Die MacKades
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Zwischen Sehnsucht und Verlangen von Nora Roberts
LESEPROBE
Der schlimmeJunge war zurückgekehrt. Die Gerüchteküche in Antietambrodelte. Was schließlich serviert wurde, war eine dicke Brühe, scharf gewürztmit Skandalen, Sex und süßen Geheimnissen. Rafe MacKade war nach zehn Jahren wieder da.
Das bedeutete Ärger, davon waren einige Leute felsenfestüberzeugt. Ärger hing Rafe MacKadeam Hals wie einer Kuh die Glocke. Rafe MacKade, der keinem Streit aus dem Weg ging und der den Pick-up seines toten Daddys zu Schrott gefahren hatte, nochbevor er überhaupt im Besitz eines Führerscheins gewesen war.
Nun war er zurückgekommen und parkte seinen Superschlittenunverfroren wie immer direkt vor dem Büro des Sheriffs.
Sicher, die Zeiten hatten sich geändert. Seit fünf Jahrenwar sein Bruder Devin der Sheriff von Antietam, aber es hatte auch Zeiten gegeben - und diemeisten konnten sich noch gut daran erinnern -, in denen RafeMacKade selbst eine oder zwei Nächte in einer derZellen, die sich an der Rückseite des Gebäudes befanden, hatte verbringenmüssen.
Oh, er war attraktiv wie eh und je - zumindest war das dieuneingeschränkte Meinung der Frauen am Ort. Geradezu verteufelt gut sah er aus- ein Geschenk, das alle MacKades in die Wiegegelegt bekommen hatten.
Sein Haar war schwarz und dicht, die Augen, grün und hartwie die Jade der kleinen chinesischen Statuen, die in der Auslage desAntiquitätengeschäfts Past Times standen, funkeltenangriffslustig wie in alten Zeiten. Sie trugen nichts dazu bei, um dieses kantige,scharf geschnittene Gesicht mit der kleinen Narbe über dem linken Auge weichererscheinen zu lassen.
Wenn sich jedoch seine Mundwinkel zu einem Lächeln nach obenbogen, machte jedes Frauenherz einen Satz. Dieser Meinung war zumindest Sharilyn Fenniman von der amOrtseingang liegenden Tankstelle Gas and Go gewesen, als er sie angelächelthatte, während er ihr einen Zwanzigdollarschein für Benzin in die Hand drückte.Noch bevor er den Gang hatte einlegen können, war Sharilynzum Telefon gerast, um Rafes Rückkehr zu verkünden.
"Sharilyn hat natürlich sofortihre Mama angerufen." Während sie sprach, füllte Cassandra DolinRegan Kaffee nach. Es war Nachmittag, und in Eds Café war nicht viel los. Wahrscheinlich lag das an demSchnee, der in dicken Flocken vom Himmel fiel und die Straßen und Bürgersteigeim Nu weiß werden ließ. Cassie, die über Regans Tasse gebeugt stand, richtete sich vorsichtig aufund zwang sich, den schmerzhaften Stich, der sich an ihrer rechten Hüftebemerkbar gemacht hatte, zu ignorieren.
ReganBishop zauderte kurz, bevor sie den Löffel in ihrenEintopf eintauchte und lächelte. "Er stammt doch von hier, stimmts?"
Auch nach den drei Jahren, die sie nun schon hier lebte,verstand sie noch immer nicht, was die Leute am Kommen und Gehen ihrerMitmenschen so faszinierte. Irgendwie gefiel ihr die Anteilnahme und amüsiertesie auch, allerdings konnte sie das alles nicht so recht verstehen.
"Ja, sicher, aber er war doch so lange weg. Während derganzen Zeit ist er nur ein- oder zweimal hier gewesen, für ein oder zwei Tagein den letzten zehn Jahren." Während Cassiehinausschaute auf das Schneetreiben, überlegte sie, wo er wohl gewesen war, waser gemacht und erlebt hatte. Ja, und sie versuchte sich vorzustellen, wie eswoanders wohl sein mochte.
"Du siehst müde aus, Cassie",murmelte Regan.
"Hm? Ach, nein, ich träume nur gerade ein bisschen. Das hältmich aufrecht. Ich habe den Kindern gesagt, dass sie direkt von der Schulehierher kommen sollen, aber "
"Dann werden sie es bestimmt auch tun. Du hast großartigeKinder."
"Ja, das stimmt." Als sie lächelte, wich die Anspannung ausihren Augen, zumindest ein bisschen.
"Warum holst du dir nicht auch eine Tasse? Komm, setz dichdoch zu mir und trink einen Schluck." Mit einem raschen Blick durch das Caféhatte sich Regan davon überzeugt, dass der Momentgünstig war. Rechts hinten in der Nische saß ein Gast, der über seinem Kaffeeeingedöst zu sein schien, und das Pärchen am Tresen schien ebenfalls wunschlosglücklich. "Du bist ja im Augenblick mit Arbeit nicht gerade eingedeckt." Alssie sah, dass Cassie zögerte, zog sie kurzentschlossen die Trumpfkarte. "Ich bin doch so neugierig. Erzähl mir was über Rafe MacKade."
Cassiekaute, noch immer unentschlossen, auf ihrer Unterlippe herum. "Na gut",willigte sie schließlich ein. "Ed", rief sie, "ich mach jetzt Mittagspause,okay?"
Auf ihr Rufen hin kam eine hagere Frau in einer weißenSchürze, auf dem Kopf eine wirre rote Dauerwellenpracht, aus der Küche. "Allesklar, Honey." Ihre dunkle Stimme klang rau von den zwei Päckchen Zigaretten,die sie täglich konsumierte, und ihr sorgfältig geschminktes Gesicht glühte vonder Hitze, die der Herd, an dem sie arbeitete, ausstrahlte. "Hallo, Regan", sie grinste breit. "Sie haben Ihre Mittagspauseschon um fünfzehn Minuten überzogen."
"Ich lasse das Geschäft heute Nachmittag geschlossen", gab Regan zurück. Sie wusste, dass Edwina Crumpihre Öffnungszeiten immer wieder von neuem amüsierten. "Ich kann mir kaumvorstellen, dass die Leute bei diesem Wetter Lust haben, Antiquitäten zu kaufen."()
© Cora Verlag
Übersetzung: Emma Luxx
- Autor: Nora Roberts
- 2006, 316 Seiten, Maße: 12,5 x 18,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Amerikan. v. Emma Luxx
- Übersetzer: Emma Luxx
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 389941229X
- ISBN-13: 9783899412291
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