Das Ende
Roman. Deutsche Erstausgabe
Fast 700 Jahre sind vergangen, seit die Pest in Europa wütete und die Hälfte der Bevölkerung umbrachte. Nun kehrt die Seuche zurück - mitten in New York! Die Stadt wird hermetisch abgeriegelt, das Chaos breitet sich rasend schnell aus....
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Das Ende “
Fast 700 Jahre sind vergangen, seit die Pest in Europa wütete und die Hälfte der Bevölkerung umbrachte. Nun kehrt die Seuche zurück - mitten in New York! Die Stadt wird hermetisch abgeriegelt, das Chaos breitet sich rasend schnell aus. Und nur eine Handvoll Überlebender deutet die Zeichen der Apokalypse richtig.
Klappentext zu „Das Ende “
Das Ende aller Tage ist gekommen...666 Jahre nachdem die Pest Europa heimsuchte und die Hälfte der Weltbevölkerung dahinraffte, ist der Schwarze Tod zurückgekehrt. Mitten in Manhattan setzt eine religiöse Fanatikerin die Seuche in Form einer Biowaffe erneut frei. Die Stadt wird hermetisch abgeriegelt und versinkt im Chaos. Nur eine Handvoll Überlebender vermag die Zeichen des Untergangs richtig zu deuten, unter ihnen der Kriegsveteran Patrick Sheperd, der seine Familie inmitten des Chaos verzweifelt sucht. Wird ihnen die Flucht gelingen?
Lese-Probe zu „Das Ende “
Das Ende von Steve AltenPROLOG
Mesopotamien
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Sein linker Arm hatte wehgetan, seit er aufgewacht war. Anfangs war es ein dumpfer Schmerz gewesen, entstanden tief im Innern der Schulter, auf der er gewohnheitsmäßig jede Nacht schlief, während er mit dem rechten Arm zärtlich sein Weib zu halten pflegte. Aber als er seine Handflächen gegen die dicke Wand aus Zedern-holz in den Eingeweiden einer schwankenden Dunkelheit presste, begann sein linker Bizeps zu pochen.
Der mürrische alte Mann ignorierte es; ohnehin ignorierte er die meisten Dinge. Es war leichter mit zunehmendem Alter. Nicht so in der Jugend. Sein Stolz hatte sich über die Unvernunft der Massen ereifert; je deutlicher er seine Meinung vertreten hatte, desto mehr war er geschlagen worden. Trotzdem gab es Schlimmeres als körperlichen Schmerz. Worte verletzen schwerer als jede Wunde.
Die Stimme hatte ihm ein Zeichen gegeben in seiner Not. Sie hatte ihm eine Seelengefährtin versprochen. Kinder. Ein Bund wurde geschlossen. Der Ausgestoßene war nicht mehr einsam.
Umgeben von Dunkelheit und Bösem, war der rechtschaffene Mann dem nahrhaften Licht treu geblieben. Als der Makel der Verderbtheit sich ausbreitete, brachte er seine Familie in die Wildnis. Aber die Stimme wurde des Frevels und der sexuellen Sittenverstöße überdrüssig. Und als die Stimme ihm von seiner Aufgabe erzählte, verpflichtete er sich selbst und seine Söhne ohne Frage.
Er konnte die Stimme niemals ignorieren.
Aber als aus den Jahren Jahrzehnte wurden und die Verachtung der Männer von Ansehen sich gegen seinen Haushalt verschwor, schwand die Gewissheit des Mannes, nicht weil er der Stimme nicht vertraute, sondern weil er allmählich die Verunreinigten verachtete, deren vom Ego gesteuerte Sünden den Lauf seines eigenen Lebens so deutlich verändert hatten und das Ende der Tage prognostizierten.
Zeit und Aufgabe raubten seine Jugend. Seine Söhne mühten sich gemeinsam mit ihm ab, heirateten und gründeten ihre eigenen Familien. Er schuftete weiter, verzichtete auf Bequemlichkeit zugunsten von Aufopferung. In der Mitte seiner Jahre war er aufs Äußerste erschöpft. Als das Alter sich in seinen Knochen einnistete, schwand die Erinnerung an seinen Bund, und seine Geduld mit der Stimme verfinsterte sich allmählich zu Duldung und gelegentlich zu Groll. Was er nie begriff, war, dass er auf die Probe gestellt wurde, dass sein fehlendes Mitgefühl für die Gottlosen seine eigene Seele befleckt hatte und damit das Schicksal seiner Feinde für immer besiegelte - und sein eigenes.
Es begann in der Trübheit eines wolkenverhangenen Wintermorgens. Eisiger Regen. Unablässig. Nach zwei Tagen traten die Flüsse über die Ufer. Nach vierzehn Tagen versank das Tal.
Die Sintflut machte Diener aus den Reichen und Rettungsanker aus ihrem Gold. Die unvermittelt Obdachlosen flüchteten auf höheres Gelände. Sie begehrten Zutritt zu seinem Schiff, aber der alte Mann sagte Nein. Als die Tage vergingen, boten sie an, ihren unrechtmäßig erworbenen Reichtum zu teilen. Als das Meer bis zum Horizont anstieg, baten sie flehentlich.
Der alte Mann weigerte sich noch immer. Nach einem Leben der Demütigung und des Leidens war es zu spät für irgendeine Versöhnung.
Sie bedrohten seine Zuflucht mit Feuer, womit sie ihr eigenes Schicksal besiegelten. Die Bergflanke brach auf. Das flüssige Erdreich brachte die Wassermassen zum Kochen. In der Dunkelheit seines Schiffes lauschte er auf die gequälten Schreie der Verdammten ... Seine Befriedigung wurde überwältigt von Schuldbewusstsein. Unter der Last seiner Bürde erkor er sich selbst zum eigentlichen Opfer aus; auf diese Weise befreite er sich innerlich von jeder Verantwortlichkeit im Zusammenhang mit dem Chaos und ignorierte dadurch seine eigene Untätigkeit und jede grundlegende Veränderung, die er vielleicht hätte verkraften müssen.
Zeit verging. Die Erde wurde getauft. Er verbrachte seine Tage im Gebet. Versorgte das Vieh. Seine Seele blieb ruhelos und befleckt.
Die Kerze flackerte, als sie sich näherte, wobei ihr Licht teilweise von dem durch die Luft wirbelnden Staub verhüllt wurde. Das Gesicht seiner Seelengefährtin erschien, und ihr Tonfall war scheltend. »Und warum versteckt sich mein Gemahl in den Ställen?«
Er bemühte sich, das brennende Gefühl zu ignorieren, das von seinem linken Unterarm bis in seine Finger ausstrahlte. »Senke deine Stimme - er könnte dich hören.«
»Wer könnte mich hören? Der Gesegnete?«
»Der Todesengel. Komm näher ... Pass auf die Flamme auf! Drücke dein Ohr an das Zedernholz, dann sage mir, ob er nahe ist.«
Ängstlich, aber neugierig kniete sie sich neben die Wand und horchte.
Das Mitteldeck befand sich auf Wasserhöhe, der Kahn rollte sanft unter ihnen, und sie konnte hören, wie die See gegen den knarrenden Rumpf schlug. Sie wartete einen langen Moment, während die Hitze im Innern des stickigen Geheges sie ins Schwitzen brachte.
Und dann spürte sie es - die Anwesenheit von etwas Kaltem, das ihr in die gebrechlichen Knochen drang und die Wärme verdrängte. Die Tiere spürten es auch. Die Pferde wurden unruhig. Das Vieh drängte sich in einem angrenzenden Pferch zusammen.
Dann - noch furchteinflößender - ein schwaches kratzendes Geräusch, als die Metallsense des überirdischen Wesens das Holz prüfte.
Entnervt sprang die alte Frau auf die Füße, wobei sie die Kerze fallen ließ. Flamme traf Heu, die Feuersbrunst stieg aus den Funken auf wie ein höllischer Dämon.
Sich seines Gewands entledigend, versuchte der alte Mann, das Untier zu ersticken, bewirkte durch seine müden Versuche aber lediglich, dass es sich vervielfachte.
Sein Weib, das die Fassung wiedergewann, eilte zu einem Trog, tauchte einen Tontopf in das Wasser und ersäufte den Brand. Dampf stieg aus der Asche auf und verteilte sich im ganzen Laderaum. Holzrauch lastete schwer in der Luft.
Die ältliche Frau umarmte in der Dunkelheit ihren nackten Gemahl, und ihrer beider Puls schlug im Gleichtakt. »Warum stellt der Tod uns nach?«
»Der Blutdruck sinkt, sechzig zu vierzig. Beeil dich mit dieser Brachialarterie. Ich muss Dobutrex verabreichen, ehe wir ihn noch verlieren.«
Der alte Mann brabbelte, verwirrt von den fremden Stimmen, die sich plötzlich seinen Kopf teilten.
Sein Eheweib packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn zurück in den Augenblick. »Warum stellt der Tod uns nach?«
Er schob ihre Hand von seiner pochenden linken Schulter, der Schmerz nahm an Heftigkeit zu. »Die Negativität des Menschen hat den Engel der Finsternis auf den Plan gerufen ... Er sucht die Erde hemmungslos heim. Fürchte dich nicht, denn solange wir den Blicken entzogen bleiben, kann er uns nichts anhaben.«
»Dein Arm - stimmt etwas nicht?«
»Sind Sie sicher, dass das eine selbst gebastelte Bombe war? Sehen Sie sich die Haut an, die unter den Resten seines Ellenbogens hängt; das Fleisch hat sich aufgelöst.«
Der alte Mann wich von seinem Weib zurück und stöhnte, sein linker Arm strahlte plötzlich vor sengender Hitze.
»Die Arterie ist geschlossen, fangt mit dem Dobutrex an. Okay, wo ist die verdammte Knochensäge?«
»Ich glaube, Rosen hat sie benutzt, um sein Bruststück zu tranchieren.«
»Was ist denn?«
Er schreit auf vor Schmerz, das Blut schießt ihm aus seinem wettergegerbten Gesicht. »Das Fleisch - es tropft vom Knochen!«
»Wie ist sein Blutdruck?«
»Neunzig zu sechzig.«
»Hast du dir den Arm in dem Feuer verbrannt?« »Nein. Er fing an wehzutun, bevor die Hähne aufstanden, um gegen den Tag zu wettern.«
»Sag mir, was ich tun soll. Wie kann ich dir helfen?« »Hol mir ein Schneidewerkzeug.«
»Du machst mir Angst. Lass mich unseren Sohn suchen ...«
»Keine Zeit ... Ahh!«
»Geben wir ihm noch eine Einheit Blut, bevor wir den Arm abnehmen. Schwester, seien Sie so gut und halten Sie dieses Röntgenbild hoch. Ich will gleich hier amputieren, direkt unterhalb der Insertion an der Bizepssehne.«
Der mürrische alte Mann brach zusammen. Sein Weib kniete sich in der schwankenden Dunkelheit neben ihn, die kratzenden Geräusche wurden lauter. »Sprich mit mir! Bitte, mein Lieber ... Wach auf!«
»Doktor, er ist wach.«
Als der Soldat die Augen öffnete, sah er helle Lichter und maskierte, in Operationskittel gehüllte Fremde. Der Schmerz war kaum auszuhalten, sein linker Arm übel zugerichtetes Fleisch; die Qualen wetteiferten mit den pochenden Schmerzen in seinem lädierten Schädel.
Das Betäubungsmittel umspülte kühl seine Nerven-enden. Die Panik erstickte, er schloss die Augen und sank in Schlaf.
Vom anderen Ende des Bagdader Operationssaals starrte der Sensenmann den verschmutzten amerikanischen Soldaten an wie ein alter Freund - und wartete.
...
Übersetzung: Thomas Bertram und Martin Ruf
Copyright © 2012 der deutschsprachigen Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Sein linker Arm hatte wehgetan, seit er aufgewacht war. Anfangs war es ein dumpfer Schmerz gewesen, entstanden tief im Innern der Schulter, auf der er gewohnheitsmäßig jede Nacht schlief, während er mit dem rechten Arm zärtlich sein Weib zu halten pflegte. Aber als er seine Handflächen gegen die dicke Wand aus Zedern-holz in den Eingeweiden einer schwankenden Dunkelheit presste, begann sein linker Bizeps zu pochen.
Der mürrische alte Mann ignorierte es; ohnehin ignorierte er die meisten Dinge. Es war leichter mit zunehmendem Alter. Nicht so in der Jugend. Sein Stolz hatte sich über die Unvernunft der Massen ereifert; je deutlicher er seine Meinung vertreten hatte, desto mehr war er geschlagen worden. Trotzdem gab es Schlimmeres als körperlichen Schmerz. Worte verletzen schwerer als jede Wunde.
Die Stimme hatte ihm ein Zeichen gegeben in seiner Not. Sie hatte ihm eine Seelengefährtin versprochen. Kinder. Ein Bund wurde geschlossen. Der Ausgestoßene war nicht mehr einsam.
Umgeben von Dunkelheit und Bösem, war der rechtschaffene Mann dem nahrhaften Licht treu geblieben. Als der Makel der Verderbtheit sich ausbreitete, brachte er seine Familie in die Wildnis. Aber die Stimme wurde des Frevels und der sexuellen Sittenverstöße überdrüssig. Und als die Stimme ihm von seiner Aufgabe erzählte, verpflichtete er sich selbst und seine Söhne ohne Frage.
Er konnte die Stimme niemals ignorieren.
Aber als aus den Jahren Jahrzehnte wurden und die Verachtung der Männer von Ansehen sich gegen seinen Haushalt verschwor, schwand die Gewissheit des Mannes, nicht weil er der Stimme nicht vertraute, sondern weil er allmählich die Verunreinigten verachtete, deren vom Ego gesteuerte Sünden den Lauf seines eigenen Lebens so deutlich verändert hatten und das Ende der Tage prognostizierten.
Zeit und Aufgabe raubten seine Jugend. Seine Söhne mühten sich gemeinsam mit ihm ab, heirateten und gründeten ihre eigenen Familien. Er schuftete weiter, verzichtete auf Bequemlichkeit zugunsten von Aufopferung. In der Mitte seiner Jahre war er aufs Äußerste erschöpft. Als das Alter sich in seinen Knochen einnistete, schwand die Erinnerung an seinen Bund, und seine Geduld mit der Stimme verfinsterte sich allmählich zu Duldung und gelegentlich zu Groll. Was er nie begriff, war, dass er auf die Probe gestellt wurde, dass sein fehlendes Mitgefühl für die Gottlosen seine eigene Seele befleckt hatte und damit das Schicksal seiner Feinde für immer besiegelte - und sein eigenes.
Es begann in der Trübheit eines wolkenverhangenen Wintermorgens. Eisiger Regen. Unablässig. Nach zwei Tagen traten die Flüsse über die Ufer. Nach vierzehn Tagen versank das Tal.
Die Sintflut machte Diener aus den Reichen und Rettungsanker aus ihrem Gold. Die unvermittelt Obdachlosen flüchteten auf höheres Gelände. Sie begehrten Zutritt zu seinem Schiff, aber der alte Mann sagte Nein. Als die Tage vergingen, boten sie an, ihren unrechtmäßig erworbenen Reichtum zu teilen. Als das Meer bis zum Horizont anstieg, baten sie flehentlich.
Der alte Mann weigerte sich noch immer. Nach einem Leben der Demütigung und des Leidens war es zu spät für irgendeine Versöhnung.
Sie bedrohten seine Zuflucht mit Feuer, womit sie ihr eigenes Schicksal besiegelten. Die Bergflanke brach auf. Das flüssige Erdreich brachte die Wassermassen zum Kochen. In der Dunkelheit seines Schiffes lauschte er auf die gequälten Schreie der Verdammten ... Seine Befriedigung wurde überwältigt von Schuldbewusstsein. Unter der Last seiner Bürde erkor er sich selbst zum eigentlichen Opfer aus; auf diese Weise befreite er sich innerlich von jeder Verantwortlichkeit im Zusammenhang mit dem Chaos und ignorierte dadurch seine eigene Untätigkeit und jede grundlegende Veränderung, die er vielleicht hätte verkraften müssen.
Zeit verging. Die Erde wurde getauft. Er verbrachte seine Tage im Gebet. Versorgte das Vieh. Seine Seele blieb ruhelos und befleckt.
Die Kerze flackerte, als sie sich näherte, wobei ihr Licht teilweise von dem durch die Luft wirbelnden Staub verhüllt wurde. Das Gesicht seiner Seelengefährtin erschien, und ihr Tonfall war scheltend. »Und warum versteckt sich mein Gemahl in den Ställen?«
Er bemühte sich, das brennende Gefühl zu ignorieren, das von seinem linken Unterarm bis in seine Finger ausstrahlte. »Senke deine Stimme - er könnte dich hören.«
»Wer könnte mich hören? Der Gesegnete?«
»Der Todesengel. Komm näher ... Pass auf die Flamme auf! Drücke dein Ohr an das Zedernholz, dann sage mir, ob er nahe ist.«
Ängstlich, aber neugierig kniete sie sich neben die Wand und horchte.
Das Mitteldeck befand sich auf Wasserhöhe, der Kahn rollte sanft unter ihnen, und sie konnte hören, wie die See gegen den knarrenden Rumpf schlug. Sie wartete einen langen Moment, während die Hitze im Innern des stickigen Geheges sie ins Schwitzen brachte.
Und dann spürte sie es - die Anwesenheit von etwas Kaltem, das ihr in die gebrechlichen Knochen drang und die Wärme verdrängte. Die Tiere spürten es auch. Die Pferde wurden unruhig. Das Vieh drängte sich in einem angrenzenden Pferch zusammen.
Dann - noch furchteinflößender - ein schwaches kratzendes Geräusch, als die Metallsense des überirdischen Wesens das Holz prüfte.
Entnervt sprang die alte Frau auf die Füße, wobei sie die Kerze fallen ließ. Flamme traf Heu, die Feuersbrunst stieg aus den Funken auf wie ein höllischer Dämon.
Sich seines Gewands entledigend, versuchte der alte Mann, das Untier zu ersticken, bewirkte durch seine müden Versuche aber lediglich, dass es sich vervielfachte.
Sein Weib, das die Fassung wiedergewann, eilte zu einem Trog, tauchte einen Tontopf in das Wasser und ersäufte den Brand. Dampf stieg aus der Asche auf und verteilte sich im ganzen Laderaum. Holzrauch lastete schwer in der Luft.
Die ältliche Frau umarmte in der Dunkelheit ihren nackten Gemahl, und ihrer beider Puls schlug im Gleichtakt. »Warum stellt der Tod uns nach?«
»Der Blutdruck sinkt, sechzig zu vierzig. Beeil dich mit dieser Brachialarterie. Ich muss Dobutrex verabreichen, ehe wir ihn noch verlieren.«
Der alte Mann brabbelte, verwirrt von den fremden Stimmen, die sich plötzlich seinen Kopf teilten.
Sein Eheweib packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn zurück in den Augenblick. »Warum stellt der Tod uns nach?«
Er schob ihre Hand von seiner pochenden linken Schulter, der Schmerz nahm an Heftigkeit zu. »Die Negativität des Menschen hat den Engel der Finsternis auf den Plan gerufen ... Er sucht die Erde hemmungslos heim. Fürchte dich nicht, denn solange wir den Blicken entzogen bleiben, kann er uns nichts anhaben.«
»Dein Arm - stimmt etwas nicht?«
»Sind Sie sicher, dass das eine selbst gebastelte Bombe war? Sehen Sie sich die Haut an, die unter den Resten seines Ellenbogens hängt; das Fleisch hat sich aufgelöst.«
Der alte Mann wich von seinem Weib zurück und stöhnte, sein linker Arm strahlte plötzlich vor sengender Hitze.
»Die Arterie ist geschlossen, fangt mit dem Dobutrex an. Okay, wo ist die verdammte Knochensäge?«
»Ich glaube, Rosen hat sie benutzt, um sein Bruststück zu tranchieren.«
»Was ist denn?«
Er schreit auf vor Schmerz, das Blut schießt ihm aus seinem wettergegerbten Gesicht. »Das Fleisch - es tropft vom Knochen!«
»Wie ist sein Blutdruck?«
»Neunzig zu sechzig.«
»Hast du dir den Arm in dem Feuer verbrannt?« »Nein. Er fing an wehzutun, bevor die Hähne aufstanden, um gegen den Tag zu wettern.«
»Sag mir, was ich tun soll. Wie kann ich dir helfen?« »Hol mir ein Schneidewerkzeug.«
»Du machst mir Angst. Lass mich unseren Sohn suchen ...«
»Keine Zeit ... Ahh!«
»Geben wir ihm noch eine Einheit Blut, bevor wir den Arm abnehmen. Schwester, seien Sie so gut und halten Sie dieses Röntgenbild hoch. Ich will gleich hier amputieren, direkt unterhalb der Insertion an der Bizepssehne.«
Der mürrische alte Mann brach zusammen. Sein Weib kniete sich in der schwankenden Dunkelheit neben ihn, die kratzenden Geräusche wurden lauter. »Sprich mit mir! Bitte, mein Lieber ... Wach auf!«
»Doktor, er ist wach.«
Als der Soldat die Augen öffnete, sah er helle Lichter und maskierte, in Operationskittel gehüllte Fremde. Der Schmerz war kaum auszuhalten, sein linker Arm übel zugerichtetes Fleisch; die Qualen wetteiferten mit den pochenden Schmerzen in seinem lädierten Schädel.
Das Betäubungsmittel umspülte kühl seine Nerven-enden. Die Panik erstickte, er schloss die Augen und sank in Schlaf.
Vom anderen Ende des Bagdader Operationssaals starrte der Sensenmann den verschmutzten amerikanischen Soldaten an wie ein alter Freund - und wartete.
...
Übersetzung: Thomas Bertram und Martin Ruf
Copyright © 2012 der deutschsprachigen Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von Steve Alten
Steve Alten wurde in Philadelphia geboren und ist Sportmediziner und Hobby-Paläontologe. Steve Alten lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Boca Raton, Florida.Thomas Bertram, Lektor, Übersetzer, Autor und Herausgeber, wurde 1954 in Gelsenkirchen geboren, wo er nach einer mehrjährigen schwäbischen Diaspora heute wieder lebt. Vom Schalke-Virus befallen ist er seit seinem zwölften Lebensjahr, als sein Vater ihn zum ersten Mal mit "auf Schalke" nahm. Krönung der blau-weißen Leidenschaft war 2012 ein Freizeitkick gegen die Auswahl eines Münchner Schalke-Fanclubs auf dem heiligen (Kunst-)Rasen der altehrwürdigen Glückauf-Kampfbahn. Die Schalke-Spiele verfolgt er meist nicht im Stadion, sondern im Kreise Gleichgesinnter im Stammlokal "Kenkenberg".
Bibliographische Angaben
- Autor: Steve Alten
- 2012, 2. Aufl., 720 Seiten, Maße: 11,7 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Bertram, Thomas; Ruf, Martin; Vorlage: Nunziata, Nick
- Übersetzer: Thomas Bertram, Martin Ruf
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453436105
- ISBN-13: 9783453436107
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