Der indische Comic und sein Einfluss auf gesellschaftliche Prozesse
Seit dem Jahr 2006 wächst der indische Comicmarkt immer mehr an, wobei besonders zwei inhaltliche Tendenzen auszumachen sind. Zum einen Comicbücher, die als Bildungsmedien vermarktet und dabei in eine Traditionslinie zu den Amar Chitra Katha Comics der...
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Produktinformationen zu „Der indische Comic und sein Einfluss auf gesellschaftliche Prozesse “
Klappentext zu „Der indische Comic und sein Einfluss auf gesellschaftliche Prozesse “
Seit dem Jahr 2006 wächst der indische Comicmarkt immer mehr an, wobei besonders zwei inhaltliche Tendenzen auszumachen sind. Zum einen Comicbücher, die als Bildungsmedien vermarktet und dabei in eine Traditionslinie zu den Amar Chitra Katha Comics der 1970er Jahre gestellt werden, die teilweise recht hindunationalistische und an mancher Stelle sogar islamophobe Töne angeschlagen. Zum anderen Autorencomics, die in gesellschaftlichen Debatten unterrepräsentierte Themen wie Fundamentalismus oder Sexualität verhandeln und zum Teil eine starke Gesellschaftskritik üben. Dem zugrunde liegend befasst sich diese Arbeit in wirtschaftlicher als auch in soziokultureller Hinsicht mit dem indischen Comic und fragt nach dessen Einfluss auf gesellschaftliche Prozesse.
Lese-Probe zu „Der indische Comic und sein Einfluss auf gesellschaftliche Prozesse “
Textprobe:Kapitel 2, Kommodifizierende Comics:
Obwohl sich der indische Comicmarkt hoch divers gestaltet, ist dennoch ein großer Anteil der Publikationen in Hindumythologie und indischer Geschichte verankert. Dies ist ein Phänomen durch das dem indischen Comicmarkt, in einem weltweiten Vergleich, eine gewisse Einzigartigkeit zugesprochen werden kann. Zwar beschäftigen sich Comics auch in anderen Nationen mit Religion und Geschichte, aber bei weitem nicht in der Dimension wie es im indischen Comic getan wird. Wie kein anderes Medium zuvor hat der Comic an dem was in Indien als hinduistisch oder indisch verstanden wird, tiefe Spuren hinterlassen. Er ist ein Mittel einer hinduistischen und indischen Kommodifizierung eines kulturellen Erbes. Zudem ist er an translokalen Prozessen der Bedeutungsartikulation partizipierend und konstruiert eine hinduistische und vor allem indische Identität, die den tatsächlichen Realitäten Indiens nicht standhalten kann. Seit den 1970er Jahren ist es besonders der Comicverlag Amar Chitra Katha gewesen, der ein konkretes Bild von Hinduismus und Nation transportierte, welches eine post-nehruvianische Leserschaft ansprach, die sich überwiegend aus der neu entstandenen Mittelschicht konstituierte und sich als eine Art Lenker der Nation empfand. Dieses Bild ist auch noch heute existent und zeigt sich in einer Fülle von Arbeiten, die sich selbst als Bildungsmedien verstehen und in eine Traditionslinie zu ACK stellen.
2.1, Amar Chitra Katha - Beginn einer Traditionslinie:
Die Entstehungszeit von ACK war eine Zeit gesellschaftlicher Verwirrung. Die Versprechungen des Nehruvianismus der 1960er und der frühen 1970er Jahre hatten sich nicht erfüllt. Das neue ökonomische Model brachte keine gesellschaftlichen Verbesserungen mit sich. Dennoch galt Indien nun als modern und international. Das Land wurde geöffnet für ausländisches Kapital multinationaler Konzerne. Eine neue Mittelklasse verlangte nach gesonderten Rechten auf der Basis von Kaste,
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Gemeinschaftszugehörigkeit und Geschlecht. In diesem Zusammenhang funktionierte ACK wie ein Vehikel, über das eben genau diese Forderungen, über die Betonung einer glorreichen Vergangenheit, Heldenmut und Stärke, artikuliert wurden. Ein Vehikel in Form eines pädagogischen Instruments (auch von ACK als solches verstanden), über das der New Man geprägt werden sollte, so dass ihm seine Rolle in einer Hindunation, in Gestallt eines Nationalstaats, bewusst werde.
Hierbei muss die zentrale Rolle ohne Zweifel Anant Pai zugeschrieben werden. Pai, Jahrgang 1929, arbeitete in den 1960er Jahren bei der Times of India und war maßgeblich an der Gründung von Indrajal Comics beteiligt. Pai war der Auffassung, die jüngere Generation entferne sich zunehmend von der indischen Kultur und Religion und müsse deshalb in kulturellen Belangen geschult werden. Er empfand das damals noch unpopuläre Medium Comic als ein adäquates Mittel seine Idee umzusetzen. 1964 wurde Indrajal Comics als ein Imprint der Times of India konzipiert. Pais Konzept bestand darin, zur einen Hälfte ausländische Comics und zur anderen Hälfte in Indien produzierte Geschichten zu publizieren. Daraus wurde allerdings nichts. Die Veröffentlichungspolitik der Verantwortlichen bei Indrajal beschränkte sich vorerst ausschließlich auf das Reproduzieren amerikanischer Comics wie the Phantom, Flash Gordon oder Mandrake. Die Comics verkauften sich gut und Indrajal fing über die Jahre zunehmend an, seine Publikationen neben dem Englischen auch in andere indische Sprachen zu übersetzen.
Hierbei muss die zentrale Rolle ohne Zweifel Anant Pai zugeschrieben werden. Pai, Jahrgang 1929, arbeitete in den 1960er Jahren bei der Times of India und war maßgeblich an der Gründung von Indrajal Comics beteiligt. Pai war der Auffassung, die jüngere Generation entferne sich zunehmend von der indischen Kultur und Religion und müsse deshalb in kulturellen Belangen geschult werden. Er empfand das damals noch unpopuläre Medium Comic als ein adäquates Mittel seine Idee umzusetzen. 1964 wurde Indrajal Comics als ein Imprint der Times of India konzipiert. Pais Konzept bestand darin, zur einen Hälfte ausländische Comics und zur anderen Hälfte in Indien produzierte Geschichten zu publizieren. Daraus wurde allerdings nichts. Die Veröffentlichungspolitik der Verantwortlichen bei Indrajal beschränkte sich vorerst ausschließlich auf das Reproduzieren amerikanischer Comics wie the Phantom, Flash Gordon oder Mandrake. Die Comics verkauften sich gut und Indrajal fing über die Jahre zunehmend an, seine Publikationen neben dem Englischen auch in andere indische Sprachen zu übersetzen.
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Autoren-Porträt von Martin Otto
Martin Otto, Jahrgang 1983, hat einen Bachelorstudium in 'Regionalstudien für Afrika und Asien' und einen Masterstudium in 'Moderne Süd- und Südostasienstudien' an der Humboldt-Universität zu Berlin abgeschlossen. Für das vorliegende Buch wurde er vor allem durch mehrere Aufenthalte in Indien inspiriert und einer damit in Verbindung stehenden Erkenntnis, dass der indische Comic seit mehreren Dekaden so stark an der Konstruktion von Gesellschaft, Kultur und Tradition beteiligt ist, wie kaum eine Comicbuchindustrie in einer anderen Nation.
Bibliographische Angaben
- Autor: Martin Otto
- 88 Seiten, 21 Abbildungen, Maße: 15,5 x 22 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Diplomica
- ISBN-10: 3842880685
- ISBN-13: 9783842880689
- Erscheinungsdatum: 28.08.2014
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