Das Geheimnis der heiligen Zahlen
Von den sieben Schöpfungstagen bis hin zur ''teuflischen Zahl'' 666: Die Bibel steckt voll von mysteriösen numerischen Angaben. Wie wurden sie in der Vergangenheit gedeutet? Was weiß man heute darüber?
Jürgen Werlitz blickt hinter die Kulisssen der rätselhaften, ''heiligen'' Bibel-Zahlen.
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Von den sieben Schöpfungstagen bis hin zur ''teuflischen Zahl'' 666: Die Bibel steckt voll von mysteriösen numerischen Angaben. Wie wurden sie in der Vergangenheit gedeutet? Was weiß man heute darüber?
Jürgen Werlitz blickt hinter die Kulisssen der rätselhaften, ''heiligen'' Bibel-Zahlen.
Das Geheimnis der Heiligen Zahlen von Jürgen Werlitz
LESEPROBE
AngewandteMathematik?
Ob sich die Israeliten in alttestamentlichen Zeiten schonmit mathematischgeometrischen Berechnungen beschäftigt haben, ist eine Frage,die ich an einem Beispiel erläutern will. Es handelt sich dabei um den alsHiskia- oder Siloah-Kanal bezeichneten Tunnel, den Hiskia, ein judäischer Königim ausgehenden 8. Jh. v. Chr., durch den Berg der Davidsstadt in Jerusalemtreiben ließ, um die Wasserversorgung der Stadt auch bei Belagerungen zu gewährleisten.Ziel war es, Wasser der Gichon-Quelle im Nordosten unterirdisch in die Stadt zuführen, und man ging dabei so vor, dass man in zwei Arbeitsgruppen vomNordosten und vom Süden her Stollen in den Felsen trieb. Das Endergebnis istein 533 m langer Tunnel von einer Höhe zwischen 1,1 und 3,4 Metern und einemGefälle von 0,4% - der Höhenunterschied zwischen dem Tunnelanfang im Nordostenund seinem Ende beträgt 2,18 m.14
Um das Bauprojekt kursieren völlig unterschiedlicheTheorien, die vor allem dadurch verursacht sind, dass der Kanal wedergeradlinig ist, noch einer gedachten Linie zwischen zwei Punkten gemäß geplantzu sein scheint. Einige wieder aufgegebene Ansätze in den Stollenveranschaulichen, vor welchen Schwierigkeiten man bei diesem Projekt stand.
Im Blick auf mathematisches Know-How schreibt hierzu B. L.van der Waerden: "Als um 700 v. Chr. der König EZECHIAS von Juda ein ähnlichesAquädukt" - er bezieht sich auf das Projekt des Tunnels auf Samos -"durch den Felsen bei Jerusalem graben liess, mussten seine Arbeiter sehrprimitiv mittels vertikaler Schächte von oben her nachprüfen, ob die Richtungnoch stimmte, und das Ergebnis war ein Zickzacktunnel, doppelt so lang wie derAbstand zwischen den Mündungen.""
Demnach wären die Arbeiter im Trial-And-Error-Verfahrenvorgegangen. Dafür sprechen sicherlich auch die wieder aufgegebenen Ansätze.Und doch ist diese Vorstellung vom Bau des Kanals überhaupt nichtwahrscheinlich. Wie wäre es nach dieser Theorie etwa zu erklären, dass diebeiden Arbeitsgruppen in einem Höhenunterschied von 2,18 Metern, derWasserfluss überhaupt erst ermöglichte, mit ihrer Arbeit begannen? DieAusgangspunkte hätten ja dann berechnet sein müssen. Ohnehin ist der Tunneltrotz der "Irrwege" und ZickZack-Routen offensichtlich vom Grundverlaufso geplant, wie er ausgeführt ist.
Wie haben dann die judäischen Arbeiter dieses Projekt einesTunnels von über 500 m Länge realisiert? - Am wahrscheinlichsten so, dass sieden Weg eines unterirdischen Rinnsals verfolgten und dieses vergrößerten. Mankann es sich vielleicht wie folgt vorstellen: Als in Jerusalem dieNotwendigkeit einer besseren Wasserversorgung zu einem Kanalvorhaben führte,brachte man in Erfahrung, dass es ein Rinnsal im Süden der Davidsstadt gab, dasmit der Gichon-Quelle im Nordosten in Verbindung stand. Man entschied also,diese Verbindung zu nutzen und von zwei Seiten zu einem Kanal auszuarbeiten.
Die Bibel erwähnt dieses für Jerusalem enorme technischeVorhaben mehrfach. Neben indirekten Bezugnahmen, für die z. B. Stellen wie Jes8,6 herangezogen werden, heißt es im 2. Buch der Könige, Kapitel 20, Vers 20in einer Abschlussnotiz zur Regierungszeit des Königs:
"Die übrigen Taten des Hiskia und alle seine kriegerischenLeistungen, und wie er den Teich und die Wasserleitung angelegt und das Wasserin die Stadt geleitet hat, sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige vonJuda."
Die erwähnte Chronik, die nicht zu verwechseln ist mit denbiblischen Büchern der Chronik, ist, sofern sie überhaupt als Buchrolleexistiert hat, nicht mehr erhalten. Dafür aber hat eine der ältesten erhaltenenisraelitischen Inschriften das Ereignis der Vollendung dieses Siloah-Kanalsverewigt:
"Es wurde vollendet der Durchstich, und das war der Hergangdes Durchstichs: Als noch (die Steinhauer) die Spitzhacke (schwangen), einerdem andern entgegen, und als noch 3 Ellen bis zum Durchsti(ch) waren, (hört)e jeder... (und s)ah [?] den andern, denn es war ein Spalt [?] im Felsen rechts und(lin)ks. Und am Tag des Durchstichs stießen die Steinhauer einer gegen denandern, Hacke gegen (H)acke. Da flossen die Wasser von der [Gihon-]Quelle inden [Siloah]-Teich, etwa 1200 Ellen weit, und hu(nder)t Ellen betrug die Höhedes Felsens über dem Kopf der Steinhauer."16
Trifft es zu, dass sich die Bauleute unter Hiskia an einemnatürlichen Vorbild für den Tunnel orientierten, sind keinerlei geometrischeKenntnisse für den Bau vorauszusetzen. Im Text der Siloah-Inschrift selbst wirdaber zumindest ein Know-How bei der Vermessung deutlich. Die Länge des Tunnelsmit etwa 1200 Ellen, ist relativ einfach zu messen, wie aber steht es um dieAussage, dass die Höhe des Felsens über dem Kopf der Steinhauer 100 Ellenbetrug? - Wenn 100 nicht als runde Zahl zu verstehen ist, setzt dieser Wertzumindest eine annähernde Höhenberechnung voraus. Da der Wert jedoch pauschalist, kann es sich auch lediglich um eine Schätzung handeln, die von außen, vom Süd-oder Nordwestausgang des Tunnels im Blick auf die Davidsstadt vorgenommenwurde.
© Genehmigte Lizenzausgabe für Marix Verlag GmbH, Wiesbaden2004
- Autor: Jürgen Werlitz
- 2011, Neuauflage, Nachdruck, 320 Seiten, mit Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit Abbildungen, Maße: 13,2 x 20,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: marixverlag
- ISBN-10: 3937715355
- ISBN-13: 9783937715353
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