Dämonenherz
Roman
'Als Anna sich in den schönen, geheimnisvollen Carl Weller verliebt, ahnt sie nicht, in welche Gefahr sie sich begibt. Denn Carl darf nicht lieben. Um Macht und Reichtum zu erlangen, hat er vor Generationen seine Seele einem Dämon versprochen. Kann er erlöst werden? Kann Anna ihn und sich retten?
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Produktinformationen zu „Dämonenherz “
'Als Anna sich in den schönen, geheimnisvollen Carl Weller verliebt, ahnt sie nicht, in welche Gefahr sie sich begibt. Denn Carl darf nicht lieben. Um Macht und Reichtum zu erlangen, hat er vor Generationen seine Seele einem Dämon versprochen. Kann er erlöst werden? Kann Anna ihn und sich retten?
Lese-Probe zu „Dämonenherz “
Dämonenherz von Julia Talbot
3.
M
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it einem energischen Ruck drehte Anna die Dusche ab. Tropfnass hüllte sie sich in ein Badehandtuch und lief in ihr Schlafzimmer, um genauso ratlos wie vor einer Viertelstunde ihren weit geöffneten Kleiderschrank zum wiederholten Mal zu inspizieren. Carl Weller besaß offenbar kein Faible für Hosenanzüge von der Stange. Das hatte Anna im Grunde ihres Herzens auch nicht, aber selbst eine wohlwollende Prüfung brachte nichts zutage, womit sie heute Abend bei einem Milliardär punkten könnte. Ratlos betrachtete sie ein Stück nach dem anderen. Sie war immer stolz darauf gewesen, einen guten Geschmack zu haben. Innerhalb des Budgets, das sie für Kleidung erübrigen konnte, hatte sie sich für zeitlose und qualitativ hochwertige Teile entschieden, die gut miteinander kombinierbar waren. Ob Meeting oder Büro, Geschäftsessen oder Kundenbesuche – stets hatte sie darauf geachtet, dezent und gleichzeitig seriös angezogen zu sein. Bisher war sie der Meinung gewesen, für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Sogar ein Abendkleid hatte sie sich vor langer Zeit geleistet. Es hing, von einer dünnen Plastikfolie geschützt, ganz hinten im Schrank. Vorsichtig holte sie es heraus, entfernte die Folie und legte es auf ihr Bett. Es war aus fließender rosenholzfarbener Seide, die im Licht ihrer Nachttischlampe unschuldig und geheimnisvoll zugleich schimmerte. Sie hatte es nur ein einziges Mal getragen, es danach in den Schrank gehängt und versucht, es zu vergessen. Falsch, korrigierte sie sich. Du hast versucht zu vergessen, warum du es getragen hast und für wen. Und woher die kleinen dunklen Wasserflecken kommen, die man immer noch sehen kann, weil du es noch nicht einmal in die Reinigung gebracht hast. Sie nahm das Kleid, stand auf und trat vor den Ankleidespiegel. Mit der linken Hand hielt sie den Bügel, mit der rechten drapierte sie den Stoff so, dass es wirkte, als würde sie es tragen. Aus dem Spiegel sah ihr eine barfüßige Frau mit nassen Haaren entgegen. Der Anblick war ein Déjà vu, genau so hatte sie schon einmal ausgesehen. Ihre Gedanken glitten zurück zu jenem Abend, an dem Michael, ihr Exmann, ihr gesagt hatte, dass er erstens ein unglaublich attraktives Angebot von einem der führenden Wirtschaftsprüfungsunternehmen erhalten hatte, dass er zweitens dafür gezwungen sei, in einem halben Jahr nach Boston zu gehen, und dass er dies drittens nicht mit ihr, sondern mit einer jungen Dame mit dem Spezialgebiet Rechnungslegungsstandards tun würde, die zudem ein Kind von ihm erwartete und die er, sobald die Scheidung durch wäre, zu ehelichen gedachte. Als er anfing aufzuzählen, was er Anna alles verdankte und wie schwer es ihm fiele, sie zu verlassen, war sie ohne ein Wort aufgestanden. Sie war aus dem Restaurant gelaufen, ohne zu merken, dass es angefangen hatte zu regnen. Ihre Zukunft, die sie sich Baustein für Baustein aufgebaut hatte, war gekippt wie eine Reihe Dominosteine. Sie hatte noch am gleichen Abend ihren Job in dem Steuerberatungsunternehmen gekündigt, in dem sie damals gearbeitet hatte, sie in der Presseabteilung, Michael als Anlageberater, und sich erst einmal ein paar Wochen im Haus ihres Vaters verkrochen. Danach beauftragte sie einen Anwalt mit der Scheidung. Sie geschah in gegenseitigem Einvernehmen und ging schnell über die Bühne, was daran lag, dass Anna auf alle ihre Ansprüche verzichtete. Sie hatte sich diesen Schritt lange überlegt. Dann war sie zu der Überzeugung gekommen, dass ihr Verzicht bereits begonnen hatte, als Michael sein Wirtschaftsstudium auf ihre Kosten durchgezogen und die nächsten Jahre auch noch seinen Doktor drangehängt hatte. Gerade als er zum ersten Mal anfing, richtig Geld zu verdienen, und sie mit dem Gedanken spielte, ihr abgebrochenes Studium wieder aufzunehmen, hatte er sich mit der Queen of Rechnungslegungsstandards eingelassen. Anna erinnerte sich an ein flüchtiges Lebewohl auf den Stufen des Amtsgerichtes und eine hochschwangere Frau neben einem schwarzen 5er BMW, der im Parkverbot an der Ecke stand, und auf die Michael, ohne sich noch einmal umzudrehen, zulief. Der Verzicht hatte nichts mit Geld zu tun. Eher mit ihren eigenen Lebensträumen. Und hatte man je von einem Versorgungsausgleich für verpasste Chancen und Entscheidungen gehört? Ihr Liebeskummer war verschwunden. Aber das Bild der schwangeren Frau hatte sie lange nicht vergessen. Ihre Zukunft lag offen vor ihr, ein aufgeschlagenes, nicht weiter beschriebenes Notizbuch, in das sie damals begann, akribisch die nächsten Stationen einzutragen. Eine eigene Firma. Beruflicher Erfolg. Ein netter Mann, der nicht zwischen Vorspeise und Hauptgang zehn Lebensjahre zum Irrtum degradiert. Anna ließ das Kleid sinken. Von einem netten Mann war sie ebenso weit entfernt wie von beruflichem Erfolg. Und wenn sie nicht aufpasste, war auch die Firma bald nur noch eine Randepisode in ihrem Lebenslauf. Sie knüllte den Stoff zusammen, lief in die Küche und warf das Kleid in den Abfalleimer. Was sie brauchte, war nicht die Erinnerung an Regen und Tränen, sondern etwas zum Anziehen. Etwas, womit sie Carl Weller unter die Augen treten konnte. Sie sah auf die Uhr und versuchte, die aufsteigende Nervosität zu verdrängen. Noch eine Stunde, und sie hatte sich noch nicht einmal die Haare gefönt. Dabei ging es doch um nichts anderes als ein geschäftliches Treffen. Wenn sie ihm schon imponieren wollte, dann mit anderen Dingen als einer verführerischen Garderobe. Sie war die Frau, die aus dem unbeliebtesten Milliardär aller Zeiten den Bill Gates des 21. Jahrhunderts machen würde. Sie schlüpfte in einen schlichten nachtdunklen Pullover, wählte dazu eine schmal geschnittene Hose in Marineblau und verwendete eine Viertelstunde darauf, ihre widerspenstigen Haare zu einer glatten Mähne zu fönen und ein dezentes Make-up aufzulegen. Als sie sich ein letztes Mal im Spiegel betrachtete, war sie zufrieden mit sich. Weller würde das bekommen, wofür er bezahlte: eine kompetente Business-Frau. Sie hatte perfekt gearbeitet und seine Wünsche erfüllt. Sie würde ihm professionell darlegen, warum er sie brauchte und weshalb sie die Einzige war, die ihm das geben konnte. Sie würde ihm klarmachen, warum er in Zukunft auf ihre Dienste nicht verzichten könnte und was geschehen würde, wenn er das nicht begriff. Sie grinste ihr Spiegelbild an. Klingt fast so, als würde ich mich nicht um einen Arbeitsplatz, sondern einen Platz in seinem Bett bewerben. Kopfschüttelnd knipste sie das Licht aus. Carl Weller legte noch einmal fünf Kilo nach. Dann lehnte er sich zurück und stemmte das Eisen so langsam wie möglich hoch. Er wollte, dass der Schmerz seinen ganzen Körper betäubte und jeden Gedanken aus seinem Hirn brannte. Der Schweiß lief von seiner Stirn und sammelte sich in seinem Nacken. Sein T-Shirt war so nass, als wäre er die letzte halbe Stunde geschwommen und hätte sie nicht im Kraftraum des Hotels verbracht. Die Muskeln unter seiner leicht gebräunten Haut strafften sich und traten, zu stahlharten Bündeln geschmiedet, hervor. Er hielt das Gewicht, atmete zwei Mal ein und aus, und ließ es dann langsam wieder sinken. Feuer rann durch seine Arme, aber er achtete nicht darauf. Erneut stemmte er die Eisen und konzentrierte sich auf seine Atmung. Er hatte nie vorgehabt, seinen Körper derart zu quälen. Doch im Lauf der Zeit stellte er fest, wie gut er dabei abschalten konnte. Es gab wenige Momente in seinem Leben, in denen ihm das gelang. Dieses Training, das er jedes Mal fast bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit betrieb, gehörte dazu. Langsam führte er die Arme zurück und legte die Hantel ab. Das Blut zirkulierte bis in die letzte Zelle seines Körpers. Ein ewiger, ruhiger Kreislauf, den selbst die härtesten Übungen nicht mehr beschleunigten. Er setzte sich auf, nahm das Handtuch von seiner Schulter und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Als er die Augen wieder öffnete, kreuzte sich sein Blick im Spiegel mit dem einer mageren blonden Frau, die bereits seit fast einer halben Stunde auf dem Laufband arbeitete. Er taxierte sie im Bruchteil einer Sekunde und ließ sie dann links liegen. Nicht sein Typ. Zu verbissen. Er mochte Frauen, die sich auch wie Frauen anfühlten. Die weich, warm und anschmiegsam waren und den reizvollen Kontrast zu seinem harten Körper milderten. Er stand auf und spürte, dass sie ihn weiterhin ansah. Es war warm in dem Raum. Ein schwacher Duft von Chlor und Schweiß lag in der Luft. Er ging zu den Duschen, und wenig später stand er, von Kopf bis Fuß eingeseift, unter dem harten, kalten Strahl. Als er das Wasser abstellte, fühlte er sich frisch und ausgeruht. Es war ihm erfolgreich gelungen, den Gedanken an den morgigen Tag zu verdrängen. Doch als er in den weißen Bademantel schlüpfte und den Gürtel um die Taille verknotete, verdüsterte sich seine Stirn. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er diesen übereifrigen Fotografen mit der linken Hand zerquetscht. Dann aber hatte sich dieses merkwürdige Mädchen eingemischt und ihn daran erinnert, was ein genüsslich zelebrierter Mord in einem Kurpark-Café an unerwünschten Begleiterscheinungen nach sich ziehen würde. Anna Sternberg. Ein Leichtgewicht. Unscheinbar. Niemals hätte er sie wahrgenommen, wenn sie nicht plötzlich vor ihm gestanden und von ihm verlangt hätte, sich zu entschuldigen. Wofür eigentlich? Dieser Fotograf war eine der vielen lästigen Begleiterscheinungen, denen man ab einem gewissen Macht- und Einflusslevel ausgesetzt war. Dennoch musste er ihr dankbar sein. Sie hatte bemerkt, dass Fotos von ihm existierten, die er nicht autorisiert hatte. Das konnte gefährlich werden. Er musste über alles, was seine Person betraf, die Kontrolle behalten. Die Uhr an der Wand zeigte zehn vor neun. Er hoffte, sie würde pünktlich sein. Er würde ihr schnell einen Scheck ausstellen – drei Minuten, ein wenig mit ihr plaudern – vier Minuten, ihr etwas zu trinken anbieten, das sie hoffentlich ablehnen würde – eine Minute, und sie dann charmant zur Tür begleiten. Zwanzig Sekunden. Um zehn nach neun wäre er sie los. Ich brauche dich. Er hatte ihren Gedanken so deutlich gelesen, als hätte sie ihn auf eine der Papierservietten geschrieben, die auf den Tischen herumgelegen hatten. Es wäre ein leichtes Spiel, sie ins Bett zu bekommen. Fünfzehn Minuten. Inklusive Vor- und Nachspiel. Er fuhr sich mit den Fingern durch die feuchten Haare. Sie würde ihn langweilen. Und wenn die Zeit auch schon seit langem eine andere Wertigkeit für ihn hatte, für Langeweile waren ihm auch fünfzehn Minuten zu viel.
... weniger
Autoren-Porträt von Julia Talbot
Julia Talbot wuchs in Frankfurt a.M. auf. Die geheimnisvolle und leidenschaftliche Welt der Dämonen fasziniert sie seit ihrer Kindheit. Heute lebt sie als freie Autorin in Berlin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Julia Talbot
- 2010, 396 Seiten, Maße: 11,5 x 18 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: MARION VON SCHRÖDER
- ISBN-10: 3547711657
- ISBN-13: 9783547711653
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