Die sieben Königreiche Band 2: Die Flammende
Fire, das Mädchen mit den feuerroten Haaren, hat eine Gabe: Sie kann in die Gedanken andere Menschen eindringen. Nur die von Prinz Brigan bleiben ihr verschlossen. Um Fire spinnt sich ein Netz aus Intrigen, dem sie sich schon bald nicht mehr entziehen...
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Produktinformationen zu „Die sieben Königreiche Band 2: Die Flammende “
Fire, das Mädchen mit den feuerroten Haaren, hat eine Gabe: Sie kann in die Gedanken andere Menschen eindringen. Nur die von Prinz Brigan bleiben ihr verschlossen. Um Fire spinnt sich ein Netz aus Intrigen, dem sie sich schon bald nicht mehr entziehen kann. Und auch nicht der Faszination des Prinzen.
Klappentext zu „Die sieben Königreiche Band 2: Die Flammende “
Wer das Mädchen mit den Haaren wie Feuer einmal gesehen hat, wird sie nie wieder vergessen: Fire übt eine unwiderstehliche Macht auf alle Lebewesen in ihrer Nähe aus. Zudem kann sie in die Gedanken anderer Menschen eindringen - nur nicht in die von Prinz Brigan. Wer ist dieser unnahbare Feldherr, und welche Rolle spielt er im Kampf um den Thron? Fire kann sich dem Netz aus Verschwörungen, das sich um sie herum entspinnt, nicht entziehen. Ebenso wenig wie dem Mann, der so widerstreitende Gefühle in ihr hervorruft ...
Lese-Probe zu „Die sieben Königreiche Band 2: Die Flammende “
Die Flammende von Kristin Cashore(Aus dem Englischen von Katharina Diestelmeier)
DELLIANISCHE KLAGE
Als ich nicht hinsah, erlosch dein Feuer
Zurück blieb nur Asche, die zu Staub zerfällt
Welch Verlust eines Wunders, wie du es warst
In meinem lodernden Feuer bewahre ich deine Empörung und meine
In meinem lodernden Feuer bewahre ich deinen Schmerz und meinen Über den schändlichen Verlust eines Lebens
... mehr
Fire war ausgesprochen gut darin, nicht über eine Sache nachzudenken, wenn sie sich das vorgenommen hatte, weil die Sache zum Beispiel schmerzlich war oder einfach nur vollkommen dumm. Sie stieß diese Sache herum, machte sie nieder und packte sie weg.
Wo sein eigener Bruder in sie verliebt war und sie Cansrels Tochter? Daran war nicht zu denken.
Woran sie allerdings dachte, dringlicher jetzt, war die Frage nach ihrem Zweck an diesem Hof. Denn wenn Brigans nächste Aufgabe ihn nach Norden führte, hatte er sicher vor, sie wieder zu Hause abzuliefern. Und sie war noch nicht bereit zu gehen.
Sie war zwischen Brocker und Cansrel aufgewachsen und sie war nicht naiv. Sie hatte die Stadtteile mit den verlassenen Gebäuden gesehen und den Geruch nach Dreck wahrgenommen; sie verstand den Anblick und das Gefühl von Stadtbewohnern, die hungrig waren oder drogenabhängig. Sie verstand, was es hieß, dass Brigan sogar mit einer Armee, die aus vier großen Abteilungen bestand, Plünderer nicht davon abhalten konnte, eine Stadt von einer Klippe zu stoßen. Und das waren nur die kleinen Dinge, einfache Wachaufgaben. Es würde Krieg geben, und wenn Mydogg und Gentian diese Stadt und dieses Königreich mit ihren Streitkräften überrannten, wenn einer von ihnen sich zum König erklärte, wie viel tiefer würde das diejenigen stoßen, die sich jetzt schon am unteren Ende der Leiter befanden?
Fire konnte sich nicht vorstellen abzureisen, den ganzen Weg zurück zu ihrem Steinhaus zu reiten, wo die Nachrichten langsam eintrafen und die einzige Abwechslung in ihrer Routine der vereinzelte Eindringling mit leerem Bewusstsein war, dessen Bedeutung niemand verstand. Wie konnte sie sich weigern zu helfen, wenn hier so viel auf dem Spiel stand? Wie konnte sie einfach gehen?
"Sie verschwenden etwas, das Sie haben", hatte Clara ihr einmal beinahe vorwurfsvoll gesagt. "Etwas, von dem wir Übrigen nur träumen können. Verschwendung ist etwas Sträfliches."
Fire hatte nicht geantwortet. Aber sie hatte verstanden, was Clara gesagt hatte, vielleicht besser, als dieser bewusst gewesen war.
Während sie in jener Nacht auf dem Dach mit sich kämpfte, tauchte Brigan neben ihr auf und lehnte sich ans Geländer. Fire holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und betrachtete den Schein der Fackeln in der Stadt, im Versuch, ihn nicht anzusehen oder sich über seine Gesellschaft zu freuen.
"Ich habe gehört, Sie seien verrückt nach Pferden", sagte sie leichthin. Er lächelte. "Es hat sich etwas ergeben und ich muss morgen Abend abreisen, den Fluss entlang Richtung Westen. Ich komme schon zwei Tage später wieder zurück, aber Hanna verzeiht mir das nicht. Ich bin in Ungnade gefallen."
Fire erinnerte sich an ihre eigenen Erfahrungen mit fünf. "Ich nehme an, sie vermisst Sie schrecklich, wenn Sie weg sind."
"Ja", sagte er, "und ich bin immer weg. Ich wünschte, es wäre anders. Aber ich wollte nach Ihnen sehen, bevor ich abreise, Lady. Ich werde bald nordwärts reisen, diesmal ohne die Armee. Es würde schneller gehen und sicherer sein, falls Sie nach Hause zurückkehren möchten." Fire schloss die Augen. "Vermutlich sollte ich Ja sagen."
Er zögerte. "Soll ich mich lieber um eine andere Begleitung für Sie kümmern?"
"Meine Güte, nein", sagte sie, "das ist es nicht. Es ist nur so, dass alle ihre Geschwister in mich drängen, hier am Hof zu bleiben und meine Geisteskraft zu nutzen, um ihnen bei ihrer Spionagetätigkeit zu helfen. Sogar Prinz Garan, der noch nicht entschieden hat, ob er mir überhaupt vertraut."
"Ah", sagte er verstehend. "Garan vertraut niemandem, wissen Sie. Das ist sein Charakter und sein Beruf. Macht er Ihnen das Leben schwer?"
"Nein. Er ist ziemlich nett. Alle hier, wirklich. Es ist hier nicht schwerer für mich als sonstwo. Nur anders."
Er dachte einen Augenblick darüber nach. "Nun. Sie dürfen sich von ihnen nicht unter Druck setzen lassen; sie sehen nur ihre Seite der Medaille. Sie sind dermaßen in die Angelegenheiten des Königreichs verstrickt, dass sie sich eine andere Art zu leben gar nicht vorstellen können."
Fire fragte sich, welche andere Art zu leben Brigan sich vorstellte; von was für einem Leben er träumte, ob er nicht in dieses hier hineingeboren war. Sie sprach vorsichtig. "Glauben Sie, ich sollte hierbleiben und tun, um was sie mich bitten?"
"Lady, ich kann Ihnen nicht sagen, was Sie tun sollen. Sie müssen tun, was Sie für richtig halten."
Sie nahm etwas Defensives in seinem Tonfall wahr, aber sie war sich nicht sicher, wen von ihnen er verteidigte. Sie hakte nach: "Und haben Sie eine Meinung dazu, was das Richtige wäre?"
Er war nervös und sah weg. "Ich will Sie nicht beeinflussen. Wenn Sie blieben, würde ich mich schrecklich freuen. Ihre Hilfe wäre von unschätzbarem Wert für uns. Aber mir täte auch leid, was wir da von Ihnen verlangen, aufrichtig leid."
Es war ein unüblicher Ausbruch - unüblich, weil Brigan nicht die Art Mensch war,
der normalerweise Ausbrüche hatte, und unüblich, weil es wahrscheinlich keinem sonst einfallen würde, dass es ihm leidtäte. Ohne genau zu wissen, was sie tun sollte, umklammerte Fire fest ihren Bogen und sagte: "Das Bewusstsein von jemandem zu übernehmen und zu verändern ist eine Grenzüberschreitung. Gewaltanwendung. Kann ich so etwas tun, ohne meine Macht zu missbrauchen?
Woher weiß ich, ob ich nicht zu weit gehe? Ich bin so vieler schrecklicher Dinge fähig."
Brigan dachte einen Moment darüber nach und sah dabei aufmerksam seine Hände an. Er zupfte am Rand seines Verbands. "Ich kann Sie gut verstehen", sagte er leise. "Ich weiß, was es heißt, schrecklicher Dinge fähig zu sein. Ich bilde fünfundzwanzigtausend Soldaten für ein Blutbad aus. Und ich habe Dinge getan, von denen ich wünschte, ich hätte sie nie tun müssen. Auch in der Zukunft werde ich solche Dinge tun." Er warf ihr einen Blick zu, dann sah er wieder auf seine Hände. "Das ist zweifellos anmaßend, Lady. Aber wenn Sie wollen, verspreche ich, dass ich Ihnen sagen werde, wenn ich je das Gefühl hätte, Sie würden Ihre Macht missbrauchen. Und unabhängig davon, ob Sie dieses Versprechen annehmen wollen, würde ich Sie gerne bitten, dasselbe für mich zu tun."
Fire schluckte. Sie konnte kaum glauben, dass er ihr so viel anvertraute. Sie flüsterte: "Es ist mir eine große Ehre. Ich nehme Ihr Versprechen an und gebe Ihnen meins dafür."
Die Lichter in den Häusern der Stadt erloschen nach und nach. Und ein Teil der Strategie, Gedanken über etwas zu vermeiden, war es, keine Gelegenheiten zuzulassen, in denen sich dieses Etwas in ihre Gefühle schlich.
"Danke für die Geige", sagte sie. "Ich spiele täglich darauf."
Damit verließ sie ihn und ging zusammen mit ihrer Wache zurück in ihre Zimmer.
Am nächsten Morgen im großen Saal verstand sie endlich, was zu tun war.
Die Wände dieses riesigen Raumes bestanden aus Spiegeln. Als sie hindurchging, sah sich Fire, einer plötzlichen Eingebung folgend, an.
Sie hielt die Luft an und sah weiter hin, bis sie den ersten ungläubigen Moment, der sie verunsicherte, überwunden hatte. Sie verschränkte die Arme, stellte sich breitbeinig hin und schaute und schaute. Ihr fiel etwas ein, was sie aufgebracht hatte. Sie hatte Clara gesagt, dass sie die Absicht habe, nie Kinder zu bekommen, und Clara hatte ihr von einem Medikament erzählt, von dem es ihr sehr schlecht gehen würde, aber nur zwei oder drei Tage lang.
Nach ihrer Genesung würde sie sich nie wieder Sorgen machen müssen, dass sie schwanger werden könnte, egal, wie viele Männer sie mit in ihr Bett nahm. Das Medikament würde sie für immer unfruchtbar machen. Eine von König Arns und Lady Ellas nützlichsten Entdeckungen.
Was Fire so wütend machte, war der Gedanke an eine solche Medizin, daran, sich Gewalt anzutun, damit sie nicht so etwas wie sich selbst hervorbrachte. Und was war der Zweck dieser Augen, dieses unglaublichen Gesichts, der Weichheit und der Kurven ihres Körpers, der Kraft ihres Bewusstseins? Was sollte das alles, wenn keiner der Männer, die sie begehrten, ihr Babys schenken würde, und es ihr nichts weiter einbrachte als Kummer? Was war der Zweck einer Monsterlady?
Es kam als Flüstern heraus. "Wozu bin ich da?"
"Wie bitte, Lady?", fragte Musa.
Fire schüttelte den Kopf. "Nichts." Sie trat einen Schritt näher und wickelte den Schal von ihrem Kopf. Ihre Haare fielen glänzend herab. Einer ihrer Wachmänner keuchte.
Sie war genauso schön wie Cansrel. Sie war ihm wirklich sehr ähnlich. Hinter ihr betrat plötzlich Brigan den großen Saal und blieb stehen.
Ihre Blicke begegneten sich im Spiegel und sie sahen sich an. Es war eindeutig, dass er mitten in einem Gedanken oder Gespräch gewesen war, das ihr Erscheinen abrupt unterbrochen hatte.
Es war so ungewöhnlich, dass er ihrem Blick standhielt. All das Gefühl, das sie mit Gewalt versucht hatte wegzuschieben, drohte zurückzusickern.
Und dann holte Garan, der mit scharfem Ton sprach, Brigan ein. Hinter Garan tauchte Nashs Stimme und dann Nash selbst auf, er sah sie und blieb wie angewurzelt neben seinen Brüdern stehen. In Panik griff Fire nach ihrem Haar, um es hochzubinden, und wappnete sich gegen das törichte Verhalten, das der König diesmal an den Tag legen würde. Aber es war alles in Ordnung, sie waren in Sicherheit, da Nash angestrengt versuchte, sich zu verschließen.
"Seien Sie gegrüßt, Lady", sagte er mit beträchtlicher Mühe. Er legte seinen beiden Brüdern die Arme um die Schultern und ging mit ihnen aus dem Saal, aus ihrer Sichtweite.
Fire war beeindruckt und erleichtert. Sie stieß ihre Gefühle zurück in ihre Zelle.
Und dann, kurz bevor die Brüder verschwanden, sah sie aus den Augenwinkeln, wie etwas an Brigans Hüfte aufblitzte.
Es war das Heft seines Schwerts. Das Schwert des Oberbefehlshabers der königlichen Armee. Und auf einmal verstand Fire.
Brigan tat fürchterliche Dinge. Er erstach Männer in den Bergen mit dem Schwert. Er bildete Soldaten für den Krieg aus. Er hatte eine unglaubliche zerstörerische Macht, genau wie sein Vater - aber er nutzte diese Macht nicht genau wie sein Vater. In Wirklichkeit würde er sie am liebsten überhaupt nicht nutzen. Aber er hatte sich dafür entschieden, um andere Leute davon abzuhalten, ihre Macht auf noch schlimmere Art zu nutzen.
Seine Macht war seine Bürde. Er akzeptierte sie.
Und er war überhaupt nicht wie sein Vater. Genauso wenig wie Garan und Clara; und Nash eigentlich auch nicht. Nicht alle Söhne waren wie ihre Väter. Ein Sohn entschied, was für ein Mann er sein wollte.
Nicht alle Töchter waren wie ihre Väter. Eine Monstertochter entschied, was für ein Monster sie sein wollte.
Fire sah sich selbst ins Gesicht. Die schöne Vision verschwamm plötzlich hinter ihren Tränen. Sie blinzelte die Tränen weg. "Ich hatte Angst davor, Cansrel zu sein", sagte sie laut zu ihrem Spiegelbild, "aber ich bin nicht Cansrel."
Neben ihrem Ellbogen sagte Musa sanft: "Das hätte Ihnen jeder von uns sagen können, Lady."
Fire sah ihre oberste Wache an und lachte, weil sie nicht Cansrel war - sie war nur sie selbst. Sie musste in niemandes Fußstapfen treten; sie konnte ihren eigenen Weg gehen. Und dann hörte sie auf zu lachen, weil sie Angst vor dem Weg hatte, von dem sie plötzlich wusste, dass sie ihn gehen würde. Ich kann das nicht tun, dachte sie. Ich bin zu gefährlich. Ich mache die Dinge nur schlimmer.
Nein, entgegnete sie sich selbst. Ich vergesse es schon wieder. Ich bin nicht Cansrel; mit jedem Schritt auf diesem Weg schaffe ich mich selbst. Und vielleicht werde ich meine Macht immer entsetzlich finden und vielleicht kann ich nie das sein, was ich am liebsten
sein würde.
Aber ich kann hierbleiben und zu dem werden, was ich sein sollte. Verschwendung ist sträflich. Ich werde meine Macht nutzen, um rückgängig zu machen, was Cansrel getan hat. Ich werde sie nutzen, um für die Dells zu kämpfen.
© Carlsen
Fire war ausgesprochen gut darin, nicht über eine Sache nachzudenken, wenn sie sich das vorgenommen hatte, weil die Sache zum Beispiel schmerzlich war oder einfach nur vollkommen dumm. Sie stieß diese Sache herum, machte sie nieder und packte sie weg.
Wo sein eigener Bruder in sie verliebt war und sie Cansrels Tochter? Daran war nicht zu denken.
Woran sie allerdings dachte, dringlicher jetzt, war die Frage nach ihrem Zweck an diesem Hof. Denn wenn Brigans nächste Aufgabe ihn nach Norden führte, hatte er sicher vor, sie wieder zu Hause abzuliefern. Und sie war noch nicht bereit zu gehen.
Sie war zwischen Brocker und Cansrel aufgewachsen und sie war nicht naiv. Sie hatte die Stadtteile mit den verlassenen Gebäuden gesehen und den Geruch nach Dreck wahrgenommen; sie verstand den Anblick und das Gefühl von Stadtbewohnern, die hungrig waren oder drogenabhängig. Sie verstand, was es hieß, dass Brigan sogar mit einer Armee, die aus vier großen Abteilungen bestand, Plünderer nicht davon abhalten konnte, eine Stadt von einer Klippe zu stoßen. Und das waren nur die kleinen Dinge, einfache Wachaufgaben. Es würde Krieg geben, und wenn Mydogg und Gentian diese Stadt und dieses Königreich mit ihren Streitkräften überrannten, wenn einer von ihnen sich zum König erklärte, wie viel tiefer würde das diejenigen stoßen, die sich jetzt schon am unteren Ende der Leiter befanden?
Fire konnte sich nicht vorstellen abzureisen, den ganzen Weg zurück zu ihrem Steinhaus zu reiten, wo die Nachrichten langsam eintrafen und die einzige Abwechslung in ihrer Routine der vereinzelte Eindringling mit leerem Bewusstsein war, dessen Bedeutung niemand verstand. Wie konnte sie sich weigern zu helfen, wenn hier so viel auf dem Spiel stand? Wie konnte sie einfach gehen?
"Sie verschwenden etwas, das Sie haben", hatte Clara ihr einmal beinahe vorwurfsvoll gesagt. "Etwas, von dem wir Übrigen nur träumen können. Verschwendung ist etwas Sträfliches."
Fire hatte nicht geantwortet. Aber sie hatte verstanden, was Clara gesagt hatte, vielleicht besser, als dieser bewusst gewesen war.
Während sie in jener Nacht auf dem Dach mit sich kämpfte, tauchte Brigan neben ihr auf und lehnte sich ans Geländer. Fire holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und betrachtete den Schein der Fackeln in der Stadt, im Versuch, ihn nicht anzusehen oder sich über seine Gesellschaft zu freuen.
"Ich habe gehört, Sie seien verrückt nach Pferden", sagte sie leichthin. Er lächelte. "Es hat sich etwas ergeben und ich muss morgen Abend abreisen, den Fluss entlang Richtung Westen. Ich komme schon zwei Tage später wieder zurück, aber Hanna verzeiht mir das nicht. Ich bin in Ungnade gefallen."
Fire erinnerte sich an ihre eigenen Erfahrungen mit fünf. "Ich nehme an, sie vermisst Sie schrecklich, wenn Sie weg sind."
"Ja", sagte er, "und ich bin immer weg. Ich wünschte, es wäre anders. Aber ich wollte nach Ihnen sehen, bevor ich abreise, Lady. Ich werde bald nordwärts reisen, diesmal ohne die Armee. Es würde schneller gehen und sicherer sein, falls Sie nach Hause zurückkehren möchten." Fire schloss die Augen. "Vermutlich sollte ich Ja sagen."
Er zögerte. "Soll ich mich lieber um eine andere Begleitung für Sie kümmern?"
"Meine Güte, nein", sagte sie, "das ist es nicht. Es ist nur so, dass alle ihre Geschwister in mich drängen, hier am Hof zu bleiben und meine Geisteskraft zu nutzen, um ihnen bei ihrer Spionagetätigkeit zu helfen. Sogar Prinz Garan, der noch nicht entschieden hat, ob er mir überhaupt vertraut."
"Ah", sagte er verstehend. "Garan vertraut niemandem, wissen Sie. Das ist sein Charakter und sein Beruf. Macht er Ihnen das Leben schwer?"
"Nein. Er ist ziemlich nett. Alle hier, wirklich. Es ist hier nicht schwerer für mich als sonstwo. Nur anders."
Er dachte einen Augenblick darüber nach. "Nun. Sie dürfen sich von ihnen nicht unter Druck setzen lassen; sie sehen nur ihre Seite der Medaille. Sie sind dermaßen in die Angelegenheiten des Königreichs verstrickt, dass sie sich eine andere Art zu leben gar nicht vorstellen können."
Fire fragte sich, welche andere Art zu leben Brigan sich vorstellte; von was für einem Leben er träumte, ob er nicht in dieses hier hineingeboren war. Sie sprach vorsichtig. "Glauben Sie, ich sollte hierbleiben und tun, um was sie mich bitten?"
"Lady, ich kann Ihnen nicht sagen, was Sie tun sollen. Sie müssen tun, was Sie für richtig halten."
Sie nahm etwas Defensives in seinem Tonfall wahr, aber sie war sich nicht sicher, wen von ihnen er verteidigte. Sie hakte nach: "Und haben Sie eine Meinung dazu, was das Richtige wäre?"
Er war nervös und sah weg. "Ich will Sie nicht beeinflussen. Wenn Sie blieben, würde ich mich schrecklich freuen. Ihre Hilfe wäre von unschätzbarem Wert für uns. Aber mir täte auch leid, was wir da von Ihnen verlangen, aufrichtig leid."
Es war ein unüblicher Ausbruch - unüblich, weil Brigan nicht die Art Mensch war,
der normalerweise Ausbrüche hatte, und unüblich, weil es wahrscheinlich keinem sonst einfallen würde, dass es ihm leidtäte. Ohne genau zu wissen, was sie tun sollte, umklammerte Fire fest ihren Bogen und sagte: "Das Bewusstsein von jemandem zu übernehmen und zu verändern ist eine Grenzüberschreitung. Gewaltanwendung. Kann ich so etwas tun, ohne meine Macht zu missbrauchen?
Woher weiß ich, ob ich nicht zu weit gehe? Ich bin so vieler schrecklicher Dinge fähig."
Brigan dachte einen Moment darüber nach und sah dabei aufmerksam seine Hände an. Er zupfte am Rand seines Verbands. "Ich kann Sie gut verstehen", sagte er leise. "Ich weiß, was es heißt, schrecklicher Dinge fähig zu sein. Ich bilde fünfundzwanzigtausend Soldaten für ein Blutbad aus. Und ich habe Dinge getan, von denen ich wünschte, ich hätte sie nie tun müssen. Auch in der Zukunft werde ich solche Dinge tun." Er warf ihr einen Blick zu, dann sah er wieder auf seine Hände. "Das ist zweifellos anmaßend, Lady. Aber wenn Sie wollen, verspreche ich, dass ich Ihnen sagen werde, wenn ich je das Gefühl hätte, Sie würden Ihre Macht missbrauchen. Und unabhängig davon, ob Sie dieses Versprechen annehmen wollen, würde ich Sie gerne bitten, dasselbe für mich zu tun."
Fire schluckte. Sie konnte kaum glauben, dass er ihr so viel anvertraute. Sie flüsterte: "Es ist mir eine große Ehre. Ich nehme Ihr Versprechen an und gebe Ihnen meins dafür."
Die Lichter in den Häusern der Stadt erloschen nach und nach. Und ein Teil der Strategie, Gedanken über etwas zu vermeiden, war es, keine Gelegenheiten zuzulassen, in denen sich dieses Etwas in ihre Gefühle schlich.
"Danke für die Geige", sagte sie. "Ich spiele täglich darauf."
Damit verließ sie ihn und ging zusammen mit ihrer Wache zurück in ihre Zimmer.
Am nächsten Morgen im großen Saal verstand sie endlich, was zu tun war.
Die Wände dieses riesigen Raumes bestanden aus Spiegeln. Als sie hindurchging, sah sich Fire, einer plötzlichen Eingebung folgend, an.
Sie hielt die Luft an und sah weiter hin, bis sie den ersten ungläubigen Moment, der sie verunsicherte, überwunden hatte. Sie verschränkte die Arme, stellte sich breitbeinig hin und schaute und schaute. Ihr fiel etwas ein, was sie aufgebracht hatte. Sie hatte Clara gesagt, dass sie die Absicht habe, nie Kinder zu bekommen, und Clara hatte ihr von einem Medikament erzählt, von dem es ihr sehr schlecht gehen würde, aber nur zwei oder drei Tage lang.
Nach ihrer Genesung würde sie sich nie wieder Sorgen machen müssen, dass sie schwanger werden könnte, egal, wie viele Männer sie mit in ihr Bett nahm. Das Medikament würde sie für immer unfruchtbar machen. Eine von König Arns und Lady Ellas nützlichsten Entdeckungen.
Was Fire so wütend machte, war der Gedanke an eine solche Medizin, daran, sich Gewalt anzutun, damit sie nicht so etwas wie sich selbst hervorbrachte. Und was war der Zweck dieser Augen, dieses unglaublichen Gesichts, der Weichheit und der Kurven ihres Körpers, der Kraft ihres Bewusstseins? Was sollte das alles, wenn keiner der Männer, die sie begehrten, ihr Babys schenken würde, und es ihr nichts weiter einbrachte als Kummer? Was war der Zweck einer Monsterlady?
Es kam als Flüstern heraus. "Wozu bin ich da?"
"Wie bitte, Lady?", fragte Musa.
Fire schüttelte den Kopf. "Nichts." Sie trat einen Schritt näher und wickelte den Schal von ihrem Kopf. Ihre Haare fielen glänzend herab. Einer ihrer Wachmänner keuchte.
Sie war genauso schön wie Cansrel. Sie war ihm wirklich sehr ähnlich. Hinter ihr betrat plötzlich Brigan den großen Saal und blieb stehen.
Ihre Blicke begegneten sich im Spiegel und sie sahen sich an. Es war eindeutig, dass er mitten in einem Gedanken oder Gespräch gewesen war, das ihr Erscheinen abrupt unterbrochen hatte.
Es war so ungewöhnlich, dass er ihrem Blick standhielt. All das Gefühl, das sie mit Gewalt versucht hatte wegzuschieben, drohte zurückzusickern.
Und dann holte Garan, der mit scharfem Ton sprach, Brigan ein. Hinter Garan tauchte Nashs Stimme und dann Nash selbst auf, er sah sie und blieb wie angewurzelt neben seinen Brüdern stehen. In Panik griff Fire nach ihrem Haar, um es hochzubinden, und wappnete sich gegen das törichte Verhalten, das der König diesmal an den Tag legen würde. Aber es war alles in Ordnung, sie waren in Sicherheit, da Nash angestrengt versuchte, sich zu verschließen.
"Seien Sie gegrüßt, Lady", sagte er mit beträchtlicher Mühe. Er legte seinen beiden Brüdern die Arme um die Schultern und ging mit ihnen aus dem Saal, aus ihrer Sichtweite.
Fire war beeindruckt und erleichtert. Sie stieß ihre Gefühle zurück in ihre Zelle.
Und dann, kurz bevor die Brüder verschwanden, sah sie aus den Augenwinkeln, wie etwas an Brigans Hüfte aufblitzte.
Es war das Heft seines Schwerts. Das Schwert des Oberbefehlshabers der königlichen Armee. Und auf einmal verstand Fire.
Brigan tat fürchterliche Dinge. Er erstach Männer in den Bergen mit dem Schwert. Er bildete Soldaten für den Krieg aus. Er hatte eine unglaubliche zerstörerische Macht, genau wie sein Vater - aber er nutzte diese Macht nicht genau wie sein Vater. In Wirklichkeit würde er sie am liebsten überhaupt nicht nutzen. Aber er hatte sich dafür entschieden, um andere Leute davon abzuhalten, ihre Macht auf noch schlimmere Art zu nutzen.
Seine Macht war seine Bürde. Er akzeptierte sie.
Und er war überhaupt nicht wie sein Vater. Genauso wenig wie Garan und Clara; und Nash eigentlich auch nicht. Nicht alle Söhne waren wie ihre Väter. Ein Sohn entschied, was für ein Mann er sein wollte.
Nicht alle Töchter waren wie ihre Väter. Eine Monstertochter entschied, was für ein Monster sie sein wollte.
Fire sah sich selbst ins Gesicht. Die schöne Vision verschwamm plötzlich hinter ihren Tränen. Sie blinzelte die Tränen weg. "Ich hatte Angst davor, Cansrel zu sein", sagte sie laut zu ihrem Spiegelbild, "aber ich bin nicht Cansrel."
Neben ihrem Ellbogen sagte Musa sanft: "Das hätte Ihnen jeder von uns sagen können, Lady."
Fire sah ihre oberste Wache an und lachte, weil sie nicht Cansrel war - sie war nur sie selbst. Sie musste in niemandes Fußstapfen treten; sie konnte ihren eigenen Weg gehen. Und dann hörte sie auf zu lachen, weil sie Angst vor dem Weg hatte, von dem sie plötzlich wusste, dass sie ihn gehen würde. Ich kann das nicht tun, dachte sie. Ich bin zu gefährlich. Ich mache die Dinge nur schlimmer.
Nein, entgegnete sie sich selbst. Ich vergesse es schon wieder. Ich bin nicht Cansrel; mit jedem Schritt auf diesem Weg schaffe ich mich selbst. Und vielleicht werde ich meine Macht immer entsetzlich finden und vielleicht kann ich nie das sein, was ich am liebsten
sein würde.
Aber ich kann hierbleiben und zu dem werden, was ich sein sollte. Verschwendung ist sträflich. Ich werde meine Macht nutzen, um rückgängig zu machen, was Cansrel getan hat. Ich werde sie nutzen, um für die Dells zu kämpfen.
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Autoren-Porträt von Kristin Cashore
Kristin Cashore wuchs als zweite von vier Schwestern in einem kleinen Ort in Pennsylvania auf. Sie studierte am Center for the Study of Children's Literature in Boston und hat in vielen Berufen gearbeitet, unter anderem als Packerin in einer Bonbonfabrik sowie als Lektorin und Texterin. Kristin Cashore lebt und schreibt in Boston.
Bibliographische Angaben
- Autor: Kristin Cashore
- Altersempfehlung: 14 - 17 Jahre
- 2011, 512 Seiten, Maße: 15,7 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Diestelmeier, Katharina
- Übersetzer: Katharina Diestelmeier
- Verlag: Carlsen
- ISBN-10: 3551582114
- ISBN-13: 9783551582119
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