Dämmerung / Warrior Cats Staffel 2 Bd.5
Die neue Prophezeiung, II, Band 5
Unbekannte Territorien, ein neues Lager und viele aufregende Entdeckungen - die Katzen des DonnerClans sind vollkommen mit der Erkundung ihrer neuen Heimat beschäftigt. So merkt keine, wie die junge Heilerin Blattsee sich mehr und mehr in eine...
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Produktinformationen zu „Dämmerung / Warrior Cats Staffel 2 Bd.5 “
Unbekannte Territorien, ein neues Lager und viele aufregende Entdeckungen - die Katzen des DonnerClans sind vollkommen mit der Erkundung ihrer neuen Heimat beschäftigt. So merkt keine, wie die junge Heilerin Blattsee sich mehr und mehr in eine verhängnisvolle Liebe verstrickt. Als Heilerin ist es ihr nicht erlaubt, einen Gefährten zu haben. Als Blattsee in ihrer Verzweiflung schließlich eine Entscheidung trifft, ahnt sie nicht, dass sie damit das Leben ihres ganzen Clans auf Spiel setzt.
Klappentext zu „Dämmerung / Warrior Cats Staffel 2 Bd.5 “
»Tief in deinem Inneren weißt du, was richtig ist. Du musst deinem Herzen folgen.«Unbekannte Territorien, ein neues Lager und viele aufregende Entdeckungen - die Katzen des DonnerClans sind vollkommen mit der Erkundung ihrer neuen Heimat beschäftigt. So merkt keine, wie die junge Heilerin Blattsee sich mehr und mehr in eine verhängnisvolle Liebe verstrickt. Als Heilerin ist es ihr nicht erlaubt, einen Gefährten zu haben. Als Blattsee in ihrer Verzweiflung schließlich eine Entscheidung trifft, ahnt sie nicht, dass sie damit das Leben ihres ganzen Clans auf Spiel setzt ...
"Tief in deinem Inneren weißt du, was richtig ist. Du musst deinem Herzen folgen."
Unbekannte Territorien, ein neues Lager und viele aufregende Entdeckungen - die Katzen des DonnerClans sind vollkommen mit der Erkundung ihrer neuen Heimat beschäftigt. So merkt keine, wie die junge Heilerin Blattsee sich mehr und mehr in eine verhängnisvolle Liebe verstrickt. Als Heilerin ist es ihr nicht erlaubt, einen Gefährten zu haben. Als Blattpfote in ihrer Verzweiflung schließlich eine Entscheidung trifft, ahnt sie nicht, dass sie damit das Leben ihres ganzen Clans auf Spiel setzt ...
Unbekannte Territorien, ein neues Lager und viele aufregende Entdeckungen - die Katzen des DonnerClans sind vollkommen mit der Erkundung ihrer neuen Heimat beschäftigt. So merkt keine, wie die junge Heilerin Blattsee sich mehr und mehr in eine verhängnisvolle Liebe verstrickt. Als Heilerin ist es ihr nicht erlaubt, einen Gefährten zu haben. Als Blattpfote in ihrer Verzweiflung schließlich eine Entscheidung trifft, ahnt sie nicht, dass sie damit das Leben ihres ganzen Clans auf Spiel setzt ...
Lese-Probe zu „Dämmerung / Warrior Cats Staffel 2 Bd.5 “
Warrior Cats - Dämmerung von Erin HunterPROLOG
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»NEIN! DAS MUSS ein Irrtum sein!« Die Katze, die am Ufer des Teichs kauerte, blickte auf. Ihr Fell leuchtete hell im Mondlicht. »Es gibt noch so viel für mich zu tun!«
Eine andere Kätzin mit breitem Gesicht und blaugrauem Fell trottete um den Teich herum.
»Es tut mir leid«, miaute sie und ihre Augen waren voller Mitleid. »Ich weiß, du hast noch mit vielen weiteren Monden bei deinen Clan-Kameraden gerechnet, bevor du zu uns kommst.«
Die kauernde Katze blickte hinab ins Wasser, in dem das Spiegelbild des Mondes zitterte wie ein dahintreibendes Blatt. Die gesamte Oberfläche des Teichs leuchtete wider von dem Sternenlicht, das von den zahllosen schimmernden Gestalten ausging, welche die Senke umgaben. Einen Augenblick lang war nur das Geräusch des Wasserfalls zu hören, der von den steilen Felsen herabfiel. Die Katzen des Sternen-Clans saßen in schweigender Aufmerksamkeit da, und es schien, als würden sie alle den Kummer der Kätzin am Wassersaum teilen.
»Du hast deinem Clan treuer gedient als manche Katzen in einem langen Leben«, fuhr die blaugraue Kätzin fort. »Es muss dir sehr ungerecht vorkommen, dass du ihn nun verlassen sollst.«
Die kauernde Katze erhob ihre leuchtenden Augen und blickte die Sternenkriegerin an. »Blaustern, ich weiß, dass du nichts dafür kannst. Du musst dich nicht entschuldigen.«
Die Sternenkätzin schnippte mit dem Schwanz. »Aber ich möchte es. Du sollst wissen, wie viel dein Clan dir schuldet.«
»Alle Clans.« Ein schwarz-weißer Kater mit einem langen Schwanz erhob sich auf die Pfoten und lief auf leisen Sohlen um den Teich herum, bis er neben Blaustern stand. »Auch der Sternen-Clan. Keiner von uns hätte unser neues Zuhause gefunden ohne dich.« Er neigte den Kopf in einer Geste des Respekts und das Sternenlicht auf der Oberfläche des Teichs flackerte.
Die Kätzin blinzelte ihn an. »Ich danke dir, Riesenstern. Ich habe Fehler gemacht, aber ich habe immer versucht, das zu tun, was ich für das Richtige hielt.«
»Mehr verlangt der Sternen-Clan nicht von seinen Kriegern.« Ein magerer, schwarzer Kater machte sich auf den Weg über die moosbedeckten Felsen. »Wenn wir dein Schicksal ändern könnten, würden wir es tun.«
»Aber du weißt ja«, betonte Blaustern, »nicht einmal der Sternen-Clan kann die Pfoten des Schicksals abwenden, so sehr wir das auch wünschten.«
Die Kätzin am Ufer nickte. »Ich verstehe. Und ich will versuchen, Mut zu bewahren. Kannst du mir sagen, wann ... «
Blaustern schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht einmal wir können die Zukunft so deutlich sehen. Wenn die Zeit kommt, wirst du es wissen und wir werden auf dich warten.«
Ein vierter Kriegergeist, ein hell gestreifter Kater mit einem schiefen Kiefer, erhob sich von seinem Platz weiter oben am Hang und lief zwischen den schimmernden Reihen des Sternen-Clans zu der Katze herab. »Immer wenn sich die Clans Geschichten von der großen Reise erzählen, wird dein Name geehrt werden«, versprach er.
»Ich danke dir, Streifenstern«, miaute die Kätzin.
Die vier von Sternenlicht erleuchteten Krieger standen nun dicht beieinander. Alle vier waren sie Clan-Anführer gewesen, als ihre Pfoten noch auf der Erde wandelten.
»Wisse, dass die Kraft des Sternen-Clans mit dir sein wird«, miaute Blaustern. »Wir werden dich nicht alleinlassen, wenn du dich deinem Schicksal stellen musst.«
Die Kätzin hob den Kopf und blickte in die tiefblauen Augen. »Der Sternen-Clan ist immer bei mir gewesen.«
»Das sagst du, obwohl dein Leben so schwer gewesen ist?« Riesensterns Stimme klang erstaunt.
»Natürlich.« Die Augen der Katze glommen im Sternenlicht. »Ich habe gute Freunde in allen Clans gefunden. Ich habe gesehen, wie Junge geboren wurden und Älteste aufgebrochen sind zu ihrer letzten Reise zum Silbervlies. Ich habe die lange Reise zur neuen Heimat der Clans mitgemacht. Glaubt mir, ich würde keinen einzigen Tag missen wollen.« Sie schwieg und blickte wieder in den Teich. »Ich weiß, es liegt nicht in eurer Macht, mir eine längere Dauer bei meinem Clan zu gewähren. Aber ich kann nicht umhin, mir mehr zu wünschen.«
Blaustern kniff die Augen zusammen. »Es tut uns allen weh, wenn eine junge Katze gerufen wird, sich dem Sternen-Clan anzuschließen. Ich weiß, du würdest deinem Clan noch viele weitere Monde treu dienen.« Ihre Stimme wurde heiser vor Schmerz und die Kätzin blickte auf zu ihr und streckte in einer tröstenden Geste eine Pfote aus.
»Sei nicht traurig, Blaustern. Ich weiß, mein Clan wird gut versorgt werden, wenn ich gegangen bin. «
Ein respektvolles Murmeln erhob sich im Rund der Senke. Blaustern beugte den Kopf über die kauernde Kätzin und badete deren mondhelles Fell in ihrem Duft. »Wir sind immer bei dir«, miaute sie.
Der Reihe nach neigten sich die anderen über sie und fügten ihren Duft hinzu, so dass die Luft mit dem Geruch von Sternen und Eis und dem Nachtwind erfüllt war. Weitere Krieger folgten ihnen - eine geschmeidige, schildpattfarbene Kätzin, ein stämmiger farnfarbener Kater, eine silbern gestreifte Kätzin. Sie alle umgaben die Katze mit der Kraft und dem Mut des Sternen-Clans.
Ihre Stimmen vereinten sich zu einer leisen Trauerklage, die zu den Sternen emporzog. Dann verschwammen die schimmernden Gestalten eine nach der anderen, bis die Senke verlassen dalag.
Die Sterne leuchteten herunter auf eine einzelne Katze, die bewegungslos neben dem Teich kauerte.
1. KAPITEL
»ALLE KATZEN, DIE alt genug sind, Beute zu machen, fordere ich auf, sich hier unter der Hochnase zu einem Clan-Treffen zu versammeln!«
Eichhornschweif wachte mit einem Ruck auf, als das Jaulen des Donner-Clan-Anführers über den Felsenkessel hallte. Wolkenschweif schob sich bereits durch die Dornenzweige, die den Kriegerbau abschirmten. Seine Gefährtin ließ sich aus ihrem Nest gleiten und folgte ihm.
»Was will Feuerstern denn jetzt schon wieder?«, murmelte Borkenpelz, der sich steif auf die Pfoten erhob und sich das Moos aus dem Fell schüttelte. Mit einem ärgerlichen Ohrenzucken drängte er sich hinter seinen Clan-Kameraden ins Freie.
Eichhornschweif dehnte gähnend die Kiefer, setzte sich auf und putzte sich eilig. Borkenpelz hatte an diesem Morgen noch schlechtere Laune als sonst. Eichhornschweif erkannte an seinen ungelenken Bewegungen, dass ihn die Wunde nach wie vor schmerzte, die er sich in der Schlacht gegen Moorkralle geholt hatte. Viele Donner-Clan-Katzen trugen noch immer die Krallenspuren des Rebellen; auch Eichhornschweifs Flanke brannte von einer solchen Verletzung und sie fuhr in raschen, beruhigenden Strichen mit der Zunge darüber.
Moorkralle war Zweiter Anführer des Wind-Clans gewesen, bis die Clans ihr neues Territorium am See erreichten. Riesenstern, der frühere Anführer, hatte jedoch - nur Augenblicke vor seinem Tod - Kurzbart an Stelle seines Stellvertreters als Nachfolger ernannt. Wutentbrannt zettelte Moorkralle daraufhin einen Aufstand gegen Kurzbart an, bevor der neue Anführer seine neun Leben vom Sternen-Clan empfangen konnte. Und Habichtfrost vom Fluss-Clan hatte ihn dabei unterstützt.
Eichhornschweif spürte erneut Ärger in sich aufsteigen, als sie daran dachte, dass Brombeerkralle seinem Halbbruder weiterhin traute. Und das sogar, nachdem er erkannt hatte, dass Habichtfrost bis über beide Ohren in Moorkralles Verrat verstrickt gewesen war.
Dem Sternen-Clan sei Dank, dachte Eichhornschweif, dass der Donner-Clan die Verschwörung rechtzeitig entdeckt und sich dem Kampf gegen Moorkralle und seine Unterstützer angeschlossen hatte. Der Sternen-Clan hatte bekundet, wer der wahre Anführer des Wind-Clans war, als durch einen Blitzschlag ein Baum auf Moorkralle stürzte und ihn tötete.
Noch einmal leckte Eichhornschweif über ihr rotbraunes Fell, dann glitt sie, schaudernd in der kalten Luft der Blattleere, durch die Zweige und lief hinaus auf die Lichtung. Gerade stieg die bleiche Sonne über die Bäume um den Felsenkessel, wo sich der Donner-Clan nach seiner langen Reise niedergelassen hatte. Wind rüttelte an den nackten Ästen, aber hier unten war es still. Die Luft roch frisch und weißer Reif lag noch auf den Gräsern und Büschen. Trotzdem nahm Eichhornschweif eine schwache Ahnung von Wachstum wahr, die ihr verriet, dass die Blattfrische nahte.
Sie grub die Krallen in die Erde und streckte sich genüsslich. Ihr Vater Feuerstern saß auf der Hochnase vor seinem Bau auf halber Höhe der Klippe. Sein feuerfarbenes Fell glänzte in den frühen Sonnenstrahlen, und seine grünen Augen leuchteten stolz, als sein Blick über den Clan glitt. Eichhornschweif dachte, dass er nicht so zuversichtlich aussehen würde, wenn er sie vor weiteren Schwierigkeiten warnen müsste.
Die Katzen versammelten sich unterhalb von ihm auf der Lichtung. Mausefell und Goldblüte tauchten nacheinander aus dem Bau der Ältesten auf, und Goldblüte führte hinter sich den blinden Langschweif, auf dessen Schulter ihre Schwanzspitze ruhte.
»Guten Morgen!« Eichhornschweifs Schwester Blattsee kam angetrottet und sie berührten die Nasen. »Wie geht's deinen Kratzern? Möchtest du noch etwas Ringelblume?«
Blattsee und ihre Mentorin Rußpelz, die Heilerin des Donner-Clans, waren seit der Schlacht ständig damit beschäftigt gewesen, die benötigten Kräuter zu finden und die Wunden zu behandeln.
»Nein, es geht schon, danke«, sagte Eichhornschweif. »Es gibt viele Katzen, die deine Hilfe dringender brauchen als ich. «
Blattsee schnüffelte an den Wunden ihrer Schwester und nickte zufrieden. »Du hast recht, sie heilen gut.«
Ein aufgeregtes Quieken kam aus der Kinderstube, und schon kam Birkenjunges herausgerannt, stolperte über die eigenen Pfoten, überschlug sich und rappelte sich wieder auf, um einen Platz neben seinem Vater Borkenpelz einzunehmen. Seine Mutter Rauchfell lief hinter ihm her, setzte sich neben ihn und glättete mit der Zunge sein zerzaustes Fell.
Eichhornschweif schnurrte belustigt. Ihr Blick glitt an ihnen vorbei zum Tunnel, der durch den Dornenwall hindurch zum Eingang ins Lager führte. Sie spürte, wie sich ihre Schultermuskeln anspannten. Es schien, als würde die Morgenpatrouille gerade zurückkehren, denn Brombeerkralle, gefolgt von Sandsturm und Regenpelz, tauchte aus dem Tunnel auf.
»Was ist los?«, fragte Blattsee.
Eichhornschweif unterdrückte einen Seufzer. Sie und ihre Schwester waren sich viel näher als die meisten Geschwister eines Wurfs, und jede wusste immer genau, was die andere empfand.
»Es ist Brombeerkralle«, miaute sie unwillig. »Ich kann nicht glauben, dass er immer noch mit Habichtfrost befreundet ist, nachdem der doch Moorkralle unterstützt hat. «
»Viele Katzen haben Moorkralle unterstützt«, bemerkte Blattsee. »Sie haben es getan, weil sie nun einmal glaubten, dass Kurzbart nicht geeignet sei, den Wind-Clan zu führen. Nachdem der Baum umstürzte, hat Habichtfrost aber zugegeben, dass er sich geirrt und Moorkralle ihn getäuscht hatte. Kurzbart hat ihm schon vergeben und all den anderen Katzen auch, die gegen ihn gekämpft haben.«
Eichhornschweif peitschte mit dem Schwanz. »Aber Habichtfrost hat gelogen! Er war schon die ganze Zeit an Moorkralles Verschwörung beteiligt. Ich habe gehört, was Moorkralle sagte, bevor er starb - Habichtfrost hat versucht, genug Macht anzusammeln, um den Fluss-Clan zu übernehmen.«
Blattsees beunruhigter Blick brannte auf Eichhornschweifs Fell. »Dafür hast du keinen Beweis. Warum sollten wir Moorkralle eher glauben als Habichtfrost? Bist du dir sicher, dass du Habichtfrost nicht wegen seines Vaters verurteilst?«
Eichhornschweif öffnete den Mund zu einer schnellen Entgegnung, aber es gab nichts, was sie dazu sagen konnte.
»Vergiss nicht, dass Tigerstern auch Brombeerkralles Vater war«, fuhr Blattsee fort. »Er mag ein mordgieriger Verräter gewesen sein, aber das bedeutet nicht, dass seine Söhne seinen Pfotenschritten folgen. Ich traue Habichtfrost nicht mehr als du, aber wir können ohne Beweise nicht davon ausgehen, dass er so bösartig ist wie sein Vater. Und selbst wenn Habichtfrost gefährlich wäre, bedeutet das noch lange nicht, dass Brombeerkralle so wie er sein muss - oder wie Tigerkralle.«
Eichhornschweif zuckte unbehaglich mit dem Schwanz. »Du hast wahrscheinlich recht.« Die drei getigerten Kater waren miteinander verbunden wie Ranken in einem Dornendickicht, und sie fragte sich, ob einer von Tigersterns Söhnen sich jemals vom verräterischen Erbe seines Vaters befreien könnte. »Es ist nur - Brombeerkralle hört einfach auf nichts, was ich sage! Ihm ist Habichtfrost viel wichtiger als ich. Ich verstehe nicht, warum er dessen Wort höher einschätzt als meins.«
»Habichtfrost ist nun mal sein Bruder«, erinnerte sie Blattsee und ihr bernsteinfarbener Blick war sanft und verständnisvoll. »Meinst du nicht, du solltest Brombeerkralle danach beurteilen, wie er jetzt handelt, statt danach, wie sein Vater gehandelt hat - oder wie du fürchtest, dass er in Zukunft handeln könnte?«
»Glaubst du, ich bin ungerecht?«, fragte Eichhornschweif. Auf der Reise zum Wassernest der Sonne, wohin der Sternen-Clan sie geschickt hatte, damit sie von der Gefahr erfahren sollten, die alle Clans bedrohte, hatte sie Brombeerkralle ihr Leben anvertraut. Seit sie jedoch seine zunehmende Freundschaft zu seinem Halbbruder Habichtfrost beobachtete, war dieses Vertrauen verdunstet wie Tau an der Sonne.
»Ich glaube, du machst dir grundlos Sorgen«, erwiderte Blattsee.
»Ich mache mir keine Sorgen um Brombeerkralle.« Eichhornschweif konnte nicht einmal ihrer Schwester gegenüber zugeben, welchen Schmerz sie empfand, wenn sie daran dachte, was sie verloren hatte. »Ich mache mir Sorgen um den Clan, das ist alles. Wenn Brombeerkralle mit Habichtfrost abhauen will, kümmert mich das nicht«, knurrte sie.
Blattsee legte die Schwanzspitze auf die Schulter ihrer Schwester. »Tu doch nicht so, als ob es dich nicht kümmert«, miaute sie. »Besonders nicht mir gegenüber.« Ihre Stimme klang leicht, aber ihre Augen blickten noch immer ernst.
»Hallo, Eichhornschweif!« Aschenpelz trat zu ihnen, bevor die junge Kriegerin antworten konnte. Der graue Kater winkte ihr mit dem Schwanz zu. »Komm, setz dich zu mir.«
Eichhornschweif lief an seine Seite, und sie bemerkte, wie seine dunkelblauen Augen leuchteten, als sie sich zu ihm gesellte. Blattsee folgte ihr und leckte ihr rasch übers Ohr.
»Mach dir keine Sorgen«, murmelte sie. »Alles wird gut.« Sie nickte Aschenpelz freundlich zu, bevor sie zu Rußpelz hinüberging und sich neben sie setzte.
Aus dem Augenwinkel sah Eichhornschweif, wie Brombeerkralle ein paar unsichere Schritte auf sie zu machte. Doch als sie sich neben Aschenpelz niederließ, verfinsterte sich sein Blick. Abrupt wandte er sich ab und hockte sich neben Farnpelz und Ampferschweif. Eichhornschweifs Fell prickelte, und sie wusste nicht so recht, ob aus Erleichterung oder aus Enttäuschung. Als Feuerstern zu reden begann, blickte sie geradeaus, spürte jedoch Brombeerkralles bernsteinfarbenen Blick brennend auf ihrem Fell.
»Katzen des Donner-Clans, drei Sonnenaufgänge sind vergangen seit der Schlacht gegen Moorkralle«, miaute Feuerstern. »Zwei tote Krieger liegen noch immer vor unserem Lager. Nachdem wir uns nun ausgeruht haben, müssen sie zurück zum Schatten-Clan gebracht werden.«
Ein Schauder durchlief Eichhornschweifs Fell. Sie selbst hatte den Felsenkessel bei einem Sturz in die Tiefe entdeckt, als sie und vier andere Katzen damals zum ersten Mal den Wald um den See herum erforschten. Es war reines Glück gewesen, dass die Klippe dort, wo sie über den Felsrand rutschte, so niedrig war, dass sie sich bei ihrem Fall nicht verletzt hatte. Aber während des Kampfes waren zwei fliehende Schatten-Clan-Katzen am höchsten Punkt des Abgrunds hinab auf die Lichtung gestürzt und hatten sich das Genick gebrochen.
»Glaubst du, der Schatten-Clan wird sie haben wollen?«, miaute Wolkenschweif. »Sie haben schließlich den Verräter Moorkralle unterstützt.«
»Es ist nicht unsere Aufgabe, über die Treue eines Clans zu seinen Kriegern zu urteilen«, sagte Feuerstern mit scharfer Stimme. »Moorkralle war kein gewöhnlicher Verräter. Sogar Katzen aus anderen Clans haben geglaubt, dass er der wahre Anführer des Wind-Clans sei.«
Wolkenschweif schnippte unzufrieden mit dem Schwanz, doch Brombeerkralle nickte, als dächte er an Habichtfrost.
»Die toten Katzen sind Schatten-Clan-Krieger gewesen«, fuhr Feuerstern fort, »und ihre Clan-Kameraden werden sie auf ihrem Weg zum Sternen-Clan ehren wollen. Eine Patrouille muss sie zur Grenze des Schatten-Clans bringen.«
»Ich werde das tun«, erbot sich Dornenkralle.
»Danke.« Feuerstern neigte den Kopf. »Farnpelz, gehe du auch mit, und ... « Er zögerte und sein Blick schweifte nachdenklich über seine älteren Krieger.
Eichhornschweif verstand, dass dieser Auftrag gefährlich war. Obwohl nur wenige Schatten-Clan-Krieger an der Schlacht teilgenommen hatten, war es doch möglich, dass ihr Anführer Schwarzstern dem Donner-Clan den Tod seiner Krieger vorwerfen und das zum Anlass für einen Angriff nehmen würde.
»Borkenpelz und Wolkenschweif«, entschied Feuerstern endlich. »Bringt die Leichen zur Grenze beim toten Baum. Wartet dort auf eine Schatten-Clan-Patrouille und sagt den Kriegern, was passiert ist. Aber sucht keinen Streit!« Sein Blick ruhte einen Augenblick auf Wolkenschweif, als befürchtete er, der starrköpfige Krieger mit dem weißen Pelz könnte etwas Falsches sagen. »Wenn der Schatten-Clan feindselig reagiert, verschwindet schnell von dort.«
Dornenkralle erhob sich auf die Pfoten, rief den Rest der Patrouille mit einer Bewegung seines Schwanzes zu sich, dann machten sie sich zusammen auf zum Dornentunnel. Die toten Schatten-Clan-Krieger lagen davor, verborgen in einem dichten Brombeerdickicht, in dem sie vor Füchsen und anderen Aasfressern geschützt waren.
Feuerstern wartete, bis das Rascheln der Zweige hinter der Patrouille verebbt war, und fuhr dann fort: »Letzte Nacht sollte Kurzbart zum Mondsee ziehen, um seine neun Leben und seinen Namen zu erhalten. Aber seine Führung ist nicht gefestigt, bevor er nicht von jedem einzelnen seiner Clan-Angehörigen akzeptiert wurde. Ich werde mit einer Patrouille zum Wind-Clan gehen, um das zu überprüfen.«
...
Übersetzung: Klaus Weimann
© 2012 Beltz & Gelberg
in der Verlagsgruppe Beltz • Weinheim Basel
»NEIN! DAS MUSS ein Irrtum sein!« Die Katze, die am Ufer des Teichs kauerte, blickte auf. Ihr Fell leuchtete hell im Mondlicht. »Es gibt noch so viel für mich zu tun!«
Eine andere Kätzin mit breitem Gesicht und blaugrauem Fell trottete um den Teich herum.
»Es tut mir leid«, miaute sie und ihre Augen waren voller Mitleid. »Ich weiß, du hast noch mit vielen weiteren Monden bei deinen Clan-Kameraden gerechnet, bevor du zu uns kommst.«
Die kauernde Katze blickte hinab ins Wasser, in dem das Spiegelbild des Mondes zitterte wie ein dahintreibendes Blatt. Die gesamte Oberfläche des Teichs leuchtete wider von dem Sternenlicht, das von den zahllosen schimmernden Gestalten ausging, welche die Senke umgaben. Einen Augenblick lang war nur das Geräusch des Wasserfalls zu hören, der von den steilen Felsen herabfiel. Die Katzen des Sternen-Clans saßen in schweigender Aufmerksamkeit da, und es schien, als würden sie alle den Kummer der Kätzin am Wassersaum teilen.
»Du hast deinem Clan treuer gedient als manche Katzen in einem langen Leben«, fuhr die blaugraue Kätzin fort. »Es muss dir sehr ungerecht vorkommen, dass du ihn nun verlassen sollst.«
Die kauernde Katze erhob ihre leuchtenden Augen und blickte die Sternenkriegerin an. »Blaustern, ich weiß, dass du nichts dafür kannst. Du musst dich nicht entschuldigen.«
Die Sternenkätzin schnippte mit dem Schwanz. »Aber ich möchte es. Du sollst wissen, wie viel dein Clan dir schuldet.«
»Alle Clans.« Ein schwarz-weißer Kater mit einem langen Schwanz erhob sich auf die Pfoten und lief auf leisen Sohlen um den Teich herum, bis er neben Blaustern stand. »Auch der Sternen-Clan. Keiner von uns hätte unser neues Zuhause gefunden ohne dich.« Er neigte den Kopf in einer Geste des Respekts und das Sternenlicht auf der Oberfläche des Teichs flackerte.
Die Kätzin blinzelte ihn an. »Ich danke dir, Riesenstern. Ich habe Fehler gemacht, aber ich habe immer versucht, das zu tun, was ich für das Richtige hielt.«
»Mehr verlangt der Sternen-Clan nicht von seinen Kriegern.« Ein magerer, schwarzer Kater machte sich auf den Weg über die moosbedeckten Felsen. »Wenn wir dein Schicksal ändern könnten, würden wir es tun.«
»Aber du weißt ja«, betonte Blaustern, »nicht einmal der Sternen-Clan kann die Pfoten des Schicksals abwenden, so sehr wir das auch wünschten.«
Die Kätzin am Ufer nickte. »Ich verstehe. Und ich will versuchen, Mut zu bewahren. Kannst du mir sagen, wann ... «
Blaustern schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht einmal wir können die Zukunft so deutlich sehen. Wenn die Zeit kommt, wirst du es wissen und wir werden auf dich warten.«
Ein vierter Kriegergeist, ein hell gestreifter Kater mit einem schiefen Kiefer, erhob sich von seinem Platz weiter oben am Hang und lief zwischen den schimmernden Reihen des Sternen-Clans zu der Katze herab. »Immer wenn sich die Clans Geschichten von der großen Reise erzählen, wird dein Name geehrt werden«, versprach er.
»Ich danke dir, Streifenstern«, miaute die Kätzin.
Die vier von Sternenlicht erleuchteten Krieger standen nun dicht beieinander. Alle vier waren sie Clan-Anführer gewesen, als ihre Pfoten noch auf der Erde wandelten.
»Wisse, dass die Kraft des Sternen-Clans mit dir sein wird«, miaute Blaustern. »Wir werden dich nicht alleinlassen, wenn du dich deinem Schicksal stellen musst.«
Die Kätzin hob den Kopf und blickte in die tiefblauen Augen. »Der Sternen-Clan ist immer bei mir gewesen.«
»Das sagst du, obwohl dein Leben so schwer gewesen ist?« Riesensterns Stimme klang erstaunt.
»Natürlich.« Die Augen der Katze glommen im Sternenlicht. »Ich habe gute Freunde in allen Clans gefunden. Ich habe gesehen, wie Junge geboren wurden und Älteste aufgebrochen sind zu ihrer letzten Reise zum Silbervlies. Ich habe die lange Reise zur neuen Heimat der Clans mitgemacht. Glaubt mir, ich würde keinen einzigen Tag missen wollen.« Sie schwieg und blickte wieder in den Teich. »Ich weiß, es liegt nicht in eurer Macht, mir eine längere Dauer bei meinem Clan zu gewähren. Aber ich kann nicht umhin, mir mehr zu wünschen.«
Blaustern kniff die Augen zusammen. »Es tut uns allen weh, wenn eine junge Katze gerufen wird, sich dem Sternen-Clan anzuschließen. Ich weiß, du würdest deinem Clan noch viele weitere Monde treu dienen.« Ihre Stimme wurde heiser vor Schmerz und die Kätzin blickte auf zu ihr und streckte in einer tröstenden Geste eine Pfote aus.
»Sei nicht traurig, Blaustern. Ich weiß, mein Clan wird gut versorgt werden, wenn ich gegangen bin. «
Ein respektvolles Murmeln erhob sich im Rund der Senke. Blaustern beugte den Kopf über die kauernde Kätzin und badete deren mondhelles Fell in ihrem Duft. »Wir sind immer bei dir«, miaute sie.
Der Reihe nach neigten sich die anderen über sie und fügten ihren Duft hinzu, so dass die Luft mit dem Geruch von Sternen und Eis und dem Nachtwind erfüllt war. Weitere Krieger folgten ihnen - eine geschmeidige, schildpattfarbene Kätzin, ein stämmiger farnfarbener Kater, eine silbern gestreifte Kätzin. Sie alle umgaben die Katze mit der Kraft und dem Mut des Sternen-Clans.
Ihre Stimmen vereinten sich zu einer leisen Trauerklage, die zu den Sternen emporzog. Dann verschwammen die schimmernden Gestalten eine nach der anderen, bis die Senke verlassen dalag.
Die Sterne leuchteten herunter auf eine einzelne Katze, die bewegungslos neben dem Teich kauerte.
1. KAPITEL
»ALLE KATZEN, DIE alt genug sind, Beute zu machen, fordere ich auf, sich hier unter der Hochnase zu einem Clan-Treffen zu versammeln!«
Eichhornschweif wachte mit einem Ruck auf, als das Jaulen des Donner-Clan-Anführers über den Felsenkessel hallte. Wolkenschweif schob sich bereits durch die Dornenzweige, die den Kriegerbau abschirmten. Seine Gefährtin ließ sich aus ihrem Nest gleiten und folgte ihm.
»Was will Feuerstern denn jetzt schon wieder?«, murmelte Borkenpelz, der sich steif auf die Pfoten erhob und sich das Moos aus dem Fell schüttelte. Mit einem ärgerlichen Ohrenzucken drängte er sich hinter seinen Clan-Kameraden ins Freie.
Eichhornschweif dehnte gähnend die Kiefer, setzte sich auf und putzte sich eilig. Borkenpelz hatte an diesem Morgen noch schlechtere Laune als sonst. Eichhornschweif erkannte an seinen ungelenken Bewegungen, dass ihn die Wunde nach wie vor schmerzte, die er sich in der Schlacht gegen Moorkralle geholt hatte. Viele Donner-Clan-Katzen trugen noch immer die Krallenspuren des Rebellen; auch Eichhornschweifs Flanke brannte von einer solchen Verletzung und sie fuhr in raschen, beruhigenden Strichen mit der Zunge darüber.
Moorkralle war Zweiter Anführer des Wind-Clans gewesen, bis die Clans ihr neues Territorium am See erreichten. Riesenstern, der frühere Anführer, hatte jedoch - nur Augenblicke vor seinem Tod - Kurzbart an Stelle seines Stellvertreters als Nachfolger ernannt. Wutentbrannt zettelte Moorkralle daraufhin einen Aufstand gegen Kurzbart an, bevor der neue Anführer seine neun Leben vom Sternen-Clan empfangen konnte. Und Habichtfrost vom Fluss-Clan hatte ihn dabei unterstützt.
Eichhornschweif spürte erneut Ärger in sich aufsteigen, als sie daran dachte, dass Brombeerkralle seinem Halbbruder weiterhin traute. Und das sogar, nachdem er erkannt hatte, dass Habichtfrost bis über beide Ohren in Moorkralles Verrat verstrickt gewesen war.
Dem Sternen-Clan sei Dank, dachte Eichhornschweif, dass der Donner-Clan die Verschwörung rechtzeitig entdeckt und sich dem Kampf gegen Moorkralle und seine Unterstützer angeschlossen hatte. Der Sternen-Clan hatte bekundet, wer der wahre Anführer des Wind-Clans war, als durch einen Blitzschlag ein Baum auf Moorkralle stürzte und ihn tötete.
Noch einmal leckte Eichhornschweif über ihr rotbraunes Fell, dann glitt sie, schaudernd in der kalten Luft der Blattleere, durch die Zweige und lief hinaus auf die Lichtung. Gerade stieg die bleiche Sonne über die Bäume um den Felsenkessel, wo sich der Donner-Clan nach seiner langen Reise niedergelassen hatte. Wind rüttelte an den nackten Ästen, aber hier unten war es still. Die Luft roch frisch und weißer Reif lag noch auf den Gräsern und Büschen. Trotzdem nahm Eichhornschweif eine schwache Ahnung von Wachstum wahr, die ihr verriet, dass die Blattfrische nahte.
Sie grub die Krallen in die Erde und streckte sich genüsslich. Ihr Vater Feuerstern saß auf der Hochnase vor seinem Bau auf halber Höhe der Klippe. Sein feuerfarbenes Fell glänzte in den frühen Sonnenstrahlen, und seine grünen Augen leuchteten stolz, als sein Blick über den Clan glitt. Eichhornschweif dachte, dass er nicht so zuversichtlich aussehen würde, wenn er sie vor weiteren Schwierigkeiten warnen müsste.
Die Katzen versammelten sich unterhalb von ihm auf der Lichtung. Mausefell und Goldblüte tauchten nacheinander aus dem Bau der Ältesten auf, und Goldblüte führte hinter sich den blinden Langschweif, auf dessen Schulter ihre Schwanzspitze ruhte.
»Guten Morgen!« Eichhornschweifs Schwester Blattsee kam angetrottet und sie berührten die Nasen. »Wie geht's deinen Kratzern? Möchtest du noch etwas Ringelblume?«
Blattsee und ihre Mentorin Rußpelz, die Heilerin des Donner-Clans, waren seit der Schlacht ständig damit beschäftigt gewesen, die benötigten Kräuter zu finden und die Wunden zu behandeln.
»Nein, es geht schon, danke«, sagte Eichhornschweif. »Es gibt viele Katzen, die deine Hilfe dringender brauchen als ich. «
Blattsee schnüffelte an den Wunden ihrer Schwester und nickte zufrieden. »Du hast recht, sie heilen gut.«
Ein aufgeregtes Quieken kam aus der Kinderstube, und schon kam Birkenjunges herausgerannt, stolperte über die eigenen Pfoten, überschlug sich und rappelte sich wieder auf, um einen Platz neben seinem Vater Borkenpelz einzunehmen. Seine Mutter Rauchfell lief hinter ihm her, setzte sich neben ihn und glättete mit der Zunge sein zerzaustes Fell.
Eichhornschweif schnurrte belustigt. Ihr Blick glitt an ihnen vorbei zum Tunnel, der durch den Dornenwall hindurch zum Eingang ins Lager führte. Sie spürte, wie sich ihre Schultermuskeln anspannten. Es schien, als würde die Morgenpatrouille gerade zurückkehren, denn Brombeerkralle, gefolgt von Sandsturm und Regenpelz, tauchte aus dem Tunnel auf.
»Was ist los?«, fragte Blattsee.
Eichhornschweif unterdrückte einen Seufzer. Sie und ihre Schwester waren sich viel näher als die meisten Geschwister eines Wurfs, und jede wusste immer genau, was die andere empfand.
»Es ist Brombeerkralle«, miaute sie unwillig. »Ich kann nicht glauben, dass er immer noch mit Habichtfrost befreundet ist, nachdem der doch Moorkralle unterstützt hat. «
»Viele Katzen haben Moorkralle unterstützt«, bemerkte Blattsee. »Sie haben es getan, weil sie nun einmal glaubten, dass Kurzbart nicht geeignet sei, den Wind-Clan zu führen. Nachdem der Baum umstürzte, hat Habichtfrost aber zugegeben, dass er sich geirrt und Moorkralle ihn getäuscht hatte. Kurzbart hat ihm schon vergeben und all den anderen Katzen auch, die gegen ihn gekämpft haben.«
Eichhornschweif peitschte mit dem Schwanz. »Aber Habichtfrost hat gelogen! Er war schon die ganze Zeit an Moorkralles Verschwörung beteiligt. Ich habe gehört, was Moorkralle sagte, bevor er starb - Habichtfrost hat versucht, genug Macht anzusammeln, um den Fluss-Clan zu übernehmen.«
Blattsees beunruhigter Blick brannte auf Eichhornschweifs Fell. »Dafür hast du keinen Beweis. Warum sollten wir Moorkralle eher glauben als Habichtfrost? Bist du dir sicher, dass du Habichtfrost nicht wegen seines Vaters verurteilst?«
Eichhornschweif öffnete den Mund zu einer schnellen Entgegnung, aber es gab nichts, was sie dazu sagen konnte.
»Vergiss nicht, dass Tigerstern auch Brombeerkralles Vater war«, fuhr Blattsee fort. »Er mag ein mordgieriger Verräter gewesen sein, aber das bedeutet nicht, dass seine Söhne seinen Pfotenschritten folgen. Ich traue Habichtfrost nicht mehr als du, aber wir können ohne Beweise nicht davon ausgehen, dass er so bösartig ist wie sein Vater. Und selbst wenn Habichtfrost gefährlich wäre, bedeutet das noch lange nicht, dass Brombeerkralle so wie er sein muss - oder wie Tigerkralle.«
Eichhornschweif zuckte unbehaglich mit dem Schwanz. »Du hast wahrscheinlich recht.« Die drei getigerten Kater waren miteinander verbunden wie Ranken in einem Dornendickicht, und sie fragte sich, ob einer von Tigersterns Söhnen sich jemals vom verräterischen Erbe seines Vaters befreien könnte. »Es ist nur - Brombeerkralle hört einfach auf nichts, was ich sage! Ihm ist Habichtfrost viel wichtiger als ich. Ich verstehe nicht, warum er dessen Wort höher einschätzt als meins.«
»Habichtfrost ist nun mal sein Bruder«, erinnerte sie Blattsee und ihr bernsteinfarbener Blick war sanft und verständnisvoll. »Meinst du nicht, du solltest Brombeerkralle danach beurteilen, wie er jetzt handelt, statt danach, wie sein Vater gehandelt hat - oder wie du fürchtest, dass er in Zukunft handeln könnte?«
»Glaubst du, ich bin ungerecht?«, fragte Eichhornschweif. Auf der Reise zum Wassernest der Sonne, wohin der Sternen-Clan sie geschickt hatte, damit sie von der Gefahr erfahren sollten, die alle Clans bedrohte, hatte sie Brombeerkralle ihr Leben anvertraut. Seit sie jedoch seine zunehmende Freundschaft zu seinem Halbbruder Habichtfrost beobachtete, war dieses Vertrauen verdunstet wie Tau an der Sonne.
»Ich glaube, du machst dir grundlos Sorgen«, erwiderte Blattsee.
»Ich mache mir keine Sorgen um Brombeerkralle.« Eichhornschweif konnte nicht einmal ihrer Schwester gegenüber zugeben, welchen Schmerz sie empfand, wenn sie daran dachte, was sie verloren hatte. »Ich mache mir Sorgen um den Clan, das ist alles. Wenn Brombeerkralle mit Habichtfrost abhauen will, kümmert mich das nicht«, knurrte sie.
Blattsee legte die Schwanzspitze auf die Schulter ihrer Schwester. »Tu doch nicht so, als ob es dich nicht kümmert«, miaute sie. »Besonders nicht mir gegenüber.« Ihre Stimme klang leicht, aber ihre Augen blickten noch immer ernst.
»Hallo, Eichhornschweif!« Aschenpelz trat zu ihnen, bevor die junge Kriegerin antworten konnte. Der graue Kater winkte ihr mit dem Schwanz zu. »Komm, setz dich zu mir.«
Eichhornschweif lief an seine Seite, und sie bemerkte, wie seine dunkelblauen Augen leuchteten, als sie sich zu ihm gesellte. Blattsee folgte ihr und leckte ihr rasch übers Ohr.
»Mach dir keine Sorgen«, murmelte sie. »Alles wird gut.« Sie nickte Aschenpelz freundlich zu, bevor sie zu Rußpelz hinüberging und sich neben sie setzte.
Aus dem Augenwinkel sah Eichhornschweif, wie Brombeerkralle ein paar unsichere Schritte auf sie zu machte. Doch als sie sich neben Aschenpelz niederließ, verfinsterte sich sein Blick. Abrupt wandte er sich ab und hockte sich neben Farnpelz und Ampferschweif. Eichhornschweifs Fell prickelte, und sie wusste nicht so recht, ob aus Erleichterung oder aus Enttäuschung. Als Feuerstern zu reden begann, blickte sie geradeaus, spürte jedoch Brombeerkralles bernsteinfarbenen Blick brennend auf ihrem Fell.
»Katzen des Donner-Clans, drei Sonnenaufgänge sind vergangen seit der Schlacht gegen Moorkralle«, miaute Feuerstern. »Zwei tote Krieger liegen noch immer vor unserem Lager. Nachdem wir uns nun ausgeruht haben, müssen sie zurück zum Schatten-Clan gebracht werden.«
Ein Schauder durchlief Eichhornschweifs Fell. Sie selbst hatte den Felsenkessel bei einem Sturz in die Tiefe entdeckt, als sie und vier andere Katzen damals zum ersten Mal den Wald um den See herum erforschten. Es war reines Glück gewesen, dass die Klippe dort, wo sie über den Felsrand rutschte, so niedrig war, dass sie sich bei ihrem Fall nicht verletzt hatte. Aber während des Kampfes waren zwei fliehende Schatten-Clan-Katzen am höchsten Punkt des Abgrunds hinab auf die Lichtung gestürzt und hatten sich das Genick gebrochen.
»Glaubst du, der Schatten-Clan wird sie haben wollen?«, miaute Wolkenschweif. »Sie haben schließlich den Verräter Moorkralle unterstützt.«
»Es ist nicht unsere Aufgabe, über die Treue eines Clans zu seinen Kriegern zu urteilen«, sagte Feuerstern mit scharfer Stimme. »Moorkralle war kein gewöhnlicher Verräter. Sogar Katzen aus anderen Clans haben geglaubt, dass er der wahre Anführer des Wind-Clans sei.«
Wolkenschweif schnippte unzufrieden mit dem Schwanz, doch Brombeerkralle nickte, als dächte er an Habichtfrost.
»Die toten Katzen sind Schatten-Clan-Krieger gewesen«, fuhr Feuerstern fort, »und ihre Clan-Kameraden werden sie auf ihrem Weg zum Sternen-Clan ehren wollen. Eine Patrouille muss sie zur Grenze des Schatten-Clans bringen.«
»Ich werde das tun«, erbot sich Dornenkralle.
»Danke.« Feuerstern neigte den Kopf. »Farnpelz, gehe du auch mit, und ... « Er zögerte und sein Blick schweifte nachdenklich über seine älteren Krieger.
Eichhornschweif verstand, dass dieser Auftrag gefährlich war. Obwohl nur wenige Schatten-Clan-Krieger an der Schlacht teilgenommen hatten, war es doch möglich, dass ihr Anführer Schwarzstern dem Donner-Clan den Tod seiner Krieger vorwerfen und das zum Anlass für einen Angriff nehmen würde.
»Borkenpelz und Wolkenschweif«, entschied Feuerstern endlich. »Bringt die Leichen zur Grenze beim toten Baum. Wartet dort auf eine Schatten-Clan-Patrouille und sagt den Kriegern, was passiert ist. Aber sucht keinen Streit!« Sein Blick ruhte einen Augenblick auf Wolkenschweif, als befürchtete er, der starrköpfige Krieger mit dem weißen Pelz könnte etwas Falsches sagen. »Wenn der Schatten-Clan feindselig reagiert, verschwindet schnell von dort.«
Dornenkralle erhob sich auf die Pfoten, rief den Rest der Patrouille mit einer Bewegung seines Schwanzes zu sich, dann machten sie sich zusammen auf zum Dornentunnel. Die toten Schatten-Clan-Krieger lagen davor, verborgen in einem dichten Brombeerdickicht, in dem sie vor Füchsen und anderen Aasfressern geschützt waren.
Feuerstern wartete, bis das Rascheln der Zweige hinter der Patrouille verebbt war, und fuhr dann fort: »Letzte Nacht sollte Kurzbart zum Mondsee ziehen, um seine neun Leben und seinen Namen zu erhalten. Aber seine Führung ist nicht gefestigt, bevor er nicht von jedem einzelnen seiner Clan-Angehörigen akzeptiert wurde. Ich werde mit einer Patrouille zum Wind-Clan gehen, um das zu überprüfen.«
...
Übersetzung: Klaus Weimann
© 2012 Beltz & Gelberg
in der Verlagsgruppe Beltz • Weinheim Basel
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Autoren-Porträt von Erin Hunter
Hinter dem Namen Erin Hunter verbirgt sich ein ganzes Team von Autorinnen. Gemeinsam konzipieren und schreiben sie die erfolgreichen Tierfantasy-Reihen WARRIOR CATS, SEEKERS, SURVIVOR DOGS und BRAVELANDS.
Bibliographische Angaben
- Autor: Erin Hunter
- Altersempfehlung: 10 - 12 Jahre
- 2015, 345 Seiten, 3 Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit Abbildungen, Maße: 14 x 21,2 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Klaus Weimann
- Verlag: Julius Beltz GmbH
- ISBN-10: 3407811004
- ISBN-13: 9783407811004
- Erscheinungsdatum: 03.02.2015
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