Die Liebenden von Leningrad
An einem Sommertag 1941 begegnet Tatiana dem jungen Offizier Alexander, der Liebe ihres Lebens.
Doch Alexander hütet ein Geheimnis, das so lebensgefährlich ist wie der Krieg, der vor den Toren Leningrads steht.
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An einem Sommertag 1941 begegnet Tatiana dem jungen Offizier Alexander, der Liebe ihres Lebens.
Doch Alexander hütet ein Geheimnis, das so lebensgefährlich ist wie der Krieg, der vor den Toren Leningrads steht.
An einem warmen Sommertag 1941 begegnet Tatiana dem jungen Offizier Alexander, der Liebe ihres Lebens. Doch Alexander hütet ein Geheimnis, das so lebensgefährlich ist wie der Krieg, der vor den Toren Leningrads steht. Werden sie jemals ihre Gefühle füreinander zeigen können?
"Doktor Schiwago" und "Vom Winde verweht" in einem Buch!
Die Liebenden vonLeningrad von Paullina Simons
LESEPROBE
DAS MARSFELD
Die Morgensonne schien durch das Fenster und machte das Zimmerhell.
Tatiana Metanowa schlief den Schlaf derUnschuldigen, den rastlos
frohen Schlaf der warmen, weißen Juninächte in Leningrad, die vom
Duft des Jasmins erfüllt waren. Vor allem jedoch schlief sie dentiefen
Schlaf sorgloser Jugend. Jetzt allerdings bewegte sie sich.
Als ein Sonnenstrahl über das Fußende von Tatianas Bett glitt, zog
sie sich die Decke über den Kopf. Die Zimmertür wurde geöffnet und
sie hörte die Dielen knarren. Ihre Schwester Daschakam herein.
Daria, Dascha, Daschenka,Daschka.
Tatiana liebte sie über alles.
In diesem Augenblick jedoch hätte sie Daschaam liebsten verwünscht.
Dascha versuchtenämlich, sie aufzuwecken, und leider gelang ihr das
auch. Mit ihren kräftigen Händen schüttelte sie Tatiana heftig und
zischte: »Psst! Tania! Wach auf. Wach auf!«
Tatiana stöhnte. Dascha zog ihr dieDecke weg.
Nie war der Altersunterschied von sieben Jahren offensichtlicherals
in diesem Moment, da Tatiana schlafen wollte und Dascha ...
»Hör auf«, murrte Tatiana und angelte vergeblich nach ihrer Decke.
»Siehst du nicht, dass ich schlafe? Du bist schließlich nichtmeine
Mutter.«
Erneut öffnete sich die Tür. Auch diesmal knackten die Dielen. Das
»war« ihre Mutter. »Tania? Bist du wach? Steh sofort auf!« ImUnterschied
zu Daschas Stimme war an der Stimmeihrer Mutter nichts Harmonisches.
An Irina Metanowa gab es überhauptnichts Weiches. Sie war klein,
resolut und sprudelte schier über vor Energie. Sie trug einKopftuch,
um ihre Haare aus der Stirn zu halten, und sie hatte in ihremblauen
Sommerkittel offenbar schon auf den Knien gelegen, um dasGemeinschaftsbadezimmer
zu putzen. Für sie hatte der Sonntag mit Arbeit begonnen.
»Was ist, Mama?«, fragte Tatiana, ohne den Kopf zu heben. Daschas Haare
kitzelten sie am Rücken. Sie hatte eine Hand auf Tatianas Beingelegt
und beugte sich über ihre Schwester, um ihr einen Kuss zu geben.Zärtlichkeit
stieg in Tatiana auf, aber bevor Daschaetwas sagen konnte, ertönte
Mamas raue Stimme. »Steh rasch auf. In ein paar Minuten gibt es im
Radio eine wichtige Ankündigung.«
Tatiana flüsterte Dascha zu: »Wo warstdu heute Nacht? Du bist erst
im Morgengrauen nach Hause gekommen.« »Kann ich etwas dafür, dass
das Morgengrauen schon um Mitternacht begann?«, wisperte Dascha augenzwinkernd.
»Ich bin ganz brav um Mitternacht nach Hause gekommen.« Siegrinste.
»Ihr habt alle schon geschlafen.«
»Um drei hat es gedämmert, und da warst du noch nicht zu Hause.«
Dascha schwieg. »Ichwerde Papa sagen, dass ich nicht mehr über den
Fluss gekommen bin, als sie um drei die Brücke hochgezogen haben.«
»Ja, tu das. Und dann erklär ihm, was du um drei Uhr morgens aufder
anderen Seite des Flusses getan hast.« Tatiana drehte sich um.
Dascha sah heute Morgenbezaubernd aus. Sie hatte lockige dunkelbraune
Haare und ein lebhaftes, rundes Gesicht mit dunklen Augen, indenen
sich ihre Gefühle widerspiegelten. Im Moment zeugten sie vonfröhlicher
Erschöpfung. Auch Tatiana war erschöpft - allerdings nicht sofröhlich
wie ihre Schwester. Sie hätte gern weitergeschlafen.
Sie warf ihrer Mutter, die einen angespannten Eindruck machte,einen
Blick zu. »Was für eine Ankündigung?« Ihre Mutter nahm dasBettzeug
vom Sofa. »Mama! Um was für eine Ankündigung geht es denn?«,wiederholte
Tatiana.
»In ein paar Minuten gibt die Regierung etwas bekannt. Mehr weißich
nicht«, erwiderte ihre Mutter kopfschüttelnd, als wolle sie sagen:
»Was ist denn daran nicht zu verstehen«?
Tatiana rieb sich die Augen. Ankündigung ... Es war ein seltenesEreignis,
wenn die Musik einmal von einer Regierungsnachricht unterbrochenwurde.
»Vielleicht sind wir ja wieder in Finnland einmarschiert.«»Still«,
wies Mama sie zurecht.
»Oder vielleicht sind sie bei »uns« einmarschiert. Seit die Finnen
letztes Jahr ihre Grenze opfern mussten, wollen sie sieschließlich
zurückhaben.«
»Wir sind da nicht einmarschiert«, sagte Dascha.»Letztes Jahr haben
wir uns »unser« Stück Land zurückgeholt, das wir im Großen Kriegverloren
haben. Und du solltest aufhören, die Gespräche der Erwachsenen zu
belauschen.« »Wir haben kein Land verloren«, erwiderte Tatiana.»Genösse
Lenin hat es freiwillig und wissentlich weggegeben. Das zähltnicht.«
»Tania, wir befinden uns nicht im Krieg mit Finnland. Und jetztsteh
auf.«
Aber Tatiana stand nicht auf. »Dann Lettland oder Litauen?Weißrussland?
Haben wir uns die nach dem Hitler-Stalin-Pakt nicht auchangeeignet?«
»Tatiana Georgiewna! Hör auf!«
Immer wenn die Mutter Tatiana klar machen wollte, dass mit ihrnicht
zu spaßen war, nannte sie ihre Tochter beim Vor- und Nachnamen.
Tatiana tat ganz ernst. »Was gibt es denn sonst noch? Die Hälftevon
Polen haben wir doch schon.«
»Ich sagte, hör auf!«, rief Mama aus. »Genug geplappert! Stehendlich
auf. Daria Georgiewna, hol deineSchwester aus dem Bett!«
Dascha rührte sichnicht. Murrend verließ Mama das Zimmer.
Dascha drehte sichrasch zu Tatiana um und flüsterte verschwörerisch:
»Ich muss dir etwas erzählen.« »Etwas Schönes?« Tatianas Neugierwar
erwacht. Dascha erzählte für gewöhnlichkaum etwas von ihrem Erwachsenenleben.
Tatiana setzte sich auf.
»Etwas Großartiges!«, erwiderte Dascha.»Ich habe mich verliebt.«
Tatiana verdrehte die Augen und ließ sich zurück aufs Bett fallen.
Dascha warf sich aufsie. »Es ist ernst, Tania.« »Ja, ja, schon gut.
Hast du ihn gestern kennen gelernt, als die Brücken schonhochgezogen
waren?« Sie lächelte. »Gestern haben wir uns zum dritten Malgesehen.«
Kopfschüttelnd blickte Tatiana Daschaan, deren Freude ansteckend
wirkte. »Kannst du bitte von mir runtergehen?« »Nein, kann ichnicht«,
erwiderte Dascha und kitzelte sie. »Erstwenn du sagst: »Ich bin glücklich,
Dascha<.« »Warumsollte ich das sagen?«, rief Tatiana lachend aus.
»Ich bin gar nicht glücklich. Hör auf damit! Warum sollte ichglücklich
sein? »Ich bin doch nicht verliebt». Lass es sein!« Mama kam miteinem
Tablett zurück ins Zimmer, auf dem sechs Tassen und ein silberner
Samowar standen. »Ihr zwei hört jetzt sofort auf! Schluss! »
© Heyne Verlag
Übersetzung: Margarethe van Pée
- Autor: Paullina Simons
- 2009, 6. Aufl., 750 Seiten, Maße: 12 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Pée, Margarethe van
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453873394
- ISBN-13: 9783453873391
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