Der Afghane
Roman
Al Qaida plant einen fürchterlichen Anschlag. Der US-Geheimdienst muss einen Agenten in das Lager der Terroristen einschleusen.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Der Afghane “
Al Qaida plant einen fürchterlichen Anschlag. Der US-Geheimdienst muss einen Agenten in das Lager der Terroristen einschleusen.
Klappentext zu „Der Afghane “
Ein Undercoveragent in der Schaltzentrale des TerrorsUnter dem Decknamen "Al-Isra" planen islamistische Fundamentalisten einen Terroranschlag ungekannten Ausmaßes. Als der britische und amerikanische Geheimdienst von dem Plan erfahren, bleibt nur noch eine Chance: Ein Agent muss in das Terrornetzwerk eingeschleust werden, um Zeit und Ort des Attentats herauszufinden. Die Wahl fällt auf Mike Martin, einen erfahrenen Offizier des britischen Secret Intelligence Service, der mit der Sprache und Kultur des Nahen Ostens aufgewachsen ist. Doch schon bald geraten die Dinge außer Kontrolle und ein atemloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt ...
'Wenn es um Spionage und internationale Verwicklungen geht, ist Frederick Forsyth ein Meister der Spannung.' Washington Post "Forsyth liegt wie immer goldrichtig: Seine Nase für Themen hat ihn auch dieses Mal nicht getrogen." -- FAZ
"Frederick Forsyth verbindet auch in diesem Roman wieder einmal reale mit fiktiven Ereignissen. Ausgangspunkt des Buches sind die Terror-Anschläge vom 11. September 2001 und die Struktur des Terrornetzwerkes Al Quaida. Daraus strickt der Großmeister des politischen Thrillers einen spannenden, überaus realistisch wirkenden Roman." -- HR 1
"Frederick Forsyth verbindet auch in diesem Roman wieder einmal reale mit fiktiven Ereignissen. Ausgangspunkt des Buches sind die Terror-Anschläge vom 11. September 2001 und die Struktur des Terrornetzwerkes Al Quaida. Daraus strickt der Großmeister des politischen Thrillers einen spannenden, überaus realistisch wirkenden Roman." -- HR 1
Lese-Probe zu „Der Afghane “
Der Afghane von Frederick Forsyth LESEPROBE
Wenn der junge Talib-Leibwächter gewusst hätte, dass ihm dieser
Handyanruf den Tod bringen würde, hätte er es nicht getan.
Aber er wusste es nicht, und so tat er es, und es geschah.
Am 7. Juli 2005 ließen vier Selbstmordattentäter in der Londoner
Innenstadt ihre Rucksackbomben explodieren. Sie töteten
zweiundfünfzig Pendler und verletzten ungefähr siebenhundert
Personen, von denen mindestens einhundert ihr Leben lang verkrüppelt
sein werden.
Drei der vier stammten aus pakistanischen Einwandererfamilien,
aber sie waren in Großbritannien geboren und aufgewachsen.
Der vierte war gebürtiger Jamaikaner, naturalisierter Brite
und zum Islam übergetreten. Er und ein anderer waren noch
Teenager; der dritte war zweiundzwanzig und der Führer der
Gruppe dreißig. Alle waren radikalisiert oder durch Gehirnwäsche
zu extremen Fanatikern gemacht worden - nicht im Ausland,
sondern im Herzen von England, in extremistischen Moscheen,
in denen sie Hetzpredigern gelauscht hatten.
Innerhalb von vierundzwanzig Stunden nach der Explosion
waren die Täter identifiziert und ihr Wohnsitz ermittelt; sie waren
allesamt im Norden Englands ansässig, in Leeds und Umgebung,
und tatsächlich hatten alle einen mehr oder weniger stark
ausgeprägten Yorkshire-Dialekt gesprochen. Der Anführer war
ein Sonderschullehrer namens Mohammed Siddique Khan.
Bei der Durchsuchung ihrer Wohnungen stieß die Polizei auf
einen kleinen Schatz, über den sie die Öffentlichkeit nicht informierte.
Vier Quittungen belegten, dass einer der beiden Älteren
Billig-Handys gekauft hatte, Tri-Band-Geräte, die fast überall auf
der Welt benutzt werden können, ausgestattet mit Prepaid-Kar-
ten im
... mehr
Wert von zwanzig Pfund. Diese Telefone waren bar bezahlt
worden, und sie waren verschwunden. Aber die Polizei
konnte ihre Nummern ermitteln und setzte sie auf eine Watchlist
für den Fall, dass sie jemals aktiviert werden sollten.
Die Ermittlungen ergaben außerdem, dass Siddique Khan und
sein engster Vertrauter in der Gruppe, ein junger Pandschabi namens
Shezad Tanweer, im November zuvor drei Monate in Pakistan
verbracht hatten. Mit wem sie dort zusammengetroffen
waren, ließ sich nicht mehr feststellen, aber einige Wochen nach
den Anschlägen strahlte der arabische Fernsehsender al-Dschasira
ein kämpferisches Video von Siddique Khan bei der Planung
seines Todes aus, und es war klar, dass dieses Video während seines
Aufenthalts in Islamabad gedreht worden war.
Erst im September 2006 stellte sich heraus, dass einer der
Bombenattentäter eines der »blütenreinen«, unauffindbaren Handys
mitgenommen und seinem al-Qaida-Ausbilder/Koordinator
geschenkt hatte. (Die britische Polizei hatte bereits nachgewiesen,
dass keiner der Attentäter über genügend technische Fähigkeiten
verfügte, die Bomben ohne fremde Hilfe und Anleitung
selbst zu bauen.)
Wer immer dieser hochrangige al-Qaida-Vertreter war, er gab
dieses Geschenk allem Anschein nach als Zeichen des Respekts
an ein Mitglied des inneren Führungszirkels um Osama bin Laden
weiter, der sich in den kargen Bergen von Süd-Wasiristan an
der afghanisch-pakistanischen Grenze westlich von Peschawar
versteckt hielt. Sicher war es nur für Notfälle gedacht, denn alle
al-Qaida-Kämpfer sind äußerst zurückhaltend im Umgang mit
Mobiltelefonen. Aber zu jenem Zeitpunkt konnte der Schenkende
nicht wissen, dass der britische Fanatiker so dumm gewesen
war, die Quittung auf seinem Schreibtisch in Leeds liegen zu
lassen.
Bin Ladens inneres Komitee hat vier Unterabteilungen, die
für Einsätze, Finanzierung, Propaganda und Doktrin zuständig
sind. Jede Abteilung hat einen eigenen Chef, und nur Bin Laden
und seine rechte Hand Aiman al-Sawahiri sind ranghöher als
diese vier. Im September 2006 war der Verantwortliche für die
Finanzierung der gesamten Terrorgruppe Sawahiris ägyptischer
Landsmann Tewfik al-Qur.
Aus Gründen, die später ans Licht kamen, hielt sich dieser am
15. September unter strenger Tarnung in der pakistanischen Stadt
Peschawar auf, nach der Rückkehr von einer gefährlichen, ausgedehnten
Reise außerhalb der Bergfestung. Er wartete auf die
Ankunft des Führers, der ihn wieder in die wasirischen Berge und
zum Scheich zurückbringen sollte.
Um ihn bei seinem kurzen Aufenthalt in Peschawar zu schützen,
hatte man ihm vier einheimische Zeloten der Taliban-Bewegung
zugewiesen. Wie alle, die in den nordwestlichen Bergen
beheimatet sind, in der Region der wilden Stammesgebiete, die
sich an dieser unregierbaren Grenze entlangzieht, waren diese
Männer formell gesehen Pakistani, aber ihrer Stammeszugehörigkeit
nach betrachteten sie sich als Wasiri. Sie sprachen Paschto,
nicht Urdu, und ihre Loyalität galt den Paschtunen, zu denen die
Wasiri als Untergruppe gehören.
Alle waren aus der Gosse in eine madrasa geholt und dort
erzogen worden, in einer Koranschule extremistischer Ausrichtung,
geführt von der islamischen Wahhabi-Sekte, der härtesten
und intolerantesten von allen. Sie besaßen weder Kenntnisse noch
Fähigkeiten auf irgendeinem anderen Gebiet als dem der Koran-
Rezitation und waren somit wie Millionen anderer madrasagebildeter
junger Männer buchstäblich ungeeignet für jede Art
von Arbeit. Wenn das Oberhaupt ihres Klans sie jedoch mit einer
Aufgabe betraute, würden sie dafür sterben. In jenem September
hatten sie den Auftrag, einen Ägypter mittleren Alters zu
beschützen, der nilotisches Arabisch sprach, aber auch genügend
Paschto, um sich zu verständigen. Einer dieser vier jungen
Männer war Abdelahi, und sein Handy war sein Stolz und sein
ganzes Glück. Leider war der Akku leer, denn er hatte vergessen,
ihn aufzuladen.
Die Mittagsstunde war vorüber. Zum Gebet in die benachbarten
Moschee zu gehen war zu gefährlich, und so hatte al-Qur
zusammen mit seinen Leibwächtern in der Wohnung im obersten
Stock eines Hauses gebetet. Dann hatte er eine karge Mahlzeit
eingenommen und sich zu einer kurzen Ruhe zurückgezogen.
Abdelahis Bruder wohnte einige hundert Meilen weiter westlich
in der nicht weniger fundamentalistischen Stadt Quetta, und
ihre Mutter war krank gewesen. Abdelahi wollte sich nach ihr erkundigen
und versuchte, mit dem Handy durchzukommen. Was
immer er sagen wollte, würde wenig bemerkenswert sein - nur
ein paar der Trillionen Worte »Geplauder«, die täglich durch den
Äther der fünf Kontinente gehen. Aber sein Telefon funktionierte
nicht. Einer seiner Gefährten wies ihn auf das Fehlen der schwarzen
Striche in der Ladestandsanzeige hin und erklärte ihm den
Ladevorgang. Dann sah Abdelahi das Handy auf dem Attachékoffer
des Ägypters im Wohnzimmer liegen.
Es war vollgeladen. Ohne lange zu überlegen, griff er danach,
wählte die Nummer seines Bruders und hörte den rhythmischen
Rufton, als im fernen Quetta das Telefon klingelte. Und in dem
unterirdischen Kaninchenbau verschachtelter Räume in Islamabad,
in dem sich die Lauschabteilung des Counter Terrorist
Centre, der pakistanischen Antiterror-Zentrale, befand, begann
ein rotes Lämpchen zu blinken.
Viele, die in Hampshire wohnen, betrachten es als das schönste
County Englands. An seiner Südküste, am Wasser des Ärmelkanals,
liegen Southampton mit seinem großen Überseehafen
und Portsmouth mit der Werft der Royal Navy. Verwaltungszentrum
ist die historische Stadt Winchester, die von einer fast
tausend Jahre alten Kathedrale beherrscht wird.
Im Herzen von Hampshire, abseits der Autobahnen und
Hauptstraßen befindet sich das stille Tal des River Meon. An den
Ufern dieses sanften Flüsschens liegen Dörfer und Städtchen, deren
Ursprünge bis in die Zeit der Angelsachsen zurückreichen.
Eine einzelne Straße der Kategorie A führt von Süden nach
Norden durch dieses Flusstal; der Rest ist ein Gewirr gewunde-
ner Landstraßen, gesäumt von überhängenden Bäumen, Hecken
und Wiesen. Urtümliches Bauernland; wenige Felder sind größer
als vier Hektar, und noch weniger Höfe haben mehr als
zweihundert Hektar. Die meisten Bauernhäuser sind alte, schindelgedeckte
Ziegelfachwerkbauten, zu denen große und schöne
Scheunen gehören.
Der Mann, der auf dem First so einer Scheune saß, überblickte
das ganze Panorama des Meontals und sah das nächste
Dorf, Meonstoke, das eine knappe Meile weit entfernt lag, aus
der Vogelperspektive. Zur selben Zeit, als Abdelahi mehrere Zeitzonen
weiter östlich den letzten Anruf seines Lebens tätigte,
wischte sich der Mann auf dem Dach den Schweiß von der Stirn
und nahm seine Arbeit wieder auf: Sorgfältig löste er die Tonziegel,
mit denen das Dach vor mehreren hundert Jahren gedeckt
worden war.
Eigentlich hätte er eine Kolonne erfahrener Dachdecker beschäftigen
sollen, die erst mal die ganze Scheune eingerüstet hätten.
Mit ihnen wäre die Arbeit schneller und sicherer vonstattengegangen,
aber auch sehr viel teurer geworden. Und das war
das Problem. Der Mann mit dem Klauenhammer war ein ehemaliger
Soldat, der nach fünfundzwanzig Jahren aus dem Militärdienst
ausgeschieden war, und den größten Teil seines Entlassungsgeldes
hatte er verbraucht, um sich den Traum seines
Lebens zu erfüllen, ein Haus auf dem Land zu kaufen und endlich
ein Zuhause zu haben. Daher diese Scheune mit ihren vier
Hektar Land und einem Feldweg, der zur nächsten Landstraße
und weiter zum Dorf führte.
Aber Soldaten sind meist nicht daran gewöhnt, mit Geld umzugehen,
und die Kosten für den Ausbau der mittelalterlichen
Scheune zu einem Landhaus und behaglichen Heim waren von
Firmen, die auf solche Projekte spezialisiert waren, auf atemberaubende
Höhen veranschlagt worden. Deshalb hatte er beschlossen,
alles selbst zu machen - ganz gleich, wie lange es dauern
mochte. ()
© C. Bertelsmann Verlag
Übersetzung: Rainer Schmidt
worden, und sie waren verschwunden. Aber die Polizei
konnte ihre Nummern ermitteln und setzte sie auf eine Watchlist
für den Fall, dass sie jemals aktiviert werden sollten.
Die Ermittlungen ergaben außerdem, dass Siddique Khan und
sein engster Vertrauter in der Gruppe, ein junger Pandschabi namens
Shezad Tanweer, im November zuvor drei Monate in Pakistan
verbracht hatten. Mit wem sie dort zusammengetroffen
waren, ließ sich nicht mehr feststellen, aber einige Wochen nach
den Anschlägen strahlte der arabische Fernsehsender al-Dschasira
ein kämpferisches Video von Siddique Khan bei der Planung
seines Todes aus, und es war klar, dass dieses Video während seines
Aufenthalts in Islamabad gedreht worden war.
Erst im September 2006 stellte sich heraus, dass einer der
Bombenattentäter eines der »blütenreinen«, unauffindbaren Handys
mitgenommen und seinem al-Qaida-Ausbilder/Koordinator
geschenkt hatte. (Die britische Polizei hatte bereits nachgewiesen,
dass keiner der Attentäter über genügend technische Fähigkeiten
verfügte, die Bomben ohne fremde Hilfe und Anleitung
selbst zu bauen.)
Wer immer dieser hochrangige al-Qaida-Vertreter war, er gab
dieses Geschenk allem Anschein nach als Zeichen des Respekts
an ein Mitglied des inneren Führungszirkels um Osama bin Laden
weiter, der sich in den kargen Bergen von Süd-Wasiristan an
der afghanisch-pakistanischen Grenze westlich von Peschawar
versteckt hielt. Sicher war es nur für Notfälle gedacht, denn alle
al-Qaida-Kämpfer sind äußerst zurückhaltend im Umgang mit
Mobiltelefonen. Aber zu jenem Zeitpunkt konnte der Schenkende
nicht wissen, dass der britische Fanatiker so dumm gewesen
war, die Quittung auf seinem Schreibtisch in Leeds liegen zu
lassen.
Bin Ladens inneres Komitee hat vier Unterabteilungen, die
für Einsätze, Finanzierung, Propaganda und Doktrin zuständig
sind. Jede Abteilung hat einen eigenen Chef, und nur Bin Laden
und seine rechte Hand Aiman al-Sawahiri sind ranghöher als
diese vier. Im September 2006 war der Verantwortliche für die
Finanzierung der gesamten Terrorgruppe Sawahiris ägyptischer
Landsmann Tewfik al-Qur.
Aus Gründen, die später ans Licht kamen, hielt sich dieser am
15. September unter strenger Tarnung in der pakistanischen Stadt
Peschawar auf, nach der Rückkehr von einer gefährlichen, ausgedehnten
Reise außerhalb der Bergfestung. Er wartete auf die
Ankunft des Führers, der ihn wieder in die wasirischen Berge und
zum Scheich zurückbringen sollte.
Um ihn bei seinem kurzen Aufenthalt in Peschawar zu schützen,
hatte man ihm vier einheimische Zeloten der Taliban-Bewegung
zugewiesen. Wie alle, die in den nordwestlichen Bergen
beheimatet sind, in der Region der wilden Stammesgebiete, die
sich an dieser unregierbaren Grenze entlangzieht, waren diese
Männer formell gesehen Pakistani, aber ihrer Stammeszugehörigkeit
nach betrachteten sie sich als Wasiri. Sie sprachen Paschto,
nicht Urdu, und ihre Loyalität galt den Paschtunen, zu denen die
Wasiri als Untergruppe gehören.
Alle waren aus der Gosse in eine madrasa geholt und dort
erzogen worden, in einer Koranschule extremistischer Ausrichtung,
geführt von der islamischen Wahhabi-Sekte, der härtesten
und intolerantesten von allen. Sie besaßen weder Kenntnisse noch
Fähigkeiten auf irgendeinem anderen Gebiet als dem der Koran-
Rezitation und waren somit wie Millionen anderer madrasagebildeter
junger Männer buchstäblich ungeeignet für jede Art
von Arbeit. Wenn das Oberhaupt ihres Klans sie jedoch mit einer
Aufgabe betraute, würden sie dafür sterben. In jenem September
hatten sie den Auftrag, einen Ägypter mittleren Alters zu
beschützen, der nilotisches Arabisch sprach, aber auch genügend
Paschto, um sich zu verständigen. Einer dieser vier jungen
Männer war Abdelahi, und sein Handy war sein Stolz und sein
ganzes Glück. Leider war der Akku leer, denn er hatte vergessen,
ihn aufzuladen.
Die Mittagsstunde war vorüber. Zum Gebet in die benachbarten
Moschee zu gehen war zu gefährlich, und so hatte al-Qur
zusammen mit seinen Leibwächtern in der Wohnung im obersten
Stock eines Hauses gebetet. Dann hatte er eine karge Mahlzeit
eingenommen und sich zu einer kurzen Ruhe zurückgezogen.
Abdelahis Bruder wohnte einige hundert Meilen weiter westlich
in der nicht weniger fundamentalistischen Stadt Quetta, und
ihre Mutter war krank gewesen. Abdelahi wollte sich nach ihr erkundigen
und versuchte, mit dem Handy durchzukommen. Was
immer er sagen wollte, würde wenig bemerkenswert sein - nur
ein paar der Trillionen Worte »Geplauder«, die täglich durch den
Äther der fünf Kontinente gehen. Aber sein Telefon funktionierte
nicht. Einer seiner Gefährten wies ihn auf das Fehlen der schwarzen
Striche in der Ladestandsanzeige hin und erklärte ihm den
Ladevorgang. Dann sah Abdelahi das Handy auf dem Attachékoffer
des Ägypters im Wohnzimmer liegen.
Es war vollgeladen. Ohne lange zu überlegen, griff er danach,
wählte die Nummer seines Bruders und hörte den rhythmischen
Rufton, als im fernen Quetta das Telefon klingelte. Und in dem
unterirdischen Kaninchenbau verschachtelter Räume in Islamabad,
in dem sich die Lauschabteilung des Counter Terrorist
Centre, der pakistanischen Antiterror-Zentrale, befand, begann
ein rotes Lämpchen zu blinken.
Viele, die in Hampshire wohnen, betrachten es als das schönste
County Englands. An seiner Südküste, am Wasser des Ärmelkanals,
liegen Southampton mit seinem großen Überseehafen
und Portsmouth mit der Werft der Royal Navy. Verwaltungszentrum
ist die historische Stadt Winchester, die von einer fast
tausend Jahre alten Kathedrale beherrscht wird.
Im Herzen von Hampshire, abseits der Autobahnen und
Hauptstraßen befindet sich das stille Tal des River Meon. An den
Ufern dieses sanften Flüsschens liegen Dörfer und Städtchen, deren
Ursprünge bis in die Zeit der Angelsachsen zurückreichen.
Eine einzelne Straße der Kategorie A führt von Süden nach
Norden durch dieses Flusstal; der Rest ist ein Gewirr gewunde-
ner Landstraßen, gesäumt von überhängenden Bäumen, Hecken
und Wiesen. Urtümliches Bauernland; wenige Felder sind größer
als vier Hektar, und noch weniger Höfe haben mehr als
zweihundert Hektar. Die meisten Bauernhäuser sind alte, schindelgedeckte
Ziegelfachwerkbauten, zu denen große und schöne
Scheunen gehören.
Der Mann, der auf dem First so einer Scheune saß, überblickte
das ganze Panorama des Meontals und sah das nächste
Dorf, Meonstoke, das eine knappe Meile weit entfernt lag, aus
der Vogelperspektive. Zur selben Zeit, als Abdelahi mehrere Zeitzonen
weiter östlich den letzten Anruf seines Lebens tätigte,
wischte sich der Mann auf dem Dach den Schweiß von der Stirn
und nahm seine Arbeit wieder auf: Sorgfältig löste er die Tonziegel,
mit denen das Dach vor mehreren hundert Jahren gedeckt
worden war.
Eigentlich hätte er eine Kolonne erfahrener Dachdecker beschäftigen
sollen, die erst mal die ganze Scheune eingerüstet hätten.
Mit ihnen wäre die Arbeit schneller und sicherer vonstattengegangen,
aber auch sehr viel teurer geworden. Und das war
das Problem. Der Mann mit dem Klauenhammer war ein ehemaliger
Soldat, der nach fünfundzwanzig Jahren aus dem Militärdienst
ausgeschieden war, und den größten Teil seines Entlassungsgeldes
hatte er verbraucht, um sich den Traum seines
Lebens zu erfüllen, ein Haus auf dem Land zu kaufen und endlich
ein Zuhause zu haben. Daher diese Scheune mit ihren vier
Hektar Land und einem Feldweg, der zur nächsten Landstraße
und weiter zum Dorf führte.
Aber Soldaten sind meist nicht daran gewöhnt, mit Geld umzugehen,
und die Kosten für den Ausbau der mittelalterlichen
Scheune zu einem Landhaus und behaglichen Heim waren von
Firmen, die auf solche Projekte spezialisiert waren, auf atemberaubende
Höhen veranschlagt worden. Deshalb hatte er beschlossen,
alles selbst zu machen - ganz gleich, wie lange es dauern
mochte. ()
© C. Bertelsmann Verlag
Übersetzung: Rainer Schmidt
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Autoren-Porträt von Frederick Forsyth
Frederick Forsyth, geb. 1938 in Ashford/Kent. Mit 19 Jahren war er der jüngste Pilot der Royal Air Force. Später arbeitete er für die Eastern Daily Press in Norfolk und die Agentur Reuters. 1965 ging Forsyth zur BBC. Seine journalistischen Erfahrungen verarbeitete er in zahlreichen, enorm erfolgreichen Polit-Thrillern. Mit Der Schakal gelang ihm der internationale Durchbruch, und sein Thriller Der Afghane wurde schnell zum großen internationalen Bestseller. Bis heute wurden seine Bücher weltweit mehr als 70 Millionen Mal verkauft.
Bibliographische Angaben
- Autor: Frederick Forsyth
- 2008, 348 Seiten, Maße: 11,7 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Schmidt, Rainer
- Übersetzer: Rainer Schmidt
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442467012
- ISBN-13: 9783442467013
- Erscheinungsdatum: 01.04.2008
Rezension zu „Der Afghane “
"Wenn es um Spionage und internationale Verwicklungen geht, ist Frederick Forsyth ein Meister der Spannung." Washington Post
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