Die Schlacht um das Labyrinth / Percy Jackson Bd.4
Moderne Teenager, griechische Götter und nachtragende Monster - die Fantasy-Bestsellerserie ab 12 Jahren
Die Armee des Kronos wird immer stärker! Nun ist auch Camp Half-Blood nicht mehr vor ihr sicher, denn das magische Labyrinth des Dädalus hat einen geheimen Ausgang mitten im Camp. Nicht auszudenken, was passiert, wenn der Titan und seine...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Die Schlacht um das Labyrinth / Percy Jackson Bd.4 “
Die Armee des Kronos wird immer stärker! Nun ist auch Camp Half-Blood nicht mehr vor ihr sicher, denn das magische Labyrinth des Dädalus hat einen geheimen Ausgang mitten im Camp. Nicht auszudenken, was passiert, wenn der Titan und seine Verbündeten den Weg dorthin finden! Percy und seine Freunde müssen das unbedingt verhindern. Unerschrocken treten sie eine Reise ins Unbekannte an, hinunter in das unterirdische Labyrinth, das ständig seine Form verändert. Und hinter jeder Biegung lauern neue Gefahren ...
Ab 12 Jahren!
Ab 12 Jahren!
Klappentext zu „Die Schlacht um das Labyrinth / Percy Jackson Bd.4 “
Action, Witz und unterirdische Gefahren
Unterhalb des Camp Half-Blood liegt ein geheimes Labyrinth! Und seit Tagen träumt Percy von einer unheimlichen Bedrohung, die damit in Verbindung steht. Klar, dass Percy, Annabeth und Grover erkunden, was es damit auf sich hat. Doch das Labyrinth besteht nicht nur aus verwirrenden Gängen und Rätseln, sondern auch aus versteckten Fallen, dunklen Geheimnissen und blutrünstigen Kreaturen. Aber damit nicht genug: Der Titan Kronos und seine Verbündeten schmieden eine Verschwörung gegen die Götter des Olymp. Jetzt ist Multitasking angesagt. Percy muss die Intrigen stoppen und sich gleichzeitig den tödlichen Herausforderungen des Labyrinths stellen.
Die Jugendbuch-Bestsellerserie mit nachtragenden Ungeheuern und schrulligen Göttern
Als Percy Jackson erfährt, dass er ein Halbgott ist und es die Kreaturen aus der griechischen Mythologie wirklich gibt, verändert das alles. Von nun an stehen ihm und seinen Freunden allerlei Monster, göttliche Streitigkeiten und epische Quests bevor.
Gespickt mit Heldentum, Chaos und Freundschaft ist die sechsteilige Fantasy-Reihe rund um den Halbgott Percy Jackson inzwischen millionenfach verkauft. Der Mix aus Spannung, Witz und Mythologie begeistert Jung und Alt aus mehr als 40 Ländern und ist die bekannteste Serie von Rick Riordan.
___Griechische Götter in der Gegenwart: chaotisch-wilde Fantasy für junge Leser_innen ab 12 Jahren und für alle Fans der griechischen Mythologie___
Lese-Probe zu „Die Schlacht um das Labyrinth / Percy Jackson Bd.4 “
Percy Jackson - Die Schlacht um das Labyrinth von Rick Riordan ... mehr
Es war noch hell, als wir den Wald betraten, aber durch die Schatten der Bäume kam es mir vor wie Mitternacht. Außerdem war es kalt, obwohl Sommer war. Annabeth und ich fanden sofort Spuren - Fußstapfen von etwas, das sehr viele Beine hatte. Wir folgten diesen Spuren.
Wir sprangen über einen Bach und hörten in der Nähe einige Zweige knacken. Wir duckten uns hinter einen Findling, aber es waren nur die Stoll-Brüder, die fluchend durch den Wald stapften. Ihr Vater war zwar der Gott der Diebe, aber sie waren ungefähr so verstohlen wie Wasserbüffel.
Als die Stolls vorübergelaufen waren, gingen wir tiefer in den westlichen Wald, wo die Monster wilder waren. Wir standen auf einem Höhenkamm und sahen auf einen sumpfigen Tümpel, als Annabeth erstarrte. »Hier haben wir mit Suchen aufgehört.«
Ich brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, wovon sie redete. Im vergangenen Winter, als wir Nico di Angelo gesucht hatten, hatten wir an dieser Stelle die Hoffnung aufgegeben, ihn jemals zu finden. Grover, Annabeth und ich hatten auf diesen Felsen gestanden und ich hatte sie dazu überredet, Chiron die Wahrheit vorzuenthalten: dass Nico ein Sohn des Hades war. Damals war es mir richtig vorgekommen. Ich hatte seine Identität schützen wollen. Ich hatte der sein wollen, der ihn fand und wiedergutmachte, was Nicos Schwester widerfahren war. Jetzt, sechs Monate später, hatte ich ihn noch immer nicht gefunden. Und das hinterließ einen bitteren Geschmack in meinem Mund.
»Ich habe ihn heute Nacht gesehen.«
Annabeth runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
Ich erzählte ihr von der Iris-Nachricht. Danach starrte sie in die Schatten im Wald. »Er beschwört die Toten herauf? Das ist nicht gut.«
»Der Geist gibt ihm schlechte Ratschläge«, sagte ich. »Er hat ihm gesagt, dass er sich rächen soll.«
»Ja ... Geister sind niemals gute Berater. Sie haben ihre eigenen Beweggründe. Alten Groll. Und sie sind neidisch auf die Lebenden.«
»Er wird sich auf die Suche nach mir machen«, sagte ich. »Der Geist hat ein Labyrinth erwähnt.«
Sie nickte. »Damit ist die Sache entschieden. Wir müssen uns im Labyrinth umsehen.«
»Vielleicht«, sagte ich voller Unbehagen. »Aber wer hat die Iris- Nachricht geschickt? Wenn Nico nicht wusste, dass ich dort war ...« Im Wald zerbrach ein Zweig. Trockene Blätter raschelten. Etwas Großes bewegte sich zwischen den Bäumen, gleich unterhalb unseres Felsens.
»Das sind nicht die Stoll-Brüder«, flüsterte Annabeth. Wir zogen die Schwerter.
Wir erreichten Zeus' Faust, einen riesigen Haufen von Findlingen mitten im Westwald. Das war ein Treffpunkt, an dem sich die Campbewohner auf Jagdausflügen oft verabredeten, aber jetzt war niemand in der Nähe.
»Da drüben«, flüsterte Annabeth.
»Nein, warte«, sagte ich. »Hinter uns.«
Es war seltsam. Aus mehreren Richtungen schienen pfeifende Geräusche zu kommen. Wir umkreisten mit gezückten Schwertern die Findlinge, als dicht hinter uns jemand sagte: »Hallo.«
Wir fuhren herum und die Baumnymphe Wacholder stieß einen Jammerlaut aus.
»Runter damit«, verlangte sie. »Dryaden mögen keine scharfen Klingen, okay?«
»Wacholder«, Annabeth atmete auf. »Was machst du denn hier?«
»Ich lebe hier.«
Ich ließ mein Schwert sinken. »Zwischen den Findlingen?«
Sie zeigte auf den Rand der Lichtung. »Im Wacholder, Mensch.«
Das klang überzeugend und ich kam mir ziemlich blöd vor. Ich hatte nun schon seit Jahren mit Dryaden zu tun, aber ich hatte noch nie viel mit ihnen geredet. Ich wusste, dass sie sich nicht sehr weit von dem Baum entfernen konnten, der ihre Lebensquelle war. Aber viel mehr wusste ich nicht.
»Habt ihr einen Moment Zeit?«, fragte Wacholder.
»Na ja«, sagte ich. »Wir stecken gerade mitten in einem Spiel mit einer Bande von Monstern und wir versuchen, nicht zu sterben.«
»Klar haben wir Zeit«, sagte Annabeth. »Was ist los, Wacholder?«
Wacholder schniefte. Sie wischte sich die Augen mit ihrem Seidenärmel. »Es geht um Grover. Er wirkt so verzweifelt. Er sucht Pan jetzt schon das ganze Jahr. Und jedes Mal, wenn er zurückkommt, ist es schlimmer. Ich dachte zuerst, dass er vielleicht einen anderen Baum hat.«
»Nein«, sagte Annabeth, als Wacholder in Tränen ausbrach. »Ich bin sicher, dass das nicht stimmt.«
»Er war einmal in einen Blaubeerstrauch verknallt«, sagte Wacholder verzweifelt.
»Wacholder«, sagte Annabeth. »Grover würde einen anderen Baum nicht einmal ansehen. Er macht sich nur solche Sorgen wegen seiner Sucherzulassung.«
»Er kann nicht unter die Erde gehen«, rief Wacholder. »Das dürft ihr nicht zulassen!«
Annabeth schien sich gar nicht wohl in ihrer Haut zu fühlen. »Vielleicht ist das der einzige Weg, wie wir ihm helfen können. Wenn wir nur wüssten, wo wir anfangen sollen.«
»Ach.« Wacholder wischte sich eine grüne Träne von der Wange. »Was das angeht ...«
Abermals war aus dem Wald ein Rascheln zu hören, und Wacholder rief: »Versteckt euch!«
Noch ehe ich fragen konnte, warum, löste sie sich mit einem Puff in grünen Nebel auf.
Annabeth und ich fuhren herum. Aus dem Wald kam ein glitzerndes bernsteinfarbenes Insekt, drei Meter lang, mit gezackten Greifzangen, einem gepanzerten Schwanz und einem Stachel so lang wie mein Schwert: ein Skorpion. Auf seinen Rücken war ein rotes Seidenpaket gebunden.
»Einer von uns muss hinter ihn«, sagte Annabeth, als das Ding auf uns zugeklirrt kam. »Und ihm den Schwanz abschneiden, während der andere ihn vorne ablenkt.«
»Alles klar«, sagte ich. »Ich komme von vorn. Du hast die Tarnkappe.« Sie nickte. Wir hatten schon so oft zusammen gekämpft, dass wir unsere Tricks und Kniffe kannten. Wir konnten das hier leicht schaffen. Aber dann tauchten die beiden anderen Skorpione aus dem Wald auf.
»Drei?«, fragte Annabeth. »Das ist unmöglich. Im ganzen Wald sind Leute, und die Hälfte der Monster hat es auf uns abgesehen?«
Ich schluckte. Mit einem konnten wir fertigwerden. Mit etwas Glück auch mit zweien. Aber drei? Wohl kaum.
Die Skorpione kamen auf uns zu und schwenkten ihre gepanzerten Schwänze, als ob sie uns sofort umbringen wollten. Annabeth und ich pressten unsere Rücken gegen den nächstgelegenen Findling.
»Klettern?«, fragte ich.
»Keine Zeit«, sagte sie.
Sie hatte Recht. Die Skorpione umzingelten uns schon. Sie waren so nahe, dass ich sehen konnte, wie ihre widerlichen Mäuler schäumten, in der Vorfreude auf eine schöne saftige Mahlzeit aus Halbgöttern.
»Vorsicht!« Annabeth wehrte mit flacher Klinge einen Stachel ab. Ich stieß mit Springflut zu, aber der Skorpion sprang außer Reichweite. Wir bewegten uns seitwärts am Findling entlang, aber die Skorpione folgten uns. Ich schlug nach einem anderen, aber es half nichts: Wenn ich auf den Rumpf zielte, schlug er mit dem Schwanz zu und wenn ich auf den Schwanz zielte, kamen die Greifzangen von der anderen Seite. Wir konnten uns nur verteidigen, und auch das würden wir nicht sehr lange durchhalten.
Ich trat noch einen Schritt zur Seite und plötzlich war nichts mehr hinter mir. Ich hatte einen Spalt zwischen zwei der größten Findlinge erwischt, einen Spalt, an dem ich wahrscheinlich schon eine Million Mal vorbeigekommen war, aber ...
»Da rein«, sagte ich.
Annabeth schlug nach einem Skorpion, dann sah sie mich an, als ob sie an meinem Verstand zweifelte. »Da rein? Das ist zu eng.«
»Ich geb dir Deckung. Los!«
Sie duckte sich hinter mich und fing an, sich zwischen die zwei Findlinge zu quetschen. Dann wimmerte sie und packte meine Panzerriemen, und plötzlich plumpste ich ineinen Abgrund, der unmittelbar zuvor noch nicht dort gewesen war. Ich konnte über uns die Skorpione sehen, den lila Abendhimmel und die Bäume, und dann schloss sich die Öffnung wie eine Kameralinse und wir befanden uns in völliger Dunkelheit.
Unsere Atemzüge hallten vom Stein wider. Es war nass und kalt. Ich saß auf einem unebenen Boden, der aus Ziegeln zu bestehen schien.
Ich hob Springflut. Das schwache Glühen der Klinge warf gerade genug Licht, um Annabeths verängstigtes Gesicht und die bemooste Mauer auf unseren beiden Seiten zu erkennen.
»W-wo sind wir?«, fragte Annabeth.
»In Sicherheit vor den Skorpionen jedenfalls.« Ich versuchte, ruhig zu klingen, aber ich war kurz vor einer Panik. Der Spalt zwischen den Findlingen konnte nicht in eine Höhle geführt haben. Wenn es hier eine Höhle gäbe, dann hätte ich das gewusst, da war ich mir sicher. Es war so, als ob die Erde sich geöffnet und uns verschlungen hätte. Ich musste nur an den Riss im Speisepavillon denken, wo im vergangenen Sommer die Skelette verschwunden waren. Ich fragte mich, ob uns jetzt dasselbe passiert war.
Ich hob das Schwert, um uns voranzuleuchten.
»Das ist ein langer Raum«, murmelte ich.
Annabeth packte meinen Arm. »Das ist kein Raum. Das ist ein Gang.«
Sie hatte Recht. Die Dunkelheit vor uns fühlte sich ... leerer an. Es gab einen warmen Lufthauch, wie in U-Bahn-Tunneln, nur kam mir der hier älter vor, auf irgendeine Weise gefährlicher.
Ich ging los, aber Annabeth hielt mich zurück. »Keinen Schritt weiter «, sagte sie warnend. »Wir müssen den Ausgang finden.«
Sie klang jetzt total verängstigt.
»Ist schon gut«, sagte ich beruhigend. »Alles in Ordnung ...«
Ich schaute auf und erkannte, dass ich nicht sehen konnte, woher wir gekommen waren. Die Decke war aus solidem Stein. Der Gang schien sich in beiden Richtungen endlos dahinzuziehen.
Annabeths Hand stahl sich in meine. Unter anderen Umständen hätte mich das in Verlegenheit gestürzt, aber hier in der Dunkelheit war ich froh darüber, zu spüren, wo sie war. Das war so ungefähr das Einzige, was ich mit Sicherheit wusste.
»Zwei Schritte zurück«, sagte sie.
Wir traten gemeinsam zurück wie in einem Minenfeld.
»Na gut«, sagte sie. »Hilf mir, die Wände zu untersuchen.«
»Wozu denn?«
»Das Zeichen des Dädalus«, sagte sie, als ob das einen Sinn ergeben müsste.
»Okay. Was denn für ...«
»Hab's schon!«, sagte sie erleichtert. Sie legte die Hand an die Wand und drückte auf einen winzigen Spalt, der bläulich zu glühen anfing. Ein griechisches Symbol tauchte auf, .,das alte griechische Delta.
Die Decke öffnete sich und wir sahen den Nachthimmel mit blinkenden Sternen. Es war viel dunkler, als es um diese Zeit sein sollte. Metallene Leitersprossen tauchten an der Wand auf, sie führten nach oben und ich konnte unsere Namen hören.
»Percy! Annabeth!« Tysons Stimme war die lauteste, aber auch andere stimmten ein.
Ich sah Annabeth besorgt an. Dann fingen wir an zu klettern.
Wir umrundeten die Findlinge und liefen auf Clarisse und andere Campbewohner zu, die Fackeln in den Händen hielten.
»Wo habt ihr denn gesteckt?«, fragte Clarisse. »Wir suchen euch schon seit einer Ewigkeit.«
»Aber wir waren doch nur ein paar Minuten weg«, sagte ich. Chiron kam angetrabt, gefolgt von Tyson und Grover.
»Percy!«, sagte Tyson. »Alles in Ordnung?«
»Uns geht's gut«, sagte ich. »Wir sind in ein Loch gefallen.«
Die anderen sahen zuerst mich und dann Annabeth zweifelnd an.
»Echt!«, sagte ich. »Wir wurden von drei Skorpionen verfolgt, und deshalb sind wir abgehauen und haben uns zwischen den Steinen versteckt. Aber das hat nur eine Minute gedauert.«
»Ihr wart fast eine Stunde verschwunden«, sagte Chiron. »Der Wettkampf ist zu Ende.«
»Ja«, murmelte Grover. »Wir hätten gewonnen, aber dann hat sich ein Zyklop auf mich gesetzt.«
»War ein Unfall!«, widersprach Tyson und dann nieste er.
Clarisse trug den goldenen Lorbeer, aber sie protzte
nicht mit ihrem Sieg, was ihr gar nicht ähnlichsah. »Ein Loch?«, fragte sie misstrauisch.
Annabeth holte tief Atem. Sie schaute die anderenCampbewohner an. »Chiron ... vielleicht sollten wir im Hauptgebäude darüber reden.«
Clarisse schnappte nach Luft. »Ihr habt es gefunden?«
Annabeth biss sich in die Lippe. »Ich ... ja. Ja, das haben wir.«
Die anderen stellten alle möglichen Fragen und sahen ungefähr so verwirrt aus wie ich, aber Chiron hob die Hand und befahl Schweigen. »Heute Nacht ist nicht der richtige Zeitpunkt, und das hier ist nicht der richtige Ort.« Er starrte die Findlinge an, als ob er soeben erst erkannt hätte, wie gefährlich sie waren. »Allesamt zurück in die Hütten. Schlaft ein wenig. Ihr habt einen guten Wettkampf geliefert, aber die Sperrstunde ist längst vorüber.«
Es gab viel Gemurmel und Beschwerden, aber alle trotteten davon, tuschelten dabei untereinander und schauten mich misstrauisch an.
»Das erklärt vieles«, sagte Clarisse. »Es erklärt, was Luke sucht.«
»Moment mal«, sagte ich. »Wovon redet ihr eigentlich? Was haben wir gefunden?«
Annabeth drehte sich zu mir um und ihre Augen waren dunkel vor Sorge. »Einen Eingang ins Labyrinth. Eine Einfallstraße mitten ins Herz des Camps.«
Aus dem Englischen von Gabriele Haefs
© CARLSEN
Es war noch hell, als wir den Wald betraten, aber durch die Schatten der Bäume kam es mir vor wie Mitternacht. Außerdem war es kalt, obwohl Sommer war. Annabeth und ich fanden sofort Spuren - Fußstapfen von etwas, das sehr viele Beine hatte. Wir folgten diesen Spuren.
Wir sprangen über einen Bach und hörten in der Nähe einige Zweige knacken. Wir duckten uns hinter einen Findling, aber es waren nur die Stoll-Brüder, die fluchend durch den Wald stapften. Ihr Vater war zwar der Gott der Diebe, aber sie waren ungefähr so verstohlen wie Wasserbüffel.
Als die Stolls vorübergelaufen waren, gingen wir tiefer in den westlichen Wald, wo die Monster wilder waren. Wir standen auf einem Höhenkamm und sahen auf einen sumpfigen Tümpel, als Annabeth erstarrte. »Hier haben wir mit Suchen aufgehört.«
Ich brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, wovon sie redete. Im vergangenen Winter, als wir Nico di Angelo gesucht hatten, hatten wir an dieser Stelle die Hoffnung aufgegeben, ihn jemals zu finden. Grover, Annabeth und ich hatten auf diesen Felsen gestanden und ich hatte sie dazu überredet, Chiron die Wahrheit vorzuenthalten: dass Nico ein Sohn des Hades war. Damals war es mir richtig vorgekommen. Ich hatte seine Identität schützen wollen. Ich hatte der sein wollen, der ihn fand und wiedergutmachte, was Nicos Schwester widerfahren war. Jetzt, sechs Monate später, hatte ich ihn noch immer nicht gefunden. Und das hinterließ einen bitteren Geschmack in meinem Mund.
»Ich habe ihn heute Nacht gesehen.«
Annabeth runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
Ich erzählte ihr von der Iris-Nachricht. Danach starrte sie in die Schatten im Wald. »Er beschwört die Toten herauf? Das ist nicht gut.«
»Der Geist gibt ihm schlechte Ratschläge«, sagte ich. »Er hat ihm gesagt, dass er sich rächen soll.«
»Ja ... Geister sind niemals gute Berater. Sie haben ihre eigenen Beweggründe. Alten Groll. Und sie sind neidisch auf die Lebenden.«
»Er wird sich auf die Suche nach mir machen«, sagte ich. »Der Geist hat ein Labyrinth erwähnt.«
Sie nickte. »Damit ist die Sache entschieden. Wir müssen uns im Labyrinth umsehen.«
»Vielleicht«, sagte ich voller Unbehagen. »Aber wer hat die Iris- Nachricht geschickt? Wenn Nico nicht wusste, dass ich dort war ...« Im Wald zerbrach ein Zweig. Trockene Blätter raschelten. Etwas Großes bewegte sich zwischen den Bäumen, gleich unterhalb unseres Felsens.
»Das sind nicht die Stoll-Brüder«, flüsterte Annabeth. Wir zogen die Schwerter.
Wir erreichten Zeus' Faust, einen riesigen Haufen von Findlingen mitten im Westwald. Das war ein Treffpunkt, an dem sich die Campbewohner auf Jagdausflügen oft verabredeten, aber jetzt war niemand in der Nähe.
»Da drüben«, flüsterte Annabeth.
»Nein, warte«, sagte ich. »Hinter uns.«
Es war seltsam. Aus mehreren Richtungen schienen pfeifende Geräusche zu kommen. Wir umkreisten mit gezückten Schwertern die Findlinge, als dicht hinter uns jemand sagte: »Hallo.«
Wir fuhren herum und die Baumnymphe Wacholder stieß einen Jammerlaut aus.
»Runter damit«, verlangte sie. »Dryaden mögen keine scharfen Klingen, okay?«
»Wacholder«, Annabeth atmete auf. »Was machst du denn hier?«
»Ich lebe hier.«
Ich ließ mein Schwert sinken. »Zwischen den Findlingen?«
Sie zeigte auf den Rand der Lichtung. »Im Wacholder, Mensch.«
Das klang überzeugend und ich kam mir ziemlich blöd vor. Ich hatte nun schon seit Jahren mit Dryaden zu tun, aber ich hatte noch nie viel mit ihnen geredet. Ich wusste, dass sie sich nicht sehr weit von dem Baum entfernen konnten, der ihre Lebensquelle war. Aber viel mehr wusste ich nicht.
»Habt ihr einen Moment Zeit?«, fragte Wacholder.
»Na ja«, sagte ich. »Wir stecken gerade mitten in einem Spiel mit einer Bande von Monstern und wir versuchen, nicht zu sterben.«
»Klar haben wir Zeit«, sagte Annabeth. »Was ist los, Wacholder?«
Wacholder schniefte. Sie wischte sich die Augen mit ihrem Seidenärmel. »Es geht um Grover. Er wirkt so verzweifelt. Er sucht Pan jetzt schon das ganze Jahr. Und jedes Mal, wenn er zurückkommt, ist es schlimmer. Ich dachte zuerst, dass er vielleicht einen anderen Baum hat.«
»Nein«, sagte Annabeth, als Wacholder in Tränen ausbrach. »Ich bin sicher, dass das nicht stimmt.«
»Er war einmal in einen Blaubeerstrauch verknallt«, sagte Wacholder verzweifelt.
»Wacholder«, sagte Annabeth. »Grover würde einen anderen Baum nicht einmal ansehen. Er macht sich nur solche Sorgen wegen seiner Sucherzulassung.«
»Er kann nicht unter die Erde gehen«, rief Wacholder. »Das dürft ihr nicht zulassen!«
Annabeth schien sich gar nicht wohl in ihrer Haut zu fühlen. »Vielleicht ist das der einzige Weg, wie wir ihm helfen können. Wenn wir nur wüssten, wo wir anfangen sollen.«
»Ach.« Wacholder wischte sich eine grüne Träne von der Wange. »Was das angeht ...«
Abermals war aus dem Wald ein Rascheln zu hören, und Wacholder rief: »Versteckt euch!«
Noch ehe ich fragen konnte, warum, löste sie sich mit einem Puff in grünen Nebel auf.
Annabeth und ich fuhren herum. Aus dem Wald kam ein glitzerndes bernsteinfarbenes Insekt, drei Meter lang, mit gezackten Greifzangen, einem gepanzerten Schwanz und einem Stachel so lang wie mein Schwert: ein Skorpion. Auf seinen Rücken war ein rotes Seidenpaket gebunden.
»Einer von uns muss hinter ihn«, sagte Annabeth, als das Ding auf uns zugeklirrt kam. »Und ihm den Schwanz abschneiden, während der andere ihn vorne ablenkt.«
»Alles klar«, sagte ich. »Ich komme von vorn. Du hast die Tarnkappe.« Sie nickte. Wir hatten schon so oft zusammen gekämpft, dass wir unsere Tricks und Kniffe kannten. Wir konnten das hier leicht schaffen. Aber dann tauchten die beiden anderen Skorpione aus dem Wald auf.
»Drei?«, fragte Annabeth. »Das ist unmöglich. Im ganzen Wald sind Leute, und die Hälfte der Monster hat es auf uns abgesehen?«
Ich schluckte. Mit einem konnten wir fertigwerden. Mit etwas Glück auch mit zweien. Aber drei? Wohl kaum.
Die Skorpione kamen auf uns zu und schwenkten ihre gepanzerten Schwänze, als ob sie uns sofort umbringen wollten. Annabeth und ich pressten unsere Rücken gegen den nächstgelegenen Findling.
»Klettern?«, fragte ich.
»Keine Zeit«, sagte sie.
Sie hatte Recht. Die Skorpione umzingelten uns schon. Sie waren so nahe, dass ich sehen konnte, wie ihre widerlichen Mäuler schäumten, in der Vorfreude auf eine schöne saftige Mahlzeit aus Halbgöttern.
»Vorsicht!« Annabeth wehrte mit flacher Klinge einen Stachel ab. Ich stieß mit Springflut zu, aber der Skorpion sprang außer Reichweite. Wir bewegten uns seitwärts am Findling entlang, aber die Skorpione folgten uns. Ich schlug nach einem anderen, aber es half nichts: Wenn ich auf den Rumpf zielte, schlug er mit dem Schwanz zu und wenn ich auf den Schwanz zielte, kamen die Greifzangen von der anderen Seite. Wir konnten uns nur verteidigen, und auch das würden wir nicht sehr lange durchhalten.
Ich trat noch einen Schritt zur Seite und plötzlich war nichts mehr hinter mir. Ich hatte einen Spalt zwischen zwei der größten Findlinge erwischt, einen Spalt, an dem ich wahrscheinlich schon eine Million Mal vorbeigekommen war, aber ...
»Da rein«, sagte ich.
Annabeth schlug nach einem Skorpion, dann sah sie mich an, als ob sie an meinem Verstand zweifelte. »Da rein? Das ist zu eng.«
»Ich geb dir Deckung. Los!«
Sie duckte sich hinter mich und fing an, sich zwischen die zwei Findlinge zu quetschen. Dann wimmerte sie und packte meine Panzerriemen, und plötzlich plumpste ich ineinen Abgrund, der unmittelbar zuvor noch nicht dort gewesen war. Ich konnte über uns die Skorpione sehen, den lila Abendhimmel und die Bäume, und dann schloss sich die Öffnung wie eine Kameralinse und wir befanden uns in völliger Dunkelheit.
Unsere Atemzüge hallten vom Stein wider. Es war nass und kalt. Ich saß auf einem unebenen Boden, der aus Ziegeln zu bestehen schien.
Ich hob Springflut. Das schwache Glühen der Klinge warf gerade genug Licht, um Annabeths verängstigtes Gesicht und die bemooste Mauer auf unseren beiden Seiten zu erkennen.
»W-wo sind wir?«, fragte Annabeth.
»In Sicherheit vor den Skorpionen jedenfalls.« Ich versuchte, ruhig zu klingen, aber ich war kurz vor einer Panik. Der Spalt zwischen den Findlingen konnte nicht in eine Höhle geführt haben. Wenn es hier eine Höhle gäbe, dann hätte ich das gewusst, da war ich mir sicher. Es war so, als ob die Erde sich geöffnet und uns verschlungen hätte. Ich musste nur an den Riss im Speisepavillon denken, wo im vergangenen Sommer die Skelette verschwunden waren. Ich fragte mich, ob uns jetzt dasselbe passiert war.
Ich hob das Schwert, um uns voranzuleuchten.
»Das ist ein langer Raum«, murmelte ich.
Annabeth packte meinen Arm. »Das ist kein Raum. Das ist ein Gang.«
Sie hatte Recht. Die Dunkelheit vor uns fühlte sich ... leerer an. Es gab einen warmen Lufthauch, wie in U-Bahn-Tunneln, nur kam mir der hier älter vor, auf irgendeine Weise gefährlicher.
Ich ging los, aber Annabeth hielt mich zurück. »Keinen Schritt weiter «, sagte sie warnend. »Wir müssen den Ausgang finden.«
Sie klang jetzt total verängstigt.
»Ist schon gut«, sagte ich beruhigend. »Alles in Ordnung ...«
Ich schaute auf und erkannte, dass ich nicht sehen konnte, woher wir gekommen waren. Die Decke war aus solidem Stein. Der Gang schien sich in beiden Richtungen endlos dahinzuziehen.
Annabeths Hand stahl sich in meine. Unter anderen Umständen hätte mich das in Verlegenheit gestürzt, aber hier in der Dunkelheit war ich froh darüber, zu spüren, wo sie war. Das war so ungefähr das Einzige, was ich mit Sicherheit wusste.
»Zwei Schritte zurück«, sagte sie.
Wir traten gemeinsam zurück wie in einem Minenfeld.
»Na gut«, sagte sie. »Hilf mir, die Wände zu untersuchen.«
»Wozu denn?«
»Das Zeichen des Dädalus«, sagte sie, als ob das einen Sinn ergeben müsste.
»Okay. Was denn für ...«
»Hab's schon!«, sagte sie erleichtert. Sie legte die Hand an die Wand und drückte auf einen winzigen Spalt, der bläulich zu glühen anfing. Ein griechisches Symbol tauchte auf, .,das alte griechische Delta.
Die Decke öffnete sich und wir sahen den Nachthimmel mit blinkenden Sternen. Es war viel dunkler, als es um diese Zeit sein sollte. Metallene Leitersprossen tauchten an der Wand auf, sie führten nach oben und ich konnte unsere Namen hören.
»Percy! Annabeth!« Tysons Stimme war die lauteste, aber auch andere stimmten ein.
Ich sah Annabeth besorgt an. Dann fingen wir an zu klettern.
Wir umrundeten die Findlinge und liefen auf Clarisse und andere Campbewohner zu, die Fackeln in den Händen hielten.
»Wo habt ihr denn gesteckt?«, fragte Clarisse. »Wir suchen euch schon seit einer Ewigkeit.«
»Aber wir waren doch nur ein paar Minuten weg«, sagte ich. Chiron kam angetrabt, gefolgt von Tyson und Grover.
»Percy!«, sagte Tyson. »Alles in Ordnung?«
»Uns geht's gut«, sagte ich. »Wir sind in ein Loch gefallen.«
Die anderen sahen zuerst mich und dann Annabeth zweifelnd an.
»Echt!«, sagte ich. »Wir wurden von drei Skorpionen verfolgt, und deshalb sind wir abgehauen und haben uns zwischen den Steinen versteckt. Aber das hat nur eine Minute gedauert.«
»Ihr wart fast eine Stunde verschwunden«, sagte Chiron. »Der Wettkampf ist zu Ende.«
»Ja«, murmelte Grover. »Wir hätten gewonnen, aber dann hat sich ein Zyklop auf mich gesetzt.«
»War ein Unfall!«, widersprach Tyson und dann nieste er.
Clarisse trug den goldenen Lorbeer, aber sie protzte
nicht mit ihrem Sieg, was ihr gar nicht ähnlichsah. »Ein Loch?«, fragte sie misstrauisch.
Annabeth holte tief Atem. Sie schaute die anderenCampbewohner an. »Chiron ... vielleicht sollten wir im Hauptgebäude darüber reden.«
Clarisse schnappte nach Luft. »Ihr habt es gefunden?«
Annabeth biss sich in die Lippe. »Ich ... ja. Ja, das haben wir.«
Die anderen stellten alle möglichen Fragen und sahen ungefähr so verwirrt aus wie ich, aber Chiron hob die Hand und befahl Schweigen. »Heute Nacht ist nicht der richtige Zeitpunkt, und das hier ist nicht der richtige Ort.« Er starrte die Findlinge an, als ob er soeben erst erkannt hätte, wie gefährlich sie waren. »Allesamt zurück in die Hütten. Schlaft ein wenig. Ihr habt einen guten Wettkampf geliefert, aber die Sperrstunde ist längst vorüber.«
Es gab viel Gemurmel und Beschwerden, aber alle trotteten davon, tuschelten dabei untereinander und schauten mich misstrauisch an.
»Das erklärt vieles«, sagte Clarisse. »Es erklärt, was Luke sucht.«
»Moment mal«, sagte ich. »Wovon redet ihr eigentlich? Was haben wir gefunden?«
Annabeth drehte sich zu mir um und ihre Augen waren dunkel vor Sorge. »Einen Eingang ins Labyrinth. Eine Einfallstraße mitten ins Herz des Camps.«
Aus dem Englischen von Gabriele Haefs
© CARLSEN
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Autoren-Porträt von Rick Riordan
Rick Riordan war viele Jahre lang Lehrer für Englisch und Geschichte. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen in Boston und widmet sich inzwischen ausschließlich dem Schreiben. Seine Percy-Jackson-Serie hat den Buchmarkt im Sturm erobert und ist in 40 Ländern erschienen. Auch seine nachfolgenden Serien, »Die Kane-Chroniken«, »Helden des Olymp«, »Percy Jackson erzählt«, »Magnus Chase« und »Die Abenteuer des Apollo«, schafften auf Anhieb den Sprung auf die internationalen Bestsellerlisten.Haefs, GabrieleGabriele Haefs wurde in Wachtendonk am Niederrhein geboren. Sie studierte Skandinavistik, promovierte im Fach Volkskunde und übersetzt unter anderem aus dem Englischen, dem Norwegischen, dem Dänischen und Schwedischen. Für ihre Übersetzungen hat sie zahlreiche Preise erhalten, darunter den Deutschen Jugendliteraturpreis, den Willy-Brandt-Preis und den Hamburger Literaturförderpreis. 2008 erhielt sie den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für das Gesamtwerk. Gabriele Haefs lebt in Hamburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Rick Riordan
- Altersempfehlung: 12 - 18 Jahre
- 2012, 26. Aufl., 429 Seiten, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung:Haefs, Gabriele
- Übersetzer: Gabriele Haefs
- Verlag: Carlsen
- ISBN-10: 3551311560
- ISBN-13: 9783551311566
Kommentare zu "Die Schlacht um das Labyrinth / Percy Jackson Bd.4"
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