Der Junge mit dem Herz aus Holz
Nach 'Der Junge im gestreiften Pyjama' schreibt Beststellerautor John Boyne eine märchenhafte Parabel über den Trost des Erzählens
Eines Morgens läuft Noah von zu Hause fort. Ein einsamer Waldweg führt ihn zu einem Spielzeugladen voller Zauber und...
Eines Morgens läuft Noah von zu Hause fort. Ein einsamer Waldweg führt ihn zu einem Spielzeugladen voller Zauber und...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Der Junge mit dem Herz aus Holz “
Klappentext zu „Der Junge mit dem Herz aus Holz “
Nach 'Der Junge im gestreiften Pyjama' schreibt Beststellerautor John Boyne eine märchenhafte Parabel über den Trost des ErzählensEines Morgens läuft Noah von zu Hause fort. Ein einsamer Waldweg führt ihn zu einem Spielzeugladen voller Zauber und Magie. Hier lernt Noah einen sehr ungewöhnlichen Spielzeugmacher kennen. Der alte Mann hat viel zu erzählen. In seiner Geschichte geht es um Abenteuer, Wunder und gebrochene Versprechen. So nimmt er Noah mit auf eine Reise.Eine Reise, die Noahs Leben verändern wird. Und die auch unser Leben verändern könnte.
- Nominiert für die Carnegie Medal 2012 (Longlist)
- Buch des Monats August 2012 Jubu-Crew Göttingen
Lese-Probe zu „Der Junge mit dem Herz aus Holz “
Der Junge mit dem Herz aus Holz von John BoyneKapitel 1
Das erste Dorf
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Die ganze Sache löste einen Riesenskandal aus, aber immerhin war Charlie Charltons Gesicht in der Zeitung, und ein paar Tage lang redete man auf dem Schulhof über nichts anderes. Hatte Noah je im Leben etwas getan, was man da- mit vergleichen konnte? Nein, nichts. Erst vor ein paar Tagen hatte er versucht, eine Liste mit allen seinen Leistungen aufzustellen, und war zu folgendem Ergebnis gekommen:
1. Ich habe vierzehn Bücher von vorn bis hinten durchgelesen.
2. Ich habe beim Sportfest letztes Jahr beim Fünfhundert-Meter-Lauf die Bronzemedaille gewonnen und hätte sogar Silber bekommen, wenn Tommy O'Neill nicht einen Frühstart hingelegt hätte.
3. Ich weiß, wie die Hauptstadt von Portugal heißt. (Sie heißt Lissabon.)
4. Ich bin zwar eher klein für mein Alter, aber ich bin der siebtklügste Junge in meiner Klasse.
5. Ich bin sehr gut in Rechtschreibung.
Mit acht Jahren erst fünf größere Leistungen, dachte er dann kopfschüttelnd und drückte die Bleistiftspitze an die Zunge, obwohl seine Lehrerin, Miss Bright, immer laut zeterte, wenn jemand das machte. Man würde davon eine Bleivergiftung bekommen, behauptete sie. Das heißt, eine Leistung pro ... Er überlegte und rechnete schnell auf einem Schmierzettel nach. Eine Leistung pro Jahr-sieben-Monate- sechs-Tage. Wirklich nicht besonders toll. Er versuchte sich einzureden, dass das der Grund war, weshalb er von zu Hause weglief, weil es viel abenteuerlicher klang als der wahre Grund, über den er lieber nicht nachdenken wollte. Jedenfalls nicht so früh am Morgen. Und jetzt war er hier, ganz allein auf der Straße, ein junger Krieger, der in die Schlacht zog. Er drehte sich um und dachte bei sich: Das war's! Ich werde dieses Haus nie wieder sehen! Und ging weiter, mit dem lässigen Gang eines Mannes, der weiß, dass er bei der nächsten Wahl garantiert zum Bürgermeister gewählt wird. Man musste selbstbewusst auftreten - das war ihm schon lange klar. Schließlich hatten Erwachsene die blöde Angewohnheit, bei Kindern, die allein herumliefen, gleich zu vermuten, dass sie irgendetwas Kriminelles vorhatten. Keiner kam auf die Idee, dass es sich vielleicht einfach nur um einen jungen Menschen handelte, der aufbrach, um die Welt zu sehen und um große Abenteuer zu erleben. Sie waren so engstirnig, so kleinkariert, diese Erwachsenen. Und das war eins ihrer zahlreichen Probleme. Ich muss immer stur nach vorne schauen, als wollte ich mich mit jemandem treffen, den ich kenne, sagte er sich. Ich muss mich benehmen, als hätte ich ein klares Ziel vor Augen, dann ist es weniger wahrscheinlich, dass mich jemand anhält und wissen will, was ich vorhabe. Ich muss ziemlich schnell laufen, als wäre ich wahnsinnig in Eile und hätte Angst, dass man mich grün und blau prügelt, falls ich nicht superpünktlich zur vorgeschriebenen Zeit da bin, wo ich hinmuss. Es dauerte nicht lang, bis er das erste Dorf erreichte, und als er dort ankam, wurde er schon ein bisschen hungrig, weil er ja seit dem vergangenen Abend nichts mehr gegessen hatte. Aus den Fenstern der Häuser am Straßenrand wehte der Duft von Eiern mit Speck. Noah leckte sich die Lippen und schaute nach oben. In den Büchern, die er gelesen hatte, stellten die Erwachsenen oft Kuchen und Pasteten auf den Fenstersims, damit die Hitze aus den spitzen Teig- hüten abdampfte und heißhungrige Jungen wie er sich die Sachen im Vorübergehen schnappen konnten. Aber in diesem Dorf schien niemand so dumm zu sein. Vielleicht hatten sie auch nur nicht die gleichen Bücher gelesen wie er. Doch dann - was für ein Glückstreffer!
Vor ihm stand ein Apfelbaum. Gerade eben war da noch kein Baum gewesen, oder jedenfalls hatte Noah ihn nicht bemerkt, aber jetzt stand er da, groß und majestätisch in der frischen Morgenluft, die Zweige schwer von glänzenden grünen Äpfeln. Noah blieb abrupt stehen und strahlte. Das war wirklich eine tolle Überraschung, denn er liebte Äpfel über alles. Seine Mutter sagte immer, er müsse aufpassen, sonst würde er sich eines Tages in einen Apfel verwandeln. (Dann stand sein Name aber garantiert in der Zeitung.) Frühstück!, dachte er und rannte los. Aber plötzlich bewegte sich einer der Zweige ein Stück nach oben - der Zweig, der am nächsten bei ihm war - und drückte sich dichter an den Stamm, als wüsste er irgendwie, dass Noah vorhatte, ihm seine Schätze zu rauben.
»Wie ungewöhnlich!«, murmelte Noah, überlegte kurz und nahm dann noch einmal Anlauf. Diesmal gab der Baum ein unüberhörbares Brummen von sich - so ähnlich wie Noahs Vater, wenn er Zeitung las und sein Sohn ihn nervte, weil er unbedingt draußen mit ihm Fußball spielen wollte. Und wenn Noah nicht gewusst hätte, dass es unmöglich war, hätte er geschworen, dass der ganze Baum ein Stück nach rechts rückte, von ihm weg, und dass sich jetzt alle Zweige fester an den Stamm schmiegten, während die Äpfel vor Angst zitterten. »Das kann doch gar nicht sein«, sagte Noah kopfschüttelnd. »Bäume bewegen sich nicht vom Fleck. Und Äpfel zittern nicht vor Angst.« Aber trotzdem - der Baum hatte sich bewegt. Ganz eindeutig. Und jetzt fing er sogar an zu reden. Was sagte er? Ein leises Stimmchen flüsterte unter der Rinde hervor ... »Nein, nein, bitte nicht, ich flehe dich an, nein, nein ...« Also, nun reicht's aber mit dem Quatsch, beschloss Noah und rannte auf den Baum zu, der sofort erstarrte, als der kleine Junge die Arme um ihn schlang und drei Äpfel von den Zwei- gen pflückte - eins, zwei, drei. Dann ließ Noah den Baum wieder los, steckte einen Apfel in die linke Tasche, den zweiten in die rechte und biss triumphierend in den dritten Apfel. Der Baum bewegte sich jetzt nicht mehr. Er ließ höchstens die Zweige hängen. »Ich habe Hunger!«, rief Noah laut, als müsste er dem Baum seine Lage erklären. »Was soll ich machen?« Der Baum antwortete nicht, also zuckte Noah nur die Schultern und ging weiter. Irgendwie hatte er schon ein schlechtes Gewissen, aber er schüttelte ganz schnell den Kopf, als könnte er dadurch die Schuldgefühle aus den Ohren schleudern und hinter sich lassen. Dann schlenderte er munter den Kiesweg durchs erste Dorf entlang. Doch plötzlich rief eine laute Stimme hinter ihm: »He, du!« Noah blieb stehen und drehte sich um. Da sah er, dass ein Mann ganz schnell auf ihn zugerannt kam. »Ich hab dich gesehen!«, schrie der Mann und drohte ihm mit seinem knorrigen Finger. »Was fällt dir ein!« Noah wartete kurz, doch dann machte er auf dem Absatz kehrt und rannte los. Er musste mit allen Mitteln verhindern, dass er nach Hause zurückgeschickt wurde. Ohne eine Sekunde zu zögern, sauste er davon, so schnell er nur konnte. Dabei wirbelte er unglaublich viel Staub auf, und dieser Staub bildete eine dunkle Wolke, die den restlichen Vormittag auf das erste Dorf herunterrieselte und die Gärten und die frisch gesetzten Frühjahrspflanzen bedeckte.
Die Dorfbewohner keuchten und husteten stundenlang. Noah hinterließ also eine Spur der Verwüstung, ohne auch nur im Geringsten zu ahnen, was er angerichtet hatte. Erst als er ganz sicher war, dass er nicht mehr verfolgt wurde, verlangsamte er sein Tempo. Da merkte er, dass beim Rennen der Apfel aus seiner linken Tasche herausgefallen war. Macht nichts, dachte er. Ich hab ja noch den Apfel in meiner rechten Tasche. Doch nein, der zweite Apfel war ebenfalls verschwunden. Dabei hatte Noah gar nicht gehört, wie die Äpfel auf den Boden plumpsten.
So was Blödes!, dachte er. Na, wenigstens hab ich noch einen Apfel in der Hand. Doch nein, irgendwo unterwegs war ihm auch dieser Apfel abhandengekommen, und er hatte es nicht gemerkt. Wie ungewöhnlich!, dachte er und ging weiter. Allerdings war er jetzt doch ein bisschen entmutigt. Er versuchte, nicht daran zu denken, wie hungrig er war. Ein einziger Biss in einen Apfel ist nicht gerade ein angemessenes Frühstück für einen achtjährigen Jungen, vor allem nicht, wenn dieser Junge aufgebrochen ist, um die Welt zu sehen und um große Abenteuer zu erleben.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Die ganze Sache löste einen Riesenskandal aus, aber immerhin war Charlie Charltons Gesicht in der Zeitung, und ein paar Tage lang redete man auf dem Schulhof über nichts anderes. Hatte Noah je im Leben etwas getan, was man da- mit vergleichen konnte? Nein, nichts. Erst vor ein paar Tagen hatte er versucht, eine Liste mit allen seinen Leistungen aufzustellen, und war zu folgendem Ergebnis gekommen:
1. Ich habe vierzehn Bücher von vorn bis hinten durchgelesen.
2. Ich habe beim Sportfest letztes Jahr beim Fünfhundert-Meter-Lauf die Bronzemedaille gewonnen und hätte sogar Silber bekommen, wenn Tommy O'Neill nicht einen Frühstart hingelegt hätte.
3. Ich weiß, wie die Hauptstadt von Portugal heißt. (Sie heißt Lissabon.)
4. Ich bin zwar eher klein für mein Alter, aber ich bin der siebtklügste Junge in meiner Klasse.
5. Ich bin sehr gut in Rechtschreibung.
Mit acht Jahren erst fünf größere Leistungen, dachte er dann kopfschüttelnd und drückte die Bleistiftspitze an die Zunge, obwohl seine Lehrerin, Miss Bright, immer laut zeterte, wenn jemand das machte. Man würde davon eine Bleivergiftung bekommen, behauptete sie. Das heißt, eine Leistung pro ... Er überlegte und rechnete schnell auf einem Schmierzettel nach. Eine Leistung pro Jahr-sieben-Monate- sechs-Tage. Wirklich nicht besonders toll. Er versuchte sich einzureden, dass das der Grund war, weshalb er von zu Hause weglief, weil es viel abenteuerlicher klang als der wahre Grund, über den er lieber nicht nachdenken wollte. Jedenfalls nicht so früh am Morgen. Und jetzt war er hier, ganz allein auf der Straße, ein junger Krieger, der in die Schlacht zog. Er drehte sich um und dachte bei sich: Das war's! Ich werde dieses Haus nie wieder sehen! Und ging weiter, mit dem lässigen Gang eines Mannes, der weiß, dass er bei der nächsten Wahl garantiert zum Bürgermeister gewählt wird. Man musste selbstbewusst auftreten - das war ihm schon lange klar. Schließlich hatten Erwachsene die blöde Angewohnheit, bei Kindern, die allein herumliefen, gleich zu vermuten, dass sie irgendetwas Kriminelles vorhatten. Keiner kam auf die Idee, dass es sich vielleicht einfach nur um einen jungen Menschen handelte, der aufbrach, um die Welt zu sehen und um große Abenteuer zu erleben. Sie waren so engstirnig, so kleinkariert, diese Erwachsenen. Und das war eins ihrer zahlreichen Probleme. Ich muss immer stur nach vorne schauen, als wollte ich mich mit jemandem treffen, den ich kenne, sagte er sich. Ich muss mich benehmen, als hätte ich ein klares Ziel vor Augen, dann ist es weniger wahrscheinlich, dass mich jemand anhält und wissen will, was ich vorhabe. Ich muss ziemlich schnell laufen, als wäre ich wahnsinnig in Eile und hätte Angst, dass man mich grün und blau prügelt, falls ich nicht superpünktlich zur vorgeschriebenen Zeit da bin, wo ich hinmuss. Es dauerte nicht lang, bis er das erste Dorf erreichte, und als er dort ankam, wurde er schon ein bisschen hungrig, weil er ja seit dem vergangenen Abend nichts mehr gegessen hatte. Aus den Fenstern der Häuser am Straßenrand wehte der Duft von Eiern mit Speck. Noah leckte sich die Lippen und schaute nach oben. In den Büchern, die er gelesen hatte, stellten die Erwachsenen oft Kuchen und Pasteten auf den Fenstersims, damit die Hitze aus den spitzen Teig- hüten abdampfte und heißhungrige Jungen wie er sich die Sachen im Vorübergehen schnappen konnten. Aber in diesem Dorf schien niemand so dumm zu sein. Vielleicht hatten sie auch nur nicht die gleichen Bücher gelesen wie er. Doch dann - was für ein Glückstreffer!
Vor ihm stand ein Apfelbaum. Gerade eben war da noch kein Baum gewesen, oder jedenfalls hatte Noah ihn nicht bemerkt, aber jetzt stand er da, groß und majestätisch in der frischen Morgenluft, die Zweige schwer von glänzenden grünen Äpfeln. Noah blieb abrupt stehen und strahlte. Das war wirklich eine tolle Überraschung, denn er liebte Äpfel über alles. Seine Mutter sagte immer, er müsse aufpassen, sonst würde er sich eines Tages in einen Apfel verwandeln. (Dann stand sein Name aber garantiert in der Zeitung.) Frühstück!, dachte er und rannte los. Aber plötzlich bewegte sich einer der Zweige ein Stück nach oben - der Zweig, der am nächsten bei ihm war - und drückte sich dichter an den Stamm, als wüsste er irgendwie, dass Noah vorhatte, ihm seine Schätze zu rauben.
»Wie ungewöhnlich!«, murmelte Noah, überlegte kurz und nahm dann noch einmal Anlauf. Diesmal gab der Baum ein unüberhörbares Brummen von sich - so ähnlich wie Noahs Vater, wenn er Zeitung las und sein Sohn ihn nervte, weil er unbedingt draußen mit ihm Fußball spielen wollte. Und wenn Noah nicht gewusst hätte, dass es unmöglich war, hätte er geschworen, dass der ganze Baum ein Stück nach rechts rückte, von ihm weg, und dass sich jetzt alle Zweige fester an den Stamm schmiegten, während die Äpfel vor Angst zitterten. »Das kann doch gar nicht sein«, sagte Noah kopfschüttelnd. »Bäume bewegen sich nicht vom Fleck. Und Äpfel zittern nicht vor Angst.« Aber trotzdem - der Baum hatte sich bewegt. Ganz eindeutig. Und jetzt fing er sogar an zu reden. Was sagte er? Ein leises Stimmchen flüsterte unter der Rinde hervor ... »Nein, nein, bitte nicht, ich flehe dich an, nein, nein ...« Also, nun reicht's aber mit dem Quatsch, beschloss Noah und rannte auf den Baum zu, der sofort erstarrte, als der kleine Junge die Arme um ihn schlang und drei Äpfel von den Zwei- gen pflückte - eins, zwei, drei. Dann ließ Noah den Baum wieder los, steckte einen Apfel in die linke Tasche, den zweiten in die rechte und biss triumphierend in den dritten Apfel. Der Baum bewegte sich jetzt nicht mehr. Er ließ höchstens die Zweige hängen. »Ich habe Hunger!«, rief Noah laut, als müsste er dem Baum seine Lage erklären. »Was soll ich machen?« Der Baum antwortete nicht, also zuckte Noah nur die Schultern und ging weiter. Irgendwie hatte er schon ein schlechtes Gewissen, aber er schüttelte ganz schnell den Kopf, als könnte er dadurch die Schuldgefühle aus den Ohren schleudern und hinter sich lassen. Dann schlenderte er munter den Kiesweg durchs erste Dorf entlang. Doch plötzlich rief eine laute Stimme hinter ihm: »He, du!« Noah blieb stehen und drehte sich um. Da sah er, dass ein Mann ganz schnell auf ihn zugerannt kam. »Ich hab dich gesehen!«, schrie der Mann und drohte ihm mit seinem knorrigen Finger. »Was fällt dir ein!« Noah wartete kurz, doch dann machte er auf dem Absatz kehrt und rannte los. Er musste mit allen Mitteln verhindern, dass er nach Hause zurückgeschickt wurde. Ohne eine Sekunde zu zögern, sauste er davon, so schnell er nur konnte. Dabei wirbelte er unglaublich viel Staub auf, und dieser Staub bildete eine dunkle Wolke, die den restlichen Vormittag auf das erste Dorf herunterrieselte und die Gärten und die frisch gesetzten Frühjahrspflanzen bedeckte.
Die Dorfbewohner keuchten und husteten stundenlang. Noah hinterließ also eine Spur der Verwüstung, ohne auch nur im Geringsten zu ahnen, was er angerichtet hatte. Erst als er ganz sicher war, dass er nicht mehr verfolgt wurde, verlangsamte er sein Tempo. Da merkte er, dass beim Rennen der Apfel aus seiner linken Tasche herausgefallen war. Macht nichts, dachte er. Ich hab ja noch den Apfel in meiner rechten Tasche. Doch nein, der zweite Apfel war ebenfalls verschwunden. Dabei hatte Noah gar nicht gehört, wie die Äpfel auf den Boden plumpsten.
So was Blödes!, dachte er. Na, wenigstens hab ich noch einen Apfel in der Hand. Doch nein, irgendwo unterwegs war ihm auch dieser Apfel abhandengekommen, und er hatte es nicht gemerkt. Wie ungewöhnlich!, dachte er und ging weiter. Allerdings war er jetzt doch ein bisschen entmutigt. Er versuchte, nicht daran zu denken, wie hungrig er war. Ein einziger Biss in einen Apfel ist nicht gerade ein angemessenes Frühstück für einen achtjährigen Jungen, vor allem nicht, wenn dieser Junge aufgebrochen ist, um die Welt zu sehen und um große Abenteuer zu erleben.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
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Autoren-Porträt von John Boyne
John Boyne wurde 1971 in Dublin, Irland, geboren, wo er auch heute lebt. Er ist der Autor von neunzehn Romanen, darunter 'Der Junge im gestreiften Pyjama', der sich weltweit über zehn Millionen Mal verkaufte, zahlreiche internationale Buchpreise gewann und mit großem Erfolg verfilmt wurde. John Boynes Romane wurden in über fünfzig Sprachen übersetzt. Jeffers, OliverOliver Jeffers, geboren 1977, ist Designer, Illustrator und Maler. Seine Werke wurden in zahlreichen Ausstellungen gezeigt und vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem renommierten Nestlé Children's Book Prize in Gold und dem BBC Blue Peter Book of the Year. Jeffers reist viel durch die Welt und lebt zurzeit in Brooklyn, New York. Zöfel, AdelheidAdelheid Zöfel lebt und übersetzt in Freiburg im Breisgau. Zu den von ihr übersetzten Autoren gehören u.a. Marisha Pessl, Chuck Klosterman, Bill Clegg, David Gilmour, Janice Deaner und Louise Erdrich.
Bibliographische Angaben
- Autor: John Boyne
- Altersempfehlung: Ab 10 Jahre
- 2016, 2. Aufl., 240 Seiten, Maße: 12,6 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Zöfel, Adelheid; Illustration: Jeffers, Oliver
- Übersetzer: Adelheid Zöfel
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596810949
- ISBN-13: 9783596810949
- Erscheinungsdatum: 16.04.2014
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