geschlossen wurde - oder in der Hölle.
Copyright © 2011 der deutschsprachigen Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von Kim Harrison
Kim Harrison wurde 1966 geboren und ist eine engagierte Fantasy-Autorin, die vor Ort recherchiert. Inzwischen wurde sie bereits mehrfach für ihre Bücher ausgezeichnet. Heute lebt die Schriftstellerin in South Carolina.
Bibliographische Angaben
- Autor: Kim Harrison
- 2011, 140 Seiten, Maße: 11,5 x 18,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Lamatsch, Vanessa
- Übersetzer: Vanessa Lamatsch
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453527879
- ISBN-13: 9783453527874
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