Der Kreis der Sechs
Die Schriftstellerin Phoebe Hall unterrichtet als Gastdozentin an einem kleinen Privatcollege in Pennsylvania. Als kurz nach ihrer Ankunft eine Studentin ermordet aufgefunden wird, begreift Phoebe, dass hinter der idyllischen Campus-Atmosphäre etwas...
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Produktinformationen zu „Der Kreis der Sechs “
Die Schriftstellerin Phoebe Hall unterrichtet als Gastdozentin an einem kleinen Privatcollege in Pennsylvania. Als kurz nach ihrer Ankunft eine Studentin ermordet aufgefunden wird, begreift Phoebe, dass hinter der idyllischen Campus-Atmosphäre etwas unaussprechlich Böses lauert. Und während sie sich auf die Suche nach dem Täter macht, kommen schlimme Erinnerungen an die eigene Collegezeit wieder ans Licht. Denn alle Nachforschungen führen zu einem Geheimbund von Studentinnen, dessen Bosheit keine Grenzen kennt. Und bald ist klar, dass Phoebe mitten in einem entsetzlichen Albtraum gelandet ist.
Lese-Probe zu „Der Kreis der Sechs “
Der Kreis der 6 von Kate White ... mehr
Etwas war nicht in Ordnung. Sie spürte es in dieser Nacht, sobald sie den viereckigen Innenhof betreten hatte. Das Wetter war, ungewöhnlich für Oktober, geradezu mild, und doch hing ein beißender Geruch nach Holzrauch in der Luft. Aber das war nicht der Grund, warum die Situation ihr seltsam er-schien. Es waren die verlassenen Wege. Obwohl sich Phoebe noch nicht wirklich an den Ort gewöhnt hatte, erwartete sie, an einem Freitagabend um acht Uhr mehr als nur ein paar Leute den Campus überqueren zu sehen.
Sie bog nach links ab, da sie vorhatte, das Gelände durch das östliche Tor zu verlassen, als sie erschrocken feststellte, wo alle abgeblieben waren. Um die vierzig Leute - sowohl Studenten als auch Fakultätsangehörige - hatten sich vor der Curry Hall versammelt. In den zwei Monaten seit sie am Lyle College war, hatte sie bemerkt, dass die Kids sich oft vor diesem speziellen Studentenwohnheim entspannten, Frisbeescheiben warfen oder auf dem Hang des kahler werdenden Rasens lümmelten, doch heute Abend standen alle mit verschränkten Armen und geraden Rücken da, als warteten sie auf Neuigkeiten.
Als sie näher kam, sah sie, was ihrer Aufmerksamkeit auf sich zog : Sowohl zwei Beamte der Campuspolizei als auch ein Polizist aus der Stadt sprachen mit einem Mädchen mit kastanienbraunem Haar, das mit den Tränen zu kämpfen schien. Der Studiendekan - Tom Soundso - war auch dort, stand mit gesenktem Kopf da und hörte dem Mädchen aufmerksam zu.
Phoebes erste Reaktion war, einfach weiterzugehen. Es gab Sachen, die sie in Pennsylvania zu tun hatte, aber sich in das Drama von jemand anderem hineinziehen zu lassen, gehörte nicht dazu.
Sie fing an, wegzugehen, hielt dann aber an. Sie wusste, dass sie zehn Minuten später bereuen würde, nicht herausgefunden zu haben, worum hier so viel Aufhebens gemacht wurde.
Sie bewegte sich wieder in Richtung der Menschenansammlung und stellte sich unauffällig neben zwei junge Männer ganz am Rand, die ebenfalls aussahen, als wären sie nur stehen geblieben, um zu sehen, was vor sich ging.
»Was ist los ?«, fragte sie den einen der beiden, der näher bei ihr stand. Er sah sie an und zuckte die Achseln.
»Keine Ahnung - ich bin gerade erst gekommen«, sagte er. Er wandte sich an den Typen zu seiner Rechten, dessen blonde Haare stoppelig kurz geschnitten waren. »Irgendeine Ahnung, was los ist ?«, fragte er.
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte der andere Typ, »aber ich denke, dass es etwas mit dem Mädchen namens Lily Mack zu tun hat. Das dort drüben ist ihre Mitbewohnerin.«
Phoebe brauchte einen Augenblick, um den Namen einzuordnen. Es war niemand aus den zwei Kursen, die sie gab.
»Danke«, sagte sie und schlängelte sich zum vorderen Teil des Menge durch, in der Hoffnung, dort mehr Informationen zu bekommen. Eine Sekunde später wurde ihr klar, dass sie nun direkt hinter Val Porter stand, deren langes, vorzeitig ergrautes Haar sogar im Dunkeln schimmerte. Val war Professorin für Frauenstudien (women's studies), die ihr Büro gleich den Flur hinunter von dem Büro hatte, das Phoebe in diesem Semester besetzt hielt, und obwohl Val oberflächlich betrachtet durchaus höflich ich war, hatte Phoebe seit ihrer ersten Begegnung eine leichte Geringschätzung festgestellt. Vielleicht, dachte Phoebe ironisch, denkt Val, dass ich durch mein Verhalten die Frauenbewegung zurückgeworfen habe.
Phoebe fing an, ihre Position zu verändern, da sie heute Abend nicht in der Stimmung für einen Val-Moment war. Doch unheimlicherweise schien die Frau ihre Anwesenheit zu spüren und drehte sich um. Die Bewegung ließ den Duft von Patschuli von Vals Haut aufsteigen.
»Hallo Phoebe«, sagte Val. Da war ein leicht missbilligender Klang in ihrer Stimme, als wäre Phoebe zu spät in ein wichtiges Treffen geplatzt.
»Hi Val«, sagte sie freundlich. Ihre Strategie in Lyle war, auf nett zu machen, nicht unnötig Wellen zu schlagen. Davon hatte sie im letzten Jahr genug gehabt in ihrem Leben. »Gibt es hier irgendein Problem ?«
»Eine Studentin wird vermisst«, sagte Val unverblümt. »Lily Mack - sie ist im vorletzten Jahr. Ihre Mitbewohnerin hat es vor eine Weile der Campuspolizei gemeldet. Keiner hat sie seit gestern Abend gesehen.«
»Wie schrecklich«, sagte Phoebe. Die Enthüllung traf sie wie ein Schnitt beim Rasieren, und sie stellte fest, dass sie nach Luft schnappte.
»Nun, Kids in dem Alter können manchmal ziemlich unverantwortlich sein«, sagte Phoebe, nachdem sie sich erholt hatte. »Besteht die Möglichkeit, dass sie sich einfach mit einem neu-en Freund aus dem Staub gemacht hat ?«
Val bedachte sie mit einem vernichtenden Blick, der nahe-legte, dass Phoebe nicht das Geringste über »Kids in dem Al-ter« wusste.
»Natürlich ist alles möglich«, sagte Val trocken. »Doch laut Tom Stockton ist sie nicht die Sorte von Mädchen, die sich unerlaubt entfernt.«
»Ich nehme an, dass jemand Glenda angerufen hat«, sagte Phoebe und bezog sich auf Glenda Johns, die Präsidentin des Colleges.
»Natürlich. Das hier könnte sehr, sehr unschön werden.« »Was meinen Sie ?«, fragte Phoebe.
»Der Freund dieses Mädchens ist in diesem Frühjahr verschwunden. Er war Student im letzten Jahr, und er ging fort, ohne eine Spur zu hinterlassen.«
»Sind sie ... «
»Entschuldigen Sie mich«, sagte Val abrupt. »Ich rede besser mit Tom und sehe, ob es etwas gibt, das ich für ihn tun kann.«
Es war mehr als eine Abfuhr. Es implizierte, dass Phoebes Hilfe nicht benötigt werden würde - niemals.
»Viel Glück«, sagte Phoebe mit gelassener Stimme. »Lassen Sie es mich wissen, falls ich etwas tun kann.«
Val war dabei, sich umzudrehen, blickte dann aber zurück und musterte Phoebes Outfit von oben bis unten. Das ist absurd, dachte Phoebe. Vals Kleidungsstil konnte man nur mit ›Hohepriesterin trifft Verführerin‹ beschreiben - jede Menge gecrashter Samt, klimpernde Armbänder und tiefe Halsaus-schnitte - und doch beäugte sie Phoebe immer, als würde ihr relativ klassischer Stil den Ansprüchen nicht genügen.
»Haben Sie heute Abend etwas Unterhaltsames vor ?«, fragte Val in einem Ton, der andeutete, dass sie hoffte, die Antwort wäre Nein.
Phoebe war versucht, eine geistreiche Bemerkung zu machen, wie : »Tatsächlich habe ich ein heißes Date mit dem Kapitän des Männer-Lacrosse-Teams.« Doch das war genau die Art von Wellenschlagen, die sie vermeiden musste.
»Ich gehe nur einen Happen essen«, sagte sie stattdessen. »Gute Nacht.«
Phoebe wandte sich ab und ging weiter den Pfad entlang über den Collegeinnenhof und hielt sich wieder in östlicher Richtung. Lyle war nicht gerade ein schönes College. Alle Gebäude waren entweder aus unscheinbarem, rotem Backstein oder aus Beton, ohne dass auch nur eine Spur von Efeu an ihren Mauern emporwuchs. Doch es gab auf dem Campus Dutzende von großen Ahornbäumen, die gepflanzt worden waren, als die Schule in den 1950ern gebaut wurde, und nachts sahen sie, vom Mondlicht und den Straßenlaternen beleuchtet, majestätisch und beinahe magisch aus.
Während Phoebe den Pfad entlangeilte, dachte sie an das vermisste Mädchen. Sie dachte auch daran, welche Auswirkung die Situation haben würde, sowohl für das College, als auch für Glenda Johns, die nicht nur die Präsidentin, sondern außerdem Phoebes Freundin war. Vor zweieinhalb Jahre war
Glenda vom Lyle College rekrutiert worden, um seinen glanz-losen Ruf und seine schwache Ausstattung zu verbessern, und obwohl sie Fortschritte gemacht hatte, war es schwer gewesen. Ein zweiter vermisster Student in einem Jahr würde da kaum hilfreich sein.
Vor dem Osttor wartet Phoebe darauf, dass die Ampel um-schaltete, überquerte die Straße und ging dann drei Blocks den Bridge-Street-Hügel hinab zu Tony's, einem kleinen italienischen Restaurant, das sie entdeckt hatte, nachdem sie im späten August in Lyle angekommen war. Es war eins von diesen aus der Zeit gefallenen Restaurants mit einem amateurhaften Wandgemälde von Venedig, staubbedeckten Plastikfarnen und Platten mit nach Knoblauch riechenden Scampi, aber Phoebe fand die kleinen, von Kerzen erhellten Räume entspannend.
Sie hatte bereits früher in der Woche bei Tony's gegessen und hatte nicht vorgehabt, so bald wieder hier zu sein, aber ein Psychologieprofessor namens Duncan Shaw hatte sie mehr oder weniger in Zugzwang gebracht. Sie beide waren in einem improvisierten Komitee gelandet, und sie hatte sein Interesse an ihr von Anfang an gespürt. Vor mehreren Tagen hatte er - zu ihrer Bestürzung - gefragt, ob sie ihm und ein paar Freunden am Freitagabend beim Essen Gesellschaft leisten würde. Er war attraktiv, sah sogar ein wenig geheimnisvoll aus, mit seinem dunklen Bart und Schnauzer. Und auch einnehmend - umgänglich, ohne zu viel von sich preiszugeben - mit einem ironischen Sinn für Humor. Aber sie befand sich in einer selbst auferlegten Auszeit von allem, was romantisch war, also würde sie nicht so dumm sein und anbeißen. Sie hatte ihm gesagt, es täte ihr leid, sie hätte bereits Pläne für heute Abend - aber trotzdem danke - und dann gebetet, dass er den Wink verstanden hatte.
Sie hatte ursprünglich vorgehabt, in der Bar eines neuen Restaurants am Rande der Stadt zu essen, wo das Essen und die Atmosphäre erstaunlich gehoben waren, doch jetzt konnte sie es nicht riskieren, dort Duncan über den Weg zu laufen. Nach
ihrem letzten Kurs hatte sie die Zutaten für einen Salat gekauft, mit der Absicht, zu Hause zu bleiben. Doch dann hatte sie, weil sie sich bei dem Gedanken an eine Nacht allein in dem winzigen Haus, das sie gemietet hatte, zu unruhig fühlte, entschieden, sich zu Tony's zu schleichen. Sie schätzte, dass es der letzte Ort auf der Welt sein würde, an dem Duncan und seine Freunde das Wochenende willkommen heißen würden.
Als sie das Restaurant erreichte, blieb sie einen Augenblick draußen stehen und versuchte, das leicht melancholische Ge-fühl abzuschütteln. Metallische Splitter in dem alten Gehweg spiegelten das Mondlicht und glitzerten wie verrückt. Sie konnte den Geruch des Winamac River ein paar Blocks weiter den Hügel hinunter wahrnehmen : schlammig, fibschig, aber auf eine fremde, erdige Art anregend. Manchmal konnte sie vor dem Tony's Musik von den Lokalen an der River Street heranwehen hören, aber jetzt war es zu früh dafür. Hoffentlich, dachte sie, hatte Lily Mack letzte Nacht mit einem Kerl angebandelt und die letzten zwanzig Stunden im Bett mit ihm verbracht und alles um sich herum vergessen, außer dem wilden Sex, den sie hatte.
Als Phoebe das Restaurant betrat, begrüßte der kleine, untersetzte Tony sie mit einer ungestümen Umarmung und er-klärte sie wieder einmal zu seiner Lieblingsblondine. Nach ihrem ersten Abendessen dort hatte ihm anscheinend jemand verraten, dass sie eine berühmte Schriftstellerin aus New York City war. Offensichtlich, dachte Phoebe, hatte es die Person unterlassen, den Rest der Geschichte zu offenbaren, sonst wäre Tony sehr viel weniger froh darüber, sie zu sehen.
Er führte sie zu ihrem üblichen Tisch am Ende des Hauptspeiseraums, der an den Barbereich angrenzte. Sie schlüpfte aus ihrem Trenchcoat und blickte sich im Restaurant um. Es war zu etwa drei Vierteln voll, und die meisten der Gäste dieses Abends hatten mit ihrer Mahlzeit bereits seit Langem angefangen. Sie hatte erfahren müssen, dass die Leute im kleinstädtischen Pennsylvania wahnsinnig früh aßen. In Momenten wie diesem fühlte sie sich wie Alice, nachdem sie durch das Kaninchenloch gefallen war : Alles um sie herum war nicht nur verstörend fremdartig, sondern es ergab auch keinen Sinn. Vor sieben Monaten hatte sie noch mit ihrem Partner Alec in Manhattan gelebt, war gerade von der Tour für ihr letztes Buch - Hollywoods knallharte Mädels - zurück gewesen. Sie hatte sich selbst ein schönes Paar Diamantohrstecker gekauft, um zu feiern, dass das Buch nun seit sieben Wochen auf der New-York-Times-Bestsellerliste stand. Es hätte nicht rosiger für sie aussehen können. Und dann stürzte alles über ihr zusammen.
Es hatte mit Alec angefangen. Eines Abends nach dem Essen, als sie begann, das Geschirr abzuräumen, hatte er an seinem Platz am Tisch die Hand gehoben und sie gebeten, doch bitte zu warten.
»Was ist los ?«, hatte sie gefragt, sich wieder hingesetzt und versucht vorauszusagen, was kommen würde. Er war wahrscheinlich verschnupft darüber, wie abgelenkt - und abwesend - sie während der letzten Etappe ihrer Lesereise gewesen war.
»Wir müssen reden«, sagte er langsam.
»Okay«, antwortete sie, nun leicht beunruhigt.
»Du bist mir wichtig, Phoebe«, sagte er ernst, »und wir hatten fünf großartige Jahre zusammen.«
Mein Gott, dachte sie, ist er dabei, mir den Laufpass zu geben, während wir hier mit einer Platte Hühnerknochen zwischen uns sitzen ? »Was ist los ?«, verlangte sie zu wissen, unfähig die Schärfe aus ihrer Stimme zu halten.
»Ich habe immer gewusst, dass du nicht heiraten wolltest. Und ich habe das akzeptiert.«
»Nun, Alec, wenn ich mich recht erinnere, dann wolltest du das auch nie«, sagte sie.
»Ich schätze, ja. Ich meine, sicher. Aber ... ich weiß nicht, in letzter Zeit habe ich mich gefragt, ob ich falsch damit lag, das zu denken.«
Die Bemerkung erstaunte sie, doch gleichzeitig milderte sie die aufkommende Angst, die sie gefühlt hatte. »Willst du da-mit sagen, du willst heiraten?«, fragte sie und lächelte ein wenig. Doch dann erkannte sie durch die Panik, die in seinen Augen aufflackerte, dass sie ihn falsch verstanden hatte.
»Es ist nicht nur das Heiraten«, sage er schnell. »Ich denke, ich hätte auch gerne Kinder. Und ich weiß, dass das für dich ein K.-o.-Kriterium ist.«
»Nun, es ist ganz bestimmt jetzt ein K.-o.-Kriterium. Ich bin zweiundvierzig, und es besteht keine große Chance, dass ich schwanger werde. Aber lass uns wenigstens darüber sprechen. Wenn du deine Meinung über bestimmte Dinge geändert hast, höre ich dir gerne zu. «
Doch seine Entscheidung stand nicht zur Diskussion. Er hatte sich entschieden, weiterzugehen und auszuziehen, etwas Neues im Leben auszuprobieren. Nein, da war keine andere Frau, sagte er. Phoebe hatte einfach dort am Tisch gesessen, ihr Kopf schwirrte von dem Schock. Sie hatte gewusst, dass es mit ihnen nicht perfekt lief, dass ihre Beziehung kaum noch an-satzweise leidenschaftlich war, doch Alec lag ihr am Herzen, und sie hatte das niemals kommen gesehen.
»Tatsächlich dachte ich, du könntest möglicherweise erleichtert sein«, sagte er nach ein paar Minuten.
»Was soll das heißen ?«, fragte sie ärgerlich.
Alec hatte mit den Achseln gezuckt. »Es schien mir, als hättest du nicht ganz ... ich weiß nicht, in der Beziehung dringe-steckt in der letzten Zeit. Selbst mit all deinen Reisen hast du früher immer ein wenig Energie für mich aufgespart, aber jetzt nicht mehr.«
Sechs Wochen später rief er Phoebe an, wollte sie - »fairerweise« - wissen lassen, dass er mit einer einunddreißigjährigen Frau aus seiner Kanzlei zusammen war. Nein, schwor er, nichts war passiert, während er noch mit Phoebe zusammenlebte, aber um »ganz ehrlich« zu sein, hatte er im Nachhinein erkannt, dass da von Anfang an eine gewisse Anziehung bestanden hatte.
Phoebe hatte das Telefon mit dem Gefühl weggelegt, betrogen und gedemütigt worden zu sein. Das also musste Karma nach Hollywoodart sein, hatte sie gedacht. Ist das die Strafe dafür, dass ich Jennifer Aniston bei Entertainment Tonight eine liebesbedürftige Tussi genannt habe ?
Sie vergrub sich in Projekten, die mit ihrer Arbeit zu tun hatten - Recherchen, Reden, TV-Auftritten. Doch Ende Mai ging auch das den Bach runter. Dan, ihr Herausgeber, und der adretteste schwule Mann, der ihr jemals begegnet war, hatte sie um neun Uhr angerufen, genau in dem Moment, als sie sich an ihren Schreibtisch in ihrem Home Office setzte. Was eine Überraschung war, da er selten vor zehn Uhr im Büro eintraf.
»Hast du es gehört ?«, fragte er atemlos in derselben Sekunde, in der sie abnahm.
»Was ? Dass ich für den Pulitzer-Preis vorgeschlagen wurde ?«, hatte Phoebe spaßeshalber gefragt. Und dann, als hätte ihr Gehirn einen Zeitverzug von zwei Sekunden, war ihr klar geworden, dass seine Stimme nervös und nicht geschwätzig geklungen hatte.
»Ein Blogger behauptet, dass du dich bei deinem letzten Buch des Plagiats schuldig gemacht hast«, erzählte ihr Dan. »Dass du einiges über Angelina Jolie von einem anderen Schriftsteller geklaut hast.«
»Das ist absolut nicht wahr«, sagte Phoebe entrüstet. »Von welchem Schriftsteller? Wo?«
»Irgendein britisches Mädel, das für eine Webseite in Eng-land schreibt. Die Huffington Post berichtet darüber. Aber die von Gawker haben es bereits aufgegriffen.«
»Es ist jedenfalls eine Lüge. Ich habe niemals etwas von ei-nem anderen Schriftsteller benutzt.«
Doch das hatte sie. Unbeabsichtigt. Während der nächsten Wochen, als die Sache sich zu einem Alptraum zu entwickeln begann, entdeckte sie, dass eine freiberufliche Rechercheassis-tentin, die sie für das Buch eingesetzt hatte, Notizen von einem Blog abgetippt und diese dummerweise in Phoebes Ordner mit
ihren eigenen getippten Notizen gespeichert hatte, statt in ei-nem Rechercheordner. Als Phoebe die Notizen Monate später gelesen hatte, war es nicht schwer gewesen, sie mit ihren eigenen Notizen zu verwechseln - die Autorin schien tatsächlich den unverblümten Stil nachzuäffen, für den Phoebe bekannt war - und sie hatte sie direkt in ihr Manuskript eingebaut.
Auf den Rat von Imageberatern einer Top-PR-Agentur hatte sie eine Stellungnahme abgegeben, in der sie alles erklärte, doch die Presseberichte darüber waren unbarmherzig und un-erbittlich gewesen, angeheizt zum größten Teil durch die Scha-denfreude der Leute, die in ihren Büchern schlecht weggekom-men waren. Sehen Sie, hatte ein Hollywood-Agent in einem Interview verkündet, alles, was Phoebe Hall jemals geschrieben hat, ist eine reine Erfindung.
Glücklicherweise akzeptierte Phoebes Verlag ihre Version der Ereignisse - oder schien das zumindest zu tun -, nachdem die heulende Rechercheassistentin ihren Fehler vor einem Konferenzraum voller Führungskräfte zugegeben hatte. Sie sagten, sie hätten sich verpflichtet, mit Phoebe zu arbeiten, und dass sie allen Grund dazu hätten, zu glauben, dass die Dinge sich in Wohlgefallen auf ösen würden, so wie das bei Autoren wie Doris Kearns Goodwin der Fall gewesen war, die sich in ihrer Position befunden hatte. Doch sie wollten mit der Taschenbuchausgabe des Buches warten, bis sich die Gemüter beruhigt hatten. In der Zwischenzeit blieb die Presse - beson-ders Zeitungen wie die New York Post und Webseiten wie Gawker - dabei. Reporter hatten sogar vor ihrem Apartment-gebäude gecampt, um ihr Fragen entgegenzuschleudern, wenn sie kam und ging, als hätte sie ein riesiges Schneeballsystem geleitet oder ihren Ehemann mit einem Eispickel ins Herz ge-stochen. Binnen kurzer Zeit waren ihre geschätzten Gigs - TV-Auftritte wie in der Today Show und bei Entertainment Tonight und ihr eigener Blog auf Daily Beast - auf Eis gelegt oder waren ganz eingestellt worden.
Ihr Pitbull von einer Agentin, Miranda, war unverblümt,
aber mitfühlend gewesen. Schließlich zählte sie auf die hohen Vorschüsse und hatte selbst ein Interesse daran, dass Phoebe rasch wieder auf die Beine kam.
»Du wirst das heil überstehen, Phoebe, mach dir keine Sor-gen. Du bist eine der zähsten Frauen, die ich kenne.«
War das ein Kompliment, hatte Phoebe sich gefragt.
»Warum fährst du nicht irgendwo hin, wo du dich eine Wei-le entspannen kannst ?«, war Miranda fortgefahren. »Cabo zum Beispiel. Da würde ich hingehen. Und du kannst das Exposé für das nächste Buch fertig machen, während du dort bist.«
Ja klar, Cabo, hatte Phoebe gedacht. Dank der gestiegenen Ausgaben, die sie hatte, weil sie nun ihr Apartment alleine be-zahlen musste, und der Tatsache, dass die Taschenbuchausgabe auf Eis lag, hätte sie Glück, wenn sie einen Ausflug nach Tiju-ana machen konnte. Sicher, sie hatte über die Jahre eine nette Summe angespart, aber es wäre dumm, das jetzt anzuzapfen. Und was noch dazukam, was sie nicht gewagt hatte, Miranda zu sagen : Sie hatte keine Ahnung, wovon ihr nächstes Buch handeln sollte.
Und dann hatte ihre alte Freundin Glenda Johns angerufen und einen Plan gehabt. Sie schlug vor, dass Phoebe ein paar Sachbuch-Schreibkurse für eine Professorin übernehmen soll-te, die entschieden hatte, ihre Rückkehr in den Job nach der Geburt ihres Kindes aufzuschieben. Es schien ihr vollkommen sinnvoll zu sein. Phoebe konnte ihre Wohnung untervermie-ten und in einer schläfrigen Stadt in Pennsylvania, abseits der neugierigen Blicke der Presse, wieder zu sich kommen. Und mit einem klaren Kopf konnte sie sich darauf konzentrieren, worum es in ihrem nächsten Buch gehen sollte.
Als der Kellner kam, bestellte sie gegrilltes Huhn mit Ros-marin, eines der wenigen Gerichte auf Tony's Karte, das nicht bis zur Nasenspitze in Sauce unterging. Während des Essens machte sie sich ein paar mentale Notizen zu ihren Kursen in der kommenden Woche. Ein- oder zweimal kehrten ihre Ge-danken zu dem vermissten Mädchen zurück. Lass es ihr bitte
gut gehen, dachte sie. Später, während sie beim Kaffee verweil-te, schickte Tony ihr einen Teller mit Zabaione und Erdbeeren. Es war köstlich, und sie aß alles auf, wobei sie sich fragte, ob all der Zucker ihr helfen würde, sich weniger missmutig zu füh-len - oder die Sache vielleicht noch verschlimmerte.
»Gute Nacht, Tony«, sagte sie, nachdem sie ihre Rechnung bezahlt hatte und um die Ecke im Speisesaal bog. Er stand am Gastgeberpult mit dem Reservierungsbuch, gleich rechts ne-ben der Bar. »Die Zabaione war göttlich.«
»Für Sie nehme ich meinen feinsten Marsala.«
»Das konnte ich schmecken - danke.«
Es waren drei Leute an der Bar - ein Paar mittleren Alters und ein einzelner Typ mit welligem, dunkelbraunem Haar, der direkt mit dem Rücken zu ihr saß. Als sie sich von Tony verab-schiedete, drehte der Typ seinen Kopf in ihre Richtung. Sie sah in seinen Augen, dass er sie erkannte, und verstand nicht, wa-rum. Dann wurde ihr klar : Es war Duncan Shaw. Er hatte in den drei Tagen, seit sie ihn zuletzt gesehen hatte, seinen Schnauzer und Bart abrasiert.
Instinktiv klappte ihre Mund auf, vor Schreck darüber, ihn hier zu sehen, und wegen der Veränderung seines Aussehens. Sie beobachtete, wie seine braunen Augen nach links hinüber-schnellten, direkt über ihre Schulter, um zu sehen, mit wem sie gegessen hatte. Eine Sekunde später verrieten seine Augen die Erkenntnis, dass sie alleine war - und dass sie ihn angelogen hatte, darüber, dass sie Pläne hatte. Verdammt, dachte sie. Ich bin total geliefert.
Er lächelte minimal. Das überrascht mich nicht, dachte sie. Er ist nicht der sensible Typ, der verwundet wirken wird.
»Oh, hallo«, sagte Phoebe nervös. Sie bemerkte, dass vor ihm ein halbvoller Teller mit Pasta und ein fast leeres Weinglas standen. »Was - was ist mit Ihren Freunden passiert ?«
»Sie wollten zum Abendessen nach Bethlehem fahren, und mir wurde klar, dass ich nicht in Stimmung für einen so großen Abend war.«
Übersetzung: Sabine Schäfer
Copyright der Originalausgabe © 2011 by Kate White
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2013 by Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Translation rights arranged by The Sandra Dijkstra Literary Agency
Etwas war nicht in Ordnung. Sie spürte es in dieser Nacht, sobald sie den viereckigen Innenhof betreten hatte. Das Wetter war, ungewöhnlich für Oktober, geradezu mild, und doch hing ein beißender Geruch nach Holzrauch in der Luft. Aber das war nicht der Grund, warum die Situation ihr seltsam er-schien. Es waren die verlassenen Wege. Obwohl sich Phoebe noch nicht wirklich an den Ort gewöhnt hatte, erwartete sie, an einem Freitagabend um acht Uhr mehr als nur ein paar Leute den Campus überqueren zu sehen.
Sie bog nach links ab, da sie vorhatte, das Gelände durch das östliche Tor zu verlassen, als sie erschrocken feststellte, wo alle abgeblieben waren. Um die vierzig Leute - sowohl Studenten als auch Fakultätsangehörige - hatten sich vor der Curry Hall versammelt. In den zwei Monaten seit sie am Lyle College war, hatte sie bemerkt, dass die Kids sich oft vor diesem speziellen Studentenwohnheim entspannten, Frisbeescheiben warfen oder auf dem Hang des kahler werdenden Rasens lümmelten, doch heute Abend standen alle mit verschränkten Armen und geraden Rücken da, als warteten sie auf Neuigkeiten.
Als sie näher kam, sah sie, was ihrer Aufmerksamkeit auf sich zog : Sowohl zwei Beamte der Campuspolizei als auch ein Polizist aus der Stadt sprachen mit einem Mädchen mit kastanienbraunem Haar, das mit den Tränen zu kämpfen schien. Der Studiendekan - Tom Soundso - war auch dort, stand mit gesenktem Kopf da und hörte dem Mädchen aufmerksam zu.
Phoebes erste Reaktion war, einfach weiterzugehen. Es gab Sachen, die sie in Pennsylvania zu tun hatte, aber sich in das Drama von jemand anderem hineinziehen zu lassen, gehörte nicht dazu.
Sie fing an, wegzugehen, hielt dann aber an. Sie wusste, dass sie zehn Minuten später bereuen würde, nicht herausgefunden zu haben, worum hier so viel Aufhebens gemacht wurde.
Sie bewegte sich wieder in Richtung der Menschenansammlung und stellte sich unauffällig neben zwei junge Männer ganz am Rand, die ebenfalls aussahen, als wären sie nur stehen geblieben, um zu sehen, was vor sich ging.
»Was ist los ?«, fragte sie den einen der beiden, der näher bei ihr stand. Er sah sie an und zuckte die Achseln.
»Keine Ahnung - ich bin gerade erst gekommen«, sagte er. Er wandte sich an den Typen zu seiner Rechten, dessen blonde Haare stoppelig kurz geschnitten waren. »Irgendeine Ahnung, was los ist ?«, fragte er.
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte der andere Typ, »aber ich denke, dass es etwas mit dem Mädchen namens Lily Mack zu tun hat. Das dort drüben ist ihre Mitbewohnerin.«
Phoebe brauchte einen Augenblick, um den Namen einzuordnen. Es war niemand aus den zwei Kursen, die sie gab.
»Danke«, sagte sie und schlängelte sich zum vorderen Teil des Menge durch, in der Hoffnung, dort mehr Informationen zu bekommen. Eine Sekunde später wurde ihr klar, dass sie nun direkt hinter Val Porter stand, deren langes, vorzeitig ergrautes Haar sogar im Dunkeln schimmerte. Val war Professorin für Frauenstudien (women's studies), die ihr Büro gleich den Flur hinunter von dem Büro hatte, das Phoebe in diesem Semester besetzt hielt, und obwohl Val oberflächlich betrachtet durchaus höflich ich war, hatte Phoebe seit ihrer ersten Begegnung eine leichte Geringschätzung festgestellt. Vielleicht, dachte Phoebe ironisch, denkt Val, dass ich durch mein Verhalten die Frauenbewegung zurückgeworfen habe.
Phoebe fing an, ihre Position zu verändern, da sie heute Abend nicht in der Stimmung für einen Val-Moment war. Doch unheimlicherweise schien die Frau ihre Anwesenheit zu spüren und drehte sich um. Die Bewegung ließ den Duft von Patschuli von Vals Haut aufsteigen.
»Hallo Phoebe«, sagte Val. Da war ein leicht missbilligender Klang in ihrer Stimme, als wäre Phoebe zu spät in ein wichtiges Treffen geplatzt.
»Hi Val«, sagte sie freundlich. Ihre Strategie in Lyle war, auf nett zu machen, nicht unnötig Wellen zu schlagen. Davon hatte sie im letzten Jahr genug gehabt in ihrem Leben. »Gibt es hier irgendein Problem ?«
»Eine Studentin wird vermisst«, sagte Val unverblümt. »Lily Mack - sie ist im vorletzten Jahr. Ihre Mitbewohnerin hat es vor eine Weile der Campuspolizei gemeldet. Keiner hat sie seit gestern Abend gesehen.«
»Wie schrecklich«, sagte Phoebe. Die Enthüllung traf sie wie ein Schnitt beim Rasieren, und sie stellte fest, dass sie nach Luft schnappte.
»Nun, Kids in dem Alter können manchmal ziemlich unverantwortlich sein«, sagte Phoebe, nachdem sie sich erholt hatte. »Besteht die Möglichkeit, dass sie sich einfach mit einem neu-en Freund aus dem Staub gemacht hat ?«
Val bedachte sie mit einem vernichtenden Blick, der nahe-legte, dass Phoebe nicht das Geringste über »Kids in dem Al-ter« wusste.
»Natürlich ist alles möglich«, sagte Val trocken. »Doch laut Tom Stockton ist sie nicht die Sorte von Mädchen, die sich unerlaubt entfernt.«
»Ich nehme an, dass jemand Glenda angerufen hat«, sagte Phoebe und bezog sich auf Glenda Johns, die Präsidentin des Colleges.
»Natürlich. Das hier könnte sehr, sehr unschön werden.« »Was meinen Sie ?«, fragte Phoebe.
»Der Freund dieses Mädchens ist in diesem Frühjahr verschwunden. Er war Student im letzten Jahr, und er ging fort, ohne eine Spur zu hinterlassen.«
»Sind sie ... «
»Entschuldigen Sie mich«, sagte Val abrupt. »Ich rede besser mit Tom und sehe, ob es etwas gibt, das ich für ihn tun kann.«
Es war mehr als eine Abfuhr. Es implizierte, dass Phoebes Hilfe nicht benötigt werden würde - niemals.
»Viel Glück«, sagte Phoebe mit gelassener Stimme. »Lassen Sie es mich wissen, falls ich etwas tun kann.«
Val war dabei, sich umzudrehen, blickte dann aber zurück und musterte Phoebes Outfit von oben bis unten. Das ist absurd, dachte Phoebe. Vals Kleidungsstil konnte man nur mit ›Hohepriesterin trifft Verführerin‹ beschreiben - jede Menge gecrashter Samt, klimpernde Armbänder und tiefe Halsaus-schnitte - und doch beäugte sie Phoebe immer, als würde ihr relativ klassischer Stil den Ansprüchen nicht genügen.
»Haben Sie heute Abend etwas Unterhaltsames vor ?«, fragte Val in einem Ton, der andeutete, dass sie hoffte, die Antwort wäre Nein.
Phoebe war versucht, eine geistreiche Bemerkung zu machen, wie : »Tatsächlich habe ich ein heißes Date mit dem Kapitän des Männer-Lacrosse-Teams.« Doch das war genau die Art von Wellenschlagen, die sie vermeiden musste.
»Ich gehe nur einen Happen essen«, sagte sie stattdessen. »Gute Nacht.«
Phoebe wandte sich ab und ging weiter den Pfad entlang über den Collegeinnenhof und hielt sich wieder in östlicher Richtung. Lyle war nicht gerade ein schönes College. Alle Gebäude waren entweder aus unscheinbarem, rotem Backstein oder aus Beton, ohne dass auch nur eine Spur von Efeu an ihren Mauern emporwuchs. Doch es gab auf dem Campus Dutzende von großen Ahornbäumen, die gepflanzt worden waren, als die Schule in den 1950ern gebaut wurde, und nachts sahen sie, vom Mondlicht und den Straßenlaternen beleuchtet, majestätisch und beinahe magisch aus.
Während Phoebe den Pfad entlangeilte, dachte sie an das vermisste Mädchen. Sie dachte auch daran, welche Auswirkung die Situation haben würde, sowohl für das College, als auch für Glenda Johns, die nicht nur die Präsidentin, sondern außerdem Phoebes Freundin war. Vor zweieinhalb Jahre war
Glenda vom Lyle College rekrutiert worden, um seinen glanz-losen Ruf und seine schwache Ausstattung zu verbessern, und obwohl sie Fortschritte gemacht hatte, war es schwer gewesen. Ein zweiter vermisster Student in einem Jahr würde da kaum hilfreich sein.
Vor dem Osttor wartet Phoebe darauf, dass die Ampel um-schaltete, überquerte die Straße und ging dann drei Blocks den Bridge-Street-Hügel hinab zu Tony's, einem kleinen italienischen Restaurant, das sie entdeckt hatte, nachdem sie im späten August in Lyle angekommen war. Es war eins von diesen aus der Zeit gefallenen Restaurants mit einem amateurhaften Wandgemälde von Venedig, staubbedeckten Plastikfarnen und Platten mit nach Knoblauch riechenden Scampi, aber Phoebe fand die kleinen, von Kerzen erhellten Räume entspannend.
Sie hatte bereits früher in der Woche bei Tony's gegessen und hatte nicht vorgehabt, so bald wieder hier zu sein, aber ein Psychologieprofessor namens Duncan Shaw hatte sie mehr oder weniger in Zugzwang gebracht. Sie beide waren in einem improvisierten Komitee gelandet, und sie hatte sein Interesse an ihr von Anfang an gespürt. Vor mehreren Tagen hatte er - zu ihrer Bestürzung - gefragt, ob sie ihm und ein paar Freunden am Freitagabend beim Essen Gesellschaft leisten würde. Er war attraktiv, sah sogar ein wenig geheimnisvoll aus, mit seinem dunklen Bart und Schnauzer. Und auch einnehmend - umgänglich, ohne zu viel von sich preiszugeben - mit einem ironischen Sinn für Humor. Aber sie befand sich in einer selbst auferlegten Auszeit von allem, was romantisch war, also würde sie nicht so dumm sein und anbeißen. Sie hatte ihm gesagt, es täte ihr leid, sie hätte bereits Pläne für heute Abend - aber trotzdem danke - und dann gebetet, dass er den Wink verstanden hatte.
Sie hatte ursprünglich vorgehabt, in der Bar eines neuen Restaurants am Rande der Stadt zu essen, wo das Essen und die Atmosphäre erstaunlich gehoben waren, doch jetzt konnte sie es nicht riskieren, dort Duncan über den Weg zu laufen. Nach
ihrem letzten Kurs hatte sie die Zutaten für einen Salat gekauft, mit der Absicht, zu Hause zu bleiben. Doch dann hatte sie, weil sie sich bei dem Gedanken an eine Nacht allein in dem winzigen Haus, das sie gemietet hatte, zu unruhig fühlte, entschieden, sich zu Tony's zu schleichen. Sie schätzte, dass es der letzte Ort auf der Welt sein würde, an dem Duncan und seine Freunde das Wochenende willkommen heißen würden.
Als sie das Restaurant erreichte, blieb sie einen Augenblick draußen stehen und versuchte, das leicht melancholische Ge-fühl abzuschütteln. Metallische Splitter in dem alten Gehweg spiegelten das Mondlicht und glitzerten wie verrückt. Sie konnte den Geruch des Winamac River ein paar Blocks weiter den Hügel hinunter wahrnehmen : schlammig, fibschig, aber auf eine fremde, erdige Art anregend. Manchmal konnte sie vor dem Tony's Musik von den Lokalen an der River Street heranwehen hören, aber jetzt war es zu früh dafür. Hoffentlich, dachte sie, hatte Lily Mack letzte Nacht mit einem Kerl angebandelt und die letzten zwanzig Stunden im Bett mit ihm verbracht und alles um sich herum vergessen, außer dem wilden Sex, den sie hatte.
Als Phoebe das Restaurant betrat, begrüßte der kleine, untersetzte Tony sie mit einer ungestümen Umarmung und er-klärte sie wieder einmal zu seiner Lieblingsblondine. Nach ihrem ersten Abendessen dort hatte ihm anscheinend jemand verraten, dass sie eine berühmte Schriftstellerin aus New York City war. Offensichtlich, dachte Phoebe, hatte es die Person unterlassen, den Rest der Geschichte zu offenbaren, sonst wäre Tony sehr viel weniger froh darüber, sie zu sehen.
Er führte sie zu ihrem üblichen Tisch am Ende des Hauptspeiseraums, der an den Barbereich angrenzte. Sie schlüpfte aus ihrem Trenchcoat und blickte sich im Restaurant um. Es war zu etwa drei Vierteln voll, und die meisten der Gäste dieses Abends hatten mit ihrer Mahlzeit bereits seit Langem angefangen. Sie hatte erfahren müssen, dass die Leute im kleinstädtischen Pennsylvania wahnsinnig früh aßen. In Momenten wie diesem fühlte sie sich wie Alice, nachdem sie durch das Kaninchenloch gefallen war : Alles um sie herum war nicht nur verstörend fremdartig, sondern es ergab auch keinen Sinn. Vor sieben Monaten hatte sie noch mit ihrem Partner Alec in Manhattan gelebt, war gerade von der Tour für ihr letztes Buch - Hollywoods knallharte Mädels - zurück gewesen. Sie hatte sich selbst ein schönes Paar Diamantohrstecker gekauft, um zu feiern, dass das Buch nun seit sieben Wochen auf der New-York-Times-Bestsellerliste stand. Es hätte nicht rosiger für sie aussehen können. Und dann stürzte alles über ihr zusammen.
Es hatte mit Alec angefangen. Eines Abends nach dem Essen, als sie begann, das Geschirr abzuräumen, hatte er an seinem Platz am Tisch die Hand gehoben und sie gebeten, doch bitte zu warten.
»Was ist los ?«, hatte sie gefragt, sich wieder hingesetzt und versucht vorauszusagen, was kommen würde. Er war wahrscheinlich verschnupft darüber, wie abgelenkt - und abwesend - sie während der letzten Etappe ihrer Lesereise gewesen war.
»Wir müssen reden«, sagte er langsam.
»Okay«, antwortete sie, nun leicht beunruhigt.
»Du bist mir wichtig, Phoebe«, sagte er ernst, »und wir hatten fünf großartige Jahre zusammen.«
Mein Gott, dachte sie, ist er dabei, mir den Laufpass zu geben, während wir hier mit einer Platte Hühnerknochen zwischen uns sitzen ? »Was ist los ?«, verlangte sie zu wissen, unfähig die Schärfe aus ihrer Stimme zu halten.
»Ich habe immer gewusst, dass du nicht heiraten wolltest. Und ich habe das akzeptiert.«
»Nun, Alec, wenn ich mich recht erinnere, dann wolltest du das auch nie«, sagte sie.
»Ich schätze, ja. Ich meine, sicher. Aber ... ich weiß nicht, in letzter Zeit habe ich mich gefragt, ob ich falsch damit lag, das zu denken.«
Die Bemerkung erstaunte sie, doch gleichzeitig milderte sie die aufkommende Angst, die sie gefühlt hatte. »Willst du da-mit sagen, du willst heiraten?«, fragte sie und lächelte ein wenig. Doch dann erkannte sie durch die Panik, die in seinen Augen aufflackerte, dass sie ihn falsch verstanden hatte.
»Es ist nicht nur das Heiraten«, sage er schnell. »Ich denke, ich hätte auch gerne Kinder. Und ich weiß, dass das für dich ein K.-o.-Kriterium ist.«
»Nun, es ist ganz bestimmt jetzt ein K.-o.-Kriterium. Ich bin zweiundvierzig, und es besteht keine große Chance, dass ich schwanger werde. Aber lass uns wenigstens darüber sprechen. Wenn du deine Meinung über bestimmte Dinge geändert hast, höre ich dir gerne zu. «
Doch seine Entscheidung stand nicht zur Diskussion. Er hatte sich entschieden, weiterzugehen und auszuziehen, etwas Neues im Leben auszuprobieren. Nein, da war keine andere Frau, sagte er. Phoebe hatte einfach dort am Tisch gesessen, ihr Kopf schwirrte von dem Schock. Sie hatte gewusst, dass es mit ihnen nicht perfekt lief, dass ihre Beziehung kaum noch an-satzweise leidenschaftlich war, doch Alec lag ihr am Herzen, und sie hatte das niemals kommen gesehen.
»Tatsächlich dachte ich, du könntest möglicherweise erleichtert sein«, sagte er nach ein paar Minuten.
»Was soll das heißen ?«, fragte sie ärgerlich.
Alec hatte mit den Achseln gezuckt. »Es schien mir, als hättest du nicht ganz ... ich weiß nicht, in der Beziehung dringe-steckt in der letzten Zeit. Selbst mit all deinen Reisen hast du früher immer ein wenig Energie für mich aufgespart, aber jetzt nicht mehr.«
Sechs Wochen später rief er Phoebe an, wollte sie - »fairerweise« - wissen lassen, dass er mit einer einunddreißigjährigen Frau aus seiner Kanzlei zusammen war. Nein, schwor er, nichts war passiert, während er noch mit Phoebe zusammenlebte, aber um »ganz ehrlich« zu sein, hatte er im Nachhinein erkannt, dass da von Anfang an eine gewisse Anziehung bestanden hatte.
Phoebe hatte das Telefon mit dem Gefühl weggelegt, betrogen und gedemütigt worden zu sein. Das also musste Karma nach Hollywoodart sein, hatte sie gedacht. Ist das die Strafe dafür, dass ich Jennifer Aniston bei Entertainment Tonight eine liebesbedürftige Tussi genannt habe ?
Sie vergrub sich in Projekten, die mit ihrer Arbeit zu tun hatten - Recherchen, Reden, TV-Auftritten. Doch Ende Mai ging auch das den Bach runter. Dan, ihr Herausgeber, und der adretteste schwule Mann, der ihr jemals begegnet war, hatte sie um neun Uhr angerufen, genau in dem Moment, als sie sich an ihren Schreibtisch in ihrem Home Office setzte. Was eine Überraschung war, da er selten vor zehn Uhr im Büro eintraf.
»Hast du es gehört ?«, fragte er atemlos in derselben Sekunde, in der sie abnahm.
»Was ? Dass ich für den Pulitzer-Preis vorgeschlagen wurde ?«, hatte Phoebe spaßeshalber gefragt. Und dann, als hätte ihr Gehirn einen Zeitverzug von zwei Sekunden, war ihr klar geworden, dass seine Stimme nervös und nicht geschwätzig geklungen hatte.
»Ein Blogger behauptet, dass du dich bei deinem letzten Buch des Plagiats schuldig gemacht hast«, erzählte ihr Dan. »Dass du einiges über Angelina Jolie von einem anderen Schriftsteller geklaut hast.«
»Das ist absolut nicht wahr«, sagte Phoebe entrüstet. »Von welchem Schriftsteller? Wo?«
»Irgendein britisches Mädel, das für eine Webseite in Eng-land schreibt. Die Huffington Post berichtet darüber. Aber die von Gawker haben es bereits aufgegriffen.«
»Es ist jedenfalls eine Lüge. Ich habe niemals etwas von ei-nem anderen Schriftsteller benutzt.«
Doch das hatte sie. Unbeabsichtigt. Während der nächsten Wochen, als die Sache sich zu einem Alptraum zu entwickeln begann, entdeckte sie, dass eine freiberufliche Rechercheassis-tentin, die sie für das Buch eingesetzt hatte, Notizen von einem Blog abgetippt und diese dummerweise in Phoebes Ordner mit
ihren eigenen getippten Notizen gespeichert hatte, statt in ei-nem Rechercheordner. Als Phoebe die Notizen Monate später gelesen hatte, war es nicht schwer gewesen, sie mit ihren eigenen Notizen zu verwechseln - die Autorin schien tatsächlich den unverblümten Stil nachzuäffen, für den Phoebe bekannt war - und sie hatte sie direkt in ihr Manuskript eingebaut.
Auf den Rat von Imageberatern einer Top-PR-Agentur hatte sie eine Stellungnahme abgegeben, in der sie alles erklärte, doch die Presseberichte darüber waren unbarmherzig und un-erbittlich gewesen, angeheizt zum größten Teil durch die Scha-denfreude der Leute, die in ihren Büchern schlecht weggekom-men waren. Sehen Sie, hatte ein Hollywood-Agent in einem Interview verkündet, alles, was Phoebe Hall jemals geschrieben hat, ist eine reine Erfindung.
Glücklicherweise akzeptierte Phoebes Verlag ihre Version der Ereignisse - oder schien das zumindest zu tun -, nachdem die heulende Rechercheassistentin ihren Fehler vor einem Konferenzraum voller Führungskräfte zugegeben hatte. Sie sagten, sie hätten sich verpflichtet, mit Phoebe zu arbeiten, und dass sie allen Grund dazu hätten, zu glauben, dass die Dinge sich in Wohlgefallen auf ösen würden, so wie das bei Autoren wie Doris Kearns Goodwin der Fall gewesen war, die sich in ihrer Position befunden hatte. Doch sie wollten mit der Taschenbuchausgabe des Buches warten, bis sich die Gemüter beruhigt hatten. In der Zwischenzeit blieb die Presse - beson-ders Zeitungen wie die New York Post und Webseiten wie Gawker - dabei. Reporter hatten sogar vor ihrem Apartment-gebäude gecampt, um ihr Fragen entgegenzuschleudern, wenn sie kam und ging, als hätte sie ein riesiges Schneeballsystem geleitet oder ihren Ehemann mit einem Eispickel ins Herz ge-stochen. Binnen kurzer Zeit waren ihre geschätzten Gigs - TV-Auftritte wie in der Today Show und bei Entertainment Tonight und ihr eigener Blog auf Daily Beast - auf Eis gelegt oder waren ganz eingestellt worden.
Ihr Pitbull von einer Agentin, Miranda, war unverblümt,
aber mitfühlend gewesen. Schließlich zählte sie auf die hohen Vorschüsse und hatte selbst ein Interesse daran, dass Phoebe rasch wieder auf die Beine kam.
»Du wirst das heil überstehen, Phoebe, mach dir keine Sor-gen. Du bist eine der zähsten Frauen, die ich kenne.«
War das ein Kompliment, hatte Phoebe sich gefragt.
»Warum fährst du nicht irgendwo hin, wo du dich eine Wei-le entspannen kannst ?«, war Miranda fortgefahren. »Cabo zum Beispiel. Da würde ich hingehen. Und du kannst das Exposé für das nächste Buch fertig machen, während du dort bist.«
Ja klar, Cabo, hatte Phoebe gedacht. Dank der gestiegenen Ausgaben, die sie hatte, weil sie nun ihr Apartment alleine be-zahlen musste, und der Tatsache, dass die Taschenbuchausgabe auf Eis lag, hätte sie Glück, wenn sie einen Ausflug nach Tiju-ana machen konnte. Sicher, sie hatte über die Jahre eine nette Summe angespart, aber es wäre dumm, das jetzt anzuzapfen. Und was noch dazukam, was sie nicht gewagt hatte, Miranda zu sagen : Sie hatte keine Ahnung, wovon ihr nächstes Buch handeln sollte.
Und dann hatte ihre alte Freundin Glenda Johns angerufen und einen Plan gehabt. Sie schlug vor, dass Phoebe ein paar Sachbuch-Schreibkurse für eine Professorin übernehmen soll-te, die entschieden hatte, ihre Rückkehr in den Job nach der Geburt ihres Kindes aufzuschieben. Es schien ihr vollkommen sinnvoll zu sein. Phoebe konnte ihre Wohnung untervermie-ten und in einer schläfrigen Stadt in Pennsylvania, abseits der neugierigen Blicke der Presse, wieder zu sich kommen. Und mit einem klaren Kopf konnte sie sich darauf konzentrieren, worum es in ihrem nächsten Buch gehen sollte.
Als der Kellner kam, bestellte sie gegrilltes Huhn mit Ros-marin, eines der wenigen Gerichte auf Tony's Karte, das nicht bis zur Nasenspitze in Sauce unterging. Während des Essens machte sie sich ein paar mentale Notizen zu ihren Kursen in der kommenden Woche. Ein- oder zweimal kehrten ihre Ge-danken zu dem vermissten Mädchen zurück. Lass es ihr bitte
gut gehen, dachte sie. Später, während sie beim Kaffee verweil-te, schickte Tony ihr einen Teller mit Zabaione und Erdbeeren. Es war köstlich, und sie aß alles auf, wobei sie sich fragte, ob all der Zucker ihr helfen würde, sich weniger missmutig zu füh-len - oder die Sache vielleicht noch verschlimmerte.
»Gute Nacht, Tony«, sagte sie, nachdem sie ihre Rechnung bezahlt hatte und um die Ecke im Speisesaal bog. Er stand am Gastgeberpult mit dem Reservierungsbuch, gleich rechts ne-ben der Bar. »Die Zabaione war göttlich.«
»Für Sie nehme ich meinen feinsten Marsala.«
»Das konnte ich schmecken - danke.«
Es waren drei Leute an der Bar - ein Paar mittleren Alters und ein einzelner Typ mit welligem, dunkelbraunem Haar, der direkt mit dem Rücken zu ihr saß. Als sie sich von Tony verab-schiedete, drehte der Typ seinen Kopf in ihre Richtung. Sie sah in seinen Augen, dass er sie erkannte, und verstand nicht, wa-rum. Dann wurde ihr klar : Es war Duncan Shaw. Er hatte in den drei Tagen, seit sie ihn zuletzt gesehen hatte, seinen Schnauzer und Bart abrasiert.
Instinktiv klappte ihre Mund auf, vor Schreck darüber, ihn hier zu sehen, und wegen der Veränderung seines Aussehens. Sie beobachtete, wie seine braunen Augen nach links hinüber-schnellten, direkt über ihre Schulter, um zu sehen, mit wem sie gegessen hatte. Eine Sekunde später verrieten seine Augen die Erkenntnis, dass sie alleine war - und dass sie ihn angelogen hatte, darüber, dass sie Pläne hatte. Verdammt, dachte sie. Ich bin total geliefert.
Er lächelte minimal. Das überrascht mich nicht, dachte sie. Er ist nicht der sensible Typ, der verwundet wirken wird.
»Oh, hallo«, sagte Phoebe nervös. Sie bemerkte, dass vor ihm ein halbvoller Teller mit Pasta und ein fast leeres Weinglas standen. »Was - was ist mit Ihren Freunden passiert ?«
»Sie wollten zum Abendessen nach Bethlehem fahren, und mir wurde klar, dass ich nicht in Stimmung für einen so großen Abend war.«
Übersetzung: Sabine Schäfer
Copyright der Originalausgabe © 2011 by Kate White
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2013 by Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Translation rights arranged by The Sandra Dijkstra Literary Agency
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Bibliographische Angaben
- Autor: Kate White
- 2013, 1, 448 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Taschenbuch
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3863653084
- ISBN-13: 9783863653088
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