Die Diskrepanz zwischen Angeboten und Hilfe-Erwartungen bei Menschen mit affektiven Psychosen. Eine qualitative Studie aus dem Rhein-Erft-Kreis
Im ambulanten betreuten Wohnen ist die fachlich beste Versorgung von Menschen mit affektiven Psychosen essenziell. Doch zeigen sich vielerlei Diskrepanzen und Schwierigkeiten in diesem Bereich. So gibt es eine fachliche Sicht der Sozialarbeiter und...
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Im ambulanten betreuten Wohnen ist die fachlich beste Versorgung von Menschen mit affektiven Psychosen essenziell. Doch zeigen sich vielerlei Diskrepanzen und Schwierigkeiten in diesem Bereich. So gibt es eine fachliche Sicht der Sozialarbeiter und Sozialpädagogen, eine fachliche Sicht der Psychotherapeuten und Psychiater/Neurologen, eine fachliche Sicht der gesetzlichen Betreuer und strukturelle Gegebenheiten (beispielsweise in geographischer und anthropogeographischer Hinsicht). Jede Region, die untersucht werden könnte, weist hier Besonderheiten auf, die sich durchaus unterscheiden. Was sich jedoch nicht unterscheidet, ist die Tatsache, dass Nutzerinnen und Nutzer der Versorgungssysteme kaum oder gar nicht befragt werden. Die Verbesserung von Angeboten ohne Einbeziehung der tatsächlichen und potentiellen Nutzerinnen und Nutzer ist jedoch unentbehrlich, um Menschen die bestmögliche Hilfe und Versorgung bereitstellen zu können. Diese Forschung soll Einblick in die Diskrepanz zwischen Versorgung und Hilfewünschen geben und zum Diskurs anregen.
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Textprobe:Kapitel 5 Sampling:
Das Sampling beschreibt die Probenahme und umfasst damit sämtliche Überlegungen zu den Interviewpartnern und deren Relevanz für die Studie. Das Sampling umfasst weitergehend jedoch nicht nur die Wahl der Interviewpartner (Fallauswahl) aus einer Gruppe (Fallgruppenauswahl), sondern auch die Auswahl von Material bei der Interpretation (Auswahl des Materials, Auswahl im Material) und bei der Darstellung von Ergebnissen (Präsentationsauswahl) (Flick 2014: 155). Weiterhin umfasst es auch die Überlegungen dazu, ob es verschiedene Untergruppen innerhalb der Gesamtgruppe der potentiellen Interviewpartner, also der Menschen mit einer affektiven Psychose nach ICD-10, gibt und wie diese möglicherweise zu erreichen sind. Tatsächlich unterscheidet sich die Gruppe der Betroffenen hinsichtlich ihrer Symptomatik in sich. So sind Menschen in einer manischen Episode deutlich agiler und daher auch eher bereit an einem Interview teilzunehmen als solche, die gegenwärtig eine depressive Episode inklusive der Herabsetzung des Antriebes erleben. Menschen, die bisher [nur] eine Episode erlebt haben und danach nie wieder mit ihrer Erkrankung konfrontiert werden sind schwer erreichbar, da sie die gängigen Hilfesysteme nicht benötigen und somit kein Kontakt hergestellt werden kann. Ebenso schwer ist es, diejenigen Menschen zu erreichen, die eine so schwerwiegende Episode erleben, dass sie Angebote einer Klinik wahrnehmen und dadurch nicht erreicht werden können.
Die verschiedenen Überlegungen wurden nachfolgend in einer Grafik dargestellt. Hierbei soll deutlich werden, dass lediglich eine anteilige Gruppe innerhalb der Gesamtgruppe der Menschen mit affektiven Psychosen erreicht werden kann [...].
Es gibt eine große Vielfalt innerhalb der Symptomatik-Gruppe der affektiven Psychosen, die Gründe für eine potentielle Erreichbarkeit sind jedoch oft ähnlich. Tatsächlich ist es einigen Interviewpartnern nach eigener Angabe ein Anliegen, von ihren Erfahrungen
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berichten zu können und Teil an einer Forschung zu sein, gleichwohl gibt es auch Menschen, denen es Stress bedeutet, eine fremde Person zu treffen und persönliche Dinge preiszugeben. Auch besteht die Möglichkeit, dass Befürchtungen bestehen, durch das Erzählen in eine depressive Episode zu geraten, da auch nicht-gelungene Ereignisse auftauchen können, oder die generelle Konfrontation mit einer für das persönliche Leben so schwerwiegenden Diagnose23 Ablehnung bewirkt (vgl. Bräunig 2010: 32f.). Aus der Gesamtheit der Menschen mit affektiven Psychosen ist letztlich nur eine kleine Gruppe überhaupt direkt erreichbar. Sicherlich besteht die Möglichkeit, über Zeitungsannoncen, Flyer und Aushänge in Geschäften des öffentlichen Lebens weitere Menschen mit affektiven Psychosen zu erreichen und über das Forschungsvorhaben zu informieren, jedoch wird dies aufgrund des Aufwands nicht in Betracht gezogen. Für diese qualitative Forschung wird eine Anzahl von fünf bis neun Interviews angepeilt und mit sechs durchgeführten Interviews auch erreicht. Die Gruppe der Interviewpartner generiert sich im Fall der vorliegenden Abschlussarbeit aus der Gruppe derjenigen Menschen, die aktuell in einer stabilen, oder weitgehend stabilen Situation sind, und daher bereit sind, von ihren Erfahrungen zu berichten (In Abb.3 als Gruppe 8) dargestellt). Dennoch ist dies kein Manko, da auch hier eine große Bandbreite abgebildet werden kann, weil es in Bezug auf Geschlecht, Alter, Nationalität und sonstige andere Merkmale keinerlei Beschränkungen gibt. Eine weitere Möglichkeit wäre das Schneeballprinzip gewesen, was Flick als Weg "[...] von Fall zu Fall [...]" beschreibt (Flick 2014: 148 f.). So gesehen ist die Gruppe der Befragten zwar in einigen Eigenschaften ähnlich, was eine Maximierung der Ähnlichkeit der Daten bedingen kann, gleichzeitig sind die Befragten jedoch auch so verschieden, als dass es eine "Ausleuchtung fundamentaler Unterschiede" bedeuten kann (vgl.
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Autoren-Porträt von Carsten Schliwa
Carsten Schliwa wurde 1989 in Bocholt geboren. 2017 schloss er sein Studium der Sozialen Arbeit an der Technischen Hochschule in Köln mit dem Bachelor ab. Bereits vor, aber insbesondere während des Studiums vertiefte er seine Interessen im Rahmen der praktischen Arbeit mit Menschen mit verschiedenen psychischen und physischen Behinderungen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Carsten Schliwa
- 2017, 140 Seiten, Maße: 15,4 x 22,1 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Diplomica
- ISBN-10: 3961465711
- ISBN-13: 9783961465712
- Erscheinungsdatum: 02.11.2017
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