Die Gewitterhexe / Bibi Blocksberg Sonderband Bd.7
Eine witzige Bibi-Blocksberg-Geschichte über Hochs und Tiefs und die Frage, ob es tatsächlich Gewitterhexen gibt. Gewitterhexen gibt es gar nicht, oder? Als Bibi Nachhilfe in Wetterkunde bei Prof. Hagelkorn nimmt, hofft sie insgeheim, eine zu...
Leider schon ausverkauft
Buch (Gebunden)
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Die Gewitterhexe / Bibi Blocksberg Sonderband Bd.7 “
Eine witzige Bibi-Blocksberg-Geschichte über Hochs und Tiefs und die Frage, ob es tatsächlich Gewitterhexen gibt. Gewitterhexen gibt es gar nicht, oder? Als Bibi Nachhilfe in Wetterkunde bei Prof. Hagelkorn nimmt, hofft sie insgeheim, eine zu treffen. Doch auf der Wetterstation gibt es nur den zerstreuten Professor, komplizierte Geräte und eine langweilige Haushälterin. Von Abenteuer keine Spur! Als der Bürgermeister Bibi zu einer kleinen Hexerei überredet, schlägt das Wetter blitzartig um. So etwas hat selbst Prof. Hagelkorn noch nicht erlebt! Hat vielleicht doch eine Gewitterhexe ihre Finger im Spiel?
Ab 9 Jahren!
Ab 9 Jahren!
Lese-Probe zu „Die Gewitterhexe / Bibi Blocksberg Sonderband Bd.7 “
Bibi Blocksberg - Die Gewitterhexe von Vincent Andreas Hochs und Tiefs
... mehr
Die Linien auf der Landkarte erinnerten Bibi an ein Spiegelei: in der Mitte ein kreisrunder Eidotter und ringsherum, mit einigen Ausbuchtungen am Rand, das Eiweiß. Es waren allerdings nur Linien ohne Farbe dazwischen. Und in dem Eidotter stand ein dickes, fettes H.
Was das H dort zu suchen hatte, war Bibi schleierhaft. Überhaupt verstand sie nicht, was das Ganze bedeuten sollte.
Ja, natürlich, abgesehen von den Linien war das eine ganz normale Karte von Neustadt und Umgebung. Sie stammte aus der Wetterstation. Professor Hagelkorn hatte sie Bibis Klasse zur Verfügung gestellt, dankenswerterweise, wie ihr Erdkundelehrer Dr. Pauker immer wieder betonte. Rechts waren die Finsterberge. Weiter links, der kleine rote Fleck, das war Gersthof, der Ort, in dem Bibi wohnte. Und noch weiter links, der große rote Fleck, das war Neustadt.
Soweit verstand Bibi die Karte. Wenn da nur nicht diese seltsamen Linien gewesen wären, die sich durch die Landschaft schlängelten: Die innere umschloss ein paar Gipfel der Finsterberge, während die äußere bis nach Neustadt reichte. Und auf dieser Linie fuhr Dr. Pauker nun immer wieder mit dem Zeigestock im Kreis herum.
„Antizyklonal!", rief er gerade, und Bibi fragte sich verwirrt, ob es eine neue Zahnpasta war, von der er da sprach. „Der Wind umströmt ein Hochdruckgebiet immer antizyklonal, auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn, auf der Südhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn."
„Uhrzeigersinn", wiederholte Bibi murmelnd, „was für ein komisches Wort." Sie konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was ein Uhrzeiger für einen Sinn haben sollte. „Uhrzeigerunsinn", grummelte sie in sich hinein, während Dr. Pauker den Zeigestock nun andersherum kreisen ließ.
„Ein Tiefdruckgebiet hingegen", fuhr er mit so heftigen Bewegungen fort, dass ihm sein großes
Brillengestell auf der Nase verrutschte, Wind zyklonal! Zyklonal! Haben das der „ein Tiefdruckgebiet umströmt alle verstanden?"
Zu ihrem Entsetzen sah Bibi, dass ihre Mitschüler nickten. Sollte sie etwa die Einzige sein, die von der ganzen Sache keinen blassen Schimmer hatte? Dass Florian das alles verstand, wunderte sie nicht. Er war schließlich ein As in Naturwissenschaften. Doch auch Marita wiegte wissend ihren Kopf hin und her, und Moni machte sich eifrig Notizen. „Zyklonal", schrieb sie gerade und unterstrich das Wort zweimal mit dem Lineal. Daneben schrieb sie: „Im Gegensatz zu antizyklonal".
Wieder musste Bibi an Zahnpasta denken: Morgens Zyklonal, abends Antizyklonal. Aber was hatte das mit Erdkunde zu tun?
Sie seufzte. Seitdem die Klasse mit Meteorologie angefangen hatte, verstand sie nur noch Bahnhof. Dabei war sie in Erdkunde sonst gar nicht schlecht. Als es um die Vegetation in den Finsterbergen gegangen war, hatte sie für ihren Vortrag über Bergkräuter eine glatte Eins bekommen.
Das war immer so, wenn ein Thema etwas mit Hexen zu tun hatte. Mit Kräutern konnte man schließlich Hextränke zubereiten. Aber die Meteorologie? Wozu war die gut? Wetter war etwas ganz und gar Unhexisches. Über Wetter unterhielten sich die Nachbarn in Gersthof. Aber Tante Mania, ihre Lehrerin im Hexder einmal einen Hexenschuss beschert wenn die nasskalte Witterung ihr wieunterricht, verlor darüber nur ein Wort, hatte.
Das Thema Wetter war bei Hexen eher tabu. Zumindest in der Hinsicht, dass man das Wetter nicht durch Hexerei verändern durfte. Der Hexenehrenkodex verlangte von den Hexen, dass sie den Lauf der Natur als gegeben akzeptierten. Und etwas, das man nicht verhexen durfte, war für Hexen uninteressant. Da ging es Bibi nicht anders. Auch wenn sie zur Schule ging wie jedes normale Kind auch, war und blieb sie eine Hexe.
Auf einmal bemerkte sie, dass es ganz still in der Klasse geworden war und Dr. Pauker sie erwartungsvoll ansah.
„Soll ich irgendwas machen?", flüsterte sie ihrer Tischnachbarin Marita zu.
„Du sollst nach vorn gehen und die aktuelle Wetterlage erklären", zischte Marita zurück.
Bibi sah sie ungläubig an. Die Wetterlage erklären? Wie sollte sie das denn machen? Mit dem Zeigestock etwa, den ihr Dr. Pauker entgegenhielt?
Sie stand auf. Mit einem Mal wurden ihre Knie weich, und das Blut schoss ihr ins Gesicht.
„Du schaffst das schon", raunte Marita ihr noch aufmunternd zu.
„Die hat gut reden!", dachte Bibi. In ihren Ohren rauschte es, und als Dr. Pauker ihr den Stock in die Hand drückte, begann sich alles vor ihren Augen zu drehen. Von Nahem sahen die Linien auf der Karte noch verworrener aus. Die Eidotter schienen sich vermehrt zu haben, und da waren ganz viele neue dicke, fette Hs, die von den Linien umschlungen wurden.
Bibi sah sich hilfesuchend in der Klasse um, doch die einzige Unterstützung, die sie bekam, war ein freundliches Zwinkern von Florian. Bibi blickte zum Fenster hinüber.
„Die Wetterlage", dachte sie, und Verzweiflung machte sich in ihr breit. Die Wetterlage ... Wie war die? Sonnig war es draußen, und das schon seit Wochen.
„Der Himmel ist blau, und die Sonne scheint", sagte sie schließlich mit belegter Stimme.
„Nun", erwiderte Dr. Pauker, „das ist uns hinlänglich bekannt. Aber du wirst uns jetzt erklären, warum das so ist und warum es sich in den nächsten Tagen nicht ändern wird."
Bibi klappte die Kinnlade herunter. Verlangte ihr Lehrer auf einmal von ihr, dass sie hellsehen sollte?
Da sah sie, dass ihre Freundin Moni stumm mit ihren Lippen Wörter formte. Was wollte sie ihr sagen? „Bazar"? „Na klar"? „Das Haar"? - Bibi: „Das H". Moni meinte das H auf der Karte!
Nein, jetzt begriff „Das ... das hat mit dem H zu tun", stammelte Bibi.
Immerhin lächelte Dr. Pauker mild, bevor er fragte: „Und was genau soll uns das H sagen?"
Ja, das war das Problem, dachte Bibi. Sie wusste es nicht. Doch da formte Moni schon wieder ein neues Wort: „hoch".
„Das H ... das sagt uns ...", begann Bibi zögernd. Dann sprudelte es aus ihr heraus: „Dass es da hoch hergeht. Ich meine, die Finsterberge sind ziemlich hoch. Und die Laune der Leute steigt, weil das Wetter so schön ist. Ganz hoch steigt die Laune. Und ..."
Die Schüler konnten ein Kichern nicht mehr unterdrücken. Dr. Paukers Miene verfinsterte sich. Mit einer unwirschen Handbewegung bedeutete er den Schülern, ruhig zu sein, und holte einmal tief Luft.
„Soll das heißen, dass du nach all den Unterrichtstunden immer noch nicht weißt, was ein Hoch und was ein Tief ist?", donnerte er.
„Die ganzen letzten Stunden waren ein einziges Tief", dachte Bibi, sagte es aber nicht laut. Stattdessen nuschelte sie: „Nicht so ganz ... Vielleicht erklären Sie noch mal ..."
Und Dr. Pauker erklärte. Vor Bibis Nase fuhr er mit dem Zeigestock in immer neuen Kreisbewegungen über die Karte. Die Worte „tiefer und hoher Luftdruck" flogen Bibi um die Ohren, dann „Zyklone" und „Antizyklone", „im und gegen den Uhrzeigersinn" und „zyklonal" und „antizyklonal". Alles wirbelte vor Bibis Augen durcheinander, und dann, ehe sie sichs versah, hatte sie den Zeigestock wieder in der Hand.
„Wie herum also ...", fragte Dr. Pauker und schnappte nach seiner rasanten Zusammenfassung der letzten acht Erdkundestunden erschöpft nach Luft, „wie herum dreht sich dieses Hoch?"
Die Spitze des Zeigestocks zitterte, als Bibi sie zu dem dicken, fetten H inmitten des Eidotters führte. Es gab nur zwei Möglichkeiten, wie herum sich das Hoch drehen konnte: links herum und rechts herum. Die Chancen standen also fiftyfifty. Vielleicht erwischte sie mit ein bisschen Glück die richtige Richtung!
Sie ließ die Spitze weiter nach oben wandern. „Hoch hinauf", dachte sie. Schließlich handelte es sich um ein Hoch. Und dann beschrieb sie mit dem Zeigestock einen Bogen nach links.
Dr. Pauker erstarrte. Fassungslos folgte er mit dem Blick der Spitze des Zeigestocks, als würde Bibi etwas Ungeheuerliches tun. Schließlich brachte er mit tonloser Stimme hervor: „Wie willst du den Erdkundetest am Montag bestehen, wenn du nicht einmal weißt, dass sich ein Hochdruckgebiet im Uhrzeigersinn dreht?"
Bibi zuckte zusammen. Den Erdkundetest hatte sie ganz vergessen. Das heißt, nicht wirklich vergessen, aber sie hatte sich immer wieder gesagt, dass bis dahin noch eine Menge Zeit war. Nun war von der Menge Zeit nicht mehr viel übrig. Heute war Freitag. Noch drei Tage bis zum Test.
„Ich empfehle dir dringend, Nachhilfe zu nehmen", riet Dr. Pauker. „Vielleicht ist Professor Hagelkorn ja so nett, dir einen kleinen Crashkurs zu geben."
„Bei dem schönen Wetter?", rief Bibi entsetzt. Eigentlich hatte sie vorgehabt, am Samstag ein paar Flugübungen auf ihrem Besen Kartoffelbrei zu machen. Und am Sonntag war das große Stadtfest, das sie auf keinen Fall verpassen wollte.
„Dann weißt du wenigstens, warum wir so schönes Wetter haben", erwiderte Dr. Pauker ungerührt.
Es klingelte, und alle packten ihre Sachen zusammen. Bibi stand noch immer hilflos mit dem Zeigestock in der Hand vor der Wetterkarte.
Florian bahnte sich einen Weg durch die Menge. „Ich finde, das ist eine super Idee", redete er Bibi gut zu. „Die Wetterstation ist spannend, und Professor Hagelkorn ist wirklich nett!"
Dass Professor Hagelkorn nett war, wusste Bibi selber, schließlich war sie ihm und seinem niedlichen Wetterfrosch namens Fröschli früher schon einmal begegnet. Das änderte aber nichts daran, dass sie an der Wetterstation überhaupt nichts spannend finden konnte. Nur jemand wie Florian geriet in Hochstimmung, wenn er ein ganzes Wochenende zwischen Messgeräten verbringen konnte. Bibis Laune sank bei dem Gedanken tief in den Keller.
Nein, den Test würde sie schon irgendwie schaffen, dachte sie. Auf gar keinen Fall würde sie sich das Wochenende auf der Wetterstation vermiesen lassen!
© 2012 SchneiderBuch verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH © 2012 KIDDINX Studios GmbH, Berlin, Lizenz durch KIDDINX Media GmbH, Lahnstraße
Die Linien auf der Landkarte erinnerten Bibi an ein Spiegelei: in der Mitte ein kreisrunder Eidotter und ringsherum, mit einigen Ausbuchtungen am Rand, das Eiweiß. Es waren allerdings nur Linien ohne Farbe dazwischen. Und in dem Eidotter stand ein dickes, fettes H.
Was das H dort zu suchen hatte, war Bibi schleierhaft. Überhaupt verstand sie nicht, was das Ganze bedeuten sollte.
Ja, natürlich, abgesehen von den Linien war das eine ganz normale Karte von Neustadt und Umgebung. Sie stammte aus der Wetterstation. Professor Hagelkorn hatte sie Bibis Klasse zur Verfügung gestellt, dankenswerterweise, wie ihr Erdkundelehrer Dr. Pauker immer wieder betonte. Rechts waren die Finsterberge. Weiter links, der kleine rote Fleck, das war Gersthof, der Ort, in dem Bibi wohnte. Und noch weiter links, der große rote Fleck, das war Neustadt.
Soweit verstand Bibi die Karte. Wenn da nur nicht diese seltsamen Linien gewesen wären, die sich durch die Landschaft schlängelten: Die innere umschloss ein paar Gipfel der Finsterberge, während die äußere bis nach Neustadt reichte. Und auf dieser Linie fuhr Dr. Pauker nun immer wieder mit dem Zeigestock im Kreis herum.
„Antizyklonal!", rief er gerade, und Bibi fragte sich verwirrt, ob es eine neue Zahnpasta war, von der er da sprach. „Der Wind umströmt ein Hochdruckgebiet immer antizyklonal, auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn, auf der Südhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn."
„Uhrzeigersinn", wiederholte Bibi murmelnd, „was für ein komisches Wort." Sie konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was ein Uhrzeiger für einen Sinn haben sollte. „Uhrzeigerunsinn", grummelte sie in sich hinein, während Dr. Pauker den Zeigestock nun andersherum kreisen ließ.
„Ein Tiefdruckgebiet hingegen", fuhr er mit so heftigen Bewegungen fort, dass ihm sein großes
Brillengestell auf der Nase verrutschte, Wind zyklonal! Zyklonal! Haben das der „ein Tiefdruckgebiet umströmt alle verstanden?"
Zu ihrem Entsetzen sah Bibi, dass ihre Mitschüler nickten. Sollte sie etwa die Einzige sein, die von der ganzen Sache keinen blassen Schimmer hatte? Dass Florian das alles verstand, wunderte sie nicht. Er war schließlich ein As in Naturwissenschaften. Doch auch Marita wiegte wissend ihren Kopf hin und her, und Moni machte sich eifrig Notizen. „Zyklonal", schrieb sie gerade und unterstrich das Wort zweimal mit dem Lineal. Daneben schrieb sie: „Im Gegensatz zu antizyklonal".
Wieder musste Bibi an Zahnpasta denken: Morgens Zyklonal, abends Antizyklonal. Aber was hatte das mit Erdkunde zu tun?
Sie seufzte. Seitdem die Klasse mit Meteorologie angefangen hatte, verstand sie nur noch Bahnhof. Dabei war sie in Erdkunde sonst gar nicht schlecht. Als es um die Vegetation in den Finsterbergen gegangen war, hatte sie für ihren Vortrag über Bergkräuter eine glatte Eins bekommen.
Das war immer so, wenn ein Thema etwas mit Hexen zu tun hatte. Mit Kräutern konnte man schließlich Hextränke zubereiten. Aber die Meteorologie? Wozu war die gut? Wetter war etwas ganz und gar Unhexisches. Über Wetter unterhielten sich die Nachbarn in Gersthof. Aber Tante Mania, ihre Lehrerin im Hexder einmal einen Hexenschuss beschert wenn die nasskalte Witterung ihr wieunterricht, verlor darüber nur ein Wort, hatte.
Das Thema Wetter war bei Hexen eher tabu. Zumindest in der Hinsicht, dass man das Wetter nicht durch Hexerei verändern durfte. Der Hexenehrenkodex verlangte von den Hexen, dass sie den Lauf der Natur als gegeben akzeptierten. Und etwas, das man nicht verhexen durfte, war für Hexen uninteressant. Da ging es Bibi nicht anders. Auch wenn sie zur Schule ging wie jedes normale Kind auch, war und blieb sie eine Hexe.
Auf einmal bemerkte sie, dass es ganz still in der Klasse geworden war und Dr. Pauker sie erwartungsvoll ansah.
„Soll ich irgendwas machen?", flüsterte sie ihrer Tischnachbarin Marita zu.
„Du sollst nach vorn gehen und die aktuelle Wetterlage erklären", zischte Marita zurück.
Bibi sah sie ungläubig an. Die Wetterlage erklären? Wie sollte sie das denn machen? Mit dem Zeigestock etwa, den ihr Dr. Pauker entgegenhielt?
Sie stand auf. Mit einem Mal wurden ihre Knie weich, und das Blut schoss ihr ins Gesicht.
„Du schaffst das schon", raunte Marita ihr noch aufmunternd zu.
„Die hat gut reden!", dachte Bibi. In ihren Ohren rauschte es, und als Dr. Pauker ihr den Stock in die Hand drückte, begann sich alles vor ihren Augen zu drehen. Von Nahem sahen die Linien auf der Karte noch verworrener aus. Die Eidotter schienen sich vermehrt zu haben, und da waren ganz viele neue dicke, fette Hs, die von den Linien umschlungen wurden.
Bibi sah sich hilfesuchend in der Klasse um, doch die einzige Unterstützung, die sie bekam, war ein freundliches Zwinkern von Florian. Bibi blickte zum Fenster hinüber.
„Die Wetterlage", dachte sie, und Verzweiflung machte sich in ihr breit. Die Wetterlage ... Wie war die? Sonnig war es draußen, und das schon seit Wochen.
„Der Himmel ist blau, und die Sonne scheint", sagte sie schließlich mit belegter Stimme.
„Nun", erwiderte Dr. Pauker, „das ist uns hinlänglich bekannt. Aber du wirst uns jetzt erklären, warum das so ist und warum es sich in den nächsten Tagen nicht ändern wird."
Bibi klappte die Kinnlade herunter. Verlangte ihr Lehrer auf einmal von ihr, dass sie hellsehen sollte?
Da sah sie, dass ihre Freundin Moni stumm mit ihren Lippen Wörter formte. Was wollte sie ihr sagen? „Bazar"? „Na klar"? „Das Haar"? - Bibi: „Das H". Moni meinte das H auf der Karte!
Nein, jetzt begriff „Das ... das hat mit dem H zu tun", stammelte Bibi.
Immerhin lächelte Dr. Pauker mild, bevor er fragte: „Und was genau soll uns das H sagen?"
Ja, das war das Problem, dachte Bibi. Sie wusste es nicht. Doch da formte Moni schon wieder ein neues Wort: „hoch".
„Das H ... das sagt uns ...", begann Bibi zögernd. Dann sprudelte es aus ihr heraus: „Dass es da hoch hergeht. Ich meine, die Finsterberge sind ziemlich hoch. Und die Laune der Leute steigt, weil das Wetter so schön ist. Ganz hoch steigt die Laune. Und ..."
Die Schüler konnten ein Kichern nicht mehr unterdrücken. Dr. Paukers Miene verfinsterte sich. Mit einer unwirschen Handbewegung bedeutete er den Schülern, ruhig zu sein, und holte einmal tief Luft.
„Soll das heißen, dass du nach all den Unterrichtstunden immer noch nicht weißt, was ein Hoch und was ein Tief ist?", donnerte er.
„Die ganzen letzten Stunden waren ein einziges Tief", dachte Bibi, sagte es aber nicht laut. Stattdessen nuschelte sie: „Nicht so ganz ... Vielleicht erklären Sie noch mal ..."
Und Dr. Pauker erklärte. Vor Bibis Nase fuhr er mit dem Zeigestock in immer neuen Kreisbewegungen über die Karte. Die Worte „tiefer und hoher Luftdruck" flogen Bibi um die Ohren, dann „Zyklone" und „Antizyklone", „im und gegen den Uhrzeigersinn" und „zyklonal" und „antizyklonal". Alles wirbelte vor Bibis Augen durcheinander, und dann, ehe sie sichs versah, hatte sie den Zeigestock wieder in der Hand.
„Wie herum also ...", fragte Dr. Pauker und schnappte nach seiner rasanten Zusammenfassung der letzten acht Erdkundestunden erschöpft nach Luft, „wie herum dreht sich dieses Hoch?"
Die Spitze des Zeigestocks zitterte, als Bibi sie zu dem dicken, fetten H inmitten des Eidotters führte. Es gab nur zwei Möglichkeiten, wie herum sich das Hoch drehen konnte: links herum und rechts herum. Die Chancen standen also fiftyfifty. Vielleicht erwischte sie mit ein bisschen Glück die richtige Richtung!
Sie ließ die Spitze weiter nach oben wandern. „Hoch hinauf", dachte sie. Schließlich handelte es sich um ein Hoch. Und dann beschrieb sie mit dem Zeigestock einen Bogen nach links.
Dr. Pauker erstarrte. Fassungslos folgte er mit dem Blick der Spitze des Zeigestocks, als würde Bibi etwas Ungeheuerliches tun. Schließlich brachte er mit tonloser Stimme hervor: „Wie willst du den Erdkundetest am Montag bestehen, wenn du nicht einmal weißt, dass sich ein Hochdruckgebiet im Uhrzeigersinn dreht?"
Bibi zuckte zusammen. Den Erdkundetest hatte sie ganz vergessen. Das heißt, nicht wirklich vergessen, aber sie hatte sich immer wieder gesagt, dass bis dahin noch eine Menge Zeit war. Nun war von der Menge Zeit nicht mehr viel übrig. Heute war Freitag. Noch drei Tage bis zum Test.
„Ich empfehle dir dringend, Nachhilfe zu nehmen", riet Dr. Pauker. „Vielleicht ist Professor Hagelkorn ja so nett, dir einen kleinen Crashkurs zu geben."
„Bei dem schönen Wetter?", rief Bibi entsetzt. Eigentlich hatte sie vorgehabt, am Samstag ein paar Flugübungen auf ihrem Besen Kartoffelbrei zu machen. Und am Sonntag war das große Stadtfest, das sie auf keinen Fall verpassen wollte.
„Dann weißt du wenigstens, warum wir so schönes Wetter haben", erwiderte Dr. Pauker ungerührt.
Es klingelte, und alle packten ihre Sachen zusammen. Bibi stand noch immer hilflos mit dem Zeigestock in der Hand vor der Wetterkarte.
Florian bahnte sich einen Weg durch die Menge. „Ich finde, das ist eine super Idee", redete er Bibi gut zu. „Die Wetterstation ist spannend, und Professor Hagelkorn ist wirklich nett!"
Dass Professor Hagelkorn nett war, wusste Bibi selber, schließlich war sie ihm und seinem niedlichen Wetterfrosch namens Fröschli früher schon einmal begegnet. Das änderte aber nichts daran, dass sie an der Wetterstation überhaupt nichts spannend finden konnte. Nur jemand wie Florian geriet in Hochstimmung, wenn er ein ganzes Wochenende zwischen Messgeräten verbringen konnte. Bibis Laune sank bei dem Gedanken tief in den Keller.
Nein, den Test würde sie schon irgendwie schaffen, dachte sie. Auf gar keinen Fall würde sie sich das Wochenende auf der Wetterstation vermiesen lassen!
© 2012 SchneiderBuch verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH © 2012 KIDDINX Studios GmbH, Berlin, Lizenz durch KIDDINX Media GmbH, Lahnstraße
... weniger
Autoren-Porträt von Vincent Andreas
Vincent Andreas lebt als freier Autor und Regisseur in Berlin. Neben Erzählungen, Film- und Hörspieldrehbüchern für Erwachsene schreibt er Kinder- und Jugendliteratur.
Bibliographische Angaben
- Autor: Vincent Andreas
- Altersempfehlung: 9 - 11 Jahre
- 2012, 184 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 13,8 x 21,6 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Schneiderbuch
- ISBN-10: 3505130230
- ISBN-13: 9783505130236
Kommentar zu "Die Gewitterhexe / Bibi Blocksberg Sonderband Bd.7"
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Die Gewitterhexe / Bibi Blocksberg Sonderband Bd.7".
Kommentar verfassen