Der verbannte Highlander / Highlander Tor MacLeod Bd.5
Roman. Deutsche Erstausgabe
"Eine unvergessliche Geschichte über erblühte Liebe und Leidenschaft."
Romantic Times
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Produktinformationen zu „Der verbannte Highlander / Highlander Tor MacLeod Bd.5 “
"Eine unvergessliche Geschichte über erblühte Liebe und Leidenschaft."
Romantic Times
Klappentext zu „Der verbannte Highlander / Highlander Tor MacLeod Bd.5 “
Leidenschaft pur: ein prickelnder Highlander-RomanEinzig um das angestammte Land seines ausgestoßenen Clans wieder in seinen Besitz zu bringen, wirbt Patrick MacGregor unter falschem Namen um Elizabeth Campbell, die Tochter des verhassten Clan-Chiefs. Lizzie ist fasziniert von dem starken Krieger, der mit verführerischen Küssen ihr Herz erobert, und weckt ein brennendes Verlangen in ihrem wilden Highlander, das bald stärker ist als sein Wunsch nach Vergeltung. Doch Betrug und erbitterte Rache bedrohen ihre Liebe ...
Lese-Probe zu „Der verbannte Highlander / Highlander Tor MacLeod Bd.5 “
Der verbannte Highlander von Monica McCarthyProlog
Gott kann nicht zufrieden seyn ... als bis nicht diese elende und abscheuenswerthe rasse ausgerotet und getilget, und niemals gedultet, fuerderhin in diesem lande zu weylen oder auffenthalt zu haben ... sie sollen gejagt, verfolget, und vernichtet werden mit feuer und schwert ...
Erlass zur Auslöschung von Clan Gregor Kommission erteilt dem Earl of Argyll durch den Geheimen Rat 24. Februar 1603
Inveraray Castle, Juni 1606
Eines Tages würde sein Cousin sie noch alle umbringen. Patrick MacGregor konnte nur hoffen, dass dieser Tag nicht heute war. Doch Alasdair konnte einfach keiner Herausforderung widerstehen, nicht einmal einer, die sie tief in die Höhle des Teufels führte in diesem Fall nach Inveraray Castle, der Festung von Clan Campbell in den Highlands.
Die dicken Steinmauern der strengen Burg ragten hoch über die Bäume hinaus und erinnerten abweisend an die Vorherrschaft ihres Feindes seit mehr als hundertfünfzig Jahren. Heute allerdings waren die Tore der uneinnehmbaren Festung einladend geöffnet und das Tal, das sich von der Burg bis zu der Reihe strohgedeckter Hütten entlang des Ufers von Loch Fyne erstreckte, wimmelte vor Hunderten von Clansleuten, die von überall aus den Highlands hergekommen waren.
Ein Hauch von Aufregung lag in der feuchten Morgenluft. Die Spiele würden bald beginnen.
Als sie die schützenden Schatten des Waldes verließen und sich dem Turnierplatz näherten, musterte Patrick aufmerksam die Umgebung. Die vielen Jahre der Flucht vor Ergreifung hatten seine Sinne geschärft. Vorsicht und Argwohn waren ihm in Fleisch und Blut übergegangen, und im Moment schlugen alle seine Instinkte heftig Alarm. Sein Blick schoss hierhin und dorthin durch die Menschenmenge, um sich ein genaues Bild der Situation zu machen. Doch niemand nahm übermäßig Notiz
... mehr
von den drei Neuankömmlingen ... bis jetzt.
Die MacGregors waren wieder einmal für vogelfrei erklärt worden was dank der Campbells in den letzten gut siebzig Jahren nur allzu häufig vorgekommen war. Dennoch hatte sein Cousin Alasdair Roy MacGregor, Chief der MacGregors of Glenstrae, darauf bestanden, die Highlandspiele in diesem Jahr zu besuchen, um am Wettkampf im Bogenschießen teilzunehmen. Alasdair war als >der Pfeil von Glenlyon< bekannt und galt als hervorragender Bogenschütze. Doch er war nicht der Beste. Dieser Titel gehörte Rory MacLeod.
Es war die Gelegenheit, MacLeod gegenüberzutreten und ihn zu übertreffen, die sie gezwungen hatte, ihr Versteck zu verlassen. Die Tatsache, dass die Spiele in diesem Jahr auf Inveraray dem Heim ihres erbittertsten Feindes abgehalten wurden, erhöhte die Gefahr nur noch. Als die drei Männer den Rand des schlammigen Feldes erreicht hatten, drehte sein Cousin sich zu ihm um.
»Du weißt, was zu tun ist?«
»Aye«, antwortete Patrick. Das sollte er besser auch, denn schließlich war es sein eigener Plan. »Aber bist du dir auch sicher, dass du das hier tun willst?«
Sein Cousin trug zwar einen stählernen Helm über dem unverwechselbaren roten Haar ein Merkmal, das die MacGregors mit ihren Feinden, den Campbells, gemeinsam hatten und eine Kapuze gegen den Regen, die seine Züge überschattete, doch wenn jemand ihn erkannte, bevor ihr Plan in die Tat umgesetzt war, dann war der Chief ein toter Mann. Die Augen seines Cousins leuchteten erwartungsvoll auf.
»Absolut sicher.« Um Unterstützung heischend sah er Patricks Bruder Gregor an.
»Es wird Zeit, dass Rory MacLeod ein kleines bisschen Konkurrenz bekommt, und die Gelegenheit, das direkt unter Argylls spitzer Nase zu tun ...«
Sein Mund verzog sich zu dem vertrauten spitzbübischen Grinsen, das ihm die Herzen seines Clans eingebracht hatte.
»Das ist eine Versuchung, der man einfach nicht widerstehen kann.«
»Wir werden längst wieder fort sein, bevor ihnen überhaupt klar wird, was geschehen ist«, fügte Gregor hinzu.
»Aber nicht zu schnell«, warf der Chief ein. »Ich will, dass jeder weiß, wer gewonnen hat.«
Patrick bedachte seinen verwegenen Cousin mit einem stählernen Blick.
»Damit du den goldenen Pfeil von Lady Marian einfordern kannst?« Alasdair lachte glucksend und schlug ihm hart auf die Schulter, denn er war sich seines Rufs als eine Art Robin Hood sehr wohl bewusst. Ebenso wenig war ihm die Anspielung auf jenen Bogenschießwettbewerb entgangen, der abgehalten worden war, um dem berühmten Geächteten eine Falle zu stellen.
»Hinter deiner schwarzen Fassade steckt ein trockener Humor, Cousin. Ich habe nicht die Absicht, heute irgendwelchen Campbells zu begegnen, aber du kannst versichert sein, dass ich ihnen jede Menge Gesprächsstoff hinterlassen werde.«
Daran hatte Patrick nicht den geringsten Zweifel. Sein Cousin hatte einen waghalsigen Zug an sich, der manchmal an Tollkühnheit grenzte. Das Oberhaupt von Clan Campbell Archibald der Grimmige, der Earl of Argyll war kein Mann, den man reizen sollte: Er schlug vernichtend zu. Doch da er wusste, dass Alasdair sich nicht davon abbringen lassen würde, nickte Patrick nur.
»Dann viel Glück, Cousin. Und sei vorsichtig. Wenn etwas schiefläuft, dann sei bereit.«
»Mit meinen zwei grimmigsten Kriegern als Rückendeckung, was könnte da schon schiefgehen?« Patrick zog eine Augenbraue hoch.
»Du willst doch nicht wirklich, dass ich darauf antworte, oder?« Sein Cousin kicherte nur und schlenderte beschwingt auf die Reihe der Wettbewerber zu. Patrick bewunderte seinen Cousin für dessen unbeschwerte Zuversicht, auch wenn er sie nicht teilen konnte.
Er hatte sich in seinem Leben schon zu oft dem falschen Ende einer Hakenbüchse oder eines Pfeils gegenübergesehen, als dass er den Geruch von Gefahr nicht erkannt hätte. Und im Augenblick stank es geradezu zum Himmel. Während sein Cousin sich dem Wettkampfplatz näherte, brachten er und Gregor sich verstohlen in Position.
Patrick gab sein Möglichstes, in der Menge nicht aufzufallen in Anbetracht seiner Körpergröße und Statur kein leichtes, aber durch jahrelange Übung perfektioniertes Unterfangen. Obwohl sein Gesicht nicht so bekannt war wie das seines Cousins und er nicht den charakteristischen Rotschopf, sondern schwarzes Haar hatte , war er dankbar für die Kapuze und den Helm. Sie hatten sich auf Regen eingestellt, und der Himmel hatte sie nicht enttäuscht.
Kalter Regen im Frühling war etwas, das in den letzten paar Jahren mit solcher Regelmäßigkeit vorkam, dass man sich beinahe darauf verlassen konnte. Der braune Wollumhang half dabei, das zerlumpte, schmutzverkrustete leine und breacan feile die typische Highland-Tracht aus Leinenhemd und Plaid zu verbergen, aber kein noch so ausgiebiges Bad im Loch konnte die Beweise fortwaschen, dass ein Mann monatelang in der Wildnis gelebt hatte.
Er genehmigte sich einen Krug Ale und stellte sich in die hintere Ecke des überfüllten Pavillons, der für die Zuschauer errichtet worden war. Wie es bereits bei den Turnieren in alten Zeiten üblich gewesen war, hatte man ein großes Zelt aufgestellt, um den obersten Mitgliedern des Clans einen bequemen und einigermaßen trockenen Ort zur Verfügung zu stellen, von dem aus sie den Wettkampf verfolgen konnten. Das Zelt bildete das Herzstück ihres Plans.
Mehrere Tage lang hatten sie sicher versteckt von dem bewaldeten Hügel Duniquoich aus mit Blick auf die Burg und das Dorf die Gegend abgesucht, um eine Möglichkeit zu finden, für ein Ablenkungsmanöver zu sorgen. Als das Zelt errichtet wurde, wusste Patrick, dass er sie gefunden hatte. Nachdem Alasdair den Wettbewerb gewonnen haben würde, sollte er das Zeichen geben, indem er die Kapuze abnahm und sein Bonnet zeigte, das mit einem Kiefernzweig, dem Giuthas nam mòr-shliabh, dem Abzeichen der MacGregors, geschmückt war.
Dann würden Patrick und Gregor die Pfosten umstoßen, die das Leinenzelt stützten. Normalerweise wären jeweils mehr als ein Mann nötig, um die gewaltigen Holzpfosten umzureißen, aber er und Gregor verfügten über ungewöhnliche oder, wie sein Cousin zu scherzen pflegte, unmenschliche Körperkraft. Sobald das Zelt einstürzte, würde eine Handvoll MacGregor-Wachmänner, die im Wald warteten, eine Salve von Pfeilen auf die Burg herniederregnen lassen und laut schreiend einen Angriff vortäuschen.
Den Frieden der Spiele zu stören war ein schweres Vergehen und ein grober Verstoß gegen Tradition und Brauch der Highlands. Aber da es ja kein wirklicher Angriff war, so sagte Patrick sich, blieb die Ehre ihres Clans zumindest das, was davon noch übrig war gewahrt.
Die Menge würde durch das Tor in den barmkin strömen, um in die Sicherheit der Burg zu gelangen, und dadurch den Campbells den Weg zu den Stallungen und den Pferden abschneiden. In dem daraus entstehenden Chaos konnten die drei MacGregors den Wald erreichen, wo eine Handvoll ihrer Männer mit Pferden wartete, um ihnen eine schnelle Flucht zu ermöglichen.
Natürlich würde man sie verfolgen, aber sobald sie sich erst einmal in den Wäldern und Hügeln befanden, waren die MacGregors im Vorteil. Sie waren daran gewöhnt, gejagt zu werden. Von seinem Standort aus hatte Patrick einen guten Blick auf die Reihe von Bogenschützen, die sich darauf vorbereiteten, ihre ersten Pfeile auf die auf Erdhügeln befestigten Zielscheiben abzufeuern. Alles, was ihm noch zu tun blieb, war zusehen und warten. Mit jeder Runde würde die Neugier der Menge auf den talentierten Fremden wachsen, und damit auch das Risiko.
Sobald sein Cousin die Kapuze abnahm, blieb nicht mehr viel Zeit. Bis dahin war es wichtig, dass er nichts tat, das die Aufmerksamkeit auf ihn zog. Eine falsche Bewegung ...
Er warf einen Blick zu der kleinen Erhöhung in der Nähe der Burg hinüber, einer hölzernen Konstruktion, die durch den grauen Nebel gerade noch zu erkennen war. Der berüchtigte Hinrichtungshügel. Bis Sonnenuntergang könnten sie alle drei vom häufig genutzten Galgen der Campbells baumeln. Der Wettbewerb fing an und die Menge wurde immer ausgelassener und lauter, je mehr Ale floss. Besonders eine Gruppe von Männern war schwer zu überhören. Patrick erkannte den Mann mit der lautesten Stimme. Es war John Montgomery, der Bruder des Earls of Eglinton.
Es ging das Gerücht, dass der Earl eine Verbindung mit Argyll suchte, um dadurch Verbündete für seine tödlichen Fehde mit den Cunninghams zu gewinnen. Offensichtlich steckte in dem Gerücht ein Körnchen Wahrheit. Soweit er wusste, hatte sich Montgomery kürzlich mit Elizabeth Campbell verlobt, Argylls Cousine und Schwester des Campbell of Auchinbreck, Jamie Campbell, Argylls Henker.
Und wenn das Mädchen keine Campbell wäre, dann hätte Patrick angesichts der unschmeichelhaften Bemerkungen, die ihr Verlobter von sich gab, beinahe Mitleid mit ihr gehabt.
Anscheinend stotterte sie, denn sie nannten sie abfällig Elizabeth Monntach, die stotternde Elizabeth. »Aber ich dachte, du hattest vor, die schöne Bianca zu heiraten?«, meinte einer der Männer.
»Die graue Campbell-Maus verblasst doch sicher im Vergleich zu ihr.«
»Sie ist hübsch genug. Für eine Verbindung mit dem Earl of Argyll würde ich sogar ein Pferd heiraten, dem die Hälfte der Zähne fehlt«, verteidigte sich Montgomery, was eine Runde herzhaften Gelächters zur Folge hatte.
»Aber wie sieht es mit der Unterhaltung aus?«, fragte ein anderer Mann.
»H-h-hast d-du k-k-keine A-a-ngst, dass es den ganzen Tag dauert, sich >Guten Morgen< zu wünschen?«
An Montgomerys Reaktion konnte Patrick erkennen, dass der Scherz des Mannes ihm peinlich war, doch Montgomery überspielte sein Unbehagen mit einer groben Bemerkung.
»Dann muss ich eben dafür sorgen, dass ihr Mund mit anderen Dingen beschäftigt ist.«
Der derbe Humor fand großen Anklang bei seinen Zuhörern, denn die anderen Männer kicherten. Dreckskerle. Patrick gab sich alle Mühe, sie nicht zu beachten, und sah wieder zum Wettkampffeld hinüber, wo sich die Zahl der Teilnehmer auf nur noch eine Handvoll reduziert hatte, unter ihnen Alasdair, Rory MacLeod und der Campbell-Vollstrecker.
Er hoffte inständig, dass sein Cousin vorsichtig war. Jamie Campbell war ein respekteinflößender Gegner sogar noch gefährlicher als sein Cousin, der Earl. Glücklicherweise befand Alasdair sich auf der anderen Seite der Reihe und hatte die Aufmerksamkeit des Henkers noch nicht auf sich gezogen. Doch wenn sich das Spielfeld immer mehr zusammenzog ... Von der gegenüberliegenden Seite des Zeltes fing Patrick Gregors Blick auf und signalisierte ihm mit einem Kopfnicken, sich bereitzuhalten. Gerade als er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Wettkampf richten wollte, fiel sein Blick auf eine junge Frau, die vom südlichen Burgtor her auf das Zelt zukam.
Er wusste nicht, was an ihr seinen Blick auf sich gezogen hatte vielleicht ihr beschwingter Gang oder das zarte Lächeln auf ihrem Gesicht, das er unter der Kapuze ihres Umhangs nur schwach erkennen konnte. Sie wirkte so jung und sorglos, beinahe überschäumend vor Freude. Doch in ihrem Ausdruck lag eine Unsicherheit so als ob sie an dieses Gefühl nicht gewöhnt wäre , die seinen Blick fesselte. Flüchtig sah er zum Wettkampf hinüber und bemerkte, dass sein Cousin in die nächste Runde gekommen war, und dann kehrte sein Blick unerklärlicherweise wieder zu dem Mädchen zurück.
Der teuren Kleidung nach zu schließen, musste sie über beachtlichen Reichtum verfügen. Unter einem edlen, dunkelblauen Samtumhang blitzte ein höfisches Gewand hervor, dessen Saum mit Juwelen besetzt war.
Doch sie war ein winziges Ding und schien in den weiten Röcken und den vielen Lagen der schweren Stoffe förmlich zu ertrinken. Sie kam geradewegs auf ihn zu, und als sie sich näherte, konnte er ihre Züge unter der Kapuze besser erkennen. Große blaue Augen beherrschten ein elfenhaftes Gesicht, das älter war, als er zuerst angenommen hatte mindestens ein paar Jahre älter als zwanzig. Doch ihre Augen waren es, die ihn erstaunten, so hell und glasklar, dass sie beinahe unwirklich wirkten. Sie war hübsch, mit blasser Haut, feinen Zügen und einem zarten, rosigen Mund.
Die Farbe ihres Haars, das sie unter die Kapuze gestopft hatte, konnte er nicht erkennen, doch er vermutete, dass es hell war. Sie war nicht unbedingt schön oder auch nur apart, doch sie war hübsch auf eine ruhige, zurückhaltende Weise, die ihn seltsam in ihren Bann schlug. Es war die Art von Gesicht, das immer schöner wurde, je länger man es betrachtete. Ein Neigen des Kopfes, der Anblick ihres Profils bot eine völlig neue bewundernswerte Perspektive.
Keine fünf Fuß von ihm entfernt blieb sie stehen und ihr zarter, weiblicher Duft hüllte ihn ein. Sie roch nach Frühling, so frisch wie Tau auf einer Rose. Es war lange her, dass er etwas so Süßes und Unverdorbenes gerochen hatte.
Sie hatte den Blick auf die Männer geheftet, deren Unterhaltung er zuvor mitangehört hatte, und nur, weil er sie so aufmerksam beobachtete, bemerkte er, wie ihr Lächeln gefror, als sie ihnen zuhörte. »Aber wie hast du Elizabeth Monntach dazu überredet, deinen Antrag anzunehmen?«
Sie zuckte zusammen, als habe man sie geschlagen. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht, und mit ihr all die zaghafte Freude, die er noch vor wenigen Augenblicken bemerkt hatte. Montgomery lachte und plusterte sich auf wie ein Pfau.
»Bei ihrem Stottern rennen ihr die Verehrer ja nicht gerade die Burgtore ein. Es ist schon erstaunlich, wie leicht es einem fällt, zu lügen, wenn man sich dafür auf eine Mitgift von sechsundzwanzigtausend Silbermerk und Ländereien freuen kann.«
Wenn Patrick gerade von seinem Ale getrunken hätte, dann hätte er sich verschluckt. Sechsundzwanzigtausend Silbermark! Ein Vermögen. Und Ländereien noch dazu? Obwohl es nicht gänzlich undenkbar war, kam es dennoch höchst selten vor, dass eine Frau eigene Ländereien besaß.
»Es war nichts weiter nötig, als ein paar Komplimente und geflüsterte Koseworte«, prahlte Montgomery. »Das Mädel hat sie so dankbar aufgeschnappt wie ein kleines Hündchen.«
Die Frau gab einen erstickten Laut von sich und ihre Augen weiteten sich entsetzt. Dem betroffenen Ausdruck auf ihrem Gesicht nach war es nicht schwer zu erraten, wer sie war:
Es musste Elizabeth Campbell sein. Verdammt. In Anbetracht seines eingeschworenen Hasses gegenüber allem, was mit den Campbells zu tun hatte, traf ihn der Anflug von Mitgefühl unvorbereitet.
Ihr Verlobter hatte den Laut ebenfalls gehört; er riss den Kopf herum und begegnete ihrem Blick. Schock breitete sich auf Montgomerys Gesicht aus, gefolgt von Bestürzung, als ihm klar wurde, dass er sich soeben selber eine Grube gegraben hatte.
Es war der Ausdruck eines Mannes, der wusste, dass er soeben etwas Kostbares verloren und sich zugleich auch noch ein paar gefährliche Feinde eingehandelt hatte. Die Demütigung und der schiere Schmerz auf ihrem Gesicht waren beinahe nicht mitanzusehen, während die Männer um Montgomery verstummten, als sie erkannten, was geschehen war. Sie sah todunglücklich aus, so als habe man ihr gerade eine Traumwelt zerstört. Es war ein Gefühl, das er nur zu gut kannte. Ihr Kinn zitterte, und Patrick fürchtete, dass sie gleich in Tränen ausbrechen würde.
Er tat einen Schritt auf sie zu, doch dann hielt er inne und fragte sich, was zum Teufel er eigentlich glaubte, für sie tun zu können. Es war nicht sein Problem. Das Mädchen war Argylls Cousine und die Schwester des Henkers, um Himmels willen! In dem langen, unangenehmen Schweigen fingen die Männer um Montgomery an, unbehaglich von einem Fuß auf den anderen zu treten. Elizabeth Campbell stand wie zu Stein erstarrt, den Blick immer noch auf Montgomery geheftet.
Patrick verspürte ein ungewohntes Ziehen in der Brust angesichts der Verletzlichkeit, die sie so angestrengt zu verbergen versuchte. Im Stillen drückte er ihr die Daumen, als sie ihren ganzen Stolz zusammennahm, die Schultern straffte und das bebende Kinn reckte. Sie mochte zwar ein winziges, kleines Ding sein, aber in dieser zarten Gestalt steckte Stärke.
Nun war ihr Gesicht wie eine Maske aus Alabaster, ohne jeden Ausdruck und so zerbrechlich wie Glas. Eine einzige Berührung, und sie würde womöglich zerbrechen.
»Nicht so dankbar, als dass ich Euch h-h-hei-r...« Ihre Stimme brach ab, als ihr das Wort im Hals steckenblieb, und mit entsetzt aufgerissenen Augen presste sie die Hand vor den Mund. Einer der Männer unterdrückte ein Lachen, und Patrick hätte ihn am liebsten dafür getötet.
Mit brennenden Wangen wirbelte sie auf dem Absatz herum und fing an, den Weg zum Burgtor zurückzulaufen. Doch sie hatte nur ein paar Schritte zurückgelegt, als das Unheil zuschlug. Sie glitt mit einem Fuß im rutschigen Schlamm aus, verlor das Gleichgewicht und fiel rückwärts auf ihr Hinterteil, wobei sie mit einem lauten Platsch in einer trüben, braunen Pfütze landete.
Einer der Männer murmelte: »Anscheinend sind ihre Füße genauso ungeschickt wie ihre Zunge.«
Ein paar von ihnen lachten nervös und Patrick betete, dass sie es nicht gehört hatte, doch an der Art, wie sie die Schultern sinken ließ, erkannte er, dass es doch so war. Es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Es reichte. Die Rolle des Retters war ihm fremd, aber er konnte nicht länger einfach nur tatenlos danebenstehen.
Er wusste, was er riskierte, aber irgendetwas zwang seine Schritte vorwärts. Kein Mädchen nicht einmal eine Campbell hatte solche Grausamkeit verdient. Und Patrick verstand vielleicht mehr als jeder andere, was es hieß, niedergeschlagen und hilflos zappelnd im Schlamm zurückgelassen zu werden. Er wusste, was Ungerechtigkeit bedeutete.
Mit wenigen langen Schritten war er bei ihr. Ihre Kapuze war beim Sturz verrutscht und gab eine einzelne dicke Locke flachsblonden Haares frei, das sogar noch im grauen Nebel leuchtend schimmerte. Die schlichte Schönheit traf ihn unvorbereitet. Obwohl er ihr Gesicht nicht sehen konnte, erkannte er am leichten Beben ihrer Schultern, dass sie weinte.
Er verspürte ein heftiges Brennen in der Brust und tief in den Eingeweiden seiner dunklen Seele regte sich etwas, von dem er nicht geglaubt hatte, dass er noch in der Lage war, es zu fühlen: Mitgefühl und der unerklärliche Wunsch, zu beschützen.
Am liebsten hätte er diese Männer mit bloßen Händen dafür erwürgt, dass sie ihr weh getan hatten. Vielleicht würde er das sogar noch tun.
»Hier, Mädchen«, sagte er sanft und streckte ihr die Hand hin. »Nehmt meine Hand.«
Zuerst glaubte er schon, dass sie ihn nicht gehört hatte. Doch dann wandte sie leicht den Kopf, so dass er das Glitzern einer einzelnen Träne sehen konnte, die ihr über die blasse Wange kullerte. Der winzige Tropfen fraß sich wie Säure durch das stählerne Band um seine Brust.
Langsam hob sie die Hand und legte sie in die seine. Sie war so klein und weich, dass er beinahe zurückgezuckt wäre erschrocken zuerst, und dann beschämt, als er an seine eigene harte, schwielige und schmutzverkrustete Handfläche dachte.
Doch sie schien es nicht zu bemerken. Sanft zog er sie auf die Füße. Sie war so ein winziges Ding, dass er sie mit nur einem Finger hätte hochheben können. Er hielt ihre Hand und auf eigenartige Weise widerstrebte es ihm, sie loszulassen, bis sie sich ihm sanft entzog. Zu verlegen, um ihn anzusehen, hielt sie den Blick gesenkt.
»Ich danke Euch«, hauchte sie so leise, dass er sie beinahe nicht gehört hätte. »Das sind Narren. Ihr habt Glück, dass Ihr ihn los ...«, hob er an, doch sie hastete bereits davon.
Die Rückseite ihres edlen Umhangs war von der Taille bis hinunter zum Saum völlig durchweicht und troff vor Schlamm. Instinktiv tat er ihr einen Schritt nach, doch dann pflanzte er die Füße fest auf den Boden und ließ sie gehen. Schließlich hatte er keine Ahnung, wie man ein Mädchen tröstete, selbst wenn das überhaupt möglich wäre. Die Vorstellung, dass ein geächteter MacGregor eine Campbell-Erbin tröstete, war so abwegig, dass er beinahe darüber gelacht hätte, wenn diese Fähigkeit nicht schon vor langer Zeit in ihm gestorben wäre.
Übersetzung: Anita Nirschl
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2010 by Verlagsgruppe Random House GmbH
Die MacGregors waren wieder einmal für vogelfrei erklärt worden was dank der Campbells in den letzten gut siebzig Jahren nur allzu häufig vorgekommen war. Dennoch hatte sein Cousin Alasdair Roy MacGregor, Chief der MacGregors of Glenstrae, darauf bestanden, die Highlandspiele in diesem Jahr zu besuchen, um am Wettkampf im Bogenschießen teilzunehmen. Alasdair war als >der Pfeil von Glenlyon< bekannt und galt als hervorragender Bogenschütze. Doch er war nicht der Beste. Dieser Titel gehörte Rory MacLeod.
Es war die Gelegenheit, MacLeod gegenüberzutreten und ihn zu übertreffen, die sie gezwungen hatte, ihr Versteck zu verlassen. Die Tatsache, dass die Spiele in diesem Jahr auf Inveraray dem Heim ihres erbittertsten Feindes abgehalten wurden, erhöhte die Gefahr nur noch. Als die drei Männer den Rand des schlammigen Feldes erreicht hatten, drehte sein Cousin sich zu ihm um.
»Du weißt, was zu tun ist?«
»Aye«, antwortete Patrick. Das sollte er besser auch, denn schließlich war es sein eigener Plan. »Aber bist du dir auch sicher, dass du das hier tun willst?«
Sein Cousin trug zwar einen stählernen Helm über dem unverwechselbaren roten Haar ein Merkmal, das die MacGregors mit ihren Feinden, den Campbells, gemeinsam hatten und eine Kapuze gegen den Regen, die seine Züge überschattete, doch wenn jemand ihn erkannte, bevor ihr Plan in die Tat umgesetzt war, dann war der Chief ein toter Mann. Die Augen seines Cousins leuchteten erwartungsvoll auf.
»Absolut sicher.« Um Unterstützung heischend sah er Patricks Bruder Gregor an.
»Es wird Zeit, dass Rory MacLeod ein kleines bisschen Konkurrenz bekommt, und die Gelegenheit, das direkt unter Argylls spitzer Nase zu tun ...«
Sein Mund verzog sich zu dem vertrauten spitzbübischen Grinsen, das ihm die Herzen seines Clans eingebracht hatte.
»Das ist eine Versuchung, der man einfach nicht widerstehen kann.«
»Wir werden längst wieder fort sein, bevor ihnen überhaupt klar wird, was geschehen ist«, fügte Gregor hinzu.
»Aber nicht zu schnell«, warf der Chief ein. »Ich will, dass jeder weiß, wer gewonnen hat.«
Patrick bedachte seinen verwegenen Cousin mit einem stählernen Blick.
»Damit du den goldenen Pfeil von Lady Marian einfordern kannst?« Alasdair lachte glucksend und schlug ihm hart auf die Schulter, denn er war sich seines Rufs als eine Art Robin Hood sehr wohl bewusst. Ebenso wenig war ihm die Anspielung auf jenen Bogenschießwettbewerb entgangen, der abgehalten worden war, um dem berühmten Geächteten eine Falle zu stellen.
»Hinter deiner schwarzen Fassade steckt ein trockener Humor, Cousin. Ich habe nicht die Absicht, heute irgendwelchen Campbells zu begegnen, aber du kannst versichert sein, dass ich ihnen jede Menge Gesprächsstoff hinterlassen werde.«
Daran hatte Patrick nicht den geringsten Zweifel. Sein Cousin hatte einen waghalsigen Zug an sich, der manchmal an Tollkühnheit grenzte. Das Oberhaupt von Clan Campbell Archibald der Grimmige, der Earl of Argyll war kein Mann, den man reizen sollte: Er schlug vernichtend zu. Doch da er wusste, dass Alasdair sich nicht davon abbringen lassen würde, nickte Patrick nur.
»Dann viel Glück, Cousin. Und sei vorsichtig. Wenn etwas schiefläuft, dann sei bereit.«
»Mit meinen zwei grimmigsten Kriegern als Rückendeckung, was könnte da schon schiefgehen?« Patrick zog eine Augenbraue hoch.
»Du willst doch nicht wirklich, dass ich darauf antworte, oder?« Sein Cousin kicherte nur und schlenderte beschwingt auf die Reihe der Wettbewerber zu. Patrick bewunderte seinen Cousin für dessen unbeschwerte Zuversicht, auch wenn er sie nicht teilen konnte.
Er hatte sich in seinem Leben schon zu oft dem falschen Ende einer Hakenbüchse oder eines Pfeils gegenübergesehen, als dass er den Geruch von Gefahr nicht erkannt hätte. Und im Augenblick stank es geradezu zum Himmel. Während sein Cousin sich dem Wettkampfplatz näherte, brachten er und Gregor sich verstohlen in Position.
Patrick gab sein Möglichstes, in der Menge nicht aufzufallen in Anbetracht seiner Körpergröße und Statur kein leichtes, aber durch jahrelange Übung perfektioniertes Unterfangen. Obwohl sein Gesicht nicht so bekannt war wie das seines Cousins und er nicht den charakteristischen Rotschopf, sondern schwarzes Haar hatte , war er dankbar für die Kapuze und den Helm. Sie hatten sich auf Regen eingestellt, und der Himmel hatte sie nicht enttäuscht.
Kalter Regen im Frühling war etwas, das in den letzten paar Jahren mit solcher Regelmäßigkeit vorkam, dass man sich beinahe darauf verlassen konnte. Der braune Wollumhang half dabei, das zerlumpte, schmutzverkrustete leine und breacan feile die typische Highland-Tracht aus Leinenhemd und Plaid zu verbergen, aber kein noch so ausgiebiges Bad im Loch konnte die Beweise fortwaschen, dass ein Mann monatelang in der Wildnis gelebt hatte.
Er genehmigte sich einen Krug Ale und stellte sich in die hintere Ecke des überfüllten Pavillons, der für die Zuschauer errichtet worden war. Wie es bereits bei den Turnieren in alten Zeiten üblich gewesen war, hatte man ein großes Zelt aufgestellt, um den obersten Mitgliedern des Clans einen bequemen und einigermaßen trockenen Ort zur Verfügung zu stellen, von dem aus sie den Wettkampf verfolgen konnten. Das Zelt bildete das Herzstück ihres Plans.
Mehrere Tage lang hatten sie sicher versteckt von dem bewaldeten Hügel Duniquoich aus mit Blick auf die Burg und das Dorf die Gegend abgesucht, um eine Möglichkeit zu finden, für ein Ablenkungsmanöver zu sorgen. Als das Zelt errichtet wurde, wusste Patrick, dass er sie gefunden hatte. Nachdem Alasdair den Wettbewerb gewonnen haben würde, sollte er das Zeichen geben, indem er die Kapuze abnahm und sein Bonnet zeigte, das mit einem Kiefernzweig, dem Giuthas nam mòr-shliabh, dem Abzeichen der MacGregors, geschmückt war.
Dann würden Patrick und Gregor die Pfosten umstoßen, die das Leinenzelt stützten. Normalerweise wären jeweils mehr als ein Mann nötig, um die gewaltigen Holzpfosten umzureißen, aber er und Gregor verfügten über ungewöhnliche oder, wie sein Cousin zu scherzen pflegte, unmenschliche Körperkraft. Sobald das Zelt einstürzte, würde eine Handvoll MacGregor-Wachmänner, die im Wald warteten, eine Salve von Pfeilen auf die Burg herniederregnen lassen und laut schreiend einen Angriff vortäuschen.
Den Frieden der Spiele zu stören war ein schweres Vergehen und ein grober Verstoß gegen Tradition und Brauch der Highlands. Aber da es ja kein wirklicher Angriff war, so sagte Patrick sich, blieb die Ehre ihres Clans zumindest das, was davon noch übrig war gewahrt.
Die Menge würde durch das Tor in den barmkin strömen, um in die Sicherheit der Burg zu gelangen, und dadurch den Campbells den Weg zu den Stallungen und den Pferden abschneiden. In dem daraus entstehenden Chaos konnten die drei MacGregors den Wald erreichen, wo eine Handvoll ihrer Männer mit Pferden wartete, um ihnen eine schnelle Flucht zu ermöglichen.
Natürlich würde man sie verfolgen, aber sobald sie sich erst einmal in den Wäldern und Hügeln befanden, waren die MacGregors im Vorteil. Sie waren daran gewöhnt, gejagt zu werden. Von seinem Standort aus hatte Patrick einen guten Blick auf die Reihe von Bogenschützen, die sich darauf vorbereiteten, ihre ersten Pfeile auf die auf Erdhügeln befestigten Zielscheiben abzufeuern. Alles, was ihm noch zu tun blieb, war zusehen und warten. Mit jeder Runde würde die Neugier der Menge auf den talentierten Fremden wachsen, und damit auch das Risiko.
Sobald sein Cousin die Kapuze abnahm, blieb nicht mehr viel Zeit. Bis dahin war es wichtig, dass er nichts tat, das die Aufmerksamkeit auf ihn zog. Eine falsche Bewegung ...
Er warf einen Blick zu der kleinen Erhöhung in der Nähe der Burg hinüber, einer hölzernen Konstruktion, die durch den grauen Nebel gerade noch zu erkennen war. Der berüchtigte Hinrichtungshügel. Bis Sonnenuntergang könnten sie alle drei vom häufig genutzten Galgen der Campbells baumeln. Der Wettbewerb fing an und die Menge wurde immer ausgelassener und lauter, je mehr Ale floss. Besonders eine Gruppe von Männern war schwer zu überhören. Patrick erkannte den Mann mit der lautesten Stimme. Es war John Montgomery, der Bruder des Earls of Eglinton.
Es ging das Gerücht, dass der Earl eine Verbindung mit Argyll suchte, um dadurch Verbündete für seine tödlichen Fehde mit den Cunninghams zu gewinnen. Offensichtlich steckte in dem Gerücht ein Körnchen Wahrheit. Soweit er wusste, hatte sich Montgomery kürzlich mit Elizabeth Campbell verlobt, Argylls Cousine und Schwester des Campbell of Auchinbreck, Jamie Campbell, Argylls Henker.
Und wenn das Mädchen keine Campbell wäre, dann hätte Patrick angesichts der unschmeichelhaften Bemerkungen, die ihr Verlobter von sich gab, beinahe Mitleid mit ihr gehabt.
Anscheinend stotterte sie, denn sie nannten sie abfällig Elizabeth Monntach, die stotternde Elizabeth. »Aber ich dachte, du hattest vor, die schöne Bianca zu heiraten?«, meinte einer der Männer.
»Die graue Campbell-Maus verblasst doch sicher im Vergleich zu ihr.«
»Sie ist hübsch genug. Für eine Verbindung mit dem Earl of Argyll würde ich sogar ein Pferd heiraten, dem die Hälfte der Zähne fehlt«, verteidigte sich Montgomery, was eine Runde herzhaften Gelächters zur Folge hatte.
»Aber wie sieht es mit der Unterhaltung aus?«, fragte ein anderer Mann.
»H-h-hast d-du k-k-keine A-a-ngst, dass es den ganzen Tag dauert, sich >Guten Morgen< zu wünschen?«
An Montgomerys Reaktion konnte Patrick erkennen, dass der Scherz des Mannes ihm peinlich war, doch Montgomery überspielte sein Unbehagen mit einer groben Bemerkung.
»Dann muss ich eben dafür sorgen, dass ihr Mund mit anderen Dingen beschäftigt ist.«
Der derbe Humor fand großen Anklang bei seinen Zuhörern, denn die anderen Männer kicherten. Dreckskerle. Patrick gab sich alle Mühe, sie nicht zu beachten, und sah wieder zum Wettkampffeld hinüber, wo sich die Zahl der Teilnehmer auf nur noch eine Handvoll reduziert hatte, unter ihnen Alasdair, Rory MacLeod und der Campbell-Vollstrecker.
Er hoffte inständig, dass sein Cousin vorsichtig war. Jamie Campbell war ein respekteinflößender Gegner sogar noch gefährlicher als sein Cousin, der Earl. Glücklicherweise befand Alasdair sich auf der anderen Seite der Reihe und hatte die Aufmerksamkeit des Henkers noch nicht auf sich gezogen. Doch wenn sich das Spielfeld immer mehr zusammenzog ... Von der gegenüberliegenden Seite des Zeltes fing Patrick Gregors Blick auf und signalisierte ihm mit einem Kopfnicken, sich bereitzuhalten. Gerade als er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Wettkampf richten wollte, fiel sein Blick auf eine junge Frau, die vom südlichen Burgtor her auf das Zelt zukam.
Er wusste nicht, was an ihr seinen Blick auf sich gezogen hatte vielleicht ihr beschwingter Gang oder das zarte Lächeln auf ihrem Gesicht, das er unter der Kapuze ihres Umhangs nur schwach erkennen konnte. Sie wirkte so jung und sorglos, beinahe überschäumend vor Freude. Doch in ihrem Ausdruck lag eine Unsicherheit so als ob sie an dieses Gefühl nicht gewöhnt wäre , die seinen Blick fesselte. Flüchtig sah er zum Wettkampf hinüber und bemerkte, dass sein Cousin in die nächste Runde gekommen war, und dann kehrte sein Blick unerklärlicherweise wieder zu dem Mädchen zurück.
Der teuren Kleidung nach zu schließen, musste sie über beachtlichen Reichtum verfügen. Unter einem edlen, dunkelblauen Samtumhang blitzte ein höfisches Gewand hervor, dessen Saum mit Juwelen besetzt war.
Doch sie war ein winziges Ding und schien in den weiten Röcken und den vielen Lagen der schweren Stoffe förmlich zu ertrinken. Sie kam geradewegs auf ihn zu, und als sie sich näherte, konnte er ihre Züge unter der Kapuze besser erkennen. Große blaue Augen beherrschten ein elfenhaftes Gesicht, das älter war, als er zuerst angenommen hatte mindestens ein paar Jahre älter als zwanzig. Doch ihre Augen waren es, die ihn erstaunten, so hell und glasklar, dass sie beinahe unwirklich wirkten. Sie war hübsch, mit blasser Haut, feinen Zügen und einem zarten, rosigen Mund.
Die Farbe ihres Haars, das sie unter die Kapuze gestopft hatte, konnte er nicht erkennen, doch er vermutete, dass es hell war. Sie war nicht unbedingt schön oder auch nur apart, doch sie war hübsch auf eine ruhige, zurückhaltende Weise, die ihn seltsam in ihren Bann schlug. Es war die Art von Gesicht, das immer schöner wurde, je länger man es betrachtete. Ein Neigen des Kopfes, der Anblick ihres Profils bot eine völlig neue bewundernswerte Perspektive.
Keine fünf Fuß von ihm entfernt blieb sie stehen und ihr zarter, weiblicher Duft hüllte ihn ein. Sie roch nach Frühling, so frisch wie Tau auf einer Rose. Es war lange her, dass er etwas so Süßes und Unverdorbenes gerochen hatte.
Sie hatte den Blick auf die Männer geheftet, deren Unterhaltung er zuvor mitangehört hatte, und nur, weil er sie so aufmerksam beobachtete, bemerkte er, wie ihr Lächeln gefror, als sie ihnen zuhörte. »Aber wie hast du Elizabeth Monntach dazu überredet, deinen Antrag anzunehmen?«
Sie zuckte zusammen, als habe man sie geschlagen. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht, und mit ihr all die zaghafte Freude, die er noch vor wenigen Augenblicken bemerkt hatte. Montgomery lachte und plusterte sich auf wie ein Pfau.
»Bei ihrem Stottern rennen ihr die Verehrer ja nicht gerade die Burgtore ein. Es ist schon erstaunlich, wie leicht es einem fällt, zu lügen, wenn man sich dafür auf eine Mitgift von sechsundzwanzigtausend Silbermerk und Ländereien freuen kann.«
Wenn Patrick gerade von seinem Ale getrunken hätte, dann hätte er sich verschluckt. Sechsundzwanzigtausend Silbermark! Ein Vermögen. Und Ländereien noch dazu? Obwohl es nicht gänzlich undenkbar war, kam es dennoch höchst selten vor, dass eine Frau eigene Ländereien besaß.
»Es war nichts weiter nötig, als ein paar Komplimente und geflüsterte Koseworte«, prahlte Montgomery. »Das Mädel hat sie so dankbar aufgeschnappt wie ein kleines Hündchen.«
Die Frau gab einen erstickten Laut von sich und ihre Augen weiteten sich entsetzt. Dem betroffenen Ausdruck auf ihrem Gesicht nach war es nicht schwer zu erraten, wer sie war:
Es musste Elizabeth Campbell sein. Verdammt. In Anbetracht seines eingeschworenen Hasses gegenüber allem, was mit den Campbells zu tun hatte, traf ihn der Anflug von Mitgefühl unvorbereitet.
Ihr Verlobter hatte den Laut ebenfalls gehört; er riss den Kopf herum und begegnete ihrem Blick. Schock breitete sich auf Montgomerys Gesicht aus, gefolgt von Bestürzung, als ihm klar wurde, dass er sich soeben selber eine Grube gegraben hatte.
Es war der Ausdruck eines Mannes, der wusste, dass er soeben etwas Kostbares verloren und sich zugleich auch noch ein paar gefährliche Feinde eingehandelt hatte. Die Demütigung und der schiere Schmerz auf ihrem Gesicht waren beinahe nicht mitanzusehen, während die Männer um Montgomery verstummten, als sie erkannten, was geschehen war. Sie sah todunglücklich aus, so als habe man ihr gerade eine Traumwelt zerstört. Es war ein Gefühl, das er nur zu gut kannte. Ihr Kinn zitterte, und Patrick fürchtete, dass sie gleich in Tränen ausbrechen würde.
Er tat einen Schritt auf sie zu, doch dann hielt er inne und fragte sich, was zum Teufel er eigentlich glaubte, für sie tun zu können. Es war nicht sein Problem. Das Mädchen war Argylls Cousine und die Schwester des Henkers, um Himmels willen! In dem langen, unangenehmen Schweigen fingen die Männer um Montgomery an, unbehaglich von einem Fuß auf den anderen zu treten. Elizabeth Campbell stand wie zu Stein erstarrt, den Blick immer noch auf Montgomery geheftet.
Patrick verspürte ein ungewohntes Ziehen in der Brust angesichts der Verletzlichkeit, die sie so angestrengt zu verbergen versuchte. Im Stillen drückte er ihr die Daumen, als sie ihren ganzen Stolz zusammennahm, die Schultern straffte und das bebende Kinn reckte. Sie mochte zwar ein winziges, kleines Ding sein, aber in dieser zarten Gestalt steckte Stärke.
Nun war ihr Gesicht wie eine Maske aus Alabaster, ohne jeden Ausdruck und so zerbrechlich wie Glas. Eine einzige Berührung, und sie würde womöglich zerbrechen.
»Nicht so dankbar, als dass ich Euch h-h-hei-r...« Ihre Stimme brach ab, als ihr das Wort im Hals steckenblieb, und mit entsetzt aufgerissenen Augen presste sie die Hand vor den Mund. Einer der Männer unterdrückte ein Lachen, und Patrick hätte ihn am liebsten dafür getötet.
Mit brennenden Wangen wirbelte sie auf dem Absatz herum und fing an, den Weg zum Burgtor zurückzulaufen. Doch sie hatte nur ein paar Schritte zurückgelegt, als das Unheil zuschlug. Sie glitt mit einem Fuß im rutschigen Schlamm aus, verlor das Gleichgewicht und fiel rückwärts auf ihr Hinterteil, wobei sie mit einem lauten Platsch in einer trüben, braunen Pfütze landete.
Einer der Männer murmelte: »Anscheinend sind ihre Füße genauso ungeschickt wie ihre Zunge.«
Ein paar von ihnen lachten nervös und Patrick betete, dass sie es nicht gehört hatte, doch an der Art, wie sie die Schultern sinken ließ, erkannte er, dass es doch so war. Es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Es reichte. Die Rolle des Retters war ihm fremd, aber er konnte nicht länger einfach nur tatenlos danebenstehen.
Er wusste, was er riskierte, aber irgendetwas zwang seine Schritte vorwärts. Kein Mädchen nicht einmal eine Campbell hatte solche Grausamkeit verdient. Und Patrick verstand vielleicht mehr als jeder andere, was es hieß, niedergeschlagen und hilflos zappelnd im Schlamm zurückgelassen zu werden. Er wusste, was Ungerechtigkeit bedeutete.
Mit wenigen langen Schritten war er bei ihr. Ihre Kapuze war beim Sturz verrutscht und gab eine einzelne dicke Locke flachsblonden Haares frei, das sogar noch im grauen Nebel leuchtend schimmerte. Die schlichte Schönheit traf ihn unvorbereitet. Obwohl er ihr Gesicht nicht sehen konnte, erkannte er am leichten Beben ihrer Schultern, dass sie weinte.
Er verspürte ein heftiges Brennen in der Brust und tief in den Eingeweiden seiner dunklen Seele regte sich etwas, von dem er nicht geglaubt hatte, dass er noch in der Lage war, es zu fühlen: Mitgefühl und der unerklärliche Wunsch, zu beschützen.
Am liebsten hätte er diese Männer mit bloßen Händen dafür erwürgt, dass sie ihr weh getan hatten. Vielleicht würde er das sogar noch tun.
»Hier, Mädchen«, sagte er sanft und streckte ihr die Hand hin. »Nehmt meine Hand.«
Zuerst glaubte er schon, dass sie ihn nicht gehört hatte. Doch dann wandte sie leicht den Kopf, so dass er das Glitzern einer einzelnen Träne sehen konnte, die ihr über die blasse Wange kullerte. Der winzige Tropfen fraß sich wie Säure durch das stählerne Band um seine Brust.
Langsam hob sie die Hand und legte sie in die seine. Sie war so klein und weich, dass er beinahe zurückgezuckt wäre erschrocken zuerst, und dann beschämt, als er an seine eigene harte, schwielige und schmutzverkrustete Handfläche dachte.
Doch sie schien es nicht zu bemerken. Sanft zog er sie auf die Füße. Sie war so ein winziges Ding, dass er sie mit nur einem Finger hätte hochheben können. Er hielt ihre Hand und auf eigenartige Weise widerstrebte es ihm, sie loszulassen, bis sie sich ihm sanft entzog. Zu verlegen, um ihn anzusehen, hielt sie den Blick gesenkt.
»Ich danke Euch«, hauchte sie so leise, dass er sie beinahe nicht gehört hätte. »Das sind Narren. Ihr habt Glück, dass Ihr ihn los ...«, hob er an, doch sie hastete bereits davon.
Die Rückseite ihres edlen Umhangs war von der Taille bis hinunter zum Saum völlig durchweicht und troff vor Schlamm. Instinktiv tat er ihr einen Schritt nach, doch dann pflanzte er die Füße fest auf den Boden und ließ sie gehen. Schließlich hatte er keine Ahnung, wie man ein Mädchen tröstete, selbst wenn das überhaupt möglich wäre. Die Vorstellung, dass ein geächteter MacGregor eine Campbell-Erbin tröstete, war so abwegig, dass er beinahe darüber gelacht hätte, wenn diese Fähigkeit nicht schon vor langer Zeit in ihm gestorben wäre.
Übersetzung: Anita Nirschl
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2010 by Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von Monica Mccarty
Monica McCarty studierte Jura an der Stanford Law School. Während dieser Zeit entstand ihre Leidenschaft für die Highlands und deren Clans. Sie arbeitete dennoch mehrere Jahre als Anwältin, bevor sie dieser Leidenschaft nachgab und zu schreiben anfing. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren Kindern in Minnesota
Bibliographische Angaben
- Autor: Monica Mccarty
- 2010, 445 Seiten, Maße: 12,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Nirschl, Anita
- Übersetzer: Anita Nirschl
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442375401
- ISBN-13: 9783442375400
Rezension zu „Der verbannte Highlander / Highlander Tor MacLeod Bd.5 “
"Eine unvergessliche Geschichte über erblühende Liebe und Leidenschaft!"
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