Die Insel
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Ein nervenzerreißendes Katz-und-Maus-Spiel von Richard Laymon, einem der meistverkauften Horror- und Thriller-Autoren unserer Zeit.
Ein nervenzerreißendes Katz-und-Maus-Spiel von Richard Laymon, einem der meistverkauften Horror- und Thriller-Autoren unserer Zeit.
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Die Insel vonRichard Laymon
leseprobe
Das Tagebuch von
Rupert Conway,
Schiffbrüchiger
Heute ist die Jacht explodiert.
Zum Glück waren wir gerade an Landund haben ein
Picknick gemacht, sonst wären wirwohl alle mit in die Luft
geflogen. So hat es nur Prince Wesleyerwischt.
Eigentlich war er überhaupt keinPrinz, sondern ein Riesenarschloch.
Entschuldigung, ich weiß ja, dassman über
Tote nichts Schlechtes sagen soll,aber er ist mir nun
mal fürchterlich auf den Sackgegangen. Übrigens bin ich
mir ziemlich sicher, dass er dieExplosion verursacht hat.
Wahrscheinlich hat er sich zurfalschen Zeit am falschen
Ort eine seiner Zigarettenangezündet.
Kabumm!
Jetzt fressen ihn die Fische.
Natürlich tut es mir Leid, dass ertot ist, aber das ändert
nichts daran, dass er einerbärmlicher, arroganter Widerling
war. Wer trägt schon als erwachsenerMensch (ich
würde mal sagen, dass er mindestensfünfunddreißig war)
noch diese albernen weißenSeglermützen? Und dann
hatte er ständig eineZigarettenspitze aus Elfenbein im
Mund, in der er sich alle paarMinuten eine Marlboro anzündete.
Ach ja, ein Seidentuch hatte er auchund einen
Blazer, und wenn die Sonne schien,setzte er sich eine von
diesen extradunklenFliegersonnenbrillen auf.
Ja, so war Prince Wesley. Jetzt ister tot, und deshalb
werde ich nicht weiter über ihnlästern. Sein wirklicher
Name, falls das jemandeninteressiert, war übrigens Wesley
Duncan BeavertonIII. Gestorben am heutigen 1. April
1994, und das ist kein Aprilscherz,zumal wir gleichzeitig
Karfreitag haben. Gibt es einenbesseren Tag, um zu sterben?
Wesley hinterlässt seine FrauThelma, die eigentlich froh
sein sollte, dass sie ihn los ist,und trotzdem einen auf trauernde
Witwe macht.
Kinder hatten die beiden keine, aberschließlich waren
sie gerade mal ein Jahr langverheiratet.
Ich persönlich bin davon überzeugt,dass er sie nur wegen
ihres Geldes geheiratet hat.
Jedenfalls nicht wegen ihres gutenAussehens. Was das
anbetrifft, ist es in ihrer Familiesehr ungerecht verteilt:
Ihre Schwester Kimberly hat alles,und Thelma hat nichts.
Kimberly ist ungefähr 25 und siehteinfach umwerfend
aus. Mit so einer heißen Brautwollte ich immer schon auf
einer einsamen Insel stranden. Wow! Was für ein Glück!
Nützen wird es mir freilich nichts.Nicht nur, dass ich
ein paar Jahre jünger bin als sie,Kimberly ist zu allem
Überfluss auch noch verheiratet, undihr Mann, Keith, ist
einer von diesen unglaublich gutaussehenden, blitzgescheiten
und charakterstarken Typen, dienormale Jungs
wie einen Irrtum der Evolutionaussehen lassen. Eine
Frau, die einen solchen Mann hat,gibt sich nicht mit dem
Bürschchen ab, das ihreHalbschwester Connie auf diesen
Osterausflug mitgenommen hat. Wenner nicht zu nett dafür
wäre, würde ich Keith hassen.
Das dritte männliche Wesen auf derInsel ist Andrew
(auf keinen Fall Andy) Collins, deralte Herr der drei Mädchen.
Nachdem seine erste Frau, die Muttervon Thelma
und Kimberly, bei einem Skiunfall amLake Tahoe ums Le-
ben gekommen war, hatte er Billie geheiratet, die ihm ein
paar Jahre später seine dritteTochter Connie geboren hat.
Den Bootsausflug auf die Bahamashatten die Töchter
und die Schwiegersöhne Andrew und Billie zum zwanzigsten
Hochzeitstag geschenkt. Wesley warextra eine Woche
zuvor nach Nassau geflogen, um dieHotels zu buchen und
die Motorjacht zu chartern. Andrew,der wohl so um die
Mitte fünfzig sein dürfte, ist einpensionierter Marineoffizier,
der mit Beteiligungen an Ölfirmendas große Geld gemacht
hat. Er ist eigentlich ganz inOrdnung, und wenn
man auf einer einsamen Inselstrandet, ist es bestimmt
nicht verkehrt, einen wie ihn dabeizu haben. Er ist grundehrlich,
intelligent und belastbar. Unddafür, dass er garantiert
der Meinung ist, ich würde es seinerjüngsten Tochter
»besorgen«, behandelt er michziemlich fair.
Connies Mutter Billieist nur ein paar Jahre älter als
Thelma und sieht klasse aus. Nichtso gut wie Kimberly,
aber bei weitem besser als Thelma.Eigentlich könnte auch
sie eine von Andrews Töchtern sein,und wenn man sie und
Connie so ansieht, hält man sie eherfür Schwestern als für
Mutter und Tochter. Sie tragen beideihr Haar kurz geschnitten
und sind am ganzen Körper tiefgebräunt. Connie
ist zwar etwas größer als ihreMutter, aber dafür hat
diese eine viel größere Oberweiteund rundere Hüften und
sieht natürlich im Gesicht ein wenigreifer aus, was mir
persönlich sehr gut gefällt. Ehrlichgesagt finde ich Billie
nicht nur in dieser Hinsicht einganzes Stück attraktiver als
ihre Tochter.
(Mir fällt gerade ein, dass diesesTagebuch den anderen
möglichst nicht in die Hände fallensollte. Schon mit diesen
ersten Seiten hier könnte ich mireine Menge Ärger
einhandeln.)
Ach ja: Ich habe vor, alles, wasnach unserem Schiffbruch
passiert, genauestens aufzuschreibenund es später
als Basis für einen »wahren«Abenteuerroman zu verwenden.
So betrachtet wäre es natürlich vonVorteil, wenn wir
nicht allzu schnell gerettet würden.Nur wenn wir länger
hier auf dieser Insel bleiben,besteht die Hoffnung, dass
sich ein paar dramatische Szenenabspielen. Eigentlich
habe ich mein Notizbuch ja nurdeshalb mit an Land gebracht,
um an einer Kurzgeschichte zuarbeiten. Ich will
nämlich gerne den Schreibwettbewerbauf dem College gewinnen.
Daran sieht man, was für einOptimist ich doch
bin! Wer weiß, ob wir jemals wiedervon dieser Insel kommen.
Möglicherweise kann ich nicht nurden Schreibwettbewerb
vergessen, sondern auch alles andere.
Aber jetzt höre ich mit derSchwarzmalerei auf, sonst
werde ich noch depressiv. ()
© Heyne Verlag
Übersetzung: Thomas A. Merk
- Autor: Richard Laymon
- 2006, Deutsche Erstausgabe, 576 Seiten, 1 Schwarz-Weiß-Abbildungen, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Thomas A. Merk
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453675118
- ISBN-13: 9783453675117
4.5 von 5 Sternen
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