Die Flamme von Pharos
Historischer Roman. Nach den Aufzeichungen von Lady Kincaid. Originalausgabe
1882: Auf einer geheimen Regierungsmission ist Sarah Kincaid der verschollenen Bibliothek von Alexandria auf der Spur.
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Produktinformationen zu „Die Flamme von Pharos “
1882: Auf einer geheimen Regierungsmission ist Sarah Kincaid der verschollenen Bibliothek von Alexandria auf der Spur.
Klappentext zu „Die Flamme von Pharos “
Paris, 1882: Die junge englische Aristokratin Sarah Kincaid wird auf ein wissenschaftliches Symposium nach Frankreich gerufen. Von dem Wahrsager und Hypnotiseur Maurice du Gard erfährt sie, dass ihr Vater, der sich auf einer geheimen Regierungsmission befindet, in Lebensgefahr schwebt, woraufhin sich Sarah entgegen aller Warnungen aufmacht, ihn zu retten.Von Paris über Malta bis nach Alexandria führt die abenteuerliche Reise, die nicht nur zu Lande und zu Wasser, sondern auch durch die Tiefen des Meeres verläuft. Gejagt von einem mysteriösen Killer, findet Sarah schließlich ihren Vater.
Während Alexandrien im Zuge der Urabi-Krise von britischen Kanonenbooten bombardiert wird, begeben sich die beiden in den Katakomben der Stadt auf die Suche nach dem wohl größten Geheimnis der Antike: der verschollenen Bibliothek von Alexandria ...
Lese-Probe zu „Die Flamme von Pharos “
Die Flamme von Pharos von Michael Peinkofer LESEPROBE 1.
Geheime Regierungsdepesche128:
Verehrte Lady Kincaid!
Mit diesem Schreiben möchten wir Ihnen versichern, dass entgegen allen Befürchtungen, die Sie hegen mögen, Ihr Vater wohlauf und in Sicherheit ist. Lord Kincaid bedauert, Ihnen dies nicht persönlich mitteilen zu können, aber seine Anwesenheit im Rahmen eines Ausgrabungsprojektes, das er im Regierungsauftrag durchführt, ist gegenwärtig unabdingbar. Da seine ursprünglichen Pläne, am Symposion des internationalen Forschungskreises für Archäologie in Paris teilzunehmen, dadurch durchkreuzt werden, möchte er Sie überdies bitten, ihn dort zu vertreten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir keine näheren Angaben bezüglich der Örtlichkeit, der Natur und des Standes der aktuellen Arbeit Ihres Vaters machen können – zu vielfältig und zu weitreichend sind die Interessen, die davon betroffen sind.
Ihr Vater ist überzeugt davon, dass Sie als treue Untertanin Ihrer Majestät der Königin Ihre Pflichten kennen und in jedem Falle wissen werden, was zu tun ist. Er lässt Sie herzlich grüßen und wünscht Ihnen alles erdenklich Gute.
Gez. Sir Wilfred Pommeroy
Sekretär des Schatzkanzlers
London
... mehr
, 8. Juni 1882
Mus´ee du Louvre, Paris
Acht Wochen zuvor
Die Luft in dem kleinen Arbeitszimmer, dessen Regale bis unter die Decke mit Folianten, Dokumenten, Tonscherben, Gipsabdrücken und Abklatschen gefüllt waren, war schwül und stickig.
Früher war der strenge Geruch von Staub und Sulfat Pierre Recassin wie ein Lebenselixier erschienen; an diesem Abend wurde ihm übel davon.»Wo ist es?«
Die Stimme, die aus der Dunkelheit drang, war kalt und schneidend wie der rasiermesserscharfe Stahl, der an Recassins Kehle gepresst wurde.
»Allmählich werde ich es leid, immer dieselbe Frage zu stellen, Monsieur le Conservateur«, fuhr die Stimme fort, deren kehliger Klang Recassin eisige Schauer über den Rücken jagte. »Wo ist es? Wo haben Sie es versteckt?«
»I-ich weiß es nicht«, antwortete Recassin zum wiederholten Male. »Bitte glauben Sie mir doch, wer immer Sie sind . . .«
Noch immer konnte er das Gesicht des Mannes nicht sehen, der über ihm stand und auf ihn herabblickte. Der Lichtkreis der Gaslampe, die auf dem Schreibtisch stand, erfasste den Fremden nur bis zum Kinn; seine restlichen Züge blieben verborgen, nur hin und wieder hatte Recassin den Eindruck, ein mitleidlos blickendes Auge in der Finsternis blitzen zu sehen. Eine unheilvolle Aura schien den Besucher zu umgeben, Schwärze sein Begleiter zu sein. Recassin wollte schlucken, aber die Klinge an seiner Kehle hinderte ihn daran. Blut rann an seinem Hals herab, tränkte den Kragen seines Hemdes und das Revers des Rocks.
»Ozymandias«, stieß er hilflos hervor, »Ozymandias kennt die Antwort . . .«
»Ist das alles?«, krächzte die Stimme, die einen eigenartigen Akzent hatte. »Wollen Sie mich mit Rätseln abspeisen? Angesichts der bedauerlichen Lage, in der Sie sich befinden, erscheint mir das mehr als unangebracht.«
»Mehr . . . weiß ich . . . nicht.« Recassins Antwort kam stoßweise, seine Stimme war kaum noch zu hören.
»Das ist nicht wahr. Auch wenn Sie alles unternommen haben, um die Spuren Ihrer Herkunft zu verwischen, weiß ich dennoch, wer Sie sind. Und deshalb weiß ich auch, was sich in Ihrem Besitz befindet. Ich frage Sie also zum letzten Mal, Recassin: Wo ist es? Lassen Sie sich gesagt sein, dass ich allmählich die Geduld mit Ihnen verliere . . .«
Es war weder der fremdländische Akzent noch die hochgestochene Ausdrucksweise seines Peinigers, die Recassin verstörte, sondern die Ruhe, mit der der Fremde sprach. Sie allein ließ keinen Zweifel daran, dass der Mann von der mörderischen Waffe in seiner Hand Gebrauch machen würde, wenn er nicht bekam, wonach er verlangte.»I-ich habe . . . ihn nicht mehr«, erwiderte Recassin deshalb, am ganzen Leib vor Furcht zitternd.
»Wir machen Fortschritte«, erkannte der andere so leise wie spöttisch an. »Immerhin geben Sie jetzt zu, zu wissen, von welchem Gegenstand ich spreche.«
»I-ich weiß es«, gestand Recassin ein, während ihm Tränen der Angst und der Verzweiflung über die bärtigen Wangen rannen. »Dann geben Sie ihn mir, und ich werde Sie nicht länger behelligen. «»D-das kann ich nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil ich ihn . . . nicht mehr habe.«
»Monsieur le Conservateur«, sagte die Stimme in geheucheltem Bedauern. »Sie wollen mich doch nicht etwa belügen? In Ihrer Situation wäre dies ein törichtes Unterfangen.«
»Aber ich sage Ihnen die Wahrheit . . . glauben Sie mir . . . ich habe ihn weggegeben.«
»Nachdem er sich generationenlang in Ihrem Besitz befunden hat?«Die gesichtslose Gestalt schnaubte. »Wen versuchen Sie hier zu täuschen, Recassin?«
»Bitte glauben Sie mir . . . habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß . . . Gegenstand ist nicht mehr . . . in meinem Besitz.«
»Wer hat ihn dann?«, wollte der Fremde wissen, und einmal mehr hatte Recassin den Eindruck, dass die Augen seines Peinigers gnadenlos blitzten.
»Ein Freund.«»Wer?«
»Sie kennen ihn nicht.«
»Die Entscheidung darüber sollten Sie mir überlassen. Ich frage Sie also zum letzten Mal: Wem haben Sie den Gegenstand gegeben? Antworten Sie, Recassin, oder Ihr Schweigen wird der letzte Fehler sein, den Sie auf dieser Welt begehen.«
Der Fremde verstärkte den Druck der Klinge. Recassin konnte spüren, wie sie tiefer durch seine Haut schnitt, der Halsschlagader nahe kam – und er wusste, dass dies das Ende war.
So sehr seine Furcht ihn dazu drängte, den Namen dessen preiszugeben, dem er das Kleinod anvertraut hatte, so sehr wusste er, dass es sinnlos gewesen wäre. Der Tonfall seines Peinigers sagte ihm, dass dieser genoss, was er tat. Was immer Recassin auch unternahm, was immer er auch offenbarte, es würde nichts nützen. Am Ende würde der Fremde seiner Lust zu töten freien Lauf lassen. Recassin würde sterben, dessen wurde er sich in diesem Augenblick mit einer Klarheit und Nüchternheit bewusst, die ihn selbst überraschte.
Sein Tod war unausweichlich.
Also konnte er auch schweigen.
»Fahren Sie zur Hölle«, stieß er hervor und starrte trotzig dorthin, wo er das Gesicht des Fremden vermutete. »Ist das Ihr letztes Wort?«
»Mein letztes«, bestätigte Recassin flüsternd.
»Wie recht Sie haben«, kam die zynische Antwort aus dem Dunkel. Der Fremde beugte sich vor, sodass der Lichtkreis der Lampe sein Gesicht erfasste – und mit Entsetzen erkannte Recassin, dass es nicht zwei Augen waren, sondern tatsächlich nur eines, das hasserfüllt auf ihn starrte.
Der Schrei, den er ausstoßen wollte, verließ seine Kehle nie. Ohne zu zögern oder auch nur zu zittern, führte die Hand des Fremden die rasiermesserscharfe Sichel. Ein Blutschwall schoss aus Recassins Kehle und tränkte die Aufzeichnungen auf dem Schreibtisch vor ihm.
Einen Augenblick später schlug das Haupt des Kurators mit dumpfem Poltern zu Boden.
© Verlagsgruppe Lübbe
Mus´ee du Louvre, Paris
Acht Wochen zuvor
Die Luft in dem kleinen Arbeitszimmer, dessen Regale bis unter die Decke mit Folianten, Dokumenten, Tonscherben, Gipsabdrücken und Abklatschen gefüllt waren, war schwül und stickig.
Früher war der strenge Geruch von Staub und Sulfat Pierre Recassin wie ein Lebenselixier erschienen; an diesem Abend wurde ihm übel davon.»Wo ist es?«
Die Stimme, die aus der Dunkelheit drang, war kalt und schneidend wie der rasiermesserscharfe Stahl, der an Recassins Kehle gepresst wurde.
»Allmählich werde ich es leid, immer dieselbe Frage zu stellen, Monsieur le Conservateur«, fuhr die Stimme fort, deren kehliger Klang Recassin eisige Schauer über den Rücken jagte. »Wo ist es? Wo haben Sie es versteckt?«
»I-ich weiß es nicht«, antwortete Recassin zum wiederholten Male. »Bitte glauben Sie mir doch, wer immer Sie sind . . .«
Noch immer konnte er das Gesicht des Mannes nicht sehen, der über ihm stand und auf ihn herabblickte. Der Lichtkreis der Gaslampe, die auf dem Schreibtisch stand, erfasste den Fremden nur bis zum Kinn; seine restlichen Züge blieben verborgen, nur hin und wieder hatte Recassin den Eindruck, ein mitleidlos blickendes Auge in der Finsternis blitzen zu sehen. Eine unheilvolle Aura schien den Besucher zu umgeben, Schwärze sein Begleiter zu sein. Recassin wollte schlucken, aber die Klinge an seiner Kehle hinderte ihn daran. Blut rann an seinem Hals herab, tränkte den Kragen seines Hemdes und das Revers des Rocks.
»Ozymandias«, stieß er hilflos hervor, »Ozymandias kennt die Antwort . . .«
»Ist das alles?«, krächzte die Stimme, die einen eigenartigen Akzent hatte. »Wollen Sie mich mit Rätseln abspeisen? Angesichts der bedauerlichen Lage, in der Sie sich befinden, erscheint mir das mehr als unangebracht.«
»Mehr . . . weiß ich . . . nicht.« Recassins Antwort kam stoßweise, seine Stimme war kaum noch zu hören.
»Das ist nicht wahr. Auch wenn Sie alles unternommen haben, um die Spuren Ihrer Herkunft zu verwischen, weiß ich dennoch, wer Sie sind. Und deshalb weiß ich auch, was sich in Ihrem Besitz befindet. Ich frage Sie also zum letzten Mal, Recassin: Wo ist es? Lassen Sie sich gesagt sein, dass ich allmählich die Geduld mit Ihnen verliere . . .«
Es war weder der fremdländische Akzent noch die hochgestochene Ausdrucksweise seines Peinigers, die Recassin verstörte, sondern die Ruhe, mit der der Fremde sprach. Sie allein ließ keinen Zweifel daran, dass der Mann von der mörderischen Waffe in seiner Hand Gebrauch machen würde, wenn er nicht bekam, wonach er verlangte.»I-ich habe . . . ihn nicht mehr«, erwiderte Recassin deshalb, am ganzen Leib vor Furcht zitternd.
»Wir machen Fortschritte«, erkannte der andere so leise wie spöttisch an. »Immerhin geben Sie jetzt zu, zu wissen, von welchem Gegenstand ich spreche.«
»I-ich weiß es«, gestand Recassin ein, während ihm Tränen der Angst und der Verzweiflung über die bärtigen Wangen rannen. »Dann geben Sie ihn mir, und ich werde Sie nicht länger behelligen. «»D-das kann ich nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil ich ihn . . . nicht mehr habe.«
»Monsieur le Conservateur«, sagte die Stimme in geheucheltem Bedauern. »Sie wollen mich doch nicht etwa belügen? In Ihrer Situation wäre dies ein törichtes Unterfangen.«
»Aber ich sage Ihnen die Wahrheit . . . glauben Sie mir . . . ich habe ihn weggegeben.«
»Nachdem er sich generationenlang in Ihrem Besitz befunden hat?«Die gesichtslose Gestalt schnaubte. »Wen versuchen Sie hier zu täuschen, Recassin?«
»Bitte glauben Sie mir . . . habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß . . . Gegenstand ist nicht mehr . . . in meinem Besitz.«
»Wer hat ihn dann?«, wollte der Fremde wissen, und einmal mehr hatte Recassin den Eindruck, dass die Augen seines Peinigers gnadenlos blitzten.
»Ein Freund.«»Wer?«
»Sie kennen ihn nicht.«
»Die Entscheidung darüber sollten Sie mir überlassen. Ich frage Sie also zum letzten Mal: Wem haben Sie den Gegenstand gegeben? Antworten Sie, Recassin, oder Ihr Schweigen wird der letzte Fehler sein, den Sie auf dieser Welt begehen.«
Der Fremde verstärkte den Druck der Klinge. Recassin konnte spüren, wie sie tiefer durch seine Haut schnitt, der Halsschlagader nahe kam – und er wusste, dass dies das Ende war.
So sehr seine Furcht ihn dazu drängte, den Namen dessen preiszugeben, dem er das Kleinod anvertraut hatte, so sehr wusste er, dass es sinnlos gewesen wäre. Der Tonfall seines Peinigers sagte ihm, dass dieser genoss, was er tat. Was immer Recassin auch unternahm, was immer er auch offenbarte, es würde nichts nützen. Am Ende würde der Fremde seiner Lust zu töten freien Lauf lassen. Recassin würde sterben, dessen wurde er sich in diesem Augenblick mit einer Klarheit und Nüchternheit bewusst, die ihn selbst überraschte.
Sein Tod war unausweichlich.
Also konnte er auch schweigen.
»Fahren Sie zur Hölle«, stieß er hervor und starrte trotzig dorthin, wo er das Gesicht des Fremden vermutete. »Ist das Ihr letztes Wort?«
»Mein letztes«, bestätigte Recassin flüsternd.
»Wie recht Sie haben«, kam die zynische Antwort aus dem Dunkel. Der Fremde beugte sich vor, sodass der Lichtkreis der Lampe sein Gesicht erfasste – und mit Entsetzen erkannte Recassin, dass es nicht zwei Augen waren, sondern tatsächlich nur eines, das hasserfüllt auf ihn starrte.
Der Schrei, den er ausstoßen wollte, verließ seine Kehle nie. Ohne zu zögern oder auch nur zu zittern, führte die Hand des Fremden die rasiermesserscharfe Sichel. Ein Blutschwall schoss aus Recassins Kehle und tränkte die Aufzeichnungen auf dem Schreibtisch vor ihm.
Einen Augenblick später schlug das Haupt des Kurators mit dumpfem Poltern zu Boden.
© Verlagsgruppe Lübbe
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Autoren-Porträt von Michael Peinkofer
Michael Peinkofer, 1969 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaften und arbeitete als Redakteur bei der Filmzeitschrift "Moviestar".
Bibliographische Angaben
- Autor: Michael Peinkofer
- 2008, 480 Seiten, Maße: 12,4 x 18,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Bastei Lübbe
- ISBN-10: 3404158385
- ISBN-13: 9783404158386
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