Die Chemie des Todes / David Hunter Bd.1
David Hunter war Englands berühmtester Rechtsmediziner. Aber er hat seinen Beruf aufgegeben und sich inkognito nach Devonshire in ein kleines Dorf zurückgezogen. Dort arbeitet er seit ein paar Jahren als Assistent des Arztes, als sein...
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David Hunter war Englands berühmtester Rechtsmediziner. Aber er hat seinen Beruf aufgegeben und sich inkognito nach Devonshire in ein kleines Dorf zurückgezogen. Dort arbeitet er seit ein paar Jahren als Assistent des Arztes, als sein friedliches Landleben ein jähes Ende findet.
Spielende Kinder entdecken eine mit einem Paar Schwanenflügel ausstaffierte Frauenleiche. Die Tote war Schriftstellerin, eine Außenseiterin im Dorf. Da sie mit David befreundet war, ist er, der schweigsame Fremde, einer der ersten Verdächtigen. Doch dann findet die Polizei heraus, was David früher war, und so muss die Ex-Koryphäe der überforderten Provinz-Gerichtsmedizin helfen.
Der britische Autor Simon Beckett feiert mit seinen Pathologie-Thrillern um den Forensiker David Hunter Megaerfolge. Allein in Deutschland liegt die Gesamtauflage seiner Bücher bei über 3 Millionen Exemplaren. Die Begeisterung seiner Fans geht bislang sogar soweit, dass Simon Beckett mit "David Hunter" angesprochen wird. Übrigens: Beckett schreibt bereits an seinem vierten Hunter-Roman.
... aber der menschliche Körper beginnt kaum fünf Minuten nach dem Tod zu verwesen - und wird dann zu einem gigantischen Festschmaus für andere Organismen. Zuerst für Bakterien, dann für Insekten. Fliegen. Die Larven verlassen die
Leiche in Reih und Glied, in einer Schlangenlinie, die sich immer nach Süden bewegt. Ein Anblick, der jeden dazu veranlassen würde, das Phänomen zu seinem Ursprungzurückzuverfolgen. Und so entdecken die Yates-Brüder, was von Sally Palmer übrig geblieben war ...
Die Tote war Schriftstellerin, eine Außenseiterin in Devonshire. Verdächtiger Nummer eins ist der schweigsame Fremde im Dorf, ein Dr. David Hunter. Doch es stellt sich heraus, dass er früher Englands berühmtester Rechtsmediziner war, und die Polizei bittet ihn um Unterstützung. Gerade
als seine Analysen zeigen, dass die Ermordete vor ihrem Tod tagelang gefoltert wurde, verschwindet eine weitere junge Frau. Eine fieberhafte Suche
beginnt. Gleichzeitig bricht im Dorf eine Hexenjagd los. Der Pfarrer, ein knöcherner Fanatiker, hetzt die Leute auf, und David ist Zielscheibe seiner Hasspredigten ...
«Ich fand die Chemie des Todes einfach überwältigend gut - und so wunderbar unheimlich ...» MO HAYDER
Die Chemiedes Todes von Simon Beckett
LESEPROBE
Ich sah ihr, verwirrt durch diese Begegnung, nach. Ich hattedas ungute Gefühl, dass sie keine Neuigkeiten erwartet hatte, sondern eineBestätigung. Und man musste mir nicht sagen, warum. Wie Sally Palmer war LynMetcalf schließlich in ihren Träumen aufgetaucht.
Aber ich tat das Gefühl schnell ab. So lange lebte ich nochnicht in Manham, dass ich schon begann, an Vorahnungen zu glauben oder Träumeneine echte Bedeutung beizumessen. Egal, ob ihren Träumen oder meinen. EineArroganz, die mir leicht fiel, denn mein Schlaf war in jüngster Zeit ungestörtgewesen, meine Gedanken beim Aufwachen drehten sich um Jenny und die Zukunft.Mir war, als käme ich nach einer langen Zeit im Untergrund wieder an diefrische Luft. Und so war ich trotz der Umstände völlig auf mich fixiert undkonnte kaum anders, als optimistisch zu sein.
Zum Ende der Woche löste sich die träge Stimmung dann auf.Aufgrund des Zahnschemas wurde die Leiche des jungen Mannes identifiziert. Derzweiundzwanzigjährige Alan Radcliff war ein Doktorand der Ökologie aus Kentgewesen, der vor fünf Jahren verschwunden war. Er hatte sich zu Studienzweckenin der Gegend um Manham aufgehalten. Nun war er ein Teil dieser Gegendgeworden. Nachdem ein Foto von ihm veröffentlicht wurde, konnten sich ein paarDorfbewohner sogar an ihn erinnern; ein gut aussehender junger Mann mit einemgewinnenden Lächeln. Während er ein paar Wochen lang in den Sümpfen kampierte,war er zu einem vertrauten Gesicht im Dorf geworden und hatte das Leben derDorfmädchen versüßt, ehe er weitergezogen war.
Nur dass er nirgendwohin gegangen war.
Manham reagierte auf diese neue Entwicklung beinahekommentarlos. Nachdem die Identität des Opfers und seine Verbindung zu derGegend bekannt war, musste niemand das Offensichtliche aussprechen: Der Fundortdes Toten konnte nicht als Zufall abgetan werden. Die Dorfbewohner konnten sichnicht länger von diesem Skelett distanzieren, das die sprichwörtliche Leiche imeigenen Keller war.
Nach allem, was bereits passiert war, war das ein weiterer,unerwarteter Schlag. Und während er noch verdaut wurde, kam ein wesentlichschlimmerer.
Ich wollte gerade die Nachmittagssprechstunde beginnen, alsmich der Anruf erreichte. Ich hatte erst am Tag zuvor mit Mackenzie gesprochen,nachdem die Leiche des Studenten identifiziert worden war, und es war einZeichen dafür, dass ich nicht mehr auf der Hut war und deshalb annahm, derAnruf müsste etwas damit zu tun haben. Selbst als er sagte, er müsste michsofort treffen, kapierte ich nicht, worum es ging.
«Die Sprechstunde fängt gerade an», sagte ich, den Hörerzwischen Schulter und Ohr geklemmt, während ich ein Rezept unterschrieb. «Hatdas nicht Zeit bis später?»
«Nein», sagte er, und bei dieser Unverblümtheit hörte ichauf zu schreiben. «Ich brauche Sie jetzt hier draußen, Dr. Hunter. So schnellwie möglich», fügte er abmildernd hinzu. Doch es war eindeutig, dassHöflichkeit im Moment nicht sein dringendstes Anliegen war.
«Was ist passiert?»
Es entstand eine Pause. Ich vermutete, dass er abwägte, wieviel er mir am Telefon sagen durfte. «Wir haben sie gefunden», sagte er.
Es gibt ungefähr hunderttausend verschiedene Fliegenarten.Sie haben verschiedene Formen, verschiedene Größen und verschiedeneLebenszyklen. Zweiflügler oder Blaue und Grüne Schmeißfliegen, wie die bekanntestenArten weithin genannt werden, gehören zur Familie der Calliphoridae. Sie brütenin verwesenden organischen Substanzen wie verdorbenen Nahrungsmitteln, Kotoder Aas. Im Grunde in fast allem. Die meisten Menschen verstehen nicht, wozuFliegen gut sind. Sie nerven und übertragen Krankheiten und ernähren sichdabei unterschiedslos sowohl von frischem Dung wie von feinster Küche, wobeisie in beiden Fällen das Aufgenommene wieder hochwürgen und auf die Nahrungerbrechen.
Aber wie alles in der Natur haben auch die Fliegen ihreAufgabe. So abstoßend es sein mag, sie spielen eine wichtige Rolle bei derZersetzung von organischer Materie. Sie helfen, den Prozess der Auflösung zubeschleunigen und die toten Lebewesen wieder in die Rohstoffe zurückzuführen,aus denen sie zusammengesetzt sind. Sie sind das Recyclingsystem der Natur.Und als solches besitzen sie eine gewisse Eleganz in der unbeirrbaren Hingabean ihre Aufgabe. Weit davon entfernt, im Kreislauf der Natur sinnlos zu sein,sind sie wichtiger als der Kolibri oder das Reh, von dein sie sich eines Tagesernähren werden. Und aus der forensischen Perspektive sind Fliegen nicht nurein unvermeidliches Übel, sondern von unschätzbarem Wert.
Ich hasse sie.
Ich hasse sie nicht, weil ich sie lästig oder eklig finde,obwohl ich gegen diese Aspekte nicht immuner bin als jeder andere. Ich hassesie auch nicht, weil sie uns ständig an unsere endgültige Bestimmung erinnern.Nein, ich hasse sie wegen des Lärms, den sie verursachen.
Die Musik der Fliegen war schon zu hören, als ich mich aufden Weg durch den Sumpf machte. Zuerst war sie eher spürbar als hörbar, eindumpfes Brummen, das Teil der Hitze zu sein schien. Es wurde immerdurchdringender, je näher ich dem Zentrum der Aktivität kam, ein unsinniges,idiotisches Summen, das in der Tonhöhe ständig zu schwanken schien, ohne sichtatsächlich zu verändern. Dann war die Luft mit umherjagenden Insekten erfüllt.Ich scheuchte sie fort, denn sie wurden sofort vom Schweiß auf meinem Gesichtangezogen. Mittlerweile war jedoch noch etwas anderes wahrzunehmen.
Der Gestank war ebenso vertraut wie abstoßend. Obwohl ichmir Menthol auf die Oberlippe gerieben hatte, drang er mir direkt in die Nase.Ich hatte einmal gehört, er gleiche dein Gestank eines überreifen Käses, derschwitzend in der Sonne liegt. Das stimmt nicht ganz. Aber besser kann man ihnnicht beschreiben.
Mackenzie begrüßte mich mit einem Nicken. Die Beamten derSpurensicherung gingen ihrer Aufgabe in grimmigem Schweigen nach, durch dieHitze in den luftundurchlässigen Overalls waren ihre Gesichter gerötet undfeucht. Ich schaute hinab auf den Boden, wo der Grund für die ganze Aufregung,sowohl der schwitzenden Beamten als auch der umherschwirrenden Fliegen, lag.
«Wir haben sie noch nicht bewegt», sagte Mackenzie. «Ichwollte warten, bis Sie hier sind.»
«Was ist mit dem Pathologen?»
«Der ist gleich wieder verschwunden. Er meinte, sie wäre soverwest, dass er uns im Moment nicht mehr sagen könnte, als dass sie tot ist.»
Das war eindeutig richtig. Es war lange her, dass ich an einemTatort gewesen war und etwas gesehen hatte, was noch vor kurzem ein lebendiger,atmender Mensch gewesen war. Sally Palmers Leiche war bereits abtransportiertworden, als ich am Fundort angekommen war, und die spätere Untersuchung in dersterilen Umgebung eines Labors war eine wesentlich klinischere Angelegenheit. Und die Überreste vonAlan Radcliff hatten so lange unter der Erde gelegen, dass sie zu einem reinstrukturellen Relikt geworden waren und kaum noch etwas Menschliches hatten.Dies war jedoch ein völlig anderer Fall. Dies war der Tod in seiner ausgeprägtestenund schrecklichsten Form.
«Wie haben Sie die Leiche gefunden?», fragte ich, währendich mir die Latexhandschuhe überstreifte. Den Overall hatte ich bereits im Wohnwagenangezogen, der in der Nähe abgestellt worden war. Wir befanden uns einigeMeilen vorn Dorf entfernt in einem öden Gebiet aus trockengelegtem Sumpf, dasfast diametral entgegengesetzt zu dem Fundort der ersten Leiche lag.Gleichgültig glitzerte wenige hundert Meter weiter der See. Dieses Mal war ichvorbereitet gewesen und trug unter dem Overall nur Shorts. Trotzdem war ichnach dein kurzen Weg bereits schweißgebadet.
«Der Hubschrauber hat sie gesichtet. Totaler Zufall. DieElektronik hatte irgendeinen Systemfehler, deswegen war er auf dem Rückflug.Sonst wäre er hier nicht rübergeflogen. Dieses Gebiet ist bereits durchsuchtworden.»
«Wann?»
« Vor acht Tagen. »
Damit wussten wir, wie lange die Leiche höchstens hierliegen konnte. Vielleicht sagte es uns auch etwas über die Todeszeit, obwohldas weniger sicher war. Man wusste von Tätern, die Leichen an andere Orteschafften, manchmal öfter als einmal.
Ich zog den anderen Handschuh zurecht. Ich war fertig,freute mich aber nicht gerade auf die Aufgabe, die vor mir lag. «Glauben Sie,sie ist es?», fragte ich Mackenzie.
«Offiziell müssen wir auf eine Identifikation warten. Aberich glaube nicht, dass großer Zweifel besteht.»
Das glaubte ich auch nicht. Es hatte schon eine Galgenfristgegeben, als in dem Grab ein lange vermisster Student gelegen hatte. Irgendwieglaubte ich nicht, dass es eine zweite geben würde.
Lyn Metcalf war nicht zu erkennen. Ihre Leiche lag mit demGesicht nach unten, halb verborgen durch Surnpfgrasbüschel. Sie war nackt, nuran einem Fug steckte ein einzelner Laufschuh, was unpassend und irgendwiemitleiderregend wirkte. Sie war schon seit mehreren Tagen tot, so viel warklar. Der Tod hatte seine üblichen grauenhaften Veränderungen herbeigeführt,eine umgekehrte Alchemie, die das Gold des Lebens in eine unedle und stinkendeMaterie verwandelte. Aber wenigstens hatte der Mörder diese Leiche nicht aufseine obzöne Weise geschmückt.
Es gab keine Schwanenflügel.
Ich schaltete den Teil von mir aus, der ständig versuchte,die Erinnerung an die lächelnde junge Frau, mit der ich erst vor knapp zehnTagen zusammengestoßen war, über das reale Bild zu legen, und begann, dieLeiche zu untersuchen. In der dunkel verfärbten Haut gab es mehrere Wunden, dieaussahen wie Schnitte. Die auffälligste Wunde befand sich jedoch an der Kehle.Obwohl die Leiche mit dem Gesicht nach unten lag, war ihr Ausmaß nicht zuübersehen.
«Wissen Sie, wie lange sie schon tot ist?», fragteMarken-Zi.. «Nur ungefähr», fügte er hinzu, bevor ich etwas sagen konnte.
«Es ist noch weiches Gewebe vorhanden, außerdem hat dieHautablösung erst begonnen.» Ich deutete auf die Wunden, die nun brodelndeMadenkolonien waren. «Und bei dieser Larvenmenge können wir wahrscheinlich vonsechs bis acht Tagen ausgehen.»
«Können Sie das genauer eingrenzen?»
Ich wollte ihn darauf hinweisen, dass er mich erst vor einerSekunde um eine grobe Schätzung gebeten hatte, doch ich hielt mich zurück.Diese Sache war für keinen von uns angenehm. «Das Wetter war konstant, und wennwir davon ausgehen, dass die Leiche nicht bewegt worden ist, würde ich beidieser Hitze annehmen, dass es sechs oder sieben Tage gedauert hat, um diesesStadium zu erreichen.»
«Und sonst?»
«Die gleiche Art von Wunden wie bei Sally Palmer, allerdingsnicht ganz so viele. Durchtrennte Kehle, außerdem ist auch diese Leicheziemlich ausgetrocknet. Offensichtlich etwas weniger, weil sie noch nicht solange tot ist. Aber ich würde vorläufig vermuten, dass sie ausgeblutet wordenist.» Ich untersuchte die schwarz gewordene Vegetation im Umfeld der Leiche,die durch die alkalihaltigen, von der Leiche freigesetzten Chemikalienabgetötet worden war. «Wir müssen den Eisengehalt überprüfen, umsicherzugehen, aber ich nehme an, sie ist irgendwo anders getötet und dann hierdeponiert worden, genau wie beim letzten Mal.»
«Würden Sie sagen, es war derselbe Täter?»
«Also, das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen», entgegneteich.
Mackenzie brummte etwas. Ich konnte seine Unruhe verstehen.In mancher Hinsicht ähnelte dieser Fall dem Mord an Sally Palmer, doch es gabgenügend Abweichungen, die einen zweifeln ließen, ob derselbe Täterverantwortlich war. Soweit wir bisher sehen konnten, gab es keine Gesichtsverletzungen.Noch wichtiger und auffällig war, dass der beim ersten Mord offensichtlicheVogel- oder Tierfetisch hier fehlte. Für die Ermittlung warf das beunruhigendeProbleme auf. Entweder war etwas geschehen, was den Mörder gezwungen hatte,seine Methode zu ändern, oder er war so unberechenbar, dass seine Handlungenkeinem Muster folgten. Die dritte Möglichkeit zwar, dass die Morde das Werkverschiedener Menschen waren.
Keine dieser Varianten gab viel Grund zu Optimismus.
Mit dem monotonen Gebrumm der Fliegen im Hintergrund nahmich meine Proben. Als ich mich wieder aufrichtete, waren meine Gelenke undMuskeln steif von Niederkauern.
«Fertig?», fragte Mackenzie.
«So ziemlich.»
Ich trat zurück. Der nächste Schritt war immer unangenehm.Alles, was getan werden konnte, ohne die Leiche zu bewegen, war erledigt; Fotosund Messungen waren gemacht worden. jetzt kam der Moment, wo wir sehen sollten,was darunter lag. Die Beamten der Spurensicherung begannen vorsichtig, dieLeiche umzudrehen. Einmal aufgescheucht, wurde das Summen der Fliegenhektischer.
«0 Gott!»
Ich wusste nicht, wer das gesagt hatte. Jeder der hierAnwesenden hatte reichlich Berufserfahrung, und doch glaube ich nicht, dassirgendjemand von uns schon einmal so etwas gesehen hatte. Die Vorderseite desOpfers war für die Versehrung reserviert worden. Der Unterbauch war aufgeschnittenworden, und als die Leiche umgedreht wurde, quollen mehrere Objekte aus derklaffenden Wunde. Einer der Beamten wandte sich schnell würgend ab. Für einenAugenblick rührte sich niemand. Dann gewann die Professionalität wieder dieOberhand.
«Was zum Teufel ist das?», fragte Mackenzie mit einergedämpften, geschockten Stimme. Sein sonnenverbranntes Gesicht war weißgeworden. Ich schaute auf die Wunde, konnte aber immer noch nichtssagen. Das lag außerhalb meiner Erfahrung.
Es war einer der Beamten der Spurensicherung, der es alsErster erkannte. «Das sind Karnickel», sagte er. «Karnickeljunge.»
Mackenzie kam zu mir, als ich mit einer gekühlten Wasserflaschein der offenen Hecktür des Landrovers saß. Ich hatte getan, was ich im Momenttun konnte. Es war eine Erleichterung gewesen, endlich den Overallauszuziehen. Doch obwohl ich mich im Wohnwagen der Polizei gewaschen hatte,fühlte ich mich immer noch unsauber. Und nicht nur wegen der Hitze. Er setztesich neben mich, ohne etwas zu sagen. Ich trank einen weiteren Schluck Wasser,während er eine Packung Minzbonbons öffnete.
«Tja», sagte er schließlich. «Wenigstens ist jetzt klar,dass es derselbe Täter war.»
«Es gibt doch immer einen Silberstreif am Horizont, was?» Esklang barscher, als ich es gemeint hatte. Er schaute mich an.
«Alles okay?»
«Ich bin nur etwas aus der Übung.»
Ich dachte, er würde sich entschuldigen, weil er mich in dieSache hineingezogen hatte, aber das tat er nicht. Das Schweigen zog sich eineWeile in die Länge, ehe er wieder sprach. « Lyn Metcalf wurde seit neun Tagenvermisst. Wenn sie seit sechs oder sieben Tagen tot ist, wie Sie sagen, dannhat er sie mindestens zwei Tage gefangen gehalten. Vielleicht drei. Genausolange wie Sally Palmer.»
«Ich weiß.»
Er starrte in die Ferne, wo die Oberfläche des Sees wieQuecksilber in der Hitze schimmerte. «Warum?»
© Rowohlt Verlag GmbH
Übersetzung: Andree Hesse
Autoren-Porträt von Simon Beckett
Eigentlich wollte Simon Beckett Biochemiker werden. Er hatte bereits einen Studienplatz, fiel aber im Abitur ausgerechnet in Chemie und Biologie durch und wählte Englisch als Studienfach. Damals konnte er noch nicht ahnen, dass der Protagonist seiner Kriminalromane als forensischer Anthropologe dem eigenen Berufswunsch sehr nahe kommt. Becketts Kommentar: „Komisch, wie das Leben manchmal spielt, oder?“
Der Schauplatz des Romans „Kalte Asche“, zweites Buch der Hunter-Reihe, ist eine schottische Insel. Wieder ist eine Frau das Opfer, ihre Leiche ist fast völlig verbrannt. Ein Sturm schneidet die Insel vom Festland ab, Ermittler und Bewohner sind unter sich – und mittendrin der Mörder. In „Leichenblässe“ kehrt Hunter zurück an den Ort seiner Ausbildung, die Body Farm. Körperlich geschwächt und von Selbstzweifeln geplagt, trifft er dort seinen Mentor Tom Lieberman, der ihn um Hilfe bittet in einem äußerst komplizierten Fall.
Spannung ist bei Simon Beckett garantiert, und der Leser kann sich darauf verlassen, dass die Orte der Handlung und die Vorgehensweise der Pathologen genau recherchiert sind. Der Autor hat nach eigenen Aussagen „eine regelrechte Phobie vor inhaltlichen Fehlern.“
- Autor: Simon Beckett
- 2007, 64. Aufl., 432 Seiten, Maße: 11,5 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Andree Hesse
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499241978
- ISBN-13: 9783499241970
- Erscheinungsdatum: 23.07.2007
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