Braut der Schatten
Der Schattenprinz Trehan Daciano ist ein gefürchteter Schwertkämpfer. Als er der jungen Zauberin Bettina begegnet, entbrennt er augenblicklich für sie. Doch um Bettina für sich zu gewinnen, muss er an einem gefährlichen Turnier teilnehmen - einem Kampf auf Leben und Tod.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Braut der Schatten “
Der Schattenprinz Trehan Daciano ist ein gefürchteter Schwertkämpfer. Als er der jungen Zauberin Bettina begegnet, entbrennt er augenblicklich für sie. Doch um Bettina für sich zu gewinnen, muss er an einem gefährlichen Turnier teilnehmen - einem Kampf auf Leben und Tod.
Klappentext zu „Braut der Schatten “
Auch mit ihrer neuen Serie "The Dacians" entführt Kresley Cole wieder in die Welt der Immortals after Dark! Der Schattenprinz Trehan Daciano ist ein gefürchteter Schwertkämpfer. Als er der jungen Zauberin Bettina begegnet, entbrennt sein Herz augenblicklich in tiefer Leidenschaft zu ihr. Doch um Bettina für sich zu gewinnen, muss er an einem gefährlichen Turnier teilnehmen - einem Kampf auf Leben und Tod.
Lese-Probe zu „Braut der Schatten “
Braut der Schatten von Kresly ColeIns Deutsche übertragen von Bettina Oder
1
Ein brutaler Tritt in den Rücken der Prinzessin von Abaddon
durchtrennte ihr Rückenmark.
Was für ein Segen.
Der brennende Schmerz, der sich in ihren gesamten Körper gekrallt hatte, ließ unterhalb der Taille nach. Zuerst spürte sie noch einen leichten Druck, dann ein Prickeln, und dann ...
Nichts mehr.
Ein Segen. Sie hatte längst aufgegeben, um ihr Leben zu betteln, und sie wusste, dass sie dieses Mohnblumenfeld nicht lebendig verlassen würde.
Die vier geflügelten Ungeheuer, die sie hierher verschleppt hatten, verfolgten einen Plan: Sie wollten ihr so viele Schmerzen wie nur möglich zufügen, ehe sie starb. Ihrer Sorcera-Mutter hatten sie vor zwanzig Jahren das Gleiche angetan.
Auch wenn sie zur Hälfte ein Dämon war, war Bettinas Körper unbrauchbar im Kampf. Sie hatte sich immer darauf verlassen, dass ihre Sorceri-Macht sie schützte. Doch jene Vrekener hatten ihr diese Macht mit derselben Leichtigkeit ausgesaugt, mit der sie ihr auch die Kleider vom Leib gerissen hatten.
Sie war nicht einmal mehr imstande, die geschwollenen Augen zu öffnen. Das Letzte, was sie gesehen hatte, war deren Anführer, der über ihr aufragte und mit rasendem Blick seine Sense schwang. Seine Schwingen mit den Klauen an ihren Enden hatten das Licht eines tief stehenden gelben Mondes verdeckt. Die Klinge der Sense war nicht aus Metall gefertigt, sondern bestand aus einer schwarzen Flamme ...
Doch Bettina konnte immer noch hören, war immer noch bei Bewusstsein. In der Ferne spielte eine New-Age-Band auf einer Freilichtbühne. Junge Sterbliche sangen und tanzten ...
... mehr
Ein gewaltiger Tritt warf sie auf den Bauch. Ihr übel zugerichtetes Gesicht landete inmitten zertrampelter Mohnblumen. Der Anführer spielte mit ihr, wie ein Falke mit einer Maus spielen würde, während er ihr das Fleisch von den Knochen riss. Seine Gefolgsleute jubelten und übergossen sie mit Branntwein aus ihren Flaschen.
Drohende Schreie, Stiefelspitzen mit Stahlkappen, das Brennen von Alkohol auf ihrer Haut.
Oh ihr Götter, all das bekam sie bei vollem Bewusstsein mit. Verzweifelt bemühte sie sich, die Erinnerungen an einen Jungen mit lächelnden blauen Augen und von der Sonne gebleichtem Haar heraufzubeschwören.
Er weiß nicht, wie sehr ich ihn liebe. Es gibt so viele Dinge, die ich gern getan hätte ...
Eine weitere Explosion des Schmerzes erschütterte ihren Oberkörper - wie um die Taubheit in ihren zerschmetterten Beinen auszugleichen. Sie spürte die gebrochenen Rippen, die aus ihrer Haut herausragten. Ihre verstümmelten Arme lagen schlaff auf der Erde, wo sie hingefallen waren, als sie zuletzt versucht hatte, ihren Kopf zu schützen. Ihre Qualen wuchsen ins Unermessliche.
Oder vielleicht schlugen die Vrekener nun auch rascher und heftiger auf sie ein. Der Tod war nahe.
Dabei hatte sie doch nur mit ihren sterblichen College- freunden auf eine Party gehen wollen. Sie war so aufgeregt gewesen, überglücklich, unter ihnen nicht aufzufallen - zumindest dem Anschein nach. Als Halbling hatte sie noch nie zuvor irgendwo dazugehört. Doch da ahnte sie noch nicht, dass sie mit ihren Zauberkünsten bereits die Aufmerksamkeit des Feindes auf sich gezogen hatte. Sie hatte sie ja nie absichtlich benutzt ...
Durch all den anderen Schmerz hindurch nahm sie die Hitze der brennenden Sense wahr, die ihr immer näher kam. Heißer, heißer, versengend.
Alkohol auf ihrer Haut, die schwarze Flamme ...
Bettina unterdrückte ein Schluchzen. Sie hatten vor, sie zu verbrennen?
Mit einem Mal fühlte sie sich schwerelos. Fühlt es sich so an, zu sterben?
Nein, sie bewegte sich. Hatte man sie gerufen? Ihr guten Götter, ja, der Dämon in ihr war durch Zeit und Raum beschworen worden. Nackt, hilflos, blind glitt sie von jenem Feld in der Welt der Sterblichen hinüber in ihre Heimatebene Abaddon.
Im nächsten Augenblick wichen die Mohnblumen kaltem Marmor - ein Balsam für die verbliebenen Reste ihrer Haut. Ihre Wahrnehmung wurde wieder klarer. Ich liege auf dem Boden im Hof meiner Burg, zerschmettert, und trage nichts als mein eigenes Blut und den widerlichen Branntwein der Vrekener auf der Haut. Doch die Höflinge schwatzen und lachen immer noch. Können sie mich denn nicht sehen?
Sie versuchte, um Hilfe zu schreien. Blutbläschen quollen aus ihrem Mund. Kann nicht schreien, kann mich nicht rühren. Sie konnte nur hören und wurde Zeugin einer Unterhaltung zwischen ihrem Paten Raum, dem Großherzog der Todbringenden, und einem anderen Mann.
»Was hast du denn jetzt schon wieder gemacht, Raum?« Es war Caspion der Jäger. Der Dämon, den sie insgeheim liebte. »Tina hasst es, durch dieses Medaillon beschworen zu werden.« In diesem Moment sicher nicht! »Sie fühlt sich dabei wie ein Hund, der an einer Kette liegt.«
Ihre Vormunde hatten darauf bestanden; es war eine Bedingung dafür gewesen, dass sie Abaddon verlassen durfte.
»Ha! Vermutlich sorgt es dafür, dass sie sich mehr wie ein Dämon fühlt«, sagte Raum barsch, wohl wissend, dass das nicht stimmte. Sie hatten sich bereits wegen des mystischen Medaillons gestritten. »Außerdem sagte sie zu mir, sie würde Ende des Monats sowieso vom College nach Hause kommen.«
»Du weißt, dass die Zeit im Reich der Sterblichen anders vergeht.« In Caspions Stimme schwang Belustigung mit. »Abgesehen davon sagte sie, sie sei sehr beschäftigt, würde aber versuchen, zu Besuch zu ...«
Bettina hörte einen der Höflinge nach Luft schnappen. Sie haben mich gesehen. Leises Gemurmel entwickelte sich zu einem Aufruhr.
Von der Vorderseite des Hofes erklang Caspions gebieterische Stimme. »Was ist da los?« Gleich darauf hörte sie, wie er aus größerer Nähe fragte: »Wer ist diese bemitleidenswerte Kreatur? Nein, nein, das ist nicht Tina. Das kann nicht sein!« Eine Berührung ihrer Stirn ... ein schwerer Atemzug, als er sie wiedererkannte ... ein erschütterter Schrei. »Bettina! «
»Was ist passiert?«, brüllte Raum.
»Tina, wach auf!«, befahl Caspion ihr. »Oh ihr Götter, bleib bei mir!«
Ihm zuliebe gelang es ihr schließlich, ein zugeschwollenes Auge einen Spaltbreit zu öffnen. Das lockige blonde Haar fiel ihm in sein fassungsloses Gesicht. Seine Augen waren nicht länger mitternachtsblau, sondern tiefschwarz gefärbt, ein Zeichen seiner Aufgewühltheit. Tränen sammelten sich in ihnen, als er ihre Verletzungen musterte.
Sie sah in ihm den strahlenden Helden früherer Tage. Ihren geliebten Cas.
Er riss sich den warmen Mantel vom Leib und deckte sie damit zu. »Ein Arzt!«, schrie er in die Menge hinein. »Sofort! «
Immer mehr versammelten sich um sie. Sie hörte Raums stampfende Schritte näher kommen. »Wer hat meiner kleinen Tina das angetan?« Irgendetwas zerbrach - zweifellos in seiner Faust. »Verdammt noch mal, sagt es mir! Wer hat ihr wehgetan? «
Sie versuchte zu antworten, öffnete den Mund ... Ihr Kiefer musste gebrochen sein.
Ein weiterer schmerzerfüllter Schrei. Oh, Cas.
»Du hältst durch und bleibst bei mir«, sagte er. Ihm war anzuhören, wie viel Mühe es ihm bereitete, sich zusammenzureißen.
Es gibt keinen Ort, an dem ich lieber wäre, als bei dir.
»Ich werde dir helfen, dies durchzustehen, Tina. Ich schwöre es. Schon bald wird es dir wieder gut gehen.« Seine Stimme klang belegt. »Verlass mich nicht.«
Bettina fühlte einen Hauch von Hoffnung, etwas, worum es sich zu kämpfen lohnte. Sicherlich erwiderte Cas ihre Gefühle und sah in ihr mehr als seine kleine Schwester.
»Wird sie es überleben?«, stieß Raum hervor. »Sie ist nicht so widerstandsfähig wie eine Dämonin, nicht so stark wie wir.«
Schon vorher war sie keine wahre Dämonin gewesen. Jetzt war sie auch nicht länger eine Sorcera. Sie haben mir meine Radixmacht genommen. Meine Seele.
Ein Mann, den sie nicht erkannte, fragte: »Hatte sie bereits ihre Unsterblichkeit erlangt?« Vielleicht der Arzt?
»Sie stand kurz davor«, erwiderte Cas. »Vielleicht ist es inzwischen geschehen ...«
»Wir brauchen einen Sorceri-Heiler. Wenn wir rasch handeln, könnte sich die Prinzessin erholen«, sagte der Arzt, um seine Aussage hastig zu ergänzen: »Das heißt, ihr Körper könnte sich erholen.«
Was wollte er damit sagen?
»Sucht Tinas Patin!«, befahl Raum. »Und kehrt ja nicht ohne Morgana von der Sorceri-Ebene zurück!« Jetzt trat Raum vor Bettina, sodass sie ihn sehen konnte. »Ich hätte sie niemals gehen lassen dürfen!«, schrie er Cas an. »Ich war zu nachgiebig! Aber es wird sich einiges ändern in Abaddon!« Seine Augen funkelten, er schien die Worte nur mit Mühe herauszubekommen. Der bärbeißige alte Krieger wusste nicht mehr weiter. Er rammte seine Hörner gegen eine Steinmauer und brüllte die Umstehenden an: »Hört gut zu, was ich sage! Wir werden zu den alten Sitten zurückkehren!«
Da Bettinas Körper nun nicht weiter angegriffen wurde, versuchte er, sich zu regenerieren. Ihre Nerven erwachten Funken sprühend zu neuem Leben. Eine Welle sengenden Schmerzes nach der anderen rollte tosend über sie hinweg.
Doch selbst inmitten der zunehmenden Qualen und des Schreckens des gerade Erlebten lösten die Worte »alte Sitten« eine schreckliche Angst in ihrem Herzen aus.
Prinz Trehan Dakiano erwachte mit einem Schlag mitten am Tag und setzte sich in seinem Lager aus Pelzen kerzengerade auf.
Als er sich verwirrt umsah, erblickte er seine gewohnte Umgebung: Bücherregale, Waffen, seine Anrichte, auf der Karaffen mit Met, das mit Blut gemischt war, standen.
Obwohl er keinen Albtraum gehabt hatte, war er aus dem Schlaf gerissen worden, und nun verspürte er eine ausgeprägte Besorgnis. Mit jeder Sekunde wurde er unruhiger. Ein Gefühl der ... Leere breitete sich in seiner Brust aus.
Ein Gefühl des Grauens. Das absolute Gegenteil zu seiner üblichen Gleichgültigkeit.
Mit zusammengezogenen Brauen erhob er sich und translozierte sich quer durch das geräumige Zimmer zu einem der mit Vorhängen verdeckten Balkone.
Dieses herrschaftliche Apartment war einmal die königliche Bibliothek gewesen. Vor einigen Jahrhunderten war er hier eingezogen und nie wieder ausgezogen. Er hatte sich so häufig an diesem Ort aufgehalten, bis kein anderes Familienmitglied ihn mehr betreten hatte.
Die wohlvertrauten Mauern verströmten alte Zeiten und Geschichten. Er kannte jeden Felsbrocken, jede Kerbe, jedes Detail im Raum so gut wie sein eigenes grimmiges Spiegelbild. Genau wie diese Steine ertrage ich ruhig ein Zeitalter nach dem anderen.
Er zog den dichten Vorhang zurück und sah hinaus. Aus dieser Höhe vermochte Trehan weit in das Reich von Blut und Nebel, das verborgene Land der mächtigen Dakier, hinauszublicken.
Zu dieser Zeit herrschte in der königlichen Stadt unter ihm noch Ruhe. Nur der Klang von Dakiens sprudelnden Blutquellen war zu hören.
Seiner Residenz gegenüber erhob sich die majestätische Burg aus schwarzem Stein, das Herz des Reiches - doch leer und verlassen ohne einen König. Wie viele Mitglieder seiner Familie waren schon bei dem Versuch umgekommen, diese Festung einzunehmen? Dieser Thron war umgeben von Hinterlist und Mord.
Die einander bekriegenden Geschlechter der königlichen Familie hatten sich einstmals Hunderter von Mitgliedern rühmen können ... Inzwischen besaßen sie kaum mehr als eine Handvoll.
Für eine unsterbliche Familie kannten sie den Tod erstaunlich gut.
Trehan war der Letzte, der dem Haus der Schatten geboren worden war, dem Familienzweig, der traditionell die Assassinen stellte. Auch wenn er ein potenzieller Anwärter auf die Krone war - so wie auch vier seiner mörderisch gefährlichen Cousins -, verspürte er keinerlei Ehrgeiz, sie zu erobern. Von Natur aus ein stiller Einzelgänger, hasste er jede Art von Spektakel und Aufmerksamkeit und war es zufrieden, mit den Schatten zu verschmelzen.
Sein einziger Wunsch war es, seine Pflicht zu erfüllen. Seit beinahe einem Jahrtausend war er nun schon der Gesetzeshüter des Landes, ein erbarmungsloser Assassine.
Sein längst verstorbener Vater hatte ihn so oft ermahnt: »Du bist das Schwert des Königreichs, Trehan. Dakien wird alles für dich sein: deine Familie, dein Freund, deine Geliebte, die große Liebe deines Lebens. Dies ist dein Los, Sohn. Wünsche dir nichts anderes, und du wirst niemals enttäuscht werden.«
Einst war Trehan närrisch genug gewesen, heimliche Hoffnungen zu hegen, doch schließlich hatte er die Lehren seines Vaters angenommen - wie es die Logik gebot.
Ich begehre nichts. Dies war sein Schicksal: tief unten in der Erde zu warten, bis Mutter Dakien sein Schwert brauchte, um dann zuzuschlagen, hinzurichten. Und wieder zurückzukehren.
Woher kommt dann diese unerklärliche Unruhe? Diese plötzliche ... Frustration?
Es ähnelte jenem nagenden Gefühl, eine Pflicht vernachlässigt zu haben. Allerdings setzte ihm dieses Gefühl beinahe schmerzhaft zu.
Und warum sollte Trehan das Gefühl quälen, er habe etwas vergessen? Er tat immer alles, was von ihm erwartet wurde.
Der stets gefühlskalte, stets rationale Trehan konnte sich das einfach nicht erklären.
Was habe ich unerledigt gelassen? Trehan rieb sich mit der Hand die Brust, als er zu einem der zahllosen Bücherregale hinüberging. Er wählte den Bericht eines Forschungsreisenden aus, den er erst kürzlich erworben hatte, und begab sich zu seinem Lieblingssessel vor dem Feuer, mit der Absicht, sich in den Erzählungen des Lebens außerhalb dieses Berges zu verlieren, in Gefühlen, die er niemals fühlte, und Erlebnissen, die er nie durchlebte.
Doch an diesem Tag gelang ihm das nicht.
Nachdem er dieselbe Seite ein Dutzend Mal gelesen hatte, schloss er den Band und starrte in die Flammen, während er sich darum bemühte, die schmerzende Leere in seinem schlummernden Herzen zu identifizieren.
Seine Finger schlossen sich fester um das Buch, bis sie beinahe im Einband versanken. Bei allen Göttern, was habe ich nur übersehen?
Doch seine Furcht wuchs immer weiter. Und dann war da ein Wort, ein Flüstern in seinem Geist ...
Beschützen.
Copyright © Deutschsprachige Erstausgabe März 2014 bei LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH, Gertrudenstraße 30-36, 50667 Köln
Ein gewaltiger Tritt warf sie auf den Bauch. Ihr übel zugerichtetes Gesicht landete inmitten zertrampelter Mohnblumen. Der Anführer spielte mit ihr, wie ein Falke mit einer Maus spielen würde, während er ihr das Fleisch von den Knochen riss. Seine Gefolgsleute jubelten und übergossen sie mit Branntwein aus ihren Flaschen.
Drohende Schreie, Stiefelspitzen mit Stahlkappen, das Brennen von Alkohol auf ihrer Haut.
Oh ihr Götter, all das bekam sie bei vollem Bewusstsein mit. Verzweifelt bemühte sie sich, die Erinnerungen an einen Jungen mit lächelnden blauen Augen und von der Sonne gebleichtem Haar heraufzubeschwören.
Er weiß nicht, wie sehr ich ihn liebe. Es gibt so viele Dinge, die ich gern getan hätte ...
Eine weitere Explosion des Schmerzes erschütterte ihren Oberkörper - wie um die Taubheit in ihren zerschmetterten Beinen auszugleichen. Sie spürte die gebrochenen Rippen, die aus ihrer Haut herausragten. Ihre verstümmelten Arme lagen schlaff auf der Erde, wo sie hingefallen waren, als sie zuletzt versucht hatte, ihren Kopf zu schützen. Ihre Qualen wuchsen ins Unermessliche.
Oder vielleicht schlugen die Vrekener nun auch rascher und heftiger auf sie ein. Der Tod war nahe.
Dabei hatte sie doch nur mit ihren sterblichen College- freunden auf eine Party gehen wollen. Sie war so aufgeregt gewesen, überglücklich, unter ihnen nicht aufzufallen - zumindest dem Anschein nach. Als Halbling hatte sie noch nie zuvor irgendwo dazugehört. Doch da ahnte sie noch nicht, dass sie mit ihren Zauberkünsten bereits die Aufmerksamkeit des Feindes auf sich gezogen hatte. Sie hatte sie ja nie absichtlich benutzt ...
Durch all den anderen Schmerz hindurch nahm sie die Hitze der brennenden Sense wahr, die ihr immer näher kam. Heißer, heißer, versengend.
Alkohol auf ihrer Haut, die schwarze Flamme ...
Bettina unterdrückte ein Schluchzen. Sie hatten vor, sie zu verbrennen?
Mit einem Mal fühlte sie sich schwerelos. Fühlt es sich so an, zu sterben?
Nein, sie bewegte sich. Hatte man sie gerufen? Ihr guten Götter, ja, der Dämon in ihr war durch Zeit und Raum beschworen worden. Nackt, hilflos, blind glitt sie von jenem Feld in der Welt der Sterblichen hinüber in ihre Heimatebene Abaddon.
Im nächsten Augenblick wichen die Mohnblumen kaltem Marmor - ein Balsam für die verbliebenen Reste ihrer Haut. Ihre Wahrnehmung wurde wieder klarer. Ich liege auf dem Boden im Hof meiner Burg, zerschmettert, und trage nichts als mein eigenes Blut und den widerlichen Branntwein der Vrekener auf der Haut. Doch die Höflinge schwatzen und lachen immer noch. Können sie mich denn nicht sehen?
Sie versuchte, um Hilfe zu schreien. Blutbläschen quollen aus ihrem Mund. Kann nicht schreien, kann mich nicht rühren. Sie konnte nur hören und wurde Zeugin einer Unterhaltung zwischen ihrem Paten Raum, dem Großherzog der Todbringenden, und einem anderen Mann.
»Was hast du denn jetzt schon wieder gemacht, Raum?« Es war Caspion der Jäger. Der Dämon, den sie insgeheim liebte. »Tina hasst es, durch dieses Medaillon beschworen zu werden.« In diesem Moment sicher nicht! »Sie fühlt sich dabei wie ein Hund, der an einer Kette liegt.«
Ihre Vormunde hatten darauf bestanden; es war eine Bedingung dafür gewesen, dass sie Abaddon verlassen durfte.
»Ha! Vermutlich sorgt es dafür, dass sie sich mehr wie ein Dämon fühlt«, sagte Raum barsch, wohl wissend, dass das nicht stimmte. Sie hatten sich bereits wegen des mystischen Medaillons gestritten. »Außerdem sagte sie zu mir, sie würde Ende des Monats sowieso vom College nach Hause kommen.«
»Du weißt, dass die Zeit im Reich der Sterblichen anders vergeht.« In Caspions Stimme schwang Belustigung mit. »Abgesehen davon sagte sie, sie sei sehr beschäftigt, würde aber versuchen, zu Besuch zu ...«
Bettina hörte einen der Höflinge nach Luft schnappen. Sie haben mich gesehen. Leises Gemurmel entwickelte sich zu einem Aufruhr.
Von der Vorderseite des Hofes erklang Caspions gebieterische Stimme. »Was ist da los?« Gleich darauf hörte sie, wie er aus größerer Nähe fragte: »Wer ist diese bemitleidenswerte Kreatur? Nein, nein, das ist nicht Tina. Das kann nicht sein!« Eine Berührung ihrer Stirn ... ein schwerer Atemzug, als er sie wiedererkannte ... ein erschütterter Schrei. »Bettina! «
»Was ist passiert?«, brüllte Raum.
»Tina, wach auf!«, befahl Caspion ihr. »Oh ihr Götter, bleib bei mir!«
Ihm zuliebe gelang es ihr schließlich, ein zugeschwollenes Auge einen Spaltbreit zu öffnen. Das lockige blonde Haar fiel ihm in sein fassungsloses Gesicht. Seine Augen waren nicht länger mitternachtsblau, sondern tiefschwarz gefärbt, ein Zeichen seiner Aufgewühltheit. Tränen sammelten sich in ihnen, als er ihre Verletzungen musterte.
Sie sah in ihm den strahlenden Helden früherer Tage. Ihren geliebten Cas.
Er riss sich den warmen Mantel vom Leib und deckte sie damit zu. »Ein Arzt!«, schrie er in die Menge hinein. »Sofort! «
Immer mehr versammelten sich um sie. Sie hörte Raums stampfende Schritte näher kommen. »Wer hat meiner kleinen Tina das angetan?« Irgendetwas zerbrach - zweifellos in seiner Faust. »Verdammt noch mal, sagt es mir! Wer hat ihr wehgetan? «
Sie versuchte zu antworten, öffnete den Mund ... Ihr Kiefer musste gebrochen sein.
Ein weiterer schmerzerfüllter Schrei. Oh, Cas.
»Du hältst durch und bleibst bei mir«, sagte er. Ihm war anzuhören, wie viel Mühe es ihm bereitete, sich zusammenzureißen.
Es gibt keinen Ort, an dem ich lieber wäre, als bei dir.
»Ich werde dir helfen, dies durchzustehen, Tina. Ich schwöre es. Schon bald wird es dir wieder gut gehen.« Seine Stimme klang belegt. »Verlass mich nicht.«
Bettina fühlte einen Hauch von Hoffnung, etwas, worum es sich zu kämpfen lohnte. Sicherlich erwiderte Cas ihre Gefühle und sah in ihr mehr als seine kleine Schwester.
»Wird sie es überleben?«, stieß Raum hervor. »Sie ist nicht so widerstandsfähig wie eine Dämonin, nicht so stark wie wir.«
Schon vorher war sie keine wahre Dämonin gewesen. Jetzt war sie auch nicht länger eine Sorcera. Sie haben mir meine Radixmacht genommen. Meine Seele.
Ein Mann, den sie nicht erkannte, fragte: »Hatte sie bereits ihre Unsterblichkeit erlangt?« Vielleicht der Arzt?
»Sie stand kurz davor«, erwiderte Cas. »Vielleicht ist es inzwischen geschehen ...«
»Wir brauchen einen Sorceri-Heiler. Wenn wir rasch handeln, könnte sich die Prinzessin erholen«, sagte der Arzt, um seine Aussage hastig zu ergänzen: »Das heißt, ihr Körper könnte sich erholen.«
Was wollte er damit sagen?
»Sucht Tinas Patin!«, befahl Raum. »Und kehrt ja nicht ohne Morgana von der Sorceri-Ebene zurück!« Jetzt trat Raum vor Bettina, sodass sie ihn sehen konnte. »Ich hätte sie niemals gehen lassen dürfen!«, schrie er Cas an. »Ich war zu nachgiebig! Aber es wird sich einiges ändern in Abaddon!« Seine Augen funkelten, er schien die Worte nur mit Mühe herauszubekommen. Der bärbeißige alte Krieger wusste nicht mehr weiter. Er rammte seine Hörner gegen eine Steinmauer und brüllte die Umstehenden an: »Hört gut zu, was ich sage! Wir werden zu den alten Sitten zurückkehren!«
Da Bettinas Körper nun nicht weiter angegriffen wurde, versuchte er, sich zu regenerieren. Ihre Nerven erwachten Funken sprühend zu neuem Leben. Eine Welle sengenden Schmerzes nach der anderen rollte tosend über sie hinweg.
Doch selbst inmitten der zunehmenden Qualen und des Schreckens des gerade Erlebten lösten die Worte »alte Sitten« eine schreckliche Angst in ihrem Herzen aus.
Prinz Trehan Dakiano erwachte mit einem Schlag mitten am Tag und setzte sich in seinem Lager aus Pelzen kerzengerade auf.
Als er sich verwirrt umsah, erblickte er seine gewohnte Umgebung: Bücherregale, Waffen, seine Anrichte, auf der Karaffen mit Met, das mit Blut gemischt war, standen.
Obwohl er keinen Albtraum gehabt hatte, war er aus dem Schlaf gerissen worden, und nun verspürte er eine ausgeprägte Besorgnis. Mit jeder Sekunde wurde er unruhiger. Ein Gefühl der ... Leere breitete sich in seiner Brust aus.
Ein Gefühl des Grauens. Das absolute Gegenteil zu seiner üblichen Gleichgültigkeit.
Mit zusammengezogenen Brauen erhob er sich und translozierte sich quer durch das geräumige Zimmer zu einem der mit Vorhängen verdeckten Balkone.
Dieses herrschaftliche Apartment war einmal die königliche Bibliothek gewesen. Vor einigen Jahrhunderten war er hier eingezogen und nie wieder ausgezogen. Er hatte sich so häufig an diesem Ort aufgehalten, bis kein anderes Familienmitglied ihn mehr betreten hatte.
Die wohlvertrauten Mauern verströmten alte Zeiten und Geschichten. Er kannte jeden Felsbrocken, jede Kerbe, jedes Detail im Raum so gut wie sein eigenes grimmiges Spiegelbild. Genau wie diese Steine ertrage ich ruhig ein Zeitalter nach dem anderen.
Er zog den dichten Vorhang zurück und sah hinaus. Aus dieser Höhe vermochte Trehan weit in das Reich von Blut und Nebel, das verborgene Land der mächtigen Dakier, hinauszublicken.
Zu dieser Zeit herrschte in der königlichen Stadt unter ihm noch Ruhe. Nur der Klang von Dakiens sprudelnden Blutquellen war zu hören.
Seiner Residenz gegenüber erhob sich die majestätische Burg aus schwarzem Stein, das Herz des Reiches - doch leer und verlassen ohne einen König. Wie viele Mitglieder seiner Familie waren schon bei dem Versuch umgekommen, diese Festung einzunehmen? Dieser Thron war umgeben von Hinterlist und Mord.
Die einander bekriegenden Geschlechter der königlichen Familie hatten sich einstmals Hunderter von Mitgliedern rühmen können ... Inzwischen besaßen sie kaum mehr als eine Handvoll.
Für eine unsterbliche Familie kannten sie den Tod erstaunlich gut.
Trehan war der Letzte, der dem Haus der Schatten geboren worden war, dem Familienzweig, der traditionell die Assassinen stellte. Auch wenn er ein potenzieller Anwärter auf die Krone war - so wie auch vier seiner mörderisch gefährlichen Cousins -, verspürte er keinerlei Ehrgeiz, sie zu erobern. Von Natur aus ein stiller Einzelgänger, hasste er jede Art von Spektakel und Aufmerksamkeit und war es zufrieden, mit den Schatten zu verschmelzen.
Sein einziger Wunsch war es, seine Pflicht zu erfüllen. Seit beinahe einem Jahrtausend war er nun schon der Gesetzeshüter des Landes, ein erbarmungsloser Assassine.
Sein längst verstorbener Vater hatte ihn so oft ermahnt: »Du bist das Schwert des Königreichs, Trehan. Dakien wird alles für dich sein: deine Familie, dein Freund, deine Geliebte, die große Liebe deines Lebens. Dies ist dein Los, Sohn. Wünsche dir nichts anderes, und du wirst niemals enttäuscht werden.«
Einst war Trehan närrisch genug gewesen, heimliche Hoffnungen zu hegen, doch schließlich hatte er die Lehren seines Vaters angenommen - wie es die Logik gebot.
Ich begehre nichts. Dies war sein Schicksal: tief unten in der Erde zu warten, bis Mutter Dakien sein Schwert brauchte, um dann zuzuschlagen, hinzurichten. Und wieder zurückzukehren.
Woher kommt dann diese unerklärliche Unruhe? Diese plötzliche ... Frustration?
Es ähnelte jenem nagenden Gefühl, eine Pflicht vernachlässigt zu haben. Allerdings setzte ihm dieses Gefühl beinahe schmerzhaft zu.
Und warum sollte Trehan das Gefühl quälen, er habe etwas vergessen? Er tat immer alles, was von ihm erwartet wurde.
Der stets gefühlskalte, stets rationale Trehan konnte sich das einfach nicht erklären.
Was habe ich unerledigt gelassen? Trehan rieb sich mit der Hand die Brust, als er zu einem der zahllosen Bücherregale hinüberging. Er wählte den Bericht eines Forschungsreisenden aus, den er erst kürzlich erworben hatte, und begab sich zu seinem Lieblingssessel vor dem Feuer, mit der Absicht, sich in den Erzählungen des Lebens außerhalb dieses Berges zu verlieren, in Gefühlen, die er niemals fühlte, und Erlebnissen, die er nie durchlebte.
Doch an diesem Tag gelang ihm das nicht.
Nachdem er dieselbe Seite ein Dutzend Mal gelesen hatte, schloss er den Band und starrte in die Flammen, während er sich darum bemühte, die schmerzende Leere in seinem schlummernden Herzen zu identifizieren.
Seine Finger schlossen sich fester um das Buch, bis sie beinahe im Einband versanken. Bei allen Göttern, was habe ich nur übersehen?
Doch seine Furcht wuchs immer weiter. Und dann war da ein Wort, ein Flüstern in seinem Geist ...
Beschützen.
Copyright © Deutschsprachige Erstausgabe März 2014 bei LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH, Gertrudenstraße 30-36, 50667 Köln
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Autoren-Porträt von Kresley Cole
Nach einer Karriere als Athletin und Trainerin veröffentlichte Kresley Cole 2003 ihren ersten Roman und ist seither eine der international erfolgreichsten Autorinnen historischer und fantastischer Liebesromane.
Bibliographische Angaben
- Autor: Kresley Cole
- Altersempfehlung: Ab 16 Jahre
- 2014, 1. Aufl., 576 Seiten, Maße: 12,4 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Bettina Oder
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 380259276X
- ISBN-13: 9783802592768
- Erscheinungsdatum: 03.03.2014
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