Der Tod des Landeshauptmanns
Kriminalroman
Ziemlich genau fünf Jahre nach dem Unfalltod von Jörg Haider veröffentlicht der bekannte österreichische Journalist Eugen Freund seinen ersten Krimi - einen Krimi mit viel Kärntner Lokalkolorit: Der "Anchorman" der "Zeit im...
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Produktinformationen zu „Der Tod des Landeshauptmanns “
Ziemlich genau fünf Jahre nach dem Unfalltod von Jörg Haider veröffentlicht der bekannte österreichische Journalist Eugen Freund seinen ersten Krimi - einen Krimi mit viel Kärntner Lokalkolorit: Der "Anchorman" der "Zeit im Bild" konstruiert darin eine spannende Krimi-Handlung um die Ereignisse in jener Nacht des 11. Oktobers 2008.
Mit 1,8 Promille im Blut kracht der Landeshauptmann mit seinem Auto in einen Gartenzaun. Er ist auf der Stelle tot. Was geschah vor seinem Unfall?
Die Spurensuche beginnt in Kärnten: Ein Beamter des Heeresnachrichtenamts verschwindet spurlos, dessen Journalisten-Freundin erhält trotzdem weiterhin E-Mails von ihm. Und was haben der obskure amerikanische FBI-Agent mit österreichischen Wurzeln und der israelische Geheimdienst Mossad mit der ganzen Sache zu tun? Stecken die hinter der Bombe für das Auto des Kärntner Landeshauptmanns oder war der sogar in dubiose Bankgeschäfte verwickelt? Wie hängen all diese Ereignisse miteinander zusammen?
Ein packender Krimi rund um den Unfall Jörg Haiders: 90% sind erfunden, 10% wahr...
Mit 1,8 Promille im Blut kracht der Landeshauptmann mit seinem Auto in einen Gartenzaun. Er ist auf der Stelle tot. Was geschah vor seinem Unfall?
Die Spurensuche beginnt in Kärnten: Ein Beamter des Heeresnachrichtenamts verschwindet spurlos, dessen Journalisten-Freundin erhält trotzdem weiterhin E-Mails von ihm. Und was haben der obskure amerikanische FBI-Agent mit österreichischen Wurzeln und der israelische Geheimdienst Mossad mit der ganzen Sache zu tun? Stecken die hinter der Bombe für das Auto des Kärntner Landeshauptmanns oder war der sogar in dubiose Bankgeschäfte verwickelt? Wie hängen all diese Ereignisse miteinander zusammen?
Ein packender Krimi rund um den Unfall Jörg Haiders: 90% sind erfunden, 10% wahr...
Klappentext zu „Der Tod des Landeshauptmanns “
Mit 1,8 Promille im Blut kracht der Landeshauptmann mit seinem Auto in einen Gartenzaun. Er ist auf der Stelle tot. Was geschah wirklich in jener Nacht vor genau fünf Jahren, im Oktober 2008? Die Spurensuche beginnt in Kärnten. Ein Beamter des Heeresnachrichtenamtes ist spurlos verschwunden, seine Freundin, eine erfahrene Journalistin, erhält von ihm jedoch seitenlange Mails: über einen FBI-Agenten mit österreichischen Wurzeln, der dem Landeshauptmann bei seinem Besuch in Washington zugeteilt wird. Über den Mossad, den israelischen Geheimdienst, der sich eine ausgeklügelte Autobombe für das Fahrzeug des Landeshauptmanns besorgt. Über zwei Ex-Balkansoldaten, die in Zagreb den Auftrag bekommen, den Kärntner Politiker wegen Schmiergeldzahlungen aus dem Weg zu räumen. Doch was ist wahr an diesen Geschichten? Nur der Verschwundene weiß es, doch die Suche nach ihm verläuft lange Zeit erfolglos ¿Eugen Freund, erfahrener Außenpolitik-Journalist und selbst Kärntner, greift die Verdachtsmomente auf und verspinnt sie zu einem spannenden Kriminalroman ¿ mit überraschender Auflösung.
Lese-Probe zu „Der Tod des Landeshauptmanns “
Der Tod des Landeshauptmanns von Eugen FreundDieses Buch ist ein Roman. Romane haben es an sich, mit der Realität nichts oder - im Extremfall - nur sehr wenig zu tun zu haben. Im Unterschied zu meinen Sachbüchern, die sich auf Wahrheit und Wirklichkeiten stützen, auf intensive Recherchen, Interviews, Zeitungs- und entsprechende Fachlektüren, ist dieses Buch in meinem Kopf entstanden: keine Interviews, keine Recherchen (außer bei den verschiedenen Ortsbeschreibungen und bei zeitgeschichtlichen Bezügen) und schon gar keine einschlägige "Fachlektüre". Und wie in letzter Zeit bei anhängigen Justizfällen immer angefügt wird: "... es gilt die Unschuldsvermutung", füge ich diesesmal gerne hinzu: "Jede Ähnlichkeiten mit lebenden Personen ist rein zufällig und vom Autor nicht beabsichtigt." Wenn ich wieder ein Sachbuch schreibe, werde ich das auch entsprechend kennzeichnen.
Eugen Freund, Wien, im Sommer 2013
Prolog
Die Tachonadel stand auf 100. Der Sechszylinder schnurrte vor sich hin. Einhundert STundenkilometer, das ist sanftes Dahingleiten für diese Maschine. Im eleganten Fahrzeuginnerein, wo sich am Armaturenbrett Holzintarsien mit gebürstetem Aluminium abwechselten, mischte sich der Lederduft mit leichtem Alkoholgerucht. Der Fahrer nahm ihn nicht war, so wenig wie schlechter Mundgeruch von dem, der ihn ausströmt, wahrgenommen wird. Gedankenblitze schossen durch seinen Kopf: "Jörg", hate sein Gegenüber im "Hafenstadl" gesagt, "Jörg, geh, bleib noch ein bisschen." Dann: "No, ein Glasl wirst doch wohl noch aushaltn!"
Und ein weiterer Schluck Wodka war die Kehle hinuntergeronnen. Nicht einmal fünfzehn Minuten waren seitdem vergangen. Er wusste, dass er hochprozentigen Alkohol nicht wirklich vertrug. Hie und da ein Achterl, das gehörte einfach zu seinem Beruf, aber kein Schnaps, kein Whisky, kein Wodka...
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„Herrgott, was ist das?“
Im dichten Nebel tauchten unvermittelt zwei rote Rück¬lichter auf. Der Fahrer stieg aufs Gas, überholte den kleinen, weißen Wagen. 130. Er zog den Phaeton wieder nach rechts, doch da schoss eine Thujen-Hecke auf ihn zu. Er drehte am Lenkrad. Das Fahrzeug reagierte nicht. Die Räder hatten den Kontakt zum Boden verloren.
David Krimnick hasste es, früh aufzustehen. Aber Ross’ Schulbus rollte immer schon um 6 Uhr 15 um die Ecke und David hatte mit seiner Frau vereinbart, er würde seinem Sohn das Frühstück zubereiten. Jetzt stand er in der Küche, zog an der Kühlschranktür und griff zum Milchpaket. Er war 35, sie hatten früh geheiratet, er kannte Eleanor schon von der High School, sie kam immer vorbei, wenn er Football spielte, sie war eine der attraktivsten „Cheerleader“. Außerdem imponierte ihm ihre Intelligenz, sie hatte ein ungeheuer breites Wissen, kannte sich in der Politik aus, in Geschichte, sogar in Biologie, und das war überhaupt nicht seine Stärke. Er war im Football-Team Quarterback gewesen, sein Oberkörper war auch ohne die obligaten Schulterpolster heute noch beeindruckend. Eleanor arbeitete in einer Anwaltskanzlei, sie war ein Nachtmensch, außerdem traf sie sich am Abend gerne mit Patricia, ihrer Freundin, ebenfalls eine Anwältin. David Krimnick war – eine Tradition in der Familie Krimnick – Special Agent beim FBI, lange Zeit war er für ausländische Staatsgäste zuständig gewesen. Großvater Joshua Krimnick hatte direkt unter Herbert Hoover, dem legendären ersten Direktor des Federal Bureau of Investigation, gedient. Er erzählte gerne und voller Stolz, dass er es gewesen war, der den FBI-Chef am 7. Dezember 1941 über den Angriff der Japaner auf Pearl Harbor informiert hatte. David hatte diese Geschichte immer und immer wieder geschildert bekommen, vor allem, als sein Großvater schon alt und vergesslich war – so vergesslich, dass er sich nicht mehr daran erinnerte, die Story gerade erst fünf Minuten zuvor im fast selben Wortlaut erzählt zu haben. Ein Piepsen riss David aus seinen Gedanken. Er öffnete die Tür der Mikrowelle, holte die heiße Schale heraus und stellte sie auf den Tisch, dorthin, wo sein Sohn gewöhnlich Platz nahm. Aber Ross war immer noch nicht aus dem Bad gekommen, die Minuten zerrannen, jeden Augenblick konnte der Bus anrollen, zum Glück hielt er gleich vor der Haustür. Doch dann ging alles schneller als erwartet: Ross polterte die Stufen hinunter, verschlang die Cereals und war schon aus dem Haus. „Bye“ rief er über die Schulter durch die geöffnete Haustür, „Hab einen schönen Tag“, antwortete sein Vater, der hinter ihm nach draußen ging. Da kam auch schon der Schulbus. Jedes Mal diese Hektik, dachte sich David Krimnick, wieso kann der Bub nicht wenigstens fünf Minuten früher aufstehen … Vor dem Haus hob David die beiden Zeitungen auf, die in einer blauen und einer durchsichtigen Plastikhülle neben den Stufen lagen – wie immer waren sie ein wenig angefeuchtet, die Zeitungsausträger kamen schon um drei Uhr früh, dann, wenn sich der Dunst über die Vororte von Washington legte. Im Haus nahm David die beiden Zeitungen aus dem Plastik und führte die beiden Säckchen gleich ihrer nächsten Verwendung zu: Er band sie um die Hundeleine, denn damit klaubte, wer immer mit Eva, so hieß ihr dreijähriger Cocca-Poo, spazieren ging, den Kot auf und versenkte ihn dann in einer Mülltonne.
Jasmin Köpperl griff nach der Zuckerdose. Es war bereits ihr dritter kleiner Brauner, diesmal hatte sie noch extra ein Kännchen Milchschaum dazu bestellt. Sie legte die zwei Seiten, die sie gerade gelesen hatte, auf den Tisch und dachte nach. Ihr Blick schweifte hinaus auf die Bahnhofstraße. Ein älterer Herr, der einen Trachtenhut trug, in dessen grünem Band eine Fasanfeder steckte, ging direkt am Caféhaus- Fenster vorbei, aber sie nahm ihn nicht wahr, sie fokussierte auf nichts. Zweimal hatte sie den Text durchgelesen, aber sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Sie, die immer so gut organisiert war, die ihre Storys stets im Kopf formuliert hatte, bevor sie sie auf Papier oder später in den Computer schrieb, war am Ende. Nicht einmal einen einfachen Text zu analysieren war sie in der Lage. Zu viel war in den letzten Tagen über sie hereingebrochen. Der Aschenbecher quoll über von halb angerauchten Zigaretten. So oft hatte Jasmin schon das Rauchen aufgeben wollen. Das bislang letzte Mal war es ein Versprechen, das sie Stefan gegeben hatte. Er hasste den Rauch, einmal sagte er ihr sogar, er würde sie nie wieder küssen, wenn sie nicht endlich die Zigarettensucht aufgebe. Die 40-jährige Journalistin konnte es einfach nicht glauben, was da über sie hereingebrochen war. Ihr Handy hatte geläutet, gerade als sie dabei war, ihr Notebook einzupacken, um auf eine Pressekonferenz zu gehen. Am anderen Ende war die Polizei. „Hier ist Revierinspektor Bugelnik, spreche ich mit Frau Köpperl?“ Er wollte wissen, ob und wo er sie persönlich treffen könne. Nein, er könne ihr am Telefon nicht sagen, worum es sich handle. Ein kalter Schauer rieselte ihr über den Rücken, so wie damals, als sie die Nachricht vom Tod ihres Vaters erhalten hatte. Er war, ganz plötzlich, an seinem Arbeitsplatz gestorben, vom Stuhl gefallen, lag am Boden. Ein Mitarbeiter hatte den dumpfen Knall gehört und sich umgesehen. Er erspähte ein Bein, das hinter dem Schreibtisch herausragte, sich hin und her bewegte wie ein Kolben in einem Boxermotor. Als die Rettung kam, war es schon zu spät. Gerhard, ein Arbeitskollege, der längst zum Freund der Familie geworden war, hatte Jasmin angerufen und ihr das völlig Unerwartete mitgeteilt. Zehn Minuten später war der Revierinspektor in der Redaktion. „Bugelnik, Franz“, stellte er sich vor. Er war großgewachsen, unter seiner Kappe, die er kurz anhob, war graues, gelocktes Haar zu sehen. Seine Augen leuchteten grün, sie lagen tief unter den buschigen Augenbrauen, die über dem Nasenrücken miteinander verwachsen waren. Als er sie fragte, wo er sie alleine sprechen könne, ahnte sie schon Schlimmes. Sie verwies auf das Konferenzzimmer. Um dorthin zu gelangen, mussten sie an Jasmins Redaktionskolleginnen vorbei. Sie spürte, wie sie angestarrt wurde, auch wenn sie niemandem in die Augen sah. „Neugierig sind sie“, dachte Jasmin, „aber das ist nicht Journalisten-Interesse. Sie sehen eher wie Menschen drein, die gespannt darauf sind, Gerüchte zu verbreiten.“ Jasmin ging einfach weiter. Im Konferenzzimmer hätte sie Platz nehmen können, aber sie blieb lieber stehen.
© 2013 by Verlag Kremayr & Scheriau GmbH & Co. KG, Wien
Alle Rechte vorbehalten
Im dichten Nebel tauchten unvermittelt zwei rote Rück¬lichter auf. Der Fahrer stieg aufs Gas, überholte den kleinen, weißen Wagen. 130. Er zog den Phaeton wieder nach rechts, doch da schoss eine Thujen-Hecke auf ihn zu. Er drehte am Lenkrad. Das Fahrzeug reagierte nicht. Die Räder hatten den Kontakt zum Boden verloren.
David Krimnick hasste es, früh aufzustehen. Aber Ross’ Schulbus rollte immer schon um 6 Uhr 15 um die Ecke und David hatte mit seiner Frau vereinbart, er würde seinem Sohn das Frühstück zubereiten. Jetzt stand er in der Küche, zog an der Kühlschranktür und griff zum Milchpaket. Er war 35, sie hatten früh geheiratet, er kannte Eleanor schon von der High School, sie kam immer vorbei, wenn er Football spielte, sie war eine der attraktivsten „Cheerleader“. Außerdem imponierte ihm ihre Intelligenz, sie hatte ein ungeheuer breites Wissen, kannte sich in der Politik aus, in Geschichte, sogar in Biologie, und das war überhaupt nicht seine Stärke. Er war im Football-Team Quarterback gewesen, sein Oberkörper war auch ohne die obligaten Schulterpolster heute noch beeindruckend. Eleanor arbeitete in einer Anwaltskanzlei, sie war ein Nachtmensch, außerdem traf sie sich am Abend gerne mit Patricia, ihrer Freundin, ebenfalls eine Anwältin. David Krimnick war – eine Tradition in der Familie Krimnick – Special Agent beim FBI, lange Zeit war er für ausländische Staatsgäste zuständig gewesen. Großvater Joshua Krimnick hatte direkt unter Herbert Hoover, dem legendären ersten Direktor des Federal Bureau of Investigation, gedient. Er erzählte gerne und voller Stolz, dass er es gewesen war, der den FBI-Chef am 7. Dezember 1941 über den Angriff der Japaner auf Pearl Harbor informiert hatte. David hatte diese Geschichte immer und immer wieder geschildert bekommen, vor allem, als sein Großvater schon alt und vergesslich war – so vergesslich, dass er sich nicht mehr daran erinnerte, die Story gerade erst fünf Minuten zuvor im fast selben Wortlaut erzählt zu haben. Ein Piepsen riss David aus seinen Gedanken. Er öffnete die Tür der Mikrowelle, holte die heiße Schale heraus und stellte sie auf den Tisch, dorthin, wo sein Sohn gewöhnlich Platz nahm. Aber Ross war immer noch nicht aus dem Bad gekommen, die Minuten zerrannen, jeden Augenblick konnte der Bus anrollen, zum Glück hielt er gleich vor der Haustür. Doch dann ging alles schneller als erwartet: Ross polterte die Stufen hinunter, verschlang die Cereals und war schon aus dem Haus. „Bye“ rief er über die Schulter durch die geöffnete Haustür, „Hab einen schönen Tag“, antwortete sein Vater, der hinter ihm nach draußen ging. Da kam auch schon der Schulbus. Jedes Mal diese Hektik, dachte sich David Krimnick, wieso kann der Bub nicht wenigstens fünf Minuten früher aufstehen … Vor dem Haus hob David die beiden Zeitungen auf, die in einer blauen und einer durchsichtigen Plastikhülle neben den Stufen lagen – wie immer waren sie ein wenig angefeuchtet, die Zeitungsausträger kamen schon um drei Uhr früh, dann, wenn sich der Dunst über die Vororte von Washington legte. Im Haus nahm David die beiden Zeitungen aus dem Plastik und führte die beiden Säckchen gleich ihrer nächsten Verwendung zu: Er band sie um die Hundeleine, denn damit klaubte, wer immer mit Eva, so hieß ihr dreijähriger Cocca-Poo, spazieren ging, den Kot auf und versenkte ihn dann in einer Mülltonne.
Jasmin Köpperl griff nach der Zuckerdose. Es war bereits ihr dritter kleiner Brauner, diesmal hatte sie noch extra ein Kännchen Milchschaum dazu bestellt. Sie legte die zwei Seiten, die sie gerade gelesen hatte, auf den Tisch und dachte nach. Ihr Blick schweifte hinaus auf die Bahnhofstraße. Ein älterer Herr, der einen Trachtenhut trug, in dessen grünem Band eine Fasanfeder steckte, ging direkt am Caféhaus- Fenster vorbei, aber sie nahm ihn nicht wahr, sie fokussierte auf nichts. Zweimal hatte sie den Text durchgelesen, aber sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Sie, die immer so gut organisiert war, die ihre Storys stets im Kopf formuliert hatte, bevor sie sie auf Papier oder später in den Computer schrieb, war am Ende. Nicht einmal einen einfachen Text zu analysieren war sie in der Lage. Zu viel war in den letzten Tagen über sie hereingebrochen. Der Aschenbecher quoll über von halb angerauchten Zigaretten. So oft hatte Jasmin schon das Rauchen aufgeben wollen. Das bislang letzte Mal war es ein Versprechen, das sie Stefan gegeben hatte. Er hasste den Rauch, einmal sagte er ihr sogar, er würde sie nie wieder küssen, wenn sie nicht endlich die Zigarettensucht aufgebe. Die 40-jährige Journalistin konnte es einfach nicht glauben, was da über sie hereingebrochen war. Ihr Handy hatte geläutet, gerade als sie dabei war, ihr Notebook einzupacken, um auf eine Pressekonferenz zu gehen. Am anderen Ende war die Polizei. „Hier ist Revierinspektor Bugelnik, spreche ich mit Frau Köpperl?“ Er wollte wissen, ob und wo er sie persönlich treffen könne. Nein, er könne ihr am Telefon nicht sagen, worum es sich handle. Ein kalter Schauer rieselte ihr über den Rücken, so wie damals, als sie die Nachricht vom Tod ihres Vaters erhalten hatte. Er war, ganz plötzlich, an seinem Arbeitsplatz gestorben, vom Stuhl gefallen, lag am Boden. Ein Mitarbeiter hatte den dumpfen Knall gehört und sich umgesehen. Er erspähte ein Bein, das hinter dem Schreibtisch herausragte, sich hin und her bewegte wie ein Kolben in einem Boxermotor. Als die Rettung kam, war es schon zu spät. Gerhard, ein Arbeitskollege, der längst zum Freund der Familie geworden war, hatte Jasmin angerufen und ihr das völlig Unerwartete mitgeteilt. Zehn Minuten später war der Revierinspektor in der Redaktion. „Bugelnik, Franz“, stellte er sich vor. Er war großgewachsen, unter seiner Kappe, die er kurz anhob, war graues, gelocktes Haar zu sehen. Seine Augen leuchteten grün, sie lagen tief unter den buschigen Augenbrauen, die über dem Nasenrücken miteinander verwachsen waren. Als er sie fragte, wo er sie alleine sprechen könne, ahnte sie schon Schlimmes. Sie verwies auf das Konferenzzimmer. Um dorthin zu gelangen, mussten sie an Jasmins Redaktionskolleginnen vorbei. Sie spürte, wie sie angestarrt wurde, auch wenn sie niemandem in die Augen sah. „Neugierig sind sie“, dachte Jasmin, „aber das ist nicht Journalisten-Interesse. Sie sehen eher wie Menschen drein, die gespannt darauf sind, Gerüchte zu verbreiten.“ Jasmin ging einfach weiter. Im Konferenzzimmer hätte sie Platz nehmen können, aber sie blieb lieber stehen.
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Autoren-Porträt von Eugen Freund
Freund, EugenEUGEN FREUND geboren 1951, aufgewachsen in Kärnten, Journalist und Buchautor. Ab 1986 beim ORF Fernsehen Moderator der ZIB 2, Korrespondent und Moderator des Auslandsreports, 1995-2001 ORF-Korrespondent in Washington, danach ZIB-Auslandsredaktion in Wien. Seit 2010 Moderator des ORF-Weltjournals, seit Mai 2011 auch Moderator der ZIB 1.
Bibliographische Angaben
- Autor: Eugen Freund
- 2013, 1. Aufl., 192 Seiten, Maße: 13,5 x 21,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Verlag Kremayr & Scheriau
- ISBN-10: 3218008778
- ISBN-13: 9783218008778
- Erscheinungsdatum: 30.09.2013
Rezension zu „Der Tod des Landeshauptmanns “
„Freund gilt als Nachrichten-Profi, war US-Korrespondent, moderiert jeden Mittwoch das Weltjournal.“ Österreich„Dass Freund mit seinem Krimi die Gerüchteküche um den Haider-Tod weiter mit Material befeuern könnte, ist ihm bewusst.“ Format
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