Der talentierte Schüler und seine Feinde
Wenige Kinder werden als Genies geboren aber alle Kinder haben eine Vielzahl von Talenten. Warum werden diese Lebenschancen in unseren Schulen systematisch vernichtet? Sind es die Eltern, die zu überfordert und zu bequem sind, um die Verantwortung...
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Produktinformationen zu „Der talentierte Schüler und seine Feinde “
Wenige Kinder werden als Genies geboren aber alle Kinder haben eine Vielzahl von Talenten. Warum werden diese Lebenschancen in unseren Schulen systematisch vernichtet? Sind es die Eltern, die zu überfordert und zu bequem sind, um die Verantwortung für das einzigartige Talent ihres Kindes zu übernehmen? Oder die Lehrer, die die Kinder zu wenig lieben und die die Begeisterung für die Sache verloren haben oder gar nie hatten? Ist es das System Schule insgesamt, das Freude und Leistung verhindert und sich völlig von unserer Gesellschaft abgeschottet hat? Das Abschieben der Verantwortung für die Entdeckung und die Förderung der Talente auf den jeweils anderen ist das Krebsgeschwür, das viele junge Menschen langsam auffrisst. Wie viele falsche Weichenstellungen hält ein Kind aus? Wie viele Feinde sind notwendig, um einem begabten Kind das Leben völlig zu verpfuschen?
Andreas Salcher beleuchtet die aktuelle Schuldiskussion aus der völlig verdrängten Perspektive des talentierten Kindes. Er zeigt auf, dass es darum geht, Verantwortung für das Talent seines Kindes zu übernehmen ohne Wenn und Aber.
Eine kompakte Darstellung der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse beweist eindrucksvoll, dass die Entdeckung der Begabungen eines Kindes schon lange keine Geheimwissenschaft mehr ist. Es bedarf aber Zeit, Zuwendung und Zärtlichkeit, um diese auch zu nutzen. Konkrete Beispiele aus Österreich und Deutschland zeigen anschaulich Orte, wo Kinder schon heute mit Freude lernen, die Welt zu verstehen und ihre individuellen Talente entdeckt werden. Die besten Schulen der Welt kosten nicht mehr als die schlechtesten. Daher haben alle Kinder ein Lebensrecht auf die Entwicklung ihrer Talente.
Klappentext zu „Der talentierte Schüler und seine Feinde “
Wenige Kinder werden als Genies geboren - aber alle Kinder haben eine Vielzahl von Talenten. Warum werden diese Lebenschancen in unseren Schulen systematisch vernichtet?Sind es die Eltern, die zu überfordert und zu bequem sind, um die Verantwortung für das einzigartige Talent ihres Kindes zu übernehmen? Oder die Lehrer, die die Kinder zu wenig lieben und die die Begeisterung für die Sache verloren haben oder gar nie hatten? Ist es das System Schule insgesamt, das Freude und Leistung verhindert und sich völlig von unserer Gesellschaft abgeschottet hat? Das Abschieben der Verantwortung für die Entdeckung und die Förderung der Talente auf den jeweils anderen ist das Krebsgeschwür, das viele junge Menschen langsam auffrisst. Wie viele falsche Weichenstellungen hält ein Kind aus? Wie viele Feinde sind notwendig, um einem begabten Kind das Leben völlig zu verpfuschen?
Andreas Salcher beleuchtet die aktuelle Schuldiskussion aus der völlig verdrängten Perspektive des talentierten Kindes. Er zeigt auf, dass es darum geht, Verantwortung für das Talent seines Kindes zu übernehmen - ohne Wenn und Aber. Eine kompakte Darstellung der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse beweist eindrucksvoll, dass die Entdeckung der Begabungen eines Kindes schon lange keine Geheimwissenschaft mehr ist. Es bedarf aber Zeit, Zuwendung und Zärtlichkeit, um diese auch zu nutzen. Konkrete Beispiele aus Österreich und Deutschland zeigen anschaulich Orte, wo Kinder schon heute mit Freude lernen, die Welt zu verstehen und ihre individuellen Talente entdeckt werden. Die besten Schulen der Welt kosten nicht mehr als die schlechtesten. Daher haben alle Kinder ein Lebensrecht auf die Entwicklung ihrer Talente.
Lese-Probe zu „Der talentierte Schüler und seine Feinde “
Der Freunddes talentierten Schülers
Der talentierte Schüler braucht weder gute Schulen noch weise
Schulpolitik. Er braucht einfach nur ein bisschen Glück. Wenn
ihm dieses Glück – und sei es im schlechtesten Schulsystem der
Welt – einen einzigen guten Lehrer beschert, dann wird aus dem
talentierten Schüler ein fähiger Mensch und vielleicht auch ein
glücklicher.
Natürlich reden wir hier von einem ausnehmend guten Lehrer,
das Fach spielt keine Rolle. Es reicht für den Anfang ein
einziger Lehrer in irgendeinem Gegenstand. Der gute Lehrer
verwandelt das Talent des Schülers in eine Quelle des Selbstvertrauens.
Er entzündet das Feuer von Neugier, Widerspruch und
Ehrgeiz. Er vermittelt die Freude an der Freude und das Vergnügen
an der Disziplin. Er reizt die Lust am „anders“ und am
„mehr“. Er lehrt die Befriedigung, die vom „besser“ kommt. Er
weckt den Wunsch im talentierten Schüler, selbst einmal ein ausnehmend
guter Lehrer zu sein.
Es gibt keinen Mangel an Menschen, die ausnehmend gute
Lehrer sind. Nur sind wenige von ihnen Lehrer von Beruf.
Dabei ist Lehrersein der natürlichste Beruf der Welt. Es ist ein
Trieb. Der Muttertrieb kann – im besten Fall – knapp mehr als die
Hälfte aller Menschen bewegen. Der Lehrer-Trieb steckt in jedem
geistig gesunden Homo sapiens. Wissen und Fähigkeiten weiterzugeben,
Verhalten zu formen, Werte zu vermitteln, Anschauungen
zu verbreiten – dieses triebhafte Handeln können wir bei jeder
wachen Person jeden Alters beobachten.
Ständig lehren wir, ohne im Reisepass „Lehrer“ stehen zu haben.
Wir lehren unsere Kinder. Wenn wir keine haben, dann
lehren wir Nichten und Neffen, Kollegen und Mitarbeiter. Wir
lehren Freunde und, wenn wir keine haben, Fremde. Wir lehren
Hunde das Vorstehen und Vögel das Nachsprechen. Kinder lehren
Eltern den Umgang
... mehr
mit Handy und Computer. Taschendiebe
und Hedge-Fonds-Manager, Bäuerinnen und Nagelstudio-Besitzerinnen,
Eisläufer und Eisverkäufer, Germanisten und Klatschjournalisten,
Schwindler und Equilibristen – jeder wird hin und
wieder vom Drang befallen, zu lehren oder zumindest zu belehren.
Lehrer zu sein gehört zu den vier ewigen Berufen.
Die vier ewigen Berufe sind Lehrer, Führer, Heiler und Priester.
In absteigender Reihenfolge. Der einzig unverzichtbare ist der
Lehrer. Nur wenn die Lehrer versagen, braucht man Führer.
Wenn die Führer versagen, braucht man Heiler. Wenn die Heiler
versagen, ist die Stunde der Priester gekommen.
Der erste Lehrer in der jüdisch-christlich-moslemischen Überlieferung
ist die Schlange im „Paradies“. Sie hat den Menschen
Neugier, Widerspruch und Selbstverantwortung gelehrt. In der
Überlieferung von drei der vier wichtigsten Religionen der Welt
kommt der Beruf des Lehrers vor allen anderen. Über die Bedeutung
des Lehrers in der vierten großen Weltreligion, dem
Buddhismus, brauchen wir wohl nicht lange zu diskutieren.
Der kleine Inuk sitzt frierend am Wasserloch und beobachtet
konzentriert seinen Vater, der einer Robbe das Fell abzieht. Stundenlang
lauscht er seiner Mutter, die die Wahrheit über das Entstehen
der Welt als Sage erzählt. Mit derselben Geduld bringt er
selbst seiner 14 Monate alten Schwester die ersten Worte bei.
In einer Lehmhütte in Mali heftet eine Aushilfslehrerin das
Bild des Eiffelturms an die Tafel. Sie erzählt von Plätzen, an
denen Hunderte Familien leben, vielleicht sogar Tausende. Mit
einer Quelle sauberen Wassers in jeder Hütte. Sie erzählt von
Kindern, in deren Heimat seit mehr als einer Generation kein
Krieg mehr war.
Ungeduldig zappeln Volksschulkinder im Bus auf dem Weg
zurück in ihre Landgemeinde außerhalb von Wien. Sie können es
nicht erwarten, zu Hause von dem verrückten Mann zu erzählen,
der die Musik neu erfunden hat, mit zwölf statt acht Tönen. Sie
werden wochenlang im Unterricht immer wieder betteln, Zwölftonmusik
machen zu dürfen, und manchmal wird ihre Lehrerin zweifeln, ob es wirklich
eine so gute Idee war, den Ausflug in das
Arnold Schoenberg Center gemacht zu haben.
Ein Ghetto-Kind geht durch die Ghetto-Schule in Pittsburgh
mit nichts im Kopf als dem Wunsch, die Schule hinter sich zu
lassen. Denn das Ghetto scheint unentrinnbar. Dann bleibt der
Teenager bei einer offenen Klassentür stehen, sieht einen Kunstlehrer
bei der Arbeit, betritt die Klasse, verlässt die Hoffnungslosigkeit
und es beginnt das Märchen von einem Mann, der
Schönheit als Grundlage für Hoffnung entdeckt und selbst eines
Tages eine der ungewöhnlichsten Schulen der Welt errichtet und
führt. Wer noch nicht zu alt für Märchen ist, „googelt“ Bill
Strickland und liest, wozu ich hier nicht abschweifen möchte.
Die ausnehmend guten Lehrer zeigen uns die Schönheit in
der Grammatik. Sie nehmen uns auf Zeitreisen mit. Sie lassen
uns die Musik in Bildern hören und schärfen unseren Blick für
die unnachahmliche Eleganz guter Gesetze. Sie geben den Zahlen
Farben und der Physik Poesie. Sie lassen Quanten springen
und Hebel wirken. Sie machen uns empfindsam für den süßen
Schmerz der Prüfung und sensibel für ernsthafte Ermutigung und
angemessenes Lob. Sie machen uns vertraut mit der Liebe, die im
Tadel liegt, und der Würde, die eine verdiente Auszeichnung
adelt. Sie verlangen Antworten, um uns nach Fragen süchtig zu
machen. Sie zeigen uns Zipfel der Wirklichkeit und der Fantasie,
um die Sehnsucht nach Mehr zu wecken. Sie öffnen die Fenster
und Türen unseres Lebens für die Welt. Und sie tun das alles
auch an schlechten Schulen, umgeben von weniger guten Lehrern,
in morschen Systemen, behindert von sinnlosen Vorschriften
und ahnungslosen Vorgesetzten. Ihr Einfluss reicht, damit
sich der talentierte Schüler auch gegen ein widriges System
durchsetzt.
Es gibt genug Menschen, die alle Qualitäten haben, die einen
ausnehmend guten Lehrer ausmachen. Warum arbeiten so wenige
von ihnen an Schulen? Weil jede Gesellschaft nicht nur die Regierung
hat, die sie verdient, sondern auch die Lehrer.
Weder die große Zahl an ungeeigneten Menschen im Lehrberuf
noch die vielen von religiöser und politischer Beschränktheit
strangulierten Schulen, noch der Mangel an Geld und der Überfluss
an Lehrplan-Müll sind die größten Gefahren für den talentierten
Schüler. Sonst gäbe es nicht so viele erfolgreiche Menschen,
die später von einer Schule berichten, der zu trotzen sie
imstande waren. Der wirklich talentierte Schüler wird mit vielen
Feinden fertig. Nur die völlige Abwesenheit von besonders guten
Lehrern kann ein Leben in die Leere gehen lassen.
In Literatur und Film sind Lehrer oft die heimlichen Helden
der Geschichten. Selbst in kommerzieller Populärkultur werden
Lehrer oft ikonisiert. Während es sich beim gerne zitierten „Club
der toten Dichter“ eher um einen subtilen Erotikthriller als um
einen Lehrerfilm handelt, gibt es unzählige Beispiele für Filme, in
denen Lehrer-Schüler-Beziehungen die Handlung tragen. „Karate
Kid“ ist ein reiner Lehrerfilm. „Kill Bill“ handelt in zwei
blutigen Teilen von nichts anderem als der tödlichen Eifersucht
des (Ersatz-)Vaters auf den (Kriegskunst-)Lehrer. „Gottes Werk
und Teufels Beitrag“ ist ein Lehrer-Schüler-Film. „Good Will
Hunting“, „School of Rock“, „Dangerous Minds“, „The Man
Without a Face“, „An Officer and a Gentleman“, „Harry Potter“
und so weiter und so fort.
In unserem kollektiven Bewusstsein ist der Lehrer als gestaltende
Kraft für das Individuum und für die Gesellschaft fest verankert.
Gerne wird der Lehrer und Meister mystifiziert, vielleicht
befördert durch den Umstand, dass viele Schreibende und Filmende
sich selbst in der Rolle des Lehrers sehen. Dummerweise
strahlt dieser belletristische Glanz nicht auf das Bild, das unsere
Gesellschaft im alltäglichen Leben von jenen hat, die an Schulen
als Lehrer arbeiten. Sieht man sich an, welcher Tanz in den USA
seit 9/11 um Feuerwehrleute aufgeführt wird und welchen Stellenwert
bei uns Fußballtrainer und Theaterdirektoren haben, und
vergleicht das mit dem Ansehen der Lehrer, dann verdient man
sich als Kultur-Optimist Schwerarbeiterzulage.
Wir haben viele hervorragende Ärzte, weil dieser Beruf zu einem
guten Einkommen vor allem auch hohes Ansehen verspricht.
Wenn wir von Ärzten reden, dann denken wir selten an den geldgierigen
Primar, der betrunken operiert, sondern meistens an
gebildete, hingebungsvolle Menschen, die helfen, wenn es einem
schlecht geht. Wenn wir an Lehrer denken, dann dürfen wir nicht
nur verschrobene Besserwisser mit pedantischem Hang zum Irrelevanten
vor unserem geistigen Auge haben, sondern vor allem
leidenschaftliche, gebildete Persönlichkeiten, die wissen, was man
machen kann, damit es einem besser geht. Anständige Menschen
werden von einem Leben in Anstand angezogen. Viele talentierte
Schüler könnten eines Tages zu guten Lehrern statt zu gut bezahlten
Managern, Anwälten oder Bankern ausgebildet werden. Das
Geld fehlte ihnen nicht, würden sie mit Respekt bezahlt.
Wenn unsere Gesellschaft mehr Respekt für die Lehrer hätte,
dann würden viel mehr unserer Besten Lehrer werden. Die guten
Lehrer würden durch Anerkennung motiviert und hätten damit
mehr und länger Kraft. Und dann bekämen alle Schüler die Lehrer,
die sie verdienen, auch die talentierten.
Alexander Doepel Wien, im März 2008
und Hedge-Fonds-Manager, Bäuerinnen und Nagelstudio-Besitzerinnen,
Eisläufer und Eisverkäufer, Germanisten und Klatschjournalisten,
Schwindler und Equilibristen – jeder wird hin und
wieder vom Drang befallen, zu lehren oder zumindest zu belehren.
Lehrer zu sein gehört zu den vier ewigen Berufen.
Die vier ewigen Berufe sind Lehrer, Führer, Heiler und Priester.
In absteigender Reihenfolge. Der einzig unverzichtbare ist der
Lehrer. Nur wenn die Lehrer versagen, braucht man Führer.
Wenn die Führer versagen, braucht man Heiler. Wenn die Heiler
versagen, ist die Stunde der Priester gekommen.
Der erste Lehrer in der jüdisch-christlich-moslemischen Überlieferung
ist die Schlange im „Paradies“. Sie hat den Menschen
Neugier, Widerspruch und Selbstverantwortung gelehrt. In der
Überlieferung von drei der vier wichtigsten Religionen der Welt
kommt der Beruf des Lehrers vor allen anderen. Über die Bedeutung
des Lehrers in der vierten großen Weltreligion, dem
Buddhismus, brauchen wir wohl nicht lange zu diskutieren.
Der kleine Inuk sitzt frierend am Wasserloch und beobachtet
konzentriert seinen Vater, der einer Robbe das Fell abzieht. Stundenlang
lauscht er seiner Mutter, die die Wahrheit über das Entstehen
der Welt als Sage erzählt. Mit derselben Geduld bringt er
selbst seiner 14 Monate alten Schwester die ersten Worte bei.
In einer Lehmhütte in Mali heftet eine Aushilfslehrerin das
Bild des Eiffelturms an die Tafel. Sie erzählt von Plätzen, an
denen Hunderte Familien leben, vielleicht sogar Tausende. Mit
einer Quelle sauberen Wassers in jeder Hütte. Sie erzählt von
Kindern, in deren Heimat seit mehr als einer Generation kein
Krieg mehr war.
Ungeduldig zappeln Volksschulkinder im Bus auf dem Weg
zurück in ihre Landgemeinde außerhalb von Wien. Sie können es
nicht erwarten, zu Hause von dem verrückten Mann zu erzählen,
der die Musik neu erfunden hat, mit zwölf statt acht Tönen. Sie
werden wochenlang im Unterricht immer wieder betteln, Zwölftonmusik
machen zu dürfen, und manchmal wird ihre Lehrerin zweifeln, ob es wirklich
eine so gute Idee war, den Ausflug in das
Arnold Schoenberg Center gemacht zu haben.
Ein Ghetto-Kind geht durch die Ghetto-Schule in Pittsburgh
mit nichts im Kopf als dem Wunsch, die Schule hinter sich zu
lassen. Denn das Ghetto scheint unentrinnbar. Dann bleibt der
Teenager bei einer offenen Klassentür stehen, sieht einen Kunstlehrer
bei der Arbeit, betritt die Klasse, verlässt die Hoffnungslosigkeit
und es beginnt das Märchen von einem Mann, der
Schönheit als Grundlage für Hoffnung entdeckt und selbst eines
Tages eine der ungewöhnlichsten Schulen der Welt errichtet und
führt. Wer noch nicht zu alt für Märchen ist, „googelt“ Bill
Strickland und liest, wozu ich hier nicht abschweifen möchte.
Die ausnehmend guten Lehrer zeigen uns die Schönheit in
der Grammatik. Sie nehmen uns auf Zeitreisen mit. Sie lassen
uns die Musik in Bildern hören und schärfen unseren Blick für
die unnachahmliche Eleganz guter Gesetze. Sie geben den Zahlen
Farben und der Physik Poesie. Sie lassen Quanten springen
und Hebel wirken. Sie machen uns empfindsam für den süßen
Schmerz der Prüfung und sensibel für ernsthafte Ermutigung und
angemessenes Lob. Sie machen uns vertraut mit der Liebe, die im
Tadel liegt, und der Würde, die eine verdiente Auszeichnung
adelt. Sie verlangen Antworten, um uns nach Fragen süchtig zu
machen. Sie zeigen uns Zipfel der Wirklichkeit und der Fantasie,
um die Sehnsucht nach Mehr zu wecken. Sie öffnen die Fenster
und Türen unseres Lebens für die Welt. Und sie tun das alles
auch an schlechten Schulen, umgeben von weniger guten Lehrern,
in morschen Systemen, behindert von sinnlosen Vorschriften
und ahnungslosen Vorgesetzten. Ihr Einfluss reicht, damit
sich der talentierte Schüler auch gegen ein widriges System
durchsetzt.
Es gibt genug Menschen, die alle Qualitäten haben, die einen
ausnehmend guten Lehrer ausmachen. Warum arbeiten so wenige
von ihnen an Schulen? Weil jede Gesellschaft nicht nur die Regierung
hat, die sie verdient, sondern auch die Lehrer.
Weder die große Zahl an ungeeigneten Menschen im Lehrberuf
noch die vielen von religiöser und politischer Beschränktheit
strangulierten Schulen, noch der Mangel an Geld und der Überfluss
an Lehrplan-Müll sind die größten Gefahren für den talentierten
Schüler. Sonst gäbe es nicht so viele erfolgreiche Menschen,
die später von einer Schule berichten, der zu trotzen sie
imstande waren. Der wirklich talentierte Schüler wird mit vielen
Feinden fertig. Nur die völlige Abwesenheit von besonders guten
Lehrern kann ein Leben in die Leere gehen lassen.
In Literatur und Film sind Lehrer oft die heimlichen Helden
der Geschichten. Selbst in kommerzieller Populärkultur werden
Lehrer oft ikonisiert. Während es sich beim gerne zitierten „Club
der toten Dichter“ eher um einen subtilen Erotikthriller als um
einen Lehrerfilm handelt, gibt es unzählige Beispiele für Filme, in
denen Lehrer-Schüler-Beziehungen die Handlung tragen. „Karate
Kid“ ist ein reiner Lehrerfilm. „Kill Bill“ handelt in zwei
blutigen Teilen von nichts anderem als der tödlichen Eifersucht
des (Ersatz-)Vaters auf den (Kriegskunst-)Lehrer. „Gottes Werk
und Teufels Beitrag“ ist ein Lehrer-Schüler-Film. „Good Will
Hunting“, „School of Rock“, „Dangerous Minds“, „The Man
Without a Face“, „An Officer and a Gentleman“, „Harry Potter“
und so weiter und so fort.
In unserem kollektiven Bewusstsein ist der Lehrer als gestaltende
Kraft für das Individuum und für die Gesellschaft fest verankert.
Gerne wird der Lehrer und Meister mystifiziert, vielleicht
befördert durch den Umstand, dass viele Schreibende und Filmende
sich selbst in der Rolle des Lehrers sehen. Dummerweise
strahlt dieser belletristische Glanz nicht auf das Bild, das unsere
Gesellschaft im alltäglichen Leben von jenen hat, die an Schulen
als Lehrer arbeiten. Sieht man sich an, welcher Tanz in den USA
seit 9/11 um Feuerwehrleute aufgeführt wird und welchen Stellenwert
bei uns Fußballtrainer und Theaterdirektoren haben, und
vergleicht das mit dem Ansehen der Lehrer, dann verdient man
sich als Kultur-Optimist Schwerarbeiterzulage.
Wir haben viele hervorragende Ärzte, weil dieser Beruf zu einem
guten Einkommen vor allem auch hohes Ansehen verspricht.
Wenn wir von Ärzten reden, dann denken wir selten an den geldgierigen
Primar, der betrunken operiert, sondern meistens an
gebildete, hingebungsvolle Menschen, die helfen, wenn es einem
schlecht geht. Wenn wir an Lehrer denken, dann dürfen wir nicht
nur verschrobene Besserwisser mit pedantischem Hang zum Irrelevanten
vor unserem geistigen Auge haben, sondern vor allem
leidenschaftliche, gebildete Persönlichkeiten, die wissen, was man
machen kann, damit es einem besser geht. Anständige Menschen
werden von einem Leben in Anstand angezogen. Viele talentierte
Schüler könnten eines Tages zu guten Lehrern statt zu gut bezahlten
Managern, Anwälten oder Bankern ausgebildet werden. Das
Geld fehlte ihnen nicht, würden sie mit Respekt bezahlt.
Wenn unsere Gesellschaft mehr Respekt für die Lehrer hätte,
dann würden viel mehr unserer Besten Lehrer werden. Die guten
Lehrer würden durch Anerkennung motiviert und hätten damit
mehr und länger Kraft. Und dann bekämen alle Schüler die Lehrer,
die sie verdienen, auch die talentierten.
Alexander Doepel Wien, im März 2008
... weniger
Autoren-Porträt von Andreas Salcher
Dr. Andreas Salcher hat Betriebswirtschaft studiert und ein „Executive Program“ an der Harvard-Universität absolviert. Mit seinen innovativen Beratungskonzepten ist er ein gefragter Vortragender in Europa und in den USA. Er engagierte sich als stv. Bundesschulsprecher in der Schülervertretung und wurde 1987 zum jüngsten Mitglied des Wiener Landtags gewählt, dem er insgesamt 12 Jahre angehörte. Nach einem persönlichen Treffen mit Sir Karl Popper im Jahr 1993 in London hat er die erste österreichische Schule für besonders Begabte, die „Sir Karl Popper Schule“, mitbegründet. 2004 initiierte Dr. Salcher die „Waldzell Meetings“ im Stift Melk, an denen bisher sieben Nobelpreisträger, moralische Autoritäten wie der Dalai Lama, Künstler wie Christo und Jeanne-Claude, Paulo Coelho, Frank Gehry und Isabel Allende sowie einige der bedeutendsten Wissenschaftler unserer Zeit teilgenommen haben.
Bibliographische Angaben
- Autor: Andreas Salcher
- 2008, 256 Seiten, Maße: 15,5 x 21,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: ecoWing
- ISBN-10: 3902404558
- ISBN-13: 9783902404558
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