Der Hals lügt nie
Mein Leben als Frau in den besten Jahren
Es ist nicht schön, alt zu werden, aber ziemlich amüsant!
Wenn frau plötzlich eine Vorliebe für Stehkragen, Schals und Rollkragenpullover entwickelt, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie in die "besten Jahre"...
Wenn frau plötzlich eine Vorliebe für Stehkragen, Schals und Rollkragenpullover entwickelt, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie in die "besten Jahre"...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Der Hals lügt nie “
Es ist nicht schön, alt zu werden, aber ziemlich amüsant!
Wenn frau plötzlich eine Vorliebe für Stehkragen, Schals und Rollkragenpullover entwickelt, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie in die "besten Jahre" gerät. Der Hals beginnt sich in Falten zu legen, und nicht mal die Kosmetikindustrie kann etwas dagegen tun. Entwaffnend offen, sehr persönlich und in ihrem einzigartigen, umwerfend witzigen Stil, schreibt Nora Ephron über das Älterwerden. Über verlegte Lesebrillen, erhöhte Aufwendungen für die "Instandhaltung" und blödsinnige Ratgeber, in denen behauptet wird, wie großartig es sei, alt zu werden ...
Humorvolle Einsichten in das Älterwerden - von einer der erfolgreichsten Frauen Hollywoods ("Harry und Sally").
Wenn frau plötzlich eine Vorliebe für Stehkragen, Schals und Rollkragenpullover entwickelt, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie in die "besten Jahre" gerät. Der Hals beginnt sich in Falten zu legen, und nicht mal die Kosmetikindustrie kann etwas dagegen tun. Entwaffnend offen, sehr persönlich und in ihrem einzigartigen, umwerfend witzigen Stil, schreibt Nora Ephron über das Älterwerden. Über verlegte Lesebrillen, erhöhte Aufwendungen für die "Instandhaltung" und blödsinnige Ratgeber, in denen behauptet wird, wie großartig es sei, alt zu werden ...
Humorvolle Einsichten in das Älterwerden - von einer der erfolgreichsten Frauen Hollywoods ("Harry und Sally").
Klappentext zu „Der Hals lügt nie “
Es ist nicht schön, alt zu werden, aber ziemlich amüsant!Wenn frau plötzlich eine Vorliebe für Stehkragen, Schals und Rollkragenpullover entwickelt, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie in die "besten Jahre" gerät. Der Hals beginnt sich in Falten zu legen, und nicht mal die Kosmetikindustrie kann etwas dagegen tun. Entwaffnend offen, sehr persönlich und in ihrem einzigartigen, umwerfend witzigen Stil, schreibt Nora Ephron über das Älterwerden. Über verlegte Lesebrillen, erhöhte Aufwendungen für die "Instandhaltung" und blödsinnige Ratgeber, in denen behauptet wird, wie großartig es sei, alt zu werden ...
Humorvolle Einsichten in das Älterwerden - von einer der erfolgreichsten Frauen Hollywoods ("Harry und Sally").
Lese-Probe zu „Der Hals lügt nie “
Der Hals lügt nie von Nora EphronMein Hals gefällt mir nicht. Echt nicht. Wenn Sie
meinen Hals sehen könnten, würde er Ihnen vielleicht
auch nicht gefallen, aber Sie wären wahrscheinlich
zu höflich, um sich etwas anmerken zu
lassen. Und wenn ich dieses Thema Ihnen gegenüber
erwähnen würde – so in der Art von »Ich
fin de meinen Hals schrecklich« –, dann würden
Sie zweifellos etwas Nettes darauf erwidern, wie
zum Beispiel »Ich weiß nicht, was Sie meinen«. Sie
würden natürlich lügen, aber das verzeihe ich Ihnen.
Ich gebe ständig solche Lügen von mir – vor
allem Freundinnen gegenüber, die mir erzählen, sie
seien beunruhigt, weil sie Tränensäcke unter den
Augen hätten, Hängebacken, Falten oder Fettröllchen
um die Taille, und ob ich fände, sie sollten
sich die Augen oder das Gesicht liften lassen? Oder
Botox spritzen? Oder Fett absaugen lassen? Meiner
Erfahrung nach ist der Satz »Ich weiß nicht,
was du meinst« ein Code für »Ich kann sehen, wie
du das meinst, aber wenn du glaubst, mir meine
ehrliche Meinung entlocken zu können, hast du
dich geschnitten«. Es ist einfach zu gefährlich, sich
zu solchen Themen aufrichtig zu äußern, und das
wissen wir alle. Wenn ich nämlich antworten würde:
»Ja, ich kann gut verstehen, wie du das meinst«,
geht meine Freundin vielleicht hin und lässt sich
zum Beispiel die Augen machen. Dann geht etwas
schief, und am Ende gehört sie zu den Leuten, von
denen man in den Klatschzeitschriften liest, dass
sie ihren Schönheitschirurgen verklagen, weil sie
nie wieder die Augen schließen können. Außerdem
wäre alles meine Schuld, ein Umstand, auf den ich
besonders empfindlich reagiere, da ich zum Beispiel
einer
... mehr
meiner Freundinnen nie verziehen habe,
dass sie mir 1976 ausgeredet hat, eine ziemlich
gute Wohnung an der East Seventy-Fifth Street zu
kaufen.
Manchmal gehe ich mit meinen Freundinnen
Mittagessen, und wenn ich mich dann am Tisch
umschaue, stelle ich fest, dass wir alle Rollkragenpullover
tragen. Manchmal haben wir auch alle
Schals umgelegt wie Katharine Hepburn in Am
Goldenen See. Manchmal tragen wir auch alle
Stehkragen und sehen aus wie die weiße Version
der chinesischen Damen aus dem Buch Töchter
des Himmels. Es ist komisch und traurig zugleich,
denn wir gehen alle nicht neurotisch mit unserem
Alter um. Keine von uns macht sich jünger, als
sie ist, und wir ziehen uns auch nicht zu jugendlich
an. Wir sehen alle gut aus für unser Alter. Abgesehen
von unseren Hälsen.
Oh, die Hälse! Es gibt Hühnerhälse. Es gibt
Truthahnhälse. Es gibt Elefantenhälse. Es gibt
dünne Hälse und dicke Hälse, faltige Hälse und
Hälse mit Jahresringen, schwabbelige Hälse und
fleckige Hälse. Es gibt Hälse, die eine erstaunliche
Kombination aus all dem oben Genannten sind.
Laut meiner Hautärztin verabschiedet sich der
Hals mit dreiundvierzig, und daran lässt sich nichts
ändern. Aufs Gesicht kann man Make-up schmieren
und Abdeckstift unter die Augen, und die
Haare kann man färben. In die Falten kann man
Collagen, Botox und Restylane spritzen, aber abgesehen
von einer Operation gibt es nichts, was
man gegen einen faltigen Hals unternehmen kann.
Den Hals kann man nicht austricksen. Unser Gesicht
ist die Lüge, der Hals ist die Wahrheit. Man
muss einen Mammutbaum aufschneiden, um zu
sehen, wie alt er ist. Das bräuchte man nicht, wenn
er einen Hals hätte.
Meine eigene Konfrontation mit meinem Hals
begann, kurz bevor ich dreiundvierzig wurde. Ich
hatte mich einer Operation unterzogen, die eine
schreckliche Narbe direkt über dem Schlüsselbein
hinterlassen hatte. Es war vor allem deshalb schockierend,
weil ich dadurch lernte, dass noch lange
nicht jeder berühmte Arzt seine Schnitte auch wieder
gut zunähen kann. Auch wenn Sie sonst nichts
aus dieser Story lernen, merken Sie sich eins: Lassen
Sie sich nie an irgendeinem Teil Ihres Körpers
operieren, ohne einen plastischen Chirurgen zu
bitten, während der Operation ein Auge auf das
Geschehen zu halten. Denn selbst, wenn Sie wegen
etwas Ernstem oder potentiell Lebensbedrohlichem
operiert werden, selbst wenn Sie aufrichtig
glauben, Ihre Gesundheit sei wichtiger als alle
Eitelkeit, selbst wenn Sie nach der Operation aufwachen
und über die Maßen begeistert sind, weil
es kein Krebs war, selbst, wenn Sie dankbar sind,
noch am Leben zu sein und ewige Freude darüber
geloben, weiter auf dem Planeten Erde weilen zu
dürfen, selbst wenn Sie versprechen, sich nie wieder
über etwas zu beklagen – es kommt doch unweigerlich
der Tag, und zwar schneller, als Sie sich
vorstellen können, an dem Sie in den Spiegel blicken
und denken: »Ich finde diese Narbe grauenhaft.
«
Vorausgesetzt natürlich, Sie blicken in den Spiegel.
Das ist ein weiteres Phänomen, das mir mit
zunehmendem Alter aufgefallen ist: Ich versuche,
so wenig wie möglich in Spiegel zu blicken. Wenn
ich an einem Spiegel vorbeikomme, wende ich
den Blick ab. Wenn ich doch einmal hineinblicken
muss, blinzele ich, um schnell die Augen schließen
zu können, falls ich wirklich schlimm aussehe.
Und wenn die Beleuchtung gut ist (wobei ich hoffe,
dass es nicht daran liegt), tue ich häufig, was
so viele Frauen in meinem Alter tun, wenn sie vor
einem Spiegel stehen: Ich ziehe vorsichtig die Haut
an meinem Hals zurück und sehe mir wehmütig
eine jüngere Ausgabe meiner selbst an. (Mir ist
übrigens noch etwas aufgefallen: Wenn Sie wegen
Ihres Halses wirklich richtige Depressionen bekommen
möchten, dann setzen Sie sich hinten im
Auto direkt hinter den Fahrer und betrachten Sie
sich im Rückspiegel. Ich weiß zwar nicht warum,
aber wenn es um den Hals geht, gibt es keine
schlimmeren Spiegel als Rückspiegel. Es ist eins
der faszinierenden Rätsel des modernen Lebens,
ebenso wie die Tatsache, warum kaltes Wasser im
Badezimmer kälter ist als kaltes Wasser in der Küche.)
Aber zurück zu meinem Hals. Ich weiß, was
Sie jetzt denken: Warum geht sie denn nicht zu einem
plastischen Chirurgen? Ich sage Ihnen, warum
nicht. Wenn Sie zu einem plastischen Chirurgen
gehen und zu ihm sagen: »Ich möchte, dass Sie nur
meinen Hals in Ordnung bringen«, wird er Ihnen
antworten, dass er das ohne ein Face-Lifting nicht
kann. Und das ist die Wahrheit. Er versucht nicht,
Ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen, sondern
es hängt einfach alles zusammen. Wenn Sie die
Haut am Hals straffer machen, müssen Sie auch
das Gesicht straffen. Ich will mir aber nicht das
Gesicht liften lassen. Wenn ich eine Kuh wäre und
ein rundes, dickes Gesicht hätte, würde ich in den
sauren Apfel beißen, weil Kühe für so etwas die
perfekten Kandidaten sind. Aber ich bin leider eine
Ziege, und am Ende sähe mein Hals zwar ohne
Frage besser aus, aber meine Gesichtshaut wäre
zum Zerreißen gespannt. Also betrachte ich mich
lieber mit halbgeschlossenen Augen im Spiegel, als
einer fremden Person gegenüberzustehen, die verdächtig
nach einem zu straff gespannten Trommelfell
aussieht.
Gelegentlich lese ich mal ein Buch übers Alter,
und die Verfasser schreiben meistens, wie großartig
es sei, alt zu sein. Es sei großartig, weise und
abgeklärt zu sein; es sei großartig, an einem Punkt
angelangt zu sein, wo man versteht, was im Leben
wirklich wichtig ist. Ich kann Leute, die so etwas
behaupten, nicht ausstehen. Was denken sie sich
dabei? Haben sie keine Hälse? Sind sie es nicht
leid, sich ständig geschickt anzuziehen? Macht es
ihnen nichts aus, neunzig Prozent der Kleidungsstücke,
die sie normalerweise kaufen würden, wegen
ihres Ausschnittes auszusortieren? Ich bedauere
unendlich – sogar noch mehr, als die Wohnung
auf der East Seventy-fifth Street nicht gekauft zu
haben, mehr noch als meine schlimmste romantische
Katastrophe –, dass ich in meiner Jugend
nicht ständig liebevoll auf meinen Hals geblickt
habe. Damals wäre mir nie in den Sinn gekommen,
dankbar für ihn zu sein. Und ich hätte mir im
Traum nicht vorstellen können, dass ich mich eines
Tages nach dem früheren Zustand eines Körperteils
sehnen würde, den ich für absolut selbstverständlich
hielt.
Natürlich stimmt es, dass ich weise und abgeklärt
bin, seit ich älter bin. Und es stimmt auch,
dass ich verstehe, was im Leben wirklich wichtig
ist. Aber wissen Sie was? Wirklich wichtig ist mein
Hals.
1. Auflage
Taschenbuchausgabe Mai 2009 bei Blanvalet,
einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random
House GmbH, München.
Copyright © by Nora Ephron 2006
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2007
by Limes Verlag, München, in der
Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung: HildenDesign, München,
unter Verwendung eines Motivs von bürosüd°, München
Umschlagmotiv: bürosüd°, München
ES Herstellung: RF
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
Druck und Einband: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
ISBN: 978-3-442-37276-8
www.blanvalet.de
dass sie mir 1976 ausgeredet hat, eine ziemlich
gute Wohnung an der East Seventy-Fifth Street zu
kaufen.
Manchmal gehe ich mit meinen Freundinnen
Mittagessen, und wenn ich mich dann am Tisch
umschaue, stelle ich fest, dass wir alle Rollkragenpullover
tragen. Manchmal haben wir auch alle
Schals umgelegt wie Katharine Hepburn in Am
Goldenen See. Manchmal tragen wir auch alle
Stehkragen und sehen aus wie die weiße Version
der chinesischen Damen aus dem Buch Töchter
des Himmels. Es ist komisch und traurig zugleich,
denn wir gehen alle nicht neurotisch mit unserem
Alter um. Keine von uns macht sich jünger, als
sie ist, und wir ziehen uns auch nicht zu jugendlich
an. Wir sehen alle gut aus für unser Alter. Abgesehen
von unseren Hälsen.
Oh, die Hälse! Es gibt Hühnerhälse. Es gibt
Truthahnhälse. Es gibt Elefantenhälse. Es gibt
dünne Hälse und dicke Hälse, faltige Hälse und
Hälse mit Jahresringen, schwabbelige Hälse und
fleckige Hälse. Es gibt Hälse, die eine erstaunliche
Kombination aus all dem oben Genannten sind.
Laut meiner Hautärztin verabschiedet sich der
Hals mit dreiundvierzig, und daran lässt sich nichts
ändern. Aufs Gesicht kann man Make-up schmieren
und Abdeckstift unter die Augen, und die
Haare kann man färben. In die Falten kann man
Collagen, Botox und Restylane spritzen, aber abgesehen
von einer Operation gibt es nichts, was
man gegen einen faltigen Hals unternehmen kann.
Den Hals kann man nicht austricksen. Unser Gesicht
ist die Lüge, der Hals ist die Wahrheit. Man
muss einen Mammutbaum aufschneiden, um zu
sehen, wie alt er ist. Das bräuchte man nicht, wenn
er einen Hals hätte.
Meine eigene Konfrontation mit meinem Hals
begann, kurz bevor ich dreiundvierzig wurde. Ich
hatte mich einer Operation unterzogen, die eine
schreckliche Narbe direkt über dem Schlüsselbein
hinterlassen hatte. Es war vor allem deshalb schockierend,
weil ich dadurch lernte, dass noch lange
nicht jeder berühmte Arzt seine Schnitte auch wieder
gut zunähen kann. Auch wenn Sie sonst nichts
aus dieser Story lernen, merken Sie sich eins: Lassen
Sie sich nie an irgendeinem Teil Ihres Körpers
operieren, ohne einen plastischen Chirurgen zu
bitten, während der Operation ein Auge auf das
Geschehen zu halten. Denn selbst, wenn Sie wegen
etwas Ernstem oder potentiell Lebensbedrohlichem
operiert werden, selbst wenn Sie aufrichtig
glauben, Ihre Gesundheit sei wichtiger als alle
Eitelkeit, selbst wenn Sie nach der Operation aufwachen
und über die Maßen begeistert sind, weil
es kein Krebs war, selbst, wenn Sie dankbar sind,
noch am Leben zu sein und ewige Freude darüber
geloben, weiter auf dem Planeten Erde weilen zu
dürfen, selbst wenn Sie versprechen, sich nie wieder
über etwas zu beklagen – es kommt doch unweigerlich
der Tag, und zwar schneller, als Sie sich
vorstellen können, an dem Sie in den Spiegel blicken
und denken: »Ich finde diese Narbe grauenhaft.
«
Vorausgesetzt natürlich, Sie blicken in den Spiegel.
Das ist ein weiteres Phänomen, das mir mit
zunehmendem Alter aufgefallen ist: Ich versuche,
so wenig wie möglich in Spiegel zu blicken. Wenn
ich an einem Spiegel vorbeikomme, wende ich
den Blick ab. Wenn ich doch einmal hineinblicken
muss, blinzele ich, um schnell die Augen schließen
zu können, falls ich wirklich schlimm aussehe.
Und wenn die Beleuchtung gut ist (wobei ich hoffe,
dass es nicht daran liegt), tue ich häufig, was
so viele Frauen in meinem Alter tun, wenn sie vor
einem Spiegel stehen: Ich ziehe vorsichtig die Haut
an meinem Hals zurück und sehe mir wehmütig
eine jüngere Ausgabe meiner selbst an. (Mir ist
übrigens noch etwas aufgefallen: Wenn Sie wegen
Ihres Halses wirklich richtige Depressionen bekommen
möchten, dann setzen Sie sich hinten im
Auto direkt hinter den Fahrer und betrachten Sie
sich im Rückspiegel. Ich weiß zwar nicht warum,
aber wenn es um den Hals geht, gibt es keine
schlimmeren Spiegel als Rückspiegel. Es ist eins
der faszinierenden Rätsel des modernen Lebens,
ebenso wie die Tatsache, warum kaltes Wasser im
Badezimmer kälter ist als kaltes Wasser in der Küche.)
Aber zurück zu meinem Hals. Ich weiß, was
Sie jetzt denken: Warum geht sie denn nicht zu einem
plastischen Chirurgen? Ich sage Ihnen, warum
nicht. Wenn Sie zu einem plastischen Chirurgen
gehen und zu ihm sagen: »Ich möchte, dass Sie nur
meinen Hals in Ordnung bringen«, wird er Ihnen
antworten, dass er das ohne ein Face-Lifting nicht
kann. Und das ist die Wahrheit. Er versucht nicht,
Ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen, sondern
es hängt einfach alles zusammen. Wenn Sie die
Haut am Hals straffer machen, müssen Sie auch
das Gesicht straffen. Ich will mir aber nicht das
Gesicht liften lassen. Wenn ich eine Kuh wäre und
ein rundes, dickes Gesicht hätte, würde ich in den
sauren Apfel beißen, weil Kühe für so etwas die
perfekten Kandidaten sind. Aber ich bin leider eine
Ziege, und am Ende sähe mein Hals zwar ohne
Frage besser aus, aber meine Gesichtshaut wäre
zum Zerreißen gespannt. Also betrachte ich mich
lieber mit halbgeschlossenen Augen im Spiegel, als
einer fremden Person gegenüberzustehen, die verdächtig
nach einem zu straff gespannten Trommelfell
aussieht.
Gelegentlich lese ich mal ein Buch übers Alter,
und die Verfasser schreiben meistens, wie großartig
es sei, alt zu sein. Es sei großartig, weise und
abgeklärt zu sein; es sei großartig, an einem Punkt
angelangt zu sein, wo man versteht, was im Leben
wirklich wichtig ist. Ich kann Leute, die so etwas
behaupten, nicht ausstehen. Was denken sie sich
dabei? Haben sie keine Hälse? Sind sie es nicht
leid, sich ständig geschickt anzuziehen? Macht es
ihnen nichts aus, neunzig Prozent der Kleidungsstücke,
die sie normalerweise kaufen würden, wegen
ihres Ausschnittes auszusortieren? Ich bedauere
unendlich – sogar noch mehr, als die Wohnung
auf der East Seventy-fifth Street nicht gekauft zu
haben, mehr noch als meine schlimmste romantische
Katastrophe –, dass ich in meiner Jugend
nicht ständig liebevoll auf meinen Hals geblickt
habe. Damals wäre mir nie in den Sinn gekommen,
dankbar für ihn zu sein. Und ich hätte mir im
Traum nicht vorstellen können, dass ich mich eines
Tages nach dem früheren Zustand eines Körperteils
sehnen würde, den ich für absolut selbstverständlich
hielt.
Natürlich stimmt es, dass ich weise und abgeklärt
bin, seit ich älter bin. Und es stimmt auch,
dass ich verstehe, was im Leben wirklich wichtig
ist. Aber wissen Sie was? Wirklich wichtig ist mein
Hals.
1. Auflage
Taschenbuchausgabe Mai 2009 bei Blanvalet,
einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random
House GmbH, München.
Copyright © by Nora Ephron 2006
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2007
by Limes Verlag, München, in der
Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung: HildenDesign, München,
unter Verwendung eines Motivs von bürosüd°, München
Umschlagmotiv: bürosüd°, München
ES Herstellung: RF
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
Druck und Einband: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
ISBN: 978-3-442-37276-8
www.blanvalet.de
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Autoren-Porträt von Nora Ephron
Ephron, NoraNora Ephron (1941-2012) war eine der erfolgreichsten Frauen der Filmindustrie. Ihrer Arbeit als Drehbuchautorin, Regisseurin und/oder Produzentin haben wir so hinreißende Filme zu verdanken wie »Harry und Sally«, »Schlaflos in Seattle«, »E-Mail für dich«, »Silkwood« und »Sodbrennen«. Trotz aller Filmerfolge schrieb sie weiterhin für verschiedene namhafte Zeitschriften und war die Autorin von zum Teil sehr persönlichen Essays und Kommentaren, mit denen sie mitten ins Herz und Leben ihrer Leser traf.
Bibliographische Angaben
- Autor: Nora Ephron
- 2009, 188 Seiten, Maße: 11,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Krohm-Linke, Theda
- Übersetzer: Theda Krohm-Linke
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442372763
- ISBN-13: 9783442372768
Rezension zu „Der Hals lügt nie “
"Es ist nicht schön, alt zu werden, aber ziemlich amüsant." Obermain Tagblatt
Kommentar zu "Der Hals lügt nie"
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