Das Zeichen des Phönix / Books & Braun Bd.1
Deutsche Erstausgabe
Eine Serie seltsamer Todesfälle erschüttert London: An den Ufern der Themse werden eine Reihe von Leichen entdeckt, denen das Blut abgezapft wurde. Eliza D. Braun, furchtlose Agentin der Krone, deren Markenzeichen ein kugelsicheres Korsett und eine...
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Produktinformationen zu „Das Zeichen des Phönix / Books & Braun Bd.1 “
Klappentext zu „Das Zeichen des Phönix / Books & Braun Bd.1 “
Eine Serie seltsamer Todesfälle erschüttert London: An den Ufern der Themse werden eine Reihe von Leichen entdeckt, denen das Blut abgezapft wurde. Eliza D. Braun, furchtlose Agentin der Krone, deren Markenzeichen ein kugelsicheres Korsett und eine besondere Vorliebe für Dynamit sind, nimmt die Ermittlungen auf. Ihr zur Seite steht der Bibliothekar Wellington Books. Gemeinsam kommen sie einer dunklen Bruderschaft auf die Spur, die ganz Großbritannien unter ihre Gewalt bringen will.
Lese-Probe zu „Das Zeichen des Phönix / Books & Braun Bd.1 “
Books & Brown - Das Zeichen des Phönix von Pip Ballantine und Tee MorristKapitel 1
In welchem unsere unerschrockenen Helden einander zum ersten Mal begegnen und es gehörig knallen lassen!
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Noch nie hatte Wellington Thornhill Books, Esquire, eine Explosion aus solcher Nähe gehört. Und nach dem Klingeln in seinen Ohren zu urteilen, würde er auch keine mehr hören können.
Holz- und Metallsplitter spickten sein Gesicht, doch er war viel zu verwirrt, um Schmerz zu empfinden. Stammten die Splitter vielleicht von der Zellentür? Oder von der Vorrichtung, die ihn gefangen hielt? Stand der für diese Folterkammer verantwortliche Techniker noch dort, wo er vor der Explosion gestanden hatte? Was war mit den Wachen? Die Zeit schien sich zu verlangsamen, kroch wie in den trägen Träumen eines tiefen Schlafes dahin.
Ein trockener Knall und kurz darauf ein zweiter sorgten dafür, dass ihm die Ohren weiter klingelten. Zwar konnte er durch den Rauch nichts erkennen, doch er war froh und dankbar, dass er zumindest von einem Gentleman entführt worden war - einem, der es für angemessen gehalten hatte, ihn nicht seiner Kleider zu berauben, bevor er ihn an die Wand kettete. Nur ein ausgemachter Schurke hätte ein derart despektierliches Betragen an den Tag gelegt. Seine Kleidung also hatte ihm einen notdürftigen Schutz vor den Trümmerteilen geboten. Natürlich nur da, wo sie seinen Leib bedeckte. Denn da ihm die Hände gefesselt waren, hatte er lediglich den Kopf zur Seite drehen, die Augen fest zusammenkneifen und dann das Beste hoffen können.
Neue Laute drangen zu ihm durch - ein an- und abschwellendes Sirenengeheul alarmierte den gesamten Gebäudekomplex über das gewaltsame Eindringen eines Unbefugten. Eingedenk der überaus großzügigen Menge an Dynamit, die für die Öffnung seiner Zellentür eingesetzt worden war, vermutete er, dass es sich um einen Sturmangriff seitens des Ministeriums handelte. Eine Woge des Stolzes stieg in ihm auf. Es tat gut, dermaßen geschätzt zu werden.
Dann trat aus dem Rauch eine Dame - allerdings legte ihr ungehöriger Aufzug nahe, dass sie diese Bezeichnung nicht verdiente. Sie trug Kniebundhosen mit Nadelstreifen, sorgfältig in ihre langen Stiefel gesteckt, welche erst kurz oberhalb des Knies endeten. Beunruhigender noch als die Tatsache, dass diese »Dame« Hosen trug, waren die an ihren Oberschenkeln befestigten Dynamitstangen. Ihre Stiefel waren zudem mit mehreren Wurfmesserscheiden versehen. Und das Mieder aus schwarzem Leder diente nicht nur dazu, den Busen dieser zierlichen Frau anzuheben, sondern bot auch eine rutschfeste Oberfläche für den Patronengurt, den sie quer darüber trug. Den letzten Schliff verlieh ihr ein beeindruckender, pelzbesetzter Mantel, den sie wie ein leichtes Cape trug.
Ihr regloses Schweigen kam Wellington allerdings seltsam vor. Sie hielt den Blick starr auf ihn gerichtet und sah überhaupt nicht erleichtert aus. Vielmehr machte sie den Eindruck, als unterzöge sie ihn einer Musterung.
Als sie dann sprach, ließ sie endlich die Pistolen sinken. Wellingtons Ohren hatten sich mittlerweile so weit erholt, dass er sie verstehen konnte. »Sie sind Books?«, fragte sie und steckte die Pistolen in die Halfter.
Wellington hustete und schnaubte, bevor er ein ersticktes »Ja« zustande brachte.
»Na, bestens - wäre auch dumm gewesen, wenn ich mir die ganze Mühe umsonst gemacht hätte.« Sie steckte einen merkwürdig aussehenden Schlüssel in seine Handschellen, und erleichtert hörte Wellington das Aufschnappen des Eisens, das sich sogleich wiederholte, als sie seine Knöchel befreite. Dann schlug sie die Nadeln von seiner Kleidung, mit denen ihn der Verhörspezialist zu einem menschlichen Nadelkissen machen wollte. Wellington musste ein paar Mal blinzeln, als er den Mann auf dem Gesicht liegen sah; aus seinem Rücken ragten große Splitter der Tür. Es barg eine gewisse Poesie, dass die Klingen, Nadeln und anderen abscheulichen Instrumente von seinem Tablett auf ihm gelandet waren, sodass die Werkzeuge seines Gewerbes nun seinen Leichnam schmückten. Gleich neben Wellingtons Peiniger lagen - frisch erschossen - die zwei Wachposten.
Mit trügerisch zierlicher Hand packte ihn seine Begleiterin an der Weste. »Die Förmlichkeiten später. Jetzt heißt es, die Beine in die Hand nehmen«, sagte sie und zog ihn von der Wand weg.
Wellington hätte gern Gelegenheit gehabt, sich diesen Engel der Zerstörung genauer anzusehen, doch die Frau hatte recht, sie mussten verschwinden - und nach dem Klang ferner Stimmen zu urteilen, die sich in das Geheul der Sirenen mischten, so schnell wie möglich. Wenngleich es ihn durchaus fröhlich stimmte, seine Gefängniszelle endlich zu verlassen, gemahnten ihn das düstere Licht und die Steinmauern, dass er sich noch tief in dem festungsartigen Bau des Hauses Usher befand. Und während er seiner Retterin in die fackelbeleuchteten Gänge folgte, versuchte er dahinterzukommen, wie es dieser Geheimgesellschaft von Tunichtguten gelungen sein mochte, von seiner Position in dem nicht minder geheimen Ministerium für Eigenartige Vorkommnisse zu erfahren. Gegenwärtig außerstande, seine Überlegungen niederzuschreiben, machte Wellington sich im Geiste eine Notiz, den Direktor später in Kenntnis zu setzen, dass es irgendwo eine schwerwiegende Sicherheitslücke gab. Nachdem sie aber bereits zum dritten Mal nach links abgebogen waren, in einen weiteren identischen Steinkorridor mit weiteren identischen Zellentüren,
fragte er sich, ob er überhaupt lange genug leben würde, um seine Schlussfolgerungen weiterzugeben.
»Wissen Sie eigentlich, wohin Sie gehen?«, fragte er, und seine Stimme überschlug sich ein wenig.
»Ja, wir gehen ...« - sie hielt an einer Kreuzung inne und spähte hastig nach links und rechts - »... hier entlang.« Und einmal mehr zerrte sie ihn an der Jacke entschlossen hinter sich her.
Als sie die nächste Kreuzung erreichten - die sich von den vorherigen in nichts unterschied -, wich sie plötzlich in den Gang zurück und stieß Wellington heftig gegen die Wand. In dem Moment, wo sein Hinterkopf wieder einmal Bekanntschaft mit einer Mauer machte, fiel Wellington entsetzt auf, dass er sich völlig gedankenlos führen ließ! Das darf nicht sein, dachte er, nicht einmal unter derart ungeheuerlichen Umständen.
»Wellington Thornhill Books, Esquire«, platzte er heraus und hielt ihr die Hand hin. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Agentin ...«
Mit einer Hand hielt sie ihm den Mund zu und zog mit der anderen eine ihrer Pistolen. Ein Trupp Fußsoldaten lief an ihnen vorbei, doch unter dem kalten, strengen Blick der Frau wurde Wellington so stumm und reglos, wie sie selbst sich auch verhielt.
Augenblicke später riss sie die Hand weg und funkelte ihn an.
»Sie wollen sich förmlich vorstellen?«, flüsterte sie scharf.
»Sind Sie verrückt?«
Wellington starrte sie nur an und wiederholte: »Wellington Thornhill Books, Esquire, Chefarchivar des Ministeriums für Eigenartige Vorkommnisse. Und ich habe das Vergnügen mit ...?«
Sie stieß einen verärgerten Seufzer aus. »Eliza D. Braun, Agentin im Außendienst und zurzeit ...« Ihr Blick glitt an ihm vorbei, und ein Schuss hallte durch die Katakomben. Als Wellington herumfuhr, sah er einen Soldaten zusammenbrechen, der das Gewehr noch fest umklammert hielt. Die Andeutung eines Lächelns zeigte sich auf ihrem Gesicht. »Und zurzeit damit beschäftigt, für das Ministerium Ihren Allerwertesten zu retten. Weiter!«
Wellington wollte sein Herz dazu bringen, schneller zu schlagen, seine Lungen zwingen, mehr Luft einzusaugen, damit er weiterlaufen konnte, als die Welt plötzlich in einem Kugelhagel
unterging.
Braun griff hinter sich und brachte eine kleine Kanone in Stellung, die sie auf dem Rücken getragen hatte. »Gehen Sie einfach weiter, Books. Ich bin direkt hinter Ihnen!«
Das Gewehrfeuer der Soldaten traf glücklicherweise nur die Wände und den Boden. Dann folgten kurz aufeinander drei schwere Detonationen. Sie reichten nicht aus, um den Gang zum Einsturz zu bringen, doch die Enge des Raumes verstärkte die Druckwellen. Wellington stürzte weiter voran. Hatte der Beschuss aufgehört? Er konnte die Soldaten und ihre Gewehre nicht mehr hören. Für einen Moment war er von Dunkelheit eingehüllt, doch dann sah er vor sich Licht, das durch das Guckloch einer schmiedeeisernen Tür fiel. Das Licht war blendend weiß, greller als jede Lampe. Er legte die Hände an die Tür - sie war eiskalt. Vor ihnen lag der Weg in die Freiheit!
Das laute Knirschen von etwas Schwerem, das über den Boden geschleift wurde, riss ihn zurück in die Wirklichkeit, die noch um einiges eisiger war als die Außenwelt. Sie waren noch immer in der Festung gefangen, und Agentin Eliza D. Braun zerrte einige Fässer heran, mit denen sie vor der verschlossenen Tür eine Barrikade errichtete.
Dahinter gingen sie in Deckung und lehnten sich an die Wand. Wellington sah zu ihr hinüber.
»Was jetzt?«, fragte er schließlich. Das Heulen der Sirenen drang nur noch aus einiger Entfernung zu ihnen, dafür waren die Soldaten jetzt wieder besser zu hören.
»Nachdenken.« Die Kanone lag vor ihr am Boden, während sie die Pistolen nachlud. Zufrieden, dass die Patronen ausreichten, ließ sie die Waffen zuschnappen und hielt sie mit energischem Griff senkrecht neben ihrem hübschen Gesicht.
Wellington zog eine Augenbraue hoch. »Nachdenken?« Keine Handbreit neben ihrem Kopf schlug eine Kugel in die Wand ein. »Ja«, erwiderte sie gelassen, »das kann ich umso besser, wenn auf mich geschossen wird.«
Sie beugte sich vor und bestrich den Korridor mit Kugeln, die entweder ihr Ziel trafen oder Ushers Schergen wenigstens in Schach hielten. Wellingtons Blick flog von einer Seite zur anderen, er konnte jedoch höchstens den Schatten eines Helms oder eines Gewehrlaufs ausmachen.
»Würde Ihnen das Denken nicht noch ein wenig leichter fallen, wenn Sie die benützten?«, fragte er und deutete auf die tragbare Kanone.
»Die gute Katherina ist ein Prototyp aus der Waffenschmiede«, erwiderte Braun und betrachtete das beeindruckende Geschütz. »Denen werde ich noch sagen, dass drei Schuss einfach nicht genug sind!«
Verfluchte Tüftler! Doch Wellington verbiss sich eine Bemerkung.
Die nächsten Schüsse feuerte sie oben von der Barrikade, bis ihre Pistolen leer waren, und lehnte sich wieder an die Wand. Ihr zufriedenes Grinsen verblasste, je länger sie ihn ansah.
»Books«, blaffte sie, »wo ist das verdammte Gewehr?«
»Welches Gewehr?«
Mit zusammengebissenen Zähnen knurrte sie: »Das Gewehr des Soldaten, den ich im Gang erledigt habe.«
»Oh, hätte ich es mitnehmen sollen?«
Braun atmete tief ein, wollte etwas erwidern, als vor ihnen erneut Kugeln in den Boden schlugen. Sie klappte beide Pistolen auf und lud nach. Einen Moment lang musterte sie Wellington. Dann ließ sie eine der Pistolen am Finger herumschnellen und warf sie ihm zu, mit dem Griff voran.
Die Waffe hüpfte in Wellingtons Händen, als käme sie direkt aus dem Schmiedefeuer. Sofort warf er sie wieder zurück. Mit dem Lauf voran.
»Verdammt«, keuchte sie und drehte die Mündung von sich weg.
»Madam, ich bin nicht ohne Grund Archivar!«
»Ich brauche einen zweiten Schützen, Books! Was zum Henker soll ich hier unten mit einem Bibliothekar?«
»Archivar!«, korrigierte er empört.
Lautes Geheul von draußen ließ Eliza hochfahren, und sie beugte sich nach links und schoss in den Gang. Wellington spähte durch das Guckfenster in das blendende Weiß der Welt. Die Freiheit. Sie gehörte ihnen. Er brauchte nur die Klinke zu drücken, und sie wären ...
»Finger weg!«, fuhr Braun ihn an, sodass er zusammenzuckte.
»Halten Sie sich ja von der Tür fern, Books.«
»Aber warum denn?« Und wieso führten sie dieses Gespräch nicht woanders, zum Beispiel auf der anderen Seite dieser Tür?
»Wir sind so gut wie ...«
»Tot. Das ist es, was wir sind«, erklärte sie dermaßen unerbittlich und überzeugt, dass Wellington die Stirn in Falten legte.
»Die Tür ist eine Falle. Sehen Sie sich das Schloss an.«
Der Mechanismus präsentierte sich als solider Metallkasten von der Größe einer Männerfaust, einer großen Männerfaust. Zwei gusseiserne Spulen kamen aus dem Türrahmen und liefen
in diesen mit einer Art Zahlenschloss versehenen Kasten, aus dem sich vier metallene Tentakel nach oben streckten und in der Decke verschwanden.
Um die Zahlen auf den Drehscheiben des Schlosses besser erkennen zu können, rückte Wellington seine Brille auf der Nasenspitze zurecht. Ihm war durchaus bewusst, dass weiterhin Kugeln in die Mauern schlugen und einige sogar direkt über seinem Kopf - jedes Mal erhellten die Funken für einen kurzen Augenblick ihre kleine Nische. Doch die Kugeln interessierten ihn viel weniger als diese ausgesprochen rätselhafte Konstruktion.
Aus dem Augenwinkel sah er Agentin Braun ein Bein vorstrecken.
Seine Kehle wurde trocken. »Was haben Sie vor?«
»Die Tür ist mit einer Sprengladung versehen, richtig?« Sie griff nach einer Stange Dynamit. »Ich werde ihr ein wenig auf die Sprünge helfen.«
Die Frau war vollkommen wahnsinnig, und dementsprechend würde er sie auch behandeln müssen. »Aber der Rest Ihrer Truppe ist doch bereits auf dem Weg«, sagte Wellington so gelassen, wie es ihm in dieser Situation möglich war.
»Das Ministerium wird von der Krone nach wie vor mit zu geringen Mitteln ausgestattet, Books, und ich musste mich zwischen Verstärkung oder mehr Dynamit entscheiden.« Sie hielt die Stange hoch. »Ich halte mich lieber an das, worauf ich mich verlassen kann.«
Der fortwährende Beschuss zerfraß die Fässer, hinter denen sie in Deckung gegangen waren. Ein oder zwei Dauben hatten sich bereits gelöst. Ihre notdürftige Barrikade würde nicht mehr allzu lange halten.
»Werfen Sie es«, schrie er über das Gewehrfeuer hinweg.
»Bitte?«
»Werfen Sie das Dynamit!«, verlangte er. »Ich kümmere mich um das Schloss.«
Sie legte den Kopf schräg und kniff die Augen zusammen, als bereits der nächste Kugelhagel über die Wände prasselte - wobei eine Kugel sogar den Ärmel ihres Mantels durchschlug.
»Vertrauen Sie mir. Ich kann das, ich brauche nur einen Moment, um ...«
Braun zog aus ihrem Patronengurt etwas, das wie eine Reversnadel aussah und mit Uhrwerkfedern und Zahnrädchen versehen war, kaum größer als sein Daumennagel. Mit einer fließenden Bewegung durchstach sie das obere Ende der Dynamitstange und legte an dem winzigen Gerät einen Schalter um.
Sie hatte zwar einen recht guten Wurfarm, aber der Knall der Explosion ließ Wellingtons Kopf dennoch läuten wie die Glocken von Westminster. Bis die Druckwelle verebbt war, regneten kleine Gesteinsbrocken auf sie herab.
Leise murmelte sie einen Fluch, und während sie aus ihren anderen Halftern diverse Pistolen unterschiedlicher Größe und Kaliber hervorholte, sah sie ihm fest in die Augen und sagte:
»Also gut, Sie bekommen Ihren Moment, Books. Knacken Sie das Schloss.«
Braun fuhr fort, eine Schusswaffe nach der anderen zutage zu fördern. Sie würde die Stellung halten, und es oblag Wellington Books, dafür zu sorgen, dass sie es nicht zum letzten Mal tat.
Ihm stand nicht sonderlich viel Licht zur Verfügung, doch glücklicherweise waren die Zeichen auf den Drehscheiben phosphoreszierend. Er betrachtete die offenbar willkürliche Auswahl an Ziffern, Lettern und Symbolen, einundzwanzig nach einer schnellen Zählung. Wären sie in sieben Gruppen von dreien oder in drei Gruppen von sieben angeordnet gewesen, hätte es sich um einen recht simplen Code gehandelt; doch so benötigte er einen Chiffrierschlüssel. Allerdings bloß einen unkomplizierten. Denn für die, die das Schloss regelmäßig öffnen mussten, sollte er leicht zu merken sein.
Teuflisch schlau, dachte er bei sich. Er bewunderte dieses Durcheinander, das Nichtsequenzielle, das Anarchistische, das - so konnte man durchaus einwenden - genau das widerspiegelte, was das Haus Usher ...
»Sie haben gesagt, Sie können es knacken!« Braun feuerte in den Staub und Schutt - demnach hatte wohl jemand überlebt.
»Zeit ist hier der reinste Luxus, Kumpel!«
Einen Chiffrierschlüssel brauchte er - etwas, das einen Sinn in die Zeichen der Wählscheibe brachte. Wellington schaute sehnsüchtig durch das Guckfenster, hinter dem die Freiheit lag, wenngleich diese Freiheit nur aus einer gewaltigen Eiswüste bestand. Wenigstens erklärte das Brauns Mantel. Ein Schleier aus Schnee trübte die Sicht, und das Heulen des Windes wurde stärker. Er brauchte mehr Informationen. Wo befanden sie sich eigentlich?
© 2012 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
Noch nie hatte Wellington Thornhill Books, Esquire, eine Explosion aus solcher Nähe gehört. Und nach dem Klingeln in seinen Ohren zu urteilen, würde er auch keine mehr hören können.
Holz- und Metallsplitter spickten sein Gesicht, doch er war viel zu verwirrt, um Schmerz zu empfinden. Stammten die Splitter vielleicht von der Zellentür? Oder von der Vorrichtung, die ihn gefangen hielt? Stand der für diese Folterkammer verantwortliche Techniker noch dort, wo er vor der Explosion gestanden hatte? Was war mit den Wachen? Die Zeit schien sich zu verlangsamen, kroch wie in den trägen Träumen eines tiefen Schlafes dahin.
Ein trockener Knall und kurz darauf ein zweiter sorgten dafür, dass ihm die Ohren weiter klingelten. Zwar konnte er durch den Rauch nichts erkennen, doch er war froh und dankbar, dass er zumindest von einem Gentleman entführt worden war - einem, der es für angemessen gehalten hatte, ihn nicht seiner Kleider zu berauben, bevor er ihn an die Wand kettete. Nur ein ausgemachter Schurke hätte ein derart despektierliches Betragen an den Tag gelegt. Seine Kleidung also hatte ihm einen notdürftigen Schutz vor den Trümmerteilen geboten. Natürlich nur da, wo sie seinen Leib bedeckte. Denn da ihm die Hände gefesselt waren, hatte er lediglich den Kopf zur Seite drehen, die Augen fest zusammenkneifen und dann das Beste hoffen können.
Neue Laute drangen zu ihm durch - ein an- und abschwellendes Sirenengeheul alarmierte den gesamten Gebäudekomplex über das gewaltsame Eindringen eines Unbefugten. Eingedenk der überaus großzügigen Menge an Dynamit, die für die Öffnung seiner Zellentür eingesetzt worden war, vermutete er, dass es sich um einen Sturmangriff seitens des Ministeriums handelte. Eine Woge des Stolzes stieg in ihm auf. Es tat gut, dermaßen geschätzt zu werden.
Dann trat aus dem Rauch eine Dame - allerdings legte ihr ungehöriger Aufzug nahe, dass sie diese Bezeichnung nicht verdiente. Sie trug Kniebundhosen mit Nadelstreifen, sorgfältig in ihre langen Stiefel gesteckt, welche erst kurz oberhalb des Knies endeten. Beunruhigender noch als die Tatsache, dass diese »Dame« Hosen trug, waren die an ihren Oberschenkeln befestigten Dynamitstangen. Ihre Stiefel waren zudem mit mehreren Wurfmesserscheiden versehen. Und das Mieder aus schwarzem Leder diente nicht nur dazu, den Busen dieser zierlichen Frau anzuheben, sondern bot auch eine rutschfeste Oberfläche für den Patronengurt, den sie quer darüber trug. Den letzten Schliff verlieh ihr ein beeindruckender, pelzbesetzter Mantel, den sie wie ein leichtes Cape trug.
Ihr regloses Schweigen kam Wellington allerdings seltsam vor. Sie hielt den Blick starr auf ihn gerichtet und sah überhaupt nicht erleichtert aus. Vielmehr machte sie den Eindruck, als unterzöge sie ihn einer Musterung.
Als sie dann sprach, ließ sie endlich die Pistolen sinken. Wellingtons Ohren hatten sich mittlerweile so weit erholt, dass er sie verstehen konnte. »Sie sind Books?«, fragte sie und steckte die Pistolen in die Halfter.
Wellington hustete und schnaubte, bevor er ein ersticktes »Ja« zustande brachte.
»Na, bestens - wäre auch dumm gewesen, wenn ich mir die ganze Mühe umsonst gemacht hätte.« Sie steckte einen merkwürdig aussehenden Schlüssel in seine Handschellen, und erleichtert hörte Wellington das Aufschnappen des Eisens, das sich sogleich wiederholte, als sie seine Knöchel befreite. Dann schlug sie die Nadeln von seiner Kleidung, mit denen ihn der Verhörspezialist zu einem menschlichen Nadelkissen machen wollte. Wellington musste ein paar Mal blinzeln, als er den Mann auf dem Gesicht liegen sah; aus seinem Rücken ragten große Splitter der Tür. Es barg eine gewisse Poesie, dass die Klingen, Nadeln und anderen abscheulichen Instrumente von seinem Tablett auf ihm gelandet waren, sodass die Werkzeuge seines Gewerbes nun seinen Leichnam schmückten. Gleich neben Wellingtons Peiniger lagen - frisch erschossen - die zwei Wachposten.
Mit trügerisch zierlicher Hand packte ihn seine Begleiterin an der Weste. »Die Förmlichkeiten später. Jetzt heißt es, die Beine in die Hand nehmen«, sagte sie und zog ihn von der Wand weg.
Wellington hätte gern Gelegenheit gehabt, sich diesen Engel der Zerstörung genauer anzusehen, doch die Frau hatte recht, sie mussten verschwinden - und nach dem Klang ferner Stimmen zu urteilen, die sich in das Geheul der Sirenen mischten, so schnell wie möglich. Wenngleich es ihn durchaus fröhlich stimmte, seine Gefängniszelle endlich zu verlassen, gemahnten ihn das düstere Licht und die Steinmauern, dass er sich noch tief in dem festungsartigen Bau des Hauses Usher befand. Und während er seiner Retterin in die fackelbeleuchteten Gänge folgte, versuchte er dahinterzukommen, wie es dieser Geheimgesellschaft von Tunichtguten gelungen sein mochte, von seiner Position in dem nicht minder geheimen Ministerium für Eigenartige Vorkommnisse zu erfahren. Gegenwärtig außerstande, seine Überlegungen niederzuschreiben, machte Wellington sich im Geiste eine Notiz, den Direktor später in Kenntnis zu setzen, dass es irgendwo eine schwerwiegende Sicherheitslücke gab. Nachdem sie aber bereits zum dritten Mal nach links abgebogen waren, in einen weiteren identischen Steinkorridor mit weiteren identischen Zellentüren,
fragte er sich, ob er überhaupt lange genug leben würde, um seine Schlussfolgerungen weiterzugeben.
»Wissen Sie eigentlich, wohin Sie gehen?«, fragte er, und seine Stimme überschlug sich ein wenig.
»Ja, wir gehen ...« - sie hielt an einer Kreuzung inne und spähte hastig nach links und rechts - »... hier entlang.« Und einmal mehr zerrte sie ihn an der Jacke entschlossen hinter sich her.
Als sie die nächste Kreuzung erreichten - die sich von den vorherigen in nichts unterschied -, wich sie plötzlich in den Gang zurück und stieß Wellington heftig gegen die Wand. In dem Moment, wo sein Hinterkopf wieder einmal Bekanntschaft mit einer Mauer machte, fiel Wellington entsetzt auf, dass er sich völlig gedankenlos führen ließ! Das darf nicht sein, dachte er, nicht einmal unter derart ungeheuerlichen Umständen.
»Wellington Thornhill Books, Esquire«, platzte er heraus und hielt ihr die Hand hin. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Agentin ...«
Mit einer Hand hielt sie ihm den Mund zu und zog mit der anderen eine ihrer Pistolen. Ein Trupp Fußsoldaten lief an ihnen vorbei, doch unter dem kalten, strengen Blick der Frau wurde Wellington so stumm und reglos, wie sie selbst sich auch verhielt.
Augenblicke später riss sie die Hand weg und funkelte ihn an.
»Sie wollen sich förmlich vorstellen?«, flüsterte sie scharf.
»Sind Sie verrückt?«
Wellington starrte sie nur an und wiederholte: »Wellington Thornhill Books, Esquire, Chefarchivar des Ministeriums für Eigenartige Vorkommnisse. Und ich habe das Vergnügen mit ...?«
Sie stieß einen verärgerten Seufzer aus. »Eliza D. Braun, Agentin im Außendienst und zurzeit ...« Ihr Blick glitt an ihm vorbei, und ein Schuss hallte durch die Katakomben. Als Wellington herumfuhr, sah er einen Soldaten zusammenbrechen, der das Gewehr noch fest umklammert hielt. Die Andeutung eines Lächelns zeigte sich auf ihrem Gesicht. »Und zurzeit damit beschäftigt, für das Ministerium Ihren Allerwertesten zu retten. Weiter!«
Wellington wollte sein Herz dazu bringen, schneller zu schlagen, seine Lungen zwingen, mehr Luft einzusaugen, damit er weiterlaufen konnte, als die Welt plötzlich in einem Kugelhagel
unterging.
Braun griff hinter sich und brachte eine kleine Kanone in Stellung, die sie auf dem Rücken getragen hatte. »Gehen Sie einfach weiter, Books. Ich bin direkt hinter Ihnen!«
Das Gewehrfeuer der Soldaten traf glücklicherweise nur die Wände und den Boden. Dann folgten kurz aufeinander drei schwere Detonationen. Sie reichten nicht aus, um den Gang zum Einsturz zu bringen, doch die Enge des Raumes verstärkte die Druckwellen. Wellington stürzte weiter voran. Hatte der Beschuss aufgehört? Er konnte die Soldaten und ihre Gewehre nicht mehr hören. Für einen Moment war er von Dunkelheit eingehüllt, doch dann sah er vor sich Licht, das durch das Guckloch einer schmiedeeisernen Tür fiel. Das Licht war blendend weiß, greller als jede Lampe. Er legte die Hände an die Tür - sie war eiskalt. Vor ihnen lag der Weg in die Freiheit!
Das laute Knirschen von etwas Schwerem, das über den Boden geschleift wurde, riss ihn zurück in die Wirklichkeit, die noch um einiges eisiger war als die Außenwelt. Sie waren noch immer in der Festung gefangen, und Agentin Eliza D. Braun zerrte einige Fässer heran, mit denen sie vor der verschlossenen Tür eine Barrikade errichtete.
Dahinter gingen sie in Deckung und lehnten sich an die Wand. Wellington sah zu ihr hinüber.
»Was jetzt?«, fragte er schließlich. Das Heulen der Sirenen drang nur noch aus einiger Entfernung zu ihnen, dafür waren die Soldaten jetzt wieder besser zu hören.
»Nachdenken.« Die Kanone lag vor ihr am Boden, während sie die Pistolen nachlud. Zufrieden, dass die Patronen ausreichten, ließ sie die Waffen zuschnappen und hielt sie mit energischem Griff senkrecht neben ihrem hübschen Gesicht.
Wellington zog eine Augenbraue hoch. »Nachdenken?« Keine Handbreit neben ihrem Kopf schlug eine Kugel in die Wand ein. »Ja«, erwiderte sie gelassen, »das kann ich umso besser, wenn auf mich geschossen wird.«
Sie beugte sich vor und bestrich den Korridor mit Kugeln, die entweder ihr Ziel trafen oder Ushers Schergen wenigstens in Schach hielten. Wellingtons Blick flog von einer Seite zur anderen, er konnte jedoch höchstens den Schatten eines Helms oder eines Gewehrlaufs ausmachen.
»Würde Ihnen das Denken nicht noch ein wenig leichter fallen, wenn Sie die benützten?«, fragte er und deutete auf die tragbare Kanone.
»Die gute Katherina ist ein Prototyp aus der Waffenschmiede«, erwiderte Braun und betrachtete das beeindruckende Geschütz. »Denen werde ich noch sagen, dass drei Schuss einfach nicht genug sind!«
Verfluchte Tüftler! Doch Wellington verbiss sich eine Bemerkung.
Die nächsten Schüsse feuerte sie oben von der Barrikade, bis ihre Pistolen leer waren, und lehnte sich wieder an die Wand. Ihr zufriedenes Grinsen verblasste, je länger sie ihn ansah.
»Books«, blaffte sie, »wo ist das verdammte Gewehr?«
»Welches Gewehr?«
Mit zusammengebissenen Zähnen knurrte sie: »Das Gewehr des Soldaten, den ich im Gang erledigt habe.«
»Oh, hätte ich es mitnehmen sollen?«
Braun atmete tief ein, wollte etwas erwidern, als vor ihnen erneut Kugeln in den Boden schlugen. Sie klappte beide Pistolen auf und lud nach. Einen Moment lang musterte sie Wellington. Dann ließ sie eine der Pistolen am Finger herumschnellen und warf sie ihm zu, mit dem Griff voran.
Die Waffe hüpfte in Wellingtons Händen, als käme sie direkt aus dem Schmiedefeuer. Sofort warf er sie wieder zurück. Mit dem Lauf voran.
»Verdammt«, keuchte sie und drehte die Mündung von sich weg.
»Madam, ich bin nicht ohne Grund Archivar!«
»Ich brauche einen zweiten Schützen, Books! Was zum Henker soll ich hier unten mit einem Bibliothekar?«
»Archivar!«, korrigierte er empört.
Lautes Geheul von draußen ließ Eliza hochfahren, und sie beugte sich nach links und schoss in den Gang. Wellington spähte durch das Guckfenster in das blendende Weiß der Welt. Die Freiheit. Sie gehörte ihnen. Er brauchte nur die Klinke zu drücken, und sie wären ...
»Finger weg!«, fuhr Braun ihn an, sodass er zusammenzuckte.
»Halten Sie sich ja von der Tür fern, Books.«
»Aber warum denn?« Und wieso führten sie dieses Gespräch nicht woanders, zum Beispiel auf der anderen Seite dieser Tür?
»Wir sind so gut wie ...«
»Tot. Das ist es, was wir sind«, erklärte sie dermaßen unerbittlich und überzeugt, dass Wellington die Stirn in Falten legte.
»Die Tür ist eine Falle. Sehen Sie sich das Schloss an.«
Der Mechanismus präsentierte sich als solider Metallkasten von der Größe einer Männerfaust, einer großen Männerfaust. Zwei gusseiserne Spulen kamen aus dem Türrahmen und liefen
in diesen mit einer Art Zahlenschloss versehenen Kasten, aus dem sich vier metallene Tentakel nach oben streckten und in der Decke verschwanden.
Um die Zahlen auf den Drehscheiben des Schlosses besser erkennen zu können, rückte Wellington seine Brille auf der Nasenspitze zurecht. Ihm war durchaus bewusst, dass weiterhin Kugeln in die Mauern schlugen und einige sogar direkt über seinem Kopf - jedes Mal erhellten die Funken für einen kurzen Augenblick ihre kleine Nische. Doch die Kugeln interessierten ihn viel weniger als diese ausgesprochen rätselhafte Konstruktion.
Aus dem Augenwinkel sah er Agentin Braun ein Bein vorstrecken.
Seine Kehle wurde trocken. »Was haben Sie vor?«
»Die Tür ist mit einer Sprengladung versehen, richtig?« Sie griff nach einer Stange Dynamit. »Ich werde ihr ein wenig auf die Sprünge helfen.«
Die Frau war vollkommen wahnsinnig, und dementsprechend würde er sie auch behandeln müssen. »Aber der Rest Ihrer Truppe ist doch bereits auf dem Weg«, sagte Wellington so gelassen, wie es ihm in dieser Situation möglich war.
»Das Ministerium wird von der Krone nach wie vor mit zu geringen Mitteln ausgestattet, Books, und ich musste mich zwischen Verstärkung oder mehr Dynamit entscheiden.« Sie hielt die Stange hoch. »Ich halte mich lieber an das, worauf ich mich verlassen kann.«
Der fortwährende Beschuss zerfraß die Fässer, hinter denen sie in Deckung gegangen waren. Ein oder zwei Dauben hatten sich bereits gelöst. Ihre notdürftige Barrikade würde nicht mehr allzu lange halten.
»Werfen Sie es«, schrie er über das Gewehrfeuer hinweg.
»Bitte?«
»Werfen Sie das Dynamit!«, verlangte er. »Ich kümmere mich um das Schloss.«
Sie legte den Kopf schräg und kniff die Augen zusammen, als bereits der nächste Kugelhagel über die Wände prasselte - wobei eine Kugel sogar den Ärmel ihres Mantels durchschlug.
»Vertrauen Sie mir. Ich kann das, ich brauche nur einen Moment, um ...«
Braun zog aus ihrem Patronengurt etwas, das wie eine Reversnadel aussah und mit Uhrwerkfedern und Zahnrädchen versehen war, kaum größer als sein Daumennagel. Mit einer fließenden Bewegung durchstach sie das obere Ende der Dynamitstange und legte an dem winzigen Gerät einen Schalter um.
Sie hatte zwar einen recht guten Wurfarm, aber der Knall der Explosion ließ Wellingtons Kopf dennoch läuten wie die Glocken von Westminster. Bis die Druckwelle verebbt war, regneten kleine Gesteinsbrocken auf sie herab.
Leise murmelte sie einen Fluch, und während sie aus ihren anderen Halftern diverse Pistolen unterschiedlicher Größe und Kaliber hervorholte, sah sie ihm fest in die Augen und sagte:
»Also gut, Sie bekommen Ihren Moment, Books. Knacken Sie das Schloss.«
Braun fuhr fort, eine Schusswaffe nach der anderen zutage zu fördern. Sie würde die Stellung halten, und es oblag Wellington Books, dafür zu sorgen, dass sie es nicht zum letzten Mal tat.
Ihm stand nicht sonderlich viel Licht zur Verfügung, doch glücklicherweise waren die Zeichen auf den Drehscheiben phosphoreszierend. Er betrachtete die offenbar willkürliche Auswahl an Ziffern, Lettern und Symbolen, einundzwanzig nach einer schnellen Zählung. Wären sie in sieben Gruppen von dreien oder in drei Gruppen von sieben angeordnet gewesen, hätte es sich um einen recht simplen Code gehandelt; doch so benötigte er einen Chiffrierschlüssel. Allerdings bloß einen unkomplizierten. Denn für die, die das Schloss regelmäßig öffnen mussten, sollte er leicht zu merken sein.
Teuflisch schlau, dachte er bei sich. Er bewunderte dieses Durcheinander, das Nichtsequenzielle, das Anarchistische, das - so konnte man durchaus einwenden - genau das widerspiegelte, was das Haus Usher ...
»Sie haben gesagt, Sie können es knacken!« Braun feuerte in den Staub und Schutt - demnach hatte wohl jemand überlebt.
»Zeit ist hier der reinste Luxus, Kumpel!«
Einen Chiffrierschlüssel brauchte er - etwas, das einen Sinn in die Zeichen der Wählscheibe brachte. Wellington schaute sehnsüchtig durch das Guckfenster, hinter dem die Freiheit lag, wenngleich diese Freiheit nur aus einer gewaltigen Eiswüste bestand. Wenigstens erklärte das Brauns Mantel. Ein Schleier aus Schnee trübte die Sicht, und das Heulen des Windes wurde stärker. Er brauchte mehr Informationen. Wo befanden sie sich eigentlich?
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Autoren-Porträt von Tee Morris, Philippa Ballantine
Tee Morris schreibt epische Fantasy und Krimis und lebt in Manassas, Virginia.Philippa Ballantine wurde in Neuseeland geboren. Sie hat Englisch und Bibliothekswissenschaft studiert und als Bibliothekarin gearbeitet, bevor sie mit dem Schreiben begann. Für ihre Romane wurde sie mit dem Sir Julius Vogel Award ausgezeichnet.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Tee Morris , Philippa Ballantine
- 2012, 512 Seiten, Maße: 12,6 x 17,9 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Link, Michaela
- Übersetzer: Michaela Link
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802586433
- ISBN-13: 9783802586439
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