Den Tod im Blick / Numbers Trilogie Bd.1
Ausgezeichnet mit dem Angus Book Award 2010 u. a. Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2011, Kategorie Preis der Jugendlichen
Jem hat eine besondere Gabe: Sie kann das genaue Datum sehen, wann jemand sterben wird. Und dann passiert es: inmitten einer Menschenmenge haben auf einmal alle dieselbe Zahl. Etwas wird geschehen. Hier und heute. Kann Jem es noch verhindern?
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Den Tod im Blick / Numbers Trilogie Bd.1 “
Jem hat eine besondere Gabe: Sie kann das genaue Datum sehen, wann jemand sterben wird. Und dann passiert es: inmitten einer Menschenmenge haben auf einmal alle dieselbe Zahl. Etwas wird geschehen. Hier und heute. Kann Jem es noch verhindern?
Klappentext zu „Den Tod im Blick / Numbers Trilogie Bd.1 “
Augen, so heißt es, sind das Fenster zur Seele. Doch wenn Jem in fremde Augen blickt, sieht sie eine Zahl. Und die ist unauslöschlich. Denn die Zahl ist ein Datum. Der Tag, an dem ihr Gegenüber sterben wird.Diese Gewissheit hat Jem seit dem Tod ihrer Mutter. Deshalb meidet sie Menschen. Ist am liebsten allein. Bis sie Spinne kennenlernt - und mit ihm das Leben. Jem ist glücklich, zum ersten Mal. Doch als die beiden zum Riesenrad, dem London Eye fahren, passiert es - um sie herum haben alle dieselbe Zahl. Jem weiß: Etwas Furchtbares wird passieren. Heute. Hier. Fluchtartig verlassen Spinne und sie das Gelände. Und lösen damit eine Kettenreaktion aus. Spinne und Jem werden zu Gejagten. Von der Polizei, den Medien, den Menschen. Und Spinnes Todestag rückt näher und näher ...
Lese-Probe zu „Den Tod im Blick / Numbers Trilogie Bd.1 “
NUMBERS - Den Tod im Blick von RACHEL WARD Aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn
KAPITEL 01
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Es gibt bestimmte Orte, wo wir uns rumtreiben. Traurige Jugendliche, schäbige Jugendliche, gelangweilte Jugendliche, einsame Jugendliche; Jugendliche, die anders sind. Wenn du weißt, wo du suchen musst, kannst du uns dort an jedem Tag der Woche finden: auf der Rückseite von Geschäften, in irgendwelchen Hintergassen, unter Brücken an Kanälen und Flüssen, in der Nähe von Tankstellen, in Bretterschuppen und Schrebergärten. Es gibt Tausende von uns. Das heißt, wenn du uns finden willst – die meisten Menschen wollen das ja gar nicht. Wenn die uns sehen, schauen sie weg, tun so, als ob wir nicht da wären. Das ist leichter. Vergiss die ganze Scheiße von wegen, jeder bekommt seine Chance – wenn sie uns sehen, sind sie froh, dass wir nicht mit ihren Kindern auf dieselbe Schule gehen, den Unterricht stören und ihnen das Leben zur Hölle machen. Genau das denken auch die Lehrer. Glaubst du, die sind enttäuscht, wenn wir morgens nicht im Unterricht erscheinen? Einen größeren Gefallen können die mir doch gar nicht tun, sagen die Lehrer – sie wollen uns nicht in ihren Klassen haben und wir wollen auch gar nicht hin.
Die meisten hängen in kleinen Gruppen zusammen, zu zweit oder dritt, und vertreiben sich die Zeit. Ich, ich bin lieber allein. Ich mag das, Orte zu finden, wo niemand ist – wo ich niemanden anschauen und seine Zahl sehen muss.
Deshalb war ich sauer, als ich zu meinem Lieblingsplatz unten am Kanal kam und feststellen musste, dass da schon jemand war. Wenn es bloß irgendein Fremder gewesen wär, irgendein alter Penner oder Junkie, wär ich woanders hingegangen, kein Problem, aber leider war es einer aus Mr McNultys »Spezialklasse«: der ruhelose, schlaksige, großmäulige Typ, den alle Spinne nannten.
Er lachte, als er mich sah, kam sofort auf mich zu und fuchtelte mir mit dem Finger vor dem Gesicht rum: »Schlimmes Mädchen! Was machst du denn hier?«
Ich zuckte die Schultern und sah auf den Boden.
Er redete weiter auf mich ein. »Konntest wohl den Nuller keinen Tag länger ertragen. Mach dir nichts draus, Jem – der ist ein Psycho. Der dürfte gar nicht frei rumlaufen, dieser Typ, stimmt’s?«
Spinne ist groß, riesig. So einer, der dir zu dicht auf die Pelle rückt und nicht merkt, wann es besser ist, sich zurückzuziehen. Ich nehm an, deshalb ist er auch in der Schule ständig in irgendwelche Schlägereien verwickelt. Die ganze Zeit hängt er dir vorm Gesicht rum und du riechst ihn. Selbst wenn du dich wegduckst und umdrehst, ist er noch da – er versteht keine Andeutungen, nimmt keine Zeichen wahr. Die Kapuze schränkte meine Sicht ein, doch als er direkt vor mir auftauchte und ich instinktiv den Kopf von ihm wegdrehte, trafen sich einen Moment lang unsere Blicke und da war sie. Seine Zahl. 15122010. Das war der zweite Grund, warum ich mich in seiner Nähe unwohl fühlte. Arme Sau – damit hat er doch null Chancen.
Jeder hat eine Zahl, ich glaub nur, dass ich die Einzige bin, die sie sieht. Na ja, richtig »sehen« kann ich sie eigentlich nicht; die Zahlen tauchen irgendwie in meinem Kopf auf. Ich fühl sie, irgendwo hinter den Augen. Doch sie sind wahr. Ist mir egal, ob du’s glaubst oder nicht – mach, was du willst, aber ich weiß, dass sie stimmen. Und ich weiß, was sie bedeuten. Der Groschen fiel, als meine Mutter starb.
Die Zahlen hatte ich schon immer gesehen, solange ich mich erinnern kann. Ich hatte gedacht, jeder würde sie sehen. Wenn ich die Straße entlangging und jemandem in die Augen sah, tauchte sie plötzlich auf, seine Zahl. Ich plapperte die Zahlen vor mich hin, als meine Ma mich im Buggy durch die Gegend schob. Ich dachte, es würde ihr gefallen. Sie würde mich für klug halten. Ja, echt.
Wir waren also auf der High Street unterwegs zum Sozialamt, um die wöchentliche Stütze abzuholen. Donnerstag war gewöhnlich ein guter Tag. Bald würde sie in dem verbarrikadierten Haus bei uns in der Straße einkaufen und dann für ein paar Stunden glücklich sein. Sämtliche verkrampften Muskeln in ihrem Körper würden sich entspannen, sie würde mit mir reden, mir vielleicht sogar vorlesen. Ich rief also, während wir die Straße entlangliefen, fröhlich die Zahlen der Leute aus. »Zwei, eins, null, vier, zwei, null, eins, neun! Null, sieben, null, zwei, zwei, null, vier, sechs!«
Plötzlich hielt sie den Buggy abrupt an und schwang ihn herum in ihre Richtung. Sie ging in die Hocke, hielt beide Seiten des Rahmens mit ihren Händen umklammert und bildete mit ihrem Körper einen Käfig, der mich so eng umschloss, dass ihre Adern stärker hervorstachen und ich die blauen Flecken und Einstiche deutlicher erkennen konnte als je zuvor. Sie schaute mir scharf in die Augen, die Wut stand ihr klar ins Gesicht geschrieben. »Hör zu, Jem«, sie spuckte die Worte aus. »Ich weiß nicht, was du da brabbelst. Aber hör auf. Es macht mich wahnsinnig, ich kann das heute nicht brauchen. Kapiert? Ich kann es nicht brauchen, also verdammt noch mal … halt … die … Klappe.« Ihre Silben stachen wie wild gewordene Wespen, das Gift sprühte nur so. Und die ganze Zeit, die wir uns Auge in Auge anstarrten, war ihre Zahl da, eingeprägt auf der Innenseite meines Schädels: 10102002.
Die meisten hängen in kleinen Gruppen zusammen, zu zweit oder dritt, und vertreiben sich die Zeit. Ich, ich bin lieber allein. Ich mag das, Orte zu finden, wo niemand ist – wo ich niemanden anschauen und seine Zahl sehen muss.
Deshalb war ich sauer, als ich zu meinem Lieblingsplatz unten am Kanal kam und feststellen musste, dass da schon jemand war. Wenn es bloß irgendein Fremder gewesen wär, irgendein alter Penner oder Junkie, wär ich woanders hingegangen, kein Problem, aber leider war es einer aus Mr McNultys »Spezialklasse«: der ruhelose, schlaksige, großmäulige Typ, den alle Spinne nannten.
Er lachte, als er mich sah, kam sofort auf mich zu und fuchtelte mir mit dem Finger vor dem Gesicht rum: »Schlimmes Mädchen! Was machst du denn hier?«
Ich zuckte die Schultern und sah auf den Boden.
Er redete weiter auf mich ein. »Konntest wohl den Nuller keinen Tag länger ertragen. Mach dir nichts draus, Jem – der ist ein Psycho. Der dürfte gar nicht frei rumlaufen, dieser Typ, stimmt’s?«
Spinne ist groß, riesig. So einer, der dir zu dicht auf die Pelle rückt und nicht merkt, wann es besser ist, sich zurückzuziehen. Ich nehm an, deshalb ist er auch in der Schule ständig in irgendwelche Schlägereien verwickelt. Die ganze Zeit hängt er dir vorm Gesicht rum und du riechst ihn. Selbst wenn du dich wegduckst und umdrehst, ist er noch da – er versteht keine Andeutungen, nimmt keine Zeichen wahr. Die Kapuze schränkte meine Sicht ein, doch als er direkt vor mir auftauchte und ich instinktiv den Kopf von ihm wegdrehte, trafen sich einen Moment lang unsere Blicke und da war sie. Seine Zahl. 15122010. Das war der zweite Grund, warum ich mich in seiner Nähe unwohl fühlte. Arme Sau – damit hat er doch null Chancen.
Jeder hat eine Zahl, ich glaub nur, dass ich die Einzige bin, die sie sieht. Na ja, richtig »sehen« kann ich sie eigentlich nicht; die Zahlen tauchen irgendwie in meinem Kopf auf. Ich fühl sie, irgendwo hinter den Augen. Doch sie sind wahr. Ist mir egal, ob du’s glaubst oder nicht – mach, was du willst, aber ich weiß, dass sie stimmen. Und ich weiß, was sie bedeuten. Der Groschen fiel, als meine Mutter starb.
Die Zahlen hatte ich schon immer gesehen, solange ich mich erinnern kann. Ich hatte gedacht, jeder würde sie sehen. Wenn ich die Straße entlangging und jemandem in die Augen sah, tauchte sie plötzlich auf, seine Zahl. Ich plapperte die Zahlen vor mich hin, als meine Ma mich im Buggy durch die Gegend schob. Ich dachte, es würde ihr gefallen. Sie würde mich für klug halten. Ja, echt.
Wir waren also auf der High Street unterwegs zum Sozialamt, um die wöchentliche Stütze abzuholen. Donnerstag war gewöhnlich ein guter Tag. Bald würde sie in dem verbarrikadierten Haus bei uns in der Straße einkaufen und dann für ein paar Stunden glücklich sein. Sämtliche verkrampften Muskeln in ihrem Körper würden sich entspannen, sie würde mit mir reden, mir vielleicht sogar vorlesen. Ich rief also, während wir die Straße entlangliefen, fröhlich die Zahlen der Leute aus. »Zwei, eins, null, vier, zwei, null, eins, neun! Null, sieben, null, zwei, zwei, null, vier, sechs!«
Plötzlich hielt sie den Buggy abrupt an und schwang ihn herum in ihre Richtung. Sie ging in die Hocke, hielt beide Seiten des Rahmens mit ihren Händen umklammert und bildete mit ihrem Körper einen Käfig, der mich so eng umschloss, dass ihre Adern stärker hervorstachen und ich die blauen Flecken und Einstiche deutlicher erkennen konnte als je zuvor. Sie schaute mir scharf in die Augen, die Wut stand ihr klar ins Gesicht geschrieben. »Hör zu, Jem«, sie spuckte die Worte aus. »Ich weiß nicht, was du da brabbelst. Aber hör auf. Es macht mich wahnsinnig, ich kann das heute nicht brauchen. Kapiert? Ich kann es nicht brauchen, also verdammt noch mal … halt … die … Klappe.« Ihre Silben stachen wie wild gewordene Wespen, das Gift sprühte nur so. Und die ganze Zeit, die wir uns Auge in Auge anstarrten, war ihre Zahl da, eingeprägt auf der Innenseite meines Schädels: 10102002.
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Autoren-Porträt von Rachel Ward
1964 geboren, wuchs Rachel Ward in der Grafschaft Surrey südlich von London auf und studierte Geografie in Durham. Erst mit 40 Jahren widmete sie sich dem Schreiben. Ihr Debüt "Numbers - Den Tod im Blick" landete auf zahlreichen Nominierungslisten englischer Jugendbuchpreise. Rachel Ward lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Bath, England. Weitere Informationen unter: www.rachelwardbooks.com
Bibliographische Angaben
- Autor: Rachel Ward
- Altersempfehlung: 14 - 17 Jahre
- 2010, 10., Auflage, 362 Seiten, Maße: 13,4 x 20,8 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Gutzschhahn, Uwe-Michael
- Übersetzer: Uwe Gutzschhahn
- Verlag: Chicken House bei Carlsen
- ISBN-10: 3551520070
- ISBN-13: 9783551520074
- Erscheinungsdatum: 17.03.2010
Rezension zu „Den Tod im Blick / Numbers Trilogie Bd.1 “
"Eine begeisterte Leseempfehlung von mir!", imnamendererdbeere.blogspot.de, 20.05.2013
Kommentare zu "Den Tod im Blick / Numbers Trilogie Bd.1"
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