Der Schwarm
Frank Schätzing inszeniert die weltweite Auflehnung der Natur gegen den Menschen. Ein globales Katastrophenszenario zwischen Norwegen, Kanada, Japan und Deutschland, und ein Roman voller psychologischer und politischer Dramen mit einem...
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Frank Schätzing inszeniert die weltweite Auflehnung der Natur gegen den Menschen. Ein globales Katastrophenszenario zwischen Norwegen, Kanada, Japan und Deutschland, und ein Roman voller psychologischer und politischer Dramen mit einem atemberaubenden Schluss.
Ein Fischer verschwindet vor Peru spurlos. Ölbohrexperten stoßen in der norwegischen See auf merkwürdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz genommen haben. Währenddessen geht mit den Walen entlang der Küste British Columbias eine unheimliche Veränderung vor. Nichts von alledem scheint miteinander in Zusammenhang zu stehen.
Doch Sigur Johanson, norwegischer Biologe und Schöngeist, glaubt nicht an Zufälle. Auch der indianische Walforscher Leon Anawak gelangt zu einer beunruhigenden Erkenntnis: Eine Katastrophe bahnt sich an.
Doch wer oder was löst sie aus? Während die Welt an den Abgrund gerät, kommen die Wissenschaftler zusammen mit der britischen Journalistin Karen Weaver einer ungeheuerlichen Wahrheit auf die Spur.
Das globale Katastrophenszenario, das Frank Schätzing Schritt für Schritt mit beklemmender Logik entfaltet, ist von erschreckender Wahrscheinlichkeit. Es basiert auf so genauen naturwissenschaftlichen und ökologischen Recherchen, dass dieser Roman weit mehr ist als ein großartig geschriebener, spannungsgeladener Thriller.
Das Buch stellt mit großer Dringlichkeit die Frage nach der Rolle des Menschen in der Schöpfung.
Frank Schätzing inszeniert die weltweite Auflehnung der Natur gegen den Menschen. Ein globales Katastrophenszenario zwischen Norwegen, Kanada, Japan und Deutschland, und ein Roman voller psychologischer und politischer Dramen mit einem atemberaubenden Schluss. Ein Fischer verschwindet vor Peru, spurlos. Ölbohrexperten stoßen in der norwegischen See auf merkwürdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz genommen haben. Währenddessen geht mit den Walen entlang der Küste British Columbias eine unheimliche Veränderung vor. Nichts von alledem scheint miteinander in Zusammenhang zu stehen. Doch Sigur Johanson, norwegischer Biologe und Schöngeist, glaubt nicht an Zufälle. Auch der indianische Walforscher Leon Anawak gelangt zu einer beunruhigenden Erkenntnis: Eine Katastrophe bahnt sich an. Doch wer oder was löst sie aus? Während die Welt an den Abgrund gerät, kommen die Wissenschaftler zusammen mit der britischen Journalistin Karen Weaver einer ungeheuerlichen Wahrheit auf die Spur.
Das globale Katastrophenszenario, das Frank Schätzing Schritt für Schritt mit beklemmender Logik entfaltet, ist von erschreckender Wahrscheinlichkeit. Es basiert auf so genauen naturwissenschaftlichen und ökologischen Recherchen, dass dieser Roman weit mehr ist als ein großartig geschriebener, spannungsgeladener Thriller. Das Buch stellt mit großer Dringlichkeit die Frage nach der Rolle des Menschen in der Schöpfung. Mit Der Schwarm, seinem sechsten Buch, hat sich der Kölner Bestsellerautor Frank Schätzing in die erste Reihe großer internationaler Thriller-Autoren geschrieben. Ein seltenes Ereignis in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.
LESEPROBE
Anawaks Gedanken rasten. Wahrscheinlich war der Rumpf bereitsan einigen Stellen gerissen. Er musste etwas tun. Vielleicht konnte erdie Tiere irgendwie ablenken.
Seine Hand fuhr zum Gashebel.
Im selben Moment zerriss ein vielstimmiger Schrei die Luft. Aber erkam nicht von dem weißen Dampfer, sondern erscholl gleich hinterihm, und Anawak wirbelte herum.
Der Anblick hatte etwas Surreales. Direkt über dem Boot der Tierschützer stand senkrecht der Körper eines riesigen Buckelwals. Beinahe schwerelos wirkte er, ein Wesen von monumentaler Schönheit, das krustige Maul den Wolken zugereckt, und immer noch stieg er weiter empor, zehn, zwölf Meter über ihre Köpfe hinweg. Den Herzschlag einer Ewigkeit lang hing er einfach nur so am Himmel, sich langsam drehend, und die meterlangen Flipper schienen ihnen zuzuwinken.
Anawaks Blick wanderte an dem springenden Koloss entlang. Niehatte er etwas zugleich so Schreckliches und Großartiges gesehen, nieaus solcher Nähe. Alle, Jack Greywolf, die Menschen in den Zodiacs,er selber, legten den Kopf in den Nacken und starrten auf das, was nunauf sie zukommen würde.
»Oh mein Gott«, flüsterte er.
Wie in Zeitlupe neigte sich der Leib des Wals. Sein Schatten legte sichauf das rote Fischerboot der Umweltschützer, wuchs über den Bug derBlue Shark hinaus, wurde länger, als der Körper des Riesen kippte,schneller und immer schneller
Anawak drückte das Gas durch. Das Zodiac schoss mit einem Ruckdavon. Auch Greywolfs Fahrer hatte einen Blitzstart zuwege gebracht,aber seine Richtung stimmte nicht. Das klapprige Sportboot schlingerteauf Anawak zu. Sie prallten zusammen. Anawak wurde nach hintengerissen, sah den Fahrer über Bord und Greywolf zu Boden gehen,dann raste das Boot in entgegengesetzter Richtung davon, währendseines mit voller Fahrt wieder auf die Blue Shark zuhielt. Vor seinenAugen begruben die neun Tonnen Körpermasse des Buckelwals das Fischerboot unter sich, drückten es mitsamt seiner Besatzung unter Wasserund schlugen auf den Bug der Blue Shark. Gischt spritzte in gewaltigen Fontänen hoch. Das Heck des Zodiacs schoss steil nach oben, Menschen in roten Overalls wirbelten durch die Luft. Kurz balancierte die Blue Shark auf ihrer Spitze, pirouettierte um die eigene Achse und kippte seitwärts. Anawak duckte sich. Sein Boot schnellte unter dem umstürzenden Zodiac hindurch, schlug gegen etwas Massives unterhalb der Wasseroberfläche und sprang darüber hinweg. Vorübergehend verlor er den Boden unter den Füßen, dann endlich hielt er das Steuer wieder in Händen, riss es herum und bremste ab.
Ein unbeschreibliches Bild bot sich ihm. Vom Boot der Umweltschützerwaren nur noch Trümmer zu sehen. Die Blue Shark trieb kielobenin den Wellen. Menschen hingen im Wasser, wild paddelnd undschreiend, andere reglos. Ihre Anzüge hatten sich selbständig aufgepumpt, sodass sie nicht versinken konnten, aber Anawak ahnte, dass einige von ihnen tot sein mussten, erschlagen vom Gewicht des Wals.
Ein Stück weiter sah er die Lady Wexham mit deutlicher SchlagseiteFahrt aufnehmen, umkreist von Rücken und Fluken. Ein plötzlicherStoß erschütterte das Schiff, und es legte sich noch mehr auf die Seite.Vorsichtig, um niemanden zu verletzen, steuerte Anawak das Zodiaczwischen die treibenden Körper, während er einen kurzen Funkspruchauf Frequenz 98 losschickte und seine Position durchgab.
»Probleme«, sagte er atemlos. »Wahrscheinlich Tote.«
Alle Boote im Umkreis würden den Notruf hören. Mehr Zeit bliebihm nicht. Keine Zeit zu erklären, was geschehen war. Ein DutzendPassagiere waren an Bord der Blue Shark gewesen, außerdem Stringerund ihr Assistent. Hinzu kamen die drei Umweltschützer. SiebzehnMenschen insgesamt, aber im Wasser zählte er deutlich weniger.
»Leon!«
Das war Stringer! Sie schwamm auf ihn zu. Anawak ergriff ihreHände und zog sie an Bord. Hustend und keuchend fiel sie ins Innere.In einiger Entfernung sah er die Rückenschwerter mehrerer Orcas. Dieschwarzen Köpfe und Rücken hoben sich heraus, während sie mit hoherGeschwindigkeit auf den Unglücksort zuhielten.
Sie legten eine Zielstrebigkeit an den Tag, die Anawak nicht gefiel.Dort trieb Alicia Delaware. Sie hielt den Kopf eines jungen Mannesüber Wasser, dessen Anzug nicht wie die anderen von Pressluft geblähtwar. Anawak lenkte das Boot näher an die Studentin heran. Nebenihm stemmte sich Stringer hoch. Vereint hievten sie zuerst den bewusstlosen Jungen und dann das Mädchen an Bord. Delaware schüttelte Anawaks Hände ab, hängte sich sofort wieder über den Bootsrand und half Stringer, weitere Menschen ins Innere zu ziehen. Andere näherten sich aus eigener Kraft, reckten die Arme, und sie halfen ihnen hinein. Das Boot füllte sich schnell. Es war viel kleiner als die Blue Shark und eigentlich schon zu voll. Hastig griffen sie zu, während Anawak weiter die Wasseroberfläche absuchte.
»Da schwimmt noch einer!«, rief Stringer.
Ein menschlicher Körper hing reglos im Wasser, das Gesicht nachunten, der Statur nach männlich, mit breiten Schultern und Rücken.Kein Overall. Einer der Umweltschützer.
»Schnell!«
Anawak beugte sich über die Reling. Stringer war neben ihm. Siepackten den Mann bei den Oberarmen und zogen ihn hoch.
Es ging einfach.
Zu einfach.
Der Kopf des Mannes fiel nach hinten, und sie sahen in blicklose Augen. Noch während Anawak den Toten anstarrte, wurde ihm bewusst, warum der Körper so leicht war. Er endete dort, wo die Taille gewesen war. Beine und Becken fehlten. Aus dem Torso baumelten tropfend Fleischfetzen, Arterien und Gedärme.
Stringer keuchte und ließ los. Der Tote kippte weg, entglitt AnawaksFingern und klatschte zurück ins Wasser.
Rechts und links von ihnen durchschnitten die Schwerter der Orcasdas Wasser. Es waren mindestens zehn, vielleicht mehr. Ein Schlag erschütterte das Zodiac. Anawak sprang zum Steuer, gab Gas und fuhrlos. Vor ihnen wölbten sich drei mächtige Rücken aus den Wellen, under ging in eine halsbrecherische Kurve. Die Tiere tauchten ab. Zweiweitere kamen von der anderen Seite und hielten auf das Boot zu.
Wieder fuhr Anawak eine Kurve. Er hörte Schreie und Weinen. Aucher selber hatte schreckliche Angst. Sie durchfloss ihn wie elektrischerStrom, verursachte ihm Übelkeit, doch ein anderer Teil von ihm steuertedas Zodiac unbeirrt in einem aberwitzigen Slalom zwischen denschwarzweißen Körpern hindurch, die immer aufs Neue versuchten,ihnen den Weg abzuschneiden.
Ein Krachen ertönte von rechts. Anawak wandte reflexartig den Kopfund sah die Lady Wexham in einer Wolke aus Gischt erbeben und kippen.Später erinnerte er sich, dass es dieser Blick war, dieser eine Momentder Unaufmerksamkeit, der ihr Schicksal besiegelte. Er wusste, dass ernicht zu dem großen Schiff hätte hinüberschauen dürfen. Möglicherweisewären sie entkommen. Bestimmt hätte er den grau gesprenkeltenRücken gesehen und wie der Wal abtauchte, wie sich seine Fluke ausdem Wasser hob, direkt in Fahrtrichtung.
So sah er den herabsausenden Schwanz erst, als es zu spät war[...]
Frank Schätzing, geboren 1957, veröffentlichte 1995 denerfolgreichen historischen Roman "Tod und Teufel". Nach zwei weiterenRomanen und einem Band mit Erzählungen erschien 2000 der Roman "Lautlos",ein politischer Thriller über den Weltwirtschaftsgipfel 1999, den die Presseals schillernde Momentaufnahme des ausgehenden Jahrtausends lobte. Frank Schätzing erhielt 2002 den KölnLiteraturpreis.2004 landete er mit "Der Schwarm" einen Riesenerfolg und stürmte alleBeststellerlisten. Er lebt und arbeitet in Köln.
Interview mit Frank Schätzing
Seit Monaten ist Ihr Buchauf den Bestseller-Listen. Es wird auch von Literaturkritikern hoch gelobt, dieThriller und Unterhaltungsromane sonst eher wenig beachten. Haben Sie selbst -immerhin sind Sie auch Fachmann für Werbung und Marketing - mit einem solchenErfolg gerechnet?
Nicht in diesem Ausmaß. Ichbin schon davon ausgegangen, dass es kein Misserfolg wird, aber ich habe nichterwartet, dass es innerhalb so kurzer Zeit in die Bestsellerlisten klettert,auf solche Spitzenplatzierungen. Auch dass wir gleichzeitig eine positiveBerichterstattung in den Feuilletons hatten, die so geballt auftrat - das hätteich nicht in dieser Konzentration erwartet.
Im Klappentext von "DerSchwarm" heißt es, Sie hätten die "Idee der Geschichte" Jahre zuvor geträumt.Können Sie uns das näher erläutern? Was genau haben Sie geträumt?
Das war eigentlich nur einBild. Es war das Bild einer gigantischen Menge von Fischen, Meeresbewohnern,die, als ich aufwachte, bei mir den Eindruck hinterließen, dass sie sich gegendie Menschheit verbündet hätten. Das war die Wurzel des Ganzen. Ich dachtedann, dass das ja eigentlich ein toller Stoff für einen Thriller wäre: Das Meerstellt sich gegen den Menschen, und dann die Frage, warum es das tun sollte. Ichhabe also angefangen, darüber nachzudenken, und so ist die Geschichteentstanden.
Ihr Buch enthält einebeeindruckende Menge an Fachwissen. Wie haben Sie recherchiert? Haben Sieeinige der Schauplätze, die in dem Buch eine Rolle spielen, selbst besucht?Etwa das Forschungszentrum Geomar in Kiel oder aber eine Bohrinsel in derNordsee?
Ja, ich bin in einigenForschungszentren gewesen, unter anderem auch in Kiel. Ich war auch in Kanada,auf Vancouver Island zum "Whale Watching". Alle Schauplätze, die in meinem Buchvorkommen, konnte ich natürlich nicht selbst besuchen. Ich habe mich aber mitFachleuten intensiv auseinandergesetzt und versucht, so viel Authentizität wiemöglich reinzubringen.
Ist das Katastrophen-Szenario, das Sie in "Der Schwarm"entwerfen, so tatsächlich vorstellbar? Mal von den explodierenden Krebsenabgesehen, könnten die in der Tiefsee gebundenen Methangasvorkommen eine soverheerende Wirkung haben, wenn sie freigesetzt würden?
Grundsätzlich ist es so,dass die Methanvorkommen in den Meeren sehr instabil sind. Es ist ein ganzkleines Stabilitätsfenster, das sich aus Druck und Temperatur zusammensetzt.Angenommen, die Temperatur erhöht sich um 1° bis 2° Celsius oder derMeeresspiegel sinkt um nur 10 cm, könnten bereits Probleme auftreten. Es gabsolche Phänomene. Vor 55 Millionen Jahren kam es beispielsweise zu einerMethanvergiftung, da durch die Erwärmung des Meeres gigantische Vorkommen anMethan freigesetzt wurden. Es entstanden damals unvorstellbar große Flutwellenund Erdrutsche. Es ist also denkbar. Dazu muss man allerdings auch sagen, dassim Buch ja eine intelligente Macht dahinter steht, die das Ganze steuert. Ichglaube, im Augenblick wäre eine Katastrophe mit derartigen Konsequenzen, wiesie im Buch dargestellt werden, wahrscheinlich nicht möglich. Auf der anderenSeite braucht man diese intelligente Tiefsee-Rasse ja gar nicht, es gibt jaimmerhin eine zweite auf unserem Planeten, die ja manchmal so intelligent nichtist und die zum Teil einfach viel zu wenig darüber weiß, was sie eigentlichtut. Natürlich ist eine Kettenreaktion denkbar.
In einem Gespräch, daseiner der Protagonisten, Leon Anawak, mit einem Indianer führt, fallen dieSätze: "Alles ist eins." "Was einem geschieht, geschieht allen." Was halten Siepersönlich von solchen Gedanken?
Ich vertrete dieseAuffassung zu hundert Prozent! Denn es ist eine naturwissenschaftlichzementierte Anschauung, die die Indianer oder allgemein die Naturvölker schonsehr früh vertraten oder, besser gesagt, schon seit Anbeginn der Menschheitkannten und die wir im technisierten Zeitalter ein bisschen vergessen haben. Esist einfach so: Dieser Planet ist ein Geflecht von Abhängigkeiten.Meeresströmungen sind ein großes Ganzes und gerade im Meer ist das ein Problem:Wenn man an einer Stelle etwas hineinwirft, dann wird es durch die Bewegung desWassers an einen anderen Ort transportiert. Das wiederum hat Auswirkungen aufdas Klima, das Klima hat wiederum Einfluss auf die Meere, usw. Man kann diesesGeflecht einfach nicht auseinanderreißen.
Der Regisseur RolandEmmerich sagte zu seinem Film "The Day After Tomorrow", dass die Mehrzahl derMenschen am besten mittels guter Unterhaltung auf solch sensible Themen wie dieGefährdung der Ökologie hingewiesen werden kann. Glauben Sie, dass Sie mit "DerSchwarm" Bewusstsein dafür wecken können? Und war das Ihre Absicht?
Anfangs war das nicht meineAbsicht. Ich wollte zu Beginn tatsächlich nur einen spannenden Thrillerschreiben. Wenn eine Absicht dahinter stand, dann eher die, dass man dieselbsternannte "Krone der Schöpfung" in die Schranken weist, indem man sagt, esgibt andere intelligente und "göttliche" Rassen, wir sind nicht die einzigen.Der ökologische Aspekt wurde dann automatisch durch die Recherche immerstärker, so dass am Schluss ein Buch entstanden ist, von dem man sagen könnte,es hat eine Botschaft. Mit dieser Botschaft bin ich jedoch nichtvorangeschritten, weil die Thrillerhandlung trotzdem im Vordergrund stand.Rückblickend würde ich sagen, dass, wenn "Der Schwarm" etwas bewegt, nachdemoder weil das Buch gut unterhalten hat, dann freut mich das natürlich. Insoferngebe ich Roland Emmerich absolut recht. Ich glaube sogar, dass sie Unterhaltungvielleicht die einzige Form ist, die überhaupt noch in der Lage ist, dieseAufklärung zu leisten. In den Nachrichten sehen sie jeden Tag so schrecklicheDinge, die kaum noch zu übertreffen sind - dagegen werden wir allmählich immun.Die hundertste Autobombe, die irgendwo in Bagdad explodiert, schockiert unsnicht mehr wirklich. Ich denke, dass die Unterhaltung, oder besser gesagt dieÜbertreibung in der Unterhaltung, noch am ehesten vermag, breite Massen zumobilisieren. Unterhaltung kann es letzten Endes schaffen, ein Thema so zuemotionalisieren, dass es berührt.
In "Der Schwarm" wird dieMenschheitskatastrophe durch eine unbekannte intelligente Lebensform ausgelöst.Glauben Sie an Außerirdische, in der Tiefsee oder im All?
Ich glaube fest an Millionenbelebter Planeten und auch an eine Unzahl intelligenter Lebensformen, die sichim Universum entwickelt haben. Es ist einfach zu groß, um nicht daran zuglauben. Ich kann mir ebenfalls vorstellen, dass es Wasserwelten gibt, in denensich intelligentes Leben einer solchen Art beispielsweise entwickelt habenkönnte. Ich habe auch mit Exobiologen gesprochen, die sich mit außerirdischenLebensformen beschäftigen, um eine Rasse zu erdenken, die sich wirklich unterTiefseebedingungen entwickelt haben könnte.
Ihr Buch ist aufgebautwie ein Thriller von Hitchcock. Es fängt ganz langsam an, führt mit aller Ruhedie verschiedenen Protagonisten und Schauplätze ein, und immer schwebtirgendetwas Unheilvolles über der Situation. Manchmal würde man als Leser amliebsten vorblättern, um zu wissen, wie es weitergeht. Haben Sie Vorbilder?Andere Autoren oder eben auch Filmregisseure?
Nicht wirklich. Es gibtAutoren, die ich gerne lese und bei denen ich die Feststellung gemacht habe,dass ich ähnlich ticke. Sicherlich wird man durch alles Mögliche, was man aufnimmt,was man sieht, beeinflusst. Da ich bevorzugt das lese, was mir von derStilistik und von der Dramaturgie her gefällt, sind das wiederum auch Dinge,die mich prägen. Aber es ist eigentlich eher so, dass meine Art zu erzählen undmeine Art zu denken - meist denke ich erst in Bildern und Filmsequenzen undschreibe es dann auf - leicht kompatibel ist mit einer insgesamt rechterfolgreichen Art und Weise der Literatur, die auch sehr schnell ihren Weg insKino findet. Ich habe Michael Crichton gelesen, der eine ähnliche Art und Weisezu schreiben hat wie ich. Auf der anderen Seite sind da auch Umberto Eco oderdie fantastische Erzählkultur eines Jonathan Franzen. Sehr viele Aspekte kommenhier zusammen. Vielleicht ist es allenfalls so, dass man sich durch die anderenAutoren bestätigt fühlt. Auf jeden Fall sollte man nicht versuchenabzuschreiben, denn so kann man immer nur die zweite Wahl bleiben. Man sollteimmer versuchen, man selbst zu sein.
Die Fragen stellte RolandGroße Holtforth, literaturtest.de.
(Redaktion: Eva Hepper,literaturtest.de)
- Autor: Frank Schätzing
- 2004, 36. Aufl., 1008 Seiten, 3 Schwarz-Weiß-Abbildungen, Maße: 14,5 x 21,8 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch
- ISBN-10: 3462033743
- ISBN-13: 9783462033748
- Erscheinungsdatum: 17.02.2004