Der Coach
Neely Crenshaw wollte nach oben. Er war ein Star in seiner High-School-Footballmannschaft. Als er schon in jungen Jahren von einem Profiteam entdeckt wurde und Messina verließ, nahm er die Hoffnungen seiner ganzen Heimatstadt mit. Doch eine schwere...
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Neely Crenshaw wollte nach oben. Er war ein Star in seiner High-School-Footballmannschaft. Als er schon in jungen Jahren von einem Profiteam entdeckt wurde und Messina verließ, nahm er die Hoffnungen seiner ganzen Heimatstadt mit. Doch eine schwere Verletzung beendete die Karriere schneller, als sie begonnen hatte, und Neely trieb vortan enttäuscht und ziellos durchs Leben.
Als der Mann, dem Neely und die Stadt alles zu verdanken haben, der legendäre Coach seines Heimatteams Eddie Rake im Sterben liegt, kommt Neely nach fünfzehn Jahren wieder nach Messina. Er trifft seine erste Liebe, alte Freunde und Rivalen wieder. Er stellt sich den Erinnerungen an große Triumphe und bittere Niederlagen und er lernt, dass das Spiel des Lebens andere Regeln hat als das Spiel auf dem Rasen.
Ein unvergesslicher und packender Roman über die Flüchtigkeit der Jugend, über Sportlegenden, Helden und über die Schwierigkeit erwachsen zu werden von Bestsellerautor John Grisham.
Grishams wohl persönlichstes Buch - ein bewegender Roman um eine väterliche Freundschaft, um Rückkehr und Abschied und das Spiel des Lebens, das ganz eigenen Regeln gehorcht. Fünfzehn Jahre nach dem tragischen Ende seiner kurzen, glorreichen Profikarriere kehrt Rake heim, um sich von seinem damaligen Coach zu verabschieden, der im Sterben liegt.
Der Coach von John Grisham
LESEPROBE
DIENSTAG
Die Straße zum Rake Field führte an der Schule entlang, vorbei andem
alten Übungsraum der Kapelle und den Tennisplätzen, durch einenTunnel
aus zwei makellosen Reihen roter und gelber Ahornbäume, die derFanklub
gestiftet und gepflanzt hatte, und schließlich über eine kleineAnhöhe
hinunter auf einen asphaltierten Parkplatz für gut tausend Autos.
Sie endete vor einem gewaltigen Eingangstor aus Backstein undSchmiedeeisen,
dem Vorboten des Rake Field. Jenseits davon umschloss einMaschendrahtzaun
den geheiligten Boden. Freitagabends wartete ganz Messina vor dem
Eingangstor darauf, dass es sich endlich öffnete, um die nichtüberdachten
Tribünen zu stürmen, Ansprüche auf bestimmte Plätze geltend zumachen
und sich voller Aufregung den Ritualen vor dem Spiel zu widmen.Das
schwarz gepflasterte Gelände rund um das Rake Field war immerschon
lange vor dem Eröffnungs-Kickoff vollkommen überfüllt, sodassauswärtige
Besucher auf die Schotterpisten und Seitenwege und dieabgelegeneren
Parkplätze hinter der Schulcafeteria und dem Baseball-Feldausweichen
mussten. Die gegnerischen Fans hatten in Messina viel zu ertragen,
wenn auch längst nicht so viel wie die gegnerischen Teams.
Neely Crenshaw näherte sich dem Rake Field mit gedrosseltem Tempo,
weil er so viele Jahre nicht hier gewesen war und die Erinnerungen
erwartungsgemäß mit Macht auf ihn einstürzten, sobald er dieFlutlichtmasten
des Spielfelds vor sich sah. Langsam ließ er den Wagen zwischenden
herbstlich leuchtenden, rotgelben Ahornbäumen hindurchrollen.Damals,
in Neelys glorreichen Tagen, hatten ihre Stämme gerade mal einenUmfang
von dreißig Zentimetern gehabt, und nun berührten sich hoch überihm
die Äste, und die Blätter fielen wie Schneeflocken herab undbedeckten
die Straße zum Rake Field.
Es war ein später Nachmittag im Oktober, und ein leichter, kühlerNordwind
ging.
Neely hielt in der Nähe des Eingangstors und blickte auf dasSpielfeld.
Seine Bewegungen waren langsam, jeder Gedanke war schwer vonGeräuschen
und Bildern aus einem anderen Leben. Als er noch aktiv gewesenwar,
hatte das Spielfeld keinen Namen gehabt und auch keinen gebraucht.
In Messina war es einfach »das Feld« gewesen. »Die Jungs sindheute
ganz schön früh auf dem Feld«, hieß es damals in den Cafés imZentrum.
»Wann richten wir heute das Feld her?«, fragten die Mitglieder des
Rotary Club. »Rake sagt, wir brauchen neue Zuschauertribünen aufdem
Feld«, wurde bei der Fanklub-Versammlung verkündet. »Rake hält sie
heute aber lange auf dem Feld«, hieß es in den Kneipen im Nordender
Stadt.
Keinem anderen Ort in Messina wurde so viel Respektentgegengebracht
wie dem Feld. Nicht einmal dem Friedhof.
Nach Rakes Abschied hatte man es nach ihm benannt. Neely wardamals
schon lange fort gewesen und hatte nicht vorgehabt zurückzukommen.
Warum er es jetzt tat, war ihm selbst nicht ganz klar. Doch imtiefsten
Innern hatte er immer gewusst, dass der Tag kommen würde, irgendein
Tag in ferner Zukunft, an dem es ihn hierher zurücktreiben würde.
Ihm war klar gewesen, dass Rake einmal sterben würde und dass esdann
natürlich eine Beisetzung geben musste, bei der ihm hundertefrühere
Spieler das letzte Geleit geben würden, alle in das Grün derSpartans
gekleidet und voller Trauer über den Verlust einer zugleichgeliebten
und verhassten Legende. Doch Neely hatte sich geschworen, nie zum
Feld zurückzukehren, so lange Rake noch am Leben war.
Etwas weiter weg, hinter der Gegentribüne, befanden sich diebeiden
Trainingsplätze, von denen einer erleuchtet war. Im ganzenBundesstaat
gab es keine zweite Highschool mit einer so luxuriösen Anlage,aber
es gab auch keine zweite Stadt, die dem American Football sorückhaltlos
verfallen war wie Messina. Neely hörte die Trillerpfeife desCoachs,
das dumpfe Geräusch aufeinander prallender Körper, das Ächzen der
Spieler. Das aktuelle Team der Spartans bereitete sich auf denFreitagabend
vor. Er trat durch das Tor und ging die Tartanbahn entlang, dieselbstverständlich
ebenfalls in Dunkelgrün gehalten war.
In der Endzone war der Rasen so gepflegt, dass er sich zumGolfspielen
geeignet hätte, doch an den Goalposts krochen ein paar wildeTriebe
empor, und in einer Ecke wuchs an einigen Stellen Unkraut.Aufmerksam
geworden, schaute Neely genauer hin und bemerkte schlecht gemähte
Stellen an den Rändern der Bahn. In den glorreichen Tagen hattensich
hier jeden Donnerstagnachmittag dutzende Freiwillige eingefunden,
mit Gartenscheren bewaffnet das Feld durchkämmt und jedemwiderspenstigen
Grashalm den Garaus gemacht.
Doch die glorreichen Tage waren vorbei. Sie waren mit Rakeverschwunden.
Inzwischen spielten in Messina nur noch Normalsterbliche Football,
und die Stadt hatte viel von ihrer Selbstherrlichkeit eingebüßt.(...)
© Heyne Verlag
Übersetzung: Tanja Handels
- Autor: John Grisham
- 2005, 192 Seiten, Maße: 12 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Tanja Handels
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453430190
- ISBN-13: 9783453430198
- Erscheinungsdatum: 01.04.2005